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Ernst Toigt,
Ysengrimiis.
Tse ngrimus.
Herausgegeben und erklärt
von
Ernst Voigt.
Halle a. S.,
Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses.
18 8 4.
..^^^^
Vorrede.
JIjs war in den Weihnachtsferien 1874, als ich nach
Abschluss meiner Ecbasis diejenige Arbeit begann, deren
erstes Ergebniss in den Kleineren lat. Denkmälern vorliegt,
deren letzte Frucht in dem Ysengrimus hiermit der Öffent-
lichkeit übergeben wird.
Ich bin mir während der langjährigen, mit nneinge-
schränkter ffingabe, mit opferfreudiger Zähigkeit geführten
Untersuchung dessen bewusst gewesen, dass ich nicht, wie
in meinen früheren Editionen, ein Schüler- Exerciti um cor-
rigiere oder einzelne Brocken von der reichbesetzten Tafel
der Thierschwankpoesie aufsammele, sondern dass ich das
umfassende, planmässig angelegte, geistreich und kunstvoll
durchgeführte Werk eines der grössten Dichter des MA.
bearbeite, ein Werk, das ebenso vielseitige und eindrin-
gende Erforschimg zur Pflicht mache wie der Kenntniss-
nahme und des GenuSfees der weitesten Kreise werth sei.
In diesem Sinne ist mein Bemühen darauf gerichtet gewesen,
den Ysengrimus nach allen Richtungen hin zu ergründen
und die Ergebnisse dieser Studien den breiten Schichten
aller latein kundigen Freunde der Litteratur und der Wissen-
schaft zu übermitteln.
Ausser den im Innern des Buches selbst genannten
freundlichen Helfern danke ich für Beschaffung und Über-
lassung von Quellschriften imd Hilfsmitteln: dem Königl.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-
Angelegenheiten , den Königl. Bibliotheken von Berlin und
Göttingen und Sr. Erlaucht dem Herrn Grafen von Schön-
IV Vorrede.
born- Wiesen theid zu Wiesen theid. Ebenso ftihle ich mich
Herrn Archidiaconus D. Hermann Eönsch zu Lobenstein und
dem der Wissenschaft zu früh entrissenen Dr. Gustav Löwe
zu Göttingen für ihre lexicalische, Herrn Dr. Georg Pfeffer
zu Hamburg für seine naturwissenschaftliche, Herrn Stadt-
schulinspector Dr. Eduard Krähe zu Berlin für seine theo-
logische Unterstützung, Herrn Dr. Walther Brachmann zu
Dresden für gefällige Mittheilung seiner Arbeit über den
Tseng, abbreuiatus, Herrn Custos Dr. Joh. Müller zu Berlin
für seine unermüdliche Liebenswürdigkeit und nie ver-
sagende Hilfsbereitschaft und Herrn Prof. Dr. Friedrich Seiler
zu Eisenberg für die freundschaftliche Theilnahme bei der
Ausarbeitung und für die mühevolle Mitwirkung beim Druck
des Werkes zu wärmstem Danke verpflichtet.
Berlin N., am 15. März 1884.
Dr. Ernst Voigt,
Professor am Friedrichs -Gymnasium.
Einleitung.
Voigt, Tsengrünns. ft
I. Besehrelbimg der Handselirlften.
A* Die ältere H. der Universitätsbibliothek zu Lüttich, aus
der ersten Hälfte des Xm. Jh., früher Eigenthum der Abtei S. Trond
bei Maastricht, wie eine dem XVL Jh. angehörige Notiz auf fol. 2*
Jiber monry Sti Trudonis. B. 8.' bezeugt. Sie enthält in Id. 8°
13 durch Custoden bezeichnete Lagen von je 4 Doppelblättem und
zum Schluss 6 Einzelblätter, von denen das erste und zweite ver-
bunden sind, sodass f. 106 vor f. 105 eingeheftet ist, im Ganzen also
llOfoll. von dickem, schmutzig -gelbem Pergament, und hat, auf f. 1^
beginnend, in der Begel 30 Zeilen auf der Seite, hie und da auch
etwas mehr; sie schliesst sich somit an ihre Yorlage, welche je
34 Verse (zu I 415) auf der Seite hatte, ziemlich genau an. Die Ini-
tialen sind hinausgerückt, die Gruppeneingänge durch 1* und etwas
grössere Anfangsbuchstaben, Sprüche durch das Nota -Zeichen hervor-
gehoben, dunkle Stellen durch ein Häkchen am Bande (/>) bezeichnet,
der Beginn der Bücher durch Einrückung mehrerer Zeilen, Angabe
der Buchnummer und hohe, meist roth, zum Theil auch blau imd
grün gemalte Mjyuskeln markiert, nur bei Buch VI und VII vermisst
man den Rubricator. Der Text ist von drei Händen geschrieben; die
erste, A*, schrieb (mit der eilfzeiligen Unterbrechung auf foL 81') von
f. P— 86» gegen Ende (1 1 —V 808, 820—1116), dann f. 93»» bis zum
Schluss (VI 225— Vn 708), wie A» mit ziemlich schwarzer Tinte;
die zweite, A*, schon an ihrer braunen Tinte kenntiich, schrieb f. 81* auf
Rasur V 809—819, dann f. 86' unten bis f. 87^ zu Ende (V 1117—1216),
BcUiesslich f. 89'— 93' unten (V 1277- VI 224); die dritte, A», schrieb
fol. 88 (V 1217 — 1276). A» und A» darf man wegen ihrer eckigen,
^brochenen Buchstaben und des seitonen Gebrauchs von ^ als deutsche
Hände einer verhältnissmässig jüngeren Schreibschule bezeichnen,
während die überaus häufige Verwendung des ^ und die durchgängig
nmderen, volleren," zierlicheren Formen von A* uns die Vorstellung
eines bejalirteren Franzosen nahe legen. Die Niederschrift ist dann
zum Theil nach einer anderen Recension (x*, s. u.), im "Wesentlichen
aber nach der Vorlage, aus der auch einige Glossen herübergenommen
sind, mit seltener Sorgfalt revidiert, sowohl nach Umfang als Wort-
laut: das Fehlerhafte wurde ausradiert, das Richtige von zwei Händen,
nämlich von A' in I imd n, von A*, einer durch ihre geraden, län-
a*
IV I. Beschreibung der Handsohriften.
geren und dünneren Buchstaben abstechenden Hand, in m — VII ein-
gesetzt. Im XIV. Jh. hat eine fünfte Hand (A'^) einige, zum Theil
ausführlichere Glossen, an fünf Stellen (1 1, m 58, V 235, VI 337, 355)
mit dem regelmässigen Zusatz ,aliu8 liber^ Varianten einer anderen
Handschrift (y^ s. u.) nachgetragen und nach dieser auch einige
Rasuren (V 837), Besserungen ff 192, 880 ff., HI 187, vgl. VI 141)
und Ergänzungen (Vn 364) vorgenommen. Der Codex ist in unserem
Jh. in dunkelblaues Leder mit geprcsstem Deckel gebunden und trägt
auf dem Rücken in Goldschrift den Titel .Beinliardus Vulpes sec. XIH\
Mone fand ihn im Sommer 1829, benutzte ihn in Löwen und Heidel-
berg ("Wendeler, Briefwechsel p. 142) und Hess mir eine nicht uner-
hebliche Nachlese.
B. Die H. der Nationalbibliothek zu Paris n. 8494, früher
n. 6669*, vorher dem Stephan Baluze gehörig (= cod. Baluz. 862, als
ffithmi Jacöbi MerlantV in Bibl. Baluz. HI 128 bezeichnet), als
weitere Besitzer nennen sich auf den beiden Vorsetzblättem Johann
Duhamel und J, B. Hautin, der das Gedicht Jiber isengrinV betitelte.
Die H. ist saec. XIV, von dünnem Pergament, in 12°, guterhalten (nur
die letzte Seite der VII. Lage und das Schlussblatt haben etwas durch
Nässe gelitten), umfasst 10 Lagen von je 6 Doppelblättem mit Custoden
und Reclamanten, und zum Schluss 7 eingeleimte Einzelblätter, also
127 foli. und hat gewöhnlich 25 — 26 Zeilen auf der Seite. Das Ganze
ist von einer gleichmässigen französischen Hand ohne Vorrückung der
Initialen mit zahlreichen Abkürzungen nachlässig geschrieben, aber
im Einzelnen vielfach durch Auspunctierung des Irrigen berichtigt;
sehr häufig sind Fehler im Trennen, bez. Verbinden der Worte. Der
Text ist mit Paragraphzeichen auf dem linken und Notazeichen auf
dem rechten Rande reich besetzt, beides gemäss der Vorlage, was für
die letzteren durch die Reclamante ynota Qai pubem' IV 173, für die
ersteren durch die Gewohnheit des Schreibers bezeugt wird, durch
einen Punct die Stelle zu bezeichnen, wohin der Rubricator sein
(blau oder roth gemaltes) f setzen sollte und mit geringen Ausnahmen
auch gesetzt hat. Nebenhände sind 2 vorhanden: B^ saec. XIV,
welche die Copie mit einigen lateinischen und einer französischen
Glosse (I 357, 366 zu retorta und iropheum ,la hart callice") versah
und nach der Vorlage zu bessern begann, aber beides schon bei 11 116
aufgab; die Tinte ist anfangs schlecht, jetzt fast ganz verblasst, von
I 267 an schwärzer und leicht sichtbar; und B^, eine der Neuzeit
angehörige Hand, die selbständig einigemal naheliegende Emendationen
mit Bleistift vornahm bez. bewundernde Ausrufe beischrieb, beides
nur in I und m. Es ist rother Lederband, gold verziert, mit dem
königlichen Wappen auf beiden Deckeln und im 1., 3., 4., 5. Felde
I. Beschreibung der Handschriften.
des Rückens, im 2. steht der aus Baluzes Catalog entnommene Titel
,RYTHMI lACOBI MERLAN: Die Handschrift ist von Jacob
Grimm, wie er selbst auf dem Yorblatt seiner im Ms. Berol. Grimm,
n. 17 noch vorhandenen Copie angibt, im April und Mai 1814, genauer
in wenig über 3 Wochen vom c. 25/4 bis c. 16/5 (Briefwechsel zwischen
Jacob und Wilhelm Grimm, von H. Grimm und G. Hinrichs p. 305,
307, 311, 325 f.) in Paris abgeschrieben. — Das Bild, welches man
bisher von B hat, ist recht ungenau; nämlich 1. die Copie Grimms
ist wegen ungewöhnlicher paläographischer TJntenntniss und Flüchtig-
keit von sehr geringem Werthe, 2. aus ihr nahm Mone -^ keineswegs
erst gegen Ende des Gedichts, wie er p. 303 versichert, sondern schon
von Anfang an — nur eine Auswahl von Varianten in seine Noten
auf, 3. Grimm hat seine Gollation nachträglich mit einer schwärzeren
Tinte durchcorrigiert; solche Conjecturen nahm Mone oft als Lesarten
in den critischen Apparat auf, setzte sie sogar in den Text, erst im
letzten Buche merkt er dieses Yerhältniss und bekundet ein paar Mal
durch den Zusatz ,ex coniectura J.Crrimmius' den richtigen Einblick.
C. Die H. der burgundischen Bibliothek zu Brüssel, früher
cod. 787, jetzt n. 2838, nach Mones Erkundigung vordem Eigenthum
der Jesuiten zu Antwerpen (bezieht sich darauf die fol. 1' oben
stehende Signatur ,N. 1^'?)^ in 4*», membr., nach dem Inventaire im
letzten Drittel des XIII., nach Bethmanns (Pertz Archiv VIU 491)
richtigerem Urtheil im ersten Drittel des XIV. Jh. von einer hübschen
niederländischen Hand flüchtig geschrieben und mangelhaft interpun-
giert. Sie bestand ursprünglich aus 15 vollständigen Quaternionen,
von denen jetzt 1, 2, 8, 12 fehlen, in 15 die letzten 3 Blätter aus-
geschnitten sind, 13 ist zwischen 10 und 11 eingeheftet; vorhanden
sind soniit noch Lage 3 (jetzt I, 432 Verse, I 858a — n 219), 4 (jetzt
n, 430 Verse, n 220—647), 5 (jetzt HI, 426 Verse, H 648 — HI 383),
6 (jetzt IV, 450 Verse, m 384—831), 7 (jetzt V, 445 Verse, HI 832
- IV 78), 9 (jetzt VT, 446 Verse, IV 576-1041), 10 (jetzt VH,
436 Verse, IV 1042 — V 492), 11 (jetzt IX, 448 Verse, V 493-930),
13 (jetzt Vni, 450 Verse, VI 69 — 518), 14 (jetzt X, 455 Verse,
VI 519 — Vn 423), 15 (jetzt XI, 271 Verse, VH 424—694), im Ganzen
85 Blätter. Mones Annahme (Anz. IV 456) ,die Verstümmelung der
H. war vielleicht absichtlich, denn das Werk war der Geistlichkeit
nicht angenehm' ist unhaltbar; dieses Motiv hätte die Vernichtung
fast des ganzen Gedichtes zur Folge gehabt, so zahme Partieen, wie
sie auf der ersten Lage geboten werden, uns gerade gerettet; ich
denke lieber an die kecke Hand des Liebhabers, der aus loser HüUe
leicht die ihm zusagenden Lagen heraushob. Der Seitenumfang schwankt
zwischen 25 — 30 Zeilen, meist indessen stehen 27 oder 28 Verse; die
VI I. Beschieiboiig der Handschriften.
Initialen sind vorgerückt, die Custoden fehlen, die Reclamanten werden
erst am Kopfe, dann am Fusse der Lage, dann falsch, (am Ende von
10 stehen die Eingangsworte zu 12) angegeben, zuletzt fehlen sie, zum
Theil in Folge von Ausradierung ; durch 1", Beischrift des Sprechenden,
JResp., auctor (oft actor) wird das Verständniss vielfach unterstützt;
die Rubricierung ist vollständig unterblieben. Zwei dem weiteren
Verlaufe des XIV. Jh. angehörige Nebenhände treten deutlich hervor:
in 7 (V) hat C* mit tiefsohwarzer Tinte zu III 853, IV 1, 33 orien-
tierende Zusätze und ausserdem m 836, 846, 857, 866, IV 9, 30 mit
ud Varianten beigeschrieben; später hat C mit gelber Tinte die Capitel-
und meist auch die Buchnummem, sowie in 7, 9, 10, 11, also im 4.
und 5. Buche eine Reihe lateinischer, zum Theil auch mit teutonice
eingeführter mnl. Glossen hinzugefügt, im 5. Buche auch einige Stellen
berichtigt. Der Einband ist neu, Pappschale mit rothem Leder-
rücken. Die H. ist aufgefunden und zuerst collationiert von Mone
Anz. IV 456 ff.
D. Die H. der Gräflich Schönbomschen Bibl. zu Pommers-
felden n. 2671, membr., 4«», sie besteht aus 3 ursprünglich selbstän-
digen Bänden, nämlich 1. dem SeduUus, saec. XII, fol. 1^ — 52*» mit
gleichzeitigen lat. und ahd. (Haupts Zs. V 209 ff.) Glossen, dem ein
Cisio ianiM saec. XTTT auf fol. 1* vorgesetzt ist, 2. dem Ysengrinus
aus der ersten Hälfte des XIV. Jh., Bethmann (Serap. VI p. 33 und
Archiv IX 539) will ihn noch ins XIII. Jh. setzen, 3. einer von einer
Hand des ausgehenden XIV. Jh. geschriebenen, vielfach glossierten Samm-
lung von Schulautoren*): a. Disticha Catonis, fol. 1—6**, b. Theoduli
Eologa, fol. 6*» — 12*, c. Esopus (d. i. der sog. Anonymus Neveleti)
fol. 12»>—29*», d. Auianus uetus, fol. 29*— 41^ e. Pindarus Thebanus,
fol. 41* — 51*, unvollständig, nur bis zu Vers 578 der V^emsdorfschen
Ausgabe. Unser Gedicht, auf fol. 1 — 127*, besteht aus 10 Lagen von
je 6 Doppelblättern und 8 einzelnen Bl., von denen das letzte, f. 128,
auf der Vorderseite leer geblieben, auf der Rückseite von D* und
später noch einmal im XV. Jh. mit Denkversen beschrieben ist; darauf
folgen weitere 7 Einzelblätter, fol. 129—135, von dünnerem und brei-
terem Pergament, auf denen D^ aus der Vorlage das zweispaltig ange-
legte, meist lat. oder nml. (teutonice, flaminge, proprie), zum Theil
auch romanisch (130* ,eohe • aylay8e\ 131» ,larua • semdars uel fause
uisage', 133* ,trutina • halantse', 133* jZelotipus * jaloers') erklärende
Glossar fol. 129—133, dann fol. 134 f. 1. eine prosaische Inhaltsangabe
der 24 Fabeln, 2. die Notiz ,Notandum est quod exigente tempore
1) Btlhren die Titol aus den Handschriften selbst her, so sind sie gesperrt
gedruckt.
I. Boschreibung: der Htuidschrifton. VII
parum super hunc Ubrum stud^am, occurrenmt tnichi quedam tarn
inattdita et inusitata que etiam pre defectu scientie et ingenü paruitaie
ad intettectum sue significaiionia inducere non potui. Que quidem in
tiünUam prqßU miehi plaeuit scripsi hie sequentemf preponendo cuüibet
dictioni numerum in quo folio michi occurrebat. Et ?ioc scriptum per
algorismum\ 3. ein kurzes poetisches Argumentom mederschrieb. Der
Buchbinder heftete f. 122 vor 121 ein. Die Zeilenzahl der Seite
schwankt meist zwischen 25 und 26, die Initialen sind vorgerückt,
Beclamanten fehlen, die Gustoden sind vollzählig vorhanden, und zwar
auf dem ersten Blatt jeder Lage, der Band ist vom Schreiber selbst
am Kopf der Vorderseite des Blattes foliiert, während der Bubricator
auf der rechten Ecke derselben die Fabelnummer und am Kopf der
Bückseite die Zahl des Buches angab; fol. 128 — 135 sind von neuerer
Hand mit 1 — 8 foliiert; Bandzusätze, wie *{, Nota, Eesp., Autor, der
Name der zum Wort gelangenden Person u. ähnl. begegnen mit grosser
Regelmässigkeit, zum Theil von den Nebenhänden. Der Text selbst
ist grösstentheils von einer, nicht ganz gleichmässigen , im Allgemeinen
aber recht gefälligen niederländischen Hand entworfen; eine zweite,
ausgeschriebenere, aber auch eckigere und steifere trat an 4 Stellen
ablösend ein: f. 66*— 69» (IV 442 — 597), f. 71» (TV 676-701), f. 116»
zum Theü (VU 98—112) und f. 124»— 126* (VH 503—632). Beich-
haltige Zusätze zum Text haben wir von 4 Händen saec. XIV, es sind
D', der Haupttextschreiber selbst, der f. 1—3 lat. Glossen und mit
Vorsetzung von ueZ, uel sie oder aut Lesarten einer andern Handschrift
hinzufügte, die spärlichen Varianten, die er weiterhin mit uel angibt,
tragen mehr einen corrigierenden als variierenden Character; D', der
Bubricator; D', an gelber Tinte und dicken, groben Zügen voll häss-
ücher Schnörkel leicht kenntlich, hat, was D^ begonnen, f. 4—62 —
mit verschwindenden Ausnahmen diesseits und jenseits dieser Grenzen
— fortgesetzt, also vorzugsweise im I. — IH. Buche, und sowohl lat.
Erklärungen und Glossen, wie mit idem, cUiter infra idem est, uel,
uel aliter, uel sie, aliter, vereinzelt (H 326, ED 444) auch ohne der-
artigen Zusatz Variationen beigeschiieben, ja hie und da auch solche
in den Text hineincorrigiert; D*, eine zierliche Cursivhand, welche
die Thätigkeit von D^ D', D' in Buch 1 — 3 überall ergänzte, in
4—7 selbständig fortführte; D* lebte unter Eduard III von England
(1327 — 1377), den die Manderer unter Anführung des berühmten Genters
Artevelde in der Verfechtung seiner Erbansprüche gegen Philipp VI
von Frankreich unterstützten, denn f. 128* schreibt er
yBex sum regnorum hina ratione duorum:
Anglorum cerno me regem iure patemo,
Matris iure quidem Francorum rex uocor idem,'
VIII I. Beschreibnng der Handschriften.
Ausser Sentenzen ähnHclien Inhalts und einigen gereimten Schulregeln
hat B^ namentlich eine überaus grosse Anzahl von Variationen mit
uel, ud 8iCj uel melius , uel aliteTy theil weise auch ohne ausdrückliche
Bezeichnung in etwas grösserer Antiquaschrift, ebenso a^ch Interpre-
tationen, die einen andern Wortlaut voraussetzen (s. u.) zugesetzt,
erstere sogar nicht selten in den Text hineincorrigiert. Schliesslich
hat eine fünfte Nebenhand des XV. Jh. das Glossar um ein paar Wort-
erklärungen ohne Werth bereichert, z. B. ,5^ dumtaxat ' in quantum
uel sine preiudido (D*) uel solum' (D*). Es ist ein neuerer brauner
Lederband, auf den Deckeln das gräfliche Wappen, auf dem Rücken
steht , Sedidii Carmen et alia. M, S\ Am oberen Rande der Schluss-
seite hat eine Hand des XIV./XV. Jh. die Worte ^iste liber est iohannes
gallice' geschrieben. Der Sammelband w^ar bereits Ende des XIV. Jh.
in dieser Folge vereinigt, ist damals von Amplonius Ratingk de Berka
in den Rheinlanden gekauft, nach Erfurt gebracht und aus der Bibl.
Amploniana durch einen der Kurfürsten von Mainz aus Gräfüch-
Schönbomschem Hause, vielleicht Lothar Franz, im Anfang des
XVin. Jh.*) für die Pommersf eider Bibl. erworben worden; denn
unsere H. ist es, welche Amplonius in seinem eigenhändigen Catalog
als n. 26 der Rubrik Poetria so beschreibt:*)
26*n <r Item duo lihri Sedidii de
carmine paschali autentici
secundum canonem,
Ygengrvnus de ^atu principum
et sequentium curias
eorum cum tabula.
Distigium Cathonis.
Theodolus Eglogarum,
Esopus ""--.^^^^ de apologis
Auiawus ^^.^^^ rerum.
Homerus de hello seu
exddio troye.
£• Die jüngere H. der Universitätsbibl. zu Lüttich, 4", ein
im Anfange des XV. Jh. im Kloster der Kreuzbrüder zu Huy an der
Maas vereinigter Sammelband, wie die auf f. 1^ und 49^ des ersten
Werkes und auf dem Schlussblatt des Ganzen von einer Hand dieser
1) Vgl. H. Weissenbom , Amplonios und seine Stiftung, p. 28 f. üffenbach,
der die Amploniana 1709 besuchte nnd die wichtigsten Hss. beschrieb (Serap. XXVI
338—342), erwAhnt iinsem Cod. nicht. 2) Eine weniger genaue Abschrift schon
Serap. 1865 p. 353. Der Znsatz ,de statu' etc. darf nicht befk^mden; derartiges findet
sich bei Ampi, oft and zeigt, nach welcher Seite hin Um das Werk anzog.
I. Beschreibnug der HandBchriften. IX
Zeit, die auch f. P das Inhaltsverzeiclimss schrieb, notierte Inschrift
,Uber Conuentus fratrum aancte Crucis huyensis extra muros opidi
(die 3 letzten Worte fehlen 1*), leodiensis dyocesia' bezeugt. Sie enthält
3 Werke voi^ je einer Hand, jedes gesondert foüiert in neuerer Zeit:
a. Liber de consolaiume humane uite, 49 Blätter, b. unser Gedicht,
91 BL ') c. Commentum Thome de Aqmno super tres libros de anima
ÄrisMelis, 40 BL Der Yseng. ist zu Ende des XIV. Jh. mit Urkun-
den- oder Eanzleischrift auf kalkigem Pergament, dessen innere Seiten
weiss, die äussern schmutziggelb sind, ohne Yorriickung der Yers-
initialen fast ganz glossenlos, zu je 32 — 38 Zeilen auf der Seite
geschrieben, ebenso arm an Abkürzungen wie reich an irrigen Auf-
lösungen yieldeutiger Abbreviaturen; öfter Hess der Copist eine Zeile
leer, theils weil er den Vers nicht verstand, theils weil er da, wo
seine Vorlage mit interlinearen Parallelversen versehen war, eine Lücke
annahm; die Verse IV 610— 625 haben durch Nässe, die mehr die vor-
dere Hälfte der Zeilen schädigte, gelitten. Der Textschreiber selbst
hat dann das Ganze rubriciert, nämlich mit rother Tinte die Buch- \md
Capitelaufschiiften und Fabelargumente hinzugefügt, sowie die Para-
griqsh- und Notazeichen, deren Stelle er sich bei jenen durch einen,
bei diesen durch zwei Puncto (ein paar Mal durch o) gemerkt hatte,
meistentheüs beigesetzt, ebenso hat er, nachdem er schon während
der Einschrift sich hie und da selbst berichtigt, den Text später nach
Zurückgabe der Vorlage mit schwärzerer Tinte einer eigenmächtigen
Revision imterzogen; von einer andern Hand (des XV. Jh.) ist die
Lücke I 668 ausgefüllt — Es ist Lederband mit Holzdeckel. Die H.
ist von Hone aufgefunden und zuerst verglichen.
f. Die H. der Universitätsbibliothek zu Gient«), n. 267, velin,
kl.-4<>, 76 foU., sie enthält a. Epistole abbaUe S. Petri (Gandauensis),
f. 1 — 48**; eingeschoben ist b. ein grammatisches Gedicht, ine. ^Auceps
a capto pis suscipit in genüiuo', expl. ,(E)8t pecten plectrum pubes
ptsds mare rastrum^ f. 9* — 12*, und c. ein wollüstiger Liebesbrief,
,amasiu8 amasie 8ue' etc. f. 12»— 16"*; dann folgt (f. 48*» — 57*) d. Plane-
hi< dei genitricis edäus a Sancto Bernardo, e. Gebete an Christus,
f. 57' — öS**, f. Magister Petrus Blesensis de amicitia christiana, f. 59*
bis 69**, dann nach leerem Geschreibsel g. Prouerbia Ysengrimi,
f. 73* — 76', und h. In die pasche, eine kurze Osterbetrachtung; und
zwar sind b und f in der Mitte des Xül. Jh., d und e Ende des XIV. Jh.,
das Übrige auf der Scheide des Xm/XIV. Jh. von verschiedenen
Händen geschrieben, g von einer sonst in der Sammlung nicht vor-
1) 97 bei Hone ist Drackfehler.
2) Vgl. Catalogue de Gand par S. - Genois, unter n. 319, 940, 564.
X I. Beschreibung der Handschriften.
kommenden Hand. Die Prouerbia Ysengrimi sind zweispaltig — die
Spalte zu je 30 — 34 Zeilen — meist sehr sorgfältig in Wortlaut, Ortho-
graphie und Interpunction geschriehen, sie überliefern im Ganzen 416
Sprüche*) unseres Gedichtes in ursprünglicher Folge, ausserdem 8
fremde, nämlich 2 Hexameter,^) wegen ihres ähnlichen Inhalts hinter
V 494 eingeschaltet und sowohl durch Klammem — auf der rechten
Seite hat die Buchbinderscheere nur den oberen Theil derselben unbe-
schädigt gelassen — wie durch den Zusatz ^non sant' (sc. Ysengrimi)
als Eindringlinge gekennzeichnet, femer 6 Verse,") an den unteren
Blatträndem von f. 75'' imd 76*, insgesammt also 424 Verse von einer
und derselben Hand, denen eine jüngere noch zwei Beimsprüche^)
f. 76* hinzufügte. Gedmckt ist die Sammlung zuerst nach einer recht
mangelhaften Abschrift des Barons S.-Genois von J. F. Willems, Belg.
Museum IX, 1845, p. 227—242, dann etwas berichtigt von Snellaert
in WiUems' Reinaert», 1850, p. 393 — 404.
gr* Die H. der Stadtbibliothek zu Bouai, jetzt n. 371, n. 863
bei Guilmot, 461 bei Duthüloeul — Mones Nummer 470 ist falsch — ,
8<^, saec. Xm, membr., 105 foll., nach Mono aus der Abtei Anchin im
Hennegauschen stammend, während Dehaisnes ihre Herkunft als unbe-
kannt bezeichnet, von dem letzteren genauer beschrieben im Catalogue
des departements VI p. 201. Gegen die Mitte des Sammelbandes fol-
gen auf des Vitalis Blesensis Aulularia als fünftes Stück drei Blätter
— zwischen f. 1 und 2 ist ein Blatt ausgeschnitten, am Schluss fehlt
einB ganze Lage — mit der Überschrift ,alii uersus', 182, von I 17
bis V 4 reichende — weiterhin ist nur noch der vor HE 178 verstellte
Hexameter V 1189 erhalten — Sinnsprüche des Tsengrimus enthal-
tend; da der Schreiber alle Denkverse in Distichen geben wollte, so
verband er oft ungeschickt entfernte Verse, manche Sprüche sind
xmverständig gewählt, weil sie einen zu nahen Bezug auf die Hand-
lung haben, viele sind ausgelassen oder in der Beihenfolge verstellt.
Ist die Monesche Provenienznotiz richtig, so lässt sich allerdings, auch
1) lY 57— 59 sind in f von meinen beiden Voi^ängem jLbersehen.
2) Nam uirtuie ocdet uirtus, pieiate rekUa
EuigücU pietas, ui flatu flamma fouetur. {Ehtigigai : Euiügat cod.)
3) Dat itultus kumües rmmackits, dai braehia müßs,
Basia dant lene, que quasi uana tene.
Omne animi uüiwn ianic oonspectius in se (luuenal. VHI 140 f.)
Crimen kabeif quanto, qm peooat, maior fuibeivr.
QuiHbet est tanti, munera quanla facü. (Anon. Nev. II. 8. 12.)
Non omnes hoimnes oongruii esse pares, (vgl. Yseng. II 434.)
4) Verbula nocturna raro sunt facta diuma,
Verbula de sero oras sunt eontraria uero.
I. Besdireibang der Handschriften. XI
wegen k, mit iliin annehmen, dass sich in Anchin eine H. des Gedichts
befanden habe; wenn er aber das Motiv des Sammlers dahin bestimmt,
dass dieser die Sprache, gleichsam den Honig, aosgewi&hlt, die Erzäh-
lang aber, das Gift, zurückgelassen habe, so ist das nicht stichhaltig,
denn seit dem allmählichen Bückgang der mlat. Poesie im Verlaufe
des Xm. Jh. werden solche Blüthenlesen, die man Flores, Prouerbia,
MeduUa, Margarita u. ähnL betitelte, immer hfiofiger, auch aus gift-
freien Werken, z. B. Protterbia Alexandreidos saec. XUI im cod. Paris.
15047. Die H. ist gefunden und verglichen von Mone (Anz. lY 465f.); ')
mein erster Leihversuch Anfang 1878 scheiterte an der falschen Num-
mer, beim zweiten wurde mir (im Sommer 1879) erof&iet, dass , dieses
Ms. zu denjenigen Werken gehört, deren EnÜeihung in das Ausland
ausgeschlossen ist', im Mai 1881 bat ich den Bibliothekar von Douai,
Herrn Foucart, um eine neue Yergleichung der Moneschen CoUation
mit der H. und hatte die Freude, eine musterhaft sorgfältige Bevision
aus seiner liebenswürdigen Hand zu empfangen.
h. Die H. der Königlichen Bibl. zu Berlin'), ms. Diez. B.
Santen. 60 (abgeschrieben von Schlee im J. 1804—5 im cod. Diez. C.
4» n. 77), foL membr., von einer Hand des XIV. Jh., zweispaltig,
umfasst auf 77 foU. ein poetisches {Flores atictorum) und ein pro-
saisches {Flores phüosopThorum) Florileg; ersteres, bis f. 37», gibt seine
Quellen, deren nähere Bestimmung durch die regelmässige Hinzufugung
des Incipit erleichtert wird, so an: Socrates — Jeronimus ethicorum
in Theodolo — f^rouerhia ethicorum^ — p. Theodoli — Äuianus —
p. Claudumi*) — jp. Stctcidli — p. Pamphüi^) — p. Mcueimiani^) —
p» Homeri'^) — uersus Ficticü^) — p. Horrestis^) -— p. Gete^^) —
p. Albe comedi^^) — p, Ysopi^*) — de libro qui dicUur de pcUricida^^)
— de breui substantia hominum^*) — mag ist er Niuardus de
Ysengrino et Beinardo (f. 5% Sp. 1 f.) — p, de remedio amorts
1) statt n 1112 lies n 1102. jetzt m 1100. 2) Vgl. Bethmann im Archiv
Vin854 , Schneidowin im Martial I p. LXVn, R. Peiper in seiner Aolnlaiia p. XIV f.
S) Oato. 4) sc. maioris. Man nntorsohied im MA. Cktudianua fnaior (d. i. De
rapta Proaecpinae) und Cl. minor (d. s. die flbrigen Dichtungen), vgl. Eberh. Bethnn.
Laborintos m 19 f., 41 f.; ebenso trennt der Sammler Stadolus (die Achilleis) von
Staiku (die Thebais), Lucanua (die Pharsalia) nnd Ijucanus in Pisonem. 5) ed.
Goldast in Catal. Oaidii und Baadonin , Paris 1874. 6) Com. Galli elegiae VI bei
Goldast, Wemsdorf vol. m, etc. 7) Pindaros Theb. 8) ine. ,Siad dmilibus
waiis predosa paraiur'. 9) Orestis tragoedia ed. K. W. Müller, Mahly, Schenkl.
10) Yitalis Blesensis Carmen de Amphitraone et Jone, ed. A. Mai Anct. dass. ¥468 IT.,
Osann 1836, E. W. Müller Anal. Bemensia n, Wright Early mysteriös, vgl. Otto comm.
crit. in codd. Criss. p. 82 f. 11) Matthaei Yindoc. Aldae comoedia ed. da M6ril
Poteies uM, 1864 p. 425 ff. 12) Anon. Nev. 13) Hildeberti Mathemathicns,
bei Beaogendre col. 1296. 14) Hüdebert col. 1364.
■XjI I. Beschreibung der Handschriften.
— Ouidüis in ai-te amatoria — 0. epistoJarum — 0. in trisHbus —
de ponto — 0. sine titulo *) — 0. t« fastis — metamorphos. — 0. in
ybin — p. Tobie*) — noua poetria^) — in hucolicis — in georgicis
— in eneyde — Imcanus — Älex^mder*) libro primo — (p.) libri
secundi — (p.) Ubri tertii — in Stacio [Prudentiits in prohemio de
pugna] *) — Prudentius in proliemio de pugna uirtvium et uiciorum
— Claudianus contra Ruphinum — p. Marciälis — Petronitis —
Caius Välerius Flaccus in primo argonautico — Virgilitis in ciilice
de heatitudine pauperis uite — in ethna — Lucanus de laude Pisonis
— Calphirius^) in hucolicis — in luuenali — in Persio — Horatius
in poetria — in sertnonibus — in epistolis — Eocpliciunt flores auc-
torum. — Von unserem Gedicht werden die beiden ersten Distichen?
dann dem Verlaufe des Ys. entsprechend 104 Sinnsprüche (1 17, 153 f.,
171 f., 177 f., 195 f., 367 f., 376, 400—402, 914. II 23 f., 101^ 102,
643 f. m 271 f., 293—296, 300, 307 f., 566—570, 594 f., 707 f., 789f.,
837 f., 897, 983 f., 1041 f., 1104. IV 43—50, 108—110, 235—240,
262, 314, 340, 370, 389, 426, 439, 438, 459, 527 f., 660, 727 f., 833 f.,
853 f., 865 f. V 61, 73 f., 77, 81 f., 87 f., 143-146, 183, 403—405,
509) aufgeführt, der Excerpent drang hier, wie auch bei andern Dich-
tungen, nicht bis zum Ende des Werkes vor. Sinnstörende Schreib-
fehler zeigen, dass die H. nicht Original, sondern Abschrift einer
Blüthenlese ist, die übrigens nicht vor dem zweiten Jahrzehnt des
Xm Jh. entstanden sein kann.
i. Die H. der Königl. Bibliothek zu Berlin, cod. theol. fol.
381, pap. (durchgehendes Wasserzeichen: Lichtscheere mit Rosette am
Fuss), 199 folL, bis auf f. 146»*— 150» und die vom Jahre 1466 datierte
Seite 181* von einer Hand, doch wohl eines Erfurter Mönches, der
sich in den f. 198" oben stehenden, als Glosse zu Ouid. de pulice 2
gehörigen "Worten yffatum fati hie collocatur (?) pro forttina TP*
BestherV zu nennen scheint, Ende des J. 1467 und 1468 geschrieben,
von der Boineburgischen Bibliothek zu Erfurt der hiesigen K. Bibl.
1834 zum Tausch angeboten und angenommen (Wendeler Briefwechsel
p. 395), in Pertz Archiv VIII 843 f. kurz beschrieben. Von kleineren
Gedichten am Schluss (f. 197** — 199^) abgesehen, hat sie zwei Haupt-
bestandtheile : a. den Lacfantius 1. de diuinis institutionibu^, f. 1 — 121^,
2. de ira da, f. 122"— 133»>, 3. de opißcio dei, f. 133*»— 144^ — diese
1) So bezeichnete man im MA. die Amores. 2) von Matthaeos Yindoc,
od. Müldener 1855. 3) Qaufiredi de Vinosaluo, Scriptt. anglic. hist. n 247—429.
4) A. de Villa noua Doctrinale. 5) Das Eingeklammerte ist der irrig vorweggenom-
mene Titel des folgenden Excerptes, die Sprüche dieser Gruppe sind aas Statins Thebais
I 129 — V 48. 6) Calpumius.
I. Bescfarelbnng der Handscluiften. XIII
drei abgesclüossen 1468 feria tercia proodma post festum S. Urbaniy
also Dieiistag 26./1. — 4. L. errata per frcUrem Anionium Raudensem,
f. 145* — 148% 5. Carmen de resurrectione Christi {Scdue festa dies),
f. 148*'— 150»; (löO**— 157*» sind leer) — b. ein poetisches Morilegium
ohne Titel, f. 158»— 197% in welchem f. 181*- 189*» an falscher Stelle
stehn und vor 168» gehören, die urspr. Folge ist also diese: Flor es
Alani in Änticlaudiano.^) — Virgilii — pauperis Heinrici^) [dann,
f. 165, ist ein vom 24. Nov. 1467 datierter Brief des frater Valerius, Prior
des Angnstinerklosters zu Erfurt eingeschaltet, 166 und 167 sind leer,
nun folgt oder müsste folgen f. 181% den Schluss eines vollständigen
Henricus Septimellensis enthaltend, dann beginnt wieder das Florileg:]
— flores Isengrini, fol. 181** — 187** — Gamfredi^) — Auiani
^ieteris — Auiani naui*) — Mj^TimiAni (189** und 168') — Persii —
Anonymi^) — losephi Iscani^) — Stacii — luuencUis — Pamphili —
PcUponiste ') — Claudiani — Tibulli — Petronü — Prudencii — Mar-
Cialis coei — Lucani — Ouidü (f. 176»— 180% schliesst mit Ars U 123,
und 190'— 192% beginnt mit Ars II 124) — ümbricU^) — PlauH —
Riehardi^) — Aratoris — Gamfredi (de statu curie Romane) ^^) —
Policrati ") — Doligami. ^*) — Die Entstehung dieser Blüthenlese wird
demnach in die L Hälfte des XIY. Jh. zu setzen sein. Die Flores
Isengrini (nachlässig rubriciert, die Bandvorschrift bietet ysengrinus)
folgen so: m 77 f., 1 195 f., IV 859 f., 1 865, 17, 41 — 44, 153 f., 632 f.,
796—798, in 911, IV 167, V 919—922, IV 438 f., 459, 435, 843,
V 73 f., IV 697 f., I 100, VI 143 f., V 486— 496, m 339—342, V 87
bis 98, IV 833—836, V 1219, 1221, VI 294, V 75—86, I 563 f., 570,
539, 495—500, 217, 221, m 1031 f., 1041 f., 594 f., 468-470, 812,
n 477 f., 669, m 295, 566, 569 f., IV 45 f. — I 14, 20, 111% 325 f.,
340, 373% 453, 489 f., 557 f., 575 — 578, 610, 686, 695 f., 701—712,
715 f., 718, 954, 976, 987% 988, 990, 1049. H 27% 127, 167-170,
173 f., 196, 223, 258, 264, 270, 339**, 340% 360, 367% 394, 423^ 424,
1) Th. Wright, The Anglo- Latin Satir. Poets of the Xu cent. n 268 — 429.
2) bei Leyser p. 458 ff., femer Fabricii Bibl. 1858, nol. VI p. 665 ff. 3) Vgl. '
p. X Anm. 8. 4) ed. Emil Grosse, Königsberg, Programm des Friedrichs -
GoUegiiuns 1868. 5) ine. StulHcie nosiri est, disavetudo nouerea, expl. Mens bona,
non monaefnan nigra eucuüa facU. 6) Levser p. 772 ff. 7) von Bemardns
Geystensis, ed. Daum 1660, vgl. Germania XVm p. 290, Francke, Schalpoesie p. 75 ff.
8) ine. Non swnus iffUur (lies ergo) parea; melior, qui semftr et omni Noäe dieque potest
aUemtm stanere ttuUum. 9) Welcher? es ist theils Prosa, theils Poesie, ine. ÜUnam
aämderent Judd, uHnam aduerlerent pagam, atm quanta consden^ seeurütUe pro hac
parte ad dhnmnn wdiehtm pottrimus aeoedere, 10) od. Mabillon Anal. IV 535 ff.,
Matth. Flacins De cormpto ecclesiae statn p. 418 ff. 11) loa. Sarisberiensis Poly-
craticas, Bibl. Hax. Patnun XXDI, n. o. 12) Adolphos De firandibns mnliemm,
bei Leyser p. 2007 ff.
XIV I. Beschreibung der Handschriften.
441 f., 461—463, 481, 482% 493» (ohne mmsorem), 565»», 566, 583 f.,
591 (die 3 letzten Worte), 592, 644, 651 f. VI 314, 319, 329 — 332,
441 f., 455 (ohne pairue), 490, 493 f. VH 35, 51, 53—55, 240, 303 f.,
247 f., 250, 400, 403—405, 407, 448, 449% 450, 629 f. HI 15 — 20,
70, 82, 111, 296 f., 343—346, 561, 568, 883, 990, 1045, 1122, 1147 bis
1150. IV 94, 137 f., 145 f., 153—158, 160, 183 f., 228, 235 f., 262,
318, 369 f., 377, 415 f., 426, 514, 636, 725 f., 736, 810, 843, 861, 916,
941, 962, 975 f. V 15 f., 69, 71% 72, 103, 105. 192, 224, 355 f., 404,
478, 608, 678, 731 f., 836, 922, 949 f., 1178, 1185, 1230. VI 28, 80,
209 f., 226, 230. Vn 559—588, 601 f., 606, 631 — 634, 657 f., 687 f.,
205% 206. — 1 45, 213-216, 331 f., 403—406, 459 f., 478, 517-520,
543—546. IV 47— 60, 708, 866. V 566. VI 278. — I 40, 73, 86,
92, 104, 117 f., 171 f., 177 f., 201 f., 333 f., 367 f., 376, 376, i, 398, 400
bis 402, 432, 448, 449% 451, 486, 523 f., 537 f., 547 f., 579 f., 616 bis
618, 635 f., 681-684, 723 f., 813, 817—820, 824, 835 f., 839—843,
875, 882, 895, 914—918, 1025. H 23 f., 102, 110, 138, 245% 259, 283%
324—326, 381 f., 434, 516, 537% 538, 643 f . ÜI 1 f., 13 f., 84, 87 f.,
157 (die zwei letzten Worte), 158, 172, 178, 181 f., 187—196, 271 f.,
286 (ohne die Anrede), 300—304, 307 f., 419 f., 432, 599 f., 680, 789,
791 f., 837 f., 897 f., 905 f., 915 f., 918 (ohne gratia), 943f., 1100, 1104,
1156. IV 43 f., 62, 108 f., 122—124, 144, 173 f., 281, 358 f.^ 382,
389 f., 660, 665 — 672, 722, 727 f., 819 f., 841 f., 853 f., 951 f., 1009 f.
V 1 f., 107 f., 145 -148, 140, 183, 279 f., 335, 402, 412 (ohne erü),
465, 509 f., 519—522, 593 f., 626, 677, 770, 801-812, 837 f.,. 901, 933 f.,
942—948, 1017 f., 1043 f., 1101 f., 1142, 1189, 1211 f., 1267—1270,
1274, 1279 f. VI 54, 136, 187 f., 177, 297—300, 304 — 312, 333, 335,
337—341, 344—348, 342, 367 f., 431 f., 465 f., 537 f, VH 56, 176,
220, 235 f., 239, 244, 265 f., 308, 387—390, 397 f., 400, 418 (ohne
sueuerat), 459 f., 493, 500, 534, 537 f., 542 f., 545 f., 550—558, 607 f.,
679, 683 f. — Die Sammlung, "wie auch die Auslassung von I 569,
IV 143, V 104 lehrt, Abschrift, nicht Original der Anthologie, von
derselben Hand auch rubriciert und hie und da gebessert, enthält 738
oder, da drei (IE 644, IV 843, VII 400) doppelt vorkommen, genau
gerechnet 735 Verse unseres Werkes, durch horizontale kurze Striche
am Zeilenanfang, die dann und wann falsch gesetzt sind, gedanklich
von einander gesondert , und zerfallt ihrer Entstehung nach in 3 Grup-
pen: in der ersten stehen diejenigen Sprüche, die der Florist beim
Durchblättern des Gedichtes, bald diese bald jene Seite oder Lage auf-
schlagend, tumultuarisch auffieng, in der 2. und 3. die, welche er dem
Verlaufe des Werkes folgend geordnet aufzählt, nur dass er in der
mittleren die Bücher VI und vn zwischen 11 tmd m stellt und eine
Nachlese anschliesst. Sie ist gefunden von M. Haupt im Herbst 1834
n. VflrioatDiM d«r Handscbriftni. XY
und von E. Dichmazm für J. Grimm abgeschrieben (Wendeler Brief-
wechsel p. Cn UBd 395 f.) ; über den Verbleib dieser Oopie weiss ich
nichts.
k. In der Hschr. n. 292 zu Douai, welche ans Anchin stammt,
stehen anf der letzten Seite von einer Hand des Xll./Xm. Jahrh. die
Verse V 471 f. (Mone Anz. IV 466 f.).
I. In der Hschr. G 105 der Johann. Bibl. zn Strassbnrg las
Mone (Anz. IV 467) nnser Distichon V 1279 f.
n. Am Schlnss des Wolfenbüttler Lnparins (cod. Heimst.
185, f. 94^, TgL meine £1. lat Denkm. p. 9) steht ein ursprünglich
Yierzeiliges 0 Gespräch zwischen dem Wolf in der Kutte und dem
Fuchs., dem nur im cod. Heimst, als leicht kenntliches Einschiebsel
die Verse IV 141 f. zugefügt sind; in dieser Fassung ist das Ganze
gedruckt im B. F. Einl. p. 184.
II. Albert von Stade hat in seinem 1249 vollendeten Troilus,
dem grössten, freilich in Merzdorfs Ausgabe nur theilweise ergrün-
deten*) Cento der mlat. Dichtung, auch 4 Verse unseres Gedichtes:
I 92 (T. in 252), IV 34 (T. V 550), IV 173 f. (T. VI 755 f.), die auf
ein ihm vorliegendes Florileg, nicht aber auf die Kenntoiss des ganzen
Werkes, dem er weit mehr entnommen hätte, einen Schluss gestatten.
n. Yerhältnlss der Handschriften.
Der sicheren Classification entziehen sich zunächst durch den
Mangel characteristischer Schreibfehler die kurzen Citate klmn; die
übrigen Hss. zerfallen in zwei Gruppen: ABfg = x, CDEA*C*C«DiD»D*hi
»» y, und zwar gehn x und y nicht unabhängig von einander aus dem
Prototyp hervor, sondern x ist die einzige unmittelbare Abschrift des
Originals und wird von y vorausgesetzt. Dies beweisen die beiden
Familien gemeinsamen Versehen (vgl. namentlich I 246, 277, H 122,
die Verstellung von H 145—148, H 238, 645, m 74, 252, 310, IV 1,
285, 295, 503, V 1117, 1136, 1213, VH 605, 634), die winzige, auf
naheliegende Emendation zurückzuführende Anzahl der Fälle, wo dem
X gegenüber y das Richtige bietet (H 468, IV 722, V 321, VH 219,
339), die in ihren Anfängen schon bis zu x zurückgehende Variation,
sowie eine diesem Variator angehörige längere Interpolation (V 818, i—is),
1) Jedem ist ein Distichon 2Qgetheilt, so in der Fassung des Flacins (De cor-
rapto ecclesiae stain p. 470), der Berliner Hs. (Kl. lat. Denloon. p. 149 f.) and des Ood.
Paris. 8104 (Spicil. Solesm. HI p. 66). 2) Er benatzte aach den Branellos and
nahm die dem Lnparins descendens in Aaemam (156—172 meiner Aosg.) angeh&ngte
Fabel -^on dem Wolf and der messelesenden Ziege vollständig in den Troüns (V 123
bis 136) anf.
XVI n. Verhältniss der Handschriften.
welche in A durch den ersten Schreiber hinter 806 eingeschaltet, aber
noch rechtzeitig von A"^ durch Rasur unterdrückt, in B zwischen Hexa-
meter und Pentameter in den Text aufgenommen, von y überarbeitet
wurde. Denn man erwäge: die Wölfin ist Wöchnerin, sieht ihre Söhne
vom Erbfeind geblendet, wird selbst von ihm durch pöbelhafte Wen-
dungen, durch Werfen von Koth und Steinchen zur äussersten Wuth
gereizt, verfolgt ihn rasend, muss, gefangen im engen Eingang der
Fuchsburg, die Spottreden des schadenfroh sie umtanzenden Schalkes
wehrlos hinnehmen — und soll nun nach alledem ein schlüpfriges
Gespräch mit jenem anknüpfen, nach dem Liebesspiel mit ihm ver-
langen und sich über seine ehebrecherischen Umarmungen freuen?
und ihm dann wieder (V 1121 f.) den schmerzlichsten Tod schwören?
Und andererseits — trachtet der Verführer danach, den Ingrimm
seines Opfers aufs höchste zu steigern (818)? oder nicht vielmehr
danach , denselben mit allen Mitteln einschmeichelnder Überredung und
überfliessender Zärtlichkeit zu besänftigen? Bedenkt man schliesslich,
dass der Dichter, so schonungslos er auch im Übrigen den Wolf- Mönch
geisselt, niemals auch nur den geringsten Schatten in sein Familien-
leben fallen lässt und — bei aller sonstigen Derbheit — im geschlecht-
lichen Puncte die zartesten , verschleierndsten Darstellungsformen üebt,
so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass wir es hier mit einem
dem Zusammenhang der Erzählung wie dem Geist des Originals gleich-
massig widerstrebenden Einschub zu thun haben.')
Zugleich beginnt schon in x die Variation des ursprünglichen
Textes. Denn wenn auch die zahlreichen Rasuren von A zum grössten
1) 'Weitere Interpolationen sind nicht vorhanden. Mones Kürznngsversnch ent-
stand nnter dem Einflüsse zweier mächtigen Strömongen, der Lachmannschen Volks-
liedertheorie und der beginnenden historischen Qnellenforschnng der Monmnentisten,
und erinnert in letzterer Beziehung an die damaligen Yersnclie, den Waltharins geschicht-
lich auszubeuten. Was aus diesen beiden , in ihrer Anwendung auf den Ysengrimus
unglaublich schiefen Gesichtspnncten heraus entstanden , ist eine so überaus lädierliche
Caricatur sowohl der deutschen Philologie wie der Geschichtsforschung, dass beide
fast ohne ein Wort dor Erwiderung das seltsame Buch bei Seite geschoben haben.
Ein unbefangener junger Freund unseres Gedichts schlug neulich vor, auf V 1238
unmittelbar V 1283 folgen zu lassen , aber die Zwischenstrecke stellt nicht einen über-
flüssigen , ja schädlichen Aufschub der Catastrophe , sondern die unentbehrliche Brücke
von der Hochhebung dos Hinterfasses zur Darreichung des den vernichtenden Schlag
ausführenden Vorderfusses dar. — Ein glücklicher Umstand sichert den Umfang des
Werkes. Am Schlüsse von AB (vgl. crit. Note) wird die Gesammtzahl von 6674
Versen angegeben ; da nun weder A noch B soviel Zeilen haben , so ist die Notiz alter
und stammt vielleicht aus dem Kolophon des Originals. Mone hat 6600 Verse, davon
gehören 18 der Ehebruchs - Interpolation , 8 der y - Erweiterung (I 75 a, b. 530, 1. 2,,
868, a, b. HI 506, a, b.) an, es bleiben somit 6574 ursprüngliche Verse, und die An-
gabe ist bis auf die Hundertstelle richtig, welche der Copist, durch die Tausendstelle
verführt, von 5 auf 6 erhöhte.
n. Terh&itniss der Handschriften. XVH
Theil den Zweck hatten, die Irrthümer des ungleichmässig gespannten
Schreibers aasznmerzen, wobei nicht selten um kleiner Versehen willen
statt Anspunctierong bez. Strichlöschnng und Beischrift des Richtigen
die yölüge Tilgung des ganzen Verses oder seiner grösseren Hälfte
beliebt wurde, so bleibt doch — neben einer durchschimmernden
mönachuS'CoTTectai in Buch I und 11*) — eine Reihe von Stellen,
wo fast augenscheinlich der Fall vorliegt, dass die (in x' wie y als
Suprascriptum übergegangene, von dem yariationsfreudigen y^ begierig
aufgegriffene, somit) in C erhaltene Lesart') ursprünglich auch in A
gestanden hat, es betrifft dies den ersten Theil der Hoftagsfabel, m
58, 71, 118, 254, 262, 327, 353, 380, 509, in allen diesen Stellen kehrte
die A- Revision zu dem durchweg in B, meist (ausser HL 254 und 262)
auch in DE bewahrten genuinum zurück ; wie naiv man bei der Wieder-
einsetzung der inferior lectio verfuhr, zeigt 1 999, wo die Torlage von AB
camus
in Selbstberichtigung agntts bot
Was nun die einzelnen Glieder der x- Familie betrifft, so bil-
det A — trotz einer unergänzt gebliebenen Lücke (I 837 f.) und einer
Anzahl eigenartiger, zum Theil discutabler Abweichungen (wie I 82,
275, 608, 720, 748, 788, 849, 876, H 90, 183, 210, 412, HI 19, 634,
765, IV 285, 532, 591, 594, V 763, VI 228, VH 341) — mit B eine
Gruppe (x*), wie die Aufnahme von A- Schollen in den B-Text (VI 445,
Vn 251, 461, 465), die wesentliche Übereinstimmung in der urspr. Fas-
sung, im Umfang und dessen Angabe am Schluss, in der Eintheilung in
7 Bücher, in dem Fehlen des Titels wie jeglicher Fabelscheidung vor-
läufig bezeugen kann ; indessen schon graphisch kann B nicht unmittel-
bar aus yA geflossen sein, denn die um 12(X) — später wird man
die gemeinsame Vorlage nicht setzen dürfen — übliche Schreibweise
war viel zu deutlich, als dass man sich dann die vielfachen Ver-
drehungen des Wortlauts erklären könnte, auch begegnen hie und da
1) Der Dichter gobrancht monaehua in DI— VII stets mit kaxzem, in I nnd n
bald mit langem (I 445, 556, 639, 644, D 255, 336, 506, 685), bald mit kurzem (I 457,
465, 634, n 330) o; da nun in den letzteren Fällen — nur bei II 330 habe ich mir
nichts darfiber gemerkt — A einen anf Basar stehenden Text bietet und der sonst so
tren der ursprünglichen Fassong folgende g I 634 die ganze Zeile nmbildet, so darf
man vermuthen, dass in x eine die Länge des o dnrch Bach I and II darchfUhrende
Variation zwischen die Zeilen gesetzt war, welche, in t} als saprascriptom über-
fliessend, Ton A anfänglich znr Textform gewählt, aber bei der Schlussprüfting za
Gonstea der echten Lesart getilgt wurde; vielleicht gehören die I 457 von D^, n 330
von CD^ überlieferten Variationen auch schon dieser Grappe an. 2) Vgl. za
den Stellen, vaus fui statt osas sam DI 880 findet keinen Beleg beim Dichter, der diese
Perfectbildong nar beim Passiv (IV 22, 110, V 380, VI 528), nicht beim Deponens
anwendet; für egö zeugt HI 355; die dem Überarbeiter anstössige Wiederholung von
agor (aus 378) ist ebenso wie die von properas III 509 rhetorisch und beabsichtigt.
Voigt, Ysengrimus. b
XVni n. YerhJUtnias der Handschriften.
Textverschiedenheiten, die dem nimachdenklichen Schreiber nicht auf
Rechnung gesetzt werden dürfen, vielmehr auf bewnsste Änderung
(vgl. I 565, 924, 944, 1027 f., 11 47, 135) oder auf weitere Glosaierung
(vgl. I 194, 626, 852, m 216, 654, 890) schliessen lassen; es wird
daher eine in den vieldeutigen Formen des XIY. Jh. gehaltene und
dadurch sinnlose Missverständnisse begünstigende Zwischenstufe (x*)
anzunehmen sein.
Noch enger schliessen sich A und B zu x^ zusammen durch zwei
Lücken (III 284, Vn 283), sowie durch eine Reihe gemeinsamer Schreib-
fehler (m 57, 263, 325, 393, 514, 669, 741, IV 78, V 42, 593, 598, 1114).
"Wenn hier gegenüber dem in der Lückenausfüllung fehlgreifenden , die
übrigen Versehen bewahrenden B die A- Revision durchweg die rich-
tige Ergänzung bez. Emendation gewährt, wie erklärt sich das? Etwa
aus eigener Divination? Aber warum wurde nicht HI 284 uuJpem,
crassumj Iqtum oder ähnl. eingeschaltet? Ausserdem findet sich in A
eine Anzahl weiterer gleichzeitiger, fast aller sonstigen Überlieferung
widersprechender, theils annehmbarer oder sogar vortrefflicher, theils
— wodurch wiederum die Möglichkeit einer selbständigen Conjectur
ausgeschlossen wird — prosodisch oder sachlich unverständiger Nach-
besserungen (I 676, 954, 959(!), H 218, HI 81, 222, 248, 558, IV519(!),
V 665), sodass wir zu der Annahme einer externen Revision
gezwungen werden. Und fragen wir, ob und wo diese andere Recen-
sion erhalten ist, so führt uns stulte in 248*) auf die richtige Fährte,
die charactenstische Abweichung der sonst so ganz zu AB stimmenden
und sicher der ältesten Überlieferungsaera angehörigen Familie x', aus
der f (wegen der Lücke vor HE 6 wohl mittelbar) und g geflossen sind.
Alle übrigen Hss. gehen auf eine, die Ehebruchsscene durch
Streichung ihrer Frivolitäten in eine verhältnissmässig harmlose Neckerei
verwandelnde , Plusverse mit kirchlichen (I 858 a, b) oder historischen
(Ur 506 a, b) Anspielungen oder spruchförmigen Reflexionen (UI 128 a^ b)
u. dergl. m. einschiebende, unverständliche Verse (11 181, i), Worte
(VI 138, vn 652), Wendungen (11 122) oder Satzverbindungen (11 574)
mit platteren vertauschende und sonst noch im Einzelnen variierende
Umgestaltung (y) zurück, welche, von y* wie von y* übernommen und
in sehr verschiedener "Weise weitergebildet, sich am treuesten in y*,
somit in E und in den bezüglichen Theilon von D wiederspiegeli Einen
Anhaltepunct für ihre Datierung bietet der III 506 a genannte Bischof
Gerold (Gerald*, Gerard) ; von den in Frage kommenden Bischöfen d. N.
1) siulius vie miser 244 ,der Thor'; ein sich auf VI 171, I 669 Btützendee
Bedenken gegen pudma wird durch IV 167 hinfällig; alles kommt hier auf das Snbject
in knappster Fohnolienxng , nicht , wie YI 297, anf die Art der Aosfuhinng an. —
2) M. G. S. V 14.
n. VerhAltnif« der Handschriften. XIX
(Gerard von Toumay 1149 — 1166, Gerard de Basoches zu Noyons
1222—1228, Gerard de Douai zn Chälons sur Marne 1203 — 1215,
Gerard de Conchy zu Amiens 1247 — 1257) ist wohl der erstere, der
Nachfolger Anselms, gemeint, dann wäre y vor 1166 entstanden.
y» that Folgendes hinzu: 1. Die Eintheilung des Ganzen in 4
Bücher und 24 Fabeln, sammt dem poetischen und prosaischen Argu-
ment'), 2. das Glossar, mit der Notiz fNotandum est' etc.*), 3. ein-
1) Nicht Ton yi; da die Rnbriciening in G imterblieben ist, so müssen wir,
um die Gliedening von y^ zn erkennen, auf die Merkmale grösserer Gruppeneingänge
achten: ZeUe Spatium, Einrückung, fortgelassene, weil bunt auszuführende Initiale.
Veigleidien wir nun in dem C - Torso die bezüglichen Stellen — es sind I 528, 11 159,
299, m 1, 31, 311, IV 1, 718, 8U, VII 1 — , so ergibt sich, dass die Fabelscheidung
fast durchweg Ton der in y^ abweicht, so unverkennbar abweicht, dass z. B. der von
y' in der Inhaltsangabe seltsamer Weise ganz übersehene zweite Theil der Pilgerüabel
(IT 719 — 810) in C durch Offenlassung einer Zeile sowohl am Anfang wie am Schluss
den Character eines selbständigen Stückes empfangen hat, und was die Bucheintheilung
betrüft, 80 finden sich in C Vn 1 im Widerstreit mit y' alle 3 Kriterien beisammen
zum sicheren Beweise, dass ein neues Buch beginnen soll. 2) Nicht aus yi;
denn UI 912 ändert CD* semari zu teruari (Glossar , semor i. e. dinudior '), IV l(X)9 pro-
sere CD* (Glossar ,preslruo . precogüo'), IV 719 umschreibt C laureolum, das Richtige
ahnend, durch roiulam (Glossar ,launolum : uietaria'); anderseits werden Worte erklärt,
die der Becension y^ eigenartig angehören, wie ,1 eauema : spehmea' (I 29 ootmma
ABC), ,30 didatim : aU^pfpans, voorvoäs, sine mora* (£[ 470 dielatum ABC), so dass es
nicht schon aus y stammen kann , dem man obenein Erklärungen wie , cho^e : caiuüium'
(Vn 571), ,64 defraglaseo : diuulgo' (UI 420), ,88 pepulo : expello' (V 624), ,87 ruderea :
fwua' (V 400), ,25 tienabula : te veroopene' (II 207) schwerlich zutrauen darf. Dass es
endlich D^ nicht selbständig entworfen, beweisen — der Widerspruch zwischen ,in
tabulam hie seguentem* und der umgekehrten Anordnung von Glossar und Argument
in D^ kGnnte auf Rechnung des Buchbinders gesetzt werden — zahlreiche Schreibfehler,
sowohl in Blattzahlen [z. B. , 1 diacrimino : diuido ', in der Vorlage stand gewiss
,1 diserimna : pericula' (I 7)
,53 dttorimino : diuido* (nur m 953 vorkommend);
,125 defeeo' (statt 115, VH 56), ,80 präaxo' (statt 89, V 574) u. s. w.] wie in den
Text- und ErklHnmgsworten [so ,98 acutim i. e. sUäim' (lies aäutum, V 1049),
,5 eitatur : cütia' (auf oonäius I 234 bezüglich), ,56 cemuus : soeius sine dolo'
(lies soccus sine sola, zu m 1100 gehörig!), ,126 deriuio : diuido' (lies dirimo,
vn 639), ,106 fidus : oorda' 0- 116 fides, (VE 106), ,100 ibis : ams, odenare'
(1. (xfeuaTv), ,49 pertica : sitauis fruclus' (1. persica, TU 744) ,49 Queris : miles'
(L Quiris, TU 751), ,3 sica : earUpubts in baculo' (D im Text I 124 scito, welches D^
richtig nach y^ durch de sitia glossiert), ,9 seria : otia l»di' (1. contraria htdi, vgl.
loa. de lanua ,8mus i. e. lUilis et nccessarius. Theodolus „ Ut iua tarn nostro posiponas
Stria hido" ; dieselbe Glosse ,seria sunt otia ludi' bietet O^ zu IV 13, wie hier D^ zu
I 425), ,26 suffigo : reeuso' (1. suffugio, II 242), ,32 uastus : inanis' (1. immanis,
n 553). Eine and»e Gruppe von Irrthümem erklärt sich daraus , dass yS die dunklen
Worte, theils richtig, theils fehlerhaft , hinter einander auszog , gleichsam auf die linke
Seite seines Präparationsheftes setzte und dann ohne Rücksicht auf den Zusammen-
hang der Stelle Erklärungen dazu suchte; so begreifen sich ,121 cole greoe, fei UUins'
(Vn 350), ,26 flagra : b(me{\) odores* (n 257), ,83 fedus i. e. fedor, malus odor' (V 306),
b*
XX n. Verhältniss der Handschriffcen.
zelne, meist schwächliche Yariationen des Textes^), möglicherweise
selbst hie nnd da Umbildungen ganzer Verse ') ; natürlich wuchs ander-
seits mit jeder neuen Copie die Zahl der Schreibfehler. Alles in Allem
betrachtet, darf man sein in jNotandum est' etc. ausgesprochenes
Geständniss nicht auf übertriebene Bescheidenheit zurückführen, son-
dern als den aufrichtigen Ausdruck richtiger Selbsterkenntniss auf-
fassen: für den Mangel an Intelligenz und Initiative entschädigt er
durch die im Allgemeinen treuherzig -einfältige Wiedergabe des durch
x+y gestalteten Textes.
Dass auch C* und C zu der Gruppe y* gehören, ergiebt sich
aus der von ihnen nachgetragenen Buch- und Fabelscheidung, aus
den zum Theil wenigstens die ältere Lesart wiedereinsetzenden Varianten
(in 857, 866, IV 9, 30; die neuen Zuthaten, m 836, 846, 866, weisen
entweder auf eine besondere Species der Familie oder auf von DE über-
sehene Randbeischriften von y" selbst hin), wie aus den mnl. und lat.
(seria sunt otia ludi! vgl. p. XIX Anm. 2) Glossen.
Ganz auders ist das Bild, das wir von y^ empfangen. Diese
durch die Lücken in V 751 und Vn 583 gekennzeichnete Abschrift
wurde nicht nur mannigfach glossiert (I 105, 11 4, 248, 435, III 382,
729, IV 694) sondern auch einschneidend umgestaltet. Der Variator
änderte sie zunächst in dem äusseren Schematismus, den Eingangs-
worten der Reden, im I.— Hl. Buche bald umbildend, bald ersatzlos
streichend, vom IV. an die Einführungs-Worte oder -Zeilen durch-
gängig beseitigend und dadui'ch Buch IV und V beträchtlich verkür-
zend, auch sonst tilgte er aus religiösen (IV 957 f., vgl. IV 579, 629,
651, 719, 743, 923) oder sachlichen (IV 25 f., V 27 f., 167) Bedenken,
aus dem Streben nach Knappheit uud raschem Fortschritt, nur ganz
vereinzelt fügte er, die vom Dichter angeschlagenen Motive weiter-
führend, Distichen hinzu (I 570, a, b, m 1088, a, b, V 234, a, b);
femer aber bildete er den Text um aus prosodischen'), grammatischen^),
,34 Ugurms : leaxUor' (II 679), etc., anderseits ,112 anocps : tiifxujiie parte oeoans' (lies
secans, gemeint ist mweps VI 465), ,89 oonsirida : beduonghen' {consirata V 609),
,58 demeroor : veroopen' (dementer IV 39), ,95 oblidum : lesum' (pUdwn V 879),
, 53 oooipU : aecipU' {oceiput TU 953), ,92 reeenta : nmta* (retenta V 742) etc.
1) vgl. I 149 ego, 426 laietlm Her, 1 1033 dtcant alii zu aUi dicani gelindert, II 143
Kee Gonfrman, m 442 prmium; ferner II 69, m 418, 567, 677, 689, 1053, 1115 f. etc.
— 2) Die in Frage kommenden Pjurallelverse I 409—414, 488, HI 615 scheinen weit
über das Leistongsmass ¥on y^ hinanszugehn nnd schon der Becension y anzugehören.
— 3) n 132, m 457, 462, IV 43, V 165 ; er bevorzugt die Scansion mönaehua, wenn-
gleich er auch mSnachus (11 562) braucht und letzteres in dem überkommenen Text trotz
naheliegender Änderung (warum z. B. nicht m 1095 sie improbe monache coram?)
öfter belässt. 4) wie I 1063, HI 208, 257, 405 f.
n. Verii<niss der Uaiidschrilten. XXI
lexicalischen^), stiliBÜschen ') oder sachlichen ') Oründen, oder um
einen engeren Anschlnss an die altrömischen Vorbilder zu erreichen^);
eine ganze Reihe nener Fassungen ist schliesslich auf die reine Lust
am Yariieren, auf das Streben nach Bethätigung der eignen Kraft
zurückzufuhren. Die Umgestaltung beginnt massvoll , schwillt allmäh-
lich an und zeigt sich in stärkster, womöglich alles mit sich fortreis-
sender Muth im Verlaufe des IV. und im Beginn des V. Buches, um
dann schnell zu sinken; entstanden ist sie in der ersten Hälfte des
XTTT. Jh.*) im nordöstlichen Belgien.«)
Fragt man nach der Art, wie y^ seine Variationen in die Hand-
schrift eintrug, so muss man sich für interlineare und marginale Zusätze
(wie er sie ja schon zum Theil empfieng, vgl. I 376), nicht für Aus-
radierung der vorgefundenen Textform entscheiden; denn die einzelnen
Glieder seiner Familie bieten theils Original, theils Umbildung, theils
beides; für letzteres vgl. D» I 105 und C I 1054, i + 1054, 1059, i +
1059, U 251, 1 + 251, 271, i -}- 271, recht lehrreich sind die von C
ganz verwirrten Verse IV 21 ff.')
Für den Wiederaufbau der leider im Original verloren gegangenen
Becension y' bieten uns ihre verhältnissmässig zahlreichen Abschriften
und Auszüge im Ganzen sichere Anhaltepuncte, es sind C h i A* und
der Ys. abbreuiatus, zum Theil D imd seine Nebenhände; vor allem G.
Aber so augenscheinlich es ist, dass G der neuen Fassung den Vorzug
gab und sein Auge mehr zwischen die Zeilen als auf die Textlinie
1) wie I 39 (vgl. IV 1027 f.), 81, 883, lOW, H 220, m 379 (vgl. V 21), 857,
912, 976, IV 311, 579, 806, 926, V 191 etc. 2) U 301, 330, 574; I 959, 1047,
n 329, m 21, 304, 405, 1179, IV 30; H 429 etc. 3) Vgl. I 73, 229, 920, ü 296,
465, 647, m 74, 152 (wegen HI 60), IV 983, V 442 (wegen 456). 4) so I 1
(vgl. Veig. Aen. proöem. 3), II 325 (vgl. Aen. V 749), IV 639, 989 (vgl. zur St.), hieher
gehören «och die an Ovid erinnernden Inf. Perf. auf — uisM im sinkenden Pentameter,
m 118, 270, 1104, IV 238 etc. 5) wegen Tribox TV 750; vgl. Fragm- Hist. post
Albert. Axgentin. ann. 1212 ,Otto hwp. ab Äptdia et ItaUa rmersus obsedü opjndum
Visense, qnod aimUiler expugnauU usque ad areem . . Ibi tunc primum eoepU haberi usus
inatmimenH beiUei, quod utUgo Triboc appeüari sola*, ferner A. Schultz Höf. Leben
n 328 ff. 6) Er proist das grossstädtische Gent (IV 355), erwähnt scherzend die
urbt BOirentis TEL 1068, a (ftrmUas genannt in Mon. Germ. Scriptt. XXI 561, 85), anch
die Einsetziing des aof Maastricht hinweisenden Boto^i^nu statt des zn Lüttich gehörigen
MaehOus wird daxanf , nicht bloss auf Bedenken der inneren Chronologie (vgl. Gap. V)
za bedien sein. 7) Ganz deutlich zeigt sich die allmähliche Degeneration der
y-Abechrilten in Stellen, wie II 436,
y : Ergo prius uiso nüror non missa fuisse
q.d'Ue4tra ietfmina non miehi tnisiatia antequam iussi
yi : JSJrgo prius iusso miiror non missa fuisse
G : Ergo prius iusso fniror non iussa fuisse
ebenso II 99: uobas y, bobas y^, bobus C.
XXII n. Yerh<oiss der Handschriften.
selbst riclitete, so wenig kann anderseits bezweifelt werden, dass er,
wie eben bemerkt, ungleichmässig verfahrend nicht nur Einzelnes
übersah (vgl. zumal IV 21, i, lU 201, i, 2 = Ys. abb. 83 f.), sondern
auch streckenweise erlahmte (wie in der zweiten Hälfte des in. Buches)
und besonders, nachdem er sich durch die grosse Variation des IV.
und V. Buches glücklich hindurchgew.unden hatte, um die Mitte des
letzteren dem Abschlüsse zueilend gegen die sparsameren Zuthaten
seiner Vorlage gleichgültig wurde und sich mit der Abschrift des
Grundtextes begnügte; für diese Partieen') treten A^, i und der zwar
reichhaltige, aber auch am meisten kritische Sorgfalt herausfordernde
D* ergänzend ein. Dazu kommt, dass C aus Mangel an eindringendem
Verständniss und jener Genauigkeit, die auch im Geringsten treu ist,
vielfach in seiner Abschrift irrt, und dass man sich daher bei dem
vorzugsweise auf ihm ruhenden Reconstructionsversuche nicht ganz
der Gefahr entziehen kann, Schreibfehler mit Variation zu verwechseln
und Absicht zu suchen, wo Flüchtigkeit vorliegt.
A** entnahm aus y* nur spärliche Zuthaten und Änderungen*)
(vgl. Einl. p. 3); aufmerksam das Gedicht in der vorzüglichen Fas-
sung von A von Anfang bis zu Ende — er bezeugt sich von I 1 bis
VII 364 — durchlesend, hatte er nur selten Veranlassung, den neben
ihm liegenden ,aZms liher' zur Vergleichung und Aufhellung heran-
zuziehen; dass er auch Glossen daraus schöpfte, darf man aus der
buchstäblichen Übereinstimmung mit D^ in der Bemerkung zu I 35
vielleicht vermuthen.
h zeigt in der Fassung der vier Eingangsverse und der aus-
gewählten Sentenzen den engsten Anschluss an die Variation y'; hie
und da eignet or sich die ältere Form an*) oder ändert selbständig,
indem er die Beziehung auf die Handlung streicht und dem Satze eine
allgemeinere Form gibt.*)
i stimmt in einer ganzen Reihe von Fällen mit der Vulgata (wie
n 583, in 1, IV 43, V 107 f., 140, 192 etc.), gibt aber in der über-
wiegenden Mehrzahl der neuen Gestaltung den Vorzug und ergänzt
dadurch unsere Kenntniss von y* (vgl. 11 461, I 835, VII 555), stimmt
auch in Lücken (s. 0.) und Fehlem (11 424, V 15, VII 267) mit jenem
1) ^ären die Umbfldangen von Vi 837 und 355 schon in y vorhanden gewe-
sen , so bogiüfe man nicht , warum keine derselben in den Text von CDE eingedrungen
wflre, warum femer nicht y^ aus der trefflichen Variation von VI 337 die Glosso
gcUastra : smum (statt des einfältigen gaiastra : arietes) entnommen hfttte. 2) Bo-
merkenswerth ist Y 837 : jx^tmi atque haben ursprünglich AB£ (= x -j- y^, pohtmque
verschrieb der Elisionen abgeneigte Schreiber von y^ und übernahmen daher CDi; nun
hat A* nach yi potumque, D* nach y2 polwn cUque hineincoirigiert. 3) I 400,
ni 570, IV 439. 4) V 403, vgl. IV 833.
11. Verfaaltniss der Handschriften. XXTTT
Überein; ein paar Mal ändert auch er den Text behufs proverbieller
Verallgemeinerung (I 701, VI 177).
Was nun den Tseng, abbreuiatus betrifft, so mrd, wie immer
man über die Probleme dieses Stammbaums denken mag, von keiner
Seite bestritten werden können, dass der Verfasser des kleinen Ge-
dichtes ein umfassenderes Werk, eben unseren Ysengiimus, *) und zwar?
wie die Lesarten mit überwältigender, jedes Widerstandes spottender
Beweiskraft lehren, die Becension y^ vor sich hatte.
Wir kommen schliesslich zu D. In dem Kloster, dem dieser
entstammt., waren von Tom herein zwei Handschriften unseres Gedich-
tes, nämlich y^ und y', beide waren mit Band- imd Zeilenzusätzen
versehen, aber jene mehr als diese; als man daher ans Abschreiben
gieng, legte man diese als die reinlichere zu Grunde, entschloss sich
aber bald, um ein erschöpfendes Exemplar herzustellen, auch die Les-
arten und die Variationen der anderen H. beizufügen. So schrieb nun
D' die ersten drei Blätter nach y^ und collationierte ') dann y^ Dieses
Verfahren, bis zu Ende fortgesetzt, hätte die Arbeit nur in sehr lang-
samem Tempo vorrücken lassen und Einem eine zu grosse Last auf-
gebürdet; besser war's, dem Grandsatz ,diuide et impera' zu folgen.
In Folge dessen wurde von f. 4 an nur der Grundtext von y^ abge-
schrieben und zwar mit einer kleinen Unterbrechung, ^o y* an die
Stelle trat*), bis in das V. Bach hinein (etwa V 468), bis in die Gegend,
wo die offenbar bessere H. y^ vanationsfreier wurde; von da an bis
zum Schluss, bis zum Kolophon bildete y^ die Vorlage von D.^)
Der weitere Verlauf ist schon p. V angedeutet. Wo D* von f. 4
an Zusätze mit ud macht, will er fast durchweg (vgl. I 272, 276, 492,
590, 6(X), n 382, 397, m 468, 708, 1109) einen sofort beobachteten
Schreibfehler berichtigen, indem er die Ausradierung des Falschen und
1) von dem er nicht nnr die Hoftags- und die Pilger&bel bis zum Beginn der
Heimbegleitong (III 1— IV 466), sondern auch den Anfang des I. Baches (1 62t> = 220i»,
I 70»» = 304>>, ra I 92 vgl. 192, I 134 = 76), weitere Theüe des IV (467—666 wegen
66 und &9ö) imd ein Distichon des V (303 f. = 223 f.) kannte. Weitere Erörterungen
fiber das gegenseitige Yerii<niss beider Werke mögen dem letzten Capitel der Einlei-
tong vorbehalten bleiben. 2) Offenbare Schreibfehler einer andern H. , nicht
bewofiste Umbildungen enthalten die ue^- Zusätze zu I 6 (ante an gleicher Versstelle
I 5!), 81, 86, 57, 64, 71 u. a. 3) I 400— c. 652, auch mit Übergebung der
Tariierenden ZnsAtze. Wenn D trotzdem 540, 1. 8 und 570, a, b herübernahm , so ist
der Widerspruch nur sdieinbar; mit 540 und 570 schloss je eine Seite in y^, und die
am unteren Blattzande hinzugefügten Distichen wurden von D als zum Grundtext
gehörig aufgeibest und demgem&ss adoptiert. — Möglich ist es übrigens, dass D auch
sonst vorftbergehend y^ benutzt, vgl. n 680— m 19, V 99 ff. 4) Die umgekehrte,
sich auf h stützende Annahme , dass y^ nur bis V 468 ursprünglich gereicht habe , dann
nach Vd ergänzt sei, muss man nach genauer Prüfung anheben.
XXIV n. VerhJUtniss der Handschriften.
die Eintragung des Richtigen in den Text dem radierenden Corrector
— D* schreibt nie auf Basur — überlässt.
Die Varianten und Variationen der Vorlagen , zumal der Becen-
sion y^ trugen dann D^ imd D* nach; beide mit Auswahl, besonders
der erstere (vgl. vor allem m 444), welcher auch Versehen von y*
zum Range bewusster Variationen erhob (1 1009, n 60, 424) und seine
Abhängigkeit von diesem namentlich durch die irrige Anordnung von
n 181, 1 und den dort übernommenen Schreibfehler aut an den Tag
legt; mehrfach sind seine Zusätze, sei es weil sie fehlerhaft waren
(er ist überhaupt nicht sehr sorgfältig, vgl. I 376, i, 858, 2, n 331,
m 403, 615, i), sei es weil sie dem kalligraphischen Geschmacke
seines Nachfolgers gar zu sehr widersprachen, von D^ ausradiert
und in dessen zierlichen Schreibformen wiederholt (vgl. n 222, i, 338,
m 93, 1, 2).
Endlich D^, er folgt y^, theils variierend, selbst offenbare
Schreibfehler der Herübemahme für werth erachtend^), theils glos-
sierend, selbst da, wo die Erklärung dem Texte von D widersprach*),
theils in den Capitelüberschriften (I 528, 11 159, m 31), aber auch,
zumal in den letzten Büchern, y* s), ohne indessen auch nur annähemd
vollständig*) oder immer correct^) zu sein; er nimmt dann anderseits
nach eigenem Gutdünken Änderungen vor, die bis auf geringe Aus-
nahmen den Stempel der Kopflosigkeit tragen.^)
Welcher Recension die Zuthaten von D angehören, erkennt man
bei D* und D* leicht aus der Vergleichjing mit C, bez. E; bei D* zum
Theil in derselben Weise, zum anderen Theile aber verlassen uns alle
äusseren Anhaltepuncte , namentlich in den Partieen, wo C und E
variationsmüde den blossen Grundtext bieten; hier können die ümbil-
1) I 373, 884, n 97, 550, FV 26 (433?), 694, 781, 858, 971, V 22. — Auch
betrachtet er öfter — vielleicht durch blosses Darüberschreiben des Bichtigen — getilgte
Schreibfehler für aufhebenswerth , wie I 398 (vgl. 396), 895 (vgl. 896), n 73, m 786,
Sit
vgl. V 971, 1056, VI 128. 2) I 362, 11 4, U 443 (wi«iw «0, 436, zugleich ver-
wechselt er Glosse und Variation, vgl. III 1084 (fuU ist Copnla za 1083), V 1231.
3) n 504, rv 285 gemäss dem Glossar .eithia (a aas n) : itrra üla', V 646, 699, 742,
798, 837, 843, 962, 1258, VI 216, 299, 369, 377, VII 26, 339, 616, 692; Fehler aus y«
übernimmt er V 1074, VI 526, 204. 4) Vgl. I 959, m 1188, IV 651 und vor allem
die Pilger- und Hahnfabel. 5) I 281, 1, Glosse zu I 1056, II 56, 1, 258, V 1261. —
6) Vgl. I 934, n 550, 562, DI 517 f., 560 (über mansero schreibt er commedo, gleich
sinnlos als Glosse wie als Variation), 581, 1022, 1027, IV 972, V 416, 600, 517, 601,
695, 847 (r&manento über caneia), 935, 1034, 1176, 1295, 1311 (mit der Glosse : Umentur
a me, quasi dieat, ego eos iimeo')^ VI 70 (er interpnngiert vor meo and schreibt darüber
recedo)^ 122, 142, (243 glossiert er eoneüiem durch fOonsüium habebo. quasi dieat, mdms
est ui habeam eonsiüum quam ntaU faciam'), 304, VII 33, 96, 208, 327, 667 f. etc.;
vgl. zu rv 117.
n. Voifa<niss dor Handschriften. XXV
dungen sowohl auf y' ^) wie auf y> *) zurückgehn oder endlich, selb-
ständige Vorschläge von D* enthalten; für den Nebentext scheint hier
eine Auswahl der etwa dem Character von y^ entsprechenden Varia-
tionen geboten.
Aus dieser Darstellung ergibt sich von selbst das Gesetz der
Textconstitution. Die ursprüngliche Fassung ist auf Grund der älteren,
im Wesentlichen getreuen und zuverlässigen Familie x herzustellen;
im Nebentext imter dem Strich ist der mit wohlwollender Nachsicht
aufzunehmende Versuch gemacht worden, die wichtigsten Umgestal-
tungen, welche die Brücke vom Orig. zumYs. abb. schlagen, wieder-
zugeben: für die von x sind Typen so gross wie des Textes, für y
Petit-, für y* Nonpareilletypen gewählt worden; auf die gleiche Dar-
stellung von y^ glaubte ich auch um der Übersichtlichkeit und geringen
Bedeutung willen verzichten zu sollen.
Demgemäss ist das Werk in 7 Bücher einzutheilen, der Grund
für die unverhSltnissmässige Kürze des VI. imd Vn. wird unten erör-
tert werden. Der von Mono gewählte Titel ,Eeinhardus Vuipes^ ist
so willkürlich und wunderlich, wie seine Arbeit an dem Gedichte
überhaupt; wo überhaupt der Titel erhalten ist, lautet er nach dem
Namen der zweifellosen Hauptperson Tsenffritnus*) (über die Schreib-
formen vgl. zu I 1); wenn £h den Namen des Fuchses anschliessend
so ist das eine Ck)ncession an die später übliche Aufschrift. Name
(und Stand) des Verfassers ist nur in h überliefert und somit theils
aus dem von Du Meril^) angeführten allgemeinen Grunde, theils im
Hinblick auf den Ursprung von h aus y^ nicht zweifellos; da indessen
die Zuthaten dieses Überarbeiters, wenn auch an und für sich um-
fangreich und eingreifend, so doch im Verhältniss zum Ganzen viel
zu bescheiden sind, als dass sie ihm ein Recht zur Vorsetzung seines
Namens, gleichwie eines zweiten Autors, zu verleihen vermöchten, da
femer die Annahme einer beabsichtigten Fälschimg an der verschwin-
dend geringen Zahl subjectiver Bezüge zu scheitern scheint, so wird
man immerhin diesen Automamen, über den unten ausführlicher zu
sprechen sein wird, so lange festhalten dürfen, bis die Möglichkeit
desselben widerlegt ist
1) wie VI 356. 2) wie das aiossar lehrt, vgl. zu II 504, V 699, 1273. —
3) Ffir diesen Titel an Stelle des Honeschen entscheiden sich schon Baynooard in der
Beoension (Jonnud des savants Juli 1834, p. 17 des Separatabznges) , WUlems (Belg.
Museum IX 230), Rotfae (Lee romans da Benard p. 57 f.)t Qervinus^ I 137, Joncbloet
(Oesch. der niederlftnd. Litt übers, von Berg I 134) , W. Wackeroagel (Kl. Schriften
n 288). 4) Poösies inöditee p. 106, Anm. 8 , Probablement Nivardos . . Mais ces
attribntions ^taient tiop 8onvei\t erronöes, poar quo Ton s'en rapporte aveoglöment
k nne simple indication d6na6e de tont autre tömoignage*.
XXVI m. Prosodie und Metrik.
in. Prosodie und Metrik.
1. Quantität, a) der Endsilben, zunächst der vocalischen.
Am meisten schwankt der Gebrauch bei o. Stets lang ist o
im Dativ und Ablativ, stets lang auch in dem bei den mlat. Dichtem
so oft gekürzten Abi. Gerund. Doppelzeitig ist es a. beim Verbum,
und zwar in der I. Person Sing. Praes. 242mal kurz, 97mal lang*), in
der I. Person Sing, beider Futura 41mal kurz, llmal lang (beides
in 560), im Imperativ 30mal kurz, 3mal lang (beides IV 60).
ß. beim Nomen im Nom. m. Decl. 139mal kurz, 32mal lang
(beides in einem Verse VII 121, in demselben "Worte HI 938). octö
hat, wie bei den Alten, stets eine kurze, ego und duo hingegen eine
doppelzeilige Schlusssübe, egö HI 355, 380, duö V 223, Vn 18,
468, 672.
y. beim Adverbium; o ist stets lang in adeo, alio, continuo,
crebro, eo, idcirco, ideo, intro, paulo, quo, raro, retro, subito, uÜro,
uulgo und in der Inteij. io, stets kurz in denuo, iüico, presto, serio,
tertio, schwankend in ergo (kurz 64mal, lang 19mal), immo (kurz 5mal,
lang nur lU 255), ommno (lang 3mal, kurz nur VII 497), porro (kurz
9mal, lang 2mal), quando (kurz 18mal, lang 5mal; stets lang in quan-
doque, n 685, V I, VII 117, stets kurz in quandoquidem), sero (kurz
llmal, lang 2mal), und uero (4mal lang und kurz).
Betreffs des a am Wortschluss ist die Quantitätsregel der Alten
durchgeführt, nur dass antea und postea immer (jenes I 645, VI 175,
dieses n 498) als Dactylus gebraucht werden. Der naheliegende
Berichtigungsversuch durch Auflösung in zwei Worte *) , bez. bei letz-
terem durch Einsetzung von postmodo (IV 598, VII 316, 524) muss
theils im Hinblick auf VI 175, theils wegen der Analogie der spät-
und mittellat. Dichter«) aufgegeben werden.
Zu i: Das in den Zusammensetzungen dem Gebrauche der Alten
gemäss trochäische semi (H 7, 688, III 1098, Vn 332) .hat als selb-
ständiges Wort III 623 ein langes i; auffalliger ist, dass er, wenn
auch meist der Regel gemäss nisi, so doch auch zweimal (IV 477,
V 979) nisl scandiert.*) •
1) davon llmal Lttnge und KÜ12© in demselben Verse (I 231, 717, 877, n 667,
ni 917, rV 129, 1018, V 576, 1080, VI 61, 122; 2 mal neben zwieflicher Länge eine
Kürze, I 576, IV 467, umgekehrt IV 979. 2) Metamoiph. VI 139, XV 25, Faatl
I 165. 3) L. Müller de re metrica p. 841, Ven. Fort. ed. Leo p. 422, C. Barth zur
Philippifl I 33, Knorr zu Rein. Vulp. p. 62, Ligurinus IV 64. 4) Ebenso Nig. Wir.
Spec. Stult ed. Wright p. 43, Z. 3 v. u. ,Roma nisi fuerii . .', und Hildebert in dem
Gedicht ,Erige, CHo, stüum', wo Vers 5 beginnt ,Meüa niai dedäis'.
IIL Prosodie und Metrik. XXVII
Für die consonantisch auslautenden Endsilben ist nur zu bemer-
ken, dass die Adverbia foris (I 59, IV 552) und gratis (VI 512), die
man nicht mehr als Abi. Plur. erkannte, mit kurzer Ultima erscheinen
und dass das einsilbige ac (IV 694) im Mlat. regelmässig vor Vocalen
und lang {äc lehrt auch Koch, Gradus ad Pai-nassum^ I 6) gebraucht
wird; vgL für beides Anz. f. d. A. VIII 355.
b) Der inneren Silben, zunächst bei lateinischen Worten.
Dem Massstabe der auctoritas ueterum entziehen sich Neuworte, wie
cuUca, crumera, scrabo u. a. Der dactyüsche Rhythmus (vgl. L. Müller
p, 355) entschuldigt citerior (H 276), cötidie (IV 964, V 962, VII
684, vgl. CatuU. 68, 139, Kaulen Gesch. d. Vulgata p. 133, Notices et
Extraits des mss. de la bibl. imp. XXH, 2, 429), latihulum (E 231,
vgl. Anz. f. d. A. n 101), tredeciea (III 854). Nur scheinbar ist
der Verstoss in cucülua IV 528 [diese von loa. de lanua gerade
geforderte Scansion findet sich schon im carmen de philomela 35,
bei Alcuin de cuculo (Riese Anth. lat. n. 687), Goldast Catal. Quid,
p. 190 fF. und wird gestützt durch W. Wackemagel Voces« p. 40,
Anm. 108], in gracculus IV 528 (die von Koch a. a. 0. I 322 als
allein richtig hingestellte, auch im carmen de philomela 28 befolgte
Länge des a ist durch die Schreibung mit cc in ABD völlig gedeckt)
und in dem vulgären VoUverbum ödire 1 713 (vgl. Glossar), iücun-
du 8 behält auch in der mlat., auf der allgemein angenommenen Ab-
leitung von locus beruhenden Schreibform iocundus die Länge seiner
Stammsilbe. Von der antiken Quantität weichen ab:
biduum V 620, ebenso triduum VI 46, triduanus HL 1015,
VI 45, vgl. Philippis V 18.
candeläbrum I 761 (sonst ä, 1 979, V 684, 861, VII 18, 86), vgl.
loa. de lanua ^ candeläbrum, bri, penuUima naturaliter correpta\
Leo Ven. Fort p. 423, Petrus de Ebulo 1 80; bei den alten Dich-
tem kommt das Wort nur einmal vor, nämlich bei Martial, wo
a in der Thesis steht, ,I)e candelabro magna lucerna tibi\
eorrlgia V 1235, 1247, 1253.
cülu 8 YI 324, vgl. Knorr zu Rein. Vulp. p. 27.
doläbra VI 17 (neben doläbra IV 647), vgl. loa. de lanua ydola-
bra . . corripü la naturaliter\ Troilus V 428 und Anz. f. d. A.
Vm355.
firia I 742, vgl. Notices et Extraits XXU, 2, 429 u. Anz. VIII 355.
frlco m 462 beruht auf der auch durch frixa m 732 bezeugten
Verwechselung mit frigo, vgl. Galfrid Noua Poetria 912 frlco ^
953 frlco und Notices p. 430 (frtco).
XXVIII m. Prosodie und Metrik.
fulgStral 640, m 889; die alten Dichter gebrauchen das Wort
nirgends.
iügis Vn 350, nach dem Vorbild des Sedulins (Arevali zu I 34,
m 202, Huemer De Sedulii uita p. 115), vgl. Milo de sobrietate
n 892 yDeque iugi fletu, de uae sine fine perenni'. loa. de lanua
lehrt hlDgegen: fittffia producü primam , sed iugum eam corripü,
unde ueraus ,Expers esse iugi Veneria nequeo prece iugi\
Hb er , Rinde' I 473 zum Unterschiede von Über ,Buch' IV 228 etc.,
ebenso
lüpus , Hecht* 1677 neben regelmässigem lüpus ,Wolf'.
pülex m 940, V 1051, VII 442, ebenso ü durchgängig in ,Ouidius'
de pulice, bei Alex. Neckam de uita mon. p. 195 etc.
retenslta HL 493. loa. de lanua unterscheidet nach Ugutio (Ug.
34^ Sp. 2) drei Verba: censeo nach der IL., censo nach der III.,
censio nach der IV. Coig., tergo', fährt er fort, ,pro uoluntate
legentis dicitur in prosa „censitus", „recensittbs" pentUtima cor-
repta, in quantum ttenit a tertia conitigatione , uel ^^censitus''^
y^recensitus''' pemUtima producta, in quantum scüicet uenit a
quarta' ; vgl. ferner Prudent. Apoth. 1000, pass. Hippol. 147,
Gualtheri Alexandreis n 57, Notices p. 434.
rügitus HL 100 ,producit hanc sillcLbam ru' Ug. 189** Sp. 1 und
loa. de lanua, und so stets ü in Theobaldi Physiologus (Prolog. 13,
De panthere 5 und 17).
stnus , Melkkübel* VH 350, ein Wort, das Osbem mit siniM , Busen'
identificiert und von s^no ableitet.
suspXcio ,Verdacht' m 158, IV 400, 814, V 162, 189, 218, 446 etc.,
ebenso Ven. Fort. Vita Martini I 248.
titillo 1 59, vgl. Titan, tUuho, tltuliM; titülat richtig bei Galfrid
Noua Poetria 559.
Die Abweichungen gehen somit theils auf jüngere Autoritäten, theils
auf falsche Analogie, theils auf die ftnutatio accentus causa differentie'
(Anz. f. d. A. Vin 355 f.), theils endlich auf das mlat. Gesetz (Notices
p. 421, Anz. 356) zurück, dass jeder Vocal, der vor muta cum liquida
steht, mag er nun von Natur lang oder kurz sein, für den Vers als
doppelzeitig betrachtet wird.
"Was die griechischen Worte betrifft, so begreifen sich aus
dem Zwange des Dactylus archiäter 111 109, 205, 523, 562, 601,
775, 943, 1097, 1113, caut^riatus V 616 (vgl. zu feriä), ciroteca
HL 1131 (vgl. Koch a. a. 0. imter chiragra, chSrurgus; die Länge des
i lehrt Brito metricus, Cod. Berol. 4® uro 2, f. 132»», ,OMr manus hec
grece fertur, cyrographus inde, Chironomon etc.') und D^daUus 1 278,
letzteres darf man nicht aus der Autorität des dem MA. fem stehenden
m. Prosodie ond Metrik. XXTX
Properz (Koch I 193), sondern aus dem Gesetz (Notices p. 426 f.)
erklären, dass uocalis ante uocalem im Mlai bei griechischen Worten
doppelzeitig ist Die sonstigen Abweichungen sind:
änachörita IV 177, ebenso Ven. Fort ed. Leo I 5, 6.
hütlrum n 394, VII 345 (&ti Georges, hü Koch); Ugutio (Ug. 20*>
Sp. 1 und 20^), loa. de lanua und Brito metricus f. 130* schwanken
zwischen bütirum und bütirum, die beiden ersteren ziehen hütirum
¥or, dieses steht bei T.Yalgius (Quicherat Add. lex. lat. p. 29) und in
der Philippis (C. Barth zu 11 143), bütyrum hingegen Archithrenius
ed. Wright n p. 272 Z. 2, Aegid. Corb. De compos. med. IV 1258,
in der Aurora und wird von Alexander im Doctrinale empfohlen:
yl super r hreuies, tarnen excipis inde huiirumJ*
cäeabus n 404, 684, V 679.
catigeta IV 592.
cida (= schöda) V 1208.
creticus HL 114, 122 {xQtTix6g\ mit e, weil man es (noch nicht
Papias, aber Ugutio (Ug. 36** Sp. 1) und loa. de lanua) von cretum,
Supinum von cerno, ableitete, vgl. Oreticits; e auch Gualth. Alexan-
dreis n 207, ^ aber Aegid. CJorb. De pulsibus 50, De comp. 11 509
und öfter.
eccl^sia I 738, V 115, YI 323, gemein -mlat., vgl. Grimm und
Schmeller Lat. Ged. p. XXI.
epytritus TU 120.
g IOmeter H 291, 309 (vgl. schon Koch I 317 und Georges), »jpro-
dttdtur penultima' loa. de lanua, iHiis sunt adiuncta geonieter
uel geametra' Brito 136', vgl. Eberh. Laborint. I 48.
hipar Yn 287, 423, ^ auch Alex. Neckam De uita monachorum ed.
Wright p. 197 und meist bei Aegid. Corb. (De comp. I 722,
832 etc., e I 744.)
her^mus VII 572 und her^^mita IV 141 etc. haben im Mlat
stets ^, vgl. Schuchardt I 172, Huemer Untersuchungen p. 31,
DEW. I 163, Brito 137* ^Desertum dicas keremum, die hmc here-
fnüam\ Notices p. 430; loa. de lanua unterscheidet herSmus ,die
Wüste* und heremus ,wir hangen'.
idölum Vn 581, so schon spätlat, vgl. Koffmane I 38, Ven. Fort,
ed. Leo p. 425, Arevali zu Sedul. V 146, ö lehrt auch loa. de
lanua und Brito 139», vgl. Gualtheri Alexandreis I 207, IV 242 etc.
yp ocrita IV 43, 928 gemein -mlat, vgl. Brito 132*», Eberh. Labor.
I 111, n 283, Nig. Wir. Spec. p. 96, Z. 2, Alan. Anticlaud. ed.
Wright n p. 274, 295, Henric. Septim. IV 89.
kyri ole 1 742\ y lehrt Brito 140\
XXX m. Prosodie and Metrik.
läicus I 426 (sonst ä TU 1074, V 165, 188, 1029); ä lehrt Brito
140*, vgl. zu D^dalius.
«iönacÄi*sI445, 556, 639, 644, 11 255, 336, 506, 685, aber möna-
• chus I 457, 465, 634, H 330, HI 169, 227, 665, 707, 718, 719,
776, 998, 1067, 1095, IV 549, V 391, 413, 562, 568, 663, 984, 1266,
VIT 31, 198, 205, 468, 672. 8 lehrt Brito 143* und loa. de lanua.
phlsicus und phlsica i 27, EI 123, 129, 130, 144, 261, 376, 581,
720, 922, 1078, i auch Eberh. Labor. I 57, während Aegid. CJorb.
stets t (De comp. I 131 etc.) hat.
pod^ria III 1029, yCorripitur pentdtiina' loa. de lanua.
prömucida V 203, VII 91, 97, 203.
sträha VII 355 (iiaTQttßrj).
tetragönus II 483, ö lehrt Brito 136^
thelon^um III 607, vgl. zu D^dalius.
tipsäna V 365 {= ptTsana), ebenso Brito 154'' ,Est tipsana retro
quid 8Ü tipsäna uideto' und Notices p. 434, 436, während loa. de
lanua ä lehrt.
Von hebräischen "Worten haben ahhä (vgl. Glossar, ebenso
Brito 126* ^Dicitur hebraice pater abba^ sirum tarnen esse'), manzer
III 850 (Brito 127* jNatus de scorto tibi manzer, mafizeris esto') und
alleluiä II 66, VII 124 (ebenso Paulin. Nol., Koch I 31) die Quan-
tität der lateinischen Endung angenommen, bei letzterem ist e durch
den Dactylus entschuldigt, vergl. Brito 126*, yÄlldu laudate sanat,
dominus notat ia\ Über das bald in deutscher "Weise auf der vor-
letzten (IV 611), bald in griechischer auf der letzten betonte ütnen
vgl. zu V 559 und Brito 126* ,Siffnat atnen uere\ Falsch endlich ist
^phot III 952, e lehrt Brito 126»».
Von deutschen Worten folgt mlat bäro stets (III 1078, 1130,
V 185) der Quantität des altlat. bäro, wie auch Philippis III 578 u. ö.,
umgekehrt verkürzt glga (IV 616, V 1099, 1103, 1113) seine Stamm-
silbe, als wäre sie aus RedupHcation entsprungen, l hingegen bietet
richtig loa. de Garlandia Dict. cap. 58.
"Wenn sonach die Quantität der Fremdwörter im Allgemeinen
viel strenger geregelt war, als man nach dem Satze , Nomina Grae-
corum certa sine lege uaganiur' erwarten sollte, so scheint anderseits
bei dem Schwanken der besten Autoritäten') eine ähnliche Analyse der
Eigennamen (vgl. den Ind. nom.), bei denen ja auch die Alten sich
viele Freiheiten erlaubten, unerspriesslich und entbehrlich; stärkere
1) z. B. Smönis Sednl. IV 113, SCmmia Hild. De Machab. 71, Henr. Sept.
IV 89 ; femer Nig. Wir. p. 23o , Ängkvum sedein primam päe, w«? Brilonum, Si BrüO'
mtm mauia dieere, nemo v£tai.
f
nL Prosodie und Metrik. XXXI
KüizuDgen mnssten sich natürlich die an Yocallängen überreichen
hebräischen Namen bei ihrer Au&iahme in die dactylische Poesie
gefallen lassen.
2. Prosodische Eigenthümlichkeiten.
Ben Yon den Orammaükem des MA. ') verpönten Hiatus Ifisst
der Dichter, da wir von der kirchlichen Formel T« autem (I 927 f.)
und der erlaubten Verbindung 0 utinam (IV 220, V 113) absehen
müssen, nirgends zu; wenn daher V 415 ABDE quidem \ hia dictis,
allerdings bei starker Satz- und Versscheide und obenein vor h*\ über-
liefern, so muss man den Fehler wohl durch die Umstellung dictis his
entfernen. Stets wird er durch die Elision beseitigt, von der hier
— im Gegensatz zu vielen Poeten des MA. , bei denen dieselbe grund-
sätzlich vermieden ist') — ein überaus häufiger Gebrauch gemacht
wird. Auf die 6600 Verse des Moneschen Druckes*) entfallen 1212
Elisionen, also über 18%. Das ist wenig, wenn man es mit dem
ersten Buche der Aeneis (beinahe 47 %) oder der Metamorphosen (über
33 Vo, vgl- L. Müller p. 282), also mit rein hexametrischen Werken
vergleicht; hält man es aber zusammen mit elegischen Mustern, z. B.
mit dem III. B. der Amores (in 870 Versen 99 Elisionen, = lljS^o)
oder mit den ersten 1(X)0 Versen der Heroiden (I 1— VII 74, 131 Elis.
= 13,1 Vo) 5 so gestaltet sich das Bild anders, und die Gewandtheit,
mit der unser Dichter das Distichon handhabt, springt in die Augen.
Von diesen Elisionen kommen
148 = 12,8 Vo ^^ die zweite Hälfte des Pentameters, also auf
die dafür ungünstigste Stelle, nämlich 49mal vor est,
3 mal vor es, 61 mal Kürze, meist e, vor Länge,
30mal Kürze, meist e, vor Kürze, 5mal Länge vor
Länge, nie Länge vor Kürze; zwei E. finden sich
n 82, III 252, V 296, 1298. In diesem Puncte
geht der D. somit über den Gebrauch Ovids hin-
aus. — Der Rest vertheilt sich so:
192 e- 15,s7o fallen auf die leichteste und natürlichste Art, den
Vocalausfall vor est^),
1) Vgl. Pannenboig in den Forschungen zur deutschen Geschichte XI 188. —
2) dem aber sonst consonantische Kraft nicht innewohnt, wie bei andern Dichtem des
MA., vgl. SchenU Orest. p. 36 und die Einleitungen zum Waltharius. 3) so der
Dichter des Ruodlieb (Seiler p. 154), der Comedia Thrasonis (Jahns Jahrb. 97, 731), des
Brunellns (vgl. meine Anm. zu Vers 71), Mag. lustinus im Lippiflorium (Laubmann
p. 143 f.), Thiofrid von Eptemach in der Vita Wülibrordi (ed. Rossberg p. XXI); vgl.
tbeshaupt WOlfflin im Philol. XVII p. 341. 4) nach dem alle Berechnungen des
zveiten^Capitels 1878 angestellt sind. 5) Denn dass man z. B. nostra est im MA.
zu mogtr^est, nicht zu wstrtTat verschliff, lehrt Bedas Metrik.
XXXn m. Prosodie und Metrik.
583 = 48,1 7o Kürze vor Länge,
156 = 12,9% Kürze vor Kürze,
126 = 10,40/0 Länge vor Länge,
7 = 0,6% Länge vor Kürze,
ein Verhältniss, das dem Vorbild Ovids bis auf die eine Abweichung
entspricht, dass dieser viel seltener Länge vor Länge elidiert
Es erübrigt noch, den Gebrauch der Elision in dem mittleren
Yerseinschnitt, also in der Cäsur des Hex. und der Diaeresis des Fent
zu betrachten. Im letzteren zunächst findet eine Yerschleifung der
auf der Scheide zusammenstossenden Worte nirgends statt; und nur
wenn das letzte Wort der ersten Vershälfte est (45mal), et (4mal) oder
hie (Imal) ist, kommt die Elision des vorhergehenden Wortes vor. Im
Hexameter anderseits tritt die Verbindung von Cäsur und Elision ver-
einzelt entgegen. Nicht gehören hieher die Fälle, wo bei der Elision
in der nev&rjutfisQ^s auch Cäsur 2 + 4 angenommen werden kann oder
muss (II 247, 367, HI 139, IV 55, 75, 197, 287, 885, V 533), wohl
aber
1. n 337, VI 141, auch I 677, wo neben Cäsur 2 + 4 die 7t€Vx% der
Haupteinschnitt ist,
2. III 377, 951, V 379, VI 455, VII 287, wo die Cäsursübe im 2.,
bez. 4. Fusse elidiert wird,
3. VII 335, wo Cäsur 2 + 3 + 4, die beiden letzteren mit Elision.
Ganz unmöglich ist daher V 513 in der von Mone gutgeheissenen Fas-
sung der Familie y, da die einzige Cäsur des ganzen Verses nur durch
Elision von gerente herzustellen ist; schon darum ist hier gerens
zu lesen.
Die Frage, ob Kürzen in der Cäsur des Hexameters, bez. in der
Diärese des Pentameters durch den Ictus verlängert werden, ist zu
verneinen. Dätän VII 571 ist richtig scandiert, ebenso Satan V 416
(vgl. Koch II 250), während der Dichter sonst Satan misst (die Stellen
im Ind. nom.) ; die Eigennamen, zumal die hebräischen, entbehren einer
festen Quantität. Es bleiben sonach nur als mögliche Ausnahmen
VI 283 und VII 550, die eine zwiefache Auffassung zulassen: entweder
verfuhr der Dichter in VI imd VII sei es freisinniger im Grundsatz,
sei es nachlässiger in der Ausführung — oder die Genauigkeit des
ersten Abschreibers liess nach; da sich aber nur zwei solche Fälle in
1258 Versen finden, so ist die letztere Annahme wohl wahi*scheinlicher
und EmendatLon statthaft.
Synaeresis wird angewandt : ü zu 1 1 188, V 36, VII 640 (ahiü),
VII 422 (obiit)^ vgl. Leo a. a. 0. p. 403, Huemer Untersuchungen p. 33 ff.,
III 560 iperii)^ VII 127 (melodiis), ee zu e in deesse, ei zu ei stets in
m. Prosodie and Metrik. XXXTTT
deinde (während dem 1 1040, VI 204 mid dehinc HI 351, lY 930, Y 825
nur als lambus vorkommen) und in elä (vgL DEW. 1 160 f.). Yerhfii-
tung von t zu j H 180, YU 667, lY 43, 365, YII 421, von u zu v
Yll 96, 104; seorsum wird hingegen stets dreisilbig gebraucht (DI 875,
IV 97, 969, Y 19, YI 205).
Diaeresis findet sich: ^' zu i I 885, v zu u Y 1144 und in der
Auflösung der Consonantenverbindung su 1 124, III 33, Y 509, 609,
740, VII 66, 197.
Yerdoppelung des auf r^- folgenden Consonanten erscheint
regehnSssig in den Perfectis rettuli und repperx, in allen Yerbalformen
von rennwo (I 201, m 487, lY 410, Y 180, VII 181) und in den Subst.
reüigio und reUiqtUq; recido hat stets (II 132, YII 333) nur ein c.
3. Der Reim.
Im Gebrauche des Stabreims zunächst steht der Dichter ganz
auf dem massvollen und verständigen Standpunct der besten Theore-
tiker des MA.'j; Galfrid empfiehlt seine gelegentliche Verwendung
(Noua Poetria 1924) und tadelt, wie Eberhard von Bothune (Labor,
ni 244), den zu häufigen Gebrauch dieses nicht sowohl metrischen als
stilistischen Kunstmittels. Die Allitteration erscheint in einzelnen For-
mehi (1 136, 175, 243 (vgl. 724), 805, IH 580, lY 800 etc.), in Sprich-
wörtern (I 1025, in 194, 1149, lY 665, 727, Y 509, YI 313, 335,
VII 48), dient abei* namentlich zur rhetorischen Wiederholung und
Einschärfung der Schlagworte, vgl. I 5, 428 f., 619 f., 683 f., 685, 687 f.,
721, 771 f., 773, 921, II 361, 395 f., 407 f., 645, lY 235, 387 f. Wenn
daher Mone dieselbe zu einem kritischen HersteUungsprincipe erhebt
(p. 146, 148) und gewisse fade Mönchsspielereien, in denen ganze
Verse oder gar Gedichte mit demselben Buchstaben beginnen, zur
Stützung seiner Ansicht herbeizieht (p. 314 f.), so schiesst er weit über
das Ziel hinaus.
Wichtiger ist die Frage, in welchem Masse sich der Dichter
des seit dem X. Jahrhundert immer mehr eindringenden Gäsurreims
bedient hat Abgesehen vom Binnenreim, durch den 23 mal die
zweite und vierte Arsis verbunden sind, habe ich von jenen gezählt:
im Hexameter 262 (nahezu 87o)) ini Pentameter, der ja an und für
ach mehr Yeranlassung zu Reimen bietet*), 388 (fast 12%), von denen
insgesammt nur 9 weiblich sind, nämlich 4 im Hexameter (II 221,
m 211, lY 1001, Y 283) und 5 im Pent. (I 936, III 48, 318, 850,
Vn 380).
1) YgJ. Puinenbozg in den Fontchnngen zur D. Q. XI 188. 2) vgl. W. Grimm
Zur Geschichte des BeüoB p. 6S4.
Voigt, Yaengrimiu. C
XXXIV
m. Prosodie und Metrik.
Die männlichen vertheilen sich so:
Hexameter
3 61 4 61
Pentam.
Einfache Symmetrie . . .
66
24
198
Doppolte Symmetrie . . .
12
14
24
59
Parallelismus der Verba. .
36
„ „ Nomina .
30
9
30
„ „ Adverbia
2
2
8
Fortlaufende Eeihe gehäufter
Substantiva
4
51
4
Sonstige Fälle
68
Bewusste Tonmalerei zeigt sich II 105, wo der in 2, 3, 6* sich wieder-
holende Gleichklang at das Geschrei des Wolfes (vgl. IV 329) nach-
ahmt. Eine gewollte Verbindung einer Versreihe durch gekreuzte
Reime, wie sich dergleichen zufällig bei Vergil*) findet, liesse sich
an einzelnen Stellen (I 395-398, II 105 — 108, V 19-22, 631—634,
VII 543 — 546) annehmen, wenn der Dichter nicht absichtlich der
durch veränderte Wortordnung (z. B. II 108 Ipsa etiam est twiitru
ierrificata suo) so leicht herzustellenden vollen Consonanz aus dem
Wege gienge oder wenn er auch sonst Gruppenabschlüsse*) durch
dieses Mittel ausgezeichnet hätte.
Sowohl die Zahl wie die Art der Reime zeigt somit, wie wenig
er den Reim als solchen suchte 3); dass er den Gleichklang, wo er
sich gleichsam von selbst aufdrängte, geradezu vermied, lehren Stellen
wie I 604, 817, V 384, und richtig urtheüt Bormans zu III 1047
, Manifestum est ex hoc uersu Nostrum homoeoteleuta uitasse dili-
genter. Quid enim pronius erat quam scripsisse: Te mea iwn tatvtum
1) W. Grimm p. 641. 2) ebenda p. 664. 3) In demselben Sinne
entscheiden sich W. Grimm p. 676 and J. Grimm Lat. Ged. p. XXIV.
m. Prosodie and Metrik. XXXV
laedü penuria, qtiantum?* Im Allgemeinen ersclieint der Beim in
nnserem Gedicht als der ungesuchte Begleiter entweder der symme-
trischen Anlage des Verses, welche, auch ohne durch den Qleichldang
hervorgehohen zu werden, oft genug vorkommt, oder des im Dialog
zu Antithesen , in der Erzählung zu stichomythischer Kürze und Rasch-
heit neigenden Stiles. Diese auch von anderen Dichtem des XTT. und
Xm. Jh.^) getheilte Ahneigung des Dichters gegen das zu seiner Zeit
so beliebte Reimgesetz zeigt einen gesunden Sinn imd ein richtiges
Verstandniss für die poetische Form. Das fortwährende Haschen nach
derartigen, zumal weiblichen Consonanzen legte der Darstellung un-
erträgliche Fesseln auf, verengerte die Auswahl unter den vorhandenen
Sprachmitteln und beförderte die irrige Richtung auf das Formelhafte
und Typische, um im besten Falle des völligen Gelingens nichts weiter
zu erreichen, als ein eintöniges, mit dem dichterischen Gegenstand
in keinem nothwendigen oder angenehmen Verhältniss stehendes Ge-
läute. In dieser Beziehung stellte sich unser Dichter mit löblichem
Takte auf den Boden des Alterthums, dessen beste Autoren diesen aus
den volltonenden Endungen der lateinischen Sprache sowie aus dem
Parallelismus der Versanlage so leicht entspringenden Gleichklang wohl
annahmen, wo er sich nicht gut vermeiden Hess, aber nirgends darauf
ausgiengen, ihn zum bindenden Gesetz zu erheben.
4. Versbau,
Der Hexameter zeigt in den ersten vier Füssen eine ange-
nehme Abwechslung von Dactylen und Spondeen, im fünften Fusse
findet sich der Spondeus nur einmal, II 411, wo der "Wolf in feier-
licher Würde seinen vollständigen Namen Ysengrimus Corniseca angibt.
Hie und da malt der Dichter durch rein spondcischen Rhythmus, so
die schwerfallige Zunge des fetten Abtes (V 887) oder die "Wucht der
Hiebe (II 241), und schildert anderseits durch ununterbrochene Dac-
tylenreihe die rastiose Eile des verfolgenden Bauei-s (I 325) oder des
nach Salemo fliegenden Fuchses (III 377), die ungestüme Gier des
Wolfes (III 151) u. dgl., doch hat er nur selten einen zweifellos
bewussten Gebrauch von diesem Eunstmittel gemacht. Im Allgemeinen
sind dem lebhaften Tone seiner Darstellung die Dactylen mehr zusa-
gend, womit auch das in der Prosodie hervortretende Besti'eben nach
Vermehrung der kurzen Silben im Einklänge steht.
Mit besonderer Meisterschaft handhabt er die Cäsur; die meist
durch Satzscheide gekennzeichneten, in weitaus überwiegender Mehr-
heit männlichen Haupteinschnitte des Verses sind:
1) Gesammelt von Fannenborg a. a. 0. XI 184 f.
c*
XXXVI m. Prosodie und Metrik.
1. die 3. Arsis (in '/s »Hör Hex. Sitz der Cäsur), mit der
sich gern die 4. verbindet; fällt in die letztere zugleich
ein ßatzende, so ist sie — dies kommt imgefähr 250 mal vor —
als eigentliche Yersmitte ausreichend markiert;
2. demnächst die 4. Arsis, mit der 2. verknüpft (ins-
gesammt etwa 360 mal erscheinend und somit den grössten
Theil — Vt "" ^^^ ^^^ 1- übrigbleibenden Achtels ausmachend).
Betrachten wir auch hier die Satzscheide als das entschei-
dende Kennzeichen des Haupteinschnitts, so ist dieser
in etwa 110 Fällen bei der 4. Arsis,
„ „ 70 „ „ „ 2. u. 4. Arsis, sodass eine Drei-
theilung des Verses entsteht,
„ „ 25 „ beim 3. Trochaeus;
der Rest entbehrt jeder grösseren Interpunction.
3. Das letzte Vse gehört — bis auf wenige unter nr. 4 zu erwäh-
nende Ausnahmen — den Fällen, in denen die männliche Cäsur
sich allein bei der 4. Arsis findet, der dann meist durch
eine grössere Interpunction stärkerer Nachdruck verliehen oder
der Einschnitt beim dritten Trochaeus (I 73, IV 429, V 1093,
VI 97, 179) zugesellt ist. Nur folgenden Stellen fehlen beide
Stützen: I 515, 781, m 331, 923, IV 677, V 281, 549, 1149,
VI 451, VII 63, 89.
4. In 7 Versen endlich ist die 2. Arsis zugleich mit dem
3. Trochaeus die Trägerin der Cäsur (I 925, III 765, 1177,
IV 323, V 937, VI 3, 63), nur die letztere findet sich:
II 67 und in 1187.
Auch der Pentameter zeugt von gründlicher Kenntniss und
glücklicher Nachbildimg der classischen Muster. Er schliesst nie mit
einem drei- oder mehrsilbigen, meist mit einem zweisilbigen, verein-
zelt auch mit einem einsilbigen Worte, dem dann ausnahmslos wiederum
ein, sei es an sich, sei es durch Elision (letzteres vor est 49 mal, vor
€8 3 mal, vor id und hanc je einmal) einsilbiges Wort vorhergeht. Die
vordere Halbzeile endet mit einem zwei-, drei- oder mehrsilbigen
Worte, mit einem einsilbigen nur dann, wenn ein gleiches vorhergeht,
oder wenn sich der zweite Dactylus über zwei Worte vertheilt (aus-
genommen nur V 68, wie Ouid. Ex Pento II 8, 22), oder endlich wenn
den zweiten Versfuss ein dreisilbiges, durch Elision vor est einen
Spondeus bildendes Wort (meist Part. Perf., I 28, 394, 928, 11 290,
III 472, 1082, IV 238, 824, V 178, 1222, VI 2, 194, 196, 516, sonst
noch II 22, IV 362; vgl. Ex Pento II 7, 82, III 3, 22; I 1, 14, Amor.
II 12, 6 etc.) füUt.
in. Prosodl© tmd Metrik. XXXVII
Das Distichon bildet, der Regel ^) entsprechend, im Allgemeinen
auch hier eine logische Einheit, doch finden sich einzelne, auf die
Autorität spätlat Dichter sich stützende und von den besten mlat.
Poeten*) nicht verschmähte Ausnahmen, sei es dass der im Hexam.
begonnene, durch einen den Rest desselben und den folgenden Pent.
fallenden Nebensatz unterbrochene Hauptsatz erst in dem nächsten
Distichon seinen Abschluss empfängt (I 1 ff., 295 ff., II 5 ff., 563 ff.,
IV 319 ff.) , sei es dass ein Distichenpaar, doch mit Abschluss des
einfachen, conjunctionalen oder participialen Satzes — vereinzelt steht
die grössere Periode II 543 ff. — am Pentameterschluss, eine Gruppe
bildet (I 179 ff., 289 ff., V 987 ff.), sei es endlich dass die in der
mlat Poesie so beliebten Aufzählungen gleicher Wortarteli') die Satz-
grenze verwischen (V 89 ff., 683 ff., 1001 ff., vgl. I 759 ff.). Ander-
seits besitzt der Dichter mancherlei Mittel, die sachliche Geschlossen-
heit und Zusammengehörigkeit der beiden Yerszeilen hervorzuheben.
So liebt er bei feierlichen Begrüssungen die fast wortgetreue Wieder-
holung des Hex. im Pent (III 1175 f., IV 141 f.) und drückt in beiden
häufig ebendenselben Gedanken in entfernt an den Parallelismus mem-
brorum erinnerndem Formenwechsel aus (I 17 f., 59 f., 61 f., 117 f.,
177 f., II 541 f., III 1053 f., Vn 359 f., 439 f. etc.); oder er wiederholt
die erste Halbzeile des Hex. buchstäblich in der zweiten des Pent.,
wodurch die sog. Disticha repercussiua s. reciproca s. paracterica ent-
stehen (m 991 f., VI 157 f.), ähnlich kreisförmig gebaut sind III 689 f.,
V 357 f., VII 247 f.*). Oder der betonte Satz wird in den beiden
ersten Halbzeilen des Hex. und Pent. wiederholt*), so II 577 f.,
IV 429 f.; schön ist die vierfache Anaphora IV 627-633. Endlich
Hebt es der Dichter, um etwas vorher Angedeutetes weiter auszuführen
oder in der Antwort die Widerlegung einzuleiten, die letzte Halbzeile
des Pent in der ersten Halbzeile des folgenden Hex. nach dem Vor-
bilde Ovids zu wiederholen, so U 336 f., V 294 f., 414 f., 450 f., 1044 f.,
VII 38 f.; ahnlich der doppelte Schwur III 524 f. Einen ganzen Vers
hingegen wortgetreu zweimal zu verwenden erlaubt er sich nur an
einer Stelle: VII 672 = VII 468, und zwar mit ersichtlichem Grunde,
während er ^a, wo im Dialog frühere Äusserungen citiert werden, eine
variierte Fassung vorzieht, vgl. z. B. HI 564 mit III 483.
1) Beda ed. Qüw VI p. 69 f., Ebexb. Lab. m 236 f. ,Pmkmäer dsbet uinekm.
uUare sequenixs Bexametri, fedua anterioris habet.' 2) öfter auch von Hildebertf
z. B. De Mahumete 272 ,inaueiusque dolor Omnes eonhmdit.' 3) Tgl. SchenU Orest.
p. 33, im Keime schon bei den Alten, z. B. Hot. Ep. 11 2, 180, 203, 206. 4) Tgl.
Hnemer in den Wiener Stadien 1882 p. 902. Diese Banart übertrBgt sich auch aof
die beiden Theile für sich, auf den Hexameter U 167, HI 632, V 71. auf den Penta-
meter I 64, ni 1116, vn 34. 5) Zahlreiche Beispiele hieizn sammelt Suringar
ZOT Alda, Von 6.
XXXVIII IV. Grammatik.
Die Wahl des Distichons zur Darstellungsform tadelt
"W-Wackemagel Kl. Schriften II 265 wie für die mittelalterlichen Thier-
dichtungen überhaupt, so auch für unser "Werk als , eigentlich imgehörig
da diese Strophenform der Elegie, nicht der epischen Poesie zukommt:
aber der Vorgang des Auianus scheint hier bestimmend eingewirkt zu
haben.' Nun, zunächst ist nicht sowohl das Vorbild Avians, als viel-
mehr dasjenige Ovids, für dessen elegische Poesie sich die Vorliebe
seit dem XI. Jh. zusehends steigert, das entscheidende Moment, und
dann ist alle erzählende Dichtung entweder vorherrschend naiv oder
sentimentalisch : wie für die erstere der Hexameter, so ist für die
letztere, zumal für ein so durch und durch satirisch -elegisches "Werk
wie das unserige, das Distichon die normale Form. Die Abfassung des-
selben in fortlaufenden Hexametern wäre, weil einen unlöslichen Wider-
spruch zwischen Ton und Versmass in sich schliessend, der ärgste
Missgriif gewesen; „Sed numeris süb disparibtis lex metrica saltat,
Taniquam ,de miseris hec est narratio' dicat'' (Alb. Stad. Troilus,
Prooem. 33 f.).
lY. Grrammatlk.
Aussprache und Schreibung der Wörter
a) nach den Vocalen.
% statt y bieten sämmtliche Hss. bei butirum, ccäihs, Caribdis,
cimbalum, clamis, cripta, cristallus, girus, Uchnus, limpha, lira,
papiras, preshiter, Sdtha, süldba, sinocus, ebenso bei inclitus und
fast ausschliesslich bei asüum {asellum DE), coriltM (corultis BE),
Ilas {ylas E), phim^s und timpanum-^ y statt i steht durchweg bei
Hely, ybris und mit verschwindenden Ausnahmen bei hyemps (dem-
gemäss hyemalüer, aber meist hibemus, vgl. Thiver), ydonetM und
ydolum, die man vom gr. ydos =» forma ableitete, femer bei Abyron,
epygramma, qoytritiis, Tberus, Tsaydes, Syman, syndo, tycura; % statt c
findet sich bei den griech. Worten anachorita (ABD, anacoritha E),
catigeta, ciroteca (A, cyroteca B, cirotica C, cirotheca D, eyrotheca E)
und nur in A bei giometer; ii statt i in den Fonnen hü, hiis ist nicht
in den Text aufgenommen, da es in A nur zweimal (III 222, V 275)
und erst in den jüngeren Hss. regelmässig erscheint, die einmal auch
ee statt ae bieten (II 405 hee BCDE). — ae {a) kommt in A nur an
5 Stellen vor (III 111, 158, 206, 222, IV 227), wo a zu c verzogen
wird, oe einmal in B (VII 489 tragoedia)^ sonst setzen alle Hss. für
ae und oe ein c, dem nur A gelegentlich (40mal, fehlerhaft IV 1034
caldaic^que, V 1128 C^era) eine Schleife am Puss anfügt; dem Schrift-
character des XH. Jahrh. gemäss ist dieses , geschwänzte' ^ im Text
überall durchgeführt. — eo statt eu steht regelmässig in eohe (so alle
IV. Orammatik. XXXIX
Hss. VII 469, während IV 513 Af, auch D* im Glossar eolie, BD eoe,
E ecce haben, vgl. Glossar) und feodum. — A bietet eia (I 205, IV 883,
aber eya V 1307) und hai, die jüngeren Hss. hingegen ziehen eya und
hay Tor. — Streng unterschieden werden in den Hss., wie im Mlat.
überhaupt, dominus, -na und domnus, -na (vgl. Glossar), pignara
(DI 58, IV 36, 748, V 744, VI 486, 522, VII 145) und pignera (III 1137 A,
munera B, pignora CDE, vgl. Placid. ed. Deuerling 78,4 — 6 pignora
fUiorum sunt uel affectuum inter se, pignera, quae creditoribus dantur\
Osb. p. 447 j pignora fUiorum; pignus, pignens aliarum rerum' loa.
de (jarl. Synon. I 181 , Pignora natorum dicuntur, pignera rerum''),
quaienus (modal) und quatinus (final, V 42, wo CD irrig e schreiben),
tempus (Zeit) und timpus (Schläfe, vgl. Gloss.), uendico (beanspruchen,
sich aneignen) und uindico (rächen, strafen). Alle Hss. femer bieten
die abweichenden Formen ardalio, creticus, iocundus (vgl. Bönsch
Itala und Vulgata p. 465, Hildebrand Gloss. J 429), monacordum
(ebenso monacosmum bei DuC), rumhus (nur E hat daneben auch
rombus I 677, 693, 935, vgl. Rönsch p. 466 und DuC). Das 17 mal
vorkommende nondum bewahrt sein o am strengsten in B, demnächst
in AC (in A 6mal nwndum, II 121, IV 684, V 248, 451, 800, VII 553),
neigt aber in D und namentlich in E zu der Form nundum; es schien
somit gerathen, die alte Schreibart beizubehalten.
b) nach den Consonanten.
In der Zusammensetzung befolgt die Schreibweise sämmtlicher
Hss. mit geringen, aber constanten Ausnahmen (ohprobrium, submitto)
das Gesetz der Assimilation, auch in ammirari (vgl. Diez Et, W.
I 351), ammissum, ammonere, in dem durchgängigen quicquid und
quicquam; doch erscheint in quamquam, iamquam, {n)umquam, num-
quid, qyiicumque, da, wo sie einmal nicht abgekürzt geschrieben
werden, in den ältesten Hss. nicht das gutturale n, sondern das ur-
sprüngliche m, ebenso wie in der Fecunda Ratis. — Die Einschie-
bung eines vermittelnden p wird in allen Hss. durchgeführt zwischen
m und t, m und s, mit Einschränkung auch zwischen m und n, näm-
lich wenn vor dem m ein a (wie dampnum; alle aber haben amnis
und nur E scampnum)^ e (z. B. contempno) oder u (wie autumpnu/j
steht; bei vorhergehendem o setzen nur die jüngeren Hss. und auch
diese nur bei sompnus (einmal dompnu4! in E, I 439) ein p ein; über
den Einschub von c in Sclauus vgl. zu I 48. — Fortfall eines Con-
sonanten zeigt sich im Anlaut von ceda (vgl. Diez Et. AV. I 121, 129),
tongiis (statt phtkongus, wie tisi^ Rose Anthim. p. 57 j, saltria; im
Inlaut weicht u hinter g bei langor (nur D languor)^ bleibt aber bei
languere; in den Comp, schwindet s in der Regel nach x oder s, so
XL rv. GiBrnmatU:.
findet man meist ex^pectare, expoliare, extare, exerere, exilire, extUtare,
transüire, transcendere ; 8 fehlt auch in prormtcida; d assimiliert sich
dem einfachen 8 {assum) und schwindet vor st {astare, astrmgere,
(Mfpergere). — Umstellung begegnet in tipsana. — Mit Doppel-
consonant werden geschrieben gracculus (vgl. p. XXVII), lütera,
numinu8, pilleu8, quattuor (die jüngeren Hss. ziehen quatuor yor), sollers,
strennuus, nach AE auch Emmanuel, mit einfachem üico, müia, ope-
riri; über die Comp, mit re- vgl. p. XXXm. — Von der gewöhnlichen
Schreibweise recht abweichende, in den Hss. aber fast ausnahmslos
durchgeführte Eigenthümlichkeiten bietet die Aspiration: ch findet
sich in archa, Carchinus, Chore, michi, nichil, c aber in Caldaicc,
Cald^s, cdlibs, Caribdis, carta, ciroteca, clamis, corda, {scemä) scola,
und g statt di in catigeta; pulcer xmd sepulcrum schreiben stets
BCJDEfgi, während A ch vorzieht, th erscheint durchgängig in Ethn^,
«o«Ät*« (Südwind), rethor, thdoneum, thorus (,Bett', aber torus , Strick'),
thwribulum, t hingegen in baratrum, droteca, coturnus, Datan (ABB),
Utargus, teta {theta C); in Satan und Satanas führen erst die jün-
geren Hss. th durch, ph wird theils festgehalten, theils zu f, wie in
delfis (ADE), diafragma, fantasma [ph nur A I 341), tritt anderseits
statt f ein in phanatictM, prophanus (ABE), scroplia, troph^a. Femer
ist Ä weggelassen in armonia, arra, arrabo, ebes, epar, ybris, ydrops,
ypoerita (aspiriert nur in h IV 43, in A IV 928), irqutis, reda, Benus,
hinzugesetzt in cohercere, habtmdare (vgl. Osbem p. 617; daher auch
habimde, das nur A ohne h schreibt), harena (AB), heretnus, heremüa,
hisdem (die jüngeren hiisdem, vgl. Ven. Fort ed. Leo s, u. hidem);
Schreibformen jüngerer Hss., wie bacho, honus, honerare, proch, rethe,
monacus, stomacus u. ähnl. sind vQm Texte femgehalten. — c wird
regelmässig gesetzt statt qu in eotidie und cocus, t statt et in artus,
artare, mtdta, mxdtare, multrum, ci in nuncitts und inficior (das man
von facto ableitete, Osb. p. 205, loa. etc.), aber meist ti in contio und
pretium, ch statt cch in Bachus, bachari, % statt ji in subicio, adicio etc.
Einzeln merke haut, quatridiianus (ABC), temptare; honos wird nur,
wo es prosodisch nothwendig ist, nämlich III 183 gebraucht, sonst
sind alle Hss. in der Form honor einig bis auf III 16, wo daher honor
(BCJDi) wahrscheinlicher ist als hovws (AE). Über die Thiereigennamen
vgl. zu I 1, 3; den Namen des Hasen schreiben AE, meist auch B
(der vereinzelt Gutturo bietet) Outero, CD Gvttero {Guthero in D
IQ 1196), der Eber heisst in CE Grimo, der Hahn in C SpoUnus, der
Esel in DE gewöhnlich Carchophas.
Während Quod si getrennt geschrieben wird, ziehen die besten
Hss. zu einem Worte zusammen: äbhinc (2wortig I 622, 1 wortig
I 794), adtisque und quoadusque (letzteres stets 1 wortig in ACDE,
IV. OnnunAtik. XLI
2 wortig in B), amodo (ygl. Eanlen p. 239), caudcUenus (ACDE)
und coUotenus (ACE), deirans (AD), dummodo (1 wortig alle II 218,
2 wortig AB V 86), ecantra, quandoquidem (Iwortig ABCH) lU 930,
2 wortig ABC3E VII 87), utquid,
Znr Formenlelire.
a) Nomen.
currciboy das Pap., üg. and loa. de lanna von arra bona ableiten,
wird VII 277 als Femininum^) gebraucht; XJgatio lehrt ausdrücklich
^hee arrabo\ Der Acc. Flur, von dpnon geht in allen Hss. II 229 und
VII 605 auf '^8 aus; bei dbbas findet sich (Matea Y 455 und abhattM
V 467; Fresis hat die griech. Genitivendung IV 503. Die Adjectiya
einer Endung haben im AbL Sing, neben t auch das bequemere e, so
^ete V 27, constante VI 363, prudente V 1221, sequenie V 629,
uehemenie I 325, uiuaee U 53; anderseits hat der (komparativ auch,
wie im Spätlai, i in maiori lH 167. Der Dat. Sing, der IV. Decl.
endet auf -w IV 103, sonst auf -u, III 411, V 827, vgl. III 1158,
IV 662. Der Flexion entbehren viele Eigennamen, wie das auch nach
Ugutio (cod. Savigny) fol. 167* indeclinable Bemis, Sithiu, Mahamet
und besonders die alttestamentlichen. Auch der Singular wird gebraucht
von caula VI 59 (vgL Dief. Gloss.) und libitum III 593 (vgl. Glossar) ;
über insidia vgl. zu VII 574. Eine Erweiterung in der Casusbildung
zeigen i%ts9U8, dessen Acc. Flur. IV 244, und rogatus, von dem der
Acc. Sing. I 627 (IV 387) vorkommt; über promptu ohne in vgl. GL
tjbergang in eine andere Declination zeigt sich bei cola, diaco und
profnudda, vgL Glossar.
Die Cardinalia werden mit Vorliebe umschrieben, wobei dann
neben dem Adverbium theils regelmässig das Distributivum (11 302,
675, V 193, 640, 788, VI 40, 435, VII 112 f., 136, 419), theils aber
und vorwiegend, wie öfter schon bei den römischen Schriftstellern
(Neue n 123 f.), das Cardinale steht (I 94, 110, 752, II 432, 530, 603,
III 590, 729, 978, IV 73, 936, 958, V 634, 864, 868, 1068 f., 1262,
VI 74, Vn 5, 117, 142). Überhaupt ist der Unterschied von Cardinale
und Distributivum nirgends streng festgehalten : dieses steht für jenes
I 1048, n 8, 240, 299, 485, 556, ni 785, 1090, IV 741, V 79, 455
(vgl. Feiper, Waltharius p. 121, Barack, Hrosw. p. 50), jenes steht für
dieses I 919, II 15, V 417, 424, 603 f., 617, beide stehen gleichbedeu-
tend neben einander I 1013, III 22, V 825, VI 104 f.; das alterthüm-
liche himis statt duplex findet sich I 641, V 61. Anderseits steht
das Distributivum einmal nach Ovids Vorgang (Heroid. XI 46) statt
des Ordinale, V 1083, öfter in den jüngeren Hss., z. B. V 708, vgl.
1) Ebenso Tarro L. L. 6, 96, 176 und Isidor Et. 9, 7, 6 nach Nene I 680.
XLII IV. Grammatilc.
Paimenborg in den Forschungen XI 175, ebenso das Multiplicativmn
statt des Ordinal -Adverbiums, so IIT 635 bis ,zum zweiten Male' (wie
das spätlat. secundo IV 875), decies V 830, 1083.
Als Gen it. partit. kommt neben nostrtim, ueftfrum (II 525, IV 902,
V 54) auch mstri (III 257, V 603, 1190, VII 269) und uestn (V 55)
vor. Statt iidem und iisdem steht im Spätl. und Mlat. gern hidem und
hisd^, letzteres findet sich 111 384, IV 173, 257, V 531, 1013, VI 545,
vgl. p. XL.
b) Verb um.
Als Deponens erscheint cachinnari V 868 und uiari (vgl. Gloss.).
Neu sind die Perfecta von quatio (lY 535) und clango (V 1065, 1067).
hibo hat, wie im Spätl., ein Supinum, daher hibiturus V 900, 982 (wie
Vulg. Matth XX 22) und ebibitus V 600. Abweichende Bildung des
Sup. und der von ihm abgeleiteten Formen findet sich bei edere, fri<:are
und mulgere; neben esus 1 366, ambesus III 995, obesus V 1205 bilden
aUe Hss. das Part. Perf. comestns I 381, 412, II 399, VII 265 (vgl.
Paucker, Subrelicta p. 25*, Neue n 442 f.) , während das Sup. selbst
V 1089 comesnm lautet; zu fricare gehört frixa III 732, wo potio
statt speciea steht, vgl. p. XX VII und Kaulen p. 193; enmlgeo bildet
emulctus (ABD, emultus CE), welches als vereinzelt bei den Alten
vorkommend (Neue II 442) auch loa. de lanua bezeugt. — Zu dem vul-
gären Futurum partibor n 515 vgl. Kaulen p. 192, Rönsch p. 292, Neue
II 341 f. Der Coniunct. Praes. vertritt Öfter den Ind. Fut., zunächst
bei ire {,eani : tbo' Löwe Prodr. p. 421, exeam == ejoibo ludic. VIII 32,
Kaulen § 112, redeam statt redibo Vital. Bles. Amphitruo 117), so hier
I 225, VII 383 und wohl 11 514, dann in der I CJonjug., vgl. III 392,
IV 176, V 418, VI 462, VII 216. Die II Plur. Imper. Fut. auf
' aminor findet sich beim Deponens II 621, V 129, vgl. Neue II 302.
Über benedicite ,sei, seid gesegnet' vgl. Glossar. — In den zusammen-
gesetzten Formen des Passivs steht statt sum, sim, er am, essem, ero,
esse recht häufig fai, faerim u. s. f., wie I 397, 410, 851, 864 etc.
Beliebt ist die Umschreibung des Fut. I durch -urus sum, wie
III 292, 417, 440, 750, 1141 etc., ebenso in der Vulgata (lob XIX 27,
Tob. n 18). — In den Comp, von ire finden sich statt ibis, ibit auch
die Flexionsformen der IV. Coniug. -ies und -i^t, so I 827, III 813,
1070, 1158, IV 583, V 713, vgl. Rönsch p. 292 f., Kaulen p. 193, Neue
II 344. Die ungebräuchlichen Formen fiio und malens kommen V 1202
und V 634 vor; über erstere vgl. Rönsch p. 294, Neue II 473. —
Neben dem regelmässigen odi (I 911, III 157, 301 etc.) erscheint der
Infinitiv odire 1 713 (vgl. Gloss.); c^peram hat wie oderam die Bedeu-
tung des (erzählenden) Imperfects, II 109, 188, 203, III 1094, IV 131,
265, V 659, ebenso im "Waltharius. — Über pqniteo als persönliches
TV. (hwnmAtik. XTiTTI
Verbmn (I 851) vgl. Kaulen p. 161 , KofiEmane I 70, El. lat Denkm.
p. 7a —
c) Partikeln.
Der Kürze halber mag alles Wichtige gleich hier zusammen-
gestellt werden, non wird (neben ne, z. B. IV 659) auch im Verbet und
Wunsch gebraucht III 797, IV 178, 393, 451, VII 541, wie in der
Vulgata (Ecclesiasticus XV 11 f., XVI 2, lob III 4, 6, 9) und sonst im
Iflat (Prora 927, Nig. Spec. 68, e). tarn -quam steht öfter statt eo-guo
vor dem Comparativ, I 257, V 1256, VI 400, 429, wie vereinzelt bei
den Alten, eUka-quam statt eo-quo V 529 f., eo fehlt VI 296, beide
IV 160. Über das an der Spitze des vergleichenden Nachsatzes meist
fehlende sie, ita vgl. zu III 1.
apud statt in c. abl. III 425 (vgl. Bönsch p. 391); sub drückt
hie und da, wie ^no. das Subject des activen Satzes aus, vgl. IV 999,
V 37, 1140; mper wird gebraucht 1. sinnlich, a) oben . . auf, c. abl.
IV 81, VII 345, meist aber, zumal wenn es nachgesteUt ist, c. aoc.,
I 734, ni 407, IV 1025, V 196, VI 486, VII 86, b) über . . hin, c. acc,
in 959, V 1291; 2. übertragen, a) c. abl., um den Gegenstand des
Denkens und Empfindens, bez. ihrer Äusserungen zu bezeichnen, I 435,
702, II 383, 459, 464, III 101, 511, 627, 861, 1064, 1141, IV 150,
VII 510, geht daher leicht in die causale Bedeutung über (vgl. Kaulen
p. 206), III 983, VII 219, b) c. acc, ,herr8chend über\ II 240, III 10,
53, V 459, 1088 (vgl. Kaulen p. 221). — Neben sine kommt häufig
das vulgare äbsque vor (24mal). Wie Präpositionen mit dem Genitiv
verbunden erscheinen hinc , diesseits' imd tWtnc »jenseits* V 777, 779.
Über ac vor Vocalen vgl. p. XXVTI; et fehlt in der Verbindung
zweier Subst I 763, zweier Verba IV 550, VII 624; ue-nec III 885,
-que-nec IV 403; nee fehlt im ersten Gliede des Paares nee -nee 1 565;
-ue abundiert versfüllend III 579. Über rhetorische Wiederholung von
Adversativpartikeln vgl. zu II 30. ne steht statt tä non I 723 (vgl.
Cato Dist. I 11, 2), II 529, VII 69; qiiam primum statt cum primum
in 419, V 1115; sin dliter statt si aliter III 1006, sin statt st non
IV 92, 1021, sin autem statt sin aliter VII 70 (vgl. Bönsch p. 405),
ae si ohne vorhergehendes Adverbium der Gleichheit statt quasi IV 867;
über si quidem vgl. zu I 785.
Zur Syntax.
a) Casuslehre.
eflicior wird I 33, IV 830, VII 705 mit dem Prädicatsnominativ,
wie fio, verbunden, ebenso in der Vulg., z. B. Prouerb. Salom. XIII 20.
— Bei der CJopula esse steht das Adverbium I 845, IV 51, vgl. Kaulen
p. 241. — Der Genitiuus comparationis begegnet I 840, VII 8 (Kaulen
XLIV IV. GnunmÄtik.
p. 221, Rönsch p. 435), der Gen. pretii bei tialere I 842, VI 256; der
Gen. des Personalpronomens statt des Fron, possess. I 318, III 316,
IV 536, 769, V 834, vgl. Rönsch p. 418, Kaulen p. 142, Bacli zu
Omd. Metam. I 30; egere wird 22 mal mit dem Gen., 6 mal mit dem
Abi. verbunden. — Der Dativ der Person steht bei uetare IV 239
(I 650), wie bei prohibere alicui aliquid 1 555, 590, bei iübere II 464,
512, III 147, rv 115, 788 (Kaulen p. 227). bei loqui I 439 (Rönsch
p. 440), bei deficere 1 743, VII 380 (über sibi deßcere vgl. zu I 949),
wie in der Vulgata (Kaulen p. 225), fehlt stets bei proponere ,sich
etwas vornehmen', I 874, 900, 974, II 332, III 207, 1014, IV 452,
V 1198, VI 268, VII 409, wie Lib. Sap. VII 10, ffildeb. De Mysterio 1,
De Mahumete 46 etc., henedicere hat in beiden Bedeutungen sowohl
den Acc. als den Dativ, vgl. II 143 und Kaulen p. 223. Über ferre
alicui aliquid im Sinne , rauben* vgl. C. Barth zur Philippis X 730.
"Wie esse wird ire in der Bedeutung , gereichen' mit doppeltem Dativ
verbunden III 650 (IV 662?), ebenso uiuere V 538. — Als Transitiua
stets mit dem Acc. construiert werden assilire II 494, IV 209, VI 103,
191 (mit in c. acc. nur in der Interpolation V 818, 2), immer gere ,hin-
eintröpfehi in . .' V 832, incidere I 447, 808, U 535, V 15 f., 171, 211,
795, VI 247, 392, VII 489, 540 (wie im Spätiat.; mit in c. acc. nur
Vn 3), intercedere I 329, petere aliquem , bitten' III 652, 741, 834,
VI 166 (Rönsch p. 441, Kaulen p. 228). in c. acc. steht statt des
Prädicatsnomens UI 675, agere aliquem in festem ,jem. zum Zeugen
pressen', vgl. Kaulen § 148. Anstatt des Adverbiums steht der Acc.
Neutr. nicht bloss, wie bei den Alten, häufig bei den Verbis der sinn-
lichen Thätigkeit (1 113, 345, 768, 823, II 414, 444, 589, UI 1114, V 423,
733, 740, 778, 886, 901, 1062, VI 8, 192, VII 75, 222, 251, 282, 663),
sondern auch für die Zeit; so das schon classische hngum V 727,
VII 237, 549, 618, femer ^ernum III 11, hreu^e V 730, modicum
V 244, 1109, tantillum (vgl. Glossar); ja selbst indubium. wird gewagt
vn 292. — Ein neuer Ablat pretii ist honesta III 567, V 461. in re
studere findet sich III 259, in re fid^e IV 135, vgl. Kaulen p. 227, 224.
Der Ablat der zeitlichen Ausdehnung steht IV 897 (wie schon Ars
am. I 38, Fast. VI 670), V 319, 620, VI 423, 435 (Kaulen p. 232), auf
die Frage wann? steht neben dem blossen Abi. auch in c. abl. (I 742,
III 354, 737, VI 58), wie in der Vulgata (Kaulen p. 232). Der Abi.
findet sich für die räumliche Ausdehnung IV 958, VII 660 (Kaulen
p. 220). Auf die Frage wohin? steht der blosse Abi. V 443, VI 217,
VII 6, in c. abl. in der Wendung in aure profatur III 543, wie Gen.
XX 8, Job YYXTTT 8, Nig. Spec. 60, 5, 120, 9, daneben auch in c. acc.
III 647, VI 363, wie Hör. Serm. I 9, 9; vgl. mordere in lardo I 383
und überhaupt Rönsch p. 406 f., Kaulen p. 206 f., Rose Anthim. p. 53.
IV. OnaunAtdk.' XLV
~ Hypallage der Casus findet sich öfter, vgl. I 1063, II 194, 269,
m 40, 159, IV 449, V 365.
b) Zum Nomen.
Adjectivisch gebraucht werden die Snbst avLgwr 11 42, jTopa
(Ygl. Glossar) und uhidex 1 1006, VII 587. — In kurzen Aufforderungen
an eine Mehrzahl steht neben dem Plural (III 696, IV 992) gern der
Singular, um den Befehl jedem einzelnen einzuschärfen, so III 463,
IV 617, 991 f. — Gemäss dem Sprachgebrauch der Vulgata kann jedes
männliche A^jectivum die Stelle eines Subst. einnehmen, ja sogar,
wie I 1012, II 318, 321, III 282, obenein ein adjectivisches Attribut
erhalten. Dasselbe gilt vom Neutrum, so uile III 859, utüe V 329,
VI 196, vgl. im Glossar cat*Mm, noxium, purum , plumeutn, proficuum
und die oben aufgeführten Adverbia der Zeit — Der Comparativ steht,
wie überhaupt im sinkenden Latein, nicht selten für den Positiv, so
bei den Begriffen der Schnelligkeit (III 265, IV 960, V 1043) und des
Alters (nach Analogie von serUar wird iunior =» iuuenis II 458, III 124,
691, 700 verwandt); vgl. femer 1 131, 284, 924, IV 843, 1005, VII 515;
rV 670 ist manet wegen des Folgenden und VI 296 wohl = est (zu
ni 304) zu deuten. Der Comparativ erscheiat anstatt des Superlativs
II 297, m 387. imus wird als Positiv behandelt VII 459, vgl. Verg.
Georg. I 401, Rönsch, Z. f. österr. G. 1882 p. 337 f. — Das Pronomen
person. fehlt öfter, wo es um des Gegensatzes willen auszudrücken
war, I 417, 728, in 287, V 311, VII 438. Während sui, stW, se in
unserem Gedicht stets reflexiv gebraucht werden ') , hat suus schon im
Spätlat. die Schranke der Beflexion fallen lassen und steht ohne Bück-
beziehung auf das Subject II 108, 580, III 486, IV 784, V 307, 674,
942, 1114, vgl. Kaulen p. 143, Paucker SubreUcta p. 21, Beger Latei-
nisch und Bomanisch p. 58. Das sonst im Mlat. häufige Ihrzen der
angeredeten Person kommt hier nirgends vor. Über ipae und iste vgl.
Glossar. Über die Verrückung des Beziehungswortes in den Relativ-
satz vgl. zu II 63. Die relative Satzverbindung findet sich innerhalb
des Satzgefüges I 950, V 1199; VII 591 sind die Sätze umzudrehen,
sodass die Periode mit Quem beginnt dliquis steht, wie in der Vul-
gata (Kaulen p. 147), auch in negativen Sätzen, so III 488, IV 856
und öfter.
c) Zum Verbum, 1. zum Gebrauche der Tempora.
Überaus häufig wird nach deutschem Sprachgebrauch das Prae-
sens im Sinne der Zukunft gesetzt, z. B. I 249, 349 f., 488, 573, 587,
1) y 946 kann aibi auf den Abt, aber doch anch auf das Subject des Satzes
besogen wenden.
XLVI rv. Grammatik.
folgerecht auch das Perfectum für das Fut. II, ^e I 373. Das
Particip. Praes. drückt oft, wie in der Vulgata (Kaulen p. 195), eine
vorzeitige Handlung aus, so I 312, 945, n 181, 211, 429, III 248, 279,
290, 480, 867, 978, IV 959, 1023, V 570, 755, 764, 965, 1215 f., VI 175,
VII 21, 601. — In den, weil für jede Zeit gültigen, Sentenzen kommt
neben dem Praesens nicht bloss das gnomische Perfectum, mit (I 92,
III 570, IV 111) oder ohne 8^e (III 1028, IV 866, V 807 f.) sondern
auch das Futurum I vor (I 44, 640, II 646, III 184, 196, 1148, •IV 50,
423, VII 418; I 41 sogar Fut. 11 neben futuralem Praesens). Das
ebenso der alten Volkssprache (Kühner II 110) eigenthümliche wie
moderne, sowohl deutsche wie französische, Fut I der Wahrschein-
lichkeit (Beger p. 93) findet sich I 566 (durch sicut opinor verdeut-
licht), m 122, 693, V 502. Das dactylisch bequemere Fut. U Act
steht in vulgärer Weise (Kühner II 113 f.) öfter statt des Fut I, so
I 41, 734, n 489, UI 442, IV 183, 573, V 335, im Passiv IV 478; das
Umgekehrte (nach postquam) III 1161, V 957, vgl. IV 840. Hie und da
wird das Fut I statt moZo mit dem Inf. Praes. gesetzt, wie III 732, 915,
IV 570. Bekannt ist endlich, dass fore im Mlat ganz »> esse gebraucht
wird, so auch hier 22mal, I 445, 639 etc. — Nach dem Vorbild der
römischen Dichter und des Spätlat (Bönsch p. 431) steht, theils um
die Versification zu erleichtem, theils um der Abwechselung willen
(II 550), häufig der Inf. Perf. statt des Inf Praes., sogar mit Erwei-
terung der überkommenen licenz beim Acc. c. Inf. (wie I 408, II 622),
und da das Praes. stets den Sinn der Zukunft haben kann, auch statt
des Inf. Fut. (III 765, V 210). atistts wird, wie bei den Alten seit
livius öfter (Kühner II 567, Draeger III 746) , hier regelmässig statt
audens gebraucht, die Stellen sind I 988, II 36, 439, 561, (sogar
statt austira), III 141, 548, (statt ut cupiuisset, quis austis fuü)j
und ebenso ist III 225, IV 573, VI 184 zu deuten, vgl. Steinmeyer
Ahd. Gl. I 24, IS, Gengier p. 788. Ähnlich steht hahitum == id quod
habetur IL 27, III 934 ; vgl. überhaupt Kaulen p. 195. Das Plusquam-
perfectum Actiui (selten Pass., wie I 263) steht, wie durchweg im
mlat Hexameter (Grimm und Schmeller Lat Ged. p. 70, Seiler Ruod-
lieb p. 121), wegen seiner dactylischen Gefügigkeit gern für das
deutsche Präteritum, zumal für das Perf., sowohl im Haupt- wie im
Nebensatz (für letzteren vgl. I 947, III 1179, IV 651, V 1257, VI 449,
Kaulen p. 252). Die Consecutio temporum wird sehr sorgfältig beob-
achtet, verletzt nur in Fällen, wo auch die Alten sich grössere Frei-
heit gestatten, nämlich a) der Modus richtet sich nicht nach dem
regierenden, sondern mittelst einer Attraction nach einem andern Satz
der Periode (H 232, 460, V 20), b) der Modus wird durch die hypo-
thetischen Gesetze beeinfiusst, und zwar 1) Auf ein Haupttempus folgt
rV. GiammatUt XLVII
der Comunct Imperf. oder Plusq., weil der Nebensatz irreal (oder
Potential, s. u.) zu denken ist, m 904 (ergänze 8% peüem pr^staret)^
IV 413 (erg. st fas et tempus esset aus 409) , 1027, V 283 (= etiamsi
mortaris), so auch I 136, VI 11 (nist rogasses = nisi tiero rogauisti,
id quod non factum est); 2) In Sätzen, die vom Cloniunct. Imp. irrealis
abhangen, kann, da sich dieser auf die Gegenwart bezieht, der Ooniunct.
Praes. stehen, I 93, 471, 630 f., 641, V 151, VU 395; 3) In Final-
sätzen steht nach einem Praeteritum der Coniunct. Praes., um die
Fortdauer der erstrebten "Wirkung bis in die Gegenwart des Sprechen-
den zu bezeichnen, IV 924; vgl. für diese Abweichungen Kühner
n 784 — 776 f. — 785 f. — 782. — Zuweilen steht der C. Imp. statt
des C. Plusq., wie IV 1001, namentlich in irrealen Bedingungssätzen,
n 225, ni 548, VI 473, das Umgekehrte findet sich II 237, vgL Rönsch
p. 431 ; ebenso der C. Perf. statt des C. Praes. , 1 187, 230, 779, HI 74,
113 f., 710, 931, V 335 u. ö.
2) Zur Moduslehre.
Voranstehe Eaulens Bemerkung (p. 251) ,Fast sämmüiche Con-
junctionen, welche sonst den Indicativ im Nebensatze bedingen,
regieren in der Vulgata theils immer, theils oftmals den Ooiyunctiv,
und zwar ohne dass im letzteren Falle eine Eegel für den Gebrauch
des einen oder des anderen Modus erkennbar wäre '. Konnte eine der-
artige schrankenlose Willkür , durch das sorgfaltige Studium der römi-
schen Klassiker als Gegenpol gehemmt, auch nicht in vollem Umfange
in die mlat. Poesie einreisson, so hat doch immerhin das sprachliche
Vorbild der Vulgata die klare Auffassung der Modusverhältnisse in
einem durch die Eigenart der Dichter bestimmten Grade getrübt.
Inverallgemeinemden Relativsätzen steht neben dem Indicativ
vereinzelt in altlat (Kühner II 788 Anm. 1) und mlat. (Prora 898,
Nig. W. 51, sf., 78, 12, 109, is, 122, 6, Alan. Parab. III 48, Henric.
Sept. II 175, Philippis IV 354) Weise der Conj., so nach quocumque
V 1033, uter ( — libet) I 468 in einräumendem Sinne, ähnlich nach
{seu), seu III 518. — Gern wird der Gegensatz durch zwei oder
mehrere concessive Hauptsätze asyndetisch (vgl. Kühner II 754) aus-
gedrückt, wo wir siuey siue c. ind. erwarten, wie uelis nolis, queam
nequeam, vgl. I 230, 507, 985, 998, III 424, 851 f., IV 90, 177, V 117,
272, 693, VI 155, VII 486 und Prosaglosse zu Prora 261; II 183—186
sind die Glieder der Disjunction durch siue verbunden, III 560 sind
statt dessen zwei Ind. Fut. II gesetzt. Über das finale quatinus vgl.
Glossar. tU bez. ne kann auch nach iubeo (III 148, 233, IV 189, vgl.
ßönsch p. 427, Kaulen p. 249) und ueto (III 1099, Kühner U 530)
stehen; egeo ut V 1088, amo (=» cupio) tU VI 22. — quoad erscheint
XLVIII IV. Grammatik.
stets in der Zasammensetziuig mit usque. Nach den Co^j. ,so lange
als' findet sich neben dem Indic. (IV 907, VII 220) auch, wie in der
Vulgata (Job 32, ii, Edus. 29, s), der CJonj. V 963 (VII 383 ist wohl
eas »> ibis). Bas einen Zweck oder eine Erwartung ausdrückende
dum, donec, qvioadusque regiert stets den Conj. (13mal); da, wo jene
Ck)nj. eine Thatsache bezeichnen sollen, wird neben dem Indic. (8mal)
hie xmd da in nachclassischer Weise (Kühner II 913) der Conj. gesetzt
(I 428, III 806, Vn 564). Der in der vnlg. Sprache beliebte (Kühner
n 911, Eönsch p. 400) Gebrauch von dum = cum bist, mit Coig. Imp.
oder Flusq. steht tmserem Gedichte fem, so häufig er sonst im MLat
ist; wohl aber kommt dum ••= cum, quando mit dem Indic. vor IV 112,
V 6, 559, 648, VII 238. — Statt der Subordinierung mit antequam
steht zuweilen ein negierter Hauptsatz, so III 310, V 1091. — quod
und quia haben für die objective Angabe des Grundes neben dem Ind.
zuweüen den Ck)iy. (II 278, UI 1153 f., IV 833, V 1263, vgl. UI 301,
IV 107), ebenso quando III 626. — Die Objectssätze nach den Verbis
sentiendi et declarandi werden neben dem Acc. c. Inf. auch in vulg.
Sprechweise (Kaulen, Gesch. der Vulgata p. 139, Handbuch p. 186, 211,
Rönsch p. 402, Paucker Spicil. p. 109—112, Bartak p. 111, Kühner
II 838 f.) mit quod (c. ind. 4mal, c. coni. 14mal), ja, wie seitLactanz
Sitte wird, auch mit quia (c. ind. 6mal, c. coni. 3mal, wie Job 19, e)
und quoniam (nur einmal und zwar c. ind. III 577, c. coni. z. B.
Acta Apost 21, 29) gebildet; auch nach pati kommt quod vor (I 904) ;
nie aber wird, wie bei andern mlat. Dichtem (wie Nigellus "W., Alanus,
vgl. schon Seiler Buodlieb p. 129) quod im Sinne von ut consecut.
gebraucht. Die Conjunctive IV 1001, VI 474 sind von dem 999, bez.
471 vorhergehenden quod, quia abhängig zu machen, nicht aus der
deutschen Form der obliquen Bede (vgl. übrigens Kühner II 1027,
Anm. 1) zu erklären. — Bedingungssätze aller drei Kat^gorieen (vgl.
I 176; I 848; I 395) werden, wenn sie positiv sind, öfter, wie im
Hebräischen und in der Vulgata (Kaulen p. 252, vgl. Edus. "KXXI
12, 21) , im classischen Latein (Kühner U 760 f.) und in den modemen
Sprachen, ohne einleitendes si oder dummodo (für letzteres vgl. I 574,
II 589, III 800, IV 62, 603) und dann gem mit Voranstellung des
Verb, finit., doch auch ohne Inversion (beides neben einander II 514)
gebildet; manche Stellen sind streitig, weil sie sich nicht sowohl als
Fragesätze deuten lassen (vgl. Kühner a. a. 0. Anm. 4), als vielmehr
mit dem auffordemden Coni. Perf. (vgl. V 180) zu nah berühren. Vgl.
I 176, 395, 547, 574, 609, 848, II 514, 602, III 729, 819, IV 175, 271,
409, 535, 576, V 272, 409; sin (autem) ist beim zweiten Gliede der
hypothetischen Alternative I 845, 971, 982, II 514 zu ergänzen; Para-
taxe der Glieder einer irrealen Periode begegnet VI 327. — Wie in
IV. Otammatlk. XTjTX
den deutschen Conj. Imp. und Plnsq. die Eategorieen der Möglichkeit
and der Nichtwirklichkeit in einander verfliessen, so finden sich in
unserem Gedicht öfter die Conjunctiye der histor. Tempora statt der
Coni. Praes. und Perf., sogar dann, wenn durch Zusatz von forsan,
fortasse die Möglichkeit der Annahme ausdrucklich hervorgehoben wird,
wie II 449, 518 f., 607, IV 364, sonst I 137 f., 440, 1018, lU 777,
V 306; Coni. Praes. im Bedingungssatz, Coni. Imp. im Folgerungssatz
kommt IV 409 f., VII 396 vor; vgl. für diese Erscheinungen auch
Kühner II 924. So wird die Möglichkeit auch in Concessivsätzen
(V 283) und Wunschsätzen (IV 220, V 724) durch den Coni. Imp.
ausgedrückt Anderseits haben deUberative Fragen negativen Cha-
racters, trotzdem sie sich auf die Gegenwart beziehen, gern den
Coni. Imperf. (II 591, IV 531, 565, 695, V 925, VII 38 f.). Auch
in Fragen, die mit Unwillen und Entrüstung eine Annahme abweisen
(Kühner II 1006), steht sowohl der Coni. Praes. (H 143, IV 149, 322)
und Perf. (I 693, IV 354, V 234, 651), wie der Ck)ni. Imp. (I 641, 660,
m 71, IV 380, V 245, VI 76, 311, VII 61) für die Gegenwart, stets
ohne i€^, einmal (IV 354) mit -ne. Hat der Folgerungssatz der
irrealen Periode die Hilfsverba , können, müssen', so steht neben dem
Indic. (25mal) auch zuweilen der Coni. Imp. oder Plusq. (II 317,
III 220, VII 453). nisi forte endlich wird III 493, wie im Spätiat.
(Draeger II 721) mit dem Coni. verbunden. — quamquam hat, wie
in der Vulgata (Kaulen p. 252, Draeger 11 738), stets den Coni. (I 57,
V 1028, VII 446). licet wird als reine Conjunction, wie qwimuis schon
bei den Alten (Kühner 11 958 f.), sowohl mit den Coni. der Haupt-
tempora (7mal), wie mit denen der histor. Tempora verbunden, sei es
gemfiss der Cons. temp. (I 129, II 549, IV 895), sei es gemäss den
hypothetischen Gesetzen (I 629, V 283). Bei cum adueisatiuum steht
theils der Coni (III 12, 101), theils, wie bei den alten Komikern
G)raeger n 742), der Indic. (III 19). — Die indirecten Fragesätze
haben meist den Co^junctiv (c. 150mal), werden indessen auch in
alüat (Draeger II 434 ff.), vulgärer (Rönsch p. 428 f., Kaulen p. 247),
spätiat (Leo, Ven. Fort , Ind. s. u. interrog, indir.) und mlat. Weise
(Hüdeb. Mathem. 187—195, Ligurinus I 485, Nig. W. 42, i v. u.,
Alexandreis IV 84 f. etc.), Öfter mit dem Indic. construiert (III 1082,
1168, IV 110, 731, 867, 896, V 201, 335 [uideHt = uidebit], 614, 895,
1072, 1229, VII 122, 233, 264, 288, 439, 579, 582 ff.) — . Aus dem
Prohibitiuus, wie ne dixeris, entwickelte sich rückbildend eine neue
Form des lussivs, also dixeris = die (die allerdings von den para-
taktischen Bedingungssätzen nicht immer scharf zu unterscheiden ist),
80 1 186, 382, V 180, vn 524, vgl. III 971, V 272 und die Lesart von
C UI 729.
Voigt, TsengTimus. d
rv. Gnmmaiik.
3) Zu den Nominalformen der Verba.
Der Infinitiv besitzt im Mlai, wie in den modernen Sprachen,
eine weit ausgedehntere HeiTschaft als im classischen Latein und
gewährt dadurch der Darstellung ein hohes Mass von Beweglichkeit.
Der blosse Inf. steht als Object nicht bloss häufig in vielen bei den
Alten nur vereinzelt nachweisbaren Fällen, wie nach doleo (nur Hör.
carm. IV 4, 62, hier 8mal) , sondern auch nach despicio (III 985, Bolus.
VII 10), nego (--= nolo, n'184, III 748, 758, IV 556, V 33, 262,
VII 396), refuto (= dedignor, II 583), rennuo (I 201) — propono
(I 874, 900, m 207), uoueo (LI 76, IV 24, V 984), deuoueo (VII 564),
iuro (I 879, V 967, vgl. Draeger II 378) , conspiro (II 355) — obsecro
(I 877) — suffero IV 56 — formido (VI 93), metuo (II 255, V 848),
pi'^farmido (I 580), timeo (VII 539) — fingo (I 937, IV 559), simulo
(I 869, V 759) — amiUo (VII 298), perdo (I 527) — luo (I 118) ~
Manche der hierher gehörigen Verba liebt der Dichter in mehr oder
minder auxiliarer Weise anzuwenden: uoto (I 252, 347, 574, IV 924,
VI 78, VII 194), paro (VI 5), nolo (HI 1006, V 141, 464), non curo
(I 21, 868, II 29, 139, IV 513, 534, 638, V 105, VI 377), malo
(III 739) — incipio (I 320, III 197, 332, VII 205), cq» (VII 659) —
fero (I 332, 336, 348, II 142, 147, 266, III 932, IV 523, VI 412, 492),
potior (III 814), suffero (V 951), austineo (I 341) — possum (I 848,
U 40, 246, III 1056, VII 226), queo (V 389), acio (HI 538), ualeo
(III 833). — In der Abhängigkeit des blossen Inf. von Adjectiven
findet sich im Allgemeinen keine Abweichung; hinzuzufügen wären
nur die durch Analogieen gedeckten anxius (IV 126), potior (I 603,
II 48), pronus (VII 300). — Der Infinitiv des Zwecks steht gern nach
Verbis der Bewegung (Kühner II 501 , Kaulen p. 238) , nämlich I 729,
II 1, 410, 636, III 406, 773 f., 1021 f., IV 608, V 40, 180, 261, 275,
719, 931, VII 140, 153, ausserdem nach natus (VI 241, Hör. Ep. I 2,
27) und disposittis (III 57, wie institutiLS Hör. carm. III 8, 11). —
Manche Infinitive werden in spätlat. (Leo a. a. 0. p. 404) , mlat. (Barack
Hroswitha Einl. p. 52, Baudouin Pamphile p. 242 f., Ecbasis p. 145,
Seiler Ruodl. p. 124 etc.) und romanischer Weise (DEW. II 362, Beger
p. 52, 104f.) wie Subst. verwandt, hier finden sich udle (1 101, IV 639),
nolle (rv 639), posse (II 20), sapere (IV 670), intrare und reueHi (V 449);
gern steht der Inf., wie schon Hör. Senn. IL 5, 69, nach^dem adverbialen
(vgl. n 516, V 72, 422, VI 93) pr^ter (I 650, IV 239, 460, 842, V 313).
Der Acc. c. Inf. steht in gleichfalls erweitertem Gebrauch als
Subject auch nach contingit (JH 31) und acddit (V 605, vgl. Kaulen
p. 244 f.), nach superest (II 452, wie Nig. W. 81, a v. u.) und nach
absit (IV 539), als Object nach cerno (, sehen', wie VII 24), audio
(bei unmittelbarer Wahrnehmung, I 1064), dtibito (V 470; nach non
rv. Grammatik. LI
dubüo 9mal); nach paueo (V 857), perhorreo {V851), metuo (I 491 f.,
II 39, VI 354, natürlich auch, wie schon bei den Alten, nach fomiido,
timeo, uereor)\ nach impropero (V 131); nach decemo (IV 825) und
propono (VI 268), obsecro (HE 1117) und queso (I 233), innuo (III 101)
und paäscor (I 219); endlich nach dnre (V 30, 934, VII 364, vgl.
Kaulen p. 152, 236). Von dem Rechte, den pronominalen Subjects-
accusativ, zumal bei Congruenz der Subjecte auszulassen (Kühner II
516 f.), macht der Dichter, der überhaupt gemäss seinem Stilcharacter
die Freiheiten einer zwanglosen und lebhaften Conversation für sich
in Anspruch nimmt, einen überaus häufigen Gebrauch nach den Verbis
des Sagens (refero III 704, nego III 157, vgl. iuro imd itoueo p. L),
des Meinens (cogito VII 12, credo II 198, IV 297, V 169, 225, fitigo
VII 153, puto II 404, III 1096, IV 107, 331, V 141 etc., reor I 392,
UI 1121, V 386, 761, spero II 222, 637, V 1013, vgl. V 13) und des
Empfindens {grator I 39 — nicht III 1157, wo es den Sinn ,mit
Freuden etwas thun' hat und den blossen Inf. regiert, vgl. Draeger
II 333 — , l^iar 1 13, II 237; gemo IV 338, platigo V 123, queror I 87,
V 1160, 1220) und setzt dann nach dem Vorgange der classischen
Dichter die auf das Subject des regierenden Satzes bezügliche Prä-
dicatsbestimmung in den Nominativ (II 649, V 1220 etc.). — Der
Nom. c. Inf. findet sich auch nach cernor (III 128, 131, 319, IV 196,
V 692, 1136, Sedul. II 178 f.), conspidor (I 965), spector (V 133);
nach sci&r (V 350, VI 504, Kühner U 521); nach permittar (I 993,
IV 371, V 745, Kühner a. a. 0.); nach eligor (III 986); endüch nach
preformidor (II 649) und timeor (V 1163 f.).
Das Particip. necessitatis wird, wie überhaupt in der sinken-
den Latinität (Kühner II 545) auch im Sinne der Möglichkeit gebraucht,
nicht bloss in der dem classischen Latein am nächsten stehenden
negativen Form (II 204, IV 205), sondern auch positiv (I 946, II 14,
392). Eigenartig verwendet der Dichter uix c. partic, entweder tem-
poral mit Part. Praes. (statt uix c. Plusq. mit nachfolgendem cum in-
uersum) VI 185, VII 133, oder consecutiv, um anzudeuten, dass die
Wirkung beinahe nicht eintritt, VI 199, VII 168 (eine Folge drückt
der Abi. absol. auch VII 338 aus) ; III 289 gehört uix zum Verb, finit
Kühn ist die Construction prius uiso (statt priusquam uisus sum)
II 435. Zur Verdeutlichung der logischen (causalen, modalen oder
concessiven) Beziehung wird nicht nur, wie bei den Alten, ut, quippe,
qufisi, itelutij quamuis, sondern sogar licet (II 345) zum Particip hin-
zugesetzt Gemäss dem Sprachgebrauch der Vulgata (Kaulen p. 254,
ßönsch p. 450) und der überhaupt im Spätlat. einreissenden Nach-
lässigkeit (Kühner II 592) wird in vielen, nur theilweise durch die
Autorität der classischen Schriftsteller (Draeger II 779 ff.) zu entschul-
d*
LH IV. Oranunatik.
digenden Fällen der Ablat. absol. statt des Partie, coniunctum gesetzt,
vgl. I 171, 443, U 43, 442, III 57, 99, 499, 748, IV 145, 197, V 175,
515, 535, 1194, VI 159 f., 192, VII 273.
Der Gen. Gernnd. steht, wie nach finis, auch nach euentus
(VI 248) und meta (III 3), und, wie nach magister, auch nach dem
Nom. propr. des summus magister, Bernardus (VI 89), femer nach
den Adj. audax (I 197), faciUs (V 147) und reuerens (VI 517), vgl
Kaulen p. 234. Der Dativ. Gerund, hängt von dem gleichsam ein Amt
bezeichnenden Subst. index (DI 369), wie anderseits nach dem Vor-
bilde der silbernen Latinität von Verben ab, wie ein reiner Finalsatz
dienend (I 615, III 457, V 601, VI 528). Gleichfalls dem silbernen
Latein angehörig (Draeger II 794) und nicht als Germanismus aufzu-
fassen ist der Acc. Ger. in der "Wendung nil habet agendum (IV 185) ;
nach Analogie von curo steht inbeo mit dem Acc. c. Gerundiuo (IV 737).
Der Abi. Ger. hat im Vulgär- und Spätlatein (Kaulen p. 237 f., Rönsch
p. 432 f.. Kühner II 562), im Romanischen (Diez Gramm. II 97, Beger
p. 81), wie im Mlat (vgl. z. B. Seiler Ruodlieb p. 126) seine Beschrän-
kung auf das instrumentale Verhältniss aufgegeben und dient als reines
Part. Praes. (I 113, 303, 1043, III 507, 529, 1190, IV 251, V 145, 377,
397, 450, 851, VII 48, 319) in jedem, folglich und insofern auch hin-
wiederum in instrumentalem Sinne (I 31, 905, III 334, 445, 673, IV 321,
965, V 1289, VI 454, VII 550).
Der syntaktische Gebrauch des Supin. I stimmt nut den Alten
überein ; es fjiden sich in 21 Stellen 19 erste Supina, darunter folgende in
Draegers (II 824 fF.) Verzeichniss fehlende: cdlatum (III 1196), carptum
(II 513), comesum (V 1089), dictatum (II 470), disposüum (II 464),
emendatum (III 1093), eoq)ertum (V 20), pransum (V 828), probatum
(VI 161), sacratum (V 1047), succisum (VI 25). — Bei der Schwierig-
keit, zwischen dem IL Sup. und einem Nomen IV. Declin. im Dativ
(wie III 411, V 827) oder im Abi. (wie I 477, IH 429, 735, IV 153,
V 1098) eine feste Grenze zu ziehen, mag eine Aufzählung der sonst
noch hieher beziehbaren Stellen genügen : I 184, 263, 327, 353, 488, 985,
lU 258, IV 300, 345, 983, V 487, 772, 1277; betrachtet man femer
I 187 quemnam pr^enderis (= meliorem iudices) esu, IV 294 esu
pr^udUt (= melius est, vgl. 345) illud, II 157 ^lec pUicet (= bona
uidetur) electu, II 475 quid congrucU (= bonum uideatur) actu, VI 495
quid cotisulis {= bonum iudicas) actu, so könnte es scheinen, als ob
— was ich mangels umfassender anderweitiger Observation einstweilen
auf sich beruhen lassen muss — im Mlat. das n. Sup. auch nach
Verbis, die den BegrifE ,gut' in sich enthalten, statthaft wäre.
Diese gedrängte, aber hoffentlich nichts Wesentliches übersprin-
gende Zusammenstellung eigenthümlicher Abweichungen gewährt uns
IV. Grammatik. LÜI
anch ein Becht zn einem allgemeinen ürtheil über die Sprache des
Dichters, ja über das Mlat. überhaupt Das Mlat ist weder ein wiU-
küiüches Knnstprodnct noch das Radebrechen sprachnnkundiger Stüm-
per, sondern seinem allgemeinen Wesen nach die organische Fortbil-
dnng des in der Sjiiserzeit tmter dem democratischen Einflnss des alle
urbanen Sonderheiten nnd künstlichen Schranken niederreissenden
Christenthnms znr Herrschaft gelangten Volkslateins, .wie es in der
Vnlgata sein dem catholischen Mittelalter canonisch gültiges Schrift-
denkmal erhielt nnd damit zugleich eine Reihe von Oraecismen
undHebraismen in sich aufnahm; in der besonderen Anwendung
des einzelnen Schriftstellers eine specifische Färbung gewinnend durch
das Studium der das si sehen Muster, insofern je nach dem Grade
desselben und der Empftnglichkeit für dessen Anregungen entweder
das Gefühl für die fremdsprachliche Eleganz geweckt und durch den
Nachahmungstrieb ausgebildet oder zurückbleibend und verkümmernd
von der natürlichen Gegenströmung der jedesmaligen Landessprache
rerdrSngt wurde. Gerade das Nebeneinander dieser disparaten, in
ihren Mischungsverhifltnissen individuell verschiedenen Bestandtheile
gibt dem Mlat. sein eigenthümlich buntscheckiges Aussehen. Einheit
und Folgerichtigkeit hätte nun auf zwiefachem Wege hineingebracht
werden können: entweder durch Ausscheidung der vulgärlateinischen
sowie mattersprachlichen Elemente und bedingungslose Rückkehr zu
den Yorbildem des goldenen Zeitalters; diese Aufgabe scheiterte an
der centralen Stellung der Yulgata und konnte erst von den Humani-
sten und Keulateinem der Reformationszeit durchgeführt werden —
oder durch gänzliche Abkehr von den altclassischen Mustern, wie sie
wiederholt von strengen Eiferern empfohlen worden ist, aber bei dem
mächtigen Zauber, den die comische, epische und lyrische Poesie der
Körner, den Plautus und Terenz, Vergil, Lucan und Statins, Horaz
vmd Ovid auf das Gemüth der auf den Gang der Sprachentwicklung
entscheidend einwirkenden Dichter des MA. ausübten, auf die Dauer
nicht durchzusetzen war. Und^was nun den Dichter des Ysengrimus
betrifft, so zeigt er freilich im Sprachgesetz und Sprachschatz eine
Fülle vulgärlateinischer, zu einem kleinen Theile auch nationaler Züge
in streckenweise bald reichlicherer, bald spärlicherer Vertheilung, im
Allgemeinen aber und vorwiegend beweist er eine eindringende Be-
8chaitigmig und gründliche Vertrautheit mit den antiken Meister-
werken, zumal mit Ovid, und steht in seinem sichtbaren Bestreben,
dessen zierliche und glatte Darstellung nachzubilden, auf dem Boden
der Renaissance und insofern in einem entschiedenen Gegensatze zu
seinem grossen Zeitgenossen, zu Bernhard von Glairvaux.
LIV V. stu.
Y. Stil.
Die Darstellung ist im Wesentlichen objectiv, und wo immer
die Person des Dichters hervortritt, sind es nicht biographische
Mittheilungen, die uns über Namen, Stand und besondere Lebensschick-
sale directen Aufschluss böten, sondern a) Reflexionen, mit denen der
Erzähler aus dem Rahmen der Fabel heraustretend in sei es schalkhaft
spottender (wie II 39 ff., 136 ff., VI 207 f., VII 279 f.), sei es mit-
leidiger, zumal die Thorheit beklagender "Weise (wie I 73 f., 117 f.,
1051 f., II 317 ff., 537 ff., m 1—30, IV 513 ff., 669 ff., V 1 ff., 801
bis 812, VI 143 f. , 187 f.) an den Schicksalen seiner Personen theil-
nimmt, sei es für einen unschuldig Verfolgten eine Lanze bricht (II
71 ff.) , oder mit denen er in jener der Epopöe von jeher eigenthüm-
lichen Manier prophetische Vorausblicke wirft, sei es auf den Ausgang
der gerade erzählten Einzelfabel, bez. eines Theiles derselben (III 766,
IV 674, 760 ff., V 13, 17, 135, 449, 1177), sei es auf die Katastrophe
des Gesammtwerkes überhaupt (II 541 f., m 25 f.); b) Stellen, die
auf dem lebendig gefühlten Verhältniss des Dichters zum Leser beruhen,
insofern jener diesem gegenüber entweder die Wahrheit einer fast
imglaublichen Erzählung oder Beschreibung ausdrücklich betont (1 1061,
III 317 f., VII 437 f., vgl. II 133) bez. die Unmittelbarkeit einer Lebens-
erfahrung hervorhebt (I 1063, III 15) und denselben geradezu anredet,
sei es im Singular (III 317, VII 438 f., vgl. V 470, 485, 496), sei es
im Plural mit der nicht specifisch mönchischen (fraires) sondern allge-
meinen, die Angehörigen der verschiedensten Stände (III 963, IV 69,
74, 830, 832, 881, 893, V 889, 1307) umschliessenden Formel o comites
(I 983), oder mit kühnem Mannesmuth auf jede Vertuschung oder Ver-
schweigung des wirklichen Sachverhalts verzichtend die rückhaltloseste
Wahrhaftigkeit für sich in Anspruch nimmt (V 465 f.). Die sonstigen
subjectiven Abschweifungen sind mit mehr oder minder geschickt
gewählten Bindegliedern der Handlung selbst eingefügt: nur in der
umfangreichen Digression (V 455 — 540)", in der er über die Äbte seiner
Zeit den Stab bricht (499 f., 533 ff.) und nur zwei Männer, Walther
von Egmond und vor aUem Balduin von liesbom, die , durch ein
Wunder diesem wilden Stamme entsprossen ', als ewige Muster in jeg-
licher Tugend, als berufene und auserwählte Äbte anerkennt und feiert,
tritt die Persönlichkeit des Dichters unmittelbar in unvergleichlicher
Deutlichkeit hervor, fühlt man aufs lebhafteste den Pulsschlag seines
edlen und grossen Herzens.
Untersuchen wir die objectiven Theile nach ihren Elementen,
so ist zunächst der Beschreibung in lobenswerthem Gegensatze
gegen manche hervorragende Mitglieder des mlat. Dichterkreises —
V. stü. LV
man denke nur an gewisse Stücke der Carmina Barana nnd an loh.
de Altanilla — ein äusserst knapp bemessener Kanm zugewiesen: von
Orten wird nur der Versteck (I 941 ff.) und die Höhle (V 775 —792)
des Fuchses, von lebenden Wesen nur die von klaffenden Wunden zer-
rissene Wolfshaut (II 159 ff.), die Schwere des Esels (IV 503 f.) und
mit besonderer Vorliebe nach gewiss ausgezeichneten Modellen die
Fetäeibigkeit (U 297 f., IH 319 ff., IV 79 ff., V 870 ff., vgl. IV 285)
beschrieben; ein ganzes Portrait erhalten wir nur yon dem hässUchsten
und ekelhaftesten Wesen des ganzen Gedichts, dem £obold Agemund
(Vn 365 ff.) Breitere Anwendung findet und mit besonderer Meister-
schaft behandelt wird die Schilderung, die uns nicht nur von
mannigfachen äusseren Vorgängen ein lebensvolles, bis ins Kleinste
ausgeführtes Bild entwirft, sondern auch den Verlauf innerer Gemüths-
stinunuiigen und Gedankengänge aufs glücklichste wiederspiegolt. Man
vergleiche für die erstere Art die Ausmalung der stammelnden und
zischenden Aussprache zahnloser oder mit starkem Katarrh behafteter
Personen (II 7 ff., V 885 ff.), das Bsten des Chors in der Klosterkirche
(V 839— 868), das Wuthscbnauben der 66 Schweine (VII 149 ff.); wahre
Cabinetsstücke sind der Vezierlauf und Scheintod des Fuchses (vgL
zu I 335), die tiäge und säuische Melkmagd (VII 327—360) und vor
allem die Prügelscenen, wie 1 1047 ff., IV 611 — 634. Ebenso liebt es
der Dichter nach der anderen Seite hin uns die Bewegungen des Ver-
standes und des Herzens zu schildern, insofern aus jenem Beweggrund
imd Plan des Handelns erwächst, in diesem die vollzogene Handlung
ihr seelisches Echo findet, vgl. 1 115— 122, 521 — 528, 933—938, 983
bis 1010, n 51— 58, 151 — 158, IV 220, 223 f., 849 f., V 209—212,
313—316, 848—852, 857—860, VI 175 — 178; öfter gehn solche
stammen Selbstgespräche der nachfolgenden Bede als Commentar vorauf
(I 91—97, IV 136—140, V 633—648, VI 135—142) und münden auch
vereinzelt (VI 353 — 362) in den eigentlichen Monolog aus, dessen
sich nur die beiden Haupthelden, Wolf und Fuchs, einigemal bedienen,
um leidenschaftlicher Verwünschung (II 167—186, V 25—130) oder
schroffer Abweisung (III 67 — 92) beredten Ausdruck zu geben.
Die beiden Hauptbestandtheile des Epos sind Erzählung und
Dialog, aber das Mischungsverhältniss derselben ist nach Völkern
und Zeiten, nach Dichtergruppen und Individuen sehr verschieden.
So sind wir darauf angewiesen, für jedes einzelne Epos, sofern es eine
freie Schöpfung ist und nicht im Banne sclavischer Nachahmung liegt,
den Vertheilungsmodus zu ermitteln und auf seine innere Berechtigung
hin zu prüfen. Wenn nun hier die erzählenden Theile einen äusserst
bescheidenen umfang einnehmen, Gespräche und Reden aber nach
äusserer Ausdehnung und innerem Gehalt dermassen in den Vorder-
LVI V. Stil.
gnind treten, dass jene kaum mehr als dienende Glieder sind, um diese
ein-, fort- nnd zu Ende zu führen, so erklärt sich das aus dem
Wesen des mittelalterlichen Thierschwanks, der im Grunde nichts ist
als die durch humoristische und satirische Motive erweiterte und durch-
geistigte Fabel , in verschiedenem, von der ursprünglichen Einfachheit
(Storch und Hengst im Sumpfe, V 1137 — 1166) bis zur höchsten imd
reichsten Kunst (Hoftag) sich erstreckendem Grade der Entfaltung.
, Fruit de la tradition monacale penetree de Tesprit franpais, il Joint
des traits satiriques et burlesques ä une Observation minutieuse de
la nature'^). So ist der Erzählungsinhalt von vornherein gering, der
Stoff selbst lässt den Dichter nicht recht in das Fahrwasser fabulieren-
den Plaudems gelangen, es fehlt die epische Behaglichkeit, die in der
reinen Freude am Erzählen selbst aufgeht imd Geringem wie Grossem,
Wesentlichem wie Gleichgültigem dieselbe Aufmerksamkeit widmet,
die Erzählung ist nicht Selbstzweck, sondern nur ein Mittel zur Schaf-
fung komischer Situationen, und jeder Theil derselben darf daher nur
so viel Raum beanspruchen, als er Scherz- und Spottgehalt besitzt
Der vorgefundene Mittelpunct dieses Humoreskenkreises ist nun der
Wolf, der in den mannigfachsten Stellungen, als Einsiedler, Mönch,
Beutetheiler , Fischer, Feldmesser, Arzt, Hofmann, Gläubiger, Kläger,
Prediger, in Folge seiner mit Dummheit gepaarten Habgier die herb-
sten Misshandlungen erduldet, der armselige Tropf, der unfähig, aus
einem erlittenen Schaden die Klugheitslehre zu ziehen, deren stricte
Beobachtung ihn vor ähnlichen Unglücksfällen schützen müsste, immer
so dumm und gefrässig, so gutmüthig und leichtversöhnt bleibt wie
zuvor, trotz alledem bis zuletzt die Bosheit seines gleissnerischen Ver-
folgers nicht durchschaut (VI 393 ff.) und, wo er wirklich einmal einen
Ansatz zu verständigem Handeln nimmt (IV 135 ff., 667 ff., VI 53), um
so sicherer von den verschlagenem Gegnern überrumpelt wird. Daher
hat das Leben für die Thiere , denen der heisshungrige Wolf entgegen-
tritt, vorgeblich gar keinen Werth, es kommt ihnen anscheinend nur
auf ein anständiges Begräbniss an, Fuchs und Schaf freuen sich über
die Ehre im Wolfsmagen zu ruhen, und der Hengst bewilligt ihm
ohne Weiteres sein eigen Fell und Fleisch zur Kleidung und Nahrung,
oder es befiUlt die Thiere beim plötzlichen Erscheinen Ysengrims ein
jäher Schreck (II 315, IV 143), der dann ebenso schnell überwunden
wird als er gekommen ist Diese Gewissheit , dass der Hauptheld mit
der Nothwendigkeit des unentrinnbaren Verhängnisses immer unter-
liegen und dennoch in seiner Einmütigkeit verharrend in die nächste
Falle gehen wird, lässt nun freilich weder in den Gegenspielern noch
1) E. Martin , Examen critiqne p. 1.
V. Stil. lyh
in dem Leser die Scala tieferer Empfindungen aufkommen, schlieest
Yerzweifelnng nnd Rene, Wehmnth und Groll, Furcht und Sorge aus
und Terbürgt eine sich immer gleichbleibende Heiterkeit, bildet aber
anderseits den wesentlichen Hemmschuh far die Eatwioklung der
Handlung: nur die Ebenbürtig)[eit der Gegner in Zahl, Intelligenz
und Energie fuhrt zu jener vollen Entfaltung heroischer Kraft, die wir
im Epos bewundem, und was der Handlung schadet, schadet damit
zugleich ihrer Darstellungsform, der Erzählung.
So dürfen wir in dem Zurücktreten der erzählenden Partieen
nicht eine willkürliche Hinneigung zu epigrammatischer Kürze, son-
dem die nothwendige Ck)nsequenz des Stoffcharacters erblicken. Der
Dichter liebt es in der Exposition uns mit einem Schlage in die
Situation hineinzuversetzen (vgl. I 529 f., IV 739 ff., 757 ff.) und vor-
geschichtliche Voraussetzungen , die etwa zum Verständniss des Ganzen
unentbehrlich sind, an geeigneter Stelle nachzuholen (vgl. I 665 f., 668,
II 271 ff., zu IV 825, VI 51 f.), andernfalls im Dunkeln zu belassen,
so die Ortsbestimmungen I 355, VI 181, Genaueres über die Krank-
heit des Löwen (vgl zu lU 37), die Art, wie der Wolf von Beinekes
fiatschliessungen Kenntniss bekam (lU 93), die V 327 f. angedeutete
Eibel u. dgL Zur raschen Einführung in die Handlung trfigt viel der
Kunstgriff bei, dass die beiden Haupt -Acteure fast immer in der Nähe
Ton einander weilen, sodass der Fuchs wie ein dämonischer Schatten
dem Wolf zu folgen scheint: sie begegnen sich zufällig (I 3 f., V 343 f.),
jener sucht diesen auf (I 530, VI 3, 145 ff.) oder bleibt in seiner
Nachbarschaft, um Zeuge seines Unglücks zu sein (I 939 f., II 165 f.,
532, 617, VI 126, VII 517 f.) oder um ihn vor Verhärtung des Zornes
zu versöhnen (II 187 ff.), umgekehrt belauscht der Wolf den Fuchs
(TV 71 f. und wohl auch III 93). Ebenso werden die inneren Glie-
der der Handlung, wenn komisch unergiebig, nur flüchtig gestreift
(wie 1 181, 735—739, III 1191— fin., VI 179 ff.) oder ganz übergangen
(II 473; über die Zubereitung des Kräutertrankes erfahren wir nichts
nach III 732, 1179 ist er fertig). Dasselbe gilt von dem Ausgang
der Begebenheit; so wird die Wallfahrtsfabel nur bis zur Flucht des
Hahns und Gänserichs erzählt, der Rest (IV 885 f.) bleibt unaus-
geführt; die Beutetheilungsfabel geht in die von des Wolfs Meineid
über, ohne dass der Fortgang des Königs, der noch VI 301 da ist,
gemeldet wird; die Rehgeiss (die überhaupt beim Hoftage stonmie
Theilnehmerin ist und bei den rauhen Vorgängen weibliche Zurück-
haltung wahrt) und der Hase fehlen bei der Abschiedsbegrüssung des
scheidenden Wolfs HI 1173.
Indessen wäre es ein Irrthum, wenn man weiter folgern wollte,
dass der Dichter über dem einseitigen Streben nach pointereichem
Lvin Y. Stil.
Dialog die planmässige Anlage des Ganzen Temachlässigt habe.
Noth und Tod Tsengrims wird uns in einer Reihe geschickt verhnn-
dener Schwanke vorgeführt, deren Zahl allerdings bei dem Fehlen
orientierender Randbeigaben in den ältesten Hss. sowie bei der Un-
möglichkeit, aus den Dispositionsanden^ongen inmitten des Textes (wie
in 21 ff., 1185 ff.) ein sicheres Gliederungsprincip abzuleiten, der
"Willkür des Berechners weiten Spielraum gewährt. Grimm nimmt
12 Fabeln an: 1. das gewonnene Schwein, 2. der Fischfang, 3. die
Feldmessung, 4. der kranke König, 5. Bertilianas Wallfahrt, 6. Fuchs
und Hahn, 7. der Wolf wird Mönch, 8. das Pferd und der Wolf,
9. der Wolf und der Widder, 10. die getheilte Beute, 11. des Esels
Haut, 12. des Wolfs Tod; Mono 15: indem er drei Glieder zu selbstän-
digen Stücken erhebt, gewinnt er zu der vorstehenden Reihe noch
13. Reinhards Zwischenspiel (Episode von 7), 14. Ysengrims Weihe
(Ende von 7), 15. die Klage (Ende von 12). Die Handschriftenfamiüe
y* theilt das Werk in 24 Fabeln, eine Zahl, die, wenn wir das in der
Numerierung ebensowie im Argument seltsamerweise übergangene Stück
IV 739 — 810 hinzurechnen, auf 25 erhöht werden muss. Aber ob nun
12 oder 15 oder 24 oder 25: diese Ziffern treffen weder stofflich die
Gesammtzahl der in die Dichtung eingeflossenen Fabeln noch öcono-
misch den bewussten Plan des Dichters, der sein Werk durch Bildung
continuierlicher Begebenheitsgruppen und durch Einlegung bestimmter
Zeitpausen zwischen dieselben in fünf Abschnitte — fast möchte
man bei dem dramatischen Character seiner Darstellung sagen: Acte —
zerlegt hat, innerhalb deren unverkennbar die Dreitheilung als
Anordnungsprincip durchgeführt ist Danach stellt sich der chrono-
logische Verlauf der Handlung so dar:
A. Exposition.
1. Wallfahrtsfabel
a) des Wolfs Aufnahme und Bewirthung IV 1 — 442
b) „ „ Rückkehr und Geleit 443 — 738
c) die Rache des Wolfschors 739— 810^
2. Fuchs und Hahn
a) der Fuchs berückt den ehrgeizigen Hahn 811 — 988
b) der Hahn berückt den ehrgeizigen Fuchs 989 — fin.
c) ,, „ „ ., Fuchs als Friedens-
botschafter V 1 — 316
3. Klosterfabel
a) des Wolfs Eintritt ins Kloster 317 — 704
b) Fuchs und Wölfin 705—820
c) des Wolfs Austritt aus dem Kloster 821 — 1122
V. Stil. IIX
B. Schinkentheilting
a) der Fuchs vom Wolf gefangen und verhöhnt I 1 — 178
^) n jf j^ clem Bauer den Schinken ab 179 — 354
c) 9 „ lehnt den für ihn aufgehobenen
Theil, das Krummholz, ab 355->528
C. Fischer- und Feldmesserfabel
a) der Wolf als Fischer im Eise gebannt und
zerblfiut 529— fin.
b) „ „ „ „ verliert den Schwanz
und wird frei 11 1 — 158
c) ^ „ „ Feldmesser 159— fin.
D. 1. Hoftagsfabel
a) der Wolf als Arzt m 1—310
b) der Fuchs als Arzt 311 — 1016
c) des Wolfe Busse und Abschied 1017 — fin.
2. Entschädigung des heimkehrenden Wolfs
a) Hengst und Storch im Sumpfe V 1137 — 1166
b) Wolf und Hengst {pdUs) V 1131—36, 1167— fin.
c) Wolf und Schaf {escä) VI 1 — 132
E. Untergang
a) Wolf und Fuchs theilen dem Löwen Beute 133—348
b) Wolf und Esel {pellis) 349 — fin.
c) Wolf und die Gemeinde Salaurap {esca) VII 1 — fin.
Von diesen fünf Abschnitten fällt A und B in das erste, C, D und E
in das zweite Handlungsjahr; und zwar A in den Sommer (IV 299,
1032, V 237, 779 f., 782, 791 f.) ', bestimmter in den JuH (in 617 ff.),
B in den Herbst (I 143, 425), C in den scheidenden Winter, etwa
Ende Februar (II 330, I 665, 945), in jene Zeit, wo der Frost zumal
Nachts noch seine ganze Strenge entfalten kann, die vordringende
Sonne aber schon den Schnee schmilzt und die ersten Grasbiälmchen
auf fruchtbarem Poldernboden hervorruft (II 513), D wieder in den
Juli (III 38 flf., der Storch ist noch da, Fliegenschwärme VI 5), E in
den Herbst, in die Zeit der Tag- und Nachtgleiche (VII 55 ff.) und
der Eichelreife (VII 5), in dasselbe Jahr wie D (VI 434) ; die gesammte
Handlung spielt sich also innerhalb eines Zeitraums von 1 V4 Jahr ab.
In der Anordnung dieser fünf Haupttheile hat nxm der Dichter zunächst
die in der Epopöe von jeher aus gutem Grunde beliebte und auch von
den mittelalterlichen Lehrern der Dichtkunst') warm empfohlene Form
1) Der Hinweis anf die Einläntong des Machatosfestes (V 220) ist eine Lüge
Beinekes (223) ; Y 882 steht quamuia foret im irrealen Sinne von Miamsi esset. —
2) Oalfrid, Nona Poetria, I 86—99.
LX V. Stil.
der Einschachtelung angewandt, indem er A zwischen D 1 nnd 1)2
einschob, also diejenige Schwankgruppe beim Festmahl des genesenen
Königs vorlesen Hess , in der er einerseits (A 2) den sonst nur in der
Bolle des Gegenspielers auftretenden Fuchs zum Haupthelden machte
und ihn, den im Rumpf der Dichtung immer siegreichen, auch ein-
mal, wie Vergil den Aeneas in 11, als kläglich unterliegend und sich
durch schwere Erfahrungen zum Hauptwerk vorbereitend vorführte,
anderseits die unverrückbare Grundlage und Voraussetzung seines
Werkes dadurch gewann, dass er den "Wolf, den eigentlichen Träger
der Handlung, heuchlerische Busse thun, der Welt den Rücken kehren
und ein geistliches Leben beginnen lässt, zunächst seinem natürlichen
Aufenthalt gemäss als Waldeinsiedler (A 1) , dann als Mönch (A 3). ')
So rückt nun B an den Anfang des Gedichtes und es beginnt damit
jene Reihe von Fabeln, die in sichtbarer Steigerung oder genauer
gesagt Senkung den Wolf von dem Triumphe des Sieges (B) durch
die Mittelstufe der blossen Zerbläuung und Schweifverstümmelung (C)
zu dem zweimaligen gänzlichen Verluste des Felles durch den Löwen
(D 1 und Ea), zu dem vergeblichen Versuche der Wiedergewinnung
bei Hengst und Esel (D2b und Eb), endlich zu dem grässüche Zer-
stossung, bez. Zerreissung herbeiführenden Bemühen um Speise (B2c
und Ec) geleiten. Kleine Unebenheiten, wie die betreffs der Wolfs-
söhiie (vgl. IV 744 ff. mit V 709 ff., 726, 734) , können diese offenbar
durchdachte, durch innere Citate mannigfach gefestigte und im Allge-
meinen folgerecht durchgeführte Anlage nicht erschüttern, und dieser
erste Versuch, die zahlreichen, in mehr oder minder losem Neben-
einander umlaufenden Schwanke in ein festes System zu bringen und
zu einer Art von Wolfsbiogi'aphie zu verarbeiten, muss als wohl-
gelungen bezeichnet werden.
Aber freilich, die Krone unserer Dichtung ist der Dialog.
Der Dichter gebietet über einen fast unerschöpflichen Schatz humo-
ristischer Motive, aus denen in reizvoller Abwechselung immer von
neuem jene ,irri8io amara et exsibilatio et sarcasmus et cauiUationes
ac fictae sermo misericordiao ' (Borm. zu I 30) entspringen, satirischer
Bezüge, mit denen er die verschiedensten Verhältnisse seiner Zeit
streift, encyclopädischer Gelehrsamkeit, von der er mit weiser Spar-
samkeit an der rechten Stelle Gebrauch zu machen versteht. Nirgends
machen sich seine gelehrten Studien in hervorstechender Weise bemerk-
1) In der Bestimmtheit dieser Auffassung darf man sich durch kleine Anachro-
nismen in der Titolatnr des Wolfes, wie abbas IV 367, 607 etc., nicht iire madien
lassen, auch nicht durch die entschieden planwidrige Äusserung des Bocks lY 179 ; das
sind nur zu natürliche und leicht verzeihliche Concessionen an die in die gemeine An-
schauung tief eingedrungene Idee vom Wolfinönch.
V. Stil. LXI
bar, abgesehn von dem unter ganz veränderten Umständen geschrie-
benen Epilog erscheinen biblische oder antike Anspielungen nur ver-
eiozelt (Tgl. Ind. nom.), dogmatische, mystische u. dgl. Abschweifungen,
mit denen andere mlat. Dichter ihren armseligen Inhalt verschleiern
und überputzen, fehlen gänzlich, im sicheren Gefühl des eigenen
Beichthums darf er allen erborgten Flitter verschmähen. Nirgends
athmen wir die Luft der Schule, den Staub der Bibliotheken, nirgends
sehen wir ihn über Folianten gebeugt oder ganze Büchergerüste durch-
stöbernd den Stoff zu einer Yersiücation sammeln oder verlegen den
Schreibgriffel zerkauend einen neuen Anknüpfungspunct suchen, immer
ist er munter und geistreich, immer witzig und interessant. Und
wollen wir die beiden Hauptquellen ermitteln, aus denen sein pointen-
reicher, selbst bei bewusster, zur Selbstkritik führender (III 867) Weit-
schweifigkeit, bei seiner ein Motiv selten (IH 606 ff., zu m 1000) vor
völliger Erschöpfung verlassenden Manier stets fesselnder Dialog seine
Nahrung zieht, so ist es einerseits (formal) der Scharfsinn und die
Bindigkeit eines dialektisch geschulten, auf allen Wegen und Stegen
der DiBputierkunst, wie der Wolf im Waldrevier, heimischen Ver-
standes, der immer den wunden Punct der gegnerischen Stellung sofort
herausfühlt und mit sei es sophistisch -schelmischer, sei es ernsthafter
Beweisführung blosslegt, anderseits (sachlich) eine ebenso innige
Vertrautheit mit allen Formen volksthümlichen Humors, wie er sich
in Sprichwörtern und Bildern, in scherzhaften Neckereien und düpie-
renden Kunststückchen, in Sitten und Gebräuchen darstellt
Und welche Fülle von Arten und Situationeu führt uns der
Dialog vor! Bald webt er der Spinne gleich in kunstvoller Synthesis
das Netz, in dem die Fliege unrettbar ihren Untergang findet, bald
stimmt er die einschmeichelndsten Töne zärtlicher liebe und Freund-
schaft in demselben Augenblicke an, wo dem so Angeredeten der Strick
über den Hals geworfen wird, bald ahmt er täuschend die Ausdrucks-
formen der sittlichen Entrüstung oder des an der Zukunft verzwei-
felnden Pessimismus nach oder den drakonischen, mit Strafandrohungen
und Schimpfworten gespickten Befehl, bald weist er mit vornehmer
Kühle imd Gelassenheit den Aufdringlichen in seine Schranken oder
malt den würdevollen Ernst und die mtgestätische Ruhe der könig-
lichen Willensäusserung, bald verdreht er mit macchiavellistischer
Sophistik Stellen des Gesetzes, der Bibel oder Ordensregel in ihr
Gegentheil, bald zeichnet er den unhöflichen Klotz, der eine beschei-
dene Bitte rücksichtslos abschlägt, oder den Esel von Schulmeister,
dessen Grobheit nur noch von seiner Dummheit übertroffen wird, bald
übergiesst er den Überlisteten mit beissendem Spott, den entsetzlich
Geschundenen mit ätzendem Hohne — faan lese das Gedicht und man
LXn V. stü.
wird staiinen, wie mannigfache und mit welch eindringender Kennt-
niss des Seelenlebens geschilderte Stimmungen es in seinen Dialogen
darbietet.
Die Gesprächsreden werden in den ersten 5 Büchern stets
mit kürzeren oder längeren, vom einfachen aü bis zum vollen Distichon
sich erstreckenden Formeln eingeleitet; von VI 53 an hingegen sind
die Einführungsworte vielfach ausgelassen^) und müssen namentlich
im Epilog meist aus dem Zusammenhang ergänzt werden. Die ver-
schiedenartigsten Gesprächsfiguren begegnen allenthalben. So finden sich
Kunstpausen, um die Spannung der Hörer zu erhöhen (in 337 f., 363 f.),
Verlegenheitspausen (TV 415), oder im Augenblick des SprechenwoUens
tritt ein Hinderniss ein, sodass das Wort im Munde erstirbt (V 628),
oder der Sprechende bringt nur stossweise Satzstümpfe hei*vor in stam-
melnden Bitten (HI 931, VH 283), nach erschöpfendem Lauf (I 769),
bei sprachlosem Entsetzen (UI 695 f., 1115 — 1118, IV 991 f.). Oft
wird die zur Fortspinnung der Eede dienende Einwurfsfrage zur Ver-
hütung des schleppenden Personenwechsels vom Kedenden selbst an-
gegeben (m 1081, IV 1004, 1011, VI 387), oder ein unvermutheter
Zwischenfall gibt dem Vortrag eine neue Wendung (I 179 ff., V 221 ff.).
Wiederholt stösst man auf Einfall in die ßede und plötzlichen Abbruch
(I 103, n 335, IV 373), I 928 kann bei dem Herannahen des bewaff-
neten Volkshaufens der Fuchs die Endsilbe -tetn nicht mehr ausspre-
chen und schliesst seinen Sermon mit der ominösen Katalexis ,tu au\
Oft gehn die Personen bei Seite, um sich leise flüsternd zu besprechen
(H 371, 473, m 203, 543, IV 815, VI 467, 495), oder man raunt dem
Gegner heimlich etwas ins Ohr, um sich den Anschein vertrauter
Fürsorge zu geben (HI 647, IV 654, VI 456 f.) ; der Gegner fängt dann
wohl ein Paar Worte davon auf (II 503) oder erräth den Sinn \md
knüpft redend (IV 847, V 567) oder handelnd (IV 71) daran an. Mehr-
fach bleiben die Reden ohne Erwiderung und werden so zu eigent-
lichen Sermonen oder Predigten, wie sie namentlich Reineke, der
uulgatus sapiens, (I 893—928, IV 41 — 68) und Ysengrim im Kloster
Heben (V 569—626, 649—702, 989-1040). Müssen auch die Freunde
volksmässiger Knappheit und raschen Handlungsfortschritts an den
oft weit ausgesponnenen Reden Anstoss nehmen, so ist doch auch in
diesen im Allgemeinen ein planmässiger und symmetrischer Bau zu
beobachten, die Distichen ordnen sich leicht zu Drei-, Vier- und Fünf-
gruppen, und um diese Gliederung hervorzuheben, ist am Pentameter-
1) Anscheinend ist dies schon V 891 und 1307 der Fall, indessen ist wohl dort
quierurä prägnant = qoiete dixeront oder allenfklls = potaeront (vgl. V 1125) sc. diceare,
licuit eis dicere zu erklären, hier 1307 S. als Fortsetzung der 1295 beginnenden, durch
die Parenthese 1305 f. unterbrochenen Rode aufini&ssen.
V. sta. TjXTTT
schlnss weit häufiger, als es in elegischen Texten üblich ist, das Komma,
der Ponct aber nnr da gesetzt, wo ein Gedankenabschnitt zu Ende geht.
Das Yolksthümliche der Darstellung, zumal des Dialogs,
zeigt sich zunächst in der naiven Gemüthliohkeit, mit der einander
femstehende Personen sich wie liebe Vettern oder Freunde anreden
(I 247, 305, 346) — ein Zug, der zu der traulichen Zusammenrückung
der Thiere in dem Verhältniss von Oheim und Neffe, Gevatter und
Pathe, Herr und Diener, Freund und Gefahrte (vgl. Cap. YI) geführt
hat, — femer in der häufigen Erwähnung und meist unverschleierten
Bezeichnung derjenigen Functionen, welche die Prüderie des gebil-
detm Ausdrucks nur entfernt andeutet (II 62 f.) oder ganz umgeht
(V 680, 739, Vn 230 — III 1023, V 739, 759 — V 404, 1165, VII 317 ff.),
sowie der entsprechenden Eörpertheüe und örtlichen Vorrichtungen
(vgL im Glossar unter ganga, tncLs, posterioray subligar, femer V 1208,
1236, VI 324, vn 171, 191 etc.). VolksthümHch ist auch die lebhafte
Versicherung der Wahrheit, die rückhaltlose Entschiedenheit der Be-
hauptung, wie sie sich in allerhand Formeln (hoc dico I 147, II 133,
Aoe 509 U 431, lU 258, scio IV 909, ego dico III 516, ^stimo IV 419,
ut ereäo V 571, 1075), in den häufigen Schwüren (wie II 179 — 186,
m 523 ff., 536, 571 f., 717, 939, 1089 f.) und Selbstverwünschungen
im Fall der Lüge (wie IV 733 f., VI 389 f., VE 1811) offenbart;
überhaupt ist ein kräftiger Fluch (II 214, IV 87, 930, V 23 ff., VU 174)
oder ein derbes Schimpfwort beliebt (so rustiea twrha II 641, ruatice
demens IV 121, ardalio demens IV 481, perfide calo IV 536, ueaane
Satan I 21, vgl. überhaupt imter Satan und Ivd^ im Index nom.
und zu III 754), selbst der Pfarrer verwünscht Gott, die Heiligen und
die Jungfrau Maria (I 953 ff.). Diese Sitte, den Mund recht voll zu
nehmen, thtt auch in mannigfachen Übertreibungen hervor (vgl. I 659 f.,
II 519, IV 332, 957 f., VH 660, 662) und überträgt sich besonders
auf die Zahlen. Denn ist die Einsetzung einer bestimmten Zahl an
Steile einer ungewissen Menge überhaupt dem poetischen Stile eigen-
thümücli, so liebt die nicht durch kühle Besonnenheit geregelte,
sondern ins Unglaubliche ausschweifende Volksphantasie grosse, das
Mass der Wirklichkeit weit übersteigende Ziffern, darf aber deshalb
bei etwaigen Widersprüchen in den Zahlenangaben nicht mit dem Auge
des ängstlichen Recbenmeisters angeschaut werden. So sind hier recht
oft (wenn nur einmal, so ist die Stelle in Klammern hinzugefügt)
sämmtUche Einer vertreten (die Drei etwa 40 mal), femer 11, 12, 13
(DI 854), 15, 16 (V 1262), 20, 24, 27, 28 (V 699), 30 (V 788), 32, 33
(VII 330), 36 (V 868), 40 (I 110), 44 (V 708), 66, 99, 100 (V 79), 110
(V 193), 160, 220 (VI 435), 300 und 1000. Den Schein minutiöser
Gewissenhaftigkeit gibt sich die Volksahthmetik in den Zugabzahlen
LXIV V. stü.
(IV 504 und vielleicht 957 f.) ond in den Verstärkungen der Negation
durch Hinzufügung geringfügiger Dinge (III 268, 940, IV 792, vgl.
IV 218, wo das allerdings wörtlich zu nehmende atia wenigstens an
den sinnbildlichen Gebrauch des Wortes ,Ei' anklingt). An die Volks-
sprache erinnert auch die nachdrückliche Hervorhebung und fortgesetzte
Wiederholung eines Schlagworts, das dem Gegner eindringlich zu Ge-
müthe geführt oder höhnisch unter die Nase gerieben oder in der
Verwünschung gleichsam verfolgt , gejagt und zu Tode gehetzt werden
soll, so I 10 — 19 contingeie \md petere, 198 — 204 «um«-«, 428 f. itissus
abü, 683 f. lucrum, 685 capere, 687 f. eonsulere, 750 ff. missa, 769 f.
currere, 771 f. uenire, 921 colligere, II 336—340 breuis, 351 — 354
(vgl. 343) obsequium, 361 mollis, 392—397 dentea und uidere, 407 f.
meiere, 597 f. signare, HI 205—211, 229 f. rex, 374 f. apes, 507 ff. pro-
perare, 633 — 641 iubere, 697 — 702 nunc, IV 368 — 370 optare,
378 — 381 hoapes, 393—398 (vgl. 372) consüium, V 49—53 hiscere
und hiare, 375 — 382 iacta, 414 — 418 uarare, 907 — 90Q probare,
923—926 data, VI 56 — 60 pax u. s. f., auch ausserhalb des Dialogs
spielt der Dichter gern in dieser Weise mit einem Hauptbegriff, vgl.
I 5 uidere, 317—322 ritere, 619 f. stimulare, 773 damare und sonst;
überhaupt aber beweist er sowohl in dem Griff des Schlagwortes wie
in der Malzahl der Wiederholung den richtigen Tact und das weise
Mass, das die mlat. Lehrer der Dichtkunst dringend empfehlen (Gal-
frid, Noua Poetria 1928, Eberh. Laborint 111 246).
Die Ironie zeigt sich nicht bloss in der Angabe eines geringen
Grades des Positiven anstatt der reinen Negation (so nan nimis, uix,
parum <— non, pauci «=» nemo, paruus = nullus), in Ausdrücken, wie
egregius und pulcer (zu I 957), von pietas, gratia, sedtüitas statt ihres
Gegentheils, in dem Gebrauch vpn docere (zu II 500) und sat (IV 821 f.),
sondern vor allem und in ihrer ganzen VolksmSssigkeit in den humo-
ristisch fruchtbaren Metaphern. Liegt doch der letzte Grund der mittel-
alterlichen Thierfabulation in der Metapher vom Wolfmönch! Greifen
wir aus der Fülle solcher andeutenden Bilder die wichtigsten heraus,
so gruppiert sich namentlich um den thierischen Körper und die ihm
applicierten Prügel ein beziehungsreiches Witzspiel. So wird das
buschige Haupthaar als ailua (I 860), die Homer als munia (II 302),
twrres (H 305), arma (II 333), lud (II 409), das Ohr als Glocke
(VII 89), die Stimme als musicalisches Instrument (VII 101, vgl. IV
587), die Zähne als ligones (I 81), fodces (II 405), mol^ (II 556), pr^-
dones (V 119), die Höhlung des Zahns als cripta camer aü molaris
(V 399), die Kehle als catasta curua (VI 390) und als tuba (VII 433 f.),
das Fell als Saccus (III 713), lai-ua (III 736, VI 435) und in sonstigen
Bezeichnungen weitlicher Kleidungsstücke, daneben geistlich als cucuUa
V. Stil. LXV
(U 431, III 1067 etc.), ^^ot (Ol 952), die rothe Fleischhaut unter
demselben als poderia und tuniea (vgl. zu III 1029), als purpttra,
murex, ostrum u. dgl., der Bauch ausser den zu I 29 gesammelten
Bildern als uorago {I 733), cucuUa (V 902), musac (VII 376), tabema
(VII 377), hosHs (VII 411 f.), die Aufnahme in denselben als sepulcrum
(I 167), die Leber als Urkunde, das Herz als Siegel der Friedensbot-
schaft (VII 429 ff.), die Püsse als hasis (VI 356), eandeldbrum (Vn
18, 86) aufgefasst. Für die Püffe und Stösso werden die Metaphern
hergenommen: zunächst weltlich vom Essen {prandere I 1022, cibus
I 1030, VI 115, dapes I 1032, eptd^ I 1034, 1036, prandia I 1036,
II 147, fercuJa I 1039, II 497, 529, 625, V 1132, VI 115, liba 1 1040,
V 1080, esca VI 121, disci IV 661), vom Trinken (vgl. zu I 48, femer
poeuia I 113, H 654 f,, 663, 666, 672, lU 308, IV 450, 456, 470, 633,
636, calix U 176, 678, 681, IV 620, 627, 651, crater II 677, 679, uifta
II 678, potus II 679, patera IV 566, 661, demgemäss die Verba hibere
und haurire, das Subst pincerna III 308, IV 636, das Adject. impotus
IV 565), vom Begrüssen (salutare IV 704, atie IV 710) oder endlich
aas der Medizin {antidotum IV 706, herb^ IV 869), dann geistlich vom
Kirchengesang {bened leite I 1041, IV 627, cartnina completoria IV 557,
matuHni IV 679 f., vgl. überhaupt IV 611 ff., 683—694), von der lectio
an 963 ff., IV 688), von der Taufe (III 997), von der Weihe des
Erzbischofs (V 1043 — 1082) und aus dem Verlaufe der h. Messe (vgl.
VII 171 ff.); die Bisse werden als oscula (ü 123, VII 83, 95, 172),
hasia (VII 26) und pax (vgl. Glossar) ironisiert, Löcher im zerbläuten
Fell endlich Fenstern II 421, den Maschen des Netzes II 159 ver-
glichen. So wird femer der aufgezehrte Schinken als ionsa pastura
(I 363), das Hufeisen als Siegel (V 1317 ff.) und als Mondscheibe, drei
Tage vor oder nach Vollmond (VI 43 ff.), die Fliegen als Kranken-
pflegerinnen (VI 5), das Geräusch des Zähneklappems als das der
arbeitenden Sage (VI 9 ff.), die Pflanzendecke des Erdbodens als ueUtis
(VII 641) bezeichnet, das Geringwerthigste wird durch pulex (HL 940,
VII 442), septima pars lendis (IV 1021), mus (IV 789, 931) versinn-
bildlicht. Von dem Mittel der Parodie wird I 744 ff. Gebrauch gemacht,
Verstümmelung bez. Verdrehung kirchlicher Gebets- und Segensformeln
begegnet II 97—100, V 547 ff., 559.
Von bildlichen Formeln seien hervorgehoben: scindere
amietum, uestem (zu I 101), h^ere in unco 1 791, funem trahere- 1 395,
lU 1032, cadere in colla lU 170, uolare in Collum III 375 (vgl. I 34),
fiJa trahere III 593, trad^re notho u. ähnl. m 74, 830, IV 439, fune
ligari IV 318, maUa in uasa fktndere (unam rem) IV 721, lance pari
pensare V 316, vgl. I 611, VII 55, iniecto fune trahere V 1219, ungue
impresso, infixo, vgl. Glossar.
Voi^t, Ysengrimus. 6
LXVI V. Stil.
Die Zahl der eingeflochtenen (eigentlichen oder positiven)
Gleichnisse belauft sich auf etwa 100; bei dem fortwahrenden In-
einandergreifen von Metapher, Gleichniss und Sprichwort sind hier
nur die mit ut, quasi, tamquam, ueltUi, tum aUter u. ähnl. oder mit
dem Comparativ eingeleiteten Gegenbilder in Betracht gezogen; die
SteUen sind I 63—72, 80, 333 f., 340, 398, 640, 768, 892, 1043—46,
1055—60, 1063 f.; n 44, 55 f., 109, 123, 131, 134, 159, 394, 441 f.,
499 (vgl. III 1003), 565 f., 6831; III 194, 253, 256, 323 — 26, 378,
453, 819, 889, 955 f., 959, 1018 f.; IV 12, 91 f., 105, 503, 507 — 10,
613—16, 645, 647, 711, 713, 785; V 115, 130, 295, 365, 391, 675 f.,
775 f., 798—800, 842—47, 856, 1099 f., 1106, 1285; VI 7 f., 54, 100,
123, 206, 381; VII 138—40, 192, 365—68, 503 f. Schon aus den
Zahlen ersieht man, dass der Dichter nicht nach antiker Manier breit
ausgemalte Gleichnisse liebt, sondern in volksthümlicher Weise sich
mit der kurzen Andeutung des ähnlichen Gegenstandes, der entspre-
chenden Handlung oder Lage begnügt, reichere Kunst entfaltet er nur
vereinzelt, nämlich in der Schilderung der mit der gefangenen Maus
spielenden Katze und des Abtsfestes ; wo sonst oben eine längere Strecke
von Versen angegeben ist, da ist nicht ein Simile bis in seine ent-
legensten Züge ausgeführt, sondern mehrere Gleichnisse für denselben
Zug oder für verschiedene Züge an demselben Subject gehäuft, sind
deren 2, 3, 4, 5, ja 6 und 9 zu einer Bildorreihe verbunden, bei Ver-
sinnlichung gewisser, ihn vorzugsweise interessierender Vergleichungs-
puncte ruht der Darsteller nicht eher, als bis er den ganzen Schatz sei-
ner analogen Anschauungen ausgeschüttet hat, es sind das namentlich :
der durch Schlagen und Stossen hervorgebrachte Ton, die Schnelligkeit,
die starre Unbeweglichkeit des Gefangenen oder Eingeklemmten, dem-
nächst die Fettleibigkeit und dio Wucht des Angriffs. Und wie bunt
ist die Welt, die uns aus den Gegenbildern anblickt ! Da wird uns der Wind
geschildert, wie er die Feder entführt oder durch das Schilfgebüscli
klagend hindurchpfeift, dei' hemiederschiessonde Blitz und der furcht-
bare Donner, der strömende Platzregen und das ölverzehrende Feuer,
da gewahren wir das krächzende Rad und die morsche Deichsel des
alten Wagens, die zusammengeschrumpfte dreijährige Bohne und den
ausgedörrten fünfzehnjährigen Käse, den weitgeöffheten Kamin und das
immer gleic^junge Metallbecken, das hohle Götzenbild aus dem Morg6n-
lande und den buchsbäumigen Pfan^r, da sehen wir Knaben, die den
Wind zu haschen suchen oder in geheimnissvoUem Zauber durch die
Stücke der zertretenen Schlange hinduroh gehen, Jünglinge und Männer
im Kugel- und Scheibenspiel, oder die Gondel im Nu hierhin und
dorthin lenkend oder das schwere Geschütz gegen die Festungsmauer
richtend, da schauen wir Schmiede und Weber, Tuchwalker und
V. stü. Lxvn
Polsterklopfer, Böttcher und Zimmerleate, Schlächter iind Fischer,
Mäher und Drescher, den Müller mit seinen Mühlknappen, Trommel-
Bchlager, Trompeter und Geigenspieler, murrende und trage Dome-
stiken, den Yerhrecher, dem der Athem stockt auf dem Richtwege,
und die schmausenden und zechenden Brüder im Refectorium, den des
Tages dreimal herauschten Aht und den knochenbieichen Herrn Blitero,
da beobachten wir die Hausfrau in der Küche Bohnen und Gersten-
graupen mit der Mörserkenle zerstampfend, Butter oder Speck mit
scharfem Stahl zerschneidend, die Hökerin auf dem Markte Quitten
verkaufend, die Witwe des Helden, Thränen dem Ruhme des ver-
ewigten Gatten weihend, da erblicken wir den Teufel in mannigfacher
Gestalt, das Zerrbild des Kobolds Agemund und das wilde Heer beim
Weltuntergange. Und rechnen wir die mannigfachen Bilder aus dem
Thierleben (vgl. Cap. VI) hinzu, so werden wir den Reichthum und
die Ursprünglichkeit einer Phantasie schätzen, die nicht die ausgetre-
toDon Pfade der Vorgänger wandelt, sondern in allen Verhältnissen des
wirklichen Lebens zu Hause ist.
Aber auch das Nichtwirkliche zieht der Dichter zur Umschrei-
bung des dem poetischen Stile widerstrebenden Begriffs der Negation ')
herbei. So wird ,per incredibilia atque absurda' (Borm. zu I 231)
ersetzt: non (I 595, III 744, IV 355, V 873, 885, VI 134, ähnlich
III 829), numquam (I 229, 920 f, IV 398, VII 196), nusquam (III 1044)
and nemo (III 655). Hieher können auch die priamelformigen Häu-
fangen unnützer und nichtiger Handlungen (V 127 f., 593) gezogen
werden, die uns an die Schwelle des Sprichworts führen.
Dass in einem Werke, welches den Triumph der Klugheit über
die rohe Kraft, des Geistes über die Materie, des gebildeten Laien-
elements über eine in Unwissenheit und Sinnenlust verkommene Geist-
lichkeit, fast möchte man sagen der Neuzeit über das Mittelalter in
so beredter Weise feiert, der dtdvoiu ein grösserer Spielraum gebührt,
bedarf keines Beweises. So ergiesst sich denn ein breiter Sentenzen-
strom über das Gedicht, hie und da zu breit; öfter scheint es (vgl.
Bormans p. 66), als habe der Dichter spazierengehend den ihm vor-
schwebenden Gedanken in den verschiedensten Formen ausgeprägt und
dann zurückkehrend nicht die gelungenste Fassung, sondern, als könne
er sich von keiner trennen und als habe jede ihre besonderen Vor-
züge, alle ohne Ausnahme in den Text eingetragen. Wiederum tritt
aber auch dieses lehrhafte Element mit augenscheinlicher Vorliebe in
volksthümlicher Gestalt auf, nämlich in den an ihrer Prägnanz und
1) Beispiele dafUr ans der rOmischen Poesie bei H. Gentbe , Ep. de prouerbiis
Romanoram ad animalium naturam pertineatibus p. 3 f.
LXVm V. Stil.
Bildlichkeit erkennbaren Sprichwörtern: der Ysengrimus ist für die
Geschichte des deutschen Sprich woi-ts eine Quelle ersten Ranges, und
es gibt — von den reinen Spruchsammlungen natilrlich abgeselin —
in der gesammten mlat. Poesie kein Denkmal, dass sich ihm in dieser
Beziehung an die Seite stellen könnte. Wie Metapher und Gleichniss,
so stehen sich Sentenz und Sprichwort so nahe, dass sie nicht immer
streng auseinandergehalten werden können und eine zuverlässige Zäh-
lung der eigentlichen Proverbien erschwert wird; ich hebe deshalb,
im Übrigen auf die Anmerkungen verweisend, hier nur folgende Stellen
hervor: 1 42, 73, 86, 104, 153 f., 159, 195, 400, 482, 539, 563, 681,
796, 1025, II 27 (vgl. Prora 691), 215, 311, 381, 423, 424, 434, 452,
584 (vgl. IV 280), 651, 677, III 162, 248, 277, 307 f., 566, 594, 597,
680, 812, 837, 843, 844, 898, 989, 995, 1123, 1149, IV 167, 173, 228,
368, 515, 689 f., 697, 719, 727, 728, 866, V 143 f., 404, 463, 477, 509,
522, 836'), 901, 910, 1031, 1080, VI 141, 175 f., 299, 300, 320, 323,
324 f., 335, 341, 441, 460, Vü 48, 79, 220, 240, 304, 397, 459, 487 f,;
von sprichwörtlichen "Wendungen femer sind zu den unter Metapher
imd Gleichniss genannten noch hinzuzufügen: , nicht um alles Gold*
I 72, ,ein sicheres Spiel in der Hand haben' I 76, , schlimmer als das
hitzige Fieber ' II 44, ,mit dem und dem ist nicht zu spassen' und
,Spass verstehen' II 307, VI 72, 120, vgl. I 740, IV 315, , seinen Augen
trauen' II 367, IV 538, ,ins Mäuseloch kriechen' 111 267, , binnen drei
Tagen' III 310, , welcher Teufel' III 754 mit Anm., , geizig wie ein
Hurensohn' III 850, ,so viel Tage als Listen' IV 406, ,den Daumen
in der Faust halten' IV 665, ,ins Gesicht sagen' V 816, , nicht weit
her sein' VII 209. Manche Sprichwörter erscheinen in eigenartiger
ümprägung (vgl. zu III 898, IV 515) oder werden unter Verzicht auf
ihre allgemeine Form unmittelbar an den vorliegenden Fall angeknüpft
(vgl. zu IV 669, V 64«), 1030 f.). Als Einführungsformen (vgl. Haupts
Zeitschi*. Vin 376 ff.) kommen vor ydidtwr hoc uulgo' I 539, ^ut aiunf
II 433, ,aiidio qtiod uerum est' III 843, .uulgaris nominat itsus^
V 1079, ,laica turba\ yUÜlanus' . . V 1029, 1031, ,uulgi mystica dicta"
VI 298, ,fertur' III 995, VI 320; als Quelle wird die Bibel angegeben
IV 228, V 463, 478, 836, 910, VII 397. Für manche Sprichwörter
bietet unser Gedicht das älteste Zeugniss ; wo sich anderweitige Belege
in älteren oder etwa gleich alten Werken fanden, sind dieselben im
Commentar angegeben, aus der Reihe der jüngeren nur Hoffmanns
Altniedorl. Spr. und die wohl noch ungedi-uckte Spruchsammlung des
1) Vgl. De V08 uS de hane 52 f. (Haupts Zs. V p. 407) fDen god ml beraden,
de en kan körnen to vro edder too spade' ; damit flUlt die in der Anm. z. St. gebotene
Analogie. 2) Vgl. Peisios, Prol. 10 f.
V. Stil. LXIX
Oöttinger Cod. philol. 130 (vgl. Cap. VIII) benutzt; von Nachweisen
aus den zahlreichen und umfassenden FLorilegien des XYI. oder gar
aus den Sammelwerken unseres Jh. ist abgesehn worden.
Wir schliessen hier die Frage nach dem Abhängigkeitsver-
haltniss der Darstellung von den altrömischen Mustern an. Wie
gering die bei dieser Parallele zu erwartende Ernte ist, können wir
schon vor Beginn der vergleichenden Leetüre daraus abnehmen, dass
der Dichter, weit entfernt, in träger Bequemlichkeit zu den von ihm
einmal geprägten Ausdrucksformen bei Eintritt einer ähnlichen Situa-
tion zurückzugi'eifen und so für seinen Gebrauch eine epische Formel
zu bilden, stets nach reizvoller Mannigfaltigkeit strebt und in Auffin-
dung immer neuer und neuer Wendungen Meistor ist, wie z. B. die
Redeeingänge und die stets in veränderter Form erscheinenden Citate
früherer Äusserungen (vgl. zu I 551, 804, 807, III 515, 563) darthun;
nm- ganz ausnahmsweise wiederholt er gewisse Typen (vgl. zu IV 88,
V 1195) und nur einmal und da aus gutem Grunde denselben Vers
(VII 468, 672), den schmerzlichen Klageruf ,Regna duo monachus
siibruit unus iners\
Ein Dichter, der sich selbst gleichsam so wenig ausschreibt,
wird auch den Vorgängern gegenüber seine S^bständigkeit wahren.
Und in der That, die Darstellung ist eine so fliessende, zusammen-
hängende, gleichmässige , trägt so sehr den Stempel der einen dich-
terischen Persönlichkeit, dass man schon bei den ersten Lesungen
nicht, wie bei der Ecbasis, dem Troilus u. a., bald diesen bald jenen
fremden Poeten heraushört und unaufhörlich an die zur Rechten und
zur Linken liegenden älteren Autoren erinnert wird, sondern den Ein-
druck einer ursprünglichen , auf sich ruhenden Gestaltungskraft gewinnt
und festigt, ein Ergebniss, das durch genauere Vergleichung bestätigt
wird. Denn was wir immer, sei es auf gelegentlichen Streif zügen,
sei es auf eigens hierzu unternommener Suche, aufspüren mögen: es
sind nichts als zufäUige Ähnlichkeiten oder leise Anklänge und unwill-
kürliche Reminiscenzen, denen sich in einer Epigonendichtung auch
der Begabteste nicht zu entziehen vermag und durch die er fast unbe-
wusst die Schule verräth, in welcher er gebildet ist. So erinnern zunächst
einzelne Halbverse oder Wendungen an Luc an (wie I 217 rxj IV 736,
m 603 ~ n 473), luvenal [I 150 ~ IV 479, III 178 f. ~ I 388,
IV 91 ~ I 837, VI 64, 250 ~ II 456, VI 75 ~ III 949, VI 408 ~
I 199, VI 503 ~ II 212, X (XI) 51 (vgl. Aen. IX 61) ~ I 655, XI
(X) 50 ~ II 282, vgl. zu III 655], Statins (Achill. I 405 f. ~ III 1025,
539 ~ III 518, II 396 ~ IV 73, Theb. I 449 ~ III 390, vgl. Met.
Xin 120, Fast. II 734), Boetius (De consol. III 3, 6 ~ III 286,
III 8, 19 no V 26), Cato (Dist ed. Hauthal I 11, 2 ~ I 723, III 21, 2
LXX
V. Stil.
rKJ
VI 341, vgl. zu m 666) und Sedulius (I 241 ~ V 1033). Häufiger,
aber auch nur durch einzelne Yerstheile sind Horaz und Yergil
vertreten: Hör. Carm. 1 9, 19 (II 371, IV 815), II 3, 1 f. 0807), Senn.
I 4, 10 (IV 955 f.), I 9, 22 (IV 831, vgl. Epist. I 18, 1, Ars am. IH
51 u. ö.), II 5, 92 (III 1085), II 8, 47 (V 871), II 5, 40 (iV 839),
Epist. I 1, 13 (VII 111, vgl. Met. X 220, Xm 823), I 2, 7 (U 401),
I 3, 2 (l 117), I 6, 27 (I 726), I 7, 62 (VII 99), 1 8, 3 (I 209, IV 1011,
auch Trist IE 9, 21 u. ö.), I 8, 16 (IV 654), I 13, 19 (V 612), 1 15, 32
(I 1045), I 18, 77 (IV 167), II 1, 29 (V 316), II 1, 194 (n 559), II 2,
144 (V 552), II 2, 173 (III 580, vgl. zu Ecb. 1129), Ars Poet. 159 f.
(III 326); Verg. Ecl. I 2 (VII 502), I 20 (IH 164), II 45, VII 9, IX 39,
(VII 89), III 15 (VI 327), III 53 (HI 92), Georg. IV 105 (IV 54),
Aen. VI 122 (IV 472, vgl. zu Ecb. 975), VII 52 (IV 569), VII 314
(IV 509), VIU 15 (VII 591), VUI 682 (V 710), VIII 691 (IV 766),
IX 300 (I 689, III 525), IX 613 (I 562), IX 808 (I 1047), X 42
(III 861), X 63 f. (V 823), XI 49 (V 13), XI 459 (IV 993, vgl. Stat
AchiU. I 318, II 110), XI 730 (IV 1033), XI 797 (III 935, auch Met
IV 539), Xn 259 (VI 155), XII 354 (H 548), XII 570 (I 811, vgl.
Ai-8 am. III 749, Trist III 13, 13), XH 725 (VII 55), XÜ 932 (V 1098).
Die zahlreichsten ufid unzweideutigsten, wenngleich über die oben
angedeutete Schranke nicht hinausgehenden Belege für des Dichters
Studien bietet Ovid; an diesem hat er ohne Fi*age vorzugsweise seinen
Stil gebildet, ihm nicht nur im Allgemeinen die Zierlichkeit und Glätte
der Darstellung abgelauscht, sondern auch im Einzelnen eine Fülle
von AusdiTicks- und Satzformen entnommen, entnommen nicht wie
ein armseliger Plagiator, sondern wie der gründliche Kenner, der
seinen Lieblingsdichter im Kopfe hat und beherrscht und gelegentlich
aus ihm ein paar Worte einflicht. Man vergleiche:
Heroid. I 106, XHI 76 (III 30 vgl.
Ex Ponte I 215)
II 42 (V 118)
II 57 (V 753)
III 43 (III 1, VH 229)
III 68 (III 138)
V 36 (I 390)
V 75 (I 749)
V 116 (III 766)
[vgl. Met VI 261, Xni 411,
De nuce 158.]
VI 91 (HI 496)
VI 148 (I 520)
Heroid. VII 71 u.ö. (V 898, VII 472)
VII 74 (I 249)
[vgl. Amor. III 13, 5, Trist
I 3, 47]
VII 88 (H 330, vgl. Ex Ponte
II 28)
VII 187 (V 809, vgl. Met II 846)
VIII 9, (in829, vgl. Met. XIV 711)
IX 42 (III 36)
X 57 (V 245)
xn 102 (HI 326)
XV 72 (IV 106)
XVI 38 (m 126)
V. Stil.
LXXI
Heroid. XVI 60 (III 318, vgl. Trist.
I 5, 50)
XVn 164 (I 504)
XVn 222 (LI 185)
XVin 128 (IV 874)
XX 142 (III 349 f.)
XXI 101 (VII 585, vgl. Amor,
m?, 12, ExPontoin4, 111)
XXI 181 (H 217, vgl. De nuce 5)
Amor. I 2, 6 (m 766)
I 2, 33 (in 182)
I 5, 16 (m 616) *
I 9, 22 (II 344, vgl. Are III 46)
n 4, 26 (II 83)
II 6, 26 (II 344)
II 6, 45 (IV 811, vgl. Rem. 509)
III 3, 11 (III 11)
ni 8, 19 (m 134)
Ars am. I 443 (I 191)
I 538 (I 1058)
n 118 (VI 340)
n 530 (VI 431)
n 730 (IV 94)
m 710 a 234)
Remed. 94 (UI 295)
410 a ^2, vgl. Met. VI 465)
478 (m 1092}
575 (HI 521)
718 (Vn 236)
De nuce 46 (III 98)
120 (Vn 351, vgl. Met. Vn 595,
XV 564, Fast. V 710)
147 (ra434, vgl. Met. Xm268,
Ep. ex Pento III 3, 57 n. ö.)
182 a 654)
Metam. H 47 (Vn 169, vgl. XV
669, Fast. V 278, VI 513)
n 556 a Ö86)
n 648 (VI 434)
n 820 (I 323)
n 844 (m 94)
m 247 (I 62)
Metam. m 302 (IV 957)
ni 613 (V 722)
IV476 (ni483,vgI.Met.VU520)
IV 709 f. (V 775)
V 119 (m 141, vgl. M. XI 67,
Xn 265, XIV 383)
V256 (Vn479, vgl. Fast. IH 661)
V 510 (I 290)
V 668 (VI 140)
VI 61 (in 1037)
VI 85 (U 286)
VI 603 (I 667, vgl. M. XIV 372)
vn 179f. (VI 45f.)
vn 348 (VI 417)
vn 412 (I 67)
vn 661 (V977, vgl.M.Xm228,
675, XV 479)
vn 665 (V 631)
Vm 161 a 271)
Vm 238 (V 817)
Vin 474 (IV 471)
vm 782 (IV 189)
Vm811 (V 1167, vgl. M.Xn320)
Vni 839 (ni 453)
X 38 (I 167)
X 670 (IV 807)
XI 95 (IV 381, vgl. Fast. I 240)
XI 124 (I 59)
XI 166 (ni 1053, vgl. Are m
170, Rem. 708, Fast, n 107,
Aen. IV 262)
XI 377 (VI 318)
XI 507 (IV 328)
XI 646 (V 1049)
Xni 95 (n 439)
Xni 333 (n 235)
Xni 562 (in 1005)
XIV 110 (n 463)
XIV 425 (I 759)
XV 530 (V 179)
Fast. I 272 (n 254)
n 336 (n 120)
Lxxn
VI. Der Inhalt.
Fast. II 354 (IV 806)
II 364 (YII 338)
n 425 (V 1299)
n 817 (V 747)
n 853 (V 374)
m 21 (I 705)
m 152 aV 887)
m 628 (in98,vgl.ExPoiito 18,8)
lU 706 (V 1066)
IV 882 (VI 532)
Fast. V 163 (I 653 f.)
V 712 (VII 328j
Trist, ni 4, 62 (I 250)
V 7, 61 (in 407 f.)
Ep.' ex Ponto I 1, 10 (IV 107)
I 1, 36 (V 68)
I 10, 43 (HI 911)
ni 2, 104 (III 1142)
III 7, 32 (IV 860)
IV 15, 22 (V 106)
Erwägt man somit, dass der Verfasser unseres Yseng. keinem
der alt-römisclien Dichter auch nur einen einzigen ganzen Vers ent-
lehnt und dass er ebenso seinen mittelalterlichen Vorgängern, selbst
dem Hildebertschen Kreise gegenüber, der ihm nach Ton und Farbe
am nächsten steht, seine volle Selbständigkeit gewahrt hat, dass er
seinem erklärten Lieblingsdichter nur einzelne Wendungen und Satz-
formen, wie sie sich einem ovidfesten Leser fast von selbst aufdrängen,
verdankt und dass er obenein, wie der Löwe mit dem Schweife seine
Spur verwischt, die überkommenen Formeln oft bis zur Unkenntlich-
keit verändert: so wird uns die ganze Hinfälligkeit der Grimmschen
Hypothese klar, die einen der ui-sprünglichsten und geistreichsten
Dichter des gesammten Mittelalters zum sclavischen Nachahmer und
gewissenlosen Ausplünderer eines so mittelmässigen Productes, wie der
Yseng. abb. ist, zu erniedrigen vermochte.
VI. Der Inhalt.
Bevor wir zu den im Vordergrunde stehenden eigentlichen Thier-
sch wanken kommen, müssen wir den Hintergrund entwerfen, aus dem
sich jene abheben. Fehlt nun auch dem Dichter jener Geist sinniger
Naturbeobachtung, der mit scharfem Blick eine bunte Fülle kleiner
Züge der Wirklichkeit ablauscht und zur lebensvollen, farbenreichen
Ausmalung des Gemäldes verwendet, so besitzt er doch ein viel zu
klares Verständniss für die Anforderungen der poetischen Öconomie,
als dass er sich der Pflicht entziehen sollte, durch Einflechtung von
allerhand Erscheinungen des Thierlebens und Andeutung von Neben-
fabeln den Leser in der Hlusion der Thierwelt zu erhalten und zu
befestigen. So wird abseits der Haupthandlung, zumal in Sprich-
wörtern und Gleichnissen, eine kleine Galerie von Thierbildern
vorgeführt, die theils auf dem wirklichen Leben, theils auf abergläu-
bischen Vorstellungen beruhen; man vergleiche I 20, 63 — 72, 274,
VI. Der Inhalt. LXXTTT
334, 398, n 55f., 92, 131, 499, HI 267, 323, 595, 600, 655, 812, 837,
8^*8, 940, 942, 1019 f., 1028, 1044, 1090, IV 91, 92, 108, 368, 503, 507,
506, 613, 728, 789, 820, 931, 1021, V 115, 128, 782, 798, 842, 885,
1051, 1106, VI 5 f., 123, 134, 175 f., 304, 465 f., VH 60, 442.
Zu dem Kreise der Neben fabeln und Spuren vorgeschicht-
licher Ereignisse, von denen einige allerdings ad hoc erfunden sind,
gehören folgende Stellen:
1. I 1001—8 (vgl. V 551—58), der den Schafen die Messe cele-
brierende "Wolf, bekanntlich eines der ältesten Motive unseres Cyclus.
2. I 1011 — 18, der Wolf als Rechenmeister, vgl. zu Odo 23a
(Zs. f. d. A. XXTTT 290), das römische Sprichwort y Lupus non curat
numerum' (Verg. Ecl. VII 52) und Renart 7401 (RF. Einl. p. 98)
, Sovent li fesoit ses oeilles non per, seles erent pareiUes, et sovent les
rapareiUoit, se non pareiUes les trovoü.'
3. II 399—402, Hund und Schwein. Bilder wie Ouid. Fast. II
231 — 34, Met. IV 722 f., Petrus de Ebulo I 797 f., 448, Philippis ÜI
534 — 39 entbehren des specifischen Merkmals, welches in pulte comesta
liegt Vielleicht bietet unsere Stelle die Brücke von dem filteren
Sprichwort , Iure canes rumpunt maculanteni furfure uultum ' (Prora 9,
vgl. Zacher Altfr. Spr. nr. 262 in Zs. XI 144 ,Mandu4:at furfur canis,
eins non oh amorem, Sed cpiia frumenti plus diligit ille saporem") zu
dem jüngeren ,Wer sich unter die Kleien mischt, den fressen die
Schweine' (Zingerle p. 136); der Kleienbrei wurde firüher den Hunden,
später bei zunehmender Schweinezucht den Schweinen zur Nahrung
vorgesetzt, der Übergang des Besitzstandes konnte sich nicht ohne
lebhaften Zusammenstoss der gleichberechtigten Eigenthümer voll-
ziehen, und ein solcher erbitterter Kampf von Hund imd Schwein
wird hier geschildert.
4. n 411 f., Ysengrimus Comiseca, vgl. Auian. I 1 und dasVer-
zeichniss sammtlicher Bearbeitungen dieser Fabel bei österley zu Pauli
Schimpf und Ernst nr. 90 p. 483.
5. m 306 mag um der Vollstfindigkeit willen mit aufgeführt
werden, insofern darin eine Andeutung der Listensackfabel liegen
könnte; vgl. zur Stelle und Haltrich nr. 22.
6. m 405—408, Übersiedelung des "Wolfes aus romanischem
nach teutonischem Boden (dasselbe gilt vom Esel, vgl. VI 380), womit
die litterarhistorische Thatsache, dass die Thierschwankdichtung sich
von ihrer nordfranzösischen Heimath am liebsten und weitaus über-
wiegend nach Norden, nach Flandern und den Niederlanden, fort-
gepflanzt hat, in das innere Leben der Thicre verlegt und zu einem
Hebel der Handlung gemacht wird.
7. m 606 — 614, Ysengrims alte Zollschuld.
LXXrV VI. Der Inhalt
8 und 9. IV 527 f., Dohle und Habicht — Kuclnik und Saatkrähe
{gracculus = hruoc, Altd. Bl. 11 211, 212, 213, Steinmeyer und Sievers
I 345, 38, oder Holzhäher, Markolf, vgl. Chassant p. 15 ,gr€iculus, gais*,
oder Elster, Dohle, vgl. DEW. I 220, die gemeinte Species der Gattung
coruus ist nicht genau zu bestimmen), ein Fabelpaar, das sich auch
bei Odo Parab. 4 und 4a beisammen findet, vgl. Zs. XXTTI p. 284 f.,
Myth.* ni p. 196.
10. IV 911 f., der Hase als Einberufer und Führer der wallfah-
renden Hähne.
11. rV 1019 f., 1029 f., der Lehnsvertrag zwischen den Vätern
von Fuchs und Hahn.
12. IV 1032, 1039, 1041, der Fuchs und die säuern Trauben
(Phaedrus IV 3, Renart 25, vgl. Du Moril, Poesies ined. p. 141 Anm. 4).
13. V 327 — 334, der Fuchs im Bunde mit dem Hirten vereitelt
einen räuberischen Einfall des Wolfes in die Schafherde, vgl. Romulus
(cod. Bum. IQ 6, cod. Wisseb. lU 5).
14. V 695 — 702, Ysengrims Abstammung von Leuo und Sus.
15. VI 369 — 376, Balduin, des Esels Vater, schuldet Ysengrims
Vater einen Pelz.
16. VII 9 f., II 402, Kampf zwischen Reingrim imd Ysengrim,
in dem jener fällt
Von Personen gehört hierher ausser Louo imd Reingrim auch
die nicht activ auftretende Teta.
Die Träger der eigentlichen Handlung, denen die dich-
terische Personification sowohl Eigennamen wie verwandtschaftliche
und sonstige gesellschaftliche Beziehungen verliehen hat, sind folgende
Thiere; "Wolf YsengrimiM^) (sein Kosename Ysengrimtdtts , seine eilf
1) Die Beinamen zielen 1. auf sein Alter (oft senex nnd senior, daneben ueUts
I 615, wtuius III 936, eattus lY 100, grandeuua m 962, annosus lY 443), aaf seine
Köipergestalt {intens V 707) und Ueimath {süttigma V 822, 893), auf seine Chazacter-
eigens(diaften (Gefrftssigkeit : rajOor n 466, Treulosigkeit: perfidus IV 135, abaque fide
IV 100), auf seine geistige Impotenz {incanttu I 73, afnena III 101, nuUs JH 106, siuUus
in 204, indoekis V 823, itutipmis VI 185) und das daraus entspringende Unheil {miser
n 52, 125, 604, ra 21, 29, V 820, 967, 1091, 1131, VII 2, 4, 11, 170, 437, infeUz
VII 149) — oder 2. sie führen ihn in verschiedenen geistlichen Stellungen vor, als
Pilger (pengrinus IV 523), Einsiedler {heremüa, vgl. Glossar, anachorüa IV 177), Mönch
(monaekus I 634, U 336, 506, 685, UI 169, 227, 718 f., 776, V 568, 668, 820, 979, 1293,
VII 196, 205, frcUer, vgl. Glossar, dauatrioola piua V 557, domifMa abbas oder bloss abbas
I 967, 991, 1029, 1039, III 781, 1073, 1086, IV 176 f., 507, 655, 570, 743, deaertor eiaustn
II 230), Lehrer der Theologie (jaxtigcta IV 592) oder als Weltgeistlii^en bis seu den
höchsten Bang9tufen empor {fTMbiter III 208, aacerdoa III 169, 205, deeafots TV 729,
episeopua III 1073, IV 361, preaul II 4, 129, IV 223, 495, 651, 719, 729, V 1105, pon-
lifex II 36, 125, 136, III 936, V 1060, 1069, 1076, 1062, anUsUs IV 567, V 1083, 1091,
VI. Der Inhalt. LXXV
Gesellen IV 741 — 756, daniiiter drei ältere Söhne, jüngere Söhne
Ysengrimigen^ luptdi Y 709, Fuchs Beinardus^y Löwe Rufanus*,
Bir Bruno, Eber Grimma, Schweine: Cono und Baltero^, Säue: 8a-
laura*, Sonoche, Becca^, Bwrgissa, Hirsch Bearidus, Ricke Bertüiana,
Hengst Cctruigarus*, Esel Carcophas'', Widder: loseph (sein Kose-
name Abet)^ Bemardus^, Coluarianus, Belinus, Bock Berfridus^y Hase
GuUro^^ Hahn Sprotinus^^j Gänserich Gerardus; ohne Eigennamen
eischeint Tsengrims "Weib, wie auch die Frau des Löwen und EEirsches
appellaÜT bezeichnet wird. Von Menschen sind nur zu nennen: der
uiüanus der Schinkenfabel, P. Bouo, Aldrada und die Gemeinde in
der Fischerfabel, die Bauern und der fingierte Jäger in der Hahnfabel.
Die Namen derThiere sind zunächst menschliche Eigennamen,
welche jenen in Anspielung an irgendwelche, unserer Eenntniss bisher
entrückte Begebenheiten und Persönlichkeiten und, nachd^tn die per-
sönliche Bezeichnung einmal für die Hauptträger der Handlung durch-
geführt war, auch wohl willkürlich zugetheilt wurden, hieher gehören
jmtriareha IV 556, 560, pc^ III 976, FV 177) — oder eodlich 3. sie resiimiren in dinem
Begriff die Bolle, welche der Wolf in der betreffenden Fabel, bez. Grappe spielt
{anubis 1 571; pistxUivrua I 657, retifer I 687, piscator I 870, 983, II 45, eaptor I 889;
wpietiar II 283, mmaor II 349, 493, eomiseoa II 412, 607 ; areMater III 109, 205, pkiaieus
m 129, 261, medieus m 208, 232; iuuenis lU 952, 976, IV 443; oaMfer III 1128;
hotpes IV 135, 147, 264, 763, V 1239, Oims IV 520; arekOupus IV 790; dunta host<8
V 705, vgl. VI 108 ; pineema V 906, potor V 923; propheta VII 371 ; manche Attribnto,
die sich allzoeng an die angenblickliche Sitoation anschliossen , wie timidua II 314,
ealUdua TL 504, sind hier ao^eBchlossen, am nicht das AUgomeinbild za trüben). Dass
die hier aufgestellten Arten öfter in einander überspielen, versteht sich von selbst.
1) Beinamen: 1. uersuiua I 73, eaUidus I 355, IH 775, IV 846, V 169, lepidua et
st^fitHs I 403 f., vafar III 720, IV 917, V 13, cautua IH 1113, VI 145, aoUers IV 39,
V 336, aaffax IV 96, V 5, prouidus IV 400, perüus IV 681, astutus IV 851 — 3. hostia
I 73 n. 5., koapea I 149, V 712, VI 146; questor I 356, 387; eommtntator I 589; duetor
I 653, n 345, Am! I 717, n 532; raptor I 746, 765, ffoUiffar I 832, 878, 931, IV 1026;
buor I 893, IV 1085, /fctor H 215, IV 939; medieus IH 413, 427, 831, 867, 1021, 1071,
1165, arekialer IH 523, 562, 601, 775, 1087, 1113, spedfer IH 929, pküicua III 720, 1078 ;
Äctetor IV 95, 225, 274, 341, 461, 878, ittssor aadus IV 289, orator IV '346, 965, rethor
IV 400, 696, 851, magister IV 444; huüifar V 170, 268, «w^or V 258; mmachua V 413,
fraier V 419. Endlich findet sidi bei ihm and den übrigen Thieren , aber nie beim
Wolf, die Verknüpfung vom Nom. propr. und appell. : Reinardu» wiipea 13, in 63,
VI 201. 2) rex oft, femer redor m 26Ö, 277, VI 199, 213, tymnmts III 329, VI 1,
harus IH 571. 3) angUcue ybria VU 121. 4) magna U 541, egregia, aus U 542,
wrax Vn 6, caUida etc. VII 7 f., erudelia VII 169, 423, emäa VU 234, noeena Yll 156,
ccma etc. VII 448. 5) infeati magiatra gregia VII 134. 6) eunuehua forüa et ingena
V 1143, tmaor V 1266. 7) portandia molibua aptua IV 9, ianüor IV 126 a. 5., buigifer
IV 679 etc. 8) forüa U 536. 9) uehemena hireua IV 373. 10) veiox HI 53. —
11) eriatiger IV 909, penniger IV 920, uafer IV 934, V 164, aahdtta V 169, laieua oanior
V 188, ^uaor V 241, kiaor V 285. — Vgl. überhaupt die beiden Cataloge III 48—54,
IV 5-20. *
LXXVI VI. Der Inhalt.
Tsengrimus^ Reinardus*^ demnächst BerttHana^, Bälduinua*^ Ber-
nardua^j Gutero^, Gerardus"^, vielleicht auch Reingrimus'^, endlich der
auf Missverständniss einer Bihelstelle zurückgehende loseph*. Alle
anderen sind Appellativa, theils von körperlichen Eigenschaften, wie
Farbe {Rufanua^^, Bnmo^^, Coruigarus ^*, Sprotinus ^*) , Stimme
[Rearidus ^*) f Gesiohtsbildung {Becca^'^, Colitarianus^^) und Tragkraft
1) über die Etymologie vgl. Mtillenhoif in der Zs. XVIU 7. 2) Lübben im
Oldenb. Programm 1863 p. 5 ff. 3) wohl nur eine Erweiterung von Berta, vgl. die
Form Bertilia (Cap.VH, Bouquet TU 525, 573, RF. Einl. p. 258) und Bertana (Myth.*
I p. 221 Anm. 1) und zur Ableitung — iliana Ugutio fol. 189*> ,item a rubeo : hec
rubüianaf uiHs ttel tma diäa, quia eiua maieria ntbet'. 4) bekanntlich von jeher der
vorherrschende Eigenname des Esels (daher noch jetzt frz. bandet, DEW. II 217), den
unser Dichter weder selbst gebildet, nochf, wio Orimm RF. Einl. p. 244, Willems
Reinaert Einl. p. 64 und Lübben a. a. 0. p. 45 glauben, durch den Zusatz ,bona qui
fiducia ferlur VI 369 zu erklären versucht hat ; denn in bona fiducia steckt weder der
Begriff wine = amicus, socius, noch das Bestimmungswort halt, das, wie die Synonyma
Cono und Balitro lehren, unserem Dichter — andax, nicht = laetus ist; und dann, wo
immer dieser eine etymologische Erklärung wagt, nämlich bei Golvarian, Belin, Car-
cophas und Giimo, setzt er nomen {habet, dai, trahü, tenens) ausdrücklich hinzu; mit
demselben Rechte könnte Grimm in ,legümi ferimur' V 611 eine Ableitung von
monachus suchen. Bona fiduda ist vielmehr die personificierte Zuversichtlichkeit,
Einfalt, Gutmüthigkeit und stimmt trefflich zu dem Bilde des selbstzuftiedenen Magister
Carcophas in der Hoftagsfabel. 5) auch im Ronart 6369 Name des Widders, RF.
Einl. p. 256. Unter dem von Lübben p. 20 f. entwickelten Gesichtspuncte , auch in
Rücksicht auf das Gleichniss vom Stnrmbock II 562 ff. könnte man Bernardus als eine
Nebenform von Berfridus betrachten. 6) Denn die von Grimm (p. 286), Willems
(p. 65) und Bormans (p. 142 f.) versuchten appellativen Deutungen sind wenig wahr-
scheinlich; will man somit darin nicht eine blosse Versetzung von couard, das Odo
de Ciringtonia (Kl. lat. Denkm. p. 126) sogar zu Riccardus verändert, erblicken, so
lieg^ Grimms Beziehung auf mhd. Guthere am nächsten. 7) Mone Anz. m 198,
Bonn, zu m (IV) 15; gegen Altd. Bl. I p. 7 vgl. DEW. II 352. 8) Lübben p. 14
erklärt ,sehr grimmig', und dies passt ja allerdings gut zu Cbno und BaUero; aber
warum setzte der Dichter hier nur ein m, nicht mm wie bei Grimmo, dem Eber? —
9) Gervasius von Tilbury Otia Imp. III c. 112 (Leibniz Scriptt. rer. Brunsv. p. 1001):
' Oum popuius Israel exiret de Äegypto, aaddit, quod Nüus prajei&r solitum, adhuc inundabat
terram, in qua losephi aeptUchrum erat. Tenebaniur autem ex iuramento aaportare ossa
eiua. Tunc scrfjpsit Moses nomen domini in lamina aurea ietragrammaion in hunc modum
'niTl'* 1 qvae superposita aquae supcrenatauit , usque quo ueniens siaret supra, uti erat
sepulehrum. Ei ascendentes susitUerunt ossa, quae sublata leffuntur eis prophetasse forte
de diffieultate iüneris. Tarnen Hebraei iraduni, quod ouis ex inq)rou%so adstüit wxia tos,
loquens ad iUos, ob quam rem duxertmt eam y)er desertum muUo tempore, appeüantes eam
ouem loseph. De quo in psaimo [Vulg. 79, 2] „qui deducis uelut ouem loseph,*' —
10) ,der Rothe', vgl. VI 170. 11) ,der Braune'. 12) ,von der schwarzen Raben -
färbe, wio wir Rappe d. i. Rabe sagen, und das rothe Pferd nach dem Fuchs benannt
wird' RF. Einl. p. 2a3 f. 13) ,der Bunte, Flockige', "Weiterbildung aus dem nieder-
ländischen Uuhnnamen Sproete, vgl. Grimm in Wendelers Briefwechsel p. 372, RF.
Einl. p. 237 f., Borm. zu m «,1V) 17. 14) DEW. n 408: ,ßatr«?, fipz. schreien (vom
Hirsch). Die lateinischen Vorba mugire, rugire, uagire gaben mit ihrem Stamm-
auslaut g Anlass zur Bildung des Naturausdruckes ragire, der sich frz. in riire zu-
VI. Der Inhalt. LXXVII
(Carcoph€i8^)^ theils Yon Charactermerkmalen, wie fast ausschliesslich
bei der Familie der Wölfe und Schweine*, hergenommen, oder endlich
der Gattungsname des Thieres selbst, zum Eigennamen verwandelt
(Louo*, Gvulfero\ Sanoche^, Belinns^, Teta'^); einzeln steht der auf
sunmanzog , ital. sich in ragghlare erweiterte; ebenso ward aas mogiro altfrz. müire,
ital. mog^^iiaro. Das ahd. r§ran [woran Grimm p. 333 denkt] kann nicht darin ent-
haltm sein.' 15) von mlat becco, beccnm = rostnun, Schnauze, vgl. DuC. s. u.
beoeo. 16) RF. Einl. p. 234 f. : , Bei Col. Hesse sich an oolve (daaa) denken , weil
mit der Kolbe, wie mit dem Hom, gestossen wird.' Der Etymologie des Dichters
(II 277 f.) liegt wohl die YonteUang ,caluus aure, ohrkahl, ohrlos' zn Grunde.
1) »der LasttrKger', vgl. zu IV 9 f., femer des Esels eigene Dentang seines
Namens m 689 f. Damit erledigen sich die sonstigen Erklftnmgen des Namens , anch
die Leos (Haupts Zs. m 186). 2) Wölfe (vgl. Bonn. z. St.): Oripo, , Greifer,
Bänber*, — Larueldus, , Leerdasfeld ' ; Bonn, leitet es von latr and vel (,uel qui
pellem semper inanem habet ael qoi pelles apprime seit uacxuu«') oder von iarven,
lambere (,qni lingere pelles seiet') ab — GrimOj vom Dichter selbst als Nebenform
zu Oripo gestellt (IV 746), ist Verkür/nng von Yaengrinms (Zs. XVIII 7) — Pilauca
,6änsempfer', von püare , enthaaren, abrupfen' und attca ~ Nipig ,Bupfer' ^anipen,
aeUicare, ipsa etiam terminatione (-tc, -ig) significans est et respondet adioctiuis latinis
in -ax' — Guls ,der frft^;, gluto', stammt zwar (RF. Einl. p. 82) aus dorn roman.
gouhu (gulosus), ist aber noch jetzt in dem niederlAnd. guixig ganz verbreitet —
Spispisa ,nomen negat Cl. Grimmius per rednplicationem formatnm, et ex duobus
coalitom oontendit, tamquam sit speispeise (uomens cibum) . . Valeat fortasse sp^peise
Germano, nobis quibus uomere spnwen uel spouwen est (ne de significatione loquar,
quae male quadrat in lupum) Spispisa semper eiusdem syllabae {spise, spys, sie, non
uero speis) reduplicatio erit, ac nunquam non cibum clamantis helluonis
uerum nomen {spys! spys!)* — Worgram fWürgdenwiddor', ex tcson/en (strangularo) et
ram (arios) — Sualmo ,Wasserstxudel, Wa^serschlund' (vgl. Weigand s. u. SehwUm\
also völlig gleichbedeutend mit seinem Beinamen Carihdis Inops , immer bedürftiger,
TineisIttLicher Meoresstnidel ' — Turgius Latinisierung des vorigen — Stormus
,a süjrm, tempestas, impetus, uim nottU; et fdrociam' — Varbucus ,ost a vaer, honror,
et buuCf alaus, quasi sekrickbuic i. e. cuins uentor horrorem inspiret, sie apud Kilianum
raer-tpeder, honida tempestas ' — Culpa , Schlinger', a.gidpen, ingurgitare — Grubba,
wie C an Stelle des vorigen liest, vom flandr. grubbe, gruppe = fouea, cloaca, vgl.
Burgissa — Olnam = qm omnia semper rapuit, omnium raptor*. — Schweine:
Grimmo ,der Grimmige' — Cono ,der Kühne' — Balter o dasselbe — Salaura
,die Schmatzige', deutschen (vgl. ahd. aalaipcr), nicht galischen (Leo in der Zs. III 186)
Ursprungs — Burgissa, dasselbe, von mlat. bioga = doaoa, vgl. Du Gange. —
3) , gehört zu kntp, fem. loure, span. lobo, loba' RF. Einl. p. 246. 4) - ,WoIf'. —
5) vgl. ahd. son und sonor, Schweineherde, mnl. soeghe. 6) tn. belier, Widder, Leit-
hammel, das DEW. II 219 vom niedorlftnd. bei ,Glöckchen', weil er ein solches trägt
(= niederl. belhamel, engl, belweiher)^ Grimm im RF. Einl. p. 234 und Willems Reinaert
Einl. p. 63 von beler, lat. balare, ital. belare , blöken* ableitet. Dem Dichter selbst
aber schwebte eine andere Etymologie vor, ,nomen dai uitrea lana Belino' II 279, was
weder mit Chrimm auf bei, beUus, noch mit Borm. auf belle laine, sondern mit M. Haupt
Altd. Bl. I p. 7 auf ittfaüinus zu beziehen ist; vgl. Fapias , Hyalin est uärum, ttruU
kgaümus splendens', Osbem p. 274 ,Hyaltmi, U, quoddam gemts purissimi uitri, inds
hgaUmu, a, um i. e. wiireus', mit letzterem stimmt fast wörtlich Ugutio fol. 101b und
loa. de lanaa. 7) , Teia entspricht der Tue, Titain bei Giel6e und findet sich in
liXXVni VI. Dar Inhalt.
einer Übertragung aus dem Festungskriege beruhende BerfridusK
Bewusste satirische Anspielungen oder zärtliche Kosenamen für ein
menschenähnlich geliebtes Thier, wie der Spanier , Peterchen' für den
Papagei und der Franzose ,Simsonchen* für den Staar gebraucht
(DEW. I 307, n 423), finden sich in den Thiemamen unseres Ge-
dichtes nicht.
Aus dem der mittelalterlichen Sagengestaltung überhaupt gemein-
samen Bemühen, die einzelnen Personen der Handlung in ein trau-
liches, gemüthliches Verhältniss zu setzen und die hervorragenden
Glieder eines Staates oder Hofes als Angehörige einer Familie enger
zusammenzurücken, ist auch in unseren Fabelkreis das Motiv des
Oheim- und Neffenwesens nach der weltlichen, wie das der
Gevatter- und Pathenschaft nach der geistlichen Seite hin ein-
gedrungen : der ältere ist der patruus bez. patrinus (die ältere niatrind)
des jüngeren, der jüngere nepos bez. filioltts des älteren, wie schon
in der Ecbasis 496 der Fuchs sich als Täufling des Wolfes bezeichnet.
Sehen wir von den Genealogieen der Wölfe und Schweine ab, so findet
das Verhältniss von Oheim und Neffe hier nur. zwischen Ysengrim
und Reinard statt, jeuer ist dieses patrutta* (I 10 fF. und oft), der
Bruder von Reinards Vater (IV 419 f.), wiederholt mit zärtlichen Bei-
worten, wie patruus dulcis, carua, carissimus, dilecttis; natürlich finden
wir die spöttische Berufung auf diese Verwandtschaft öfter im Munde
des Fuchses als in dem des Wolfes, der seinen Mephisto nie mit fiepos
anredet wohl aber sich mehrfach (I 38, 112, 126, 533, 572, 621, VI 29f.),
wenn er eben ausnahmsweise bei guter Laune ist, auf das Familien-
ital. Dialecten, zu Brescia tida , Henne', za Neapel teia, ieteUa* (BF. Einl. p. 238 f.)
und dies geht wohl zurück auf das lat täa, vgl. Seruius zu Verg. Ecl. I 58 , Oohunbae,
(juas uuigus tdas tiooal' und dazu Isid. Etym. XII 7, 63 ,PtUunüfes, quas urtlgut tüos
uooant.' Ob an das alte UUa , Huttor, Grossmntter, überhaupt alte kinderreiche Frau'
(W. Wackemagel Vocesa p. 94 f., 97 f., DEW. I p. 413) gedacht und die Fruchtbarkeit
der Hennen als namengebendes Merkmal aufgefasst werden kann, wage ich nicht zu
entscheiden.
1) eig. der an die Festungsmauer heranzurollende hölzerne Thurm, von dem
eine Brücke auf die feindliche Ringmauer hinfibergeschlagen wurde (vgl. A. Schultz II
358 — 369, Du Gange s. u. beifredus, Brinkmeier Gloss. dipl. I 340), mhd. «benhahe oder
hercfrü, altfr. berfrcis, mlat. hcrfredus u. ilhnl. ; violleicht nannte man bei schwankender
Terminologie so auch — was noch besser passen würde — den Sturmbock, Widder,
,mouton', der mit httuflgen Stössen die Mauer zeistOrte (A. Schultz U 355). Jedenfiills
ist der Name vom Festungskriege auf den Bock übertragen, vgl. das Umgekehrte bei
ariu. 2) Der puritanisch kahle Ys. abbr. hat diese Oheimschaft gänzlich getilgt,
ohne sich darum der Gevatter&bel zuzuwenden ; denn 2L9 spricht offenbar nicht , wie
Grimm BF. Einl. p. 27 annimmt , der Fuchs , sondern der Eber. 243 f. bedeuten , Da
fürchtest Dich wohl vor der Bitte, ixgend einen Vetter herzuschaffen — oder bangst
Da gar für Dich?' Wie ein Nachhall des alten Verwandtschaftsverhältnisses klingen
die Worte 621 ff. fä. oHm Sanguine oonwmni generoHo noalra eohent'.
VL Der Inhalt. TiXXTX
band bezieht, ihn auch zuweilen (1 148, 194, 687; nicht hierher gehören
V 429, 441) im Tone innigster Freundschaft als , Bruder* bezeichnet.
AhnHch macht der Bauer den Fuchs zu seinem nepos (I 247) und
empfangt von diesem für die Anrede ^amice' (I 305) das Gegencompli-
ment ,8odali8^ (I 346). Was anderseits die kirchliche Einkleidungs-
form betrifft, so ist der Wolf der patrinus Josephs (DI 649), wie des
Löwen (VI 204), Salaura die matrina Ysengrims (VII 13, 23, 26 u. ö.),
vgl. IV 446, 463; der leibliche Vater und sein geistlicher Erziehungs-
beistand reden sich gegenseitig mit ^compater, Gevatter' an, so Ys.
den Bock (IV 164), Reinard den Hahn (IV 929). Wie nahe sich beide
Verhältnisse (die auch aufgekündigt werden können, vgl. lU 1030,
IV 930) berühren, zeigt VII 83, wo Ys. die älteren und jüngeren Säue
mit den Worten matrinis et neptibus zusammenstellt. Daneben begeg-
nen mannigfache Anreden ehrender (domine) oder freundschaftlicher
Art (soäaiiB, socie, sodes, collega, amice, frater). Verheirathet sind
Löwe, Wolf und Hirsch, auch Sprotin erzählt von seinen Hennen, und
Salaura hat eine stattliche Familie; der Fuchs hat auf der älteren
Stufe der Fabelentwicklung weder Frau noch Kinder (V 784, 742 dürfen
nicht irre führen), er erscheint durchweg als Schatten, als böser Dämon
des Wolfes, als unermüdlicher Gegenspieler, aber nicht als Hauptheld.
Die Hauptfabeln, von denen eine kurze Inhaltsangabe mit-
getheilt haben Mone (im Morgenblatt 1831 nr. 224 f.), Raynouard (im
Journal des savants 1834, Juli, p. 9 ff.) und Grimm (RF. Einl. p. 71 ff.,
wiederholt von Genthe, Deutsche Dichtungen des MA. U 373 ff. und
Oödeke, Deutsche Dichtung im MA. p. 592 f.) sind folgende :
1. Schinkentheilung. Prora VII (Zs. XXTTT 311), Reinhart 2,
Haltrich» 1 (DV. 95, vgl. 81, i), Renart« 14 (V), Reinaert 217 ff. Die
Motive des Scheintodes und des Vexierlaufes (vgl. zu I 335) sind alt
und gut bezeugt, vgl. für jenen Ecbasis p. 57 f. nr. 4 und 58 Anm. 1,
für diesen die Sprichwörter , Qui uulpetn seguitur, girum facit et uagus
errat ^ und ,Plurima girabit loca, gut cum uulpe uiabit'*), femer
Sedul. Scot. ed. Grosse XI 13 f., wo es vom Fuchse heisst ^An tortis
pedibus gyros contexuit iUa, Obliquos peragens curaibt^ illa cyclos?^
2. Fischfang. Reinhart 4, Haltrich 7 (DV. 101), Renart 2 (HI
377 ff.), Odonianum 4 (Kl. lat. Denkm. p. 135), Reinaert 7, Vulpes,
1) Zar dentschen Thiersage. Programm do6 Gymnasiums za SchAssburg 1865;
in der Klammer ist die entsprechende Nummer der , Deutschen VolksmSrchen ans dem
Sachsenlande, dritte And.' hinzngefügt. 2) Hinter Benart wird in arabischer SSÜfer
die Rnmchennummer bei Möon nnd Grimm, in römischer die von E. Martins neuer
Ausgabe angegeben. S) Beide aus dem Cod. S. Omer 115, das erstere steht fol. 86*
Sp. 1 in dem Gedichte De firaudtäetUa naUiere, das letztere ist Vers 217 der mit Ärdua
naüa bonu beginnenden Spruchsammlung (fol. 96—98).
TiXXX VI. Der Inhalt.
Lupus et Leo 1 (RF. p. 425), Germania XXTV p. 414, Kurz zu Burcard
Waldis m 91 *).
3. Feldmessung. Bauart 8, Haltrioh 13 (DV. 107), De lupo
pedente (RF. p. 430), De Hita, copla 740 fF. (Altd. Bl. I p. 5), Germania
XXIV p. 412 f., Briefwechsel Grimm -Meusebach p. 171; vgl. Avian
fab. 18 und die Prosaauflösung in Fröhners Ausgabe p. 74.^)
4. Hoftag des kranken Löwen. Paulus Diaoonus (Ecb. p. 57),
Ecbasis 2 (vgl. p. 58 ff.), Reinhart 7, Renart 21 (X), vgl. 16 (X) und
19 (VI), Reinaert 6, Romulus Roberti 21 (Oesterley Appendix 32 p. 101),
Rainardo e Lesengrino 1 (per cura di E. Teza, Pisa 1869), Ys. abb. 1,
Vulpes, Lupus et Leo 2 (RF. p. 426), Der kranke Lewe a. a. 0. p. 432).
Wenn irgendwo, sieht man hier die planmässige Hand des Dichters,
der den Fuchs nur vom Standpuncte seines Antagonismus gegen den
Wolf auffasst und darum einerseits manche Züge der Überlieferung,
wie die dreimalige Ladung, strich, anderes zur Hervorhebung Ysen-
grims hinzusetzte; sehr geschickt z. B. lässt er diesen erst ein Attentat
auf Joseph und Bemard unternehmen, um den nachherigen Angriff
des Fuchses auf Y. als wohlverdiente Strafe hinzustellen, zugleich um
so Hoftag und Feldmessung angemessen zu verknüpfen. — Zur Ein-
hüllung von Kranken in eine frisch abgezogene Thiorhaut vgl. Myth.*
II 980, ni 344, Ecb. p. 57 n. 2a; zur Umdeutung des bittenden Wolfs
in einen kampfdrohenden (III 1113 ff.) vgl. Germania XXIV 414.
5. Wallfahrt Novolet, Fabulae uariorum auctorum, Esop. n. 66
p. 144, Odonian. 9 — Reinhart 3?, Haltrich 4 (DV. 98, vgl. 93), Renart
18 (VIII), Yseng. abb. 2, Kinder- und Hausmärchen 27, vgl. 10, 41
und III p. 47 ff., Kuhn Westfälische Sagen II 229 ff. — Ein zweijäh-
riges Alter schreibt sich der Wolf auch Prorafabel VII 14 f. zu, vgl.
Reinaert 6. Beruht die unserem Gedichte eigenthümliche Wahl der
Ricke zur Herrin der Pilger auf dem römischen Sprichwort ,Pritut
iungentur capreae lupis' (Hör. carm. I 33, 8, Köhler Thierleben der
Griechen und Römer p. 194)?
1) Der n 69 genannte h. CeUbrant ist nach der sonstigen Überlieferang (vgl.
R. Köhler Germania Xni.<»9 f., XXVHI 9 «F., 0. Schade Altd.Wb.* 1242 f.) ein Fisch,
auf dem das Erdreich steht : wird er einmal nicht in der h. Messe genannt, so bewegt
er sich oder kehrt sich um und raft dadurch ein Erdbeben hervor. Zu Osanna macht
mich B. Kbhler darauf aufimerksam, dass in Segenformeln bald Susanna bald Osanna
als Matter der S. Anna genannt wird (vgl. Mono Anz. 1837 Sp. 469, Wolf Zs. f. d. Myth.
rv 117), zum König Phanuel verweist mich ebenderselbe auf Horrigs Archiv LXVU 267
Vers 361 ff. und S. 234 ff, 2) Zu der II 299 - 302 angegebenen Zahl der Homer
verweist Grimm auf Blumenbach , Ausg. 12 p. 96 , wo isländische Schafe von 4, 6, 8
Hörnern bezeugt werden. So lange dieser Nachweis nicht für Flandern und die Nieder-
lande erbracht wird, darf man wohl darin eine dichterische Übertreibung erblicken.
VI. Der Inhalt. TiXXXT
6. Fuchs und Hahn.
a und b. Alciiin caim. 278, Oallus et nnlpes (Gfiimm u. Sohmeller
Lat. Ged. p. 345 fif.), Beinhart 1, Benart 3 (II 1—468), Nilant fab. 30
(» Oesterley Append. 9, Bannann App. 13), Oesterley App. 45, De vos
oll de hane (Zs. V 406) 1—160, Volpee et gallos (BF. p. 421), De gallo
et nnlpe (£1 lat. Denkm. p. 111 f.), Barcard Waldis IV 88 and Kurz'
Aom. p. 181, Du Meril, Poesies inedites pi 138 Anm. 1.
c. Benart 4 (11 469 ff.), Beinaert v. 356 ff., Oesterley App. 46
und dessen reichhaltige Nachweise zu Kirchhof III pl28 (V p. 94),
fiomolos Gotting. 50, De vos ufi de hane 161—227, Du Meril Poesies
inedites p. 144 Anm. 1, Burqard Waldis IV 2 und Anm. p. 149.
7. Der Wolfmönch.
a und c. Evang. Matth. YII 15 (El. lat Denkm. p. 149), Ecbasis
182—186, 298-313, 318 (vgl. 97 ff., 111 ff., 386 f. und Einl. p.48ff.),
Prorafabel XVIII, De li^o 43 ff., Theodericus, abbas 8. Trudonis, De
symonia 17 — 20 (Flac. De corrupto eccl. statu 1557 p. 235, BF. Einl.
p. 191 f.), Beinhart 4, Sperrogels Spruch ^Ein toolf sine sünde fl6ch\
Reoart 2 (III 165 ff.), Beinaert v. 1481 ff., Alex. Neckam De uita
monachomm 15f.>), Einl. p. Xm Anm. 1, Mone Anz.VIII 107«), Ouidius
de lupo 65 — 148, Luparius descendens in Auemum 73 — 108, Lupus
monachus.*) Speciell für den Wolf in der Elosterschule (auch III 693 ff.)
vgl das in den Kl. lat. Dkm. p. 21 mitgetheilte Zeugniss vom J. 1096,
Oesterley Bomulus, App. 65 (KL lat. Dkm. p. 148), Odo 22 (Kl. lat. D.
p. 117 f.), M8D.« XXVn 2, 35, 84, den Wolf sohuolaere (BF. p. 333 ff.),
MoDe Anz. IV 361 n. 19, die Sammlungen von J. Grimm (BF. Einl.
p. 190 ff.), W. Wackemagel (Haupts Zs. VI 286 ff.), W. Grimm (Zs.
Xn 216) und Du Meril (Poesies inedites p. 156 Anm. 4), Dief. Gloss.
8. u. lupus und Kl. lat. D. p. 72 Anm., von Kunstwerken den Fries
des Freiburger Münsters aus der 1. Hälfte des 12. Jh. (Cahier et Martin,
Melanges d'Archeologie I planche XXIV und p. 124, Meissner in Herrigs
Archiv LVI p. 271), das Belief im Kreuzgang von S. Paul bei Born
(W. Wackemagel, Kl. Sehr. 11 311) und fig. n von Hammans Briques
Suisses du XUI siecle (Kl. lat D. p. 21 Anm. 3). Des Wolfs Debüt
als Schafhirt V 548 ff . und dessen Bechtfertigung V 573—580 ist
offenbar nach Evang. loh. X 1 — 5 gearbeitet: er ist diesmal nicht,
wie sonst, als für et latro, aiiunde, sondern per osHum in ouüe ouium
1) ,Nü Umattra wuat, wuat aut uiHanma vesHs, Si hipua es, quaimäs eaae
^liderU ouU.' 2) wo ans einer Lambacher Hs. des XUI. Jh. die Grabschrüt des
edOLngten WolünGnchs mitgetheilt wird, ine. ,Hie nuUe defunetus'. 3) RF. p. 416 ff.,
die ente Fabel der im Cod. axgent. lohann. C. 102 and in einer MOnchener Hs. (Mone
Anz. Vm 105 f.) Qberlieferten Sammlung.
Voigt, Ysengrimos. f
LXXXn VI. Der Inhalt.
eingetreten, um nun, getreu der biblischen Yorsohrift, als pastor bonus
ouium mit dem heimischen und anheimelnden Rufe ykumT seine
Dimmer zutraulich zu begnissen, ins Freie zu locken und auf der
Weide, wohin er immer will, nach sich zu ziehen. Für seinen An-
trag auf Eohgenuss des Fleisches und Abschaffung der Köche ist das
älteste Zeugniss Prorafabel XVni 9—14; dass Klagen über der letz-
teren Unehrlichkeit volksthtunlich waren , lehrt der Spruch Frora 630 f.
,Änte fames occidit herum, quam forte ministrum; Quam cocim egrotet,
dominus longe tumulaiur,^ Zur Vertreibung des Wolfs als trunkenen
Sängers stimmt Reinhart 2^, auch die bekannte Anekdote Guiberts
von Nogent (RF. Einl. p. 195 f.) *) setzt den Schwank vom Wolf im
Weinkeller des Klosters voraus; als Sänger erscheint er auch im
Luparius descendens 74 ff., als Glockenläuter Reinaert 1484 ff.
b. Reinhart 6, Renart 1 (11 1027 ff.), Reinaert v. 72—77, Rai-
nardo e Lesengnno v. 205 ff. Dass aus der Buhlschaft von Fuchs und
Wölfin der Luchs entspringt, weiss auch Reinhart 1070 ff. Über den
ätzenden Harn des Fuchses vgl. Ecbasis 370 und p. 37 f., Odo 46 (Kl.
lat. D. p. 128).
8a. Hengst und Storch im Sumpfe. Vgl. Briefwechsel Grimm-
Meusebach p. 170 f., 179 ff. Auf Grimms Frage nach dem Ursprung
dieser Fabel erwidert Lachmann: ,Woher ist denn Claudius' Fabel
vom Fuchs und Pferde? „Tref er mich nicht, Herr Pferd: ich will
ihn auch nicht treten." Und Meusebach bringt folgende Zeugnisse bei:
Gargantua S. 415 mihi, Bl. 213 tibi „Ja wisch das Gesäsz an
die Hecken, dass nicht das Hau vertheuetst» Und heb die Fiise wohl
an dich wie der Han, das kein Pferd im Stall trettest.^*
Randbemerkung im Grobianus, verteutschet durch Gasp. Scheidt,
Wormbs 1551, 4. C 3: „Tret keiner den andern,''
Historien von des Ehrw. D. M. Luthers anfang, lehr, leben und
sterben, durch M. Mathesium. Nürnberg 1567. 4. Bl. 71: „Trette keiner
den andern, sagt der han mm pferd. Wir sind auch zun heupien
gewachsen, wnd umer füsze sind mit eisen beschlagen''
Doctor mumers narrebschwerOg. Straszb. 1512. 4. K. 3^: f,Ein
han kam eins mals under rose Und dundct sich selber auch so gross
Und sprach mit höffelichem trit: Keiner tret den andern nit,"
(Joannis Gastii) Tomus primus convi Valium sermonum, — jam
quarto recognitus. Basileae 1554. 8. pag. 120: „De gallo apologus.
Gallus gallinaceus in stabulum, ubi equi praegrandes et generosi avena
pascebantur, ingressus, Salvere vos, inqtiit, jubeo flratres, Ne, oro, me
1) Dort ist aber 196, 8 episeopum zu lesen : der Mörder nannte den Bisehof,
nicht der Bischof den Mürder , Isengrinus '.
VI. Der Inhalt. TiXXXTTT
aspemewdfU convivam. Video enim äedäere notmihü päbul%lex veatris
praesqnis, quo eUra aUum societatis incommodum vesd potero. Neque
emm hue aecessi, ut quenguam ifijwria affieiam, Atqui vesbru/m erit,
inüae godaUtaÜs meminisse, ita ut fluUi ealeare Uceat amicum. Ob-
senabo hane amieitiae legem rdigiosissime inprimü ego, eadem de vobis
tpe freUts. Ad haec ferox quidam equua: Quin tu, aä, gaUe, hcmc
legem, de non ccdcando amicum pemtus misiam facis, NuUa emm ejus
rei nos eura soUidtat Vewi huc et ccdca me, quam diu lubeai, At
me, inqvü gaUus, anxüs euris exagOat haec rcUio, ne vestra ungula
prewuir, proHnus enim et finis amieitiae pariter ae vitae contingeret.
Sic nUer pares soUda eonflaUtr amidüa, disparitiu quoque cceptam
dirimUr
8b. Hengst und Wolf. BF. Einl. p. 263 n. 5, Aphthonios 9,
BomnlTis in 2, Anon. Neveleti m 2, Haltrich 12 (DV. 106), Renart 13,
Reinaert t. 3988—4107, Alex. Neckam Nouus Esopus 24 (dazu Du Merils
Qnellenyerzeichmss, Poeeies ineditee p. 195), Mone Anz. Y 452, Mulus,
Vulpes et Lupus (EF. p. 423) , das neugriechisclie Gedicht (J. Grimm
Sendschreiben an K. Lachmann p. 68 ff., im ersten Theil die Beichte
Ton Wolf, Fuchs und Esel zur Schürzung, im zweiten die Hinterfuss-
fabel zur Lösung des Knotens verwendend), Dunlop- Liebrecht Gesch.
der Prosadicht p. 214, Oesterley zu Wendunmuth IV 138 (uoL V p. 113),
Oermania XXTV p. 413. Zu der Auffassung des Hufeisens als Stim-
siegel vgl. Anon. Nevel. XVI 5 ,Seuit aseUus inhers et frontem cake
sigOlat:
9. Josephs Rachensprung. Die einzige mir bekannte, aber
im Wesentlichen völlig übereinsti mmende Analogie ist Wolf und Geiss
am Schluss von Haltrich lö'» (,des Wolfes Noth').
10. Beutetheilung von Löwe, Wolf und Fuchs. RF. Einl.
p. 262, Romulus (Bum. I 6, Wisseb. I 7), Prorafabel E, Anon. Nevel.
I 6, Renart 7, Reinaert 6, Odo 20, Alex. Neckam Nouus Esopus 9,
Altd. BL'n 82, Vinc. BelL Spec. mor. m 11, 3 (danach Kl. lat Dkm.
p. 135 L, wo Zeile 4 proiecU pedem zu lesen ist). Der lewe, brune inde
Reiuait (RF. p. 388), Du Meril Poesies ined. p. 420, Kurz' Anm. zu
Burcard Waldis I 73; vgl Haltrich DV. 91, 92.
11. Ysengrims Schwur auf das Wolfseisen. RF. Einleit.
p. 76 Anm., Mamer XV 121—140 (p. 118 ed. Strauch, ,Ein esel gap
für eigen sich'). Für die gemeinübliche Anwendung von Fallen zum
Wolfsüang vgl Capit de uillis cap. 69 mit Ress' Anm. p. 97, A. Schultz
Hof. Leben I 367 und Alex. Neckam De nominibus utensilium (Scheler
Lexioographie latiae p. 104), der unter den zum Bauernhof nöthigen
Gegenständen auch aufführt: ,mtucipulam contra mures, pedicam siue
dese^ptUam (so!), qua lupi capiimtur\
f*
LXXXrV VI. Der Inhalt.
12. Ysengrims Untergang. Dies Stück hat mit der von
Grimm (RF. Einl. p. 193) zweifelnd in Parallele gestellten Fabel von
der Taufe der Ferkel (Haltrich 14, (DV. 106), De lupo pedente, Altd.
BL I 5 ff., Germania XXIV 413 etc.) gar nichts zu schaffen, ist viel-
mehr, wie der Dichter selbst andeutet (vgl. zu YD. 295), aus der
Muhammedsage entlehnt und bildet einen der sonstigen Thierfabel-
litteratur völlig unbekannten, ausschliesslich unserem Ysengiimus
eigenthümlichen, überaus passenden Abschluss des Ganzen. ,Der
Dichter lässt den Wolf, der alles zerreisst und verschlingt, selbst zer-
reissenund verschlingen' (Mone p. 308 f.) und verzichtet damit auf das
sonst [vgl. Ecbasis p. 57 Anm. 2, Odo 43 (Kl. lat D. p. 126 f.), das
Bild des Strassburger Münsters (RF. Einl. p. 218, Meissner in Herrigs
Arohiv LYI269f. und den Leichenzug der von Beineke todtgebissenen
Henne] so beliebte Motiv des Begräbnisses. — Das musicierende
Schwein (YII 100 ff.) ist öfter von den Steinmetzen an den Kirchen
des MA. dargestellt, so in Beverley und Winchester (Meissner in Herrigs
Archiv LVIIl 245 ff., 251). — Zu dem Wesen des Melkdämons Age-
mund vgl. Wolf Niederl. Sagen nr. 479 und besonders Myth.* I 422:
,Der Kobold ist ein diensamer, ileissiger Geist, der seine Freude daran
hat, den Knechten und Mägden in der Hausarbeit beizuspiingen und
insgeheim einen Theil derselben zu verrichten. Er striegelt die Pferde,
kämmt ihre Mähnen aus, gibt dem Vieh Futter vor, zieht aus dem
Brunnen Wasser und tränkt, mistet den Stall. Den Mägden macht er
Feuer ein, spült die Schüsseln aus, spaltet xmd trägt Holz, kehrt und
fegt . . . Aber zugleich führt er Aufsicht, dass alles im Haushalt
ordentlich zugehe; faules und fahrlässiges Gesinde hat von ihm zu
leiden, er zieht den trägen die Decke vom Bett ab, bläst ihnen das
licht aus, dreht der besten Kuh den Hals zu, stösst schlampigen
Melkmägden den Kübel um, dass die Milch verschüttet, und spottet
ihrer durch höhnisches Gelächter; seine Gutmüthigkeit wandelt sich
in Neckerei und Schadenfreude, er wird zum Quälgeist und Plagegeist.
Agemund scheint mir nichts als ein vom Dichter entstellter und über-
triebner Hausdämon, der die Magd im Schlaf, Melken imd Buttern
stört.' Die äussere Erscheinung Agemunds ist eine dem von A. Schultz
Höf. Leben I 2Q0 abgebildeten Putzteufel am nächsten stehende, in der
Gesammtheit aller Züge nicht anderweitig zu belegende Misch- und
Missgestalt, die aber völlig dem Bestreben der mittelalterlichen Kunst
entspricht, im Gegensatz zur höchsten YoUkommenheit und Schönheit
Gottes in der Formgebung des Teufels und zumal der niederen Dämo-
nen und unsauberen Geister (Matth. VIII 28—32, Luc. Vin 27 ff.) die
ungebundenste Phantasie walten zu lassen imd die letzteren, den
dämonischen Pöbel, als Zerrbilder einer fratzenhaften Thierwelt dar-
VI. Der Inhalt. LXXXV
zosteUen (Wessely p. 88 ff., Blomberg p. 22). Gewisse ihierische Attri-
bute, wie Hörner (hier wohl nur tun der Grösse willen vom Stier,
nicht wie gewöhnlich vom Bock entlehnt), Vogelfuss (vgl. zn V 1156,
ferner Myth.^ II 833, 894), Schwanz (hier Eatzenschwanz, denn die
Katze ist das Thier der Hexen, Myth. I 254, 421 Anm. 2), sind für
den Teufel gemeinmittelalterlich , die anderen fügte der Dichter gleich-
sam im Zuge nnd Geiste jenes Motivs und in Anlehnung an mehr
vereinzelte Darstellungsformen hinzu: der Habichtsschnabel findet
sich auch in dem von Piper, Myth. der christlichen Kunst I 404 ange-
fahrten alten Zeugniss und zugleich mit der Mähne, bezw. dem
Barte — jene vom Pferde (Myth. 11 831, Schindler, Aberglaube des
ÄA. p. 27), dieser von der Ziege (Myth. I 153 f., 11 831, Prora 615)
entnommen — und dem geflügelten Bücken in dem Bilde bei
A. Schultz, bei den ihm zuertheilten Hinterfüssen des Hundes
ist an den HöUenhund (Myth. IE 833 f.) zu denken; als unerklärlich
bleiben nur übrig Agemunds Schaflenden, denn , einer alten Über-
lieferung zufolge kann der Teufel alle Thiergestalten annehmen mit
alleiniger Ausnahme jener des Lammes ' (Wessely p. 91), und folgerecht
mnsste auch ein so wesentliches Attribut desselben, wie die Wolle,
von der Schilderong des Dämons femgehalten werden.
Werfen wir nunmehr die Frage nach den Quellen des Dichters
auf, so sind zunächst seine eigenen Hinweise in Betracht zu ziehen.
Auf zweifellos schriftliche Vorlagen beruft er sich nur da, wo es
sich um Gebote des Ohristenthums oder des Mönchthums handelt:
fnr jenes citiert er die Bibel (1 452 f., H 24, IV 43, 228, V 477 f.,
909 f., Vn 397), für dieses die Regel des h. Benedictus (I 430 ff., 441,
462, 464, 555, m 981, V 356, 586 ff., 937 f., VH 450, 455 0; die ein-
zige') Stelle, wo er sich für die Fabelhandlung auf eine ausdrücklich
schriftliche Vorlage zu berufen scheint, ist I 1061 f.")
Vix €ffo erediderim, nisi quod scriptwra fatetur,
Ferre flagra abhates tot potuisse decem.
Aber das heisst doch weiter nichts als dass der Wolf {ctbbas »» lupus,
vgl p. TiXXTV) zehnmal so viel Prügel bekam, als ein Wolf aushalten
^ann, ebenso wie Salaura fünfzehnmal so viel Eicheln frass, als eine
Sau zu verschlingen vermag (VII 5). Und um diese Übertreibung zu
1) Die beiden letzten Stellen beziehen sich anf Beg. IV n. 17. 2) Grimm,
der Y 818, 17 f. f&r echt hielt, konnte allerdings anf Grand dieses Zengnisses zu
anderer Anffifwanng kommen. 8) Da der Dichter sonst (vgl. Glossar) soHpiura nur
ffir die Bibel gebrancht, so lag es nahe, es auch hier auf die kirdiliche Tradition za
beziehen und darin, wie n 685 f., IH 217 f. , eine ironische Verheirlichnng des Wolfs
als eines glanbens- nnd hoffnnngsstarken Märtyrers zn erblicken ; aber freilich, scripiura
kommt im Mlat, wie l'eser^atwv im Altfr., oft genog für weltliche Schriften vor.
LXXXVI VI. Der Inhalt.
bekräftigen, beruft sich der Erzähler auf die scriptura, wie auf eine
untrügliche canonische Schrift, zu deren Angaben der Gläubige in treu-
herziger Einfalt wie zu einer Offenbarung der ewigen Wahrheit empor-
blickt, der gegenüber jeder Zweifel verstummt. Hinter einem solchen
offenbaren Scherz Ernst zu suchen, aus einem schalkhaft -ironischen
Scheincitat die Andeutung einer thatsächlichen Schriftvorlage heraus-
zulesen, halte ich, zumal bei einem Dichter, der seine Leser in den
April zu schicken liebt, für zu gewagt. Wenn in dem genau ent^
sprechenden Falle Y 699 ff. Ysengrim seine ungeheuerliche Abstam-
mung von Louo und Sus vorträgt und sich dann zur Erhärtung des
Gesagten auf eine in den drei heiligen Sprachen abgefasste, allgemein
verbreitete scriptura bezieht, so wird Niemand an eine wirklicHe
Quelle denken. Und wer wird hinter afßrmant Britanes VJLL 191 (vgl.
die frz. Formel ,di8ent les Bretons', RF. Einl. p. 96) einen wirklichen
Gewährsmann aus England oder der Bretagne vermuthen? Das Distichon
enthält vielmehr ein wohlgelungenes AngogSöxriTov: mit affirmant Brü
iones werden unsere Erwartungen auf eine schier unglaubliche, nur
in die Wunderwelt der Artusromane hineinpassende Angabe gerichtet
— und wir erfahren, dass das abgebissene Stück des Wolfshinteren
auf dem Markt zu — Reims drei — Heller gekostet haben würde.
Trau einer dem Schalk!
Gewährt somit das Gedicht selbst keinen zuverlässigen Anhalt
für die Annahme einer schriftlichen Quelle, so weist anderseits alles
auf mündliche Tradition hin, wozu nunmehr, nach dem negativen
Ergebniss der vorigen Gruppe, auch die auf beide Arten der Über-
lieferung deutbaren Formeln, wie fertur u. ähnl., gerechnet werden
dürfen. Die Haupttypen des Thierschwanks sind bereits in die gemeine
Anschauung übergegangen: alle Welt weiss (fama fatetur 1 629, rtunor
ubique refert YI 89), wie gefrässig der Wolf ist, welch klaffenden
Rachen er hat, unartige Kinder verschlingt er und schon die blosse
Nennung seines Namens , um wie viel mehr die Drohung seines Heran-
nahens bricht ihren Trotz (H 411 f.), man nennt ihn Mönch und Abt,
Priester und Bischof (I 634, m 169, VII 445, vgl. p. LX Anm. 1).
Den Fuchs kennt Jedermann als den Weisen (extas uulgatiM sapiens
IV 1011, vgl. 13 f.), der vermöge seiner Verschlagenheit besonders
den Hahn überliestet (IV 1013 f.) und darum scherzhaft sein Gevatter
genannt wird (IV 929). Den Esel feiert der Volksmund als magister
— irUerpascha Bemisque QU 687 f.). Auch sonst steht ferunt, fertur,
dicunt, diciiur, dicuntur als epische Formel, wie 11 400, III 361, selbst
bei augenscheinlichen Erfindungen (Vil 146) und namentlich gern, um
starke Übertreibungen gegen kritische Anfechtung zu schützen (V 320,
368, Vn 426).
VI. Der Inhalt. LXXXVII
Dieses ans iimeFen Gründen gewonnene Resnltat wird nun durch
äussere gestützt, zum mindesten nicht erschüttert Denn wenn auch
die neusten Forschungen wohl so ziegilich alle schriftlich fixierten
Denkmäler der mittelalterlichen Fabel ans Licht gefördert haben, so
ist doch unsere Eenntniss von dem Leben des Thierschwanks in der
Zeit zwischen Prora (saec. XI Anf.) und Ysengrimus (saec. Xu Mitte),
also in der Periode, wo die Idee vom "Wolfmönch nach allen Seiten
hin entwickelt und die Namengebung der Thiere^) begonnen wurde,
eine so lückenhafte, dass immerhin ein oder das andere Werk, sei es
Sammlung von Frosafabeln, sei es Dichtung, verloren sein kann.
Vergleichen wir aber dasjenige, was wir von älteren Bearbeitungen
besitzen oder aus jüngeren reconstruioren können, nach umfang und
Anordnung mit xmserem Gedicht, so steht das letztere völlig eigenartig
und isoliert da. Wenn sich die Nebenfabeln 8 und 9 auch bei Odo in
derselben Beihenfolge linden, so ist das bei der Einheit ihres Grund-
gedankens nur zu natürlich. Als einzige Ausnahme bleibt somit der
Umstand übrig, dass sich die einzelnen Stücke der Fuchs -Hahnfabel
(nr. 6) auch im Kern des Eenart, im Beinhart, im erweiterten Romulus,
bei Marie de France (51 und 52, vgl. Oesterley, Eomulus p. XXXm)
und in jüngeren Dichtungen beisammenfinden, nur dass in der Land-
fiiedensfabel (6 c) dem Fuchs bald die Meise, bald die Taube, bald der
Hahn gegenübersteht; aber dies ist nur ein Glied, nicht der Gesammt-
köiper der Dichtung, und diese Übereinstimmung führt wohl zur
Annahme eines Yorgängers, der das alte Motiv vom Fuchs als Yogel-
berücker (Ecb. p. 57 n. 3 und 4) nach verschiedenen Seiten hin ent-
faltete, aber nicht zu der nothwendigen Voraussetzung eines schrift-
lichen Originals. Ja, wollte man die Aporie noch steigern und auf
die Parallele ,im Yseng. folgen Vogelschwank, des Wolfs Eintritt
ins Kloster, Buhlschaft mit der Wölfin, des Wolfs Verjagung
aus dem Kloster; im alten Benart folgen Yogelschwank, Buhl-
schaft, Kärrner mit Fischen, des Wolfs Tonsur; im Beinhart
folgen Vogelschwank, Buhlschaft, Schinkentheilung, Verjagung
aus dem Klosterkeller, Wallfahrt, Tonsur* hinweisen, so würde sich
selbst aus dieser an einzelnen Abweichungen reichen Übereinstim-
mung immer noch kein zwingender Grund zur Hypothese eines
schriftlichen Originals herleiten lassen, man würde darin nur gewisse
alte Fugen der französischen Spielmannsdichtung zu erkennen haben,
welche die einzelnen Schwanke bereits zu einem Ganzen zu verbinden
begann.
1) Za Zs. XYm 7 Absatz 2 Satz 1 vgl. Lohengrin 5726 ,man jach da^ er vor
grim wU %»en vras^c'.
LXXXVin VI. Der Inhalt.
Man wird es dem Verfasser, der mit diesem Werke von Reinhart
und Ysengrim Abschied nimmt, nicht verübeln, wenn er im Folgenden
zu der Frage nach Entstehung und Entwicklung des mittel-
alterlichen Thierschwanks in gedrängter Skizze Stellung nimmt
Es gereicht ihm dabei zur besonderen Genugthuung, sich mit Männern,
wie K. Müllenhoff ») und W. Scherer'*),'in der wesentlichen Auffassung
eins zu wissen.
Grimms Thiersagentheorie ist unhaltbar. Wäre wirklich die
deutsche Volksseele von uralter Zeit her mit diesen Märchen erfüllt
gewesen, dann müsste im Zuge der Ideenverbindung den ältesten
nationalen Dichtem unwillkürlich diese oder jene Anspielung ent-
schlüpft sein — aber die ahd.'), altsächsische und angelsächsische
Poesie, so empfanglich auch gerade der niederdeutsche Stamm für die
humoristische Thierfabel war, ermangelt jeglicher Spur einer Andeu-
tung, und ,der alte scandinavische Norden, sonst der treueste Hüter
der alten Schätze gemeinsamer nationaler Poesie, weiss nichts von
Keinhart und Isengrim; das neuere Scandinavien theilt seine Thier-
märchen mit den gar nicht verwandten Völkern der Lappen, Finnen
und Esthen'.^) Gäbe es wirklich eine deutsche Thiersage, so müsste
sich aus ihr, wenn sie dann, so lange im Herzen getragen und von
Geschlecht zu Geschlecht wie ein kostbares Vermächtniss überliefert
und fortgebildet, endlich im XII. Jahrhundert an das Licht trat, eine
grossartige dichterische Schöpfung entwickelt haben, eine Schöpfung,
getragen von der ganzen Innigkeit und Tiefe des deutschen Gemüthes,
vorgeführt mit dem ganzen Schwung, den die Begeisterung, die Ehr-
furcht vor dem Erbe der Ahnen verleiht, sachlich gerichtet auf die
gewaltigen Kämpfe der Eiesen des germanischen Waldes, als ein
Zeugniss dafür, dass SeelengrÖsse und Heldenkraft auch in den Heroen
der Thierwelt wohne, und aUes dieses um so mehr, wenn, wie hier
der Titel und 661 f. zeigen, der Dichter, dem diese Aufgabe zufiel,
den Sagen von der Nibelunge Noth innerlich nahe stand — und wir
empfangen eine armselige Übersetzung aus dem Französischen, eine
Übersetzung, die dann auch wirklich noch eine Umarbeitung erfuhr,
aber aus dem Streben nach correcterer Form, nicht aus dem drin-
genden Verlangen nach tieferer Durchgeistigung. So ist die , Thier-
sage' eine vor der historischen Kritik nicht bestehende Hypothese
1) Zs. XVm 1 ff. 2) Über Jacob Grimm, Berlin 1865, p. 150 ff., Zs. f. d.
ÖsteiT. Gymnasien 1870 p. 42 — 49. 3) Oder wer denkt bei Otfrid IV 5, 12 ff. an
den ,vor Fronden jauchzenden' Baldewin? 4) Scherer p. 151 — Wo aber einmal
ein Stück altnordischer Thierfkbel mit* der deutschen zusammenstimmt, wie bei der
vom Blronkuss (Hawamal 85, 4, Frorafkbel XI, MSD.« 27, 2, 240) und vom Wolfisohr
(MSD.9 27, 2, 83 mit Anm.), weiss der Beinhartcydus davon nichts.
VI. Der Inhalt. LXXXTX
Jacob Grimma, , dessen Phantasie es anch sonst begegnete, spät Er-
borgtes nnd nachmals Erlerntes, das anf dem neuen Boden oft am
üppigsten wnchert, wenn es auf dem alten schon im Absterben begriffen
ist, als ein in den Tiefen der Jahrhunderte schattenhaft sich Bewe-
gendes nnd von dort an das Licht Aufsteigendes ahnungsvoll zu
schauen.'*) ,Eine Schöpfang bewusster Kunst -Thätigkeit wurde von
ihm als ein Produot der bewusstlos schaffenden Naturkraft angesehen,
und grauer xmyordenldiGher Übeilieferung zugeschrieben, was vor den
Augen der bezeugten Geschichte in seiner Entstehung und Ausbildung
offen lag.**).
Versuchen wir daher, die Frage ganz schlicht und nüchtern
aufzufassen, und wir werden sehen, dass die geschichtlich beglaubigten
Tfaatsachen die Genesis dieser Species yoUauf begreiflich machen und
dass wir darum nicht nöthig haben, in die vorgeschiohtliche Zeit
zurückzugreifen.
In der Entwicklung xmseres Fabelkreises lassen sich leicht zwei
Perioden unterscheiden: eine producierende und eine crystalli-
sierende, jene dringt in die Breite und strebt nach Vielheit, diese
dringt in die Tiefe und strebt nach Einheit, den Wendepunct bildet
der Beinaert Die erstere zerföllt wiederum in zwei Perioden: die eine
vorwiegend geistlich, von Mönchen getragen, die andere vorwie-
gend weltlich, von fahrenden Klerikern und Spielleuten
gepflegt; in jener ist der Wolf, in dieser wird mehr und mehr der
Fuchs die Bituptperson, der Übergang jener zu dieser fällt in die
erste HiSlfte des Xu. Jahrhunderts. Stellen wir mm alle etwa zum
Beinhartoyclus gehörigen Fabeln, die, um eine feste, natürlich cum
grano salis aufzunehmende Ziffer zu wählen, bis zum Jahre 1112, wo
zuerst des Wolfs Eigenname auftaucht, historisch bezeugt sind, zu-
sammen, so ergibt sich folgende Beihe: 1. Fuchs (Schlange) dick-
gefressen'), 2. Hirschherz ^), 3. Heilung des kranken Löwen durch die
Wolfshaut <^), 4 Fuchs und Hahn«), 5. Fuchs sich todt stellend '),
6. Wolf als Einsiedler und Mönch«), 7. Parder Kronprinz*), 8. Sänger
1) Victor Hehn< p. 324. 2) Scherer a. a. 0. 3) vgl. BF. Einl. p. 266,
Da M6ril Po6ne8 inM. p. 134 Axun. 4. 4) ygl. £cb. p. 57, Scherer IMitsche Stadien
I 56 f., Rochhok in der Zs. f. d. Fhil. I 181—199, Oeeterley Romalas p. 109, Da M6ril
p. 136 Anm. 2. 5) Tgl. za Ys. 4. Hieher gehört anch wohl das Zeogniss Froomands
(Pez Tkeeanr. Y 1, 184, Hone Anz. Y 443, Wolf Über die Lais p. 239), wonach man
am 1000 unter dem Jabel and GelBchter aller KlosterzGglinge dramatisch danteilte, wie
der Wolf (oder Bir, wie beim Paolos Diac.) von dem Fachs überlistet warde. 6) za
Ts. 6. 7) za Ts. 1. 8) za Ys. 7 ; hie and da auch anf den Fachs übertragen, vgl.
Sedol. Scot. ed. Orosse XI 11 f. (Ecb. p. 68), Odo n. 19 (KI. lat. D. p. 130), in späterer
Zeit and zamal in der bildenden Kanst wurde der Fachs als Prediger der Oftnse, Enten
oder Hühner ein vielbeliebtes Hotiv, 9) vgl. Ecb. p. 58 f.
XC VI. Der Inhalt.
Esel für eine Stange Gold zum Priester geweiht i), 9. Beutetheilung
zwischen Löwe, Wolf und Fuchs*), 10. Wolfmönch verzehrt Fische*),
11. Wolfmönch verzehrt Schinken^), 12. Wolfmönch empfiehlt Boh-
genuss des Fleisches*), 13. Wolfmönoh in der Schule*), 14. Wolfmönch
und Hirt 7), 15. Wolfmönch im Elosterkeller*), 16. Bauer verwünscht
Ochsen*), 17. Brunnenabenteuer*). Von diesen 17 Stücken gehen
zurück auf Aesop 1 — 4, 8 und 9, auf den Physiologus 5 und 7, auf
Petrus Alfonsi und somit auf arabische Quellen 16 und 17, die
übrigen (6 und 10 — 15), welche der Annahme einer germanischen
Thiersage eben so fem stehen, wie sie den innersten Orund des mittel-
alterlichen Thierschwanks bilden, haben ihre Wurzel in der aus Evan-
gelium Matth. Vn 15 von der christlichen Symbolik entwickelten Idee
des Wolfmönchs, die je nach der Eigenart der Bearbeiter zu ernster
Allegorie oder zu humoristischer Ironie und Satire führte, zu lachender
im Hinblick auf die Dummheit, zu strafender in Ansehung der mass-
losen Gier ihres Trägers. Nur in besonders glücklichen Fällen lässt
uns die litteraturgeechichte die zeugenden Factoren einer Dichtungs-
gattung so rein und unverschleiert erkennen, wie es für unseren Kreis
die Ecbasis thut: gerade hier kann man aufs deutlichste sehen, wie
ein aus aesopischen ^®) und physiologischen ^0 Grundbestandtheilen ver-
quickter Mythos mit dem offenen Auge des sinnigen Naturbeobachters
erfasst und in allegorischem Sinne durchgeführt wird, und der Dichter,
dem eine für seine Zeit überaus reichhaltige Bibliothek zur Yerfügong
stand und der imter den Augen der berufensten Kenner arbeitete,
bezeugt ausdrücklich (39), dass er zuerst ein solches Fabelepos schreibe,
ein Fabelepos, das, wie Ernst Martin^*) richtig urtheilt, von diesem
Dichterling unmöglich erfunden sein kann, vielmehr nur die erste Nieder-
schrift einer längeren und ausmalenden Überlieferung der Mönohskreise
1) in dem von Mone Anz. V 441 ans dem Stattgarter cod. theol. et phil. 109
saec. X mitgotheilten Gedicht, vgl. Ecb. p. 21 Anm. 2. 2) Proiafabel n, vgl. VH.
3) Ptoiafabel XVHI 1—4. 4) ebenda 5. 5) ebenda 9—14. 6) zu Yb. 7. —
7) De Inpo (Kl. lat. D. p. 1—21, 58 ff. 8) zu Ts. 7 am Schlnss. 9) Disciplma
clericalis XXIV (BF. Einl. p. 277 f.). — Ausgelassen ist in dem obigen Yenseichniss
das Motiv vom freondlosen Wolf (RF. Einl. p. 194, Proiafabel VI), weil eigentücher
Handlang ermangelnd und der ,ThieiBage' fernbleibend. 10) Die aesopischen Fabeln
wurden mündlich über Italien (Müllenhoff Zs. XVm 8, Ecb. p. 66 ff.) und schon in
sehr firüher Zeit schrifüidi dem Abendland überliefert, für letzteres vgl. K. L. Rotii im
Fhilologns 1628 ff., Oesterley Bomulus, Berlin 1870 (dem hinzuzufügen ist: Uiber Esopi
saec. IX in Fulda, Seraponm XX 277, Liber Eaqpi saec. XI in S. Aper bei Toni,
Ecb. p. 29, 68) , Dosithei magistri Interpretamentorum liber tertius ed. BCcking , Bonn
1832 p. 26— 38 (vgl. Scherrer Stiftsbibliothek von S. Gallen p. 316 cod. 902 saec. X). —
11) Zum Physiologus genüge es hinzuweisen auf Spie. Solesm. m p. XLVII — LXXX,
KoUoff in Baumers Histor. Taschenbuch 1867 p. 171—269, Thierfelder im Serapeum 1862
p. 226—231, 241—249. 12) Im neuen Reich 1875, II 439.
VI. Der Inhalt XCI
ist So geben Aesop, der Fhysiologas, Petrus Alfonsi und was sonst
▼on orientalisclien Quellen seit dem XIL Jahrhundert in das Abend-
land überfloss, den Stoff; das belebende und befruchtende Piincip, ,das
geistige Band' gewährt die chrisÜiche Symbolik. Darum ist der Wolf
der ursprüngliche Mittelpunct, darum erscheint er durchweg in der
Maske des Einsiedlers bezw. Mönchs, darum muss sein (von Aesop
gegebener) grosser Widersacher, der Fuchs, ein Laie sein, darum ist
der Thierschwank Yon vom herein die Geissei des scheinheiligen
PfiEiffen- und Mönchthnms und wird in folgerechter Fortbildung die
Geissei des scheingerechten Fürstenthums, und wenn wir fragen, wel-
ches denn durch alle Phasen und Formen, durch alle Völker und
Zeiten hindurch der leitende Grundgedanke, das schöpferische Motiv
dieses Fabelkreises gewesen ist — es ist das ewige Wort des Herrn:
jAttendUe'a fdlsis prqphetis, qui ueniunt ad uos in uestimentis ouium,
intrinsecus anUem sunt lupi rapaoes; a firtketibus eorum coffnoscetis easJ'
Und der Fuchs erscheint überall, als habe ihm der Ausspruch gegolten:
,Eooe, ego mitto uos sicut ottea in medio Utporwn» Estoie ergo pru^
dentes sicui serpentes, et simplicea sicut cdunibcie.' ■)
Biese in den Elöstem im humoristisch -satirischen Sinne er-
(assten und durchgearbeiteten Thierschwänke traten nun im Verlaufe
des ^TT. Jahrhunderts aus ihren bisherigen Heimstätten in das Volk
hinaus und wurden von jenen Kreisen, in denen sich Vaganten und
Spiellente die Hände reichten*), auf Grund neuer Quellen, durch Sub-
jectswechsel, Gombination, reichere Motivierung und Detaillierung, wie
durch freie Erfindung mannigfach erweitert und mit französischem
Geiste bis ins Innerste durchdrungen ; , der sichere und schnelle Scharf-
blick, der die Franzosen in allen Verhältnissen des practischen Lebens
auszeichnet, verbunden mit einer gewissen Nüchternheit des Denkens,
welches sich gegen tiefe, begeisternde Empfindxmgen sträubt, zog sie
von jeher zur Satire und flösste ihnen eine Vorliebe für die Alle-
gorie ein.*')
Wenn demnach unser Dichter fast an der Scheide der geist-
lichen und weltlichen Productionszeit^), obgleich schon durch die Poesie
der Fahrenden beeinfiusst, die sich um Ysengrims Noth gruppierenden
Fabeln auswählte, zweckmässig gliederte, durch Herübemahme von
Muhammeds Todesart angemessen abschloss und so zu einer Epopöe
verband, und wenn er dann eine reiche Fülle heiteren Scherzes und
1) Matth. X 16. 2) Weinhold D. Fnnen p. S58iF., Scherer Deutsche Sta-
dien I 58, A. Tobler Im neoen Reich 1875, I 339 f. 3) Kreyesig» p. 28. 4) Hieher
gehört Tielleicht auch der Umstand, dass der Fachs bald nübmlich als Beinardas, bald
weiblich als nnlpes oder unlpecula erscheint (L 531, 667, lU 335, 767, IV 787, 1002 f.,
V 25, 295).
XCn VI. Der Inhalt.
bitterer Satire über die Handlung aosgoss: so darf man sein Werk
wohl als die Krone und den Gipfel der ^testen, Uösterlichen Aera des
mittelalterlichen Thierschwanks bezeichnen. Allerdings gilt auch hier
sein eigner Ausspruch yRestiiuit pretium ntUrüa monedula merdam'
— ebendieselben Märchen, welche Jahrhunderte hinduroh im Sinne
ernster Allegorie oder fröhlichen Faschingswitzes in den Klöstern
gepflegt waren, wurden nun, aus dem Banne der Glausur entlassen,
die schonungslosesten Gegner ihrer bisherigen Ernährer. So geisselt
der Dichter die unersättliche Habgier, Simonie und Unwissenheit der
Kloster- und Weltgeistlichkeit aller Stufen, die Trägheit der Mönche i),
die nach dem Strohfeuer der jugendlichen Begeisterung bald die Zelle
yerabscheuen und gar zu gern zur Weltlust zurückkehren, die Schlem-
merei imd Trunksucht der feisten Äbte, die Sucht nach Gründung
neuer Mönchsorden, (in P. Bouo) die träge Bequemlichkeit und den
bis zur Gotteslästerung sich verirrenden Weltsinn der niederen Geist-
lichkeit, die in wölfischer Baublust mit einander wetteifernden Bischöfe,
die aber trotzdem ihren Dekanen so auf die Mnger passen, dass diese
sich nur ganz im Stillen ein Diebstählchen erlauben dürfen, die dem
gesammten Clerus gemeinsame frivole Sophistik in der Umgehung der
biblischen und regulären Vorschriften, ja er bekämpft die Berechtigung
der päpstlichen Hierarchie, die auf keinem weiteren Grunde beruhe
als auf — dem Fische CJdebrant, der nach dem Märchen der alten
Weiber die Erde und hier in boshafter Fortführung auch die römische
Papstkirche trägt. Persönlich wird seine Satire in der älteren und
grösseren Yorderhälfte des Werkes (Buch I — Y) nur einmal, gegen
seinen Diöcesanbischof Anselm, der in der Ausbeutung seines neu-
geschaffenen Sprengeis eine unerhörte Meisterschaft bewährte; in den
beiden letzten Büchern — nach dem Scheitern des IL Kreuzzugs —
allerdings tritt er in die schärfste Opposition gegen Bernhard von
CJlairvaux imd Eugen HI, wie gegen Boger von Sicilien. Weit ge-
mässigter und spärlicher sind die Angriffe gegen Hof und Gesellschaft;
der Dichter schildert wohl den Versuch der Geistlichkeit, die Höfe
durch macohiavellistische Lehren zu vergiften, die Unsicherheit der
fürstlichen Gnade, er rügt wohl die Ohrenmelker von Höflingen, die
sich zum Echo der Herrscherlaune hergeben, er beklagt wohl die alles
überfluthende Macht des Beichthums, die den Geburtsadel in den
Schatten stelle und den Armen schutzlos mache, aber das Königthum
selbst wird, wenigstens in der Hoftagsfabel, würdevoll und ehrerbietig
1) Grimm int RF. p. C f. . wenn er ihn speciell die Cistercienser angreifen
IHsst; eucuUa ist ,Kntte' überiutnpt und in eappifer dUnts m 977 steckt wahxfaaftig
kein Cistercienser. Vgl. nigra cucuUa Y 566 nnd über seine Stellang zum h. Bernhard
Cap. vn.
Vn. DerÖicshtar. XCÜI
dargestellt, und richtig nrtheilt Bonn. p. 151 , Auetor peraersos regum
consiliarios, cninscomque ordinis sint, fonestiisqae populis anlicomm
artes describit, idqne ita ut a regibna ipsis abstineat. Imo Kofanam
suiun ubiqae moderatum ac dementem nobis exhibet, talemque nt nee
faoere nee pati iniqua sostineat.'
Dem herben, auf ünkenntniss ebenso des Gedichtes wie seiner
litterarischen Vorgeschichte beruhenden XJrtheil, das Gervinus^ 1 137 ff.
fällt, wird daher schwerlich ein Leser dieser Ausgabe zustimmen.
Schlüpfrige Stellen kommen in der ursprünglichen Fassung überhaupt
gar nicht vor, geschweige denn dass sie wie in gewissen Branchen
des Benart ausgemalt wären; den Vorwurf, dass ,d6r Dichter wohl
eine Stufe zu tief steigt, wenn hier alle Streiche, die von Fuchs und
Wolf verübt werden, aus Fresssucht fliessen', hat schon Haltrich
(Programm p. 17) aus dem Wesen der Überlieferung entkräftet; der >
Spott ist nirgends frech, ruht vielmehr, wie selbst Grimm nicht in
Abrede stellt, auf dem Grunde einer sittlichen Persönlichkeit, athmet
die ganze Indignation einer hochgestimmten Seele, welche unter dem
geistlichen Fimiss den Materialismus des Glerus und die daraus ent-
springende allgemeine Corruption erkannte, von einer der krassesten
Selbstsucht ergebenen Hierarchie sich abwendend auf Rückkehr zu der
reinen Sittenlehre des Evangeliums drang und unter dem Banner der
ehrwürdigen Regel des h. Benedict zur Bildung einer auserlesenen
Schaar von Gottesheiligen aufforderte, von denen sich wie von einem
Paradiese eine neue Menschheit bilden sollte. Der einzige Tadel, der
somit unbeanstandet bestehn bleibt, ist der schon mehrfach gestreifte
Mangel an Knappheit und Kürze, hie und da auch an Tact und Ge-
schmack in der Wahl der Einkleidungsformen und im Ausdruck des
Affects; im Übrigen fällt die Klage, dass Mass und Schonimg fehle,
mit der Frage nach der principiellen Berechtigung der Karikatur über-
haupt zusammen. Was der Don Quixote dem Ritterthum, das ist
nach Tendenz imd Anlage der Tsengrimus der gesammten Hildebran-
dinischen Geistlichkeit, xmd so lange man jenen feiert, wird man diesem
die gerechte Anerkennung nicht versagen.
yn. Ber Dichter.
Wir beginnen mit der Frage nach Entstehungs-Ort und Zeit
des Werkes.
Den äussersten Horizont begrenzen im Osten das schwarze
Meer mit seinen Griechen, Türken, Sueven, Geten, Scythen und Sar-
maten, wozu als Vorland Ungarn gerechnet wird — an der Scheide
beider Gebiete ist der Löwe geboren, die morgenländische Pracht von
XCIY Vn. Der Dichter.
Sprotins TrinmphgesaDg wird dnrch üngarice et Gr^ce CcUdaiceque eanü
ausgedrückt — , die Kaukasusländer und Syrien, aus denen man pur-
purne Gewänder bezog, Jerusalem, das Ziel der fernsten Wallfahrten,
Arabien mit seinen Goldschätzen und Götzenbildern und das durch
, Indien' bezeichnete Morgenland überhaupt, im Westen Spanien,
speciell der Ebro, im Süden das alpenumluränzte Italien, das Land
des Falemerweins, die Pflegestätte der medicinisohen und pharmaceu-
tischen Wissenschaft, in seinem Mittelpuncte die weltbeherrschende,
von frommen Pilgern aufgesuchte Roma, xmd Sicilien, im Norden
England mit seinen wortkecken, aber thatfeigen Einwohnern, die auch
äusserlich durch ihren zarten Teint und ihre zierlichen Haarzöpfe mehr
Frauen als Männern glichen, das schottische Hochland und Dänemark.
Innerhalb dieses Umkreises treten drei Länder mit bestimmter
Deutlichkeit hervor: Frankreich, Deutschland und in ihrer Mitte die
Niederlande (im weitesten Umfang, also Belgien und Holland). Wel-
ches von diesen die Heimath des Gedichtes ist, können wir schon aus
der Prüfung der darin vorkommenden Heiligen vorahnend erkennen.
Abgesehen von solchen, die dem cathoüschen Cultus überhaupt gemein-
sam sind, wie Maria, Gabriel, Johannes, weisen folgende auf ein
beschränkteres Gebiet hin, und zwar auf Frankreich: Aegidius und
Martinns, von denen der letztere nur um der Anspielung auf die
Manteltheilung willen genannt wird, auf Deutschland: Gereon (Köln),
der aber, wie Martinus, auch in Belgien verehrt wurde, von wo obenein
die Elevation angeregt ward (zu Y 220), und dessen rühmliche Her-
vorhebung unten bei den persönlichen Beziehungen des Dichters zu
Balduin von liesbom zu besprechen sein wird, auf die Niederlande,
zumal das alte Flandern : Vedaatus (Arras), Bertinus (Sithiu), MachtUus
(Gembloux), auch wohl BotidphiM (Maastricht), Brigida (auch in Köln),
die nicht canonisierten Localheiligen Noühurgis (auch in Köln)
und He^puara (Beeck), sowie das wunderliche Ehepaar Osanna und
Excelsie (zu H 61), schliesslich der Eigenname der Ricke, die wohl
nach der 8. Bertüia (,elewUa est in Mareolo iuxta Airebatum XVIII
Cal. Odob, circa annum 1096' Molanus Indic. fol. 20*, vgl. Ghesquier
Acta S. Belg. Y p. 9 und 233—250) benannt ist; geradezu auf Gent
zeigen Bauo und Pharahüd- Herodias, beide Patrone der Stadt, hin,
jener um so mehr, als der Dichter, indem er den echten YoUblut-
franzosen (HI 687) Carcophas gerade ihn zum Zeugen anrufen lässt,
aus der Rolle fällt und sich unwillkürlich selbst verräth, diese, insofern
ihr nicht, wie allen übrigen Heiligen, eine flüchtige Erwähnung zu
Theil wird, vielmehr in einer formvollendeten, warmempfnndenen Elegie
von 24 Yersen (U 71—94) eine Ehrenrettung bereitet, ein Denkmal
gesetzt wird. Damit ist für jeden, der Ütterarische Selbstbezeugungen
Vn. Der Dichter. XCV
nach Oebähr würdigt, der überzeugende Beweis erbracht, dass unser
Gedicht in Oent entstanden, ja vielleicht selbst dafür, dass es aus der
Feder eines Mannes geflossen ist, welcher der Kirche der h. Pharahild
personlich nahe stand.
Wenden wir uns zu den einzelnen Ländern, zunächst zu Frank-
reich. Der Dichter rühmt die Franzosen als die treusten Anhänger, die
reichsten und freigebigsten Freunde des päpstlichen Stuhles (VII 103,
VI 493 f.), er erwähnt die beiden Abteien, von denen die Elosterreform
des X., bez. des XTT. Jh. ausgieng, Olugny und dairvaux, er nennt
Keims so oft und in so inniger Verbindung (1 467, YII 174) mit Born,
dass an seiner Zugehörigkeit zum Erzbisthum Beims kein Zweifel
bleibt; auch aus den scherzhaften Wendungen inter pMcha Remisque
(m 688) und inter Cluniacum et saneii festa lohannis (VU 422) darf
man folgern, dass er nach der weltgeistlichen Seite hin Reims, nach
der klösterlichen hin Clugny als seine Metropole betrachtete, er kennt
aosser Tours und Beauvais auch Paris und in ihm Obizo, den Meister
der Heilkunde. Vor Allem aber preist er französische Sprache und
Sitte: die feineren Thiere stammen ihm aus Frankreich und bedienen
sich der wälschen Sprache, Francum ob, Bwffundum ob, Galla
loquda, GdOa uox, Latia loquela {UL 687 >), 769—774, 798, 947, 966,
VI 379—383, 449) und des wälschen Anstandes (JH 950), ja gehören
wohl gar weiter südwestlich nach Spanien (IQ 799, VI 445 f.) , der
Süden und Westen Europas erscheint als Herd der Civilisation, die,
je weiter man nach dem Norden und Osten kommt, desto tiefer sinkt,
um schliesslich ganz der Barbarei Platz zu machen, und demgemäss
haben der Wolf imd der Esel, die Typen der Dummheit und Trägheit,
ihre Wohnsitze you Frankreich nach teutonischem Boden verlegt
(HI 405 ff., VI 380). Endlich haben auch einige Thiemamen fran-
zösischen Ursprung. Aber alles dies darf nicht dazu verleiten, in dem
Verfasser des Gedichtes einen geborenen Franzosen zu erblicken; ein
solcher hätte nicht nöthig gehabt, so wiederholt und so nachdrücklich
auf das Übergewicht der französischen Bildung im XII. Jh. hinzuweisen,
während die Fremden, die damals in Frankreich zusammenströmten,
gar zu leicht der Zaubermaoht der gaUischen Cultur erlagen und zu
Herolden ihres Buhmes werden konnten. Gerade dasjenige Land, auf
dessen Kosten er Frankreich erhebt, muss seine Heimath sein: die
arua Teutonica,
1) Wenn der Eael gerade £tampes als seine HeimaÜi bezeichnet, so gründet
ach diese Henrorfaebang wohl anf die dort 1112, IISO abgehaltenen GoncUe und Synoden
(so Mono) oder auf die dort am 16. 2. 1147 stattgehabte Reichsyersanunlnng (Oiese-
brecht IV 2, 266, Kngler p. 108). Die beiden Lehrstühle an der dortigen Collegiat-
kirche sind eist unter Innocenz III (Harter m 376 ff.) bezeugt.
XCVl Vn. Der Dichter.
Hierher gehört auch die Frage betrefte der drei Wolfshanpter
(lY 245 fL). lupuB ist sinnbildlich für einen Geistlichen, und da
Haupt 2 einem Abt, Haupt 3 einem Bischof zugewiesen wird, so
wird man bei dem der Glatze entbehrenden (277 f.) Haupt 1, zugleich
im Sinne der lY 177 gebotenen Trichotomie, an einen Eremiten
denken müssen. Während wir nxm die Localisierung ^ahhiis Anglus'
und ,pontifex DacuB\ wenn satirisch gemeint, wohl nur auf die weite
Verbreitung der Wolfslaster zu beziehen, sonst auf das dichterische
Streben nach Bestimmtheit zurückzuführen haben, wird durch den
^senex Andegauus' eine eigenthümliche Erscheinung der Zeit, nämlich
das wüste Treiben der Einsiedler von Anjou gegeisselt Der Cod.
Vindob. 840, saec. Xm (Xu nach Huemer), 4», (Tabulae I 141) ent-
hält in seinem 6. Stück fol. 63 ,Ver9U8 m eremitas Andegauenaea^
deren Abschrift ich Herrn Prof. J. Huemer verdanke, sie geben ein,
wenn auch bei der Fehlerhaftigkeit des Textes nicht überall deutliches,
so doch im Allgemeinen klares Bild von der Zügellosigkeit jener Ein-
siedler und mögen deshalb unten') mitgetheilt werden.
1) fol. 63*1 Monstra repentina gens emersit Paterina,
Incola siltuirum religiosa panun !
Quare, merdofUi, uestiti ueUere uüi
Eodatis nemora, cuncta uidendo fora?
Hermifugi miseri, quid uuJtis in urhe uideri? 5
ürhs non est heremus, marmo uestra nemus!
Quid nemus intrastis? quid siluas rarificastis?
Ariditate cibi raro manetis tbi,
lam mare, iam terras, Paterinum uulgtts, oberras
Arbitriisque tuis girouagando ruis. 10
Pr^siUibtM, pap^ niue^ sub tegmine cap^
Detrahis et ponis crimina falsa bonis,
Die michi, gens bruta, gens onmi lege sohUa,
Quid tibi pontifices? uisne tenere uices?
Sandaque Buhastis cum merdoßis agdastis 15
Digna subire crucem uult renouare ducem,
Ad libitum cuius mens non reuocabitw huius,
Mens etenim solide etat soUdata fide.
Gens uitiis pUna, fraudem quandoque refrena,
Fac, quod ego moneo, uotaque redde deol 20
An dem Pamphlet schrieben zwei Hände, die erste fbl. 63* und Y onf 68<>, die
zweite II 16 — lY 6. — Lesarten : I 3 mtdofiU 4 EaisHstia euäa 5 Harmißuiy
wohl statt Hermifugi (qoi ftagiont heremnm). 12 DelraiB 15 Sada^ Bub. sielt
wohl auf die Priorin von Fontevrault midofiHa 16 rwooare'i 19 Has fradtm
VII. Der Dichter. XCVII
Von dem inneren Deutschland weiss der Dichter nur wenig,
und je weiter nach dem Osten hin, desto mehr verliefen sich die
Sparen. Er spielt auf die Greuelthaten der Böhmen (I 48, n 678), auf
die Wildheit der unverzagten Sachsen an, kennt überhaupt , deutsche
Hiebe' (VII 197)'), er nennt als den gewaltigsten Strom die Donau,
tadelt die bairische Mundart und rühmt den Glockenguss der bairischen
Klöster (Vn 66), er nennt die Elbe — aber erst wenn wir nach West-
IT ^ DiCj heremüa hone, quid queris in obsidione?
Quid cum caupone? facis hec a religione?
(Jaupo quid (zdcurris, sie girouagando Ugurris?
Numquid erit twrris Paterinis capta ausurris?
Hanc cotnes öbsedit nee ab öbsidione recedit, 5
Vobis non credit, Anacleto setnper obedü,
Qu>od genus est u4t^, quod hdbes et saraberit^!
Quid tibi cum oomite, quid apostolica tibi Ute?
Numqmd nouisti te seruum uiuere Christi
Hie hcUntu tristi? quid uotum deseruisti? 10
Egrediens eella peragras, portando nouella,
ürbes, castella, Balaam quasi uectus aseUa!
Pulcra quid affectas? si quid laudabUe spectas,
Laudas, attrectas, magis h^c ui quam prece uectas !
foL 63** Sic importunus petis, extorques tibi munus, 15
Effrons, infrunus, te cunctis ingeris untts,
Forte merum carum bibis in domibus uiduarum,
Pectoribus quarum uirus diffundis amarum.
Hunc quasi portentum chorus effugiai sapientum,
Ouius fermentum contimpit milia centum! 20
in *r Est ratio, quare Bafio dici merearis,
Olim cum Babio cunctis did merearis;
OUm dictus eras Babio, sed pro Babione
A modo dictus eris Bafio iusta ratione.
Sicut Pictauis nomen trahit ex aue picta, 5
Sic est Andegauis uolucris de stercore dicta,
Stercus auis sonat Andegauis, de stercore nomen
Urbs tua contraxit, quia sie sibi contuUt omen.
n 3 adeuris üffuris 4 ausuris 7 saraberiU ist eine aach anderweitig (vgl.
Diefenb.) za stützende Nebenfonn des urspr. sarabaUe 10 Hee 12 wtus asseila —
U a^griaa wrtas JH 2 dids mereari 4 iusU : nwto 6 ihrail 6 Auch
loa. de lanua fOhrt unter Andeg. den Vers edi Sie »st Andegauis cmum de sttrcon dicta.
1) Auch die Brabantor (s. p. XCIX) gehören za Beichsflandem.
Voigt, Ysengriinns. g
XCVm Vn. Der Dichter.
falen und dem Rhein gelangen, finden wir bestimmtere Ortskenntniss :
er rühmt ddh Rheinlachs, er scheint mit der Umschreibung des Un-
möglichen ,£her wird der Rhein zur Elbe, als . .' unwillkürlich auf
den Fluss hinzudeuten, in dessen Nähe seine Wiege stand, er erhebt
Köln, die Stadt des h. Gereon, über alle Wallfahrtsorte der Earche,
und der liebste Freund, den er auf dieser Welt besitzt, ist der Bruder
des Kölner Erzbischofs.
Aber freilich, das Land der Kindheit ist nicht nothwendig auch
das Land des Mannes. Von den sieben Stellen, wo Teutoniais vor-
kommt, zielt nur eine auf Deutschland (VI 381), die anderen auf die
Niederlande ; niederländisch sind auch Eigennamen wie Aldrada, Bouo,
die meisten Thiemamen und Worte wie franius, ganga, restrofare
und stolpare. Nach beiden Seiten hin können auch die zahlreich über
das Werk hin zerstreuten Hinweise auf volksthümliche Sitten, Sprich-
rV *f Papa, tenens lapa, paparum pessime papa,
Ätit quqsiia dato aut uiua iwce negato;
Nee qu^sita dabit nee uiua uoce negabit,
Stercus et andec idem dixerunt significare,
Qui Chr^cas uoces studuerunt notificare. 5
y ^ Äbbatissarum reginarumque subactor
Per stupri predum sumpsit ^scopium ;
Orbis Roma Caput si non ulciscüur istud,
Qu^ Caput orbis erat, cauda sit et pereat!
Aut canis iste (Cetera desunt) 5
IV 1 tmes 4 andene. Henn. BOnsch denkt an o v^o^, , indem nun der Libellist
davon das Adj. ov&tx-6g bildete und dieses za seinem speciellen Zwecke zn andee
umwandelte, konnte er recht gut die Behaaptnng wagen, die Stadt Andec-aui habe
ihren Namen vom stereus (andee) auium. So n&mlich, mit <;, nicht mit g geschrie-
ben, findet sich der Name handschriftlich bei Plin. N. H. IV 18 (32), 107, Tac. Ann.
in 41; ingleichen Ändecauus in den Tironischen Noten 142* 5 onoas —
y 1 AbcJfHaaanan 2 s in epücopium nachgetragen. 4 Qe
Gemeint ist die ursprünglich von Robert d'Arbrissel seit 1093 im Walde von Craon
(an der Qrenze von Bretagne, Maine und Anjou) gebildete Gemeinde von Augustiner-
Eremiten, deren Ordensstrenge sich mit dem Tode des Stifters (1117) schnell gelockert
zu haben scheint. — Der mehrfttch erwShnte oomea ist Graf Gottfried der Schöne von
Ai^ou, der in der Bekampfiing eines Vasallenaufetandes (1181—1132) längere Zeit die
Schlösser Mirebeau und L'Ile-Bouchard belagern musste. Nach Besiegung der Empörer
gieng GottfMed nach Tours, um dort 1182 den Papst Innocenz II zu empfangen, w8h-
rend er vorher wahrscheinlich auf Seiten des Gegenpapstes Anaclet II gestanden hatte,
im Einvorständniss mit Erzbischof Hildebert von Tours, der erst im Läufe des J. 1181
durch S. Bernhard fQr Innocenz gewonnen war. Vgl. Tresvaux, Bist, d' Angers
I 176—207, Chalmel, Eist, de Toundne 11 6— 8, Mühlbacher, Papstwahl p. 127 ff.
Paterirms bezieht sich auf die Stadt La Potherie bei Craon.
Vn. Der Dichter. XCIX
Wörter und abergläabische Vorstellxuigen, landschaftliche Anspielungen
wie die hänfige Hervorhebung der Sahlweide (zn I 229) und einiges
Andere bezogen werden, aber schon das Bild des Fischers, dessen Boot
die kalten Flnthen des stärmischen Meeres umspielen (11 196 ff.) > der
Gebranch des Wortes , Insel' für das vorzüglichste Weideland (U 280),
die eingehende Schilderung der trfigen Melluuagd, die unaufhörlich
v(Hi den Kaboutermännchen geneckt wird, die Verachtung der Eng-
linder (C. Barth zur Philippis m 267) weist uns auf die Küsten der
Nordsee und die Mündungen der Scheide hin.
Von den nördlichen Gegenden wird nur Utrecht (vgl. Blitero)
und Egmund gestreift, auch wird dahin die VQ 627 ff. erzählte Bege-
benheit (wegen Fresia 635) zu setzen sein, zusammengefasst werden
sie unter dem Namen Fresia oder Fresis ara '), den der Dichter vier-
mal erwähnt, theils um die Schaf- und Rinderzucht des Landes zu
preisen, theils um ein TJrtheil des Volksgerichtes zu kritisieren; recht
deutlich ist 11 280 — 282, wo er in ersichtlicher Steigerung, gerade
wie ein Oenter, von den vier Widdern sagt: , nicht Seeland, ja nicht
ganz Friesland hat ihresgleichen'.
Weit reicher ist der südliche Theil der Niederlande, das
heutige Belgien, zumal Flandern bedacht Ben Schafen an der Scheide
bei Gent ruft Ysengrim, der von seinen ehemaligen wälschen Wohnsitzen
bieher übergesiedcdt und ein TeutonictM geworden ist>), den deutschen
Lockruf tkum!' zu (V 549^558), und als die Führer ihm in derWald-
berberge hart zusetzen, deutet der Widder sein Stöhnen und Murmeln
auf das leise Einüben eines Vortrags, den er jenseits der Scheide in
Beims halten möchte (IV 592). Will der Wolf die reichste Stadt nennen,
die er kennt, so ist es Arras, (bis gegen Ende des XII. Jahrhunderts)
die Hauptstadt Flanderns (I 193); wenn er einen Banditen, der den
^ehrlosen in dunkler Nacht mit unerbittlicher Grausamkeit misshan-
delt, kurz bezeichnen will, so nennt er ihn mit dem Namen der
östlichen Grenznachbam Flanderns einen ,Brabanter* (vgl. zu I 49),
und wenn er endlich eine lanifica maier localisieren will, kennt er
keinen bessern Ort als die Hauptstätte der flandrischen Wollspinnerei,
Ipem (V 697). Die nächsten Geistesverwandten hat der Mönchwolf
in den reichsten und ältesten Klöstern der bis 1191 (1211) zu Flandern
1) wie ÄMonis ora bei Oaid. Fast, n 94. Frienland ninffesste nach seinem
fixeren Umfange die Landschaften Seeland, Holland, Utrecht, Oberijssel, Groningen
ond Weetfriesland (Hüllmann I 220). Wenn altfhmz. Dichter Freaia im Sinne von
f'landria gebrauchen (Hone Anz. YII 323) , so mag ihnen diese geographische Unge-
nuigkeit hingehn, bei einem sicher in Nordflandem lebenden Dichter hingegen ist sie
«ttüg wahrscheinlich. 2) m 406— 8, 770 f., 966. Die flamUlndische Sprache war
iü Gent die Landes- and Gerichtssprache (AVamkönig U 83).
g*
Vn. Der Dichter.
gehörigen Landschaft Artois , in S. Vedast zu Arras *) und S. Bertin
(Sithiu) zu S. Omer«), er selbst tritt in die berühmteste Abtei Flan-
derns, S. Peter zu Blandigny bei Gent«), ein (wie in seltsamem Zu-
sammentreffen ein Jahrhunderi; später der Wolf des Reinaert in die
von Blandigny gegründete und abhängige Probstei S. Elmare*)), und
hieher sohickt ihm der papa Ärtacus') die bischöfliche Mitra. Und
was so vom Wolfe gilt, gilt in gleicher Weise vom Dichter selbst:
gegen keine Person auf der ganzen weiten Welt kämpft er in der
älteren Hälfte seines Werkes (I — V) mit so vernichtender Schürfe,
1) 673 gegründet, 1101 nach dem Vorbild von Sithiu and S. Martin za Toomay
auf cloniacensisdier Grandlage reformiert (Mabillon Ann. V 432). 2) 654 gestiftet
(Wamkönig I 411 f.); Lambert, in dem verfi&llenden Sithiu selbst erzogen, besuchte
dann mehrere berühmte Klöster Frankreichs , vor allem Qugny unter Abt Hugo , und
reformierte heimgekehrt 1101 S. Bertin mit Unterstützung von 12 aus Gluguy mit-
gebrachten Mönchen (Cousin, Histoire de ToumayS p. 202f., Gramer, Gesch. der £iz.
und des Unterrichts in den Kiederl. p. 137). Aber mit dem Tode des Abtes Petrus
Yenerabilis von Clugny (1156) begann der Terfiill der oluniacensischen Klöster, und
unser Gedicht ist Zeuge dafür, wie sehr schon vorher in den b^ütertsten Abteien der
Rausch des Reformemstes verflogen war. 3) gegründet 634 (Warnkönig I 411,
Näheres bei Busscher, L'abbaye de S. Pierre Jl Gand p. 1 — 15), aufgehoben 1796,
gelegen am linken Ufer der Scheide auf dem an der Ostseite von Gent befindlichen
Blandinusberge und von dieser Anhöhe Blandinkim (Blandeuberch, Blandigny) genannt ;
nicht zu verwechseln mit dem in der Ebene rechts von der Scheide etwa 1000 Schritt
von S. Peter entfernt liegenden Kloster S. Bauo, ,die Scheide trennte die Gebiete der
beiden Klöster, so dass das erste (S. Peter) im Königreiche Frankreich, dies (S. Bauo)
auf deutschem Reichsboden lag , rechts von der Scheide begann der pagus Bracbantensis,
sodass eine der Vorstädte von Gent und allda das Kloster S. Bauo mit seiner Villa
in Brabant lag' (Wamkönig I 15, 94). Jetzt steht von dem Kloster l^tst nur noch die
Kirche, die Gebäude sind meist niedergerissen, ein Theil wird als Infimteiiecaseme
benutzt. Die Äbte der uns interessierenden Zeit 'sind Siger I 1088 — 1106 , Ansbold
1109 — 1115, Erembold I 1115, Arnold I 1115 — 1132, Gisleberl 1132 — 1138, Siger
n 1138—1158; die Grabschiift des letztem, in den stehenden Epitaphphrasen gehalten,
jedes eigenartigen Zuges, jedes geschichtlichen Gehalts baar, steht bei Sander
Flandria illust. I 284. Reformiert wurde Blandigny im Xu. Jahrhundert zweimal,
beidemal auf cluniaoensisdier Grundlage und nach dem Vorbild von Sithiu, zuerst 1101
durch Robert Graf von Flandern (Mabillon Ann. V 432), dann 1117 durch Balduin
Graf von Flandern, Johannes Bischof von Temanne und Lambert von S. Bertin (Mabillou
Ann. VI 5, Sander I 283, Miraei Rerum Belgicamm chronicon p. 311). 4) gegründet
1144 von dem Mönche Nothold von S. Peter, vgl. Martin, Reinaert p. XVII. —
5) Artacus = Artesiensis , vgl. Tomacus, also , Bischof von Artois'. In dieser Land-
schaft lagen nun zur Zeit des Dichters drei Bisthümer, Teruanne, Airas und Cambray
(die beiden letzteren bildeten ursprünglich 6ine Diöcese, die 1094 von Urban II in zwei
zerlegt wurde, sodass Arras das flandrische Gebiet links, Cambray das brabantische
Gebiet rechts von der Scheide bekam, Wamkönig I 105, Leo Niedorl. Gesch. I 30).
Bormans denkt an Arras, vielleicht zielte der Dichter auf alle drei, um nach dei
derben Abfertigung des Bischöfe von Toumay auch ^en übrigen flandrischen Bischöfen
(von dem kleinen Küstenstrich im NW., der zu Utrecht gehörte, dürfte er wohl
absehn) ihr Theil abzugeben.
vn. Der Dichter. CI
wie gegen den Bischof von Tonmay, zu dessen Diöcese die Archi-
diaconate Toomay, Gent und Brügge gehören; die genaueste Schil-
derung giebt er von dem Kloster Blandigny, das damals mit mindestens
51 Mönchen (vgl. krit Anm. zu, V 868) besetzt war, welche, nachdem
die Zügel der Regierung dem unwürdigen (V 870—888, 940 — 954)
Abte entfallen waren, von dem strengen Subprior (Y 822) geleitet
wurden; die Inschrift der einen von den beiden Eirchenglocken war
Te deum laudamus, und so bietet der Elosterschwank noch manche
andere von vertrautester Ortskenntniss zeugende Züge, wie namentlich
die Donnerstags -Glockenscherbe.
Ja, ÜBst möchte man vermuthen, dass die nach 8. Gereon wall-
fahrende Behgeiss die — urkundlich freilich erst 1197 bezeugte (Wam-
könig I 326), aber gewiss viel filtere — Handelsstrasse, von Gent über
Maastricht nach Köln benutzt Die örtlichen Andeutungen würden
dazu stimmen: auf der Hälfte ihrer Wanderung — ganz richtig zwi-
schen Löwen und Maastricht — kommt sie aus der Ebene in einen
Bergwald (IV 28, 29, 63, 95, 253); als die nächsten Flüsse, von denen
Fische zu holen wären, werden Maas und Rhein genannt (254); nach
592 sind die Pilger nördlich oder östlich von der Scheide, nach dem
SW., nach Beims hin, sehnt sich der Wolf; der Weg von Gent nach
£öh geht von Ostflandem (worin Gent liegt) durch Brabant, Limburg
und die Bheinprovinz, die Mitte bildet Brabant, und darum sagt der
Dichter geographisch richtig, dass Y. Absolution seiner übrigen Sünden
von den Brabantem empfangen möge (609).
Sonach ist unser bisheriges Ergebniss: Der Dichter ist ein
Deutscher, kein Franzose; was an seinem Werke etwa im Sinno einer
französischen Provenienz aufgefasst werden könnte, beschränkt sich
objectiv auf die Natur des Stoffs, subjectiv auf den Zauber, mit dem
von je her und zumal im XH. Jahrh. die französische Civilisation ein
deutsches Gemüth berückte. Möglich, dass er im westlichen Deutsch-
land selbst, in den Rheinlanden geboren, sicher ist, dass er in Flan-
dern lebte und dichtete, dass er zum Erzbisthum Reims, zur Diöcese
Toomay, zum Archidiaconat Gent, zur Stadt Gent gehörte, dass er in
dem dortigen Kloster Blandigny heimisch war und dass ihn besonders
innige Beziehungen mit der dortigen Kirche der h. Pharahild verbanden.
Noch ergiebiger ist der Ysengrimus an Hinweisen auf seine
Zeit Über mancherlei allgemeine Zeugnisse für das XII. Jahrhundert,
wie die brabantischen Räuberhorden (zu I 49), die ersten Gründungen
dänischer Nonnenklöster (zu I 229), die Elevation von S. Gereon (zu
n 179), das Treiben der Spielleute, zu denen sich der vertriebene
Wolfmönch gesellen soll (Y 1097 ff.), können wir hier kurz hinweg-
gehen, wo 80 viel Personen und Begebenheiten desselben genannt
CII vn. Der Dichter.
werden, es sind vornehmlich Obizo und Blitero, Anselm und
Bernhard, Walther und Balduin, sowie der IL Ereuzzug.
0 bi zo 0 ,nasoentis seculi XTT gloria, Ludouici Crassi (1106 — 37)
archiatxus, quem periculose aegrotantem sanitati restituens plurimum
sibi famae peperit, et scholae Medicinae Parisiensi initium dedisse
oreditur... Tandem Obizo ad San-Victoiinos Canonicos se contulit,
unusque fuit e primis, qui relictis scholis secularibus post Guillelmum
Campellensem') in Abbatia illa docuerunt et eminuerunt. Jaoet in
Claustri latere quod refectorio prozimum est, e regione Tintinnabuli,
cum hac inscriptione :
„Eespice qui transis, et quid sie düce, ud unde:
Quod fuimu8, nunc es. Quod »umiM, i8tf*d em.
Pauper Ccmonicus de diuUe (actus Obizo
Huic dedit Ecdemae plurima, seque Deo.
Summus erat Medicus, Mors sola triumphtU in ülo,
Cuius adhuc legem nemo cauere potest,
Non potuü medicus sibimet conferre saiutem,
Huic igitur Medico sit medicina Deus." *
Soweit Bulaeus'). Bubois^) berichtet: ,Hi8 temporibus Obizo medicae
artis peritus habebator; is in pretio apud Begem Ludouicum fuerat.
Verum ille reputans uanas inutUesque esse artes quaslibet aduersus
mortem, quae omnes promiscue depasdtur, alio cogitationem auertit
Posthabitis igitur opibus, caelestibus bonis inhiare ooepit Primum
quidem se iunxerat matrimonio cum Genta; uerum an post eins obi-
tum, an spontanea seiunctione ab ea separatus, Canonicus Parisiensis
fuit; et postmodum ad Yictorinam domum aeger se deferri iussit Vir
ea ualetudine, aulicisque moribus assuetus haud dubitauit se asceticae
disciplinae subiicere. Verum, dum piis operibus animum intendit,
moritur X Calend. Mari anno MCXXXTK. Necrologium Victonnum
huius ad hanc diem meminit his uerbis: „ Anniuersarium Obizonis
medici, nostri Canonici, qui ob perennem omni in oratione memoriam
dedit nobis libros Noui et Veteris Testamenti glossatos et bene paratos;
dedit et nobis centum libras ad emendos redditus Ecclesiae; et domum
1) den der Dichter in Anlehnimg an den Heiligen d. N. (Stadler IV 697) ObiüM
nennt; über den Namen Obixo vgl. Förstemann Altd. Namenbuch I 969. 2) Wilh.
von Champeanx, Lehrer der Fhiloeophie an der Eathedralschole za Paris, gründete
nach seiner Yerdnnkelnng dnrch Abailaxd Kloster und Schule von 8. Victor im J. 1109,
Gieseler« n 2, 402. 8) Bist. univ. Paris, n 766. 4) Hist. eccl. Paris, n 83.
Im 'Wesentlichen übereinstimmende Nachrichten findet man bei Crevier, Hist. de Tuniv.
de Paris 1 261, Felibien, Hist. de la ville de Paris 1 166, Eloy, Dictionnaire historique
de la mMedne ancienne et moderne HE 410, DuCange I 967, 3, Histoixe litt^ntire
de la Fcanoe IX 116, Sprengel, Pragmatische Oesobichte dar Aizneykonde II 647.
Vn. Der Dichter. Ulli
nnain Farisins ante 8. Chiistophorom aitam, plateas ddem domni
cohaerentes; et nouem arpennos uineanun. Pro bis et aliis beneficiis
ab eodem nobis collatis anniuerBariam eins solemniter singolis annis
odebretar".'
Der dominus B Utero, der V 1100 erwähnt wird, ist schwer-
lich ein anderer als der Verfasser des verlorengegangenen elegischen
Gedichts nber Heinrich lY, von dem Ordericus Yitalis^) berichtet
yBUtUro Flandrita in poemate quod mper Henrico caesare nuper
edddit, vuinam tnundi et miseros fnortaUum euentua degiacis modis
luculeNter denotatUV und wohl jener Cananicua BUtero zu Utrecht,
der in einer Urkunde des Bischofs Andreas im Jahre 1134 bei Miraens
I 174 besengt wird.
^Tornacensia ecdesia, que per guingentos et ampliua annoa
episcopis Nouiomenais eockaie commendata fuerat, proprium epüeopum,
Anselmum nomine, ab Eugenio III papa reoepit, Bemardo abbaie
ClareuaÜenai inter cdioa procurante.' *) Die erste Anregung zur Tren-
nung der Diöcese Noyons-Toumay fand unter Urban 11 statt.') Nach
dem Tode des Bischofs Balderich 1112 stellten dann die Tomacenser
einen besonderen BischofBcandidaten auf in der Person Herberts, des
Archidiaconus von Teruanne, aber die von Noyons, Ton den Plänen
Toumays wohl unterrichtet, wählten sofort den Archidiaconus von
Toumay, Lambert, zum Bischof der ungetheilten Diöcese, und dieser
wurde von Faschalis 11, der anfangs eine Bulle im Sinne der Tren-
nung eriassen hatte, bestätigt Zur Umstimmung des Papstes trug
viel ein Brief Ivos Ton Chartres bei, der auf das alte Besitzrecht von
Noyons, auf die Möglichkeit eines Schismas, vor allem aber auf die
Doth wendige Verarmung der getrennten Sprengel hinwies: ,Pret€rea
cum dignitas episcopalia paupertatem hia diebua honeate ferre non
udUat, prouidendum est, ne iata dwdaione uterque epiacopua pauper
fuU, quod teatantur Nouiomenaea, qui utriuaque eceleate experti sunt
facuUatea.' Auf Lambert folgte Simon, ein Verwandter des fran-
zösischen Königshauses, 1121 -- 1148, dem Toumay keinen Bewerber
gegenüberstellte.
Als Simon 1142 vom Amte suspendiert wurde, schickte der
Clems von Toumay den Abt von S. Martin zu neuen Verhandlungen
nach Born, und dieser setzte bei Lmocenz 11 die Erlaubniss zur Wahl
eines eigenen Bischofs durch. Das Kapitel wählte nun, da Herbert
1) Mon. Genn. Scriptt. XX 66, Wattonbach» n 66. 2) Sigebert, Contmuatio
ValcellensiB s. a. 1146, Mon. Germ. Scriptt VI 459. Die weitere Dantellang des Uer-
pmgs beruht meist auf Cousin, Histoire de Toumay > p. 199—284. 8) Paschalis II
sagt in der Trennnngsbnlle ,Pndeee8wri8 nottri s. memorie Urbam pape, qui hoc ^asvm
deHbenmarat, stiudio eompeUimm' eeelent utatn ordmakm fMiMin aaeerdotmn*.
CrV vn. Der Dichter.
gestorben war, den Abt von 8. Amand, Absalon, zum Bischof, aber
die wirkliche Einsetzung desselben scheiterte an der Weigerung des
ürzbischofs von Beims, ihn zu consecrieren, und an der bald darauf
— ,quingentis marohis argenti per curiales distributis * *) — erfolgenden
Versöhnung Simons mit dem Papste. Auf eine vertrauliche Vorstel-
lung Bernhards von Cüurvaux willigte dann Simon selbst in die Tren-
nung, unter der Bedingung, dass ihm, so lange er lebe, ein Theil der
Eircheneinkünfte von Toumay verbliebe. Aber kaum erfuhren davon
die Canoniker von Noyons, so wandten sie sich an des Bischofs Bruder,
den Grafen von Vermandois, und vereitelten durch die Anschwärzung,
Simon habe sein Bisthum verkauft, den ganzen Plan.
Nach dem Tode Absalons und dem Amtsantritt Papst Eugen HI
sandten die von Toumay, ,quibus relatum fuerat, papam hunc minime
auidum esse pecuniae'*), den Canonicus Letbert mit Empfehlungs-
briefen des h. Bernhard nach Rom, und Eugen vollzieht nun wirklich
die Trennung, er weiht Anselm, den Abt von S.Vincent zu Laon
(vordem Mönch im Kloster des h. Medardus zu Soissons), der gerade
in Angelegenheiten seiner Abtei zu Rom weilte, am 10. März 1146
zum Bischof von Toumay und erlässt die erforderlichen Schreiben an
den Erzbischof von Reims als Metropolitan, an sämmtliche Bischöfe
der Erzdiöcese, namentlich an Simon, an Ludwig Vn von Frankreich,
an Dietrich Graf von Flandern und an die Bürger von Toumay. Und
nun empfängt die durch die Einsetzung eines eigenen Oberhirten hoch-
beglückte Stadt (V 110) festlich ihren Bischof Anselm. Er stirbt am
24. August 1149, ihm folgt Bischof Gerard 1149—1166 (t 14. Juli),
bisher Abt von Vilars.
Wenn nun der Dichter die schamlose Bedrückung und Aus-
saugung des Sprengeis durch Anselm brandmarkt, wenn die Recenaion y
seinen Nachfolger als lieben Vetter Ysengrims geisselt (m 506 a b),
so fehlt es an Nachrichten, die eine Controle dieser ürtheile ermög-
lichten. Aber es liegt in der Natur der Sache, dass die Gründung
eines neuen Bischofssitzes eine äusserst kostspielige Aufgabe ist. Ob-
schon die in Rom entstehenden Kosten durch Letbert, ^qui pcistorem
proprium sumptu «uo et corporis foHgatione huic eoclesie consHtuü^')
gedeckt waren, so gehörten doch bedeutende Summen zur würdevollen
Ausstattung und Repräsentation, und da Anselm weder eignes Ver-
mögen mitbrachte, noch von einem Fürsten eine Dotation empfieng,
so war er auf die Güter der Kathedrale und auf eine möglichst hohe
Besteuerung der Kirchen seines Sprengeis angewiesen, und je weniger
1) Sander m 427. 2) Sander a. a. 0. 8) So sagt von ihm das Todten-
bnch der Kathedrale za Toonay, Cousin p. 272.
Vn. Der Dichter. CV
diese besitzen mochten, da doch bisher die reichsten Yennfichtnisse
dem Bischofesitze zu Noyons zugefallen waren, desto empfindlicher
war der Stenerdmck. Fiel doch jene Stiftung obenein in das J. 1146,
wo in ganz Frankreich und Flandern eine grosse Hungersnoth herrschta,
waren doch gerade die reichsten Klöster der DiÖcese, wie 8. Peter zu
Blandigny, bereits ezimiert! Für Gerard allerdings besitzen wir ein
Zeugniss, das auf Angiiffe gegen die Unabhängigkeit und den Reich-
thum dieses Klosters hinweist, in der Grabschrift') des Abtes Walther
(1159--1163) heisst es:
fBlandinio lacrymas moriens, Walthere, relinquis,
Qui uigü aique pugü, catUus 'et acer eras.
Hinc est, quod toiiens Ramatn Bhemosque petisti,
Ne libertatem perderet aut reditus.'
Wie es sich aber auch immer mit der objectiven Berechtigung des
herben ürtheils über Anselm (Y 109 — 130) verhalten mag-: für unsem
Dichter geht daraus mit aller Wahrscheinlichkeit so viel hervor, dass
er in einer Stellung lebte, auf welche die Habgier des neuen Bischofs
ungehindert einwirken konnte, welche ihn aber anderseits nicht mit so
eisernen Banden umschloss, dass er zum stummen Dulden gezwungen
gewesen wäre, dass er nicht hätte sein Bündel schnüren und all das
Seine mit sich tragend sich eiaen neuen Wirkungskreis hätte erringen
können.
Will man des Dichters Stellung zum h. Bernhard (1091 — 1153,
Abt seit 1115) richtig verstehen, so muss man bedenken, dass YI 89
nach, Y 126 vor dem Eintreffen der TJnglücksbotschaften aus dem
Ohent geschrieben ist, dann aber den Zusammenhang der ersteren
SteUe schärfer ins Auge fassen, als es bisher meist geschehn ist.
Diese schildert die Habgier der Zeit, die keine sittliche Schranke
kennt und in der Erlangung des vorgesteckten Zieles, im Beichthum
allein, allerseits anerkannten Adel zu verleihen vermag. Als Meister
in dieser edeln Kunst wird in der ersten Hälfte (Y 67 — 108) der Papst,
in der zweiten (109—130) Anselm von Toumay genannt, beide erhalten
ein diametrales Gegenbild: der Simonie des Papstes wird Petrus und
Paulus, die keinen andern Reichthum kannten, als die Gnade des
Herrn und die Tausende von Menschenherzen, welche sie dem Evan-
gelium erschlossen, dem Bischof von Toumay wird Bernhard von
Clairvaux gegenübergestellt, d&i — im Sinne eines Anselm und
seiner Gesinnungsgenossen — so dumm sei wie Petrus und Paulus
(vgL 102, 126), lauter vergebliche, unerspriessliche Arbeit thue, nie
1) Suider I 284.
CVI VU. Der Dichter.
ein in Mark und Schillingen und Pfennigen darzustellendes Geschfift
mache und ewig ein armer Schlucker bleibe. Liegt in den yier Gleich-
nissen 127 f. 80 zunächst und gewiss die Anerkennung, dass er von
weltlichem Eigennutz schlechterdings frei sei, so kann man ja bei
weiterer, positiver Ausschöpfong der Büder darin eine Anspielung auf
den in der mystischen Auslegung der dunkelsten biblischen Bücher
nach allegoria, tropoloffia, cmagoge unnütz verschwendeten Scharfsinn
oder auf die Tantalusarbeit des grossen Predigers erblicken, der, statt
wie fast alle andern dem erreichbaren Ziel materieller Wohlhabenheit
nachzvyagen, das Licht der ewigen Weisheit in einem an Lethargie
krankenden Zeitalter (YI 293), in Menschen, deren gute Vorsätze von
den anfluthenden Wogen der Sinnlichkeit immer wieder und wieder
weggespült würden, entzünden und brennend erhalten wolle — in jedem
Falle aber ist von Seiten der Ironie die selbstlose, opferfreudige Hin-
gabe an den geistlichen Beruf, die imsträfliche Reinheit des Characters
nicht deutlicher auszudrücken als durch das contrarium Anselms und
durch das simüe des Petrus und Paulus.
Allerdings dem Ideal des benedictinischen Abtes entspricht die
äussere Vielgeschäftigkeit des der stillen Klosterzelle nur zu sehr ent-
zogenen Bernhard wenig, und darum wird er nicht als Dritter im
Bunde Walthers und Balduins zugelassen (Y 500, 533 — 536) ; es genügt
nicht, zu grossen weltgeschichtlichen Unternehmungen die (Geister zu
rufen, es heisst auch, jene in verständigen Grenzen zu halten, diese
zu leiten und zum Siege zu führen, und so erscheint Bernhard YI 89
unserem enttäuschten und tiefverstimmten Dichter nur noch als der
summus magister hiandi. Wie der Wolf der Meister im Aufreissen
des Bachens ist, so Bernhard im weiten Of&ien des beredten Mundes
(YI 87 f., 90, 100, I 1043, Y 433 f.), in feuriger, alles mit sich fort-
reissender Bede, und wenn diese vordem von allen wie eine himm-
lische Offenbarung angestaunt wurde, so ward sie nach dem Misslingen
des n. Ereuzzuges von vielen verwünscht: ,ex predicatUme üineris
Hierosolymitani graue contra eum quorundatn hominum uei simplicUas
uel mcUignitas scandalum sumait, cum tristior sequeretur effectus,^ >) So
spiegelt unser Gedicht nicht bloss im Epilog, sondern schon im Beginn
des YI. Buches die öffentliche Stimmung des Jahres 1148 wieder.
Wir kommen zu Walther von Egmond.') Nach dem Tode
Morentiufl des Dicken, Grafen von Holland, bewirkte dössen Witwe
1) Gaofredi Vita Bemardi cap. IV. 2) Das Folgende nach Job. de Leydia,
Chronicon Egmnndannin , den Annales Egmnndani, Utrecht 1864 (Mon. Genn. Scriptt.
XVI 442—479) und Mabillon Ann. VI 121 f. Boimans verweist auf Van Wyn, Hnis-
zittend Leven p. 325 ff. und 298.
VU. Der Dichter. CVJI
Petronella, die bis zur Groasjährigkeit ihres Sohnes Dietrich die Begent-
schaft führte, die Wahl ihres £aplaiis Ascelin (oder Anselin) zum Abt
von Egmond (1124 — 1129), unter dem eine arge Misswirthschaft ein-
nss: die Klosterkirche wurde als unschön und zu eng niedergerissen,
die Güter fremden Zwecken dienstbar gemacht Die Beform gieng
Ton Andreas, Bischof von Utrecht 1128-— 1138, aus. ,Anfw Domini
uiüleaimo centesimo uigesimo nono cum monastervum Haecmundense
tarn in spiritudlibus qua$n in temporcUibus quasi dilapidcUum totaliter
fuiuet, et AnseUnua aJtibas uUerius praedictum monasterium guber-
nare nan ualeret, et iam inuitus reaignasset, in^ßvraiuü diuina gratia
qnsecpo Traiectensi et Petronellae, Comitissae JSollandiae, mittere
legatum ad Ämoldum abbatem Gandenaem pro monacho, qui idoneus
esset animas regere, exteriora d^aponere et lapsa promouere; qui con-
8iUo cum suis hdbito praepositum cwrtis eorum, quae dieitwr Lens,
WaUerum, quem frequenter prdbum et utilem prohauiit, misit. Quem
episcopus Andreas in uigilia itatiuitatis Mariae abbatem octauum
ordinaüU Egmundensis monasterii. Qui Waiterus, uenerabüis Abbas,
defectum in otnnibus inueniens, quid ageret, quo se uerteret, nisi ad
Deum et sancti AdaJherti pairocvnium, ignorauü. Sed processu iem-
poris Dei graUa, in qua muUum sperabat, prosperum in omtttbus
suocessum habuit, et omnia bene et ordinate tarn exteriora quam in-
teriora eomponi coq>erunt.' ^) Wir finden also Walther, dessen Hei-
math ebenso unbekannt ist wie die Zeit seines Elostereintritts, zuerst
als Mönch zu Blandigny — ein Mönch d. N. unterzeichnet die Urkunde
nr. 200 y« J. 1123 und schreibt als cancelUtrius die Urkunde nr. 202
im J. 1124, auf denselben Namen stossen wir dann erst wieder 1136
in nr. 216*) — dann als Propst zu Lens in Artois, einer von S. Peter
abhangigen geistlichen Besitzung, von hier wird er 1129 nach Egmond
berufen und am 7. September 1130 geweiht Unter seiner thatkräftigen
und geschickten Leitung gelangte das Kloster zu ungeahnter Blüthe:
die DiscipÜn wurde wiederhergestellt, die Zahl der Brüder beträcht-
lich vermehrt, eine neue Kirche mit zahlreichen Altären gebaut und
1143 mit verschwenderischer Pracht eingeweiht, die sonstigen Anstalten
erneuert, das Kloster durch die päpstliche Bulle vom 28. Februar 1139
exLmiert, die Besitzungen durch Schenkung, durch Kauf und Tausch
unter wirksamer Hilfe des Klostervogts Berwold bedeutend erweitert*)
und durch dies alles der Grundstein zu Egmonds Grösse gelegt
,Anno 1161 domnus Waiterus abbas, bonorum memoria dignus,
1) Chron. cap. 20, vgl. Sander I 252 , A. 1129 Walteros monaohas blandiniensis
fit ablMW egmnndaiuis in HoUandia.* 2) Van Lokeren, Chartes de l'abbaye de
S. Piene p. 126 ff. 3) Nftkeras Ghion. cap. 22—26.
CVni \n. Der Dichter.
po8t renouationem ordinis et Status Egmimdensis cenobii, post con-
structionem et ornatum tempU, post ckkustri et amnium offidnarum
ediflccUionetn, post fratrum de paruo numero in magnum aggregatio-
vem obiit 4 Kai, Decembris.' ^)
Vergleicheii wir damit die Darstellong unseres Dichters (V 456 ff.)*
Von der leichtfertigen Yerschlenderong der Klostergüter unter Ascelin
weiss er nichts; er sucht den Grund des sittlichen und wirthschaffc-
liehen Verfalls in dem masslosen Geiz von Walthers Vorgängern, aber
auch die Äbte vor Ascelin (Stephanus 1057—83, Athalard 1083—1124)
trifft der letztere Vorwurf nicht: verstanden sie auch nicht die ein-
trägliche £unst des ,do ut des', so fand doch unter ihnen immerhin
eine massige Bereicherung des Klosters statt, die freilich in gar keinem
Verhältniss steht zu der Fülle der Güter, welche dem Abte Walther
von allen Seiten zuflössen. Von besonderen Acten der Wohlthätigkeit,
von jener klugen Freigebigkeit, die mit der Wurst die Speckseite trifft,
ist bei jenen nirgends die Rede; hingegen treffen wir sie bei Walther
in seinen Beziehungen zu Berwold'), in seiner Stiftung ad uictum
pauperuM*)^ in den Einweihungsfestlichkeiten: ,dedicattim est templum
praesente Thtoderico eomite et uxare eius Sophia, et congregaio popuh
infinitae miUtitudinis , tanta praeparatione necessariorum a damno
Waltero ahbate prouisa, ut, qiU pt'aesentes fuerunt, numguam tali
dedicationi affuisse se hodieque testentur.^ ^) Der Dichter zeichnet das
Bild von Walthers Vorgängern nicht mit jener eingehenden Vertraut-
heit und Schärfe, wie sie die unmittelbare örtUche Nähe, das eigene
Miterleben , das Stehen inmitten der Verhältnisse zu gewähren vermag,
er malt nur die ihm durch die fama (471) zugegangene Kunde ohne
individuelle Einzelzüge weiter aus und schildert dann das Portrait
Walthers, am längsten wieder bei dem typischen Zuge des AyUaarog
verweilend. Auch mit diesem Tadel scheint er über das Ziel hinaus-
zuschiessen: eine Klosterreform lässt sich nur mit eisernem Arm
durchführen und, zumal im Xu. Jahrhundert und bei der ausser-
ordentlichen Steigerung der Einnahmen, nur mit derselben Strenge
behaupten, durch die sie geschaffen ist; anderseits wer sich so als
kluger Geschäftsmann bewährt, wer solch \mvergessliche Feste ver-
anstaltet, von dem sollte man doch auch erwarten, dass er im rechten
Augenblick zu lächeln verstände. Die persönliche Begegnung und
innige Verbindung unseres Dichters mit Walther wird «omit nicht in
beider Manneszeit zu setzen sein, die eine sachlichere und nüchternere
Auffassung begründet hätte. Das Bild des Jugendfreundes führt er
uns vor und malt es aus auf Grund von Informationen, die weder
1) Annal. p. 68. 2) Chron. cap. 23. S) Ghron. cap. 22 fin. 4) Aniud. p. 40.
Vn. Dor Dichter. CIX
den besonderen YerMltnissen Egmonds noch der weiteren Character-
entwickeliing Walthers hinreichend Bechnung tragen.
Sollen wir endlich den Mann nennen, der alle Tugenden Wal-
thers in sich vereinigt nnd auch dessen einzigen Fehler, die stan*e
Strenge, nicht besitzt, an deren Stelle yielmehr milde Süsse nnd
Freundlichkeit im Herzen trägt: es ist Baldnin von Liesborn, er
steht dem Dichter als Mensch wie als Abt höher als alle seine Zeit-
genossen.
Die Abtei Iiesboni')i der Überlieferung nach unter Karl dem
Grossen gestiftet, 1803 aufgehoben, der Reg. S. Benedicti ergeben
ebenso wie Egmond, im Sprengel von Münster gelegen und zur Erz-
diöcese Köln gehörig, war ursprünglich ein Nonnenkloster. Der unter
Bertildis und Oderadis beginnende sittliche und wirthschaftliche Ver-
fall desselben erreichte unter der letzten Äbtissin, Tideradis,*) seinen
Höhepunct, und obendrein wurde in dem Kampfe zwischen Lothar
Ton Sachsen und der Stadt Münster im Jahre 11£1 die Kirche von
üesbom mit drei andern Gebäuden durch Feuer zerstört; in Folge
dessen gelang es Egbert, Bischof von Münster, die Nonnen zu ver-
treiben und Mönche einzusetzen, und diese Umgestaltung wurde durch
päpstliche Urkunde 1131 bestätigt. Der erste Abt des neuen Mönchs-
klosters ist unser Balduin. , Primus ergo Monasterii Liesbomensis
Abbas Balduwinus, ex Dlustri stemmate Ck>mitum de Altena, frater
Arnold! ArchiEpiscopi Coloniensis; uti ex documento dicti ArchiEpi-
scopi anno 1144 dato et in archiuo nostro reposito liquet, in quo
dictom Balduwinum in terminis venerabilem fratrem suum appellat..*
So FuLsting p. 24% am Rande fügt er noch hinzu, dass dieser Arnold
den Kidser Friedrich Barbarossa gekrönt habe; und nun machen alle
folgenden Chronisten, Zurmühlen f. 6*, Tyrell s. a.«1130, sowie, die in
Kindlingers Handschriften enthaltene Series abbatum Liesbomensium
(K. Staats -Archiv zu Münster, Msc. 11 40 fol. 91) Balduin zu einem
Grafen von Altena, während Witt über seine Herkunft schweigt.
1) Litterator: Nordholf, Die Chronisten des Klostan Liesbom, Münster 1866.
Gedruckt ist von diesen nur die Chronik von Bemardns Wittins (f 1620) in Histotia
antiqnae occidentalis Saxoniae sen nunc "Westphaliae, Münster 1778, p. 748—778; eine
ongedmckte Geschichte der Abtei von demselben, die Orimm' KF. Einl. p. 84 anführt,
giebt es nicht Ajos der Bibliothek des Vereins für Westfülische Geschichte und Alter-
thoiBsknnde sind mir folgende drei Werke zur Benutzung fireundlichst übersandt:
a) Memorabilia Liesbomensia von Geozg Fuisting (Abt des Klosters 1651—1668), 104
pagg. sign. M. 168, b) Descrlptiones abbatiamm Liesbom etc., 1732, von Zurmühlen,
sign. M. 152, c) Chronicon Liesbomense von Pater Tyrell, 1826 abgeschlossen, uol. DC
(im Ganzen 40 BAnde), sign. M. 172. — Über einige Puncte hat mich der verewigte
Boger WUmans in einem Briefe vom 15. 10. 1880 gütigst beiehrt 2) So Fuisting,
tThiderade' Tyrell, ,Thidetrudis' Zurmühlen.
ex Vn. Der Dichter.
In der Urkunde von 1144 1), auf welche diese Angaben zurück-
gehn, bestätigt Erzbischof Arnold von KöLi den Klöstern 8. Marien
zu Münster (Überwasser) und liesbom den von dem Bischof Werner
zu Münster (1139 — 1150) ihnen gemeinschaftlich übertragenen Besitz
des Hofes Worma im Jülicher Lande; die hiehergehöhge Stelle lautet:
, Notum igitur ftUtiris et presenttbus, qui aqua et apiritu sancto renaH
8i*nt, esse uolumus, quod christianissimus homo Warnerus Monaste-
riensis ecdesie uenerabilis episcopus, curtern quandam Wortnam, ob
remecUum anime sue, ecclesie scmcte Marie in MofMsterio, et eccksie
beatorum martirum Cosme et Damiani in Lysbemen, communem
habendam in perpetuum, licita et legitima traditione, cum omn^bus
que ad eandem curtem spectant sihiis, pratis, Riuis, pascuis, agris
cultis et incuitis, Mölendinis dedit. Verum nee süentio volumus hoe .
preterire, quod quidam secularis vir, Harpemus de Buekestella diu
eandem curtem inu^aserat, et tam supranotatum Monasteriensem epi-
scopum, quam venerabilem fratrem nostrum Baldeuinum
Lysbergensis monasterii abbatem, iniusta sua peruasione mul-
tum et diu fatigauerat' Aus dieser Urktmde geht unzweifelhaft her-
vor, dass Balduin ein leiblicher Bruder des im Jahre 1144 amtierenden
Erzbischofs Arnold von Köln war. Aber in seinen weiteren Fol-
gerungen irrte sich Fuisting zwiefach: 1. er verwechselt Arnold I
(1137—1151) mit Arnold U (1151-1156), letzterer krönte Friedrich I;
2. er weist Arnold II, der älteren Annahme folgend >), dem Geschlechte
der Grafen von Altena") zu, während derselbe, wie Friedrich I Urkunde
vom 17. September 1156*) lehrt, ein Graf von Wied war. Arnold I ist
aber nach den neusten Forschungen') ein Herr von Banderode (jetzt Ran-
derath, Kreis Geilenkirchen), und so ergibt sich mit völliger Bestimmt-
heit: Balduin voji Liesborn ist der Sohn Harper I von Ran-
derath (—1094 — 1109—), Bruder Arnolds I von Köln (vorher Propst
1) Sie ist gedrackt bei Niesert, Münstersche Urkonden-Sammlong, 1827, 11 p. 166
und bei Erhard, Regesta historiae Westfaliae, 1851, IT, Regest. 1647, Cod. 244. Dieser
letztere Drack entstammt einem dem Jahre 1288 angehörenden Transsnmpte (Urkunde 9)
des Klosters Überwasser. Im Liesbomer Archiv liegt die Urkunde im Original gleich-
falls nicht vor, -wohl aber in einer Abschrift des XY. Jh., im Copiar Msc. 1. 99. fol. 19.
Der obige Text ist aus Erhard entnommen. 2) Wittius p. 816, Gftliöhsche Chronik
p. 283, von Steinen, Geedi. der Grafschaft Mark p. 96, der Irrihum beruht wohl auf
einer Verwechselung mit Bruno II von Köln 1182 — 1137, einem Sohne des GraCsn
Adolf I von Altena (Berg). 3) genauer gesagt ,von Berg', denn eist bei der Erb-
theilung im Jahre 1160 erhielt Eberhard, Sohn Adolf II von Berg, die in Westfiden
gelegenen Besitzungen als Qrafechaft Altena, genannt nach der 1152 erbauten Burg
Altena. 4) Lacomblet p. 269, vgl. femer Moerckens, Gonatus chron. p. 110, Mooyer,
Qnomasticon p. 28, Giesebrecht IV 2, 349, Ennen I 877. 5) Mooyer a. a. 0., Ennen
a. a. 0., Grote, Stammtafeln p. 170.
Vn. Der Dichter. CXI
zu S. Andreas daselbst) und Harper des Zweiten (— 1147 — 1157 — ).
Dazu stimmt der umstand, dass wir die Herrn von Randerode im
XTTT. Jahrhundert als Vögte des oben genannten Elostergntes Worma
bezeugt finden.^)
Der Tradition nach') ans der Abtei Werden zur Leitung von
liesbom berufen^ wurde Balduin am Freitag vor Palmamm, 21. 3. 1130'),
in Freckenhorst vom Bischof Egbert zum Abte geweiht, nach Zur-
mäklens Angabe^) zugleich zum Magister. ,Zn Liesbom hatte seit 1121
nach dem Brande alles wüst gelegen. Er musste also mit den 8einigen
im geist- und zeitlichen alles von neuem beginnen, Elostergebäude
und Kirche errichten, daher that es auch noth, dass Egbert einen
Mann von vornehmer und reicher Familie zum Abten erwählte' (Tyrell).
Urkundlich bezeugt sind aus der 2ieit seiner Verwaltung eine ganze
Beihe von Schenkungen, Austauschungen und Privilegien, die dem
Kloster zufielen; aus ihnen sind wir berechtigt zu Rückschlüssen auf
den Geist, in welchem er die Anstalt leitete: ,huius laudabilis uitae
fiamam, sanctae conuersationis exemplum, religionis aemulationem, ad
Deum deuotionem, ad proximos pietatem, ad se humilitatem et uitae
aosteritatem, ad subiectum sibi gregem soUicitudinem , puto, nee
Demosthenis eloquentia, nee Ciceronis facundia digne satis exprimeret.'')
Er starb am 9. Dezember 1161, sein Nachfolger war Franco.
Erwfigt man nun, dass der Name Balduin in den gleichzeitigen
Urkunden von Blandigny nirgends begegnet, dass unser Dichter wohl
Walthem, aber nicht Balduin zum Besuche nach diesem Kloster
kommen lasst (V 456), dass derselbe Walthem ausdrücklich (V 499,
501 f.) auf den Werth und die Ebenbürtigkeit des Abtes von Liesbom
hinweist und auf diesen den vergleichenden Blick des Egmonder
Freundes gleichsam zuerst hinzulenken scheint, dass Balduins Bruder
Arnold, soweit unsere Quellen reichen, in Köln seine gelehrte Erzie-
hung empfieng und nicht nach Flandern und Fraukreich zu reicheren
Bildungsquellen wallfahrte, so darf man folgern: Balduin war nicht
Könch von S. Peter zu Qent,' nicht Mitschüler Walthers. Erwägt man
femer die für einen Fläming nicht recht verständliche Schwärmerei
für die Gereonssäule zu Köln, die über alle Wallfahrtsstätten der Erde,
selbst Roms und Jerusalems wiederholt erhoben wird, und das über-
1) Wilmans, WestflUisches Urkondenbnch m nr. 429 vom Jahre 1244 und nr. 766
vom J. 1266. 2) ,Ex Monasterio Worthinensi inxta tnditionem et maiomm opi-
nionem postuUtiu institaitnr* Fnisting 24*. Äbte von Werden in dieser Zeit %aren
Uitberd, Graf von iBenbeighe 1113—1120, Berengot Graf von Westerborg 1120—1126,
Beraard von Wefelkoven 1125 — 1138 (Schnncken, Geschichte der Beichsahtei Werden
p. 75 f.). 3) Fnisting , 1131 *, aber mit dem Zusatz , sab Honorio papa*. 4) fol. 6«.
Ol "Wittius p. 756.
CXn Vn. Der Dichter.
schwengliche Lob, welches Balduin gespendet wird, an dem nichts ist
als eitle, lautere Vollkommenheit, also dass, wie jene Säule der hei-
ligste Gegenstand, so er der heiligste Mensch ist, der in den Gesichts-
kreis des welterfahrenen Dichters getreten, grösser und herrlicher als
ein Gerhoh von Eeichersperg, ein Petrus Yenerabilis, so kann man
sich des Gedankens nicht erwehren: hier blickt durch den wfilschen
Fimiss, den der in westlicheren Gegenden gereifte Dichter über sein
Werk getüncht hat, das tiefe Heimathsgefühl , die unvergänglichen
Eindrücke der ersten und schönsten Jugend durch, hier schweigt der
prüfende Verstand, hier spricht die liebe, die den geliebten Gegen-
stand im Lichte fleckenloser Vollkommenheit erblickt und mit dem
Nimbus des Göttlichen verklärt.
Führt uns schon die Gfr^ca scUix, der p<itriarcha PcU^sHni
iempli^) und der Arabs d^mon in das Zeitalter der Ereuzzüge, so
beschäftigt sich in besonders eingehender Weise der Epilog mit dem
IL Kreuzzuge.
Eugen ni (1145 — 1153) erliess auf die von Ludwig VII und
dem Hoftage von Bourges gegebene Anregung hin am 1. März 1146^)
ein Anschreiben an König Ludwig, die französischen Grossen und das
franz. Volk, worin er sie zum Kreuzzuge aufforderte, der nun eon-
silio et iu88u pap^ (VII 481) ins Werk gesetzt und von S. Bern-
hard, dem Meister in gewaltiger Rede (VI 89), in Frankreich und
Deutschland gepredigt wurde. Durch Wort und Schrift entflammte
Bernhard den Zorn vieler Hunderttausende gegen den vordringenden
Islam (Vn 477 f.), die allgemeine Begeisterung erschien wie ein Werk
des h. Gieistes: alle die ,fornicaiare8, raptores, homicid^, periuri, in-
cendiarii ' (Gerhoh) wurden durch Bernhards Busseruf erweckt, um ihre
Sündenschuld durch die Wallfahrt nach dem heiligen Grabe zu tilgen
(Vn 483 f.); obendiesem gelang es auch leicht, den Kreuz und Juden-
verfolgung (Vii 603) 1146 am Rhein erfolgreich predigenden Mönch
Radulf in seine Schranken zurückzuweisen.
Es begannen nun die Verhandlimgen über den einzuschlagenden
Weg. Unser Dichter (VH 465 f., 667—670, 689, 697, 703 f.) steUt
die Sache so dar: Roger >) habe gefürchtet, dass die Kreuzfahrer durch
1) Zar Entstehungszeit unseres Gedichts war es Fideher \ dass auch er der wöl-
fischen anaritia ergeben war, bezeugt Wilh. Tyr. XYII 9, 10 , od oonducendas mUUum
eopias sHpmdia (xmira morem aimm non paroe ministrauU, iemporia aaliafaden» neoessüaÜ/
2) Ein früheres Schreiben des Papstes vom 1. December 1145 ist streitig, vgl. Giese-
brecht HE 1. 471 f., Kugler Studien zur Gesch. des II. Er. p. 1— 8. 3) bald Herzog
(466, 669), bald König (668, 689) genannt. Boger war seit 1128 Herzog von Apulien,
seit 1180 (Vertrag mit Anaclet II zu Benevent, bestHtigt von Innocenz U 1139 za
Mignano) König von Sicilien.
Vn. Der Dichter. CXIII
sein Reich ziehen würden und, um dies zu hintertreiben, den Papst
bestochen, der infolge dessen jenen den Marsch durch das griechische
Kaiserreich empfohlen hätte. Diese Auffassung ist in allen ihren
Tfaeilen falsclu 1. TVeit entfernt mit Besorgniss auf den Durchzug
des Ereuzheeres hinzublicken , wollte Roger gerade umgekehrt dasselbe
nach seinem Reiche locken, um es gegen seinen Hauptfeind, den grie-
chischen Kaiser, zu verwenden >), deshalb erklärte er schon 1146 den
Gesandten König Ludwigs gegenüber sich gern bereit, das Heer mit
Zufahr zu versehen, in seiner Flotte nach Syrien fahren zu lassen
und womöglich selbst an dem Zuge theilzunehmen, imd diese Erklä-
rung Hess er durch seine Gesandtschaft auf der Reichsversammlung
zu £tampes 16. Febr. 1147 mit aller Bestimmtheit und mit den drin-
gendsten Warnungen vor der Treulosigkeit der Griechen wiederholen.*)
Als aber das Unglück da war, konnte man dein Grund für die Zurück-
weisung des bequemeren Seeweges auf deutscher Seite leicht in der
Furcht Bogers vor dem Zuge Konrads nach Rom und Süditalien suchen,
wahrend dieser als Gast Rogers und als Bundesgenosse Lud-
wigs die Position des Normannen dem Papste gegenüber eher zu
kräftigen als zu schwächen geeignet war und gerade die Ablehnung
seiner Vorschläge den Sicilier mit zu der den Kreuzfahrern so ver-
hangnissvollen Kriegserklärung gegen Konstantinopel bestimmte.
2. Zwischen Eugen und Roger bestand sowenig ein geheimes Ein-
verständniss, dass vielmehr alle gleichzeitigen Päpste — von dem
schtsmatischen Anaclet H natiirlich abgesehn — dem Sicilier tmd
seinem Bestreben, ein grosses bis an die römische Grenze reichendes
süditalisches Reich zu begründen, feindlich gegenüberstanden; auch
Eugen hatte ihn nicht belehnt und lebte mit ihm in vielen Streitig-
keiten. Erst in der zweiten Hälfte des Jahres 1148, als Eugen gegen
die republicanischen Gelüste Arnolds von Brescia und des römischen
Senats ein Heer warb, wurde er, da weder von Deutschland noch von
Frankreich Hilfe zu erwarten war, in die verhasste Bundesgenossen-
schaft mit Roger, der ihm freiwillig Unterstützung anbot, hinein-
gedrängt, und auf diese Frontveränderung darf man vielleicht die sich
in unserem Gedicht wiederspiegelnde Volksmeinung von einem gemein-
samen Vorgehen beider gegen den Seeweg zurückführen. Ganz hin-
fällig ist vollends die Mär von dem Judasgelde, das der Normanne
dem Papst in die Hand gedrückt haben soll: ihm, dem eifrigen Cister-
cienser*), wird von allen Seiten die strengste Unbestechlichkeit und
1) Giesebrecht IV 2, 268. 2) Kuglet p. 94, 103. 3) vordem Abt dea
nahe bei Born gelegenen CistercienserldosterB S. Anastasio , Schüler des h. Bernhard ;
daher im Gedicht zweimal monadnts genannt (VII 468, 672).
Voigt, Ysengrifflns. h
CXIV vn. Der Dicht«.
üneigeDnützigkeit nachgerühmt^), nur besass er nicht die Kraft, über
seine verderbte Umgebung, die curia Romana, Herr zn werden: tcan-
scius erat ^gritudinis laterum suorum, sie enim assessores et con-
siliarios conaueuerat appeUareJ' *) Der Dichter unterscheidet in seinen
Angriffen auf den Papst nicht Person und Institution, sieht von jener
sogar soweit ab, dass bei ihm Corvigar den Wolf zum Papst nach
Rom schickt, obwohl derselbe damals, als diese Stelle geschrieben
wurde, in Frankreich und Deutschland (März 1147 — Mitte 1148;
December 1147 — Februar 1148 in Trier, März und April 1148 in
Reims) verweilte. Jedenfalls sind diese erbitterten Invectiven ein
Zeugniss dafür, was man dem durch den Ausgang des 11. Kreuzzugs
moralisch geknickten, durch die Abhängigkeit von Roger und die
inneren römischen Wirren politisch geschwächten Papstthum damals
im deutschen Lager zu bieten wagte. 3. Die Vereinbarung über die
Marschroute') wurde ohne jede Einmischung Eugens auf den Ver-
sammlungen zu Chalons (2. Febr.) und !^3tampes getroffen: man ent-
schied sich für den Weg der Kreuzfahrer von 1097 um so lieber, als
Konrad mit dem griechischen Kaiser befreundet, mit Roger bitter
verfeindet war. Der Papst stand diesen Verhandlungen vollständig
fem; richtig ist nur, dass er den gefassten Beschluss billigte, insofern
er anfangs daran die Hof&iung auf Beendigung des Schismas zwischen
der griechischen und römischen Kirche knüpfte; als aber Bischof
Heinrich von Mähren, der in diesem Sinne auf Konrad zu wirken
beauftragt war, die Wendenfahrt dem Kreuzzüge vorzog, Hess er den
Plan sofort und vollständig fallen.^)
Mitte Mai 1147 zog nun das deutsche Heer durch Ungarn und
das griechische Reich über Belgrad, Nisch, Sofia, Philippopel und
Adrianopel nach Byzanz ; wenige Meilen vor dieser Stadt ereignete sich
der Unfall, dessen VII 675 f. gedacht wird.*) Am 7. September kamen
die ermüdeten Pilgerschaaren in die schöne und weite, von zwei klei-
nen Strömen, dem Athyras und Melas, umflossene Ebene von Choe-
robacchi; hier beschlossen sie zu rasten, um am folgenden Tage das
Fest der Geburt Mariae froh zu begehn, ^fateor, sagt Otto von Frei-
sing, ^toto expediUonis tempore numquum l^tiora habuimus tdber-
ncLCiüa; numquam, quantum ctd sensus iudicium, tnaiorem ambitum
occupauercmt terUoria,' Früh am 8. September um die Zeit der Nacht-
mette fiel ein sanfter Regen, welcher plötzlich in den heftigsten
1) Neandor Y 259 f., 382 f. 2) Hist. pontif. cap. XXI. 3) Kogler p. 108.
4) Kugler p. 105, 107. 5) "Wüken m 1. 122 f., Giosebrecht IV 2, 272, Kugler p. 123,
Grantoff, Chronik des Franciscaner Lesemeisters Detmar, s. a. 1146 p. 38 ,0k in ener
tyd %Derm w mi dem ganixen heere in eme daU, dar etowede up m beke, unde vordrmMk
des Volkes een grot deel unde ere gherede \
Vn. DerDichtar. CXV
Pktzregeii übergieng; zu gleicher Zeit wurde das Tlial von einem
färchteiiichen Wasserstrom, der sich von dem Gebirge nach einem
Wolkenbmch herabstürzte, überschwemmt, die beiden noch am Tage
so kleinen nnd seichten Flüsse schwollen mit xmbegreiflicher Schnellig-
keit nnd traten nngestüm über ihre Ufer; ein schrecklicher Sturmwind
stäizte die Zelte um und liss sie fort mit dem Wasserstrom in das
nahe Meer, noch ehe die Wallbrüder ihr Lager verlassen und von der
Betäubung des Schlafes sich ermuntern konnten. Schaudervoll war
die Yerwirmng, welche noch durch die dichte Dunkelheit der Nacht
vennehrt ward, und klägliches Angstgeschrei erfüllte die Luft Die
Bitter und, wer sonst ein Boss hatte, suchte sich mit dessen Hilfe
darch die Wasserfluth und die angeschwollenen Ströme zu retten,
wenige hatten Ruhe und Fassung genug, zweckmässige Mittel der
Kettung zu wählen, viele stürzten sich in der Verwirrung in die brau-
senden Ströme und ertranken, andere hiengen sich angstvoll an die-
jenigen, welche durch Fertigkeit im Schwimmen sich retten konnten,
^d zogen sie mit sich in den Tod. Den Verlust an Menschenleben
beziffert Odo von Deuil, der den Ereuzzug im französischen Heere
mitmachte, auf viele Tausende, die übrigen Quellen schweigen über
die Zahl der Untergegangenen.
Das erst Mitte Juni aufbrechende französische Heer erlitt auf
diesem Marsche (ausser der Beschädigung durch die Komanen und
Petschenegen bei Eonstantinopel) keine andere Widerwärtigkeit, als
soviel die nothwendige Folge des vorangegangenen Durchzugs der
DeutBchen war, die von Philippopel bis Adrianopel in fortwährenden
Feindseligkeiten mit den Einwohnern des Landes gestanden hatten:
die zahlreich auf den Wegen noch umherliegenden, unbegrabenen
Leicbname der erschlagenen Deutschen verpesteten die Luft (pesti-
CVS aer YH 673) und erregten unausstehlichen Ekel-O
Mit der Ankunft der Kreuzfahrer in Byzanz und dem Zuge durch
Kleinasien beginnen dann die Klagen über die doli Graiorum
(TU 671), fr aus Argolidum (674). Die Berichte von der Bosheit
^d Tücke der Griechen, denen Wilken nach Odo von Deuil unein-
geschränkt zustimmt, sind bekanntlich durch die neuere Kritik viel-
^h auf Vorurtheil und nachherige Erbitterung zurückgeführt worden
^d entsprechen nur zu einem kleinen, politisch entschuldbaren Theile
der Wahrheit; unser Dichter folgt der damaligen Volksmeinung, wo-
oach die Griechen durch Falschheit und Verrath die christlichen
Heere absichtlich ins Verderben geführt hätten. Um Einzelnes her-
vorzuheben, sei an den verunglückten Vormarsch Konrads auf Iconium,
1) Wüken m 1, 138.
CXVI vn. Der Dichter.
an das geheime Emverständniss der Griechen mit den Türken, an
das Ausbleiben der dem König Ludwig versprochenen Führer wie an
den Yerrath der griechischen Beamten von Attalia erinnert, die durch
Nichtsteilung der vertragsmfissig zugesicherten Wegweiser die völlige
Aufreibung des französischen Fussvolks auf dem Zuge nach Tarsus ver-
schuldeten. Mit der frans aufs innigste verbunden ist die Klage wegen
der schlechten Verproviantierung {famea 671, 674), wozu als Beleg
noch die auf dem Marsche König Ludwigs vom Kadmosgebirge nach
Attalia (Januar 1148) entstehende Hungersnoth angeführt werden mag.
Die "Wuth des Meeres endlich {pelagi rahies VII 673), die
auch als Ursache von Verlusten angegeben wird, kann sich nur auf
die Seefahrt der vielleicht mit den englisch -niederrheinischen Pilgern
vereinigten 0 Trümmer der Otto von Freisingschen Heeresabtiieilung
beziehen: der Sturm zerstreute die Flotte und bereitete mehreren
Schiffen den Untergang; viele, darunter Bischof Udo von Zeitz, büssten
das Loben ein, die letzten Überbleibsel dieses Heeres kamen am
10. April 1148 in Jerusalem an. — Damit sind die Anspielungen
unseres Gedichtes auf den Verlauf des 11. Kreuzzugs erschöpft
So war das mit den kühnsten Hoffnungen von unübersehbaren
Schaaren unternommene Werk kläglich gescheitert; der beginnende
Frühling 1148 brachte die ersten Nachrichten des grauenvollen Miss-
geschicks nach dem Abendlande, Trauerbotschaft folgte auf Trauerbot-
schaft, vor der allgemeinen Verzweiflung entwich der Papst nach
Italien. ,Die furchtbarste Tragödie ist aus', klagt unser Gedicht,
, Deutschland und Frankreich sind vernichtet, der Himmel erröthei die
Erde weint und Hohngelächter ertönt aus der Hölle, die Welt geht
unter* (VH 468 ff., 473—76, 489 f., 501—4, 659—662, 663, 672).
, Diese aus tiefster sittlicher Entrüstung in so beredten Worten und
so nachhaltigem, leidenschaftlichem Pathos hervorquellenden Klagen —
tragen sie nicht unverkennbar den Stempel der Zeit, in welcher die
Kunde von dem entsetzlichen Untergang des grössten Theiles der
Kreuzfahrer eben das Abendland durchzitterte? Es muss demnach
als durchaus wahrscheinlich bezeichnet werden, dass unser Dichter
unter dem frischen Eindruck jener erschütternden Nachricht — von
der wohl Salaura, aber nicht die im Namen der Übrigen sprechende
Becca Kenntniss hat — seinem eben vollendeten Werke diesen, wenn
man sich über die aus besonderem Grunde gewählte geschmacklose
Einkleidung hinwegzusetzen weiss, wahrhaft grossartigen Epilog an-
fügte.'«)
1) Do gestis Frid. I cap. 58, Wilken m 1, 269, Anm. 11, Kngler p. 182 f. —
2) W. Bnichmann.
VU. Der Dichter. CXVII
Aber nicht bloss die Klage am Scblass, das ganze YI. und
YU. Bnch moss im Jahre 1148 nnter dem auf Gemüth und Geist des
Dichters stark wirkenden Bracke der Unglücksnachrichten aus dem
Orient geschrieben sein. V 100 £L und 1307 ff. weiss er noch nichts
von dem Yerrath des Papstes an den Kreuzfahrern, seine Stellung zu
Bernhard von Clairyaux ist verändert, die Satire gegen das Mönchthum
hört auf, dafür wird das im m. Buche so zart behandelte Königthum
und mit den allerscharfsten Waffen das Papstthum angegriffen, das
grosse Mysterium der heiligen Messe wird, wenn auch nur in seinen
Torbereitenden Theilen, karikiert, der bevorstehende Weltuntergang
wird als noth wendiges Schlussglied einer langen, vom ersten Sünden-
fall bis zu Eugens Perüdie reichenden Reihe von Herausforderungen
der göttlichen Langmuth und Güte hingestellt, alttestamentliche und
antike Anspielungen begegnen häuJBger als vordem. Der Dichter eilt
zu Ende, arheitet nach dem einmal festgesetzten Plane sein Pensum
rasch auf, geht über Bindeglieder der Erzählung noch schneller als
sonst hinweg, nennt von den 66 Wildschweinen nur 6 beim Namen,
wahrend er jedem der eiK Wölfe des IV. Buches einen, ja mehrere
Eigennamen zuertheilt hatte, der Dialog wird, zumal im Anfang des
TL. Buches, kürzer und an neuen Motiven ärmer, die Einführungs-
formeln desselben werden auf das äusserste Mass beschränkt oder fehlen
ganz, die Gleichnisse werden spärlicher, kurz der Umfang der Bücher
verringert sich merklich gegen die älteren Partieen. In der Prosodie
greift grössere Nachlässigkeit Platz (vgL Daeus, sinus, iugis)^ einige
metrische Besonderheiten können auch auf die wachsende Abspannung
des Schreibers der Stammhandschrift bezogen werden. Der Dichter
bat den Humor noch nicht verloren, wie auch die geschickte Wieder-
einlenkung in den scherzhaften Ton YU 677 ff. zeigt, aber er ist nicht
mehr der Alte: die Stirn ist gefurcht, das Auge lacht nicht mehr
schelmisch, und in den Mundwinkeln zuckt der Gram über eine zu
Grabe getragene Hofbung. Eine Wiedergeburt der abendländischen
Menschheit hatte er mit den Besten seiner Zeit von dem Kreuzzuge
erwartet, und eben dieses Unternehmen war es, dessen tragischer
Ausgang dem deutschen Herzen den Best des Vertrauens in die Zukunft
benahm und das unter Konrad m ohnehin immer tiefer sinkende
Vaterland an den Band des Verderbens brachte.
Bach VI und VU sind somit nicht eher als im ErühHng 1148
begonnen und im Herbst des Jahres beendet; für die ältere Hälfte des
Werkes fehlt es an einem festen terminus a quo. Die ersten 4 Bücher
onnangeln des chronologischen Anhalts der Personalsatire völlig, das
fönfte Buch wird in der Zeit geschrieben sein, wo Anselm, der mit
seinem Ausbeutungssystem gewiss langsam vorgieng, auch das hart
CXVni vn. Der Dichter.
an der Nordgrenze seines Sprengeis liegende Gent in strengere Con-
tribntion nahm, eine Ck)ntribution, die um so drückender war, als erst
1146 eine Kreuz zugsstener durch ganz Frankreich unerbittlich ein-
getrieben war (Matth. Paris, ad a. 1146) und Eugens gleichzeitige Hof-
haltung in Frankreich grosse Summen verschlang, also 1147. Man
wird deshalb behaupten dürfen, dass der Ysengrimus in den Jahren
1146—1148 abgefasst ist, und zwar, wie das anfängliche Schwanken
in der Prosodie (vgl. laicits und monachtM) lehrt, in der uns vorlie-
genden Eeihenfolge der Bücher.
Die als Vorboten des drohenden Weltunterganges mitgetheüten
Naturereignisse (YII 621 — 658) vermögen wegen 618 HorribÜea
longum pr^fremuere mm^ nicht zur Schärfung des Entstehungsdatums
beizutragen. Anderweitige Zeugnisse für XJmkehrung der Jahreszeiten
und Erscheinung des Nordlichts besitzen wir schwerlich aus dem hier
in Frage kommenden Zeitabschnitt; bei der Sturmfluth denkt Giimm
(Einl. p. 88) an die vom J. 1135, doch legt die in den Praesensformen
635 f., 642 hervortretende Lebhaftigkeit der Darstellung wie der eifrige
Protest des Dichters gegen den friesischen Urtheilsspruch den Gedan-
ken an eine jüngere Überschwemmung näher, an die von 1143^); 655 f.
wird man an die beiden Sonnenfinsternisse') vom 2. August 1133
(1132 nach Ajm, Bland.) und 26. October 1147 zu denken haben.
Alles, was wir vom Leben des Dichters wissen, beschränkt
sich auf die inneren Zeugnisse, 'die wir in den bisherigen Erörterungen
klar zu stellen versucht haben, einerseits und auf das äussere Zeug-
niss der Handschrift h anderseits.
Nach dem letzteren hiess er NiuarduB und war magist er.
Alle Bemühungen, einen Mann dieses Namens und Standes aus dieser
Zeit und Gegend urkundlich nachzuweisen, sind fruchtlos geblieben.
Der Eigenname selbst ist aber so häufig, dass Willems') nicht nöthig
hatte, Siuardua zu corgicieren : eine ganze Eeihe von Belegen findet
man bei Förstemann, Altd. Namenbuch I 960, und bei Mono, Quellen
und Forschungen 1830, I 23 f., femer steht der Name bei Du Plessis,
Histoire de Teglise de Meaux IE nr. 165 und 226 und Mon. Germ.
Scriptt. y 47, Niuardus hiess der jüngste der fünf Brüder Bernhards
1) Mon. Oerm. Scriptt. V 29. 2) Für die entere vgl. Ann. Egmnnd.
s. a. 1183 fEodem tmnoy 4 Non, ÄvgusH, sexta kora diei aol obsetmUuB ett, non
nubibus teotua, sed defectum nn passua, tantaeque tenebra« fttenmt, vi dka in nootm»
oonuersw uideretuTf et steUae nuüo obstante nubüo sicut in nocU appanreni. Nee putet
quisqnam, cum oetaua fwrit hma, eelypaim naturalem 8olem passum, cum
eclypaia aoHs fieri non soieat kma tanto dierum spado ab ipeo remota, aed iantum quamdo
wb eo in edypIAoa linea per dtraetum fuerü et auni «n eoUu ad et bma', fflr die letztere
Ann. £gm. ad a. 1147 und Wilken m 1. 162, Anm. 12. 8) Belg. Moseiun YI
(1842) p. 427.
Vn. Der Dichter. CXIX
von dairvanz (Bouquet XV 660), und alle diese Namen gehn zurück
auf den heiligen Niuardus, Erzbischof von Reims im YII. Jahrhundert
(üsuardi Martyrologium p. 147), von dem wir Predigten im cod. 9192
der Bibüoihek zu Cheltenham*) besitzen. Die Glaubwürdigkeit dieser
Verfiassemotiz wird durch den Zusatz magister^ wenngleich nicht
über jeden Zweifel erhoben, so doch ohne Frage bedeutend erhöht.
Denn der Dichter war nicht , Geistlicher des Klosters von S. Peter zu
Gent' (Glimm, Einl. p. 84 f.) — man lese nur die Characteristik des
Abts von Blandigny V 870—888, 940—954, so spricht Niemand von
dem Abte seines Klosters, mag man die Grenzen der Redefreiheit noch
so weit stecken — , nicht Abt — sonst würde er Walther und Bal-
duin als fratres, conflrcUres^ nicht als patres (V 501, 537) angeredet
und jenem nicht Strenge vorgeworfen haben ; als Abt musste er wissen,
wie leicht der alte Schlendrian wiedereinreisst und dass wahre Zucht
nur da auf die Dauer aufrecht erhalten werden kann, wo das ganze
Auftreten des Abtes den tiefsten sittlichen Ernst, die Entschiedenheit
und Willensstfirke eines consequenten, der vollen Yerantwortung ein-
gedenken Characters offenbart') — sondern Magister, als ein Mann
von umfassendster Gelehrsamkeit auf allen Gebieten der mittelalter-
hohen Wissenschaft, der zugleich, nicht bloss in Büchern, sondern
auch im Leben heimisch, mit allen Schichten des Volkes auf seinen
Wanderzügen verkehrt und mit dessen Sprichwörtern, Aberglauben,
Sitten und Gebräuchen vertraut geworden ist, als ein Meister der
Bialectilc, dessen Schlagfertigkeit und Vielseitigkeit nicht ein pünct-
licher HorensSnger, vielmehr nur ein tagtäglich im Feuer kämpfender
Streiter zu erringen vermag, als ein freier Mann, der, unbehindert
durch die Schranken und Rücksichten des Amtes, jederzeit den Wander-
stab zu ergreifen und anderswo sein Catheder aufzustellen bereit ist.
Die inneren Zeugnisse anderseits lassen mehrfache Com-
binationen zu, von denen vielleicht die folgende einige Wahrschein-
lichkeit für sich haben dürfte: Im ersten Jahrzehnt des XU. Jahrh.
an der deutsch -belgischen Grenze aus edelem Geschlechte entsprossen,
wurde der Dichter im Kloster S. Peter zu Gent unter Abt Arnold I
zum geistlichen Stande erzogen, studierte dann der Sitte seiner Zeit
gemäss zu Paris, wo er unter Anderen Obizo, nicht aber den damals ')
abwesenden Abälard hörte, und kehrte nach einer Wanderung durch
Nordfrankreich, die Niederlande und den NW. Deutschlands nach Gent
zurück, wo er Domherr imd Scholasticus an der Kirche S. Pharahildis^)
1) Unter dieser Kummer fOhrt Sir Thomas Phillipps in seinem Cataloge , Nioaidi
Bemensis archiepiscopi homeliae, sec. Xu' aof. 2) Vgl. "Wattenbach Geschichts-
queU0n>*n 72 f. 3) 1121—1136. 4) WanücOnig I 438 ff., 443, n 2 und das
rrknndenbuch II 2 p. 16, 42 ff.. Gramer Oesch. d. Exz. u. d. Untezr. in d. Niedarl. p. 248.
CXX Ym. Ysengzimus abbreoiatas.
wurde und in dieser Stellung den Ysengrimus gegen Ende des Jahres
1148 abschloss.
Vlll. Ysengrimus abbreulatus.
ff. Cod. lai 4° nr. 2 der Königl. Bibliothek zu Berlin, aus Daniel
Sudermanns Sammlung, früher 178, jetzt, nachdem fol. 1 und 178
(Fragmente des Statius enthaltend) besonders gebunden sind, 176 Quart-
blätter von verschiedener Breite, Höhe, Farbe und Glätte des Perga-
ments umfassend, von verschiedenen Händen von der Scheide des
Xn./XTTT. bis zur Normalschrift des XIV. Jahrhunderts, beschrieben
von Bethmann im Archiv Vm 833 f., enthält 1. Esopus (2* — 19»»),
2. Paradüus Wibrandi de Wide (20*— 33**)^), 3. YsengrimtM (34»— 44»»),
4. Visio quedam de digputcUione corporis et cmime (45* — 50»*)*), 5. eine
Reihe gereimter Lieder (50*» — 62*, nämlich a) Ecce rmmdus inoritur^),
b) Antequam Iu4icii, c) Dare numquam deficit, d) Laus et honar
pueris^)^ e) Intendo karis8ime'^\ f) Multi sunt presbiteri^\ g) üt mUlus
facüiter pratie mtdieri, dann geistliche, zumal Marienhymnen), 6. De
mysteriis sanctae ecclesiae (63' — 75»*)'), 7. Rosarius Bolandi de Mirica
(76»— 94»)»), 8. Liher Theoduli (95*— 100»>), 9. Geta (101*— 110»*),
10. Persius (111' — 124', das älteste Stück des Sammelbandes), 11. Mar-
bodi*) de omamentis uerharfji/m (124»*), 12. eine Urkunde des Decanus
et Consules opidi Bekemensis vom 11. Juni 1209 (125'), 13. zwei ritJimi
(125»*, a) Treuigene ptiei-i colite ludum heri, b) 0 mira karitas)^
14. Brito metricus magistri Biitgeri (126' — 156»*), 15. Homerus
(157'— 177'). — Als Eigenthümer des Geta nennt sich f. 101' lohan-
nes Valkemieer (saec. XIV). Die ganze Sammlung wurde schon im
XV. Jahrh. in einem grossen Kloster vereinigt; auf dem Vorblatt, steht
die Signatur 51 poetrie und das Inhaltsverzeichniss (beides saec. XV) :
1) Die Anfangsbuchstaben der Verse des Prologs ergeben aJber Wamerwa
Baaüienna me focU; vgl. Eberh. Labor. III 89 f. 2) gedrackt in Kangans Frühlings-
gabe p. 85 — 98 und in W. Mapes p. 95—106. 8) W. Mapes p. 149. 4) B. Peiper
in der Zs. f. d. PhU. V 179—186. 5) = Ethica Ludulfi 1—44, bei Peiper a. a. Ö.
p. 173 ff. 6) Da H6ril, Poösiee pop. 1847 p. 12. 7) von loannes de Garlandia,
vgl. Leyser p. 339. 8) Anf fol. 94i> hat eine Hand des ausgehenden XIV. Jahr-
hunderts zehn Hexameter geschrieben , von denen die ersten fünf wegen Zs. f. d. A.
y 413 mitgetheüt werden mögen:
Ufwm dat vinger, cropil duo siffnifieabü,
S(^wimexagü dat dri, woratehogel dat Hbi vire, ^
Bedeatab dat fumß, uoeyd&rd aigviat tibi seyße,
Septem geifern, kedm oeto, nouem t&ri bule,
Finger cum rin^ dseem tibi eignifioabü.
4. octo] oc cod. 9) Don Verfasser bezeugt cod. S. Omer nr. 115, f. 42*, B6aagondro
col. 1587.
Vm. Ysengriimis abbreniatos. CXXI
In hoc volumme conUnentur
Ptimo Esopus
Item paraclxtus
Item ysengrimuf aibbreuiatus
Item metra non ueraus de die ludicn et aiiis
Item de diuinis misteriis
Item Bo84iriu8 rölandi
Item H^eodolus
Item geta
Item persius
Item brito me^ricus per pe, hdie*)
Item JMmerus de heUo troyano.
Der Tseng, abb. umfasst eine Lage zu fünf Doppelblättem und ein
angeklebtes Blatt, die Seite zu. je 30—32 anf jenen, zu 35 auf diesem
eingeriohtet, mit rothen Paragraphzeichen und roth durchstrichenen,
nicht vorgerückten Initialen; der Text ist von einer gleichmässigen
und wohllesbaren, wenngleich nicht eben zierlichen Hand des XIV. Jh.
ohne tieferes Nachdenken und rechte Sorgfalt geschrieben und inter-
puDgiert, mit Notazeichen versehen und im Anfange (l — 22) gemäss
der nach niederdeutschem Sprachgebiet weisenden Vorlage') glossiert;
an einigen Stellen, wo der Schreiber den Wortlaut nicht verstand,
liess er entweder Lücken oder setzte ein Kreuz an den Eand. Das
Gedicht hat J. Grimm aufgefunden und nach einer mit Emendations-
vorschlagen ausgestatteten, gegenwärtig nicht mehr nachweisbaren
Abschrift K. Lachmanns') im RF. p. 1—24 veröffentlicht
ß. Die Darmstädter Bruchstücke, zwei Pergamentblättchen
in 8®, saec. XIV, 29 — 30 Zeilen auf der Seite enthaltend (Yseng. abb.
62—115, 357—415, also fol. 2 und 7 eines Quaternio), auf einem
Buchdeckel zu Darmstadt vom Oberbibliothekar Dr. Feder gefunden
und von Mone (Anz. VI 176 f.) collationieri
y. 26 Verse des kleinen Ys. überliefert eine überaus beliebte
Spruchsammlung des sinkenden MA., deren urspr. Titel*) Poleticon
1) Das Lexicon metricom des Petras Holias (saec. XI) ist ein lüteres Werk,
als dieses faebr. -lat. und griech. -lat. WCrterverzeicknifls, in welchem Ugntio fol. 141*
tuten citiert wird. Wahrscheinlich ist der Gatalog nur die Abschrift eines filteren
Index, und jene irrige Verfiwsemotiz stand wohl in der im Kolophon fol. 166^ hinter
Buigtn Toxhandenen Basar. 2) Über ngne 18 steht leen» wo, über tuUe (7) daU. —
3) BF. p. I, Wendeler p. 971. 4) Cod. Oott (y^) ,Abo^ POMyefwn', ^Ea^iUeU
über poletifehon*; Cod. Amplon. (r>) ,ExplioU Über deoimus et uUmus foMyoon*, anf dem
Titelblatt schreibt eine jüngere Hand ,Mairgainia poetiea'; Cod. Paris, (y^ bezeichnet
das Werk anf dem Vorblatt ,F}ona poeUurum'; Cod. Goth. betitelt es ^apeeulum poetrie*,
aof fol. 1 schreibt der Bubricator J^taena Kbelku wUluiari oonaueuü p tun eo quod
CXXTT Vm. Yaengrimus abbreniatiis.
lautet; sie ist nicht nur in zahlreichen Drucken des XV. und XYI. Jh.'),
sondern auch in einer ganzen Reihe von Hss. saeo. XV, zu Erfurt'),
Paris'), Gotha*), Leyden»), Breslau 0) und gewiss nocih öfter'), vor
allem aber in dem vom Jahre 1366 datierten C!od. philol. nr. 130 zu
Göttingen") auf uns gekommen und darf nicht, wie von Jacobs geschehn,
mit Albrechts von Eybe Speculum morum, einem jüngeren, prosaisch -
poetischen Werke, gleichgestellt werden. Die vom Sammler selbst vor-
gesetzte Autorentafel enthält folgende Titel: Äuianus — Alda — AJUmus
— AUxcmder^) — Arator — Aurora^^) — Bema/räM8 Süfiester^^) —
Bemardus Pctipanista — Boetiua^*) — Clericus^*) — Catho — Clau-
dianu8 — Dare8 — Esopus — EuerTuurdus^^) — Ganfridus — Creia —
pktHmanim senlmHarum floaeuUa extai exaraiu». Apud uero nonnuüoa ei ,tpeculum
podrid' non modo aed et ffiores poetamm* emaebatur iiüUukuidum; die Hss. ra Leyden
und Breslan haben ,Flons poetanun', ebenso meist die Dracke, mit dem Zusatz de vir-
ivHbuB el uUUs (ae dorne eaneti spirihie). Fbküeon ist nicht = FöHHeon, auch nicht
= Poiifpiifehon (Müldener, Tobias p. 14), dessen mlat Nebenfonn poUioiim (ygl. DnC,
Mon. Qenn. Scriptt. YII 421, 95, DEW. n 404 s. n. poiatie) nur zof&llig mit unserem
Titel übereinstimmt, sondern es ist ßoi-ti&ixtSv, eine mittelalterlidie Neabüdnng aas
ij&ixav (vgl. die ,Ethiea' Oaionie) nnd rtoli? oder nwXig = viel (ügntio im cod. lat
fol. BeroL 441 f. 174* ,poKe pro ernUate prmam eorripü, et pro phnraXUaU eam produeU',
Brito metricDs fol. 148* ,Vfbe est dieta polie, phtrale noUU tan polie*), also gleichsam
Orossethilc, Sittenlehre auf breitester Orondlage.
1) Panzer nr. 179, 405, 619, 1096, Hain I 2 p. 894, Bronet U 1299, Dn MöxU
Po^sies in6d. p. 425, K5n. Bibl. zu Berlin sign. Xc. 616, 616, 618, ^endeler Brief-
wechsel p. 156, 159, 167. 2) cod. Amplon. 4fi nr. 10, den mir H. Weissenbom anfis
liebenswlirdigste anvertraute. 3) Bibl. nation. nr. 11345 (frfiheir supplem. lat. 264),
vom November 1455 datiert. Die in Anm. 2, 3 und 8 genannten Hss. habe ich tot-
glichen. 4) Tgl. Jacobs und TTkert Beitrige m p. 18 f. 6) cod. Bonav. Vul-
canii nr. 48, vgl. Suringar, Alda Quaiini Veronensis p. 9. 6) cod. IV f. 87, chart.,
f. 269—310 der ünivenitätsbibliothek. 7) Weitere Spuren — z. B. Bonner üniv.-
Bibl. nr. 220 (62b), chart. saec. XV, Stück 4 (Natalicia 1859 p. 58), Catholischee Gym-
nasium zu EOln cod. 49 nr. 234, chart. vom J. 1455 — habe ich nach Auffindung der
GOtt. Handschrift nicht mehr verfolgt. 8) chart, 40, ursprünglich 188 fbll., von
denen jetzt 1—4 und 49— 52 fehlen, 15 Lagen zu meist 12 Blättern, gleichzeitig foliiert,
von 6iner Hand sauber und deutlich geschrieben und rubrioiert, in Oorbach 1787 erkauft,
enthält hauptsächUch: Ouidkie de wtuh — Fbletychon (fol. 53*— 135») — Bernardua
Oeatenais palpcamta — Breue doetrinale magistri Akmi (== Liber parabolanim, Leyser
p. 1064 if.) — Omne puneiwn (El. lat. Itonkm. p. 22 f.), darunter die Datierung vom
28. October 1366 — Ein grosses Spruchgedicht , ino. Demon neqidtiam nupaU, de qua
aymoniam, expl. Si Christum bene sou, satia est, ai cetera nesoia. 9) Das Doctiinale.
10) Petri de Biga, Leyser p. 692 ff. 11) De megaoosmo et microooamo, Fabricius
Bibl. 1858, I 217. 12) Wenn dahinter meist noch Claudlua und nach Maroitmus
noch Maximua aufigeführt wird, so ist das denelbe Irrthum, als wenn ausser Yasi^ri'
mua auch Yaenua genannt worden wate; es beruht das auf fiftlscher Auflösung der
Abbreviatur, und die betr. Verse gehören dem Claudian und Maximinian. 13) Clariotis
hemmetria deaeriptua im Cod. Bambeig. nr. 445 saec. XIV; vgl. den F\»eeku
immia bei Endlicher, Godd. lat. Vindob. p. 160. 14) von Böthune.
vm. Ysengriiiiiis abbromatas. CXXIII
GHberimus^) — HenricM patiper — Ysengrimus*) — luuenälia —
Lttcanus — Mctthem*) — Mahuimet*) — Mardanus — Maximinianus
— Otio^ — Otiidius — Oratius — Patnphüus — Paulus^) — Prosper
— Persius — PrudenHus — Querulus'') — Bapularius') — Speculum
mundi*) — SUUius — SeduUus -- Susanna^^ -- Theodolua — 2%ay«")
— Thcbias — Ftr^iM — 2^zima8^*)\ dazu kommen an zwei Stellen,
IX 5^) und IX 46**) memorabüia, quarum auctores ignorantur, durch
ein Stemchen vom und zwei Punote am Schluss als solche bezeichnet.
Die Qöttinger Handschrift ist jedenfalls Gopie, nicht das Original selbst,
dessoi Alter vor fester Datierung der bisher nicht genügend nach*
gewiesenen Quellschriftsteller unbestinynbar ist. Jene 26 Yerse, auf
welche schon Daum (Ep. ad Beinesium LXXY p. 304) hinwies, sind^^):
31—36 (m 11), 43 f. (H 38), 56 (H 34), 79 (TL 20), 80 (IX 18),
128 OV 28), 129 f. (m 4), 131, 133 — 136 (IV 28), 140 (IV 29), 174
(m 11), 184 (EX 13), 195 f. (LY 10), 483 f. (H 23).
Weitere Handschriften haben sich trotz angestrengtester und
aosgebreitetster Nachforschungen nicht ermitteln lassen.
Da eine neue Edition des kleinen Tsengrimus nicht im Plane
dieser ohnehin recht umfangreichen Arbeit liegt, so mögen zunächst,
bevor wir das Verhältniss beider Dichtongen zu einander besprechen,
einige Beiträge zur Teztgestaltung und Erklärung hier ihren Platz
finden; die der Aufnahme in den Text würdig scheinenden Lesarten
und (}oigectnren deutet der gesperrte Druck an.
1) Unter diesem bisher nicht nachzairaisenden Namen hat der Florist nor zwei
Distichen: I 84 Flebäe priru^mm mMor fortwna »wundat (=s Chiid. Met. vn 518,
Kigell. Wir. ed. Wright p. 35, 15) , Non etenim primia uttima sunt eactom nnd VII 5
Qms prinoeps, quis pnlatus, quid denique ttiuiU, NU equidem, quod twi iUaqueaiur eo.
— 2) So stets im Cod. Oott. und Paris., meist im Amplon., wo yeieinzelt hmgrimus
stellt. 8) kann, da Alda und Tobiaa besonders anJjsefGhrt werden, nnr dessen
B)elria sein , vf^. Eabricins Y 53 f. 4) Hildebert ed. Beangendre col. 1277 ff. —
5) Es ist keiner der bekannten Dichter dieses Namens , nicht Odo de uaria Emeeti
dads Baosrie Ibitona (Aneod. Märten, m 862), nicht Odo von Meadon (HHser, Oesch.
der MedicinS j 033) etc. , der Sammler hat ihn stark benntsst nnd bietet nnter seinem
Naaion lanter fortlanfande reimlose Hexameter. 6) I 81, nnr AUa Hme nach Ep. ad
Rom. XI 20. 7) Vitalis Bleeensis Anlnlaria, Osann p. 33—62. 8) pnbliciert
von Mone, Anz. 1839 p. 571—581, A. Wolf , Germania YII 43— 54, H. Oesterley,
Lemckes Jahrbuch Xn 241 ff. 9) öfter gedruckt, z. B. in den Werken Bern-
hards von dairvaux 1690, II 891 ff. 10) Hildebert col. 1231 ff. 11) ebenda
coL 1541 ff. (von Marfood). 12) = Fifa Mcaie Egyptku», HUdeb. col. 1261 ff. —
13) 6 reimlose Hexameter, ine. Fbrntuta v/kumdi presto est i&n : pauea loquane. —
14) 15 gereimte Hexameter, ine. Si preoeptorum guperesi tibi eura meorvm, = Cann.
Bur. ed. Schmeller nr. 188 p. 73 ohne Vers 12. 15) In dem willkürlich kürzenden
Cod. Paris, stehen innerhalb des Florilegs nur 17, nach dem Schluss, wo der Schreiber
noch allerhand Capital nachholt, noch weitere 5 (79, 131, 128, 188 f.); ganz fahlen
488 f., 48 f. Anoh fi^t hier TkeodoiuB, wihrend Ommu neu hinzutritt.
CXXTV Vm. YseiigTimiu abbreoiatns.
1. Ausbeute der Hss.
a. Die Gruppeneingänge sind in Grimms Druck gemäss den
Handsohriftxubriken durch fetten Druck der Initialen ausgezeichnet,
nur bei 13 und 23 ist das versäumt — Neue Yaiianten (von kleinen
Versehen in der Trennung und Verbindung der Wörter, zumal bei
Präpositionen, wird abgesehn): 2 posse sumere — 9 (nicht 41) kann
auch geminatus gelesen werden, darüber die Glosse ditpUcatus —
29 menaa : mens« — 36 p<»cet oder patet, davor Interpunction, jenes
kann auf ursprüngliches placet ,und dann gefallt er, ist er beliebt'
(vgl. Ys. m 82) gedeutet, dieses als regierender Satz zum folgenden
Verse aufgefasst werden — ^^ecu/ndi durch Corrector entstanden —
57 pratM — 66 Ederat — - 91 siue] 9um {fu\ aber 435 steht ß = sine
— 107 -que nachgetragen — 154 hec — 157 Si || quod — 159 quasi
quidam, nicht quam quidatn — 165 compereatn : compereram —
184 Be I quoque — 185 quod — 203 ahintua (»Mus camponUur
deinttis et abmtua' loa. de lanua) — 205 eocpederat : expediat durch
Rasur — 231 Nam — 238 Uuüer — 245 quasi ne hie — 249 Äic —
255 vndü, urspr. also nun dum, vgl. oben p. YyXTT -> 301 illud —
302 hec — 304 desae : deesse — 309 sequutua — 342 Vor nolns
ist interpungiert — 376 Deficit — 380 ^^m — 387 michi, quem —
417 contvngerit — 426 constüiante — 428 nicht puduit, sondern
poterit — 449 saterfadurus — 450 ggitcU = congitat, lies con^
citat unanimis, iUum ist aus 449 zu wiederholen — 451 tra/ndens,
was nicht zu tendens, sondern zu tradena zu bessern war — 461 est
ist ausgestrichen und sie darübergeschrieben — 474 nüsquam — 479 hie
— 491 hie — 521 Hac — 531 incomutata — sodaUs — 533 Benar-
dus ceruus — 543 sint — 563 anmiiit — 574 v neiitris — 606 nos
620 si nimis — 627 Et vestrum cuicumque placent mea tecta coe-
quem (i. e. communicem) — 637 Id — 643 hie — 645 grande fusco
colono (ciU fehlt) — 658 fdfdtare (=■ febricitare) — 677 hinc —
685 per hecque — 687 ?iee.
ß. 62 non] et — 67 eapre — 69 etenim aderant — 71 sinentur
— 83 Cberfridus — losef — 84 prosüiere — 85 atque secus regem strata
sedere vetant (aus vacawt corr.) — 88 perficis an — 92 nites —
93 disereuerit — 95 waeh (= nah) — Beyt^iardus, wie stets —
96 tuteque — Zwischen 96 und 97 stehen zwei in a fehlende Distichen :
Tunc vervex capro ,fuge\ ait, fScabiosus es, hiree,
Sum potior regi, preferar\ hircus ad hee:
,Ymmo ego! nonne tuus in regem suffluet ydrops?
Ydropicus turges utpote laxa palus,'
(96, 1 eapre cod.) — 97 locuti — 99 nobilitas regis (vgl. Ys. m 271)
— 103 ait ursus eumque — 104 post omnes — 105 imperat tri
Vm. YsengTimiis äbbreniatos. CXXY
106 missus abii — 111 dixerit (vgl. memoras 113) — 112 ursus
(nicht der Bir einnud, denn dieser ist der dominus diues, vgl. 404) —
359 obest tn«t cia (,lie8 inscitia' Mone) — 366 subdicit, mit Glosse
subr^ — 369 6^ statt ut — 373 refers (erst 379 wendet sioh R.
diiect an den Wolf, hier ist also refert yorzoziehn) — 388 predurum
— 389 f. Non valuisse volendo bonum fit, nolle valendo,
Et sie disparitas improba sepe nocet (389 behandelt die proba
disparitas, wie 390 die improba, deren Glieder so zu entwickeln wären:
nalere nolendo malmn fit, nelle non ualendo) — 395 vestri (i. e.
aestrom, vgl. oben p. XUI) — 396 hie — quo minus — 398 pone-
reque exuvias — 399 et vdut — 411 Seurdarmus (,a scueren
nel potins sceuren^ lacerare, et darm^ intestinum, qnod solet aper
euisoerare alia animantia' Borm. p. 246) — 412 servitium — Ausser-
dem beginnt nach ß mit 97 eine neue Grappe.
/. 31 aiuia uoeari y^y^^ {^ bezeichnet die Übereinstimmung
der drei von mir benutzten Drucke) — omnis y* — 32 haut] hanc y^
— durral y^ — adesse «] abesse y^y^S — 33 uewUo y* — 34 pro-
spieit atque aßy^*d, perspidt atque /• — 36 paret y^y'^y^d —
43 f. serieque sedendi personam proprius quamque tuetur
honor y^y*^, vgL Guid. Amor. I 15, 40 — 79 peiora] gramora y» —
'Uas am Schluss fehlt y^ — . 80 pa/rit y^ — 124 Mobile /• — orna-
ftir y» — 126 quem y^y^y^i — amet 6 — 130 iuuet y» — 131 Feda y»
132 soUt : facU y» — 136 Nee y^*y*S — 180 fehlt y> — 191 Leui-
ter y* — leuäer y*y* — 192 Percipites y» — torquent y» — 479 hie
ayiys] hoc S — 480 pauperiore y^^S (vgL 404).
2. Wiedereinsetzung der irrigerweise verworfenen
handschriftlichen Lesart
13 Per saltusque per arva, das proclitische -que ist im
lOat sehr h&ufig — 22 pars quota i. e. uel minima corporis (vgl. zu
Ts. I 376, i); wer dem Andern auch nur den Finger krümmt, soll diese
Schuld mit seinem Kopfe büssen — 34 s. o. — 88 locumne Per-
ficis? ctß^^ imples , füllst Du den Platz würdig aus'; Grimms Ände-
rung ist darum unmöglich, weil durch -ne und an zwei Fragesätze
verlangt werden — 112 s. o. — 171 preponens , voran-, voraus-
setzend* — 232 Aptus opi, quamuis emptus, adesse fugit, so
liest und interpungiert a; , selbst wenn er um noch so hohen Lohn
gedungen wurde — er will nicht hier bleiben, dem von jeher geizigen
Wolf (229—231) ist seine Habe um keinen Preis feil (253 f.) —
233 parumque ridet =» subridet (49), äxQiiov iyilaaae, er schweigt
bis 257 und drückt seine Theilnahme an den Vorgängen nur durch
verlegenes Lächeln aus — 259 f. Nequitiam vulpes loquitur,
sequiturque . . avos — 270 Non-meis, sed tuis — 304 Insu-
CXXVI VHI. TsengriiniiB abbreidatiu.
per hoc = praeterea — 305 at, , genug dass du solche Possen mit
mir treibst, lass aber zum mindesten den König ans dem Spiel !\ v^
Glossar — 313 Non ego iam dicam, quia, que vice (so. toa)
vera voleham Dicere, dixiati, „dicere vera soles'', ,danim,
weil du hier einmal dasjenige, was ich an deiner Statt aassagen wollte,
zugestanden, nämlich die Identität des lupus iUe hoapes (295) mit
deiner Person {qui hie presens, Ysengrimus 293) eingeräumt hast,
darum, also, will ich noch nicht auf deine Wahrhaftigkeit überhaupt
schliessen', du kannst ja damals, ein Lügner wie du bist (278 f.), die
Unwahrheit gesagt haben, aber soviel steht fest: damals hast du dich
als 2 Vt jährig bezeichnet — 343 Set, ,wir wissen, was du damals gesagt
{nobis uerha fuere palam\ und könnten sofort Zeugniss ablegen, aber
wir wollen jetzt nicht' — 352 uhi, s. u. — 359 ohest inscitia;
übest {aß) , entspricht ganz der Manier des Verfassers, zwei Gedanken
in einen Satz zu zwängen' W. Brachmann — 422 talia ^que est
questio?' «« ,was klagst du?'; questio , Klage' bezeugt loa. de lanua
und Dief., qö cod. — 439 astantem blickt auf den vereitelten Flucht-
versuch (213 — 289) zurück — 461 sententia ,XJrtheilsspruch der
versammelten Grossen' — 539 Sputinus, C hat ja stets SpoUnus —
625 f. si me non nostis, an et vos (sc. ego non noui)? Noscere
desistis (desiistis), vos ego nosco quidem — 629 f. reddemus.
siquidem hene veneris ad nos, gratamur. sedeas! (Borm.p.l20)
— - 653 ünde tremat? — 655 non fortior isto — 678 honus
(== res operosa 222).
3. Emendationen.
Zunächst betrefTs der Interpunction : 54 inquit ita:^ vgl. 238,
528 (Mono) — 97 f. postquam sunt ista loquuti faucihus ex-
passis, procuhuere — 170 XJtilis et sapiens (toleratur), vix
toleratur inops, so y* — 175 ist das Gänsefüsschen hinter B. zu
tilgen und an den Schluss von 176 zu stellen; zu ave vgl. 40 —
218 sentio (flüsternd , ich verstehe deinen Wink', nun laut:) vadendi
tempus? eatur? — 244 f. quasi hie te tedeat esse, Niteria,.
incassum : non gradieris (Bonn.) — 255 f. Nosti fors nun-
dum, Beynhardi verba revolvam: „Bex eger nimis est an^
thidotumque bibat . . ." Hier bricht Y. sein Schweigen Und föllt
dem Bär ins Wort — 276 f. tuque vides (= uidebis). Dicere si
uellem (sc. statim conuinceretur) , sed nolo. — 293 Hie quo-
que qui presens, erat Y, ibidem (Bonn.) — 341 Dicta neget?
,er sollte leugnen?' — 360 Et nos Francigene non sumus —
ergo mali? (Bormans p. 5) Den Einwand des Esels, der Wolfspelz
könne darum der Heilkraft entbehren, weil sein Besitzer der französischen
Sprache unkundig sei, widerlegen Bock und Schaf so: 1. , nicht im
vm. YBengrinras «bbroaUtu. GXXVII
Fell, sondern im Herzen sitzt die schAdliclie Unwissenheit, 2. auch
wir sind der französiBclien Sprache nnknndig, ohne dass jemand darans
gegen nns den Vorwurf der Unbildung herzuleiten berechtigt wäre/
Die Handlung spielt auf deutschem Boden, Hofsprache der Thiere ist
Latein, alle erstaunen, dass der Fuchs französisch sprechen kann,
wahrend sein Nebenbuhler es noch nicht einmal bis zum bon jour und
adieu gebracht hat. — 439 f. Fleximus astaniem multa prece;
vix tarnen ipsum Velle ego erediderim, quando rogata
dedit (Bormans) — 553 schliesst die Rede, 554 ist Fortsetzung der
Erzählung — 612 ff. Bock: ,Wer soll den Willkommenssegen aus-
sprechen?* — Wolf: ,Euer Führer, mag er Bischof oder Abt sein' —
Bock: ,Such' er sich seinen Bischof oder Abt, wo dergleichen Personen
sich aufzuhalten pflegen, hier sind sie nicht. Mag derjenige von uns
den Abt spielen und den Eindnngling wie seinen Amtsbruder begrüssen,
der sich über seinen Eintritt freute!'
Im Wortlaut: 59 f. nee . . Bespicit — 153 nee — 168 con-
iiliigque — 178 ist pnäqs wohl aus prtaqs verschrieben, also Pa-
triaque ad regem uerba, die Salemoreise erzählt R. französisch,
dum nimmt er wieder die heimathliche Rede auf, fährt in der Landes -
und Hofisprache fort; vgl. Ys. DI 387 — 189 Nulla quidem, nedum
michi subdita, regna (Borm.), v^. Ts. m 425 — 207 f. vielleicht
qui faucrU et te poscere conscterit (eonscio i. e. sitnul seire loa.
de lan.) — 212 ante als Adverb, widerspricht dem Tempus, als Prä-
position dem Begriff des Verbums denegat, das Verweigern setzt eine
Bitte voraus, precem muss also Object sein. Calaber bezieht Bormans
p. 5 richtig auf den Calaber hospes (Hör. Epist I 7, 14, sprichwörtlich
auch in loa. de Garl. Synonym. I 3 bei Leyser p. 312) als Typus der
ünhöflichkeit Da nun Reinhart die vorher (183 — 200) so aufgebauschte
und ins Unerreichbare gesteigerte Forderung in den unmittelbar vor-
hergehenden Versen 209 ff. auf das bescheidene Verlangen um zeit-
weise Darleihung einer unversehrt zurückzugebenden Sache herab-
gemindert hat, so darf er mit dem Trumpfe schliessen, dass selbst
der unhöflichste Wolf eine so winzige Bitte nicht abschlagen würde:
Non lupus hine Calaber denegat hance preceni (= denegabit) —
222 trahit — 231 dediscere — 238 seuiter (Borm.) — 264 cre-
dat, vgl. Ys. in 587 (Borm.) — 265 Äudiat (Borm.) — 269 non
dicta — 284 Nusquam, veUe licet finxertt, ire licet (Brachm.) —
286 Non^ der Nachsatz zu 285 ist aus dem Zusammenhang leicht zu
ergänzen — 291 quendam — 342 Formidat, nobis verba fuere paJam
(Borm. und Mono) — 351 ff. Grimm irrt hier gänzlich von der Wahr-
heit ab: aus Willehalm 437, i4 ergibt sich durchaus nicht, dass ,Arra8'
der stehende Waffenschrei der flandrischen Krieger war, die Kämpfer
CXXVHI vm. Ysenf^rimus abbreoiatos.
hatten vielmehr das eigentliche Feldgeschiei vergessen (437, s) und
machten an dessen Statt den Namen ihrer Heimath zur Losnng (,man
hört da mangen niwen do^ : swannen ie der man was benant, also
schrei er al zehant'); und wie wenig stichhaltig die Beziehnng von
ffranum auf die Färbepflanze dieses Namens ist, zeigt Grimm selbst
(Einl. p. 65) deutlich. Erwägt man vielmehr, dass 351—353 der "Wolf,
354 der Fuchs Subject ist, wie sich aus dem Vorhergehenden und
Folgenden mit Sicherheit ergibt, dass femer dem irrealen Satz «i foret
der reale Satz etat nouit gegenübersteht, und dass dieser Gegensatz
im geographischen Wissen des Wolfes begründet ist, so gelangt man
zu folgender Fassung:
QüO(2 si tarn docüis iam nunc foret, %it rogitanti
Ättrebatum France dicere passet übt,
Etsi de Grani scitanti nomine nouit,
Iam de pelle loqui uera sciendus erat.
Über die Lage von Arras kann Ts. nicht in französischer Sprache
Auskunft geben, wohl aber weiss er genau Bescheid, wenn jemand
ihn nach dem Namen .Aachen' {Granum sc. Palatium, Aquisgranum,
vgl. Oesterley Hist.-geogr. Wörterb. s. u. Granum und Aachen) fragt.
Von den drei Beweisstellen, welche Grimm für den südflandrischen
Ursprung des Ys. abb. RF. Einl. p. 69 f. anführt, ist 406 fast wörtlich
aus Ys. m 950 entlehnt, 351 ff. und 360 zeugen bei unserer, durch
den Zusammenhang gegen jedes Bedenken sicher gestellten Erklärung
gerade umgekehrt gegen die Annahme einer französischen, bez. süd-
flandrischen Heimath des Abbr. und verweisen diesen in die Nähe
von Aachen. Dass aber in dieser Gegend um 1100 ein Originalgedicht
von Ysengnmus verfasst sein könne, wird jeder, der mit der Geschichte
und Geographie des mittelalterlichen Thierschwanks einigermassen
bekannt ist, mit Entschiedenheit bestreiten — 420 Per pluteum —
421 Inspicit, vgl. Ys. VI 349 f. — 432 tinctio — 453 Procubi-
tum, vgl. Dief. GL — 476 clamidem — 477 Nunc, ,nun hat er
den Pelz gutwillig herausgegeben, aber nur um Hut und Handschuh
zu retten und durch die Erhaltung der letzteren den Verlust des Felles
auszugleichen und zu verschmerzen' — 481 peccat et ultra; est tarnen
(vgl. 283) — 497 quoadusque (Bormans) — 505 Durch Hitze und
Kälte (508) befördert Ys. die Trocknung und Verhärtung seiner Haut,
jenes bei Tage, dieses bei Nacht, drum hält er sich bei Tage am
windstillen Thalabhang der Berge auf, wo dünne, lichte Waldung
steht und die vom Himmel herniederbrennenden Sonnenstrahlen, unge-
hindert durch dichte Wipfel, den Waldboden erwärmen, qua rarum
nemus admisso nimis ethere fervet — 550 sie vovi — 553 sacrum
— lahorem — 576 preduro — 602 aü raucus; tUerque furit —
VIII. Ysonjcrimus abbrouiatas. CXaIX
609 f. sed rursus ob unum Hostein non poluit tanta timere fcdanx
(Bonn. p. 6) — 613 venerans , ehrfurchtsvoll begrüssend' — 617 at
Ate, was wohl schon Grimm einsetzen wollte — 636 quolihet —
645 grande est, cui (Borm. p. 6) — 679 succensius.
4. Zur Erklärung.
86 sedere kühner Gebrauch des Zweckinfinitivs, s. pag. L. —
119 adesset = essßt, vgl.GIoss. — 155 ,Mit einer Geldbusse kann sich der
Reiche loskaufen , der die Ehrfurcht vor dem Könige (vgl. regixia horror
Ys. m 61) verletzt' — 225 ,und er wird es nicht beklagen, wenn
hinter seinem Rücken die Thür des Palastes auf Befehl geschlossen
und ihm so der Wiedereintritt unmöglich gemacht wird' — 231 Zu
fades dampnosa vgl. Verg. Aen. 11 600, IX 734, Prora 721 — 519 vgl.
Alexander Neckam De naturis rerum 11 cap. 148, wo vom Löwen er-
zahlt wird: yRugitu suo caetera» feras terret, et caudae descriptione
super fadem niuis protractae drculum describit, citius circumferentiam
transire non praesumunt beMiae incluaae. Sic et imperiosa maiestas
reguantis terminos certos praefigit subditis.'
Wenden wir uns nunmehr zu der Frage nach dem gegen-
seitigen Verhältniss beider Dichtungen^). Bormans' Annahme,
als steile der Ys. abb. den ersten Versuch, gleichsam Skizze und Ent-
wurf dar, den ebenderselbe Dichter zu seinem grossen Werke erweitert
liabe, ist einer der vielen Augenblickseinialle, an denen jene Ferien-
schrift reich ist, und bedarf keiner ernsthaften Widerlegung. Niemand
wird in dem kleineren Gedicht die Armuth. des Sprachschatzes, die
Oeist- und Farblosigkeit der Darstellung, die jedes schönen Zusammen-
hangs, jeder inneren Stetigkeit ermangelt, überall .abgerissen, klaffend,
Lappen auf Lappen flickt, den Mangel der Periodik, den meist stüm-
perhaften, zur Zweisätzigkeit neigenden Versbau, sowie prosodische
Abweichungen {phtsice 94, das Schwanken in der Quantität des Abi.
Gerund., Ö 33, 155, 210 neben ö 21) verkennen — lauter Züge, die in
Verbindung mit anderen, unten vorzuführenden Argumenten zur Auf-
stellung zweier Dichter führen. Diese beiden Dichter können nun
entweder unabhängig von einander einer gemeinsamen älteren Vorlage
gefolgt sein ( 1 ) , oder es kann einer den andern ansgeschrieben haben,
und dann entweder der grössere den kleineren (2) oder der kleinere
den grosseren (3).
Gesetzt die erstere Möglichkeit träfe hier zu, wie Mono Anz.
IV 49 ff. behauptet, auch Grimm (RF. Einl. p. 70, 71, 99, 102) an-
deutet, so hätte der Genter Dichter eine beträchtliche Anzalil von
1) Um der Kürae willen wird üu Folgenden der Ysengrimos mit a, der Ys. abb.
mit b bezeichnet.
Voigt, TeengrimoB. 1
CXXX Vm. Ysengrimas abbreaiatos.
Versen, nämlich alle, die aucli in dem kleineren Gedicht überliefert
werden, buchstäblich oder mit ganz unwesentlichen Modificationen uk
sein TVerk übernommen — das ist aber unmöglich und widerspricht
völlig der Selbständigkeit seiner Formgebung, die ebenso durch die
innere Continuität und Gleichmässigkeit wie durch die Vergleichung
mit den alt-, spät- und mittellateinischen Vorgängern bezeugt ist.
Derselbe Grund spricht auch gegen die zweite Möglichkeit, die
seit Grimm allgemein angenommen wird. Die über den RF. hin zer-
streuten Argumente für die Priorität der kleineren Dichtung sind fol-
gende: 1. (p. 26 f.) b mache der älteren Auffassung gemäss Wolf und
Fuchs zu Gevattern, a stelle sie als Oheim und Neffe dar; vgl. dagegen
oben p. LXXVm Anm. 2 — 2. (p. 63) ,Ein späterer dichter hätte
vielleicht in einigen versen den beifall der zuhörer über die angehörte
begebenheit hinzugefügt (wie auch Reinardus 3. 2191 geschieht, nach-
dem noch viel mehr abenteuer berichtet sind), die blosse aufeinander-
folge scheint einfacher und epischer'; aber ebendiese blosse Aufein-
anderfolge hat ja auch der , Reinardus', den Grimm nicht verstanden
hat, vgl. zu Yseng. V 1129 — 3. (p. 72) ,Eine nachlässigkeit verräth
den umarbeitor. er hat 2. 52 den Fuchs namentlich an Hof fordern
lassen; 2. 83 aber, dies schon vergessend, einen grund des nichtersckei-
nens gebraucht, den Renard im Iseng. (38 inde vocer) vorschützt;
das yiuheat rex nomine' ist hier ohne sinn und ein Widerspruch'.
Dieser ,Widerspruoh ' (vgl. zu III 83) beruht darauf, dass sein Ent-
decker die Begriffe ,Circular der Reichskanzlei' und , Allerhöchster
Specialbefehl' verwechselt; und wenn R. IH 71 auch an der Echtheit
jenes Rundschreibens^ zweifelt, so ist er in einer Zeit, wo so viel Fäl-
schungen colportiort wurden (V 167 f.) dazu wohl berechtigt; wie hohen
Werth man schliesslich auf die Form der Berufung legte, zeigt auch
VI 473 f. — 4. (p. 72, vgl. Wendeler p. 371) , Etwas ähnliches
begegnet ihm noch einmal: 2. 518 [= in 516] sagt der wolf yomne
luporum genus vos me dicUis no88e\ dies geht auf die zeile 251 des
Iseng. fatria tu nosti quoruinque viasque luporum\ welche aber der
umdichter 2, 485 umgewandelt hatte in ^gmirus quaramque viurum\
so dass jene werte zu passen aufhören'; vgl. dagegen zu HL 485
und 515. Wenn Grimm sagt, diese Stelle würde aus jener nicht
deutlich und sei nur durch Vermittlung von Ys. abb. 251 zu erklären,
so ist diese Deutlichkeit zunächst für jeden, der des Dichters Lust
an formeller Variation beim Gitieren früherer Äusserungen kennt, aus-
reichend vorhanden, und wenn sie selbst nicht vorhanden wäre, so
wäre es beabsichtigt, denn darin liegt eben in der ganzen Strecke der
Witz, dass des Wolfs Gegner feine und mehrdeutige Anspielungen
machen, während der grobe Klotz von Wolf die Dinge gerade heraus
Vin. Ysengrimns abbreoiatns. CXXXI
beim rechten Namen nennt und eben durch diese trenherzige Derbheit
den Fortschritt und schliesslichen Sieg seiner dialectisch geschulten
Gegner herbeiführt — 5. (p. 88) ,Die abfassung des Reinardus fällt
nach allen diesen angaben gerade in die mitte des 12. jh. Der um
fonfzig oder mehr jähre ältere dichter des Isengrimus hätte noch kein
Olairvaux: genannt, und nicht von Gereons heilthum geredet'; aber
selbst wenn er beide kannte, hätte er sie nicht erwähnt, weil er sich
gnmdsätzlich jeder geschichtlichen Anspielung, zumal jedes Seiten-
blicks auf kirchliche Verhältnisse enthält; solche argumenta ex reti-
centia haben doch nur bei einem Schriftsteller Beweiskraft, der sich
überhaupt Abschweifungen auf zeitgenössische oder kurz vorhergegan-
gene Begebenheiten und Zustände erlaubt. Übrigens imterliegt es gar
keinem Zweifel, dass der Verf. des Abbr. als Geistlicher des XIII. Jh.
den h. Bernhard und als Aachener die Kölner Gereonssäule gekannt
hat. — 6. (p. 98) ,Das oft verwendete pietas hat [im Reinardus] den
sinn von pitie (Mitleid); im Isengr. 154 aber den gewöhnlichen von
redlichkeit, vgl. piits 160'; wenn man dann einmal vergleicht, so ziehe
man sämmtUche Stellen, an denen der Abbr. pit*8 imd seine Ablei-
tungen gebraucht, zu Käthe [16 (99), 154, 160, 381, 482, 483, 493, 681],
und man wird mit der , Redlichkeit' nicht weit kommen; was aber
pietas in a bedeutet, dürfte unten im Glossar p. 451 f. leidlich getroffen
sein und vielleicht auch für b hinreichen. — 7. (p. 256) , Isengrimus [b]
stellt nur den losep, keinen Bernardus auf, worin ein neuer beweis
dafür hegt, dass sein dichter vor der zeit des ruhmes und ansehens
des h. Bernhards (f 1153), d. h. wenigstens in dem ersten zehent des
12. jh. arbeitete'; wiederum ein Beweis ex reticentia, der hier um so
weniger stichhaltig ist, als auch a in den entsprechenden Abschnitten,
also in der Hoftags- und Wallfahrtsfabel, nur einen "Widder, nämlich
Joseph, kennt. Wenn übrigens Grimm in dem Widder Bernardus un-
serer Feldmesserfabel eine Anzüglichkeit auf den berühmten Geistlichen
von CJlairvaux erblickt, so fehlt auch die leiseste Berechtigung für
diese Combination, die Figur des Widders Bemhart entbehrt völlig
der satirischen Beimischung xmd bietet auch nicht einen einzigen
Vergleichungspunct mit dem grossen Kirchenlehrer.
Lassen sich somit die von Grimm ausgesprochenen besonderen
Gründe für die Priorität von b nicht aufrecht erhalten, so der allge-
meine noch viel weniger. Ausgehend von der Theorie einer Jahrhun-
derte lang in der Volksseele getragenen Überlieferung glaubte Grimm
aus der gedrungenen, satirischer Bezüge ermangelnden Form von b
die Vorstellung entnehmen zu dürfen, dass er es mit latinisierten
Volksliedern zu thun habe, und dass deshalb die einfachere, .kürzere,
danklere Fassung dem umfassenderen, kunstvolleren und motiven-
;*
OXXXII VIII. ysengrimiLB abbreuiatus.
reicheren Werke zeitlich yoraofgegangen sein müsse. Es kann nicht
dringend genug vor dieser Vermischung völlig heterogener Dinge
gewarnt werden: der Beinhartcyclus ist ei'st ganz allmählich durch
Spielleute und Prediger 0, durch Steinmetze und Holzschnitzer, durch
Buchdruckerkunst und Reformation volksmässig geworden, ursprüng-
lich aber und speciell in der uns hier beschäftigenden Periode ein
reines Kunstproduct, das dem nationalen Epos diametral gegenüber-
steht, das mit der Lachmannschen Theorie und der Nibelungenfrage
auch nicht im entferntesten in Analogie gestellt werden darf; und wie
der Roman de la rose in der Mitte des XIV. Jh. mit Streichung aller
gelehrten Ausläufe und bewusster Beschränkung auf die eigentliche
Fabel ins Mnl. übeiixagen wurde ^), so konnte auch unser Ysengrimus
mit seinen oft weitausgesponnenen dialektischen Partieen, mit seinen
zalüreichen , Schul- und Kirchen witzen\ mit seinen oft schwer ver-
ständlichen satirischen Ausfällen leicht einem jüngeren Dichter den
Wim seh nahelegen, die anziehendsten Capitel des Gesammtwerkes in
einer gedrängten, auf raschen Handlungsfortschritt bedachten, harm-
losen und unverfänglichen Form neu zu bearbeiten, und dieser Versuch
ist uns in b erhalten.
So bleibt uns nur die dritte Möglichkeit übrig, die sich oben-
ein durch eine Reihe äusserer und innerer Grunde stützen lässt.
Die einzige Handschrift, welche b vollständig überliefert, be-
zeichnet das kleine Gedicht wenn auch nicht im Xolophon, so doch
im Index als Ysetig, abhreuialkis und weist in ihren zahlreichen
Schreibfehlern auf eine in den vieldeutigen Formen des XIV., frühestens
des scheidenden XTIT. Jh. geschiiebene Vorlage hin; keine ELandschrift
geht über das XIV. Jh. hinaus; und wenn man bedenkt, wie beliebt
der Stoff war, wie sehi* gerade b durch seine Freiheit von aller Satire
und durch seine Kürze eine geistliche Feder zur VervielßLltigung auf-
zufordern schien, wie weit verzweigt endlich die Handschriftenfamilie
eines wiiklich um 1100 entstandenen Thierschwanks, wie des Gedichts
De lupo^) ist, so ist ausser ihrer Jugend auch die geringe Anzahl der
Hss. befremdlich; hierzu kommt das durch die Beziehung auf Aachen
gegebene geographische Bedenken und die Rücksicht auf das in Gap. II
entwickelte Handschriftenverhältniss überhaupt.
Glücklicherweise bezeugt aber b duich einen unverkennbaren
Wirrwarr alter und neuer Motive, durch unverständige VeiTückungen,
Missvei-ständuisse u. a. vollauf seinen Ursprung aus a. Der Abbre-
viator glaubte, wie Grimm (nr. 3), in dem Monolog des Fuchses (UI 67)
1) vf\f .lacqne» de Vitry, vgl. Belg. Masetim IX 227 f. 2) Horoe Belg. I 64,
Jüiicbloet I 277 ff. 3) vgl. Kl. lat. Denkm. p. 1—10.
"VUI. Tsengriinns abbreniatns. CXXXHI
einen Widersprach mit seiner namentlichen Bemfong erblicken zu
müssen tmd Hess deshalb alle Thiere an Hof laden (14, er meint
übrigens je ein Exemplar jeder Gattung); wie stimmt dazu 165 — 170?
Wenn sich die ganze Thierwelt um den sterbenden König schaart (23 f.),
ist doch die Lüge Heinharts, es seien nur die grossen Barone an Hof
gegangen, gar zu plump, und warum treten denn in b ausschliesslich
die Magnaten auf, während von den kleineren Thieren nur einmal der
Kater (86) vorübergehend genannt wird ? Der Verf. von b streicht die
in weiblicher Sittsamkeit bei den wilden Scenen des Hoftags sich
zimickhaltende und stumme Dame Bertiliana, führt aber im übrigen
alle 9 Barone des Originals und nur diese vor, versäumt also sein
neues Motiv auszubeuten. — a setzt von vom herein die Bekannt-
schaft mit nur einem Thiere voraus, nämlich mit Ysengrimus, b ver-
bindet 4mal Ysengrimus lu/pus (25, 331, 525, 565), als sei dies die
unbekannteste Person des ganzen Fabelkreises; sonst nennt a seine
Helden bei ihrem ersten Auftreten mit Gattungs- und Eigennamen,
b ahmt dies nach beim Fuchs (23), Gänserich (537) und Hahn (539),
also da, wo er das Original wörtlich abschrieb; da er aber das im
Yseng. m 48 — 54 stehende Personenverzeichniss um des omnes feras
(14) willen strich, musste er die Vorstellung nachholen und überliess
sich nun der freisten Willkür: bald nennt er erst das Appellativ, her-
nach das Nom. proprium {urms 45, 103, 112, 166, Bruno 237; Bock
imd Widder 64, 77, Berfridus und loseph 83; aper 166, 217, 234,
Scurdarmtu 411; cerwus 473, BearidiM 533; caprea 67, 526, Berti-
Uana 530), bald umgekehrt {Karchophax 322, a&ellus 325 ; GtUthero 106,
dieser geht nach Malepartus und ruft dem Fuchs zu: , Unglückseliger,
was treibst Du?' und in der Antwort holt nun Beinhart in denkbar
albernster Weise die vom Dichter versäumte Vorstellung nach, indem
er sagt: ,-E^ ego Reynhardus mdpes, quis es tu? GhUthero nonne
lepus?'; man muss schon annehmen, dass es um den Fuchs stock-
dunkle Nacht war — während doch der Hase in ebenderselben Pin-
stemiss Malepartus fand und den Burgherren ebenso wie den um ihn
aufgehäuften Fleischvorrath mit Augen erblickte), bald lässt er den Eigen-
namen ganz aus, wie bei dem gewaltigsten und dem verächtlichsten
Thiere, dem Löwen und dem Kater (86) — natürlich, den Namen
Tibertus oder Tehertus fand er nicht in seiner Vorlage, des Löwen
Name aber, der im Ys. zweimal vorkommt, war von ihm UI 33 zu-
gleich mit der für ihn unbegreiflichen Herkunft von einem ungarischen
Vater und einer suevischen Mutter bei Seite geworfen und 1179 schon
in der ihm vorliegenden Recension y^ gestrichen. — 29 f. (vgl. Yseng.
in 65 f.) Als Grund seines Nichterscheinens bei Hof gibt R. den
vorbeiziehenden Thieren die bald von Ohr zu Ohr fliegende Entschul-
CXXXIV VIII. Ysengrimus abbreniatos.
digung an*), er müsse erst Holz'^) und Speise für den Winter ein-
sammeln; wenn er so sein persönliches Wohlbehagen der Lehnspflicht
vorzieht, warum wird diese ihn schwer belastende imd leicht durch
Zeugen zu erhärtende Aussage nicht von dem Ankläger mitgetheilt
und ausgebeutet? — 45 S. Tiefe Stille erfüllt das Sterbezimmer,
schweigend nehmen die Angekommenen die ihnen angewiesenen Plätze
ein, der Wolf aber beansprucht den Ehrensitz, und während man nun
glauben sollte, dass der allgemeine Unwille ihn davon vertriebe (48),
kichern alle, die grossen und die kleinen Thiere (47), sogar der in
den letzten Zügen liegende König lächelt (49, vgl. III 361)! — Auf
des Löwen Frage nach dem Heilmittel macht ihm Dr. Tsengnm erst
in einer Zeile (55) Hoffnung auf Wiedergenesung, dann denunciert er
in 6^ Versen den abwesenden Fuchs (56 — 62) und theilt nun erst die
erforderliche Cur mit. Indem der Abbreviator die Beziehungen des
Originals auf die vorangegangene Feldmesserfabel imd die dadurch
begründete Zwischenbemerkung des Königs über das eben wieder frisch
gewachsene, jugendliche Fell des Wolfes strich, kam er zu jener un-
logischen Gedankenfolge. Auf solchen Unsinn kommt man nicht aus
sich heraus, verirrt man sich nur in ungeschickter Zusammendrängung
einer breiter ausgeführten Vorlage. — 83 Der König antwortet nichts
auf des Wolfes Heil verschlag, richtet aber, ohne sich auf die andere
Seite umzudrehen, das Auge unverwandt zum Arzte; da stürmen Bock
und Widder auf den dicht am Krankenbett sitzenden Wolf los und
stossen ihn mit den Hörnern, d. h. sie brechen den feierlichst ver-
kündeten Landfrieden vor dem Angesicht des Königs, ja sie müssen
bei dem schnellen Vorspringen den Schwerkranken erschrecken, wenn
nicht gar verletzen, und dieser, der sonst heftiger und aufbrausender
Gemüthsart ist (105, 185 — 192), nimmt die rücksichtslose Flegelei
beider sanftmüthig und geduldig hin, ja verbürgt ihnen unmittelbar
darauf in überfliessender Gnade die Sicherheit ihres Lebens gegen die
Hinterlist des falschen Arztes. Zu derartigen unlöslichen Wider-
sprüchen gelangt man, wenn man bei Kürzungen des sicheren Gefühls
für das Nothwendige bez. Entbehrliche ermangelt; im Original liest
sich die Stelle glatt und ohne Anstoss. — 116 dempta condicione ist
eine arge Übertreibung, die weder im Vorhergehenden noch im Fol-
genden einen Anhalt findet und auf Missverständniss von Ys. IQ 289 f.
zurückzuführen ist. — 177 erzählt R. die Geschichte von den zer-
schlissenen Schuhen dreimal und zwar immer in wälscher Sprache;
die dreimalige Wiederholung derselben Begebenheit muss nothwendig
1) efftviiare sinü nach Ys. lU 880. 2) das muwia der Vorlage ist missrer-
Btaaden, vgl. zii III 65.
VHI. TsengnmQs abbreuiatus. CXXXV
ennüden und Langeweile erregen, und wenn der Fuchs seine Sprach-
gewandtheit zeigen wollte, konnte er sie doch einmal wenigstens in
der allen verstiindlichen lateinischen Sprache vortragen. Der ursprüng-
liche Sachyerhalt wird klar aus Ys. III 382 — 386, einer Stelle, deren
Sinn freilich nicht im Fluge zu erhaschen ist. — Als der Fuchs
äussert, es fehle zur Cur noch ein schwer zu beschaffender Gegen-
stand, wird der König sofort (185 ff.) erbost, als wäre er der allmäch-
tige Oott; erst nach den weiteren Erklärungen Reinharts, dass jenes
Ding im Bereiche seiner oder der menschlichen Machtsphäre überhaupt
liege, ist seine Entrüstung begreiflich, also nach 200, aber dann hätte
ja der Abbreviator den König von neuem das Wort ergreifen lassen
müssen, imd er wollte doch nun einmal — selbst auf Kosten der
Wahrscheinlichkeit — die Zahl der Reden vermindern. So wird der
fehlende Gegenstand 183—200 in sichtbarer Steigerung als fast uner-
Bchwinglich hingestellt, sodass es nutzlos erscheine ihn auch nur zu
nennen , dann wird er ohne jedes weitere Drängen des Löwen wirklich
genannt (201 ff.), und nun — nascitur ridiculus mus (209 — 212): ,ein
junger Wolf soll seinen Pelz nur auf kurze Zeit herleihen und ihn
dann unversehrt zurückerhalten, selbst ein sprichwörtlicher Grobian
kann solclie Diogenesbitte nicht abschlagen*! Und trotzdem gleich bei
der ersten Nennung des Reqiiisits ausdrücklich hervorgehoben ist,
dass es sich nicht um dauernde Auslieferung, sondern nur um zeit-
weise Überlassung handle, die Forderung also von vom herein in
abgeschwächtester Form gestellt ist, — wird auf der Höhe der Ver-
handlungen unmittelbar vor der Entscheidung des Monarchen dasselbe
Motiv nochmals als neu eingeführt (380 f. grandia quando dar es?
Prestandi pietcUe vicem tribtientis adequas) und in ungewöhnlicher
Breite (381 — 394) behandelt. Offenbar ist 207 — 211 eine planwidrige
Anticipation: das ursprüngliche Verlangen nach dare wurde schliess-
lich, um dem Besitzer entgegenzukommen und ihn nachgiebig zu
stimmen, auf blosses prestare ermässigt. — 203 Der Kräutertrank
als schweissbefördemdes Mittel muss doch gewiss als heiss gedacht
werden; da aber die Vorlage in ihrer einseitigen Richtung auf mög-
lichst reiche Entfaltung des Dialogs die Kochung der Kräuter zu
erzählen versäumt, so lässt der Abbreviator den König durch einen
potua gelidus das Fieber ausschwitzen. — 227—232 redet der Fuchs
in recht gehässigem und wegwerfendem Tone von Ysengrim, obwohl
er eben erst (2()6) gesagt hat ,miUiu8 invidiam voce parabo mea\
Überhaupt ist die ganze Art, wie die Herrn Barone in b am Hof
auftreten, zumal gegen den Wolf, weit von der Höflichkeit des Ori-
ginals entfernt, sodass der König mit Recht 399 die Rüge ausspricht:
,Sie vekid in fwrem vos dedamaüs in iUuin\ — 257 — 265 , Gleich in
CXXXVI VJJI. YsengrimTis abbreniatns.
der ersten Gegenrede zieht Ys. über die nequitia des Fuchses los und
bezeichnet das ganze Heilmittel als eine trügerische Erfindung. Woher
diese Ereiferung, wenn er doch am Schluss einfach darauf hinweisen
kann, dass ihn die ganze Sache nichts angehe?' W. Brachmann. —
275 Das Erstaunen Brunos steht im Widerspruch mit dem Vorher-
gehenden. Er weiss, dass nur das Fell eines 37« jährigen Wolfes die
heilende Ki-aft besitzt, ja er hat so genau aufgepasst, dass er die
bezüglichen Worte Reinharts 255 zu wiederholen beginnt, und wenn
er nun verwundert fragt: ,Wie? Ysengrim ist ein Jüngling?', so muss
er ihn doch vorher für das, was er ist, für einen Greis gehalten und
die Möglichkeit, dass in ihm selbst der gesuchte Heilwolf stecke,
gänzlich ausser Acht gelassen haben, dennoch sagt er 244 in einer
vom Abbreviator hinzugefügten Strecke: ,SciB fortasae cutem profore
posse tuam?' — Der Nachweis von Ysengrims Alter wird in a durch
die Aussage der vier Zeugen geftlhrt ; aber dieser Zeugenbeweis schien
dem Verf. von b, als er sich über die Gestaltung der Rede Reinharts
291 ff. schlüssig machte, nicht ausreichend: er lässt ja, da gleich-
alterige Wölfe schwer zu unterscheiden sind, die Möglichkeit übrig,
dass die Zeugen sich in der Person Ysengrims irrten imd infolge dieser
Personalverwechslung ihm dasjenige in die Schuhe schoben, was sein
Doppelgänger gethan und gesagt hatte. Um nun die Identität des
Pilger- und Hoftagswolfs jedem Zweifel zu entrücken, bedient sich
der Abbreviator, angeregt durch III 657 ff., eines Kunstgriffs. R. thut
nämlich, als ob in der Waldherberge zwei Wölfe gewesen wären,
1. ein Anonymus, Jupus quidam' 291, JiApus iUe hospes' 295, J,upus
nie' 311, 2. Ysengrim (293 f.); nur von dem ersteren bezeugt er, er
habe sich als 2 Vs jährig bezeichnet, Yseng. aber bezieht diese Alters-
angabe auf sich und nimmt zugleich die Mittheilung, dass er genau vor
einem Jahre im Hospiz mit dem Fuchs zusanunengetroffen sei, ohne
Widerspruch hin. Indem er so nicht bestreitet, was er hätte bestreiten
müssen (er hätte den Alibibeweis versuchen und den Besuch bei der
Ricke und ihren Genossen einem anderen Wolf zuschieben sollen) , und
anderseits dasjenige bestreitet, was er hätte nicht bestreiten müssen
(die Altersaussage eines zweiten Wolfs konnte er, als für seine Person
irrelevant, auf sich berufen lassen), liefert er den untrüglichen Beweis
der Identität und veranlasst den freudigen Ausruf Reinharts 311 ,ergo
lupus ille fuiBii!' — Gut, recht geschickt, ein hübsches neues Motiv!
— hätte nur auch der Gärtner den Boden für die neue Pflanze gesäu-
beri und die alte bis auf die entferntesten Wurzelfasem reinlich her-
ausgelöst ! Aber das Vorhergehende bewegt sich völlig im Fahrwasser
eines anderen, eben des alten Planes von a, R. sagt: ,Ys. ist ein
Jüngüng, ich kann's beweisen', Bruno erwidert: , Wohlan, so beweise
Vm. Ysonfirriiiras abbreniAtns. CXXXVll
es!\ und was nun R 291 ff. mittheilt, beäeht doch jeder auf Ys.,
nicht auf einen zweiten Wolf. Wenn irgendwo, so tritt hier das un-
vermittelte Nebeneinander von zwei einander ausschliessenden Motiven
aufe deutlichste entgegen. — 365 f. werden nur durch Ys. IQ 663 ff.
verständlich. — Vers 368 ist ein ganz kopfloses Plagiat aus Ys. IV 318.
In der Nacht kann man wohl, von gespensterhaften Erscheinungen
gequält, den lichten Tag herbeiwünschen und es verzweifelnd beklagen,
dass dieser wie an einen Pfahl gebunden nicht herbeieile, um den
Spuk der Finstemiss zu verscheuchen — aber wer wird am Tage den
Tag ersehnen? Und wollte man übersetzen: ,Wehe dass der Tag wie
festgebannt stille steht und nicht vorwärtseilt, um der Nacht Platz
zu machen ! \ so wäre man auch um nichts gebessert, denn ob es nun
Tag ist oder Nacht: der König braucht, wenn anders er die Erisis
' überstehen will, ohne Verzug das warme Fell des jungen Wolfes.
So kann man daraus nur den Stossseufzer herauslesen ,Ach wäre ich
doch erst aus dieser fatalen Klemme heraus!' — aber für diesen
Gedanken passt eben das Bild nicht , und dieser Gedanke widerstreitet
wiederum den zuversichtlichen Worten des Königs ,comtnodcU ipse
Ubens' (400) — Der Umdichter huldigt dem neuen Motiv, den Bär in
die vicekonigliche Stellung zu drängen, so erklären sich 443 ,Infe8tu$
regi fuit infestusque clienti' und 459 .Impetit oblcUo regemve
ursumve dueUo\ letzteres besonders sinnlos, da Y. ja vor dem König
niederknieet und den Bär ganz ignoriert. Bruno ist nichts weiter als
ein Diener des Königs, der mit der Majestät nicht auf eine Linie
gestellt werden kann, dessen Stellung Ysengrims Ungezogenheit gegen-
über 425 80 correct gekennzeichnet wird in den Worten ^At grates a
rege manet, cui paruit, ursus'. — Der Verfasser von b unterschätzt
die moralische Kraft und schiebt deshalb die physisch stärkeren Wald-
thiere, wie Eber und Bär, auf Kosten Beinharts möglichst in den
Vordergrund, vgL namentlich 217 und 233 f. Aber er ist auch hierin
nicht consequent, so gibt er 485, nachdem der Bär durch sein gewich-
tiges Votum die Frage unmittelbar vor die königliche Entscheidung
gebracht hat, noch dem Fuchs Gelegenheit zu einem recht kecken, an
dieser Stelle unpassenden Schlusswort. Überhaupt treten unter diesem
Gesichtspunct die beiden Fabeln, die b erzählt, in Widerspruch: hat
einmal der Wolf nur vor körperlich ebenbürtigen Gegnern gehörigen
Respect, also dass sich Reinhart, um seinen Willen durchzusetzen,
den mächtigen Eber zum Patron erwählen muss , so begreift man nicht,
wie Y. im Hospiz, wo lauter schwächere Thiere versammelt sind, so
erbärmlich feige sein kann, ebensowenig warum die Verbündeten , wenn
sie ihn wider Erwarten so gebrochen und widerstandsunfähig sehen,
nicht den günstigen Zeitpunct ausbeuten und ihm einen gehörigen
CXXXVIII Vin. Ysengrimus abbreniatus.
Denkzettel mit auf den Weg geben. Wir knüpfen hier gleich die
Besprechung des Schlusses an. Wenn der Dichter von b es auch so
darstellt, als entbänden die wallfahrenden Thiere den Wolf im Hinblick
auf seine vorgegebene Jugend von dem ihm zugedachten Amte des
Fuhrers, ihm unbehinderte Heimkehr gewährend, so weiss er doch
66 — 68 recht gut, welchen Misshandlungen der abziehende Gast an
der Schwelle des Hospizes ausgesetzt war, ja er liefert den untrüg-
lichen Beweis dafür, dass er ,zwei aus einem umfassenderen Ganzen
gehobene Episoden darstelle', durch die innerhalb der Grenzen seiner
Dichtung nicht in Wirksamkeit tretende Instruction losephs an Kar-
chophas ,FaCy guecwmgue iubeho tibi, contraria iussis' (595). Daraus
darf man aber nicht folgern, dass b ein am Schlüsse unvollständiges
Fragment sei, denn die in y ausgezogenen Spruche gehn nicht über
den Umfang von a hinaus, zugleich ,verrftth es gerade Beabsichtigung
eines SchlussefFects , wenn der Dichter in den letzten zwei Versen jene
von den Zuhörern am Eönigshofe erwartete Aussage über sein Alter
dem abziehenden Wolf in den Mund legt, und die letzten Worte
,sicque solutus abit* (vgl. 300) lassen über den erreichten Abschluss
keinen Zweifel übrig ' (W. Brachmann). Aber wie erklärt sich dann 595?
Der Dichter gibt an zwei Stellen, 291—300 und 525—527, die Dispo-
sition zu seiner Gestaltung der Wallfahrtsfabel, die er nach der letz-
teren in drei Theile zerlegt, 1. qualiter Y. hospüiwn adierü (= Ys.
rV 1—360), 2. cur senex alibi vuvenetn se finxerit (= Ys. IV 361 — 442),
3. quo migraverit modo {= Ys. IV 443—666), wobei es übrigens
unbegreiflich ist, dass der König nach Abschnitt 3 fragt, von dem er,
da dieser als unerheblich für den Altersbeweis Ysengrims bei der
ersten Skizze unerwähnt geblieben war, kaum £enntniss haben konnte.
So gieng also der Abbreviator an die Erzählung seines zweiten Schwanks
mit der bestimmten Absicht, den in 66 — 68 angedeuteten dritten Theil
der Begebenheit gleich den beiden ersten in seine Dichtung auf-
zunehmen, und übertrug folgerecht auch in 595 die Verabredung,
welche die Pointe des dritten Theüs bildet, in seinen Text. Hernach
überzeugte er sich aber, dass , seine Eraffc zu einer Erneuerung auch
dieser vom Geist der Satire gar zu sehr zerfressenen Partieen nicht
ausreichen werde* (W. Brachm.), verzichtete auf 3 und machte mit 2
den Schluss. Mono hat somit Becht, wenn er sagt, dass dieser Aus-
gang nicht völlig der Erwartung entspricht, die am Hofe des Königs
von dieser Geschichte erregt war. — Recht unverständig streicht der
XJmdichter das imterscheidende Merkmal des zweiten Wolfshauptes 642;
infolge dessen musste ja der Gast, wenn er nicht ganz auf den Kopf
gefallen war, die List merken. Verbot ihm sein Plan die Herüber-
nahme -eines satirischen Motivs, nun so hätte der Abbreviator ja ein-
Vlll. Ysengrimns abbreaiatus. CXXXLX.
fach noch einen Schritt weiter gehn und das zweite Wolfshanpt über-
banpt beseitigen können. — Und was ist schliesslich aus der Idee
vom Wolfmonch, dem Grund und Kern des Thierschwanks, in b
geworden? Sie ist gestrichen — und doch lag sie so tief im Stoff
dass sie sich nicht mit Stumpf und Stiel ausroden liess und all dem
redlichen Bemühen des frommen Geistlichen zum Trotz doch an einem
Pancte haften blieb. Mit dem bischöflichen Gruss tritt Ys. in das
Hospiz (604), von einem Bischof oder von einem Abt erwartet er ehr-
erbietigen Empfang und Gegengruss (613 f.) — das sind Züge , die man
in der Welt des Ysengrimus begreift und natürlich findet, in der des
Abbreuiatus aber nimmermehr.
b ist somit ein aus dem Streben nach möglichster Zusammen-
drangung des Dialogs imd nach Streichung jeder, zumal den geistlichen
Stand treffenden Satire hervorgegangener Auszug aus a, der mit
einigen weiteren Zügen ^) und neuen, wenn auch nicht folgerecht
durchgeführten Motiven bereichert und von einem Mönche^) in der
Nähe von Aachen an der Scheide des Xm./XIY. Jahrhunderts ver-
f asst ist
1) Dahin geh5rt z. B. der Eigenname Souirdarmus, die Anspielung aaf den
Kamen der Fadusbnxg (57 in praua parte) , die Leber als Heilmittel (70) , die Beh&n-
toBgscar dee Wolfee (603—506) und die Belohnung Beinharte (617 ff.). 2) Vgl. auch
117 karieHmt frattr, 121 nddo deo graiM, 37 indochtm, 396 «mioetos.
Fabelscheldung Ton DED^C^
Incipiunt capitula htdus libri, qui intitalatur YsengrinTis, et
primum capitultun in primo folio, ut hio ^Egrediens' et cetera. Et
enarrat,
f 1. Egrediens silua mane Ysengrinus, ut escam.
5 Quomodo Ysengrinns i. e. lupus qnerens uictoi necessaria sibi
et suis obuiauit Kenardo i. e. uulpi, et letatus est ualde, quia Ysen-
grinus cogitabat Renardum suscipere in cibum, et quomodo Renardus
hoc uidens se excusauit et se ipsum deliberauit ab Ysengrino.
Secundum capitulum incipit sie ,Indicat' et cetera et habetur
10 in quarto folio huius uoluminis et tractat,
^ 2. Indicat hora uiam, gestabat pone baconem.
Quomodo Ysengrinus Beynardum detentum ab ipso dimisit et
quomodo habuit baconem a uillano ludificato per Reynardum.
Capitulum tertium ,Callidus' et cetera et habetur in 7 folio
15 et dicit,
^ 3. Callidus ad paetam questor peruencrat edem.
Quomodo Ysengrinus baconem comedit et uorauit et dimisit
Reynardo solummodo retortam siue wisse, per quam baco pependit in
D*: 7 snsctpe. 12 Qnomo. 16 peraenorit. 17 baconem fshU. 18 qaem.
E: Du Argumente sind Mer nicht am Sdüuaa im Zusammenhang caufgefuhrt «rte
in D, wndem slehn geeonderi am jedeemaligen Fabdeingamg auf daxu freigetassenem
Räume rubrieiert. 1 bis ^ fehlt. 5 i. e. Inpns fehlt. Statt uictoi bis suis mar
nictum saom. 6 Reynardo, wie meist. i. e. nolpi fehä. oalde bis cibnm] et
nolait eojn comedere. 8 hoc nidons fehU, der Rest der xeHe lautet ae excusat et est
primum exempltun. Statt 9 bis 11: Sequitnr 11 ezemplnm. 12 ab ipeo] abire —
ponnisit 18 quomodo postea habnit bachonem delnao per R.] per fraadem
Reynardi et mnltas inserit cauillationes. Statt 14 bis 16: Seqnitnr m exemplom. —
17 comodit et noranit] habuit. dimisit bis uillani] Reynardo dimiait retortam, dann
schUesst E: et quomodo Reynardus eum redarguit et Ysengrinus se excusat proptor
suum ordinem regulärem et quomodo alias redai^gutns excusat se. .
D hat eine Zeile Spatium nur beim Beginn folgender Fbbän: 6, 8, 9, 11, 18, 21,
betrahrt also hierin noch die ursprüngliche Bueheintheüung, ausserhalb der Fabdscheide bioas
I 529. Die Fabetnumtner ist vom RubritxUor xugeseixt, {einigemal, natnUeh bei 10, 11,
12, 19, 20, 24, von der vierten Hand ergänsU), und wear in disser Fassung: I 1 Primum
exemplum. I 181 Secundum exemplum. I 866 8™ exemplom.
Fabelscheidong von D£D«C>. CXII
domo uillani, et Reynardos redarguit ipsum Tsengrinum de rasticitate.
Et quomodo Ysengrinus redargutus a Reynardo se exousaoit per
sanctom ordinem, quem ipse YBengrinus tenebat, regulärem.
Quartum capitulum habetur in 12 folio, ibi ,Commeatator' et
cetera et tractat, 5
f 4. Commentator ad hec ,Ieuiter sanaberis' infit.
Quomodo Reynaerdus duxit Ysengrinum ad piscandum pro uin-
dicta peme et fecit caudam suam mergi in aquam, que incipiebat
oongelari^ ad capiendum pisces per ipsam. Et rogauit eum, ne caperet
rombos seu magnos pisces propter pon4us sed quod caperet anguillas 10
et percas et alios paruos pisces. Et ipse Ysengrinus despexit consilium
Keynaerdi. •
Quintum capitulum in 15 foUo et incipit ,Emergente' et cetera
et tractat,
1* 5. Emergente die Reynaerdus, ut arte ferocem. ^^
Quomodo Reynaerdus piscante Ysengrino rapuit galli;m sacer-
dotis Tnia-qftTn cantantis. Et quomodo fugit et uiam fecit uersus Ysen-
grinum piscantem, insecutus a presbitero, clero et populo, ut patruus
suos Ysengrinus deprenderetur. Et mouuit patruum suum, ut fugeret
ab iUinc propter insequentes ipsum. Et ille miser Ysengrinus, qui ^
primo noluit, modo monitus non potuit, quia cauda sua ingelata fuit
in aqua, et credebat pondus et grauameu sibi euenisse pre multitudine
piscium, sed non erat ita. Et inuentus est a presbitero et populo et
crudeliter uerberatus et fustigatus. ^
Sextum capitulum incipit in 21 folio.
/>* : 7 Die vom Sdmiber im Foigenden meist gebrauchte Pbrm Beynaerdos steht
autgesekrieben Z. 12, sonst abgekänU Reyn'dos. 10 pisces fehU. 15 ferooem] fororem.
2ü iUac 23 est fehU fosticatus.
E: Stau Z.A bis Q: Sequitnr IV exemplmn. 7 Ranardos ad bis perne]
piscatom 8 saam bis aqnam] immeigi in aqua que bis 9 eum] et com, inciperet
ingelari, prohibait ei 10 rombos seu] rombos et propter pondus] ponderosos quod
caperet fehlt, 11 Nach percas sehHesst E: et hoc non fecit, et ideo male sibi accidit,
Qt apparet. Stott Z. Vi bis 2^: Incipit V exemplum , quomodo Ysengrino piscante
et cauda ingelata Beynardus rapuit gallnm cuiusdam presbiteri cantantis missam, et
quomodo insecutus a presbitero, clero et populo fngit uersus locum, ubi lupus erat,
at ipse deprehenderetur et tunc ipse Beynardus ftigeret, sicut fecit, et tunc ammonuit
lapum, quod reoederet cum Ulis piscibus, quos prendiderat et non expectaret plures,
et primo noluit et postea non potuit, quia cauda erat ingelata, et fuit fustigatus. —
i^aü Z. 25 /*. : Sequitur VI exemplum.
D: I 589 Quartum exemplum. I 735 .5. exemplum. II 1 6*^ exemplum.
C'S XU n 1 : Incipit sextum exemplum ; die Inhaltsangaben fehlen in C^ durchweg.
Der Zusatz ist hier, wie regelmässig, am Rande nachgetragen; eine Zeile Spatium fand C^
taer am Anfang der Bücher {^lU, IV, VII), ausserdem noch I\' 811 vor.
CXLII Fabelscheidnng von DED^C«.
*f 6. lam laxanda suas iteranda ad nerbera aircs.
Quomodo Aldrada abscidit caudam Ysengrini piscantis. Et quo-
modo fagiens sine cauda maledixit Reynaerdo traditoii suo et con-
uiciatus est ei , et quomodo Reynaerdus absconditus et uidens miseriam
5 Ysengrini excusauit se, et dedit lupo intelligere, quod pro bono suo
cauda fueht abscisa.
Septimum in 26 folio.
^ 7. ,Patrue, res melius, quam speras, accidit' inquit
Quomodo quatüor arietes conspirati sunt in Ysengrinum uolen-
10 tem eos comedere et quomodo 'quassauerunt onmia membra sua semi-
uiuo relicto.
Ootauum in 34 folio et hie initium secundi libri.
4* 8. Ut miseros fortuna premit, mansuescere nescit.
Quomodo Ysengrinus se fecit phisicum regis, leonis inflrmi, et
15 accusauit Keynardum absentem. Et quomodo Eeynaerdus uocatus ad
curiam leonis se excusauit et factus est phisicus regis. Et consilio
suo so. Reynaerdi fuit Ysengrinus excoriatus ac ibi continentur multe
alteroationes inter Reynaerdum et Ysengrinum.
Nonum in 58 folio et tertius liber hie incipit.
20 "T 9- Orandi studio loca uisere sacra solebat.
Quomodo caprea peregre proficiscitur. Et quomodo Ysengrinus
uoluit apud ipsam et suum collegium hospitari et expulsus est, et
postea admissus. Et apposita sunt sibi ad comedendum capita lupomm
et nichil aliud, et quomodo Carchophas i. e. asinus intrusit ipsum in
25 ostium et alü proceres ipsum despexorunt et omnia membra sua
attriuerunt.
Decimum in 73 folio.
D* : 1 abera laxanda auch in D 4 est fehlt miseram 5 dedit lapo
int. fehlt 10 qnassanerint 17 sc. feMl 25 procheres.
E: 2 Aldrada, oxor presbiteri 8 maledixit] minatos est suo proditori —
et bis ei fehlt 4 abscondens se uidit miseriam totios facti et excusauit so apud
Ysengrinum 6 et] et quo pro bono et utilitate sua osset sua cauda mutilata. —
Z. 7 und 8] Seqnitur YII exomplum. 9 in] contra 10 quomodo fehlt ipso semiuiao
in pratis relicto. Z. 12 und 13] Incipit socundus liber. 14 fecit se leonis fehli
16 uocatus biß 16 et fehlt 16 efTectos ftiit regis fehU, dann et de consilio regis et
procurauit excoriari lupum 17 ac ibi cont.] et sunt 18 inter R. et T.] inter eos.
Z. 19 und 20] Incipit tertius liber. 21 capra 22 est expulsus 23 sibi] ei
24 et nichil aliud fehlt Carchophas i. e. fehlt ipsum] eum. Z. 27 fehlt.
D: n 271 .7. exemplum. III 1 8™ exomplum. IV 1 .9?> exemplnm.
IV 811 Capitulum X."
C» zu II 271 Incipit septimum exemplum. III 1 Incipit octauum exemplnm.
IV 1 Incipit nouum exemplum. IV £11 Incipit decimum exemplum.
FU>el8cheidiing von DEIHC. CXLTTT
1* 10. Grastina lax aderat mirantür gallas et anser.
Qaomodo gallns inuentus est a Reynaerdo et rogatus a Rey-
naerdo, ut iret secum, et gallus noloit, qiiia timebat. Et tarnen callide
raptos est a Reynaerdo et portatns. Et quomodo idem Reynaerdus
delusuB est a gallo. 5
ündecimnm in 78 folio. *
f 11. Insipiens qoandoque rapit sapientis itemqae.
Quomodo Reynaerdus conquestus est sibi de gallo et maledixit
snis dentibus et reuersus ad gallum stantem super quandam arborem
dizit pacem firmatam fore ubicunque locorum. Et obtulit ei cartam 10
pacis. Et gallus noluit sibi credere, sed dixit sese uidere canee a
longe, et propter timorem canum Reynaerdus fugam arripuit
Duodecimum in 84 folio.
f 12. Postquam depolsa potuit formidine über.
Quomodo Reynaerdus obuiauit ouidam coquo, qui dedit sibi 15
artocreas et rasit sibi coronam. Et Ysengrinus gustauit de eis et
factos est monachus. Et tenuit locum cuiusdam sacerdotis nuper
mortui, qui erat custos ouium, et postea redarguit flatus et officia
mnltorum in monasterio et coquos, qui coquebant carnes, quas crudas
moliores esse dicebai 20
Tertium decimum capitulum in 91 foüo.
f 13. Interea duro Reynaerdus liber ab hoste.
Quomodo Reynardus uisitauit patrueles suos, filios Ysengrini,
patrui sui. Et quomodo delusit uxorem Ysengrini, materteram suam.
Quartum decimum capitulum in 94 folio. 25
Z>* ächrmbl 1 aaoor, 7 Incipiens, 17 monacns, 22 Benaerdos 20 meliores
esse dic.J meUoB dicebant
E: Z. 1] Seqnitar X exemplnm 2 rogatus bis iret] quomodo Beynaidus
rogaoit eom ire 3 quia timebat fehlt callide fehU 4 idem R. fehU —
Z. 6 itnd 7j Seqoitur XI exempliun. 8 conqueritor sibi ipsi 9 dentibus suis —
9 stantem bis arborem] supra arborem existentem. 10 firm, bie loc.] nbiqne esse
finnatam ei obtolit 11 Ks 12 se canes oidere de longe et ob metnm illonun oagos
et fiunelicns a looo recessit. Z. 13 und 14] Seqnitar Xu exemplnm. 15 coco —
16 et bis ooronam foMi ilüs 17 nnper fshU 18 moritnri verlas Mone taent —
flatus et fekU, Aenao 19 mnltomm 19 qnas cmdas] eo qnod libentins eas comedebat
crudas et eos. Z. 21 itnd 22] Seqnitar XIII exemplnm. 24 patrni sai (Mi —
Qxorem bis snam] matrem. Z* 25 fehlt.
D: y 1 Undedmnm capitnlnm. V 325 Xü»» Y 705 .13. exemplnm.
V 821 .14. exemplnm.
C* Y 1 Indpit nndecimnm exemplnm. V 325 Incipit dnodecimom exemplnm.
V 705 Incipit tertiam decimam exemplom. V 821 Incipit qnartnm docimnm exemplnm.
Hei X 069 fehU die Beischriß, bei den folgenden ist die Lücke in C.
CXLIV Fabelscheidung von DED*€8.
1" 14. Finierat decimus lector signumque canendi.
Quomodo Ysengrinus monachus factus est et rogatos cantare
decimam uersum et non intellexit signa monachoram et ufins est uoce
sua sine signis. Et monachi intelligentes uocem lupi cachinnati sunt
5 Quintum decimum capitulum in 95 folio.
^15. lamque tonante cauas zirbo transponere faoces.
Quomodo Ysengrinus ductus in cellaria uini detrazit duciculos
a doliis. Et dicebat se per praua opera acquisiturum prelationem sicut
alios, qui propter boc ex ordine illo pontificabantur. Et abbas suus et
10 monachi et alii officiales dederunt sibi plurima uerbera, que uocabant
Sacra omamenta pontificum. Et sie fustigatus recessit et inuenit
uxorcm suam uinctam et ambo minati sunt Reynardo.
Sextum decimum capitulum in 100 folio.
f 16. Desierat Bruno, lausque astrepit undique dicUs.
15 Quomodo Goruigarus id est equus exiuit paludes, in quibus
cyconia credebat ipsum remansurum.
Septimum decimum capitulum in 100 folio.
^ 17. üt lupus hone uidit, plagarum oblinia fiunt,
Quomodo Ysengrinus petiit a Coruigaro pellem suam et partem
20 de came. Et Goruigarus uoluit ipsum tonsurare et ducere in nemus
solum, et alter noluit. Et quomodo Ysengrinus imposuit ei furtum
anulorum de portis et ostiis. Et Goruigarus ipsum percussit tandem
pede et dimisit ferrum in fronte Ysengrini et dixit se iam unum anu-
lum restituisse, et sie delusus iacebat Ysengrinus.
25 Duodeuicesimum capitulum in 103 folio.
1* 18. Talibus expletis sano gauisa tyranno.
Quomodo Beynaerdus Ysengrino conquerenti de pellis sue amis-
sione imposuit, quod uellet secare ügna rogis in silua. Et quomodo
D* : 2 roanachus 3 decimum] luium 4 concinnati 6 ao ctuch D 7 celiarlo
9 alii 14 laus 15 aUU Comigarus exit 22 tamon 28 imposuit «bi.
K. Z. 1] Sequi tur XIIII oxemplum. 2 factus bin rogatusj monitus ost ^^ —
Z. 5 und 6j Sequitur XV exemplum. 7 celaria 8 accjuisitam verUis Mone. 9 et hinter
suus fehU 10 officiati nocabantur 12 ambo bis sunt] minati sunt ipse et ipsa —
Z. 13 und 14] Sequitur XVI exemplum. 16 cykonia eum. Z. 17 und 18] Sequitur
XVn. exemplum. 19 petiit fehlt 20 hinter came stM. habere uoluit eum ton-
soraro 21 alter] ipse 22 portis et fehit eum tandem] de 23 pede posteriori
— Ys.] eius 24 iacuit delusus Ys. fehlt Z. 25 und 26] Incipit XV^III oxemplum.
27 de sua pello ammissa 28 lingna
D: V869 .16. exemplum. V 1129 .16. exemplum. V 1167 .17. exemplum.
VI 1 .ISl*» exemplum.
C^: VI 133 Incipit nonum decimum exemplum.
PabelÄcheidung von DETHO«. CXLV
Reynaerdus dnzit YseDgrinum ad caolas loseph i. e. arietis. Et
loseph fecit Ysengriniim hyare et mit in os eins cum comibiis, que
confregeront os, palatum et labra, et cecidit quasi mortuus.
Undeuicesimum capitulum in 106 folio.
^19. Conaalaisse lupum fama perhibente renidet 5
Quomodo Reynaerdus duxLt Ysengrinum ad campos cum leone.
Et c^tam uitulam partitus est Ysengrinus ad suum malum, sed Rey-
naerdus repartitus est ipsam ad iussum et placitum leonis. Et docuit
Ysengrinum, quomodo se haberet circa reges et superiores.
Yicesimum capitulum in 110 folio, sc. ,Hiis siluit* et cetera et 10
narrat ibi,
1" 20. Hiis silait dictis rimansque procacibus birqais.
Quomodo Ysengrinus ex consiHo Reynaerdi petiit a Carcopba
i. e. asino pellem suam, et Carcophas contradixit. Et Ysengrinus
iurans eam sibi debitam esse captus et detentas est a pedica per 15
fraudem et malitiam Reynaerdi.
Yicesimum primum capitulum in folio 114 et incipit ,Hos tan-
dem' et dicit,
^21. Hos tandem finire nolens fortana labores.
Quomodo Ysengrinus refert Salaure actus suos et uult eam 20
osculaii tanquam suam matrinam. Et ipsa diffidit de eo et petit dici
missam ab eo. Et interim conuocat totam suam progeniem et insurgit
in ipsum et extrazerunt epar et omnia uisoera et mortuus est et
comestus a scropba et aliis minutatim.
Yicesimum secundum capitulum incipit ,Cana geras' et cetera, 25
ut habetur in 122 foUo, et tractat,
1* 22. Cana geras annis sed mentem canior asta.
D^ : 1 dazit] eiwa cepit oder rapit, autradiert 2 yhaie et loseph ruit —
hir
5 prohibente 8 reptitas 12 i 1 1 qois 15 eese ez debito et tnnc captos 22 in-
terim] ipsa 27 geras aiuok D mente
E: IB. fehlt Ts.] enm caolun loseph i. e. fehU Et bit Ts.] qni fecit
eam 2 cornibns (oAfM cum) vor in os qne bis mortuns] et confregit eam omnino.
Z. 4 «nd 5] Seqnitor T^TX exemplam. 7 malum swun 8 partitas eam iussum
et plac.] beneplacitum 9 sup. suos. Z. 10 bit 12] Sequitur XX"* exemplam. 18 de
coDsüio a hia asino] ab asino Gare.] asinus 15 eam fehU et detentas fehlt —
16 et malitiam fdUt Z. 17—19] Sequitur XXI exemplum 21 diffidens de eo] deo,
et fehlt 22 ab eo fe/Ul totam fehU pn^. suam 23 epar et fehlt uisc. sua
24 a scropha cumestns et aliis minutatim fMt Z. 25—27] Sequitur XXn
exemplum.
D: VI13» Capitulum .19?" VI 849 Capitulum .20?" Vn 1 21. exemplam.
Va 443 22. exonplum.
C^: VI S^ Incipit uincesimum exemplum. VH 1 Hie incipit uincesimum
primum exemplum. VH 448 Hie incipit uicesimum secundum capitulum.
Voigt, Ysengrimus. k
CXLVI Fabelscheidtmg von DED^O».
Quomodo Salaiira et Becca sorores oolloquuntur et ooncbrdant,
quod Ysengrinus non habeat sepulcnim, quia uita sua fiiit neqxuun,
ac etiam hie recapitulant qaedam antiqua facta.
Yicesimtim tertinm capitolum incipit ,Flaiictiire* et cetera in
5 folio 123 et ibi tractat,
^ 23. Planctiire graniter cari pro morte Salanre.
Quomodo Beynaerdus qnasi inscius mortis Ysengrini, patmi sui,
planxit eum et petiit consepeliri sibi pre dolore.
Yicesimom quartnm et ultimum in folio 124 et incipit ,Quani
10 longum' et cetera et dicit,
4* 24. Quam longam diaina ferat patientia sontes.
Quomodo Salaura proponit quedam exempla notabiUa, et quo-
modo Reynaerdus redarguit ipsam de aliquibus dictis. Et concludit
Reynaerdus, quod, si Ysengrinus esset superstes, ulcisceretur obloquium
fatue Salaure, a qua occisus est, et sie finitur liber.
D^: 1 Betta 2 babebit 10 longom.
E: 1 coUoq. et fMt 3 habeant qnod uita verltu Mone saa bis neqnam]
eins nepbanda fcdt 3 ac M» rec.] et recapitalat fiicta antiqua. Z. 4 Ms 6J
Seqnitnr XXIII exemplnm. 8 plangit petit pre dol. fehlt. Z.9bis 11] Seqnitor
XXnn exemplnm. 12 et notab. 14 Beyn. fehU Ys. si 15 Sal. fiitne.
D: Vn 605 28. exemplnm. Vn 549 Capitnlnm 24. und das Zeichen Hf
C^: vn 506 tmd 549 fehlt der Zueatx.
Da die unUkürUdie Änderungen begünstiffende prosaische Florm der JFbbeiargumeniB
eine sichere Reoonstrudion ausschliesst, so habe ich mich im Obigen begmigi^ D^ mit
Tagung der augenscheinlichsten Versehen über dem Strich, D, E und C^ unler demselben
vriederxugeben,
Versus ooto, in quibus tota matelia istius libri conoluditur a.
XXnn oapitula:
Ren capitur. Pemam rapii Ezcusatque retortam.
Pisoatur. Gallum querit. Cauda mutilatur.
Arua metit. Medious nudatur. Fit peregrinus.
Luditur a gallo. Dentes terit. Artocreas est
5 Yisitat. Ignorat flatus. Pincema fit et poni
Ibis blanditur. Frons spiratur. Lupus hiscii
Yitula partitur. Pedicatur. Et oscula luzit.
De tumulo. Plangit Reynardus. Finis in exem.
Nur von D* überliefert, fol. 135^ capitnli 1 Fttnam, vie D* auch sonst
sehreibt 2 mntnlatnr 4 Über est steht die Ohsse commedit 5 D* verdeutHeht:
pla
pont-ifex 6 Frons] Flos 8 De tomnlo plangit Beynaerdos exem.
'/ \
^c» (,v«^r«»*'
Ysengr imus.
Voigt, TMngrimas.
LiberPrimus.
Jligrediens silua mane Ysengrimas, ut escam
leionis natis qa^reret atqae sibi,
Cemit ab obliqao Reinardam cuirere aulpem,
Qni simili stadio ductus agebat iter,
pTQüisusque lupo non uiderat ante uidentem, 5
Quam nimis admoto perdidit hoste fagam.
nie, ubi cassa fuga est, mit in discrimina casus,
Nil melius credens quam simolare fidem,
lamque salntator nelati spontaneus infit:
,Contiiigat patrao pr^da cupita meo!' 10
1, 1 Ysengrinns egens silnis egressoB, nt oscam
3 Beinardiim incedere nnlpem
6 Qao
9 Atqae
Titel und Buehangdbe fehlt ABE, Incipit Ysengrinus . primuin
exempliim. D 1 siloam E—A hat anfaaigs (I 1, 13) Ysengiimns,
dawn stets Isengrimns; nur Tsengrimus haben A^aßy; durchweg Ysen-
grinTis sttht in BCDED^BH; D bewahrt in Ysengrimigene IV 744,
V (709) 716 das urspr. m; /* hat im Tita Ysengrinus, im Text (I 1)
Isengiiniis, in den übrigen Bruchstücken kommt der Name nicht vor.
— 2 ieimius BE 3 A schreibt stets Reinardus, ebenso B (nur
I 3 Renardus) und h, CDED^ regelmässig Reynardus (C vereinzelt
Beinardus und Raynardus, DED^ selten Reinardus), D» Renardus und
Beynardus, 1>* daneben gern Reynaerdus, « stets Renardus, ß Reyn-
hardus. 6 ,Male in add. crit. p. 298 Mon, pro quam iubet legi quo.
Ante et quam sibi necessario respondent.' Borm. 10 petita DE.
1, 1 A^D^h; in h allein, von A'* mit aüus über, von D* mit
uel sie daritbergeschr. 3 so A; uel incedere X>' 6 uel quo 2>*
— tfber hoste i>* uel ante 9 uel atque D* 10 uel cupita D*
1*
I
Liber Primiis, 11 — 20.
(Dicebat patruura falso Reinardus, ut illc
Tamquam cognato crederet nsqne sno.)
,Contigit*, Ysengrimus ait, ,l^tare petisse,
Opportuna tnas obtulit hora preces:
15 Ut quQsita michi contingat pr^da, petisti,
Contigit, in pr^am tc exigo, tuquc daris,
Difficilis semper non est deus eqna pctenti,
Te petere attendens ^qua, repente dedit.
Te michi non potuit contingere gratior hospes,
20 Non me hodie primum perfida nidit auis,
13 te l^ta petisse
te recta petisse
iisque
12 atque B') 13 ^f ABD; E erst hei 19. 17 D nicM
vovi Rubricator ausge füllt f. 18 dabit B
13 te leta petisse DE, über leta D» uel recta.
20 Mit perfida auis kann mittelnlterlich gemeint sein 1. die
Fledermaus, vgl. den Kampf der Pferde tmd Vögel im Anon. Ne-
veleti III 4, 2. der bubo, gemäss der Ascalaphusfahel Ovid Metam,
V 538 — 550, bezto, die noctua, so werden bei Nigeüua Wireker
Spec, sttdU edidit Wright p, 131 Z. 7—22 allerhand böse Angängt
aufgeführt, von Vögeln mw die Naehtetde:
Noctua prima precor sit auis, qu^ mano sereno
Exeat occurrens hostibus atra meis.
3. der Kuckuck, vgl IV 52S und Zs. f d. A. XXIII 284 f. r«
Odo von Ciringtonia 4a; indessen ist bei 1. und 2. das Merkmal der
Treulosigkeit nicht genug in die gemeine Anschauung des MA über-
gegangen, und bei 3. ivird das Hauptzeugtiiss für den schlimmen An-
gang (Walther ed, Lachm. 73, 31 /*.) durch die Lesart der gouch
(3f. Haupt Opusc. II 257) u/ndcher^ und selbst wenn man den gouch
vorzieht {W, Wackernagel, Kl, Schriften III 211 f), so knüpft siefi
das Omen doch an die erste Begegnung im Jahre, nickt an jedem
Morgen, vgl. Chemnitzer Rockenphilosophie nr, 374, Myih* II 565.
Am wahrscheinlichsten ist darum 4. der Rabe, dessen Per fidle aus
Genesis VIII 7 ff. das ganze MA hindurch sprichwörtlich geworden ist
{Sedul.1 158y Theodul. 79 ,coruum perfidiae damnaut animalia quaeqiie\
NigeU. Wireker Sp. stult. p. 118 Z. 14 v. u. ff., Alex. Neckam de lau-
1) Wo der Cknredor nieiä angegcbm %cird, ist es der Texlsehreiber seibat.
über Primus, 21 — 30.
Unde uenis, uesane Satan? non coro rogare,
Quo tendas, ego te longius ire ueto;
Si quid adhuc exinde tibi procedere restat,
Hoc tantum in fances progrediere meas.
Hinc uideo duplicem nobis consurgere fructum: 25
Scilicet h^c stomacho proderit csca meo,
Phisicaqae Obitio non hQC michi lecta magistro est,
Deutibus inscripta est atque legenda meis;
Cumque Camena me^ te totum s^serit alui,
Nee uia longa tibi est nee metuenda breois. 30
24 tarnen B 27 Icta E est fehlt BE 29 cauema DE,
darüber uel camena i. e. circuitus 2>* crumona conj. J. Grimm —
mei DE, vgl. II 545 senserit E
dibus diuin. sapient, II 509 — 558 u. s. w.) und der als Unglück-
bringender Angangsvogel bezeugt wird Myth.^ III 323, 438, Wuttke,
Volksäberglaube* jp. 188, Birlitiger, Aus Schwaben, I 414, Bochholz,
Beutscher Glaube und Brauch I p. 155 f., über seine Beziehung zum
Teufel vgl. auch Myth.*^ II 833, Wessely, Die Gestalten des Todes
und des Teufels p. 90. 25 vgl. VI 436 f 27 obitio ist weder
=-' obicio (X>* erklärt zur Stelle und im Glossar contradico) noch Dativ
des ungeheuerlichen Moneschen Wortes obitius ,oberflächlich\ noch mit
Bormans zu Orbilio bez. sorbitio zu ändern y sondern es ist Obizo,
Leibarzt Ludwigs VI von Frankreidi, Magister der Medicin am
Kloster S. Victor zu Paris, f 20. Februar 1139; weiteres in der
EinleUung. 29 Unter den mannigfachen Metaphern für den Wolfs-
hauch (penetraüa I 161, m 1011, VH 268, hospitium I 163, Caribdis
I 641, IV 750, mantica I 1054, IV 752, bulga I 1060, cacabus H 404,
camerae m 148, uter II 150, Gehenna IV 754, Auemus IV 756, bara-
trum V 378, uincula V 555, cancelli VI 98, follis VI 317) ist Camena
Mm so weniger auffällig, als Ys. selbst VII 49 ff. seinen uenter als
camea clanga bezeichnet, VII 63 schildert, wie sein Bauch cimbala
moaet, und VII 65 f. hinzufügt, dass keine Glocke zuverlässiger die
Euren singe ^ als dieser; für die dudelsackförmige Bauchgestalt vgl.
1 417 f.j II 548. So wird seine Leber als Urkunde, sein Herz als Siegel,
seine Kehle als Trompete VII 431 ff. aufgefasst. Das Bild ist an
dieser Stelle zugleich durch 28 hervorgerufen: die Muse hat diese Magen-
heHkwide (vgl phisica nostra III 144) auf das Buch seiner Zähne
geschrieben, dem Geschmack des Jh. gemäss in Versen (Aegidiiis Corbol.
Be compos. medic. 140 f., Leyser p. 510). 29 f. vgl. VII 376—383.
6 Libor Prinrna, 31 — 46.
Condoleo, quia sQpc pedes lassaris eundo,
Sis faciam miles, nee grauia arma timc,
Efficieris eques, sed non oneraberis armis,
Incumbet collo sarcina tota meo;
35 At ne forte cadas, equitabis morc prophetQ,
Non tibi sella super dorsa sed intus erit,
Nee dedignor equus lieri, uellem ante fuisse
Cognatoque diu suppeditasse meo.
Nunc grator patiens pulsus et uerba tulisse,
40 Vubiera pensabunt, quod taeuere minQ,
Insanit, quicumque miiüs eiüauerit iram,
Hostem pr^munit, qui üniuisse facit,
Tutus it in clades, timidum sollertia seruat,
Dissimulans odium promptior ultor erit,
45 Optatum fortuna diu te tradidit nitro,
Sic, quibus inuidoo, quotquot babentur, eant!
32 Eigo equitem facio
33 sed to nuUa arma grauabant
39 Oaadoo nunc patiens
31 condolo B uel quod iJ> 33 Efficiens B 35 aut sed D»
über At 37 Non D 39 Nee B 40 caruero B 41 nimis
DEgi inflauerit E 42 qui auch g, nicht et, wie Mone verlas.
— 45 Fortuna zu schreiben, liegt trotz frou Scclde {Myth.^ II 7 20 ff.)
und des von Francke Schulpoesie p, 40 ff. gesammelten Materieds kein
zunngender G-rund vor.
32 uel ergo equitem facio D^ 33 uel sed te nulla arma gra-
uabunt D* 39 uel gaudeo nunc patiens D*
31 pedes tm6re</e/i sat;? zu miles 32, eques 33; lassaris- »8t Po^sir.
scilioßt Toiiö
34 vgl, III 170, 376. prophote A''D^, vgl. I 692, II 226,
VII 374. 42 Noch schärfer in der allitteriermden Fassung des Facettis :
, Hostem namque suum munit^ quicunque minatiir\ 43 ,Der Sorglose
geht in sein Verderben'. 46 Bormans' Erklärungsversuche des eant
{entweder verdorben, oder = sint, oder ^ •■ pereant) erledigen sich durch
den Hinweis auf das berühmte Vorbild ^Sic eat, quaecunque Bomana
lugebit bestem' Livius I 26. 4; vgl. auch Ys. VII 182,
Libor Primas, 47—52.
Qoisne ego sim, uosti, siquidcm tuus hospes ego ille,
Cui Sclaaa ante taum potio sompta larem est,
Ha, Reinarde, iUa quam Brabas nocte foisti!
Hie, nisi te Satanas glutiat, Anglos eris! 50
Quid mea, quid referam, quQ natis probra me^ae
Feceris uxori? nonne faere palam?
47 nosti, si qois;
uel sim D*
47 som E som D Hinter nosti hat Ä ein Fragezeichen,
BDE einen Punkt; für letzteres entscheidet siquidem, anders liegt
III 687. Bormans' Bemerkung „rectius ,nostine quis sim', — ne per-
8 ego ille Z>*
tifiet ad nosti" wird durch III 463 toiderlegt hospo 1 1 1 1 1 || D —
48 claoa B 51 proba B
47 uel si quis D^
Atl f. Anspielung auf die Pügerfabel wie 51 f. auf den Kloster-
schwank und Rs Besuch hei der Wölfin; tuum larem, weü B. Führer
der Wallfahrer {IV 11 ff.) und damit Herr im Hospiz war, 48 potio
beliebte, zumal unserem Gedicht eigenthümliche Metapher für uerbera,
Misshandlungen, vgl. schon zum Ludwigsliede 53 f., BF. XCV,
Haupts Zeüschr. IX 309 Änm. 17, doch wöM biblischen Ursprungs
(Jeremias XXV 15, MaUh. XXVI 39 etc.)\ Sclaua {zum Einschüb
des c vgl. DEW I 371), wie mna ßoema II 678 bezieht sich auf die
sprichwörtlichen GreueUhaten der Böhmen, besonders auf das Blutbad
ton Geiersburg lUi6, vgl. Giesebrecht IV 2, 19 f., 25, 31, 77, 104.
— 49 Brabas {auch IV 609) ,nihü aliud significat, quam latronem,
inhutnanum, efferum; patres nostri Turcam dicebatit, nos Cos<iCum,
GaUi Borussum [und wir einen franctireurY BormcMs, vgl. II 176;
D* erklärt Brabas ,8uperbiis*, Anglus ,coactas, patiens et humiüs'.
IHe Brabanter waren, zumal bei ihren flandrischen Nachbaren, als kecke
Freibeuter verschrieen, brahantische Bauberhorden wurden namentlich
seit Ludwig VII von Frankreich eine weithin gefürchtete Heuschrecken-
jjiage, vgl. DuCange s. v. mtarii, Brabanciones, DEW II 235 s. v.
Braimaa, Ä. Schultz, Hof, Ld)en II 165. 50 Nach der normannischen
Invasion verknüpfte man lange Zeit mit dem Namen der Angelsachsen
die Vorstellung eines unUr dem rücksichtslosesten Druck grausamer
Sieger schmachtenden Volkes von dUer Thatkrafl ermangelnden Maül-
hdden, vgl. Guüelm. Brito Fhüippis III 269, die in meinen Kl. Lot.
Denkm. p. 46 aus Odo angezogene Stelle und zu III 659.
8 Libor Primus, 53 — 72.
Hospitium nostro tibi nuiic in ucntre paratur,
Incide!' (pandobat labra) ,sodalis, lull
55 Sis coUega licet prauus michi, nolo tibi esse,
Deteris, ut debes; detere, nolo sequi :
Pando tibi hospitium, quamquam mcreare repelli,
Incide iocuude, l^tus adlüsco tibi!'
Dixit et admoto foris bestem dentc titillans
60 Leniter extremes uellit utrimque pilos,
Reinardus tolerat, quod non tolerare libebat,
Et patienter adest, mallet abesse tarnen.
Sic alacer cattus, dum prenso mure iocatur,
Raptum deponit depositumque rapit,
65 Illo silet raptus, nnllo diuertit omissus,
Tam fügere inde paueus, quam remauere dolens;
Deuique si fidens obliquat lumina uictor,
Oblitus fidei fit memor illo fug^,
Luditur illusor, mus absque uale iusilit antrum,
70 Obseruatorem non sibi deesse querens,
Liber ut euasit, non iret in oscula rursum
Ob quicquid fului rex habet ^ris Arabs.
66 timens
67 confidens
uel ris D>
66 ^ E 57 Mando E quamuis B mereare D 59 ^
fehlt B 60 utrumque B 61 tollerat — toUerare B 61 und
63 *f D 63 tactus B pi-ento B 64 uel captum D» 66 remeare E
67 limina B 69 uel incidit D^ amtum B 71 Über rursum
D^ uel sus.
uel con J>*
66 uel timens 2>* 67 si fidens D
56 Deteris bez. detere ylossi&rt D^ durch malus es u/nd esto
malus. 63 — 72 At(smalmiy eines Sprichworts, vgl, Iwein 823 f. und
Wegeier, PhüosopMa pcUrum nr. ii42 ,Catus sepe satur cum capto
mure iocatur'. 65 i>> zu nulle: ad nullum locum, nuUo aduer-
bium loci 66 vgl III 478 67 vgl. V 1276.
Liber Prima«, 73—78.
Ha, rndis infaustosque, oi^ qui parcit et hosti!
Ambiguum finem res habet usque sequens;
Incautas senior uersutum circinat hostem, 75
lu pugno tatum fisas habere iocum,
Suffocare metu mauult qaam uiribus illum^
Posse putans artes inter acerba nichil,
73, 1 Numqüid sepe lait, hosti qui parcere nooit?
75, a. b. Beprensum credit nil nisi uelle mori,
Nil ausTiDi redimi, nil pr^ter uiuere nolle
73 *r fMt BBE infantisque E 74 usque || sequens D
nat
75 ^ D circi I " corr. 2>* 78 1" i)
73, 1 in DH, D» mit uel sie, i allein 75, a, b in DE zwi-
schen 75 tt. 76, E hat 75, b nil pressum uiuere uelle; sie stören den
Zusammenhang , vgl. 78; der Grund, warum. Ys. den Fuchs schonend
neckt, ist die Getdssheit, R. könne ihm, wenn er auch wolle,
trotz aller Künste nicht entfliehen, erst hei dem zweiten Umgang (115 ff.)
wül er untersuchen, oh jener noch Lust zum Lehen hohe. 75, a. b.
sitid nur ungeschickte Vorwegnahme von 119 — 122.
72 Die sprichwörtliche Wendung ,hesser als alles Gold des
Königs' auch in der Fecunda Baus, Prora 445; ähnlich Göttinger
Spruchgedicfit (vgl. Einl.) 585 f, :
,Non bene pro toto libertas uenditur auio.
Hoc Celeste bonum preterit orbis opes.'
(donum cod.), vgl. Martin zu Kudrun 492,2 und Peschel, Ähh. zu/r
Erd' u. Völkerkunde I 35 ff. ; zu den Goldschätzen der Araber vgl. III
Begum 10, Jesaias LX, 6, Horaz carm. III 24, 2, Petrus de Ehulo
III 1525 etc., den rex Arabs deutet Mone auf den Suitanus Turcarum,
v>ogegen Bormans richtig bemerkt: ,Mihi celebrata^e Arahum diuiiiae
regi, qui nunquam fuü, Aralnae ex seculi istius opinione tributae
uidentur\ 73 Die unchristliche Warnung, den Feind zu schonen,
begegnet oft im MA, vgl Ecbasis 1125^1135 (1179—1189), Prora 103,
Martin zu Kudrun 1491, 3; tvie hier Weg und Feind, so ist in den
zu IV 727 angezogenen Sprichwörtern Weg und Freund verbunden.
Weg und Feind — sie treffen sich in dem Einheitspunct des Niedertre^
tens aufstrebender Hindernisse, dort des Strauchwerks und hohen Grases
(Edda, Loddfafnirslied 120, 3 f.), hier der Bosheit und Hinterlist
75 cirdnare n€u^ Metam. II 721 = umkreisen. 76 Ältester Beleg
^ sprichw, Wendung ,ein sicheres Spiel in der Hand haben\
10 Libor Primus, 79 — 94.
Concutit inde quater dentes, sonuere coicti,
80 Ut super incadem bractea tunsa sonat.
.,Ne uereare! meo quos', inquit, 'in ore ligones
Cernis, ebent usu et tempore nilquo secant,
Ostia (quid dubitas?) forsau non nsque patebunt,
Nunc adaporta uides, quando uocaris, adi!
85 Ingredere, explora! quid stas, uesaue? quid h^res?
Intranda est propere ianua, quaudo patct;
Huc ergo cupide, ne sero intrasse qucraris,
Gaudia cum gustu senseris illa, sali,
Si sapis, hoc fieri, quod pr^formido, uctabis,
90 Ne tibi propositas uendicet alter opes/
Hospita uon audet Keinardus in ora salire,
(Pr^cipites durum s^e tulere diem)
Vix quoque, quin quamuis passim iubeatur inire,
Ter mallet noctes octo cubare foris;
81 molares
82 esu 84 ini
93 Hic igittir quamuis passim
79 coacti E 80 barthea: brathea B^ tusa E tonsa I>
81 *r fehlt E Nee E Mone setzt ein Komma hinter uereare und
bezieht darauf den folgenden Belativsatz, der Subject zu 82 ist, als
Ohject, vgl. dagegeti VI 30, VII 256 meos D, darüber uel meo D*
— inquit und Cemis 82 tauschen in D ihre Plätze, 82 nichilque Ä
(B hat deutlich nilque). 83 Mone setzt gegen die Hss. hinter
patebunt ein Fragezeichen; AB haben in 83 nur den Schluss^und,
vgl, VI 387. 85 ue sane B; die vielfachen Irrthümer dieser Es.
im Trennen und Verbinden der Worte führe ich weiterhin nicht an.
II 11
86 ianua propere D 88 gestu B gustu nachgetr. D* 90 proposi-
tum : propositas B^ 91 *r fehlt E Hospitium : Hospita B^ Hispida E
81 uel molares D* 82 uel esu !>', vgl. VI 347. 84 uel ini D^
93 Hic igitui* quamuis passim E, Hic igitur passim quamuis D.
86 Zu diesem Sprichwort vgl. Nigellus Wir, ed. W, p. 150: ,Si
tibi porta patet, mox ingredians ut hospes*. 93 , Obwohl er sogar
(III 641) den Augenblick zuvor (Bitten alten Datums verjähren) auf-
gefordert war, ja wenn er in Einem fort maladen würdc\
Liber Primus, 95—106. H
Nam recolens olim mordendi gnara fuisse 95
Ora lupi, uondam credit ebere satis,
Si nequeant mordere, putat qaassantia saltem,
Non ergo hospitii tactus amore refert:
,Leniter imprimis inaita, patrae demensl
Nemo suQ debet prodigas esse rei. 100
Sentio uelle tuam; quid nostros scindis amictasV
Desine paolisper, dam tria aerba ioquar — '
Iratas senior aocem interrumpit obortam:
,Non est ante fores longa loqaela decens,
Ingredere hospitium! scito, nisi protinus intres, 105
Post intrassc uoles sero, repente aeui!
99 dixit
105 scieris
95 gniara B moriendi E 96 habere B 97 putant D
99 *r fehlt E Clemens BDE; der Widerspruch zioischen clemens
und leniter inuita wäre nur lösbar^ wenn der Ton scharfer Ironie die
ganze Bede d. F, erfüllte; es ist aber eine ironiefreie Anstandsbelehrung
[vgl. IV 39 ff.), JB. gibt den Vorwurf der Tlwrheit (21, 85) sowohl hier
wie 131, 133 zurück und schreitet 197 ff. nur von dem bisherigen Tadel
gesellse/Mftlicher Tölpelei zu dem praktischer Unklugheit, von Jiofmeister-
lieher Unterweisung zum kräftigsten Aufruf zur That fort; vgl. auch
III 1115, V 420 ff. 103 *r fehlt E intemipit B 104 loquela
Ai] qnerela BDE, für ersteres zeugt 102 Ioquar, 110 refer t*nrf V 1212;
die Vertausehung desselben mit querela ist recht häufig, vgl. z. B.
Eüdd>ert eol. 1234 docens B 105 cito E scito auf Rasur D*;
am Rande 2>* scito, darüber uel scieris uel ni D' über nisi.
99 nel dixit D»
100 Anspielung auf den bekannten Spruch ,Nullus tarn parcas,
quin prodigus ex alieno', vgl. zu Ecbasis 569. 101 ,Respicit morem
eorum, qui tanquam uim solent inferre I^minibus, ut eos intra sua
tecta compellant" Borm., tiach dem röm. Stichwort ,paenalam alicm
scindere', Cic, ad Attic. XIII 33 (Vannucci Frov. Lat. I 291), vgl,
VII 263—270, anderseits II 236, III 23, IV 204, V 281. —
102 zu der Formel ,tria uerba' RA^ 209. 104 ,Sententia est adeo
peruulgata apud Flandros, ut uel a pueris audias: ,het is niet
fraei yeel voor de dem te staen klappen (te staen kyTen)' Borm.
12 i Libor PriniuK, 107 — 124.
Ut socio pr^dico: semol fortasse rogabis,
Nee tibi pandetar ianua clausa quater;
£rgo lepor morum placeat, prius ibitor iiitro,
110 Tuüc tria sexque refer uerba quaterque decem.
Quassarique aliqua (pro caris multa fcruntur)
Fer placide; patraus sum tibi, redde uicem!
Scis, ubiiiam biberim tua pocola leue ferendo,
Tu nunc exempli fungere lege mei.'
115 Sic fatus senior non protinus irruil hosti,
Morsibus innocuis uellit et ambit ouans;
Ergo, quod utilius nescisset, scire laborat.
Et tandem didicit, quod didicissc luit:
Qu^rat an arte aliqua redimi, qui s^ptus in arto est?
120 Traditus an moiti quid nisi morte premi?
Curane uiuendi uel spes aliquanta supersit
Insano, suadens nolle repente mori?
At Reinardus itemque loquens ,proh patrue', clamat,
,Non Scitha, non Saxo siue Sueuus ego!
111 Jusna feros patrui
111 Jusna feros patrui
119 Querit, an arte aliqua rodimi quit septos in arto,
120 Traditus an morti quit nii$i morte premi.
1 fyi r...... ....
121 Cura an
112 "patruus "placide B 115 *r fekü E fatuus E 117 quid B
118 dedicisse B 120 mori E 121 spes] spiritus B 123 *{ fehü Ä
— dixit BDE uel clamat D>
111 uel iussa feres patrui pro caris multa feruntur D^
uel rit D»
119 Querat D über qui ftetzt D* quit und am Rande uel quit.
aut an D^
120 quid zu quit DE 121 Cura no D.
104—110 gehn auf 102; 111—114 auf 101 zurück. 124 ,Ich
hin dir nicht ein Fremder, rerrätJierisch wie die Scythen und Sueven
(IV 734) oder wild wie die Sachsen {VII 627 ff., Isidm Et IX, 2. 100,
J. Grimm, Lat. Ged. 86, Martin zu Kudrun 366, 4), sondern ein
treuer, lieber Vetter/ Sueui sind nicht, wie Mone, J. Grimm BF»
Einl. p. 80 und W. Wackernagel (Haupts Zeüschr. VI 258, Anm. 2)
Liber Primus, 125— 140. 13
En Reinardns adest, cognatnm agnosce fidelem!' 125
nie refert: ,patraam tu quoqne nosce bonum!
Tsengrimns adest, quo, qaando subire rogante
Negligis hospitium, nim faciente snbü*
nie licet sermo mnltnm pietatis baberet,
Non placait nalpi, taliter ergo monct: 130
,Patnie, tu posses aliqnando nrbanior esse,
Ambo sumas clara nobilitate sati;
At in nescio quo iam rnsticus omine dndum '
Degeneras, patrii sanguinis esto memor!
Mane rubescit adhuc; more inuiterer equestri! 135
Me, uelut ingrueront nubila noxque, trahis!
Hospita tecta semc) si iussus inire negarem,
Protinus altcrnum subsequeretur aue?
Gratia reddetur maior pr^tare uolenti.
Quam tibi pr^stanti restituenda fiiit 140
125 An ^ 126 1" D 128 sibi E 131 f felhlt AE —
Der dem classischen Gefühl nafieUegeruU Besserungsrorschlag Grimms
aliquaiito verliert seine zicingende Kraft im Hinttlick auf den mlat.^
durch deti daktylischen Bhythmus begünstigten Gebrauch des Cam-
parativs statt des Positivs, vgl, Einl., aliqnando malt den UnwiUen,
mit dem It. den Voricurf von 99 ff. tciederholt. 133 homine B
134 patmi E 135 ruiTare: more innitare corr. B^ inuitaret E
uel nebnla D' nol nox 1)^ rem
136 nnbila D moxque D 137 recta B negatem corr. JB*
138 altemnm ABU] alterutmm E {Mone verlas A) am Ende ein
Punkt in den Hss. 139 Alles hinter gratia oii/* Rasur A reddetur
ABf] prestetur DE, vgl IV 453 a.
vollen, die Schwaben, welclie der Dichter Snaui nennt {VII 66. 197),
vielmehr vgl. zu III 382. 135—140 yEin heiterer Herbstmorgen
zitld herauf; ich hätte also in höflicJier, eine motimerte Ablehnung
nicht ausschliessender Form, in leichter weltmännischer Art zum Ein-
tritt in dein gastlich Haus eingeladen werden sollen (inuitarer ^ inui-
tandus eram, vgl. II 15, IV 292, V 831, VI 376, VII 243, 644) —
du aber zerrst mich mit Geiralt hinein, ujie wenn Nacht und Nebel
hereinbrächen ! . Wenn ich in diesem einen Falle deiner Aufforderung
nicht Folge leisten sollte, müsste darum sofort die gegenseitige Tren-
nung eintreten, wären nicht erst ein paar freundlicl^ Worte vor dem
14 über Primus, 141-156.
Huc potior michi causa ni^ est, patruiqae uolebam
Discere ego euentus atque doccre meos;
Quid dapis ergo tibi est hiberaa in tempora partum?
Qui tibi uita placet? qui mea donma ualet?
145 Qui spes magna mei patrueles? obsecro, uiuant!'
,Ergo tibi cur^', rcttulit ille, ,8umus?
Fors sccus, ac uelles, nostra est, boc dico, cibique
Nil nisi te partum, frater, babemus adbnc'
Hospes ad b^c: ,utinam ergo tibi satis esse ualerem!
150 Nil nisi me exiguum sumptibus esse nocet.'
Econtra senior: ,non est mea regula, qualem
Esse putas, aliter res ego tracto meas:
Jure caret magnis, qui sumere parua recusat,
Sufficere ut possint grandia, parua iuuant,
155 Grandia tota uoro, (micbi tarn patienter agenti
Gratia!) de modico nil superesse sino;
147, 1 Est aduersa nimis nobis fortona, cibique
142 et uentus B 143 tempore D 144 Que — que michi B
Quid — quid DE placet] ualet Z> dona ualent E 145 Quid
BDE uiuant oder iuuant B, dtirch Tüttelsetzang von B* auf
letzteres beschränkt iuuant E 146 *f BD» 147 hec BD que
ergänzt von ZH 149 ad hoc E ego E uel ego D' 150 n] m f
151 'f fehU E 152 tacto : tracto B^ 153 In te : Jure B*
147, 1 zwischen 146 und 147 eingeschoben D^
Auseinandergellen statthaft? {Über den Subjunctiv in Bedingungssätzen
der Möglichheit vgl. Einl.^ aue vom Abschiedsgruss auch I 346, II 676,
IV 710; vom Ankunftsgruss III 96, 394, IV 30, V 1304; aetemum
aue Aeneid. XI 96). ' Für das blosse Anerbieten der Gastfreundschaft
werde ich dir reichlicheren Dank erweisen, als dir im FaUe thatsäch-
licher Gewährung gebührt hätte.' 150 ,dass nur ich Knirps zu
eurer Mahlzeit da Ww, ist nicht gut!' 153 Hoffm. r. F., Altniederl,
Sprichw. n. 244, GöUinger Spruchged. 412 ^Perdis maiora, si perdis
digne minora'. 154 ,Prou€rbium est: „een groot is genoeg, maer
een klein doet toch plaisier'* Borm. 155 f. ,Iteruffi species adagii
„Een groot stuk oot ik gansch op, en van een kloin laet ik niets over
— men moet het myn geduld dank weton!" Borm.
Liber Frimtu, 167-180. 15
Gande igitur, tarn paraa michi quam magna noranttir,
Nee panium repato, qaicqaid habere qaeo,
Purins elambi debet, quo parcior esca est,
Fer patienter edi!' ,patrue, fiat!' ait, 160
Non michi sunt odiosa tni penetralia nentris,
Nee aereor üeri nobilis esca gul^,
Hospitio nellem numqnam peiore locari,
Sed non hoc patria nendico sorte decus;
Qnolibet ut latro siccandus stipite pendi 165
Promeroi potins qnam cibus esse tibi.
Qnod si fata michi decrcrunt tale scpnlcrnm,
L^tor honore meo, sed tna probra queror:
Parnns ego et nirtatc carens, tu fortis et ingens,
Et quidnam titiiH mors tibi nostra dabit? 170
Ut caret obprobrio stratus miser hoste potenti,
Sic miserum stemens hostis honore potens.
Qnin heu quanta meo tibi funere dampna parantur!
Qnis tibi consnitor, qnalis ego usqne fui?
Ergo tibi dampnum mea mors et dedecus infert; 175
Viuam, consiliis prodero s^pe tibi,
Exiguos artus cumulata peritia pensat,
Conciliant artes debilitatis onus.
Prodero — nunc equidem!' (cum , prodero' diceret, optans
Addere, quo fieret Icnior ira senis: 180
158 Non f quto B 160 aitt B 163 locarei B 171 op-
probio t 172 c in Sic verloschen f 174 tibi] sit verschrie Mone.
176 concilüs D tbi : tibi B 178 Consiliant BEh.
159 „Die maer weinig hoeft moet zyn sehotelken zog veel te
zuiverder nitlekken" ^plus semd atidiuV Borm, 163 ff. vgL V 1220,
VI 76 ff. 167 vgl. Psaim XIII 3: ,Sepulcrum patens est guttur
eorum*. 175 Die allitterierende Formel , dampnum et dedecus,
Schaden und Spott (Schande)' ist ebenso römisch {Hör. Serm. I 2. 52 f.
II 2. 96) wie deutsch (Zingerle, B. Spr. p. 128).
16 Liber Primus, 181 — 198.
,Indicat hora uiam', gestabat pone baconem
Rusticus, adiecit ,nunc equidem* hospes ouans)
,Ecce baco hie coram tener est et crassus et ingens,
Et lentus morsn et panius ego atque macer,
185 Alterater presto est, neuter, si qa^ris utrumque,
Pluris uter tibi sit, dixeris! ille datar;
Detege continuo, quemnam pr^penderis esu,
Tempus adest epnlis, pars bona Incis abit.'
Sabridens senior (deotes tarnen extrahit) infit:
190 ,Perna michi dabitur? qua ratione, Satan?
Tu sie effugies forsan, promitte, quid obstat?
Talitor haut hodie ludificabor ego,
Tarn potes Atrebatum quam despondere baconem,
Da tibimet, frater, spe mea uota carent;
195 L^tificare solet stultum promissio diues,
Nescio promissis eredere, eredo datis.'
Dentibus extractis audaeior ille loquendi
Castigat patruum: ,sumere disce, miser!
181 bachonem DK (D liat meist , K stets ch). 184 lenis E
— et vor paruus fehlt DE 187 De rege B perpenderis E —
Am Rande von D schreibt D* ^Omnia qui querit, omnibus orbus
erit', ein zu 185 gehöriger, auch sonst bezeugter {Haupts Zt^chr. XI
p. 122, n. 69, 3) Denki:ers, der auf dem bei Petrus Alfonsi und Odo
von Oiri'ngtonia {Par. 38, Ztschr. N. F. XI 297) überlieferten Sprich-
wort ,Qui totum cupit, totum perdit' beruht. 189 *( fehlt BE
190 Parna B Vor qua interp. die Hss. nicht. 191 sis B 192 aut :
haut A'^ 193 despendere E 194 frater] tali B spe] hoo E
197 f fehU BE abstractis DE
191 Ov. Ars Am. I 443 Promittas facito : quid enim promittere
laedit? 192 haut hodie, vHe 51 f. auf d-en Klostei^schtcank {V 413 ff.)
bezüglich. 193 Ül)er das reiche Arras, die damalige Hauptstadt
Flanderns , in der das ivoMhabende Klostei' des h. Vedastus (IV 286)
sich befand, Handel, Woll- und Seidenfahication blühte, vgl. Guilehn.
Brito Phüijyp. II 94 f, Warnkönig I89f, A. Schultz, Höf Lehm
I 253, 270. 195 Dieses Sprichwort ist in mehrfacher Form über-
liefert, vgl. Haupts Zeiischr. XI i42, n. 246 von Zachers Sammlung,
Wegeier Philosophia pairum nr. 1366.
über Primus, 199—220. 17
Hoc solo impedior, qnod nondum sninere nosti,
Samere si scires, perna parata foret; 200
Patrae, quis prQsol, quis somere rennnit abbas?
Samere lex media est, regnla rara dare.
Ysengrimns ad h^c: ^posses dare, sumere noui!
Nunc castigor, eram samere doctus heri;
£ia qaid facies? abiens tenet ille baconem, 205
CoUoqaimor Staates, ambalat ille procal,
Et uisi fortasse sumas, nostriqae paaore
Ungue tenet, qaod fert, acceleratqae aiam.'
,QaQris', ait, ,qaid agam? sablecto tramite passim,
Quo te pr^cedit rosticas iste, aeni, 210
Et mea facta aide: baco decidet, aagoror, aude
Tollere depositum neue moreris ibi;
Si tibi forandi pador est aat forte aereris
Peccatam forti, solaere atramqae potes:
Collige desertam castos, latoris egentem 215
Fer miserans, insons et bene tatas eris.
S^pe ebetes magni, subtiles s^pe pasilli,
Nunc animi dos est experienda mei;
At aero fieri lacram conmiaae paciscor,
Jam pro dimidia non ego parte loquor, 220
202 nulla
211 aosos
et
200 fori -K * 203 *r fMt E Vor ad Bamr D 204 enim :
eram B* heri auf Ba9ur von D^, eri E 205 Hier beginnt Mone
äie Erwiderung des Fuchses, 205 faciens : facies A, faces : facies B
heonem B 206 CoUoquiam E 209 «T fMt E sabiecto DE
219 Aat E 220 parte] per te J?
202 nolla Dt 211 aut aosus D*-
I
204 Zu heri vgl. III 150. 208 ongae tenere ist Lieblings-
icendung d. D., vgl III 431, 434, 569, 718, 811. 213—216 Ordnung
der Glieder: ab,ba, ab, gu custos vfi. 1349, V 1146. 217 Dieses
tan je her belebte Motiv (Croliath — David, Riesen — Zwerge) beutet
namentheh die Thierfabel des MA aus, vgl. schon Edbasis 702—705.
Voigt, Ysengrinms. 2
18 Liber Primas, 221—230.
Parua deus fecit parois, ingentia magnis,
Sit pars quarta michi, tres remanento tibi.'
nie coQquari iarabat; ,patrae, nolo,
Ut statui partes', ille reclamat, ,6rant,
225 Quid conctamur? eam, scis uesci came saiUa?'
Ille quasi iratus dicit, at intus ouat:
,Quid, Satan, insanis? sine me pausare, liquaster!
Dem pretium, ut uadas, scilicet? anne rogem?
Gr^ca Salix posses prius esse aut Daca sacerdos!
230 Ire, uelim nolim, uis, ierisque feram,
229, 1 Ante colornos elops eris aut abiena sacerdos
222 m tibi B 226 dixit B 227 pensare liquester B
228 regem B
229, 1 von D* mü uel zugesetzt, er verschrieb colurus.
221 Vgl Hüdebert de Makumete 239 f. 224 ille auf den
Wolf zu heziehn verbieten I 607, 773 etc. 227 ,L<U8 mich roste»,
ic/i gehe nicht mit dir\ 229 , Selbst wenn du eine griechische
Weide oder eine dänische Nonne wärest ^ trotzdem wurde ich dir
darum kein gutes Wort geben.'' Liegt das Irreale schon in der
Beziehung dieser Prädicate auf dieses Subject, so toird es noch
wesentlich verstärkt dadurch , dass beide Prädicate selbst eine con-
tradictio in adiecto darstellen. Es gibt für den Dichter keine
GrQca Salix, keine Daca sacerdos. Zu Dacus = Danttö vgl. J. Grimm
BF. Einleitung 88; femer IV 299. 302, VII 43. 690; sacerdos ist
nic/U Pfarrersfrau {verlieirathete Geistliche bildeten damals in Däne-
mark noch die BegeL, vgl. Munter, Kirchengeschichte Dänemarks
II 2. 955, Planck, Gesch. d. Pojastthums IV 2. 324 Anm. 3), sondern
Nonne, Äbtissin. Die ersten Gründungen von NonnenJUöstem in D.
fallen in die 1. Hälfte des XII. Jahrhunderts {Munter II 2. 644 ff.),
und die Kunde von ihnen scheint sich so langsam verbreitet zu haben,
dass inan noch in den 40er Jahren den Ausdruck , dänische Norme^
in Flandern ebenso tvie , weisser Bdbe\ , schwarzer Schwan* für etwas
Seltenes oder Unerhörtes gebrauchte. Vgl. namentlich VII 37 — 44.
Ebenso toird den Kreuzfahrern auf ihrem Zuge durch das griechisi^
Kaiserreich das Fehlen der Weide , die an den Ufern des wasser-
reichen Flanderns so üppig gedeiht und so oft vom Dichter erwähnt
wird (J 360, III 743, V 697, VI 19. 381), aufgefallen sein; die
über Primas, 2äl— 246. 19
Nec aeto nee iabeo, nee me minos ire netante
Nee tu me euperes pr^ipiente magis,
EsoriO', nisi des pemam, te qu^ reaerti.'
Eaolat obliqao coneitos ille gradu;
Jnncta legens arbosta ui^, dtiore redemit 235
Circnitiun corsn pr^eeleratqne uirnm,
Clamqne flaens in plana pr^it, qua perniger ibat,
Insectante Inpo rostiea terga proenl.
Reinardus solit^ temptans ludibria fraudis
Fert tremnlos elauda debilit^te pedes, 240
In Caput, in caudam, in costas titubatque caditque,
Rusticus insectans prendere certns erat
,Mene mei uaLeant', ait, ,explorabo uelintque
Ferre pedes, istnm destituere sui;
Unde huc cumque uenis, iter est tibi p^ne peractum, 245
Ut nolis, ego te nune reor esse meum,
to
231 uero c&rr, B* 232 precipitante B 236 uiam uirum D*
237 qnani B 238 Insonectaute B 239 1* fehlt E soUite B
241 in vor costas fehU DE 242 tutus B 243 Neue B 244 Feres B
'^ huccumque ADE uems B 246 nobis B non reor AB DE;
2>' glossiert es ,immo scio\ ebenso wie D* non rebar II 238 »irnmo
sciui, hie est liptote' (= litotes)^ aber vgl, I 799, III 123, Epp, ex
Ponto I 5. 71; nun könnte man non durch Annahme von Ironie retten:
jfaüs da es nicht wünschen soütest (vgl III 1157) , werde id^ dich
nicht für mein Eigenthum ansehn\ indessen 246** ist nttr der Höhe-
pufikt und AhsMuss der in 2W und 245^ enthaltenen Steigerung,
Bruch' oder Sahlweide, die treue Begleiterin unserer nordischen Ufer,
die noch in Ungarn häufig vorkommt, hört mit dem Überschreiten der
Donau und dem Vormarsch auf Konstantinopel aÜmähUch ganz auf
vnd wird durch Eleagnus- und Oleander -Gebiisch vertreten; ebenso
fehU sie in HeUas wie im Peloponnes. Ein weiteres Zeugniss für diese
«omtt pflanzengeographisch richtige Beobachtung findet sich, wie mir
Herr Prof. Röhricht mittheilt, in den Kreuzzugsschriftstellern nicht, —
235 Mone theüt den Vers vor uIq, aber iuncta ui^ gehört zusammen,
tgl. Ovid. Ex Fonto 18.44, De nuce 1, Vulg. Psalm. CXL 6; ähnlich
Yseng, abbr. 686 ^nemus coUaterale uiis'; zu 235 f. vgl. IV 988. —
242 insectans »'. e. si insectaretur Borm. 243 f. vgl. V 303 f.
2*
20 Liber Primus, 247 — 264.
Pr^stolare, nepos, donec tibi soluero talos
Vepribus eliciüs, longias ire neqois,
Soluo mor^ pretium, portaberis.' ista locutus
250 Frotendit dextram, (l^aa tnetnr onus)
Irrismnque sequens, pellem, magis anxins h^ret,
Cui dare nellet her^, quam capere, unde daret;
Hie ueluti prensaras erat, par ille prehenso,
Tarn citas hie sequitnr, tarn pr^it ille piger.
255 Spe uires augente celer uillanus eontem
Urgebat passa mobiliore sequens,
Repplieat ille uices, et quam propiore sequentis
Urgetur gressu, tam citiore fugit;
Villano elamante gemit, pausante resistit,
260 Suspirante reflat, fit properante eeler,
Nee potior fugiente sequens, fugiensue sequente,
Ambo pari gressnm strennuitate ferunt.
Visus erat prensu facilis, si rusticus illum
Impeteret eursu concitiore parum.
und diese beiden sprechen doch unverblümt: „du kannst nicht weiter
— (tuch ist dein Ziel so gut wie erreicht — denn dein Ziel ist mein
Arm'' — vgl. I 21 — 24 und 31 ff. Und gegen eine Deutung des non
aus V 772 zeugt I 251 f. Die Besserung nunc liegt graphisch noch
näher ^ als nam, was Borm. vorschlägt. 247 Festolare — saluero
tales B 250 Pretendit BDE, aber das könnte nach der Sprech-
weise des D, nur y voran' — oder y vorher' — , nie aber yhervorstrecken'
bedeuten y kommt auch sonst bei ihm nicht vor, während prot. auch
VI 87 steht, vgl Äeneid. V 377, XII 931. 254 quam preit DE;
die doppelte Demonstrativform statt der gewöhnlichen correlativen Äus-
drucksweise (I 66, 157, 257 f., 299 f., 351 f., 403, 502, 595, 689 f., 938.
III 478, 691, 799y 1073 /!, 1153 f, 1169 f, TV 18, 56, 158, 260,
356, 672, 760, V 152, 355, 41Ö, 465, 522, 873, 1173 f, 1319 f.,
VI 21 f., 411, 429, VII 57 f., 464) erklärt sich daraus, dass 254 der
consecutive Vordersatz zu 253 ist. 255 Sepe E uillarias : nil-
lanus B 263 sed E 264 cum citiore DE, vgl. IV 988.
252 Über Fuchspelze vgl. A. Schultz, Hof. Leben 1 245 Anm. 3,
Kl. lat. Denhm. 33; da deren Tragen nur dem Adel umd dem Clerus
gestattet war, so ist hier bei hera an eine Eäeldame zu denken.
Über Frimiis, 265—276. 21
Obstat onus uoto, sapoit uiUaniis, onuaqne 265
Decutiens ccflJo, tendit ntramque mannm,
Tnnc cnrsu manibusque simol strepituque iauatnr,
Cogitat esse nichil post sna terga doli —
Reinardns solito uenantem decipit astu,
At Inpns arrepto lustra bacone petit 270
Reinardus oaria spatians ambage meandi
Callidns irritat Indificatque rudern:
Nam nunc mnltifido spiras curuainine tricans
Anguis compliciti uincula cassa notat,
Nanc obliquos ad hanc partemque incedit ad iliam; 275
Non redit aat prodit lineolasque teilt,
274 ymaginice
267 Timo cursu : Tunc cursus B* iuuatur AD] minatur BE,
t^. VII 137, 268 Contigat E m : nichil B* 269 *f -B
271 f fMt ABE 272 senem uel rudern D, vgl 276. 492,
TI 382. 397, III 1109 und B IV 1025. 273 Spirans B, spicas E
275 Non A, intendit E 276 Nunc B, vgl IV 509, V 796 f. und
das Contrarium I 281 colit uel terit 2> Bornians^ Schlimm^
hesserung lineolasque serit wird durch IV 52 widerlegt; ohne vor-
Karts oder rückwärts zu laufen, benutzt B. fortwährend, beschreitet
tf immer wieder dieselben Linien, bald nach links bald nach rechts
sich wendend.
274 uel ymaginice 2>* über compliciti.
271 Mone schUesst gegen die Hss. meandi callidus in Kommata
ein; uaria ambage meandi ist dem Ovidischen uaharum ambage uiarum
(Metam. VIII 161, in der Schilderung des Labyrinths) nachgebildet,
vgl I 335, V 323 f. Die 12 Verse 273 — 284 enthalten vier durch
Varsetzung von nunc deutlich geschiedene Lauftouren, zwei Paare,
deren Glieder chiagtiseh geordnet sind: la (273 f.) entspricht dem 2b
(282), Ib (275) dem 2a (281), jene stellen die kreisförmige, diese die
geradlinige Bewegung dar. Der Gattungsunterschied der Paare selbst
ttird für 1 in 276, für 2 in 279 f. angegeben, die elftere Weise darf
man wohl horizontal, die letztere verttccd nennen, dort schweift er^
in die Breite, ohne auf der Landstrasse selbst zu avancieren, hier
22
Libor Primus, 277 — 290.
Sed numqaam uenturus eo, quo creditur isse,
D^dalia fallax implicat arte chaosf
Ancipites tricas tenui discriminat hora,
280 Longius oblongans ante parumque retro,
Nunc illuc obliquat et huc proditque reditque,
Nunc aliquo giros ordinat orbe breues,
Ignorante niro, per tot dilndia cursos
Tricantem dubios certias unde petat.
285 nie flttit furtim Insa inter crura diuqae
A tergo saliens ante putatur agi,
Transposuere uices: qui fugerat, ille sequenüs,
Quique sequens fuerat, par fugientis habet;
Erectis oculis absentem denique sentit
290 Rusticus, ammirans attonitusque diu
277 quo] quod B isse] esse ADE, esse : ire B^; ein Verbum
der Bewegung verlangt schon das etvtsprechende uenturos, und der
Dichter setzt für eo ubi wohl das einfache quo ( J 210, III 302), aber
nirgends eo quo; wichtig ist II 649. 278 Dedalia ]|j| fallax D.
279 Anticipes DE, Bormans änd^t ohne Noth ora t. e. limiie unter
Berufung auf Hör. carm. I 18. 10 f.; , zweifelhafte Scheinwendungen
sondert er durch ein geringes ZeUtJieilchen, wechselt er im Nu\ vgl.
breuis hora III 422, IV 741 281 hunc E 282 broues corr. B^ -
alio wÜl Bonn. 283 dilucida B 284 dubius B unde \\ petat B
285 lusa fehlt B cura B, davor schiebt B* sua ein. 289 occulis B,
so occ. in B auch I 340. 356. 290 In A fehlt, in B steht der
übliche Schlusspunct y innere Interp. fehlt beiden; Borm. möchte den
ScUz mit diu schliessen, aber att. diu passt nicht zu dem einmal und
plötzlich eintretenden sentit, desto besser zu dem andauernden h^iet;
gegen den Einwand des Versbaues vgl. Eint, Die Monesche Inter-
pungierung des Verses hinter amm. missbilligt Borm. mit Hecht.
in die Länge, eine gute Strecke voreilend und nach kurzem Büeklauf
in plötzlicher Wendung wieder in die Vorwärtsrichtung umbiegend,
darum auch aliquo orbe, weü sich bei dieser Figur die Kreidwie
nicht schliessen kann. Die verwirrende Wirkung des Vexierlaufes
endlich wird in je einem Distichon am ScMuss von 1 (277 f.) und 2
(283 f.) beschri^en. 288 par habere, wie instar habere, vgl. Btt/r-
mann zu Heroid. XVI 366; ähnlich par facere V 933.
Liber Primus, 291—314. 23
HQret mentis inops, qnando ant amiserit illam,
Aut amissus obi delituisse qaeat
Lumina trans hnmenun dextnim torquere parabat,
Explorare uolens, qua latitaret humo,
Reüiardus metuens, ne quatenus ille lupinam 295
Respidens fraudem post sua terga notet,
Prodiit, a l^ua rediens, ocnlosque latentem
QuQrentis gemitu bis renocante pr^it;
Rusticus ablatum tarn se ignorante rediase
Quam stupet ignaro se latnisse prius. 300
Hie fugere, ille sequi, pers^pe extrema teneri,
Effluere et cassam linquere cauda manum,
Tunc quad defidens cadit expectatque iacendo
Prensorem, caudam dextera tuta tenet,
Vir ,mecum', inquit, ,amice, manes!' caltrumque sinistra
Expediens, misero demere uellus auet 306
Acre gelu, ferranme secans, an cautus utrumque
Horruerit, dubito, noluit ille pati,
Ergo supersiliens dextram, qua cauda tonetur,
Transfluit obliquam, pondere dextra labat, 310
Attonitus caudam dimittit, at ille pauentis
Per scapulas saltans et caput ante redit;
Se cepisse uidens et non potuisse teuere
Rusticus iudignans cor sibi p^ne fodit
292 ammissus ibi E 299 oblatum verm. Borm.; vgl. aber
se furari III 502. 300 Quem B so | ; latuisse B 305 ma-
nens DE 307 Ante B femimne secans] ferrum nescans B —
ferrumue E 309 quasi D 310 Tranfluit D obliqua E
314 fodit AB, furit DE, Moüe verschrie ferit.
297 f. , Sie construe: Praeit (rtwitcum) cum gemitu bis reuo-
cante oculos (ülius) quaerentis latentem (uülpem) ' Borm. 301 extrema
sc. cauda. 303 tyl. I 949. 305 Zu amice vgl. Mai^in zu
Kudirun 123, 2. 307 f. f>gl. II 39-^42. 309 Der Fuchs 8pnn0
dem Bauer von der Seite querweg (obliquam »» obliquo saltu 32J) auf
dit rechte Hand, sodass diese erlahmt. 312 ante wöM nicht örtlich
ynach vom\ sondern zeitlich zu saltans gehörig, vgl. V 755. 764,
24 über Primus, 315—332.
315 lUo iterum in faciem diaolnitar atque retronam
Procidit, et misero aox morientis inest,
RasticQs accedens sensim rnitoras in iUnm
Mole soi tota ,si potes', inqait, ,abi!'
Poplitibas pronis nutat tenditqae lacertos
320 Et ruere incipiens p^ne beatos erat:
PrQfugit obliqao saltu nafer ille rnentem,
Nudaque sascepit terra nientis onus,
Surgere conantis Reinardos coUa capntqae
Occupat et morsa concitos aure salit.
325 Vir uehemente ferox animo et gemebundus humomque
Pressa fronte l^ens acrios instat item,
Fidns erat prensu sed perfidns ille retentu
£t uix effugiens effugit usqne tarnen,
Linea currentes non intercesserat usquam
330 Ulnarum spatio longior acta trium;
Ter tenuit candam prensor, ter tenta fefellit,
Terqoe fere felix, ter misor esse tulit,
316, 1 Mox, neluti nequeat membra mouere, iaoet
315 1* fehU in den Hss, Borm, verm. deuoluitur, vgl.
Löwe, Prodromus p.361, Barock Hrosw, p. 50, 317 seii|sim i>
319 mittat B,. mutat E 324 conscius E 325 Vix E
326 actios B (329 currentes ABBE, Mone currentis) —
330 tecum : trinm B*
316, 1 DE, in E folgt auf 315 erst 316, 1, auf die nächsU
Zeile setzte der Schreiber Procidit ot misero, merkte aber dann, dass
ein Hex. an die Reihe komme y löschte* jene Worte, Hess die Zeile frei
und schrie nun 316; in B folgen 315. 316, 1, 316 ohne Lücke,
316 Proc. retr., er fallt rücklings vor ihm nieder, procidere
auch V 351, vgl 1083. 327 ille sc. uulpes ist Sutject beider Sätze,
fidus prensu = prensu faciüs / 263, comprensu £acilis V 772; an
24J^ ist nicht zu denken. 332 fere felix » 320 pQne beatus, beinah
erfolgreich.
Über Primus, 333—314. 25
Sic pnens leois aara perit coeunte pugillo,
Lubricaqae anguill^ fallere cauda solet
Ille igitar iocolans assueta fraade aiaram 335
Fert tremere et labi, fert cadere atqoe capi,
Taliter illadens, donec condtante rapina
In saltns redncem nouit abisse lapum,
Protmos insultis obliqua per inuia silois
Tollitar ex ociüis ut duce plmna notbo. 340
Sustinet ille nooi stapidns üantasmata monstri
Plus ammirari quam sua dampna queri: *
,Unde\ ait, ,existi, redeas, illabere Auemo!
Non eqnidem uolpes, sed quater ipse Satan!'
333 pusillo i 338 reducet — abesse E 340 plauia B
341 1* J3 Mane setzt mit AB irrig ein Kamtna hinter monstri —
ümtassainata B 343 alt] ergo E rideas B
333 leuis aura wie Metam. IV 673, XV 697, Heraid. V 53,
Ars III 100; zu den toindhctschenden Knaben vgl. Jes. Sir. XXXIV 2,
quasi qoi apprehendit nmbram, et persequitur nentum und Prouerb.
Sal. 37, 16. 30, 4. 334 SprichwörÜiches Gleichniss, Plaut. Pseud.
II 4. 57, M8D^ XXVII 2. 190, Älanua Parab. III 57, Eberh. Labo-
rintue III 344, Wegeier n. 1852. 335 Barm, nimmt an fraade
aiarum Anstoss, weü in 336 ,longe cdiae fraudes indicantur^; beide
Verse enthalten eben einen beabsichtigten Rüdeblick auf die beiden
Kunstgriffe des Fuchses, jener auf den Vexierlauf (1), dieser auf den
Scheintod (2), die in jedem der drei Abschnitte der Schilderung
(1,239— 270, 32 Verse; 11,271— 314, U Verse; 111,315—354, 40Verse)
in verschiedener Anordnung {2 — 1, 1 — 2, 2 — 1) und Nüanderufig
(1 in I: Flüchtling und Verfolger laufen ganz gldchmässig, 1 in II:
kunstvolle Lauffiguren und Umdrehung des Verhältnisses , 1 in III:
Flüehüing und Verfolger laufen ungleichmässig, bald jener schneller,
bald dieser; 2 in I Todesmüdigkeit, 2 in II Ohnmacht, 2 in III
Böchdn des Verendenden) angetoendet werden; III nimmt die Anlage
ton I wieder auf, führt sie zur höchsten Ausbildung und schliesst damit
den Kreislauf der Schilderung ab. 340 Liber Sapientiae VI 15
,Spes impii tamqaam bmugo est, quae a uento tollitur'. 344 ipse
Satan auch II 660, VII 104, ,der leibhaftige Teufel:
26 Liber Primus, 345—362.
345 Ille grada fixo uillanum dulce salutans
Eminus exclamat: ,nado, sodalis, aue!
Ut scires, (etenim h^rebas) cai mittere nelles
Membranam domin^, tardius ire toli;
Inconsoltus adhuc dubitas, castodio pellem,
350 Cum scieris, cai des, trado libenter eam.
Quam tua parta michi fuerat, si pellis egerem,
Tam mea nempe tibi est; nee, quia nado, dole
Ut fuit abstractu te caudam prompta tenente,
Sic, quacumque soli parte morabor, erit.'
355 Callidus ad pactam qu^stor peruenerat ^dem,
Circumfert oculos, stat reticetque diu,
Cemit relliquias strophium restare salignum.
Quo fixum extulerant fumida tigna suem,
Ipsa senex tota cum came uorauerat ossa,
360 lam salicem rodens insatiatus adhuc;
Incipit ergo prior uulpes atque eminus abstat,
Os patrui fidum non nimis esse ratus:
345 *r fehlt DE uillicanum B 346 sodalis] seducans B
347 üui oder tui B, B^ las es zuerst tui und setzte die später
gelöschte Correctur tibi an den Batid habebas cid committore E
350 trudo E ' 352 mea fehlt, nepe E 357 tropheum B
358 suem] sueui B 360 insatiatur E 361 uupes A abstat : obstat D*
362 minus D, am Bande schreibt D^: , uulpes non ratus i. e. non
putans, immo sciens os patrui sc. Ysengrini esse nimis (!) fidum,
scilicet fallax'.
346 Über aue vgl zu 1 138. 351 — 354 Wir scheiden als
Fretiiide; was mein ist, ist darum auch dein. Trauere nickt um
mein Scheiden, denn so wenig wie du selbst, wird ein anderer mr
diesen uns gemeinschaftlichen Pelz rauben. 355 ^des Jeaa>in eine
Kirche, Kapelle, wie IV 25, V 841, VII 19, oder ein Haus, wie
VI 132 sein, wohl Hospiz. 357 Mone setzt hinter rell. ein Komma,
dies ist aber Apposition zu sti'ophium salignum, welches D^ ,ene wil-
ghino wisse' erklärt.
Liber Primus, 363-374. 27
,Patrae, p^ne michi tonsa h^c pastura nidetur,
Rodis enim, nondnm crederis esse satnr,
Pax est et reqoies de toto facta bacone, 365
Cor etiam non est esa retorta simul?
Paroa fere sataro defectum fercola snpplent,
Unde capit nollam uenter inanis opem.
Cras (itemm esnries hie, nalla refectio restat!)
Prandia constabimt uberiore cibo; 370
Adice relliqnias, et non aliena norasti,
Cai seraas, operam conciliantis agens?'
Sepplicat h^c senior: ,per canos hosce seniles!
Pama anim^ est adeo non michi cura me^,
363 <r fem E 364 nodum : nondom B^ 366 esca B
369 esticies : esuries B* 371 Mone setzt gegen die Hss. auch vor
rell. ein Komma 372 serues E consiliantis BDE, dann wäre
der Sinn: der Best sei dein, wenn du mir dafür den Dienst des Bath-
gebers leistest, vgl, IV 371 /., V 626, aber vgl. 1 174 Am Schluss
in den Hss, ein Punct 373 f fehU E nosce BEi, über hosce
setzt D* nosce 375 nunc E
363 Grimm vergleicht das franz. pro tondu, Borm. bemerkt:
,uerum sie et Flandri solent: my dunkt dat de woido byna geschoren
(kael) is'. 364 crederis, vgl. I 974, cemeris cdso nicht zu ändern.
365 ,Das Bitu<il des Begräbnisses und der Todtenmesse scMiesst mit
der Formel ,Requiescat in pace' Mone, vgl I 167, VII 533— 367 f
fOrationem male interrumptwt' Borm., der Weidenstrick soÜte wie
eine Käseschnitte zum Magenschluss dienen. 369 Mone setzt hinter
esuries und restat ein Komma und versteht 370 als selbständigen Saiz;
aber letzterer wird ohne cras ebenso undeutlich, wie anderseits cras
iterum esuries albei'n ist; endlich bilden esuries und refectio unver^
kennbare Gegensätze, jenes ist Suhst., nicht Verb. Die daher von mir
angenommene Barenthese weist auf die Unersättlichkeit des W. 7Un
{II 26X): rcieder ist diesmal Hunger, nicht voUe Sättigung das Ende
vom Liede; D*: ,de cuius consilio seruas michi releuia? commede,
commede, quia cras uberius cibaberis.* 371 uorasti = uoraueris, wie
so oft Präsens für Fut. I. 372 ist Fragesatz, wie V 912: nimm wwn
auch den Best, du beraubst damit niemanden seines Eigenthums; denn
für wen könntest du diesen Strick als Entschädigung (vgl. Glossar s. u.
conciliare) und Arbeitslohn aufbewahren K 3 74 vgl. Ev. Matth. X VI 26.
28 Liber Primus, 376—394.
375 Et tunc unde tibi pars expectata daretur?
Fraus inter socios crimine nnlla caret;
Tu quoque latorus, si me seruante relictom
Nil tibi uidisses, impatienter eras.
Gerne, retorta uacat, seruata fideliter ipsa est,
380 Rosa qaidem sed non est oioiata nimis,
Vix tarnen hanc potui seruare bacone comesto,
Sed scieriSy non est unus ntriqae sapor,
Lenins in lardo penetrabiliusque momordi,
Et fuit utilior fissiliorque caro;
385 Sume, tua hQc pars est, et die socialitor actum,
Non alii leuiter sed tibi tanta datur.'
,Patrue', qu^stor ait, ,cui competit, illius esto!
Hie aliquid peius quam nichil esse pnto;
Quod micbi seruasti, serua pendere uolenti,
390 Inuenit arbitrinm nuUa retorta meum.'
Offehsus senior truculenta uoee profatur:
,Rebar amicitiam promeruissc tuam;
Nunc ogo deprendi, tua quo uersutia uergat,
Pars mea consumpta est, hie tua, sume tuam!
376, 1 Intor collogas fraus quota crimen habet.
378 Nil michi B 382 idemque E 384 fisciliorque B
387 *r fehlt E 389 prendere B 391 «T fehlt ABE 394 Pars
mea
tua V hie ABE] hec D, vgl, 385,
376, 1 in DEhi, und zwar in JD von 3 mit idem am Rande
zwischen 376 und 377 eingeschoben j E lässt nach 376 für den ver-
meintlich fehlenden Hex, eine Zeile freiy dann folgt 376, 1, 377, % hai
376 cor 37 6 i 1, quota Ehi'\ quoque D^\ quota mlat. = quotacumqiiey
uel minima, vgl. Hildd). Maria Eg. 150, Mahum. 814; Yseng. ahbr. 22,
389 Über den Gebrauch von Weidemweigen zum Aufwinden
und Erwürgen der Verbrecher vgl, BA^ 683 f. 394 Aber, Gott sei
Dank! idi habe meine Portion unter sicherem MagenverschlusSy sonst
würdest du sie mir wegklügeln.
Über Primiis, 395—406. 29
Qao fiinem traheres, pr^noui: nempe tntissem, 395
Particnla nelles solus ntraqne frai,
AUiceres astn, qa^cnmque reperta ftiissent,
Ut mos moscipula, ois soLet arte capi.
Ergo ego pr^ripiens sperato cautios egi,
Tundatar ferram, dun nonns ignis inest; 400
Res est fonna rei, factis facienda notantor,
Et nichil est, quod non mentis acnmen alat.
Qnod si tarn lepidus, quam nnlgo diceris esse,
Et si, quam sapiens crederis esse, fores,
Carpere te saltem, qaamnis pietate careres, 405
Hqc mea non sineret publicas acta pudor;
übertäte taus si tanta uenter egeret,
Qaanta non dubitas indigoisse menm,
400 ealor ignis
395 funem] ta me B 396 mustipula B ins D —
capi ABDEi] uel frui J)*, vgl. 396; D* mmmt öfter ungelöschte,
durch blosse Darubersetzttng des Richtigen beseitigte Errata als
Variatäen auf. 399 precipiens BDE sperata B 400 Ton-
antor
datar BE 401 not , 1 1 i carr. Ih 402 alat] habet t 403 esses B
406 H^] Per B, Hie i
400 nouus ABEß] calor Di
395* erkläH sieh aus III 1032 400 Andere Fcaswngen dieses
Sprichworts stehn Prora 384, Bibl de Vtlcole des Chartes 1873,
vol. XXXIV p, 41, Hoffmann v. F. Altniederl. Spr. n. 25 (HB. 1X4),
Zingerle p. 28; sachlich verschieden ist das röm. Sprichwort ,Nuno
tuum fermm in igni est', vgl. Seneca Apocol. eap. 9. 401 vgl. Lucrez
I 1107 — 1110, namentUch ,alid ex alio clarescet' — ,re8 accendent
lomina rebus'; forma ist Vorbild, Typus, lehrreiches Präcedens; der^
8dbe Gedanke I 537—539, 547 f 402 Jede neue Erfahrung schärft
den Verstand, dies diem dooel 405 f. vgl. 1 828 f. ; pnblicus pudor
» honestas publica mundi VII 449, Anstand, gute Sitte, wie sie der
lepidus (403) und sapiens (404) befolgt.
30 Liber Primas, 409—418.
Pace mea potuit salno michi airga bacone
410 Cortice plus medio rosa fmsse tibi.
Sicut enim es pradens, rosQ iactora retort^,
Non tibi m^rorem pema comesta mouet;
SuMceret, si tota foret, tibi mrga, meamqne
Inglauiem nosti, turi^iter ergo doles,
415 Aluus cum tibi sit stricta et breuis, at michi late
Oblonga pendens in cauitate capax.
Si res ad synodum traheretur, nonne parasti
Materiam risus et pietatis ego?
409 consumpto uirga
410 michi
411, 1 — 4 Quam super abmorsa ligni quoque parte grauaris!
Quo facto probitas est michi parta duplex:
Hinc miuus ut posses ad liguum illidere dentes,
Et michi ne stomachus conquereretur edax.
et
409 salua D 410 modico D 411 rase B 412 mou | i cott. I>*
415 Von 415 — 452, womit foh 8^, oAso die erste Lage schliesst, steM
in A aUes auf Basur von derselben Hand; erkennbar von der Urschrift
ist noch am ScMuss von 415 der Ausgang von 483, von 418 der von 486,
von 419 der von 487, und 416 die AbbrevicUur a von prosequar 484;
somit liess der Schreiber auf 414 ursprünglich 483 mit Überg^ung
von 68 Versen folgen, ein Blatt seiner Vorlage, die je 34 Zeilen auf
der Seite hatte, überschlagend, wnd merkte sein Versehn am LagenscMuss,
41G Oblonga et E 417 parasti] paras tu? doch vgl. III 287.
409 saluo michi] consumpto E 410 michi DE 411, 1 — 4
st^n in E vollständig zwischen 414 und 415 und sind von Mone
übersehen, in D hingegen nur der erste, 411, Jf, von B» am unUren
Seitenrande (nach 436) nachgetragen und nach 414 verwiesen; 411, 1
Quem beide 2 parcta E 4 conqueretur E
417 synodus (t^.^^. Gengier, Germ. Bechtsdenkm. p. 910) bezeich-
net das bisüiöfliche Sendgericht (iudicium synodale), äas den Bisehof
in den Stand setzen soUte, die mit seinem Amte verbundene Straf-
gerichtsbarheit Ober gewisse besonders schwere Vergehn so vollständig
als möglich auszuüben. Thätig waren bei diesem: der Sendriehter
(episcopus, archidiaconus, archipresbyter, vgl. IV 729 /*.), die geistlichen
über Prinms, 419—434. 31
Protmiis ergo tu^ completo fine querel^
Cum peteres dampno ias synod&le tno, 420
Redderet orator uera argamenta disertas,
Innocuam tali me raüone probans:
^Tsengrimos adest obiecti criminis insons,
Hoc rerum series indubitata docet.
Voaerat hoc anno claustraLis aeria oitQ, 425
Reinardo laicos inter habente snam,
Frater et in danstro, quoadnsqne abbate aoracem
Formidante gulam iussns abiret, erat;
lossns abit, aemm qaamnis et iossos abisset,
Sacra uerebatnr frangere dicta patmm. 430
Uis igitor scriptis in sacrQ codice norm^:
„„Hone, qni plnria eget, saniere plura decet'
Et „„Com tinnierint aeniendi cimbala Signum
Fratribns, ad mensas c^tos adesto celer"",
»»>f
419 loquele E 423 *r fehlt E 424 Hoc ABE] Hec D
426 laicum iter agente suum E-^ laycos inter habento suam : laycom
iter agente suum corr, D* 429 quomuis et ius abiisset B 430 iussa
patnun D 431 ergo B sacro BE 433 finieiint E oinibalia B
434 c^tus] cibus -E, ortus D
Sendschöffen (clerici s. presbyteri iudicantes) und die Rügezeu^en (iura-
tores s. testes synodales). Der Sendprocess bestand aus folgenden
Hauptaden: a) der Aufbietung und Äbkör der Eügezeugen als An-
sager, b) der Vernehmung des Angeschuldigten mit der Cregenrede;
im Leugmmgsfaile c) der urtheUsweisen Auflage an denselben, sich
durch Eid und Ordal gu reinigen, endlich d) in einem entweder Frei-
spredmng oder Condemnierung in die Sendbusse enthaltenden Schluss-
bescheide. 420 vgl. IV 724, , dampno t. e. in dämm compensationem*
Barm. 424 vgl VI 425. 425 bezieht sieh auf V 458 f, 428 auf
V 967. 432 Beg. S. Bened. cap, 34 auf Grund von Acta Apost.
IV 35. 433 f. Beg. S. Bened. cap. 43. Hurtig eüt der Mönch zur
Mahlzeit, träge sMeidU er zwr Mette, vgl. Prora 840 f., NigeUus
Wir. Spec stuÜ. p. 42, Zeile 13—16: Non tamen accelerans, ni cum
polsator ad ollam, üt solet ad mensam uentte docente uiam, 8ed
pede spondaico gressu gradiens asinino, Ut solet ad laudes nocte
uenire, uenit/
32 Liber Primas, 486—464.
435 Ysengrimns habens sacro saper ordine cnram
Yertere nolebat, quod pia secta iabet
Obaiat interea Reinardo, damqne oidssiiD
Rite aale faciont, ambra baconis adest,
Clam loqaitar fratri uolpes: „„hanc, domne, baconem
440 Si mecum uelles diuidere, arte darem"";
Frater ait: „„communis erit"", quo more iabetar
Claustricola „„est nostrum"" dicere, qaicqaid babet,
üis dictis abiit Keinardns, fratre relicto
Nil absens misit, nil dedit ipse redux.
445 Mouacbus inspecto fore comperit ^there tempus,
Cimbala quo fratres polsa uocare solent,
Incidit oblatum, nescit quo dante, baconem,
Debita sumend^ aenerat hora dapis;
Hora facit neglecta reum, Reinardus et istom
450 PrQter claustricolam qniiibet alter abest,
Dona dei laudans, accedit frater ad escam,
Nil seruat, dominum sie monuisse memor:
„„Noli sollicitus fieri pro luce futura.""
Denique completis Omnibus iste uenit,
438 uale faciunt ABl), ualefaciunt E, und so wiU Borm, —
441 <( {nur durch Punct angedeutet ^ vgl. Einleitung) E 443 fratre
uocato I) 446 sonare D 449 neclecta D 450 claustricola E
— quilibet corr. D* gemäss der Bandberichttgimg des Textschreibers.
436 secta, auch III 175,853, V 486 stets = Grundsatz, wie
norma 431 und ordo 435. 438% vgl V 450 f. 438 umbra baconis
adest, i. e. uisa est {vgl Metam. IV 713, Claudian, Epüh, Hon. 109),
,der Schatten eines Schinkens traf ihr Auge\ der Bauer gieng nahe
genug an ihnen vorüber, vgl 181 pone, 183 ecce baoo hie ooram,
205 f. Grimm denkt an mhd, schin im Sinne von , Form, Gestalt, Abbüd,
dem Original zum Verwechseln ähnlich'', wie Parcivcd 18, 13; dfenso
Borm,: ,imago, speeies baconis, aHqmd baconi simüe, er kwam zoo
een schyn van hesp aen^ iets dat naer eene hesp geleek; ü vint ä passer
quelqtie chose qui ressemblait ä un jambon. Et in eo uis qnaedam
argumenti lotet, cum infra dubitare uideatur orator, an uere pema, uel
sattem an eadem fuerity cf, 444, 447, 463 etc.^ 441 f. Reg. S. Bened.
cap. 33. 443' « VI 12f»» 453 Ev. Matth. VI 34.
Liber Primnfl, 465— 472. 33
Utqne tiidet torquem, qno uinctam fnmida tergnm 455
Tegola snstulerat, „npars mea"", ciamat, „„nbi est?""
Clamanti monachns ^„frater, temere exigis*'", inquit,
^^Exige fraterne, debita solno libens,
Ordinis est nostri, plas smnere plnris egentem,
Ploribas indigai, plnra proinde tnli, 460
Frater inexpleta si mensam liqaerit aluo
Ultra dimidinm, regola firacta perit;
A qnocamqne baco datas est, qaod oportnit, egi,
Hqc snperant, plas bis non iubet ordo dari,
Qaod saperaait, babe!"" monachas sie ista faisse 465
Arbitrio sjnodi nee secas acta probat,
Nee coram Reinico metait nee pr^sole Rom^,
Sedis nter libeat sollicitetur apex;
Pendite, censores, caasam!" sie, stalte, locato
Rethore qoid synodas diceret esse taam? 470
Si, qoibos et qaantis egeam, perpendere aelles
Et gereres socia sedalitate iidem,
457, 1 Monachas inqait ei: „„firater, non exigis apte'*'',
455 uictum E 456 ibi E 457 auf Rasur A, d)enso 460*»,
465^ 466**; zu clamat- clamanti vgl. 1041 f. 461 f. D interpungiert
nicht wie AB hinter aluo, sondern erst hinter dimidium; dass dieses
richtig ist, beweist V 937 f. und Beg. S, Bened. cap, 39: Völlerei ist
regehridrig; das rechte Mass zu halten, in der Schelmensprache also:
den Magensack halb zu füllen y ist Pßicht 466 non secus BE
467 remito — pome E In A ist die Tinte in den Versen 467,
472. sowie in 474% 476 in Si bis mica, 477 in conqnestu blässer ais
»mst, wohl in Folge von Nässe, die diese erste Seite der IL Lage
[453—488) vor dem Einband theilweise schädigte. 469 Pandite B
Pendent 2>, darüber D*: uel pendite i. e. perpendite. 470 Rectore B
(Betöre DE),
457, 1 mit uel sie D*
457 Der Mönch rügt das laienhafte Schreien, vgl, Beg. S, Bened,
cap. VII, Stufe 11. 468 = uterlibet {vgl, III 518 und Prora 613)
praesul soUicUabitur.
Voipt, TspngTimns. 3
34 , Liber Primn», 473—490.
Quamuis abrosus prope über adosqne medullam
Et comitata dnas perna fuisset oues,
475 Noii calpandas eram, potins culpabilis essem,
Si michi mansisset mica pusilla super.
Desine conqnesta modo, pars taa maior habetur,
Sed pietate cares et rationis eges;
Sanus adhuc ferme cortex lignunque remansit,
480 Et non est morsa l^sa medulla meo,
Perna michi iuxta modalam dinisa uidetur,
Fecissem fratri non meliora meo.
Cominns hac accede, miser, metire retortam,
Quam nice te socia proseqaar, ipse nide,
485 Et si non aliter, quam dico, probaneris esse,
Consulo, ne spemas hoc, quod habere potes,
Rode foris librum tenuemque exsuge medullam,
Esn dura aliam pars tibi probet opem:
Cum fortuna aliquem dederit tibi prospera qu^stum,
490 Commodius potent sarcina uincta uehi/
488, 1 Restantis ligni non minor usus erit.
473 abrasus AB DE; die Analogie zwingt, wie auch Barm,
bemerkt, zu abrosus, vgl 360, 364, 380, 410, 411, 487; hätte die den
Abschreiber irreführende verwandte Vorstellung des PcUimpsests dem
Dichter vorgeschwebt, so würde er der Regel gemäss liber sccmdiert
haben; er unterscheidet ausdrücklich ITber ,Buch' von Über , Rinde'
(die anderen Stellen, 1 487 «. V 136, zeugen wenigstens nickt dagegen),
toie lüpus ,Wolf' von lapus , Hecht', vgl. Einl,, Borm, will cortex prope
oder lid>er {p. 136) über et prope libri E 474 parua E 479 ad
hoc B, ad hec E 481 Pama B medetur E 484 Qua DE
uice] fide E te] tarn B 485 non est aliter B 486 Consolo i
— (hoc ABDEi, Mone verschrieb hie) 487 Rede B exsugge BD,
exuge E 488 dera B 489 Zwischen aliquem und dederit ist tibi
ausradiert A aliquam B 490 iuncta i
488, 1 nur in E, zwischen 487 und 488 ohne eine Steile Spa-
iium, doch am Rande die crux corruptelae.
All maior fVerhältnissmäsaig zu gross' 482 vgl. II 584,
IV 280, 483 vgl. 361 f., zum Wortlaut II 609.
Lib«r Primiu, 491—510. 35
Seinardus patraom, si qaicqnam diceret ultra,
Irasci metoens froade benigBUS ait:
,Patrae, te insontem iosta ratione probasti,
Sicat iastitiam mos hodiernos habet:
Peinfl agit, qai plnra potest, luit omnia pauper, 495
Seit sibi fantorem diaes adesse deam.
Ignorante deo est paaper, quod prodigas ardet
Fandere, qoodqne tenax condere, pendit inops^
Quod locnples, qaod pauper habet, locapletis utramqne est,
Diuitis ex dono est pauperis omne param-, 500
Non igitnr nostro quicquam de iure tnlisti,
Tarn mea quam tna res est tna, caius eges,
Si minns edisses, stomacbas tibi larior esset,
Yestis et esca hodie cnncta licere iabent.
Nnllins ignoscentis eges, nis imperat ^quo, 505
Indulgente sibi dinite, quicqnid agit,
Accnsatnr ioops, sit noxius ipse, sit insons,
Yenalis nenia est, ut mereatnr, emat,
lustus inops sine iare, rens sine crimine diues,
Ipse sibi ignoscit pro pietate deij 510
491 1* f^iU E 492 erat uel ait 1) 496 tibi fanctorem B
497 qui DEi 498 qiddque i 499 locuplex, auch hll B Quid-
qnid % 500 onme] eese f 502 tua vor cuius tn die von D gelassene
Lücke nachgetragen D« 505 jus f 507 fit noxius DE 508 ut
fiaehgelriMgen D
504 Vestis et esca verbttnden %oie Matih. VI 31. 505* vgl,
III 1147. 506—512 Während der Beiehe sich jede UnbiU verzeiht,
l^gt er den Armen an, gleichviel ob dieser schuldig ist oder nicht,
und lässt sich die Verzeihung abkaufen; alles Beckt steigt und fällt
mit dem Masse des Besitzes. Gott hat sein irdisches Bichteramt und
damit das Becht zu strafen und zu begnadigen an seinen guten Freund
und Vetter (496, 71S)^ den Beiehen, abgetreten und den Armen daher
ßr vogelfrei erklärt (702). Was auch der Beiche freveln mag, er
fdört darum seinen geliebten Vetter mcht in seiner olympischen Buhe,
sondern nimmt ihm gemäss der zärtlichen Liehe, die er zu ilim fühlt,
die mühevolle Thätigkeit des Gnade&bens ab; wenn also in einer an-
3*
36 Liber Primus, 611 — B28.
Ergo si locuples alibi indaltoris egebit,
Nonne deus referet pro pietate uicem?
Conqneror ergo nichil, concordes simns nt ante!*
Tunc senior blanda noce profatnr onans:
515 ,Nunc sapis, impensomque tibi gratanter habeto!
Scis bene, sie sociis partior nsqnc meis;
Si tibi deterior, qnam nelles, portio cessit,
Et mea pars noto non fnit Qqna meo,
Fer modo! restitnam, cum quid Incrabere rursam,
520 Non qnia debuerim, sed qnia largns ego/
Acrior idcirco Reinardnm ininria torquet,
Qnod non reddiderat debita nerba dolor,
Exspirata minis rabies cor lenins angit,
Interit erompens, permanet ira latens;
525 Sed qnia facta solet dictis prQponere pmdens,
Declamare bonam noluit ante diem,
Non usurpat ,agam', ne diccre perdat ,ego egi',
Tata mora spes est, anticipata perit.
518 tao
512 pro prietate B 513 concordes fMt, und Lücke dafi^
gelassen E snmns : simns J?« 514 ^ D 516 Sic bene E
517 cessct Di 519 snrsxun i A interpwngiert Iwntef rest., Di
hmter modo; jenes ,erlatibe nwr dass . ,\ loie 2S0j dieses nicht yhring
nur her\ was erst in der zweiten Vershälfte gesagt wird {vgl, aUer-
dings I 533 /*.), sondern — und das ist wohl der Gedanke des
Dichters — ,niinm jetzt den Ausfall geduldig hin\ vgl. II 340. —
523 nimis i agit D 525 postponere E 526 Declamate B
527 adam : agam B perdit E 528 querit : perit B
518 eqna tuo Di
dem Welt, wenn jenseits der Beiche einen Begnadiger braucht, so
wird Gott der alten Freundschaft eingedenk seinem langjährigen Steü-
Vertreter gegenüber dieses Amtes walten müssen und diesem oben die-
selbe behagliche Stdlung geben, die jener ihm unten verschafft hat. —
515 tibi gehört zu habeto, ,beha1te freudig das Geschenk% über das
Subst. impensum vgl. Glossar,
Liber Primiu, 529—542. 37
Tenerat ergo dies nindict^ lectas, aterque
Ho6tis agens hosti, non temere actus, obit, 530
Visa Httlpe senex hilaris concinnat inanes
Blanditias, blQsa calliditate loquens:
,Tempore felici aemas, cognate! quid affers?
Nunc, si quid dederis, partior absqae dolo.'
Coi uulpes: ,refer ergo fidem, quQ, patrao, priinam 535
Dinisit, tibi si pema secunda placet,
Sicat prima fides saadet sperare secondam,
Sic fraas indiciom pnsca seqaenüs agit,
Dicitor hoc uolgo ,,fraas acta minator agendam";
Diuisos recte uix foit ille baco. 540
At michi nimc merces iU^sa retorta daretur,
Si uescenda tibi pema aeniret item?
529, 1. 2 Yenerat ergo dies, hostem qui contalit hosti;
Reynardus uiso fit memor hoste mali.
538 Frans praiadichim
539, 1. 2 Yix fkiit üle baco partes diiüsas in eqnas,
Nee pato te cnlpe penitoisse tue.
529 <r fem E letas BE D hat nach 528 eine Zeile
Spatium, in welche D^ ,De piscatora Ysengrini' roth hineinsckrieb,
an Bande obendn ,De piscatione Ysengrini' schwarz hinzufügend. —
534 partiar E 535 f E, hier ist zum ersten Mal in E der
Paragraph' Punct {vgl. EMeitung) — roih wie stets — ausgeführt, —
536 tibi Sit D placet] foiet B 539 facta i 540 uix] non D
542 Das Fragezeichen fehU in den Hss., vgl. 553.
529, 1. 2 BE, in E in der Beihe zwischen 530 und 531,
in D sehreibt 3 seituKirts von 529 f. ,aliter infra idem est' mit
dem Pfeü und führt dann am unteren Blattrande beide Verse mit
ud frans preiudicium D^
,aliter' auf. 530, 1 qui] q i>* 538 Sic firaus indicium D
539, 1. 2 stehn zwischen 540 und 541 in der Beihe D
530 ,sie kommen sich entgegen, beumsst einander aufsuchend,
nicht zufällig zusammengeführt.' 539 Ähnlich oft, z. B. Anon.
Nevel. II 11. 9, 13; II 19. 12, III 9. 14, aber für diese knappe Fas-
9ung des Sprichworts kenne ich keinen älteren Beleg.
38 Liber Primus, 643—662.
To peccasse piget, desisti fallere frustra
Et de perfidiQ crimine sero doles;
545 Si michi seruasses primam sine fraudo retortam,
Venisset melior perna priore sequens.
Tendamus meliore uia! considero mores,
Gras hodieque samus, quod fneramas heri,
Non igitur tecum commnnia mrsus habebOj
550 Te, nisi solos edas, copia nalla replet;
Noune querebaris uesanom ambabus abusum
Partiealis nteram pQne uorasse iiichil?
£t nanc dinideres socialiter? immo uidetnr,
Ne pecces iterum, res facienda secas.
555 Non prohibet pisces tibi regula, tuque fnisti
Monacbus, et non est semper edenda caro;
Fac dapibus licitis insanum assuescere nentrem,
Caias ob ingluuiem noxia nulla times.
,,Ius!", ubi ins non est; ubi ins, „iniuria!" ioras,
560 In res extemas irreuerenter hias,
Res proprias, niedias, alienas credls easdcm,
Vinere uis rapto, carnibus nsque frui;
656 cacnUam
656 Indaoxas
569 „Ins!", ubi non est itfs; nbi ins, „mioria!" ioras,
546 pama i 547 *f D 551 uerobaris D 559 Mom
bietet lus, ubi als, non est; ubi uis, iniuria; iuras, aber A hat beide-
mal nicht uis, sondern ius, jenes unterscheidet er van diesem durch
consequente Verlängertmg des 1 unter die Linie: uif; B schreibt hier
wie dort uif, also ius oder uis, nur dass B^ es an erster Stelle {vor
non) durch Tüttelsetzung zu uis verengerte, i^ vis, I> ius in beiden
FäUen, 1)^ erklärt richtig: ,Tu iuras, quod ius est, ubi ius non est,
et tu iuias, quod iniuria est, ubi ius est', vgL 493 f. 560 hestemas E
562 raptu E
555 f. fuisti Monachus D, darüber uel cucullam indueras D*
559 mit uel aliter am unteren Blattrande zugefügt D*
549» = IV 915'' 551 Ungenaue BücJtbezi^ung auf 473 /f.
561 medius ^^ in der Mitte zwischen Mein (proprius) und Bein (alieQUs)
liegend, gemeinsam, öffentlich, vgl. I 202, II 518,
Libor Primufi, 563-676. 39
Manditi^ frenum ebrietas et crapnla uendunt,
Qni mandas fieri qiiQrit, utnCmqae cauet.
Hea te sexta dies nee quadragesima terret, 565
lad^us siquidem, sicut opinor, eris,
Te minuä est nequam Satanas quQcnmqoe gerente,
nie aliquid sed tu nil superesse sinis;
Nee lex moralis nee scripta leporue pndorue
Aut timor aat pietas his posuere modum.' 570
Emulus econtra loqnitur, spe iQtns habendi:
,Qaid, cognate, adeo faris amara michi?
Farce, precor! qnicquid pr^ceperis, obsequor nitro,
Norim, quid iubeas, quid prohibere nelis,
Exceptis parebo tribns quQCumque iubenti: 575
Nil do, sperno modum, deuoueoque fidem;
570, a. b Nolla tibi speranda salns; dampnabere proRos,
Si faerit prisoe uita ooeqaa seqaons.
a cauet
564 utr Jmque , , A, utramque cauet BDEf (D mit Glosse
fngit von i), utrumque cauet iy utrumque fugit g 565 Heu ADE]
Ncc B, gutgemeinte, aber unnöthige Verdeutlichung, vgl. Prora 724:
Herba nee antidotum poterit depellere letum. 566 siquidem : sicut A
568 finis B 569 Non A; die paarweise Verbindung der Glieder
der 2. und 3, Gruppe macht dieselbe auch für die erste wahrscheinlich.
— scriptor corr. J5« 570 med* : modum r er deutlicht 2>* 571 *r
fehlt B habenda E 572 adeo] hodie B 573 perceperis E —
IHe Änderung obsequar wäre trete parebo 575 falsch, vgl. Einleitung.
574 Nolim : Norim E
570, a. b st^n in D von 1 zwischen 570 u. 571 in der Reihe.
563 Der Spruch, ähnlich öfter, wie Prora 232 ,Crapula suffocat
meutern, uenus ebria mersat', Wipo Prouerb. 57 ,Per crapulam cibi
et potus perit homo totus', geht zurück auf Lucas XXI 34 (Reg. S.
Bened. cap. 39 extr.) 576 f. Solche Dreigruppen, wie hier und 579 /".,
find nach bibl. Vorbild (Jesus Sir ach XXV 1—4, XXVI 5. 25 etc.)
der nUat. Poesie formelhaft, vgl. Prora 896, 956, Nig. W. ed. W. I
p. 149, Wegeier n. 586; ^enso Viergruppen u. s. f., aus derartigen
Häufungen erstrebens-, bezw. meidenswerther Gegenstände entwickelte
sich zum TheU auch die Priamel, vgl. V 127 f.
40 Liber Primus, 677 — 696.
H^c tria cur fagiam, quam congrua causa sit, audi,
Nam tribus bis sapiens nemo carere dolet:
Parta michi teneo, data non redduntur egenti,
580 Et pr^formido rebus egere datis.
Me rerum ignari nimis esse fatentur edacem —
Yenter ubi impletur, nil superaddo cibi,
Partior, hoc stulti culpant, communia praue —
Sed non sufficerent dimidiata micbi,
585 QuQque micbi desunt, nunc ui, nunc aufero furtim-
Pellerer aut captus penderer, illa rogans;
Cetera inssa geram, liceant b^c, abdico camem,
Si micbi quid dederis carius, unde eiber.'
Commentator ad b^c ,leuiter sanaberis', infit,
590 ,Came tibi excepta nil probibere uolo,
Panca uolo ut mutes, et cetera cuncta licebunt,
Ignosco uitiis, in quibus ambo sumus;
Diceris (et uerum est) in me peccasse frequenter,
Cum dederim, ut nosti, commoda multa tibi,
595 Tarn fidus fido, quam concolor Anglicus Indo,
Quo micbi plus debes, hoc minus usque faues,
577 tria] t AB, tibi atisgeachrieben Ei^ tria ou/* Masur D*, am
BcMde eine Easur; triä toill mnih Borm. fugiant B quam ABDEi]
Mone verschrieb quae ; vgl, VII 395. 579 Para carr, J5> reddea-
tur : redduntur B 581 niniis esse] nimium E edaceie : edacem B*
582 Borm.: ,forta88e impletua', vgl. Prora 696: Venter ut impletur,
non uerbis lingua domatur superando r cibi corr. B^ 583 hoc]
sed D 589 Commentator ABDE, in E nachträglich mit schwär-
zerer Tinte zu Commendator corrigiert; letzteres zieht Mone vor und
haU daran trotz Grimms Widerspruch (BF Eiril, 33) im Anzeiger
III 293 fest, es irrig ,Bathgeiber'' übersetzend; vgl. Glossar —
590 accepta : excepta D 592 Ignosce E
588 vgl. III 441. 589 sanabehs, vgl, nimis edacem 581 und
ne pereas 598. 595 ,d. h. gar nicht treu, weil der weisse Eng-
länder [vgl. Weinhold. Deutsche Frauen p. 46T] dem schwarzen
Indier in der Farbe ganz ungleich ist: uade per Hispanos et nigros
Liber Primas, 597— 612. 41
Onine nudam aice nemo mala nisi possimos ^qaat,
£rgo, ne pereas, consiliabor item.
PiBdbuB mnameris oiuaria sabdita nooi,
Emoritur stricto plurima turba uado, 600
Pisdbas at reliqnis laxetur copia nandi,
Gratus ibi hone illo captor agente trahit;
Nee potior quisquam quam tu micbi crederis esse,
Tot pressom monstris eoacnare locom,
Sit quamois in nentre tuo tarn creber et amplas 605
Angolas, es nomquam i^el satiandos ibi.'
Ille reclamat onans: ,farimos, Reinarde? qoid istic
Figimur? accelera! mors, nisi piscer, adost!
Vis ninam, in pisces age me, camem abdico prorsus;
Ta prisci sceleris ne meminisse uelis, 610
Perdideram lances, quibos exQquare solebam
Farticalas, ideo solus ntrasque tolL
598 pareas E consiliator : consiliabor B^ conciliabor X>
600 Emuntur E Emorimur : Emoritur !>' 601 mandi D\ D* uel
DADdi. 602 hunc fehU DE, E setzt est dafür ein ci^tus D
604 ,forta89e rectins lacum' Mone, Barm, weist dagegen richtig auf
661 und 721 hin 605 Sic JB 606 Vor uel Basur D 607 1*
fehlt ABDE Barm, will das Fragezeicheth hinter Ecin. «treicheny
vgl. aber I 878 nonne furisV I 657 tua nonno peritia languet? V 420
deliras? 608 n] u J. piscar D 610 pisci : prisci D
oade per Indes, Henric. Septim, III 167, decolor Indus, Äegid. Carbal.
II 806' BF, Einl, 94, dazu Vital Bles. Amphitruo 335 ,Sum uelut
Aethiopes uel quales India mittit: Aetcma scabie scinditur atra cutis.*
597 pessimus sc, hominum, nicht der Teufel, vgl. Otloh Prouerbia,
Pez III 2. 511 ,Malum pro malo reddore est humanuni; malum uero
pro bono diabolicum' 599 ,Hypdüage est, pro Noui innumeros pisces
uiiuuiis subditos' Borm., möglich, doch nicht nothwendig : das Wasser
ist das Beich der Fische, der Teich ihnen als Herrschern überlassen.
602 ,Piscibu8 nimis artaiis grata est piscatio, et aiius alium in rete
trudit' Barm. 605 vgl. I 1054, III 148, VI 98. 611 dasselbe
Bild V 316, VII 55.
42
Liber Prunus, 613—628.
Quem nunc ergo dares, tn solus habeto baconem,
Pars toa quarta foret, par modo noster eris,
615 Et ueterem patruum capiendis piscibus induc'
Pr^cedit uulpes subsequiturque lupus;
Ambo pari carsu sed uoto dispare tendunt,
Ilic cupidus Incri, conscios ille doli,
Spe labor in seniore, fames stimulatar utroque,
620 His ergo stimulis instimulatus ait:
,Dic, cognate, etenim nimis expedit hoc michi nosse,
Piscatura uadi quam procul abstat abhinc?'
,Patrue, cur', inquit, ,scitari8?' at ille subiufert:
,Scitandi qu^nam sit michi causa ^ rogas?
625 Quo tibi surreptu tam nunc industria simplex?
Unde h^c rusticitas, (nonne facetus eras?)
Ut, cur quQsicrim, quQras, quod et ante rogatum
Dicerc debueras? expediebat enim;
Mit 613 schliesst in D die erste Lage, darauf bezieht sich das
in der untern Blattecke stehende I hinc. 613 f. Mone schlägt p, 298
fuit statt foret vor, aber dieses steM u/nd fäüt mit dares: gäbest du
-tmr jetzt emen Schinken, so würdest du nach dem aUen Vertrage
{222 ff.) Vi davon bekommen, aber zum Dank für die Fische aoüst
du mir jetzt gleich sein (vgl, V 186) und, wie ich vorher, den ganzen
Schinken bekommen, 619 Sepe E 621 *i inE erst bei 623 hec E
nosco BDE oxpedit bis nosse auf Basur A 624 tibi : michi B^
rogans corr. B^ 625 Quid DE Borm, ändert ohne Noth Quae
tibi surrepsit i n. i. s. ; ich erkläre : Durch welchen Baub ist dir jetzt
der Verstand so einfältig geworden, wodurch ist dir dein Scharfsinn
genofnmen? — oder: von welchem Schneckengange (vgl, IV 91) ist
jetzt dein einfältiger Verstand? 626 simplicitas B facenis B
628 expediobant B
625 ff. und 657 f. Heimzahlung auf 99 tvnd 131 ff. 627 ut
hängt von hQC ad), vgl. Einleitung; wollte man es als elliptischen
Entrüstungsausruf (du solltest erst noch . . .) deuten, so würde man
Tu vermissen; auch kommt diese Bedeweise im Gedicht nir-
gends vor.
Libor Primas, 629—640. 43
Nam licet ipse nichil nosses, (at fama fatetor)
Quam natura meQ sit fnriosa gol^, 630
Quam mordax in aentre meo luctetnr egestas —
Nescis, qnod cnpidos segnia Incra necant?
Tarda magis cnpidos quam perdita Incra molestant,
Nonne fni monachns? sdsque, ita dicor adhnc.
Materia crescit crescente noracior ignis, 635
Res anidam mentem nulla pr^ire potest,
Fax natina meos satis incendebat hiatns,
Adiecit stimnlos regnla sancta suos,
Monachns oblatnm cum uiderit affore Incmm,
Irruit ut plnnio fulgetra mota polo; 640
629 nosces BDE 632 socant B, nocent i 634 auf Basur A;
scis quia J5, Et quicquid modo sum, monachus ante fiii g, eine alte,
vermuthlich schon in x zwischen den Zeilen stellende Variation, welche
die Scansion mönachus dwrch das I, und IL Buch consequent durch-
führen wollte; die Lesart würde die signifikante Stellung der Tonworte
capidos-cupidos-monachus (632 — 34) am jedesmaligen Schluss der
ersten Halbzeile aufhebet^ und den irrigen Schein erwecken, cAs ob erst
mü 634 das zweite Element der dupla cupido (652) begönne, 629—633
aber das erste enthielten. Die gemeine Lesart hingegen verwendet in
klarer Anordnung je 3 Verse für beide Motive an sieh, 629—631
für die uoraoitM htpi, 632 — 34 fwr die cupiditas monachi, und
bespricht sie dann in ihrem Zusammenunrken ; zu nonne ergänze cnim.
Anderseits toürde quicquid seinen gegenwärtigen Charakter ausdrucke
ttcÄ in Frage stellen, wahrend er sich doch im Folgenden auch jetzt
immer noch durch das Mönchthum gebunden erklärt. Bei' VaricUor
verwirrte also um einer prosodischen Kleinigkeit loillen die lichtvolle
Anlage der Bede. 636 nulla] nemo D perire : preire f 637 natina
(naüa, der Gebrauch der Note "" für n und u, wie z. B. in dem
eigenhändigen Catalog des Amplonius, ist der Hs. sonst fremd) D
638 sancta ;il suos B meos E 640 meto B pluuia fulgui* et
— polo {für das fehlende mota ist Lücke gelassen) E
629 f. nichil »» non, die (^jxdimsätze sind Object zu nosses,
die Consec. temp. ist verletzt genau wie I 471, VII 395 —
637 vgl. ignis auaritiae in den Prov. Sälom. tmd ignis concupi-
scentiae camalis bei Otloh (Pez III 2. 505). 640 dasselbe Büd
II 109, III 378. 889.
44 Über Primus, 641—663.
Sciret bina modum, cum nesciat nna Caribdis?
Hinc me sanctus agit, noxias inde furor,
Plus claostri pietas fürit impietate lupina^
Dico satiir „satis est**, monachus usque ^panun est".
645 Antea peccabam, quotiens uiolenter agebam,
£t aeniam raptos non habaere mei;
Sacra caculla michi simul est accepta, saomqae
Exemplom fratres edocaere boni,
Protinus illicitam c^pit lidtttmque licere,
650 £t nichil est uetitum pr^ter egere michi, |
Die igitor, nostro quantum de calle sapersit,
Ne paxiat sabitam dapla cupido necem.'
,Patrae\ ductor ait, ,cam plena crepuscula mundom
Induerint, c^ptum perficiemas iter;
655 Noete fere media, si tendimus omine l^to,
Tanta trahi potent sarcina, qoanta uehi.'
Piscaturas ad h^c: ,tua nomie periüa langaet?
Nescio quid passa mente reduncos ebes;
Milibus octo super nubes extantis acerui
660 Impositum dorso me superaret onus?
Sed facile est portare michi, quos occalit Qqoor,
Ni dicam „satis est", abnatet oro nichil,
_ 644 negat
643 1* i> 644 est hinter satis fekU E 648 michi (?) :
boni E • 640 illicitura copit cMf Basm A 652 Non : No 2>*, Non E
655 homine B 657 «T fMi B 658 reductuä BE habes B
stantis
659 ox II, corr. D*, am Rande ein Wort ausradiert. 660 dorsum B
661 Alles hinter Sed auf Basur A acculit oder attulit E 662 Ne B
adnatet E . Mone: ,orc pro oro commendari possc uidetur', dagegen
Bonn.: ,oblitus erat Mone^ hie de catula agi\- Borm, schlägt vor:
Si dicam „»atis est", adnatet, oro, nihil.
644 negat DE
655 Borm, ergänzt zu, tendimus fälschlich retia, der Wolf aMein
fischt ; tendimus beziefit sich auf die gemeinsame Fahrt, vgl, 651. 654.
662 ni, wie ni ante II 4 utid ni piius I 1032, =« priusquam.
Über Primus, 663—686. 45
Si felix fortona meis arriserit ausis,
Qnot michi safficiant in dno lustra, traham.'
Monerat algorem Febrai niolentia, qaantas 665
Stringere Dannbias safficiebat aqnas;
Nacta locam nnlpes düdt: ,sta, patrae dnlcis*,
(Hiscebat glacies rapta recenter ibi)
,Hic impinge toam, carissime patrae, candam,
Rete alind nullam, quo potiaris, habes, 670
Utere more meo; qaotiens ego piscor, eandem
Piscandi qnonis sector in anme modam,
ütqne experta loqnar, si mnltnm linea clandant
Ketia, ter tantnm canda tenere solet
Qnod si consilinm non exandire recnsas, 675
Horior, nt bic sapiat dnpla cupido semel;
Salmones rnmbosqne et magnos prendere lupos,
Mole snpemimia ne teneare, cane,
Angnillas percasqne tene piscesqne minores,
Qni tibi sint, qnamnis plorima tnrba, lenes. 680
Viribus Qqua solet non frangere sarcina coUnm,
Obniat immodicis ansibns nsque labor;
Lncratnr temere, qni perdit seqne Incmmqne,
Interdnm Incris proxima dampna latent,
Ne capiens capiare, modum captora .capescat, 685
Yirtutum cnstos est modus atque dator.'
665 1' fehlt E 667 ue uulpes B 668 ffiscebat fehlt, in
die gelassene Lücke trug eine nicht wieder vorkommende Hand die
Ergänewng Est otenim ein, E tocenter X> 669 tuam fMt E
672 aime B 673 loquor B 675 concilium B 676 Hortor nt
hie BDE\ Hortor uti auf Rasur A 677 Salmonos — pondere B
678 super nimia ABDE 680 sit B 682 in modicis BDEi —
casibns i 684 patent DE 685 capossat g
675 vgl. II 469 676 vgl. 652 681 Andere Fassungen dieses
Sprichworts Prora 106, Zingerle p. 23 686 ,Diu mäze ist ganzer
tilgende ursprinc' Zingerle p. 99.
46 Libw Priimi« , 687—708.
fietifcr econtra: ,nc quid michi consale, frater,
Da tibi consilinm, consnle memet agor!
Per Caput hoc canum, si tarn scius ^qnoris essem,
690 Quam michi siluarnm compita qn^que patent,
Sciret, ob hoc quod aquas nondum spoliare parabam,
Vindice se lonas hac caruisse tenns;
Pr^tulerim rambo cancrum delfinane ceto?
Non meus hoc fecit consuluitque pater.
695 Quo buccella michi minor est, hoc tristins intrat,
Res brenis est Satan^, copia plena dei;
Vq michi, cum subito dentes ossa obuia l^duntl
Immersis longe dentibus esca iunat,
Tunc primum me teste deus laudabilis extat,
700 Cum nichil offcndit libera labra diu.
Pauper ouat modico, sum diues, multa capesco,
' Tangit parua super paupere cura deum,
Diuitibus fccit deus omnia, seruat et offert,
Diues qui sapiant seit bona, nescit inops;
705 Seit diues scitasque cupit quQritque cupitas,
Quas sibi qu^rendas pr^meditatur, opes,
QuQsitas reperit, fraitur parcitque repertis
Ordine, prouentu, tempore, lege, loco,
698 morsibus
687 Letifor JE 688 concilium D 689 tam scius] conscius B
690 saluarum E 695 bucella BE 696 sathanie B plena] longa D
698 In mensis B 699 estat B 701 capesso D 702 paparua B
703 deus nachgetragen D*, ceruat : seruat D* 704 qiü Af] quid
BDEi; vgl IV 357, 271, V 361, VI 117. 118; der Dichter seist hei
saporo hold das Adverbium, bald den Accus, neutr. 706 Qua f ;
Quas Ins pr^meditahir = quas seit, es ist ein kreisförmiges Distidwn,
dessen Uaupibegriffe scire, cupere« querere nach der Norm abcba
geordnet sitid.
698 morsibus DE 701 t in spruchförmiger Umbildung sed
diues multa capessit.
688 vgl III 878.
Liber Primus, 709—734. 47
CoUigit ac spargit, colitar, laadator, amator,
Cominus et longe cogniins atqae placens. 710
Infelix, qui nnlla sapit bona, nalla reqairit,
Vinat et absqae bono, aiuat honore carens,
NqIIus amet talem, nollus dignetur odire!
Ergo ego piscabor, qua michi lege placet,
Proximitas quQdam est inter cupidumqae deamque: 715
Cnncta cupit capidus, probet habetqae deas/
,Patrue', dox inquit, ,moneo, non qa^ro docere,
Perfectus sapiens absqae docente sapit,
At timeo tibi, debet amans hoc omnis amanti,
Vincula pr^terea nos propiora ligant. 720
Huc me igitar duce dactus ades lucrumqae locumque
Indico me nosti — temet agenda doce,
Sic studeas lucris, ne dampnum Incra sequatnr,
Quid naleas, pensa, ne aide, quanta uelis.
Perfeci, qa^cumque michi facienda fuerant, 725
Ire michi restat, cetera mando tibi.
Quid ael nbi faceres, dixi, facienda subisti;
Secams dixi — tu facis, esto pauens.
Fac bene! dam piscaris, eo conqairere gallam,
Santo tai pisces, safficit ille michi, 730
Dico iteram — si temet amas, piscare perite,
Consalo, si cuias consiliantis eges;
Improperanda puto commissa uoraginis amplQ,
Com steteris fixas pondera magna saper.'
712 absqae modo t 713 Nullius B amat D odire ABBEf]
Mone ändert adire, vgl. III 295 %md Glossar. 714 ego fehlt B
716 capit B 717 dux inquit moueo auf Easur D* 719 hec B
720 propiiora Ä 721 Hie D, vgl I 434. 855 724 non D
730 Sinito : Sunto B* Sumpto E 731 tenet E 733 puro B —
Borm. vernnUhet puta — amplo (m dem Sinne: si quid cotnmiseris,
imputare dfhes amplüudini uentris tut) oder tibi statt puto mit Bei-
hekaUung von amplQ; beides unnölhig. Der Sinn ist: ,ich kann mir
schon denken, wie es kommen wird; die Schuld des tmersäUlidien
48 Liber Primnß, 736—742.
735 Emergente die Reinardus, ut arte feroceni
Eliciat turbam, proxima rara sabit,
lamque sacerdotis stantis secas atria gallum
Ecclesiam popnlo circnennte rapit,
Intenditque fag^; non laudat facta sacerdos,
740 Nee landanda patat nee patienda ioco.
,Salae, festa dies!' cantabat, ut asqne solebat
In primis feriis, et ,kyri' aulgiis ,ole';
Magens, dcut Vergehn massloser GefrässigkeU werde ich dir rorxcerfen
müssen, wenn du festgehamnt , unfähig dich von der Stelle zu rühren
dasteJm wirst über Beutemassen , so gross, dass nicht du sie, sondern
sie dich beherrschen"; das JKntichon weist wie 681 — 6 auf die Pointe
der Fabel hin, 73G cura B 737 stantisque B ^melius Atque'
Borm., lamquo gehört zu stantis socus atria und hdft hervor, dass der
Pfarrer, um Haus wnd Hof besser im Äuge behalten zu können, viel-
leicht auch in RücksicJU auf sevne Wohlbeleibtheit, den Kirchumgang,
den die Gemeinde noch fortsetzte, schon beendet hatte und an der
Eingangshalle (atria steht auch für die Kirche selbst, V 846) dastand;
vgl. übrigens I 9, 740 Ioco B 742 pritiius B
740 vgl. III 885 f. 741 In der Osterzeii — genauer, an den
Sonntagen von Ostern bis Trinitatis (ProcessioncHe, Antwerpen 1620
pS88ff.) — wurde beim Umgang um die Kirche ein aus Venantius
Fort. III 9. 39 ff. entnominenes Lied gesungen (Ph. Wackernagel nr. 13).
welches — mit Benutzung von Quid. Metamorph, X 270 — mit dem
745 f. parodierten Distichon anfängt: ,Salue, festa dies, toto uenera-
bilis aeuo, Qua deus infernum uicit et astra tenet.', vgl. Ecbasis 977 f.
Klar beschreibt die Feier des Ostersonntags unser älter Cod. theol. lat.
fol. 2, f. 130^^: „Tarn ipsi (sc. derici) quam et omnis populus pro-
cedunt cum omni decore . cum crucibus et timiamateriis . prcjceden-
tibus etiam sanctis euangeliis . cantantes antiphonas processionales
cura uersibus ,Salue festa dies' . deinde antiphonam ,Cum rex gloriae'.
Qua finita cantetur antiphona ,Vidi aquam' et spargatur aqua benedicta
super populum. Sequitur antiphona .In die resurrectionis meae'.
Quibus expletis . ingrediuntur aocclesiam cum antiphona ,Sedit ange-
lus' cum uersibus suis. Et ita ingrediuntur ad missam" etc, P, Boro
nun, statt jedem Sonntag sein besonderes Wallfahrtslied zu lassen,
singt — nieht sowohl im Hinblidc auf die symbolische Bedeutung des
Sonntags überhaupt, der die Auferstehung Christi dem Gläubigen re>-
Über Prirnns, 743 — 766. 49
7
,Salae, festa dies!' animo defecit et ori,
Et dolor ingeminat: ,uq tibi, m^sta dies!
y^ tibi, iiiQSta dies, toto miBerabilis quo, 745
Qua l^tus spolio raptor ad antra redit!
Cum micbi festa dies uel maxinras hospes adesset,
Abstinui gallo, quem tulit ille Satan;
Sic pr^snl doleat, qni me sospendere cantn
Debnit! en galli missa ruina foit, 750
Non me missa iuuat sed unlpem, altaria iuro:
Malaeram missas ter tacaisse noaem!'
Protinns inceptam popnlo comitante relinqnens
Clamitat: ,o proceres, accelerate, probi!
Me qnicamque uolant pro se meruisse precari, 755
£t qni fida micbi corda deoque gerant'
743 hori B 740 antea fugit B 748 ille BDE] iste A irrig,
iste heisst mlai, ,die8er hier\ ille , jener dort' 753 ^ fehlt E
gegemcärtigefi soll, wie der Freitag den Tod (Regino de synod. causis II
Appendix I cap, 16)^ als vielmehr aus Bequemlichkeit an jedem Sonntag
~ »elbst in dem zum Theil in die Fasten fallenden Februar (665) —
das Osterproeessionale und erinnert damit an den bekannten Pfarrer
r(m OhnewitSy der für jeden Sonntag dieselbe Predigt hatte, —
T42 rgl. Hoffmann von Fallersleben, Gesch. d. deutsch. Kirchenlieds^
>' 2, namentüch p. 21. Der Geistliche sang den Text des Hymnus,,
ftie Gemeinde das vielfach wiederholte Kyrie eleison als Refrain. —
749 ff. Dem Pfarrer, wegen Pflichtversäumniss beim Bischof (pr^ul)
fingtklagt, ist nidU nach strengem Recht auf einige Zeit — schlimmsten
Falls konnte ihn vierwöchentliche Amissuspensian (752) treffen — das
Messelesen untersagt (missas tacero auch V 118\ sondern noch eintnal
Verzeihung gewährt; zum Dank wünscht er seinem geistlichen Oberen,
der durch die Begnadigung mittelbar die Schuld an dem Hahnraub
^^ägt, dass jenem das Unglück widerfahren wäre, 751 Zum Sdhvmr
^ dem Altar vgl. J, Grimm RA* p. 897, Du Gange ed. Henschel
III 931 Spalte 1 u. 2, 753 inceptum sc. mysterium missae, deren
Einleitung der Kirchumgang ist. Mit o proceres 754 bittet der
Pfarrer zu/nächst die anwesenden edeln Herren und Kleriker (761)
rgl. III 1127 j dann mit 755 f. die Getneinde überhaupt um Unter-
Nutzung.
Voigt t YflengTimus. 4
50 Libor Primas, 757 — 770.
Anna omnes rapinnt, arma omnia uisa putantor,
,Hai! hau' continaant, ,hai!' sine fine fremnnt,
Per iuga, per ualles, per plana, per hirta seqaantur,
760 Post hostem profugum milia mille rotant:
Clerus uasa, cracmn baculos, candelabra, capsas,
£dituas calicem, presbiter ipse libnmi,
Sacras deinde crnces, saxorum milia nulgas,
Presbiter ante omnes noce mannqne farit
765 Pertigerat gnams, quo uellet tendere, raptor,
Qua piscaturum liquerat ante senem,
Et procul increpitans, ut uix clamaret ad illnm,
Turbat, ut ad furcam tractus, anhela loquens:
,Ibimus? esne paratns adhuc? rue, patrue, cursim!
770 Si cupis hinc mecum currere, curre celer!
757 rapiant E 758 Ha hay — hy JE {stets hay BD) -
759 secuntur corr, ^», 8e9tur JBD, sequuntur E 760 raile B
762 Edictus B 763 saxorum et? doch fehlt auch II 402 et zicM^
zwei Substantiven; ebenso Venant Fortun. ed. Leo p. 396 s. u. cojm-
latio, Hugo v, Amiens Pentat. 25, 28 etc. 765 Pretigerat E -
767 ut uix clamaret] alte clamabat conj. Mone; er ruft ihm aus so
grosser Ferne zu, dass er kaum bis zu jenem schreiend reicht, rer-
nehmbar ist. 768 anola J?D, hanela E 769 Hinter Ibimus hat Ä
ein Fragezeichen, D ein Komma, BE keine Interp.; Mone missbüligt
das Fragezeichen wegen 830, aber vgl. III 472 — rue] IDe B —
770 currere currere B
757 vgl. V 968 f. 759 D* glossiert: quasi dicat euer bnsch
ende ouer haghe. 761 ff. vgl 856, 979 f., II 207 ff., V 683 f., 861 ff.
Bei uasa ist nach V 862 an Weihrauchfasser, n€tch VII 237 {rgl
Otte, Christi. Kunstarchäologie* p. 830 Änm. 2) an Glocken zu denken;
crucum baculi sind die Stöcke, auf denen die Kreuze befestigt wurden,
vgl. uastas sudes I 1060, fustes II 207 ; im übrigen vgl d. Glossar. Fow
kirchlichen Geräthschaften vermisst man die scamna, sciinia, pulpita.
von weltlichen werden hier nwr die später nicht einmal zur Verwendtmg
kommenden saxa genatmi — die Verfolger bleiben dem F\ichs zu fem,
kommen dem. Wolf zu nah, als dass Wurfwaffen tauglich wären —
nachher noch das Beil Aldradas II 5, saune uenabula et unci in dem
allerdings nicht zuverlässigen Bericht des Wolfes II 207. 768 Turbat
= er tobt, intransitiv, wie Borm. ricJUig erklärt, vgl. turbidus 780.
lAh&t Primas, 771—790. 51
Non eqaidem ueni cam libertate morandi,
Si oenies, agiii strennoitate aenü'
Talia clamanti sacclamans ille reclamat:
, Audio! quid clamas? non ego sardos adhnc!
Desine bachari, nos nnlla tonitrna teirent, 775
Nee tremor est terr^ indiciine dies.
Ad quid pr^dpitnr nia tarn rapienda repente?
Colligo nunc primnm, captio c^pta fere est;
Die tarnen, an faerit, si seis, miehi plnris abisse
Qnam tenoisse moram.' tarbidus ille refert: 780
,Neseio, sospendisse uiam tibi prosit an obsit,
Dietori aeniunt post mea terga tibi,
Non michi dignaris, digoabere forsitan illis
Credere, sed prodest aceelerare michi;
Collige constanter, siqnidem lucrabere, persta.' 785
Hie panidus paulnm repplicat ille precans:
,£cce eeler teeom uenio, subsiste parumper!'
Respondet patruo taliter ipse suo:
,Non ego pro septem solidis tria puncta morarer,
Ad tna sedisti lucra, morare satis! 790
771 Ne B 773 *f fehlt B, sUht erst hei 774 D 776 Nee
BDE] Non A diues B 780 turpidus ille refer B 781 1" DE
784 accelare B 785 si quid B, er vergass die Schleife am d;
äquidem == *«V mg, 8% modo {sonst caustd, II 612, 660, III 2'} 3);
Bonn, schiäfft perstans vor, 786 iUe AB] usque DE und Mone
falsch, denn er bittet jetzt erst äfigstlich werdend zum ersten Mal,
792 zum zweiten Mal (item, vgl Gloss,) 787 "^ D 788 Eespondit E
ipse BDE\ ille A 789 1" DE pucta B 790 morare; satis! (satis
= iaiis est) ändert Borm., aber satis = nach Herzenslust, vgl. Gloss.
772 vgl. IV 570, V 200. 776 vgl. Myth*- II 681 und zu
VII 657. ISS)*' « 921^ 789 Als höchste Geldeinheit nennt der
Dichter das Pfund, Goldes oder Silbers, pondo V 79 f., demnächst
das halbe Pfund, marca Y 103; diese wurde je nach dem Münzfuss
zu 12— 36 SUberscJdllingen {Hüllmann I 430 ff.), solidi, ausgeprägt,
die auch 11 432, V 596 erwähnt werden; der solidus enthält 12 Pfennige,
der Pfennig 2 HäMinge oder Heller. Der Pfennig, die allgemeine
4*
52
Über Frimiis, 791—800.
Qnod capere optabam, fors obtulit, h^ret in unco.*
Serio formidans ille precatur item:
,Fige gradum sodesi et quos fugis, eminos absont,
Dux meus huc fueras, esto redactor abhinc!
795 Ne dicarc dolo doxlsse, merere redaceus,
PoDdns amiciti^ tristia sola probant;
Pura fides etiam personam paaperis ornat,
At fraos purpuream priuat honore togam.
Non rebar captos, quantis fore senUo plures,
800 Sarcina me pr^dQ detinet, affer opem!
791 *f E obtabam E sors B in eundo B Mt 791
hegirmt Mone die Antwort des Wolfes, 792 als Parenthese auffassend.
793 «f DE Über sodes die Glosse socie ZH; et ABBE] en Born.,
et ist nur dann logisch hcdtbar, wenn wie hinter ihm so auch vor ihm
ein Beweggrund zum Bleiben stände; diesen geioiwnefi wir aber durch
die Übersetzung ^bleibe hier als mein Freund, auf Grund der Freundfü-
pflichV, genau ebenso braucht der D. sodes als causale Apposition
II 614. Ys, wendet sich 793^ und 796 an das Herz des Freundes,
793^ an seinen Verstand, 794 f. an das Gewissen des Führers. —
796 probant : probat E 797 etiam ABDE, ebenso g, aus dem Mone
hier utid III 470 contra anstatt etiam notierte — etiam personam
at*/" Basur D*, am linken Bande ist ein Wort ausradiert, D* w^d also
hier, wie öfter, nur eine Bandberichtigung in den Text gesetzt haben
sonam
— per ßcara corr. B* 798 Et Di 798 rogam B 799 quantis
ABD] quantos E, Mone und Borm., der am Schluss pisces ändert
Vgl. II 281; quanti = q'^^ot; es ist eine Vermischung zweier Von-
structionen, von non rebar captos tantos, quantos fore sentio und
rebar captos tantos, quantis fore sentio plures, ron jener nahm er den
HauptsatZj ron dieser den Nd^ensatz. 800 auf Rasur A
Silbermünze des MA, auf der als Wappen (stema oder scema VII 694)
ein Kreuz ist (VI! 080), heisst nummus V 210, VI 527, 531 f., VH 679,
683; der andere Ausdruck dafür, denarius, kommt nicht vor. Für
den halben Pfennig hatte man eine geprägte Scheidemünze, doch rer-
mehrte das Volk die Zahl der Heller, indem es den Pfennig mitten
durch das Kreuz durchschnitt (VII 679 f.) ; der Heller heisst as II 134.
m 1 108, IV 742 oder obolus VIT 683 ; über niina VI 75 vgl. Glossar,
796 Andere Fassungen dieses Sprichworts bei Zingerle p. 39, Zacher
n. 118 {Haupts Zs. XI 127).
Liber Primiu, 801— 814. 53
Aoxiliare seni patnio! scelerate, quid h^res?'
Clamat ouans nulpes: ,i8ta profecto aelim!
Sabuesiontis eges, non castigantis egebas,
Yenit ad hoc ^mnmn linqnere neue nichirM
Dedecos et dampniiin piscatos es atqne dolorem, 805
Qni qaeritiir de te, perpetiatar idem.
Quid iuuit clamare: ,,modam seraare memento"?
Incidis ^mmpnam taransitione modi,
Captos es a captis, periit modus, hocqae peristi,
Et nanc operiar snbueniamqne inbe! 810
Scilicet expectem mundo in mea terga rnente
Cum canibns, gladiis, fustibas atqne tnbisl
Fortanam misero non nult coninngere felix,
Differimns mnltnm stans ego taqae iacens,
804 Perstat adhuc tibi mens linquere uelle nicbii?
801 Anxiliare seni patruo auf Basur A Borm. beginnt mit
scelerate die Antwort des Fuchses wnd liest quid? h^res? aber jene
Anrede enthielte eine ungerechtfertigte Härte, vgl. 870, und diese
beiden Worte büden eine untrennbare Formel, vergleiche I 85, 885,
IV 555, V 818, 9. 802 *r DE isla profecto uelim auf Baswr A
803 egebam B 804 am Schluss ein Fragezeidien in A, ein Punct
in BDE 806 Q zu Qui ergänzt D* perpetilatm* A, perp|tiatar D,
propitiator E 809 hocqae (hq; nicht hq;) A^ hicqne BD, hincque E;
Koc , dadurch, dcurum' auch 199, vgl, quo VII 260. 810 nunc quod
ueniunt
maneam E iubes DE 812 Cum gladiis "füstibus swppl. B^
(canibus fehlt), 813 contingere E 814 multum atich g, mcht
stoltom, wie Mone angibt.
804 so DE
804 vgl 657—664j 716; ,hierzu gelangte, führte der Grundsatz,
nichts leben lassen zu wollen." 807 vgl 685 f. 811 v^. III 235,
y 41; mundus ist nicht das dem ritterlichen Waidwerk (812) fremde
fVoOc, la b<isse classe', wie Mone meint; es bezeichnet ausser WdtaU
(VII 605^ 620) die Gesammtheib aller Menschen oder eine grosse Anzahl
derselben {III 181, VII 449, 565, 611, 681 und hier).
54 Liher PrirowR, 815— 832.
815 Stare recosasti, cam stares, sponte ruisti,
Vis modo restitui, si potes, omen habes;
Stantibus est facilis casus, graue snrgere lapsis,
Quisque memento sui, dum meminisse iuuat,
Qui ceddere, monent stantes uitare ruinam,
820 Quam sit stare bonnm, scire ruina facit.
Stent igitur stantes, strati, si copia, snrgant,
Surgere si nequeunt, qui cecidere, cubent;
Lene cubas et nocte parum dormisse uideris,
Subseqnitur parcus dalcia s^pe sopor,
825 Leniter ergo cuba, donec pausaris, cgo ibo,
Solus habe pisces, sat michi gallus agit'
,Ergo*, inqnit, ,redies patruo, Reinarde, relicto?
Tam consanguine^ nil pietatis habes?
Si pietate cares, saltem cogente pudore
830 Ibimus hinc pariter, me micbi redde prius,
Nulla mei michi cura, tuo fac seruer honorü'
Galliger econtra: , patruo, nolo mori.
825, 1 Tu satis expecta, qui non terreris; ego ibo
828 Et
828, 1 Nee consangninitas te facit esse pium?
830 me tibi redde prius
831 Nulla mei tibi cura
815 Ctare : Stare D^ cum stares] constares B 816 habe :
habes D*, der uel habe heischrieb, vgl III 247, habe E 817 casus]
lapsus g 819 Quod E mouent f 822 sine queunt, von B* ^
einem Wort verbunden B 824 das erste und die zwei letzten Worte
auf Rasur A 825 Dulciter E ibi E 826 habe/ Ä 827 Ergo
inquit redies auf Rasur Ä 830 rcddo D Seitwärts schreibt B^
pulchr. 831 zunschen mei und michi ist tibi ausrad. A 832 f B
825, \ von B^ beigesehrieben 828 Et DE 828, 1 mit uel
sie von D* zugesetzt 830. 831 so DE
821 vgl, OHoh Prouerb. bei Pez III 2, 530: Stantibus et lapsis
par sollicitudo tenanda est: His ne retro cadant, illis ut concito but-
gant' 824 vgl. Jesus Sirach XXXI 23 f. 829 ebenso 405 f
Liber PiimaB, 833—642. 55
Non ego diffiteor caram pietatis agendam,
Si non ploris emit, quam nalet, auctor eam,
Sed cum propositnm saperant conamina reniin, 835
Tunc est subsidio sabidendos honor;
Tn, qui non dnbitas lütam sospendere landi,
Deposito tarbas operiare meto.
Nolla suo firacta res carior esse meretnr,
Bos onis est pretio ploris eqaosque boois, 840
Singttla pr^libat sapiens pretioque laborem
Eqnat, amans qnanti qu^ae oalere oidet;
S35t 1 Sed com matoiies saporator xnole gerondi
886 subicienda fides
837 f. fehlen A, sind von D» am uiUeren Blatbrcmde ncichr
getragen; aber ztoeifeUos ursprünglich, wie die durchsichtige Gliederung
der Bede beweist; sie besteht — so zu sagen — aus zwei sechszeiUgen
Stollen (a. 833—838, h. 839-844) wnd einem merzeiligen Äbgesang
(B45— 848); die Stollen, sifmmetrisch gd)aut, stellen in den beiden
ersten Distichen den Realismus des Fuchses dem IdeaUsmus des Wolfes
m letzten Distichon schroff gegenüber, 837 f. und 843 f. sind einander
sai^Ueh genau entsprechende und darum unentbehrliche Gruppen-
absMüsse. In dem versöhnenden wnd ausgleichenden Äbgesang mmmt
K die vorher categorisch zurückgetoiesene Ehre mit einer doppelten
Beschränkung an: nicht als Ganzes, sondern nur zu dem ihm gebüh-
renden TheHe, und auch nur um diesen TheU sofort in freundschaft-
Kerbender Selbstlosigkeit dem Wolfe abzutreten. 838 Depolto D*,
zweideutig f weil zu Deponito und Deposito auflösbar, ZH strich es darum
aus und setzte Deposito darunter. 842 amans ABgi] emens DE
835, 1 so i 836 mit uel vofi D* danebengeschrieben, über
■endns honor eine längere Easuir D
836 Ys. Juxt zwei Motive vorgeführt, das der Verwandtenliebe
827 f und das des Anstands, der Ehre, pudor 829, honor 831. 836,
laus 837; entgegnend lässt B. jenes nur bei voller Gegenseitigkeit,
tvekhe hier ~ vgl. SchinkentheUung — fMt, dieses aber nur dann
gelten, wenn Gefahr und Gewinn sich die Wage halten; sonst ist der
Bettung die Ehre, der SelbsterThaUung der Buhm unterzuordnen. —
8Ö7 Dasselbe Motiv U 33, V X3^ ff.
56 Liber Primns, 843—860.
Yenit honor nimio, quem leto comparat emptor,
Hunc hodie patiar solius esse tui.
845 Hie honor ambornm nostii commaniter esset,
Parte mea primam fungere, deinde tua;
Parte mea te dono, tuam non coro fauorem
Quam multo mercer, posse sinatur emi.'
Bixerat hQc simalatqae fagam subitoque recurrit,
850 Et rea contundens pectora rursus ait,
Tamqaam p^nitcfkit se falsa foisse locatom:
,Patrae, ne metnas! pondere dieta carent,
Irrita pr^fabar, quia te terrere uolebam,
Nanc ego sam nerax, nanc loqaor absque dolo:
855 Huc transmissus adest popalo comitante sacerdos,
Cum crucibiis libnrni relliquiasque ferens,
Et tibi neglectam pensat renouare coronam,
Discessnsqne tui uult abolere nefas.
Quanta sit impietas hinc me fugisse, probabis,
860 Cum fuerit capitis silua putata tui;
858, a. b Hirsutumque caput asperget aqua benedicta,
Et festam missam forsitan ille canet.
843 quam B 847 tibi dono E 849 hoc (sie!) simulatque
auf Basur Ä 850 t in Et auf Basur von D* contendens D,
darüber D* contundens, contondens E 852 ne metuas]que dixi DE
— uerba B 853 hier ebenso wie 861 und 873 steht in A <\2, was
Mone fälschlich zu quod auflöste, 854 Non : Nunc A^ Non B —
nunc] et DE loquar BBE, vgl 534. 855 Huc t auf Basur Ä
857 pensant B
858, a. b in C und E zioischen 858 und 859 im Text^, in D
V071 3 mü >>a ebendahin nachgetragen; G beginnt hiermit, die ersten
Zeilen sind etwas verloschen, 858, 2 illa D'
859 probabis hier nicht = experieris, wie Borm. will, sondern
= demonstrabis, vgl. dices 861, tibi feretur 863, iurabis 864; 859—864
sind eine Skizze der Bede des wiedergeborenen Mönches, in der er die
Falschheit der Welikinder geisselt und Gottes wunderbare Wege preist.
860 Zu dem Bude vgl, Ouid, Metam. XIII 845, IvMenal. IX 12,
Liber Primns , 861 — SfiO.
57
Tanc aere, qoia plena dei sit copia, dices,
Cum benedicta tanm sparserit nnda capat,
Nee tibi tot pisces Satanas donasse feretnr,
larabis captos dante fmase deo.
Optator temere, qnicqnid pr^stabile non est, 865
Patrae, nado, nume, dicere nolo aale!
Qai sapit, hie naleat; stnltus se tradit, nt illi
Nee deos auxiliom nee dare curet homo/
Bixit et absUiens iterom simalabat ablre,
Piscator reaocat: ,qao, scelerate, rais? 870
Quo sine me properas?' snbsistens ille reelamat:
,Patnie, nis aliquid? prQcipe, nolo roges;
Sed qoia mnlta soles dominomm more inbere,
Atqne ego proposni singola iossa sequi,
Una dies spatinm inssis non ^qaat et actis, 875
Tu iubeas hodie, cras ego inssa feram/
, Perfide', respondit, ,iubeo nichil, obsecro soloi!'
Galliger obstrepait: , patrae, nonne furis?
Tu piscaris adhnc — et nelle reeedere ioras?
Esse nimis eaptum dicis — et nsque eapis? 880
861 quod C sit nachgetragen A 862 tuum sparserit auf
Baswr A 864 capto C, captis D 867 ualeat] sapiat C 869 «T
fehlt E 869 auf Rasur A, ebenso Quo sine me 871. 872 1* D
874 loqui : sequi B* 876 feram BCDE] geram A\ iossa gerere
(auch 587) = agere HI 230, facere IV 795, sequi 874, IV 128, 477,
d, i, ausfuhren f ins Werk setzen; dies toird B, schon heute thun, ohne
jedoch bei der Füüe des Aufgetragenen an einem Tage fertig zu werden,
darum wird er erst morgen das Verlangte in aller VoUständigkeü und
Vollkommenheit bringen können; anders die Variation zu lila iussa
feres patrui, die an je ferai (Kl. lat. Denkm. p, 46) erinnert, —
877 <r DE 878 *r D Porfide respondit 877 und nonne furis 878
auf Basur A In A schliesst mü 880 fol 15**; fol 16^ folgen 882,
De uetula I 3, 2 barbalem siluam, ArcfUthrenius ed, Wright p. ^8
crinis silua. 861—864 vgl 696, 866 f. Der Segenswunsch uale
ist bei dir nicht angebracJU, denn bei deiner Dummheit kannst du
niemals ualere.
58
Liber Primus, 881 — 896.
Absolaiqne petis? simulas, per sidera cqU,
Mens aliter uersat, quam tna lingna sonat;
Sublegeres sursam — tu laxas rete deorsum,
Ergo discidium quam paterere libena?
885 Quid defixus, iners, h^res, uelut inter lanum
Februns et Martern, si tibi cora fugQ est?
Emolire loco plscosaque retia subduc,
Et, nisi non egeas, auxiliabor ego/
Captus ad h^c captor: ,nesci8, quid, perfide, dicas,
890 Clunibus impendet Scotia tota meis;
Undecies solui temptans, immobiJis hQsi,
Alligor, immota firmius Alpe sedens.'
Tnnc ita lusor ait: ,seinper tibi, patrue, prosam,
Econtra laqneos insidiaris agens,
895 Qua non ire potest, nequam uersatia repit,
Si potcro, sensom dicar habere semel;
883 tractas
893 GaUifer obiecit
884, 883, 881, 885; diese Ordnung berichtigte zum Theil der Schreiber
selbst, indem er b neben 884, a neben 883, c neben 881 setzte, ganz
erst A^, der 881 durchstrich und unterhalb 880 schrieb. 881 simu-
lat E 884 dissidium C, discidium : diäsidium D* 886 si/tibi Ä
888 Ggeis B auxiliator J^ 889 nescis bis dicas auf Basur A —
diciß C 890 Crinibus E impendit C Sotia E Borm, ändert
scoria, und das soll bedeuten ,omnis cangdatae aquae mossa*. Auch
irrt Mone, wenn er unter Scotia in unserem Gedicht Irland versteht;
hier wie V 875 ist Schottland gemeint, vgl. Alpe 892. 892 in mota B
895 nequaquam B cepit B 896 dicat B
883 so C, vgl, III 857. 893 so schreibt D* mü uel sie
dariiber und an den Rand. 895 Qua ABCDEt] uel si XH,
vgl 398.
882» =« VI 177^ 883* entweder hypothetisch mit zu ergän-
zendem nisi simulares {Borm.) oder imperativiseher Subijtmctiv, wie
II 13, IV 292, VII 243, oder negativer Fragesatz. 885 iners
Vocativ, wie demens HI 749, IV 558. 795, miser HI 731 —
886 vgl 665.
Über Primus, 897— 914.
59
Soluere te cupiens anum si retibus allec
Excaterem, fieret talio dara michi.
Non ego te dubito, si me abstraherere iauante.
In prima syiiodo proposuisse qoeri: 900
Rete diu iactom, bene te cepisse referres,
Captanim melius subueniente deo,
Dinitias nactum, si te perstare tolissem,
Me, qaod eras felix, non potnisse pati;
Me oelerem ingessisse metom tibi cassa minando, 905
Teqne superuacuam corripiiisse fagam,
Nee modo, qnod captorns eras, quin prorsns id ipsam,
Qaod captnm fnerat, fraade perisse mea,
Taliter egregiam messem nictamqae bilnstrem
Conqnererere mea fraude perisse tibi. 910
Cur me odisse queas aut legitime ande queraris,
Nunc penitas causa conneniente cares,
Scis, qaod scire dolos, bene me meroisse freqaenter,
Yim facere insonti lexque padorque netant;
900, a. b Scilioet egregiam messem uictumque bilustrem
Arte perisse mea conquererere tibi.
898 dura ABCDE, Mone verlas dira in A fieret bis micbi
auf Rasur A excutere/^ 899 abstrahere BC 901 cupisse E
902 subueniente deo auf Rasur A 903 prestare BE 904 Me
qaod] Meque C 905 iniecisse BE 906 super uacuam B 907 ad
ipsum BC s »9» eras und der Rest des Verses auf Rasur A
908 arte E fuerat nachgetragen D* 910 Conquerero B 913 Scis
quod] Scisque et C 914 pudere : pudorque B^
900, a. b in CBE zwischen 900 u. 901 conquerere BE sibi B
897 allec, der Hering {f>gl Ecb. 168) war scTum danuils ein so
weit verbreiteter und im Preise gesunkener Handelsartikel, dass er hier,
wie sonst Maus, Bohne, Ei, Sinnbild des Kleinsten und Geringwerthdg"
sten werden kannte, vgl. HüUmann, Städtewesen I 36 f., A. SchuHs,
Hof. L^ten I 287. Im Fischteich darf er ebensowenig befremden wie
Salm und Stör (677). 897 f. vgl. III 161 f. 899—910 Heim-
Zahlung für 419—470. 909 bilustrem bezieht sich auf 664.
60 Liber Primus, 915-936.
915 Quem non institia potes angere, niteris asta,
Defecit ratio, fraode nocere copis,
Impins esse mea temptas pietate meisque
Samis ab obseqaiis in mea dampim uiam.
Ergo prius fient dao sabbata, Renus et Albis,
920 Cos prins Aprilis, quam taa lacra morer;
CoUige constanter, coUectis collige plores,
NU nisi, qao condas, lar tibi panias obest.
Rete, ratis, pisces, locas, omen, tempos et aer
Riserunt noto prosperiora tuo,
925 Piscandi tibi tuta repiscandiqne potestas,
Dem tibi, si possim, scis, qnia tollo nichil;
920 Goth
915 intens E 916, 917 auf Baswr A 917 temptans E
919 fierit B Hinter sabbata ein l^inkt in CD, nicht in ABE;
ersteres halte ich für richtig, duo =« bina, wie öfter das (JardmdU
statt des Distrib. steht; für letzteres Mone tmd J, Grimm, der hier
eine Mischung örtlicher tmd zeitlicher Bestimmungen für wahrschein'
lieh hält (BF, Einl, 92) renus et mit der Glosse fluuius ist in die
gelassene Lücke erst hei der Revision eingetragen A remis E —
renus oder remis D, von 4 zu ersterem verdeutlicht. 920 Quos E
922 nisi] tibi B lac jB 924 ueto E prosperiere DE prospera
cuncta B 925 tuta] circa B tuta est piscandique E
920 so C und mit uel D*; der Sinn der Variation ist mir
dunkel, ich vermag nur an Sta^, den ägyptiscJien Namen des Sep-
tembers {Honor. Aug, De imag, mundi II 35) zu erinnern.
920 Aprilis {auch V 193) ist nicht ,Winter\ wie Mone erläart,
sondern Lenz; es ist der Gegensatz zwischen dem alles Leben er-
schliessenden, die entblösste Erdoberfläche mit weichem uellus (Vil 641)
bekleidenden Frühling wnd dem starren, nackten Steine gemeint, welchen
der Dichter auch in der entscheidenden Belegstelle V 128 ,decoriat
calclos' unter dem Gesichts2)unkt der Kahlheit auffasst. Über die
Ableitungsversuche des Wwtes Aprilis vgl. Quid. Fast. IV 89 ^ Macrab.
Saturn. I 12, PUtcidus ed. Deuerling 54, 22 f. , Aprilis ideo, quia boc
mense terrae omnis aperitur fructus*, Papias s. u. , Aprilis dicitur eo
quod germina in flore aperiantur* etc. 921* = 785^ 923 ratis
,ad augendam congeriem* Borm,
Liber Frimns, 927—982. 61
» »
Qaod lectaros eram, legi, tibi mando ^ta autem
Lectio perlecta est, die, domine abba, „ta an
(Ultima non poterat sermonis siUaba diel,
Tarn prope clamosQ murmora plebis erant.) 930
Oalliger iratum cernens incumbere aulgus
Maioresqne moras posse nocere ' salit ;
928 finita
927 toautem CE 928 timu C 929 «f C sermoni B
930 Nam B marmera B 931 incombere E
928 80 C
927 f. Mone sagt hierzu: ,In den alten Klöstern las ein Mönch
über dem Essen ror; trenn er aufhören sollte, so klopfte der Abt mit
dem Finger aitf deti Tisch und spradi die Worte: tu autem domine
miserere nobis/ Mit der Vorlesung bei Tisch hafs seine Richtigkeit ^
das Übrige ist eine dreiste Fiction; nach Absolvierung seines vorher-
bestimmten Lesepensums bez. nachdem der Abt durch die tteben ihm
stehende Glocke das Zeichen zum Aufhören gegeben hatte {Brinckmeier
Gloss, dipl. II 362 s, u. nola) verbeugte sich der lector gegen Osten
und Westen (ante et retro) und klappte sein Buch zu. Die richtige
Erklärung ergibt sich aus Guido Farfensis Reg. cap. 39 und 48 und
Wilhelm r. Hirsehau Constit. Hirsaug. I cap. 80, wo es heisst: ,Notan-
dum boc moris esse nostri, ut eo tempore, quo Prophetae legun-
tur in ecclesia, loctio prophetice incipiens sed bistorice
finiens, cum Tu autem, bistorice uero incipiens sed propbetice
finiens, cum Haec dicit Dominus terminetur; Tu autem etiam
dicitur ad finem cuiusque codicis Prophetarum perlecti.*
Also beim kirchlichen Gottesdienst hatte am SMuss eines den Pro-
pheten entnommenen Lesestücks der lector selbst die Schlussformel
Tu autem etc. zu sprechen ; da aber der Vorleser R, gegenwärtig ausser
Gefahr ist, so überlässt er dem sehwerbedrängten Wolf diesen Ausruf.
Ein weiteres Zetigniss ist Arcfiipoeta I 4,4 {J.Grimm, KL Sehr. III 49),
femer Nigeüus Wireker Spee. stuU* ed. Wright p. 137, Z, 21 und
besonders p, 60 unten, wo Gundulf zur Priesterordvnation zu spät
kommt: ,cum penienit in urbem, Ordinibus factis aerior hora fuit.
Omnibus expletis praesul secesserat aris, Nee locus extabat nee fuit
bora super. Lectio tota fuit perlecta, legensque „tu autem" Dixerat,
et pueri uox resonarat „Amen".'
62
Liber Primus, 983— 94Ö.
Impegisse adeo Remic^ pro sedis adepto.
Quam patrunin norat, retia nollet aquQ,
935 Omnibus et patrni lapsis in retia rumbis
GalluB, quem tulerat, carior unus erat
Serio festinat, iam non discedere fingit,
Tarn iQtus caud^ quam leuitate pednm,
Neue diem festum spectandi perderet hostia,
940 Iam sibi prouiso cauerat ante loco.
CoUiculi costam terebrat rugosa crepido,
Ostiolo impendent densa filecta super,
Formato maiore minor maiorque minore
Reinardi credi forma fuisse potest;
945 Hanc adiens soilers latet ^quicolore sub herba,
Spectandus nulli despiciensqne procul.
Ut sibi sublatum penitus cognouerat hostem,
Sensibus excedit presbiter ille miser,
crenerat
940 cesserat
X 933 pro /sedis Ä, er wollte wohl erst prosedis schreiben —
934 /eilet oorr. D« 935 tumbis B 936 quam B 939 perderot >
hostia D 940 tibi B 941 «T feUt CE 942 impendit CE,
-ent auf Easur D* silecta BC 943 maiorue B 944 Credita
Reinardi B credi forma] forma ista C 945 equi colore E
946 respiciensque CDE 947 f fehlt E
940 creuerat uel cesserat D*
933 f. adeo quam p. norat sc. retia aqtme impegisse, vgl. 71 f
Mone und J. Grimm (BF. Einh 86) suchen hierin eine Anspielung auf
die Streitigkeiten über den Bheimser Erzhischofsstulü in den Jahren
1138 — 1140, aber ,saHs est primatum Remensem rem optahüem «ünim
esse' Borm, 939 vgl. II 532. 941—946 vgl. Alex. Neckam De
naturis rerum II 125, p. 205 ed. Wright. 943 vgl. z%im Ausdruck
V 1171, zur Sache V 764 .forma t. e. mdgnitudo. maiore, minore
formato t. e, si maius, minus formaretur, ergo q. d. ostiolum iusUu
magnitudinis erat' (Borm.)
Liber Primas, 949— 960. 63
Deficiensque sibi cadit ictas imagine mortis,
Frigida quem reddit iactas in ora latex, 950
Tanc infestos arat mazillas nngnis ntrasqne,
Largiter aualsas excipit aora comas.
Arguit inde denm male commendata tnentem,
Qu! bona det miseris, ut data rapta gemant,
Omnibus hinc sanctis conoicia debita fondit, 955
Pr^cipae domini noxia mater erat,
Kominat egregiam, qu^ tali merce rependat
Innumeras landes obseqaiumqüe freqaens.
His tandem lacrimis m^stis compassa qnerelis
Solatar flentem torba sodalis bernm, 960
959 0t mestis mota
949 ictos auf R(isur, unter der noch imagi- skhthar ist, A
950 hora B 951 -illas unguis utrasque auf Rasur D^ 952 Largi,
dann -ter ergänzend darüberffesetzt A 954 dft A^ dat BCDE, dant t;
der Indicativ in or. cbliq. auch VI 140, VII 192, vgl. Kaulen, Hand-
buch § IST, aber 957 rependat! data] bona B 956 donum B
957 Nomina B mente -B, messe DE rependit .E 959 «f fehlt E
His t. L et auf Rasur A ; Borm. erklärt die den Schreibem dutikle
Constr.: ,His lacrimis dcUiims est; mestis querelis abl. modi.'
959 so C, über compassa schreibt D* uel mota.
949 defioeie von ohnmächtiger Entkräftwng, absolut I 303,
III 332, mit sibi hier und V 479. Die zweiU Halbzeüe ist weder
nach WaUharius 198 ff., Wuttke, VoUcsaberglaube^ p. 210 (,von der
Erscheinung des leibhaftigen Todes getroffen') noch nach Myth.^ II
p, 706 f., Ntbel. N. 939, 3 {, durch des Todes Heerzeichen i^erwundet')
zu deuten f noch ist an den Fylgjaglofuben (Myih.*- II p, 729, Roch-
holz, D. Glaube I 96 ff,) zu denken, sondern imago mortis ist ein aus
Am. II 369, Amores II 9. 41, Trist. I IL 23, Metam. X 727, Cato
Dist. III Prolog. 6 in die mlat. Dichtung {Prora 272, Hüdebert De
Mahum. 1029, Ichannes de AUcvuüla ed. Wright p. 276 oben etc.) über-
gegangener formelhafter Ausdruck für , Scheintod, todesähnliche Er-
sUxrrung, vgl. a/uch Myth.* III p. 255. 950 reddere ,wieder zur
Besinnung bringen', vgl Metam. I 348, XV 276; zur Sache Myth* III
p. 975. 957 der ironische Qebrauch von egregius auch III 354,
1117, IV 358, V 129, VII 217, vgl. Aen. IV 93; ebenso pulcher
IV 358, V 916. 953—958 Specifisch mütelaUerUch ist die auf-
64 über Primns, 961-974.
Neue nimis doleat, inelior promittitor illi
Gallns et eximio femina inncta airo;
Bumque exactorus duplicis promissa repens^
Sponsor ael pignns poscitur illa ualens,
965 Cominos aspicitur miser Ysengrimas adesse,
,Gaadia!' conclamat, ^gaadia!' c^tus ouans.
,Quo, domine abba, paras nostros traducere pisces?
Quo capti tibi sunt, hoc quoque nende loco!
Huccine piscator, dabinm est, an ueneris abbas,
970 Si piscator ades, iora aliena rapis,
Veneris huc abbas, ouium dare uellera qu^ris
Fratribas et famulos came cibare taos;
Te quQcomque mouens intentio compulit istuc,
Crederis hanc parua proposuisse fide.
966 conclamant : conclamat A setus -B 967 ,Forte disii-
chon deest, namque oratio parochi ex abrupto ordüur' Mone; aber es
spricht ja das VoJkj bez. einer aus seiner Mitte in seifiem Namen,
vgl, 978, 984, 986, dn lüeketilosei- Anknüpfung an den Jubelruf 966.
969 est flachgetragen D 970 ad est es B 973 propulit : com-
pulit A compulit istuc auf Rasur 2>*, unter derselben sc/nmmert
II
am Versende noch -uc, am Bande compubt von erster Hand hervor,
D* setzte also nur eine Selbstberichtigung von D^ in den Text. —
974 Borm.: ,forsiian praua'; pama fide mit der bekannten mhd. Ironie
=n nulla fide, perfide.
steigende Scala dens - sancti - Maria ; der Pfarrer schreitet vom Ent-
fernteren zum Näheren vor, von der Gotthdt durch die blonderen
Fürbitter zur allgemeinen und unfehlbaren Vermittlerin snßischen Gott
und dem Menschen. 964 vgl. 1007 f. u. IV 535. 970 ff. iura aliena,
weil das Wasser nicht sein Element ist, vgl. 689 ff.; der Wolf ist in
der Fabelironie seinem eigentlichen Wirkungskreise nach pastor ouium
und als solcher entweder WeltgeiMlicher {vgl. V 545. 573, VII 685 f.)
oder, wie hier, Abt; nimmt er als solcher ein Schaf aus der Herde,
so thut ers natürlich nur, um in selbstloser UneigewnüizigkeU das Fell
seinen Mönchen zur Pcrgamentbereitufig, das Fleisdi den LaietArüdem,
famulis, zur Speise zu geben. Ebenso De lupo 58. Die Laienbrüder,
denen die wirthschaftlichen Dienste ausser dem Kloster oblagen, wur-
den zuerst von Gualbert, dem Stifter des Cönobitenordens von Vallotn-
über Primtis, 975—992. Ö5
Hanc priuata neqait confessio soluere calpam, 975
Publica depreusos cxigit ira reos,
Indiciom sinimus, si te peccasse negaris,
Proponit polcmm gens tibi nostra iocom:
Candelabra, cruces, capsas et cetera sacr^
Instramenta domus attolit ista phalanx, 980
Sacra tibi bis sacris dabimus, qu^ nerbera si non
Senseris, esto insons; senseris, esto nocens.'
Quis dolor, o comites, in piscatore calebat
Hanc legem popolo testificante bonam!
Difficilem euersn, sit iniqna, sit ^qaa, tenendam, 985
Qaam dederant legem, nouerat, ergo silet;
Respondere pauor probibet, gens stalta furebat,
Quid tarnen aadebat, qui nichil ansns erat?
Yoluere d^monibas decretam taie placere,
Credere nillano pranius esse nichil, 990
Hoc opos edicto nnllis abbatibus esse,
Se male piscatom scire nimisqne diu,
976 depensos B exigit ABCt] uindicat DE 977 seininis 5,
sumus E 983 1" fehlt CE 986 doderat BCDE 988 quid nichü B
9S9 am Rande das Corruptionszdchen x A 991 edico B
broM um 1038, eingeführt, Wilhelm van Hir schau ahmte dies sogleich
nach, baid folgten auch die übrigen Orden, vgl, Gieseler, 4. Aufl.
II 1. 302, Anm. 13. 976 vgl. VII 606, OÜoh bei Pez III 2. 619
.Publica culpa publica otiam indiget pQoitentia^ 978 vgl. II 332.
^^78 ff. Eine ähnliche Verspottung der GottesurtJieHe erwähnt Schindler,
Der Aberglaube des MA p. 292 Anm. Im Aufruhr des armen Ckmrad
warfen die Bauern die leichten Gewichte ins Wasser und meinten
füglich: ,schu3immen siCj so hat der Herzog Recht; sinken sie aber
unter, die BauemJ* 983 zu der Anrede vgl, Einl. 988 ausus
(^ audens, vgl. Einl») erat = audebat; ,was wagte er dennoch {zu
denken), er, der nichts (zu sagen oder zu thun, vgl. 1021) wagte?
welche Beehtfertigungsversuche erwog er schweigend'!^' und nun folgt
die Schilderung sevuhes Gedankenganges 989 bis 1010 im Infin. histor.
Borm. wül zu den Infin. immer An — audebat ergänzen. 990 vgl.
V 1031.
Voigt, Ysengrimiis. 5
66 Liber Primus, 998—1010.
Pendere uelle nichil, permitti liber abire,
Qaamuis sacra forent aerbera, noUe pati;
995 Si sibi prQscisset pisces hac merce parandos,
Non minus hoc coiquam qaam sibi aelle lacram.
Scire sibi non esse malom, si nocte redisset,
Esset rete carens piscibus, esset habens,
Quodque lupo mille inter oues sit tutior annus,
1000 Quam cum uillanis qnattuor una dies,
— Quin etiam ad pastum legere et cantare diatim
Coram lanigero non dubitare choro,
Denique cornutis tarn cornua nulla nereri,
Ut non imprimeret basia corde bono;
1005 Et nisi prima citns sequeretur ad oscula sanguis,
ludice se furcQ uindicis esse rens,
Insuper eximinm sua tergora ponere pignus
Et grauidum cetis addere rete neuem —
Quod numerum serie conuersim diceret acta,
1010 Quo numquam recte uir numeraret oues,
993 Prendere CDE ueUere B liberum verm. Bonn., con-
struiere: uölehat permitti liber abire. 995 merce ABCU\ mente E,
vgl. 957. 996 ueUe auf Rasur A 999 Quique D sit inter oues B
annus : agnus Ä^ agnus B, amnis D 1000 unda B 1002 chorao B
1004 imprimeront C 1006 Indice C furor B furcc fehU uftd
Lücke dafür gelassen E iudicis E reus ABC richtig, reum DE,
1006 — 8 geben in drei Inf. hist. die Bürgschaften des Bluthttsses. —
1008 giaiiid' : grauida verdeutlicht D* 1009 Quo C, Qui D con-
nersum BC umd D^
993 liber im Gegensatz zu pendere ,frei von Schuld, ohne Busse
zu zahlen', vgl. II 383. 996 Verbinde: non cuiquam i. e. nemini hoc
lucruni minus uolebat quam sibi. Von scire = sciebat 997 hangen
drei Objectssätze ab in je eünem Distichon, 997 f., 999 f., 1009 f., der erste
im A. c. Inf, die andern mit quod; dem ztoeiten und dritten Objects-
sätze ist in je vier Distichen eine detaillierende Gruppe angefügt, die erste
1001—8 über den Wolf als den messecelebrierenden Priester der Schafe
{zu legere et cantare 1001 vgl. Gloss.; über den Friedenskuss bei der Messe
vgl. zur SalaurafabeT), die zweite 1011—18 über Ys. als Rechenmeister.
1003 comutia vorgeschobener, von imprimeret abMngiger Dativ.
Liber Primus, 1011 — 1080. 67
— Nam sie: ,aiia, da^, tres' msticus ordinat amens,
Non aliter staltus seit namerare miser;
Ex tribns ut binas, ex binis feeerat unam,
Sueuerat extremum dicere ,iialla' senex.
Sie radis ad quamuis sanunam uillanns ab una 1015
Orditnr nnmero moltiplieante gregem;
Qaalibet a summa sene grex numerante gradatim
Deflang ad nullam paucior nsqae foret —
Quid tot posse'iauat bona totque et plura enpisse?
Yillani eaptnm posse enpita aetant; 1020
Kil facere andebat, nil dieere, deinde rogatar,
An prandere nelit, plebe rogante tacet.
Pars optasse fenmt, pars dissensisse tacentem,
Dicat ut ipse, rogant, fatur itemque nichil;
Poseere s^pe pudet, quod sumitar absque pudore, 1025
Seilieet hoe illnm more silere fenmt
Req[K)ndit dominus Bouo: ,eaasa illa silendi,
Quam uersatis, abest, altera maior inest:
Abbas ipse fuit, benedicite mminat illud,
Quod solet astantes sanetificare cibos; 1030
1014 Scinorat
1013 faceret C 1014 externum DE 1015 Si B summam]
nullam B 1018 fuit wiU Mone; sene numerante = si senex numeraret,
über den Subjtmctiv in hypothet. Sätzen der Mö^ichkeit vgl. Einl.
1019 Qui C 1020 necant C 1021 deinde atis wahrscheinl. urspr.
deniqne geändert D* (deiiiq? : dem/) 1022 prendere E 1024 uter-
que B 1026 morum B 1027 Bouo] bobo J5, bona C, boue i>,
feKU, wie das folgende causa, und Lücke dafür gelassen E causa
illa] non causa B 1028 uersatus C adest B^ adest : abest D*
1014 Üher sueuerat D* sciuerat*
1014 nuUa sc, ouis, wie vorher; der arithmetische Begriff der
Null war dem Dichter noch nicht bekannt und wurde romanisch
anders ausgedrückt, vgl Beger, Lateinisch und Romanisch p. 75 f,
1022 r^. 1038. 1025 geht zurück auf ülpian {Lex 1 § 5 der Pan-
decten, L, 13) ,Quaedam tametsi honeste accipiuntur, inhoneste tamen
petuntor* 1030 Die Einsegnungsformel voUständiqer V 835, 837 f.
5*
68
Libor Prinras, 1031 — 1044.
Plus sapit hie aliis, namqaam benediceret alter,
Ni prios oblatas cemeret esse dapes,
Ergo dicant alii präsentes, iste futuras
Diuinans epulas appropiare sibi.'
1035 Undique clamatur: ,aeram est, speratque cupitis
Maiores epulas, spes bene cessit, edat,
Maiores dabimus speratis'; ista locuti,
Expedinnt dextras, prandia l^ta parant. ^
Presbiter abbat! dare fercala prima iubetur,
1040 ,Nos', aiunt, , dabimus grandia liba dein',
Presbiter assiliens crispat benedicite longum,
Crispanti tellus assonat icta procnl;
Sic celebres disci in clanstris (clamatur hiando)
Aut bonus abbatis uisitat ora calix,
1044 Ac
1031 hüs aliifi J5 1032 ipse DE 1033 dicat hai C, alii
isto
dicant DE esse B ista C 1034 Diuinas E (Diuinans C, Mone
verlas) appropriare BE sibi auf Rasur D* 1035 superatque E
1036 cepit E 1038 leta auf Rasur A 1039 *r fehU BCE; in B
erst hei 1041, C scJireibt ,auctor' bei 1041 -dicite fehlt C 1043 in
claustro DE clamantur ACDE; clamatur hiando ist parenthetische
Erklärung von Sic, vgl V 876.
1044 Ac ODE
1040 libum nicht wie in der Vulgata ,Tranlcopfer*, sondern
stets = Kuchen, vgl. V 1080, VII 48, IV 689; heute isfs ja SornUag
i742\ und da gihVs Kuchen zum FrufistOck {Ecbasis p. 51), 1041 vgl.
IV 611, 1043 — 46 Über die Festtage in den Klöstern vgl, Arx,
Geschidite des Kantons St. Gallen, I 259, Gramer , Geschichte der
Erziehung in den Niederlanden p. 119; ausser den kirchlichen Festen
waren es namentlich die Anniversarien der Heiligen und Äbte; selbst
der strenge Walther von Egmont machte eine Stiftung zur Feier seines
Todestages (Chron. Egmund, von Joh. v. Leidis, cap. 22), bonus ab-
batis calix entweder qiuUitatiVy weil am Abts feste {sonst nicht, daher
Aut) fpropinaboitwr uinum de cella peculiari abbatis^ {Bortn.) oder
quantitativ, insofern der die kleineren MöncJisbecher weit überragende
über Primus, 1046—1056. 69
Taue cum festa dies nentri promisit auaro 1045
Solnendos cantas omnibas esse bonis.
Presbiter ergo graoi tondit caua timpora libro,
Yerbera sena dabat, plora datarus adhuc,
Pr^cipitem tnrbam I^dit iactora morandi,
Inqne senem ananimi sedalitato raunt; 1050
Heu quam dissimiüs bellum fortuna gerebat!
Tota acies uno uim patiente facit,
Hie Caput, ille latus c^dit, pars plurima dorsum,
Mnlticaui uentris ^lantica longa gemit
Qualiter argiÜQ sordes fullone lauante 1055
Iota sub incuBSO subtonat aura sago,
1015 promittit
1047 tandens
1054, 1 Spina caaemoso nentie sonon gemit
1047 tondit DE cana CD, cana oder caua E, vgl, Metam.
XII 133 tympana B Borm. nimmt Anstosa am TempiMwechsd
tnndit - dabat; vgl. indessen z. B, II 119 1051 difiicilis B dis-
simile E 1052 facißnte : patiente C 1053 capit C 1054 Multi
paui B^ Mnltiplica C uentri E mentica B 1055 r in argille
auf Rasur von D^ 1056 Iota B
1045 promitti {so!) C, uel promittit D* 1047 tondens C
1054, 1 CD*, in C ztoiscken 1053 wnd 1054 — ebenso wie nachher
1059, 1 zwischen 1058 wfkd 1059 — in der Reihe, in D mit uel sie
von 4 neben 1054 gesetzt; cauemosa D*
grosse Pokal des Abtes die Bunde machte und von jedem geleert
werden musste, vgl, V 940 und HüUmann IV 180, 1046 vielleicht
der dactylisch umgeformte Eingang eines Kneipliedes, vgl. Carm.
Buran. 190. 1055 f. Joa, de Garlandia Dictionarius cap, 50
{Scheler p, 30): ,FuUones . . . fullant pannos laneos et pilosos in alueo
concauo, in quo est argilla et aqua calida. Post haec desiccant pannos
lotos contra solem in aere sereno, quos ipsi radunt cum carduis multis
et asperis, ut sint uendibiliores', vorher wird der Thon von seinen
schmutzigen BestandtheHen gereinigt (1055) u/nd das Tuch mit Schlagen
oder Stampfen bearbeitet, dicht gemacht (1056); D* sagt zu 1056
, quasi dicat: uerbera ipsorum sonabant super eum, qualiter aura sonat
sub [80 zu lesen statt simul (ft)] pedibus fullonum, dum purgant in
pannipurgio, scilicet ha ha ha ha*.
70 Liber Primus, 1057 — 1064.
Ant plumosa cadens in puluinaria magnns
Asser, et admota timpana polsa mann,
Aut utems tonnQ saxi snb aerbere mugit,
1060 Taliter ad oastas bolga Inpina sndes;
Yix ego crediderim, nisi quod scriptora fatetur,
Ferre flagra abbates tot potuisse decem,
Sic ego triticeis paleas extimdere granis
Andieram in patolo tribula mille foro.
1069, 1 Aut nt qais aacnam tundit prope dacida tonnam
1063 adimentd«
1064 mille flagella
1057 pluuiosa G inter B 1059 uergere B 1060 uastos C
1061 ergo E 1062 flagra nachgetragen C 1063 paleis B
1059, 1 C ut] ubi C ducida C7, emend. Borm,, vgl, Dicf. Gloss,
8. u. dacictdnm und Glossar, 1063 so C und über extondere D*
1064 so C
1061 scriptura bezieht sich auf Märtyrerlegenden, vgl, Einl.
1061 f., ähnlich das vorletzte DisticJwft des II. Buches ^ 685 f. —
1064 forum ist in der von Mone vorgeschlagenen Bedeutung ,Tenne'
nicht nachweisbar^ es heisst auch hier ,MarkV; Borm, bericfUet: ,w
minoribus oppidis saepe messis tempore forum pro area fuisse, quae
ipsi uidimus fidem faciunt\
Liber Secundus.
lam lazare suas iteranda ad aerbera nires
Sederat inaita fessa quiete cohors;
Sola Aldrada farit, quanmis defessa recusat
Sidere, ni truncot prQsalis ante caput.
lila manu nastam oibrans utraque bipennem 5
Et misero capiti anlnera dira rninans
Semiloquafi noces balbo Stridore babellat,
Dentibus nndenis dinddioque carens;
£f9aa nascentes lingaa feriente pammper
Aera defonnat spuma liquatqne modos: 10
1 Mü rother Majuskel beginnen AD; am Bande in A liber ü^,
in BC *r; C*BE bezeichnen hier den Anfang des VI Beispiels^ D mit
einzeiligem, E mit fünfzeiligem Spatium, das in ABC fehlt laxanda D
3 Addrada C 4 Cedere in tnmoum G Sedero B Über Sidere
schreibt D* die Glosse percutere ni tnincet] intnincet JBD, in-
troneet E 6 dira rninans fehlt imd Lücke dafür gelassen E
3 Aldrada hält E für uxor presbiteri, Mone p, 317 fü/r die
Pfarrköchin, J. Chimm BF. Einl. 145 für eine mit in dem Haufen
gdcommene Bäuerin; das erstere ist an sich wohl möglich, da das
CöUbat im XIL Jahrh. unter den niederen Weltpriestem noch nicht
durdigeführt war {Gieseler^ II 2. 283 ff., Planck IV 2, 322 f.), aber
hier unwcJirscheinlich, da der Dichter dieses Motiv gründlich aus-
gebeutet haben würde; er nennt sie nur rostica oder anns. Gegen die
Vorstellung einer gewöhnlichen Bäuerin spricht ihr Hervortreten über-
haupt ^ ihre grosse Wirthschaft (11 f.), ihre Kenntniss der Legenden
und Gebete; ich mochte daher in ihr mit Mone die Pfarrköchin er-
blidsen, die der Dichter so hässlich malten um den Ctedanken an das
Concubinat auseuschUessen, 7 vgl. III 1098.
72
Liber Seciindas, 11 — 28.
,Quam miclii Gerardus creber bonus, improbe raptor,
Frande tua periit, quam bona Teta frequens!
Parta tibi hie eadem est pietas, utinamqae bis essent,
Qttot michi dempsisti, eoUa secanda tibi!
15 Pro cuiusque anima Tet^ duo colla dareutur!
Talio nune meritis uon redit ^qua tuis.
Debueras nasci capitis deformiter expers
Et capitum innumera perditione mori,
Dignas tot cnpiens infectas pendere fraudes,
20 Quot faceres ultro, si tibi posse foret.
Mens ubi persistit fallax et prona nocendi,
Nequior integro est truncos ageuto uolens;
Nil faciens Satanas pias omni peceat agentc,
Sofficit omne deo iudice uelle malam.
25 Nunc unum atquo malum caput est tibi, multaque debes,
Una lupis melior Teta duobus erat;
Plus habito daro nemo potest, donabo, qnod ultra est,
Quod potes hoc uno soluere, soluc dato.
11 1" mir A 13 hoc BCJtJ 14 Quod C seq. secanda B
15 cuius C rete JB, dete E 17 nasci fehlt C 18 Aut conj. Mone;
dcts Bindeglied heider Verse ist die Vorstdhmg, dass Köpfe wie Zähne
netchwachsen; die auf 18 vielleicht emwirkende Sage von der Ler-
näischen Hydra erwähnt der h. Bernhard Epist. 331. 19 in-
festas CDE 21 perstiterit 2), prestiterit E 25 ibi E debesque C
26 Deta E 27 habito ABDEt] habitis C über d in donabo steht
erklärend con- C
25 multa : insta D*
11 , Creber et frequens i. e. multus et müUa' Barm,, aber gegen
seine Erklärung , bonus et bona commiserantis sunt et aues signißcant
innocuas' sprechen Vers 15 und 26, Die von Mone beanstandete
Jagd des Wolfes auf Gänse ist gut bezeugt: IV 746, V 735, ÜJUand,
Volkslieder II 1 ff., Magistri Reineri tragoedia de lupo {ed, L. Tross,
Hamm 1848), Luparius desc. in Ausrnum 54, A. v. Keller, AUe gute
Schwanke > 13, 2, 19 cupiens causal, zur Strafe für deine Begierde,
auf Grund deines bösen Willens, 24 vgl. Euang. Matih. V 21—28.
Liber Secnndns, 29 — 44. '3
Non ego corarem, si quid prodesset faabenti,
Tollere, sed senuit, sed probitate caret, 30
Et capite exempto lenior fit Barcina trunci,
Non est, cor teneas amplius, ergo metam;
Ne crebro indigeat tonsore Corona recrescens,
Rado tibi pariter colla capatqae semel.'
Dixerat et recto miseram capat impetit ictu, 35
Aosa in pontificem tarn foriale nefas.
Et mediam frontem plaga expectata fidisset —
Yertice subdncto ftmditar ilie.retro.
Aut metuens demptum sero sibi, sicubi rursum
YeUet eo fnngi, posse redire capat, 40
Ant ouiam miserans, quQ defensoris egerent,
Ant animo uersans augure utrumque metam,
Credere nolebat Collum aeniente secari,
Et peior sinoco oisa securis erat
30 et
31 At C 33 recentis jB 35 1* fehM E 36 Ausaqiie DE
^ sie ibi E 40 eo] eg J5 41 egerunt G 43 J. Chrimma Vor-
schlag uonienti (WendeUr, Briefwechsel p. 370) verwirft Lachnumn
(e&em2a 371) wegen der Prosodie; der BiMer lieht den beweglicheren
Ablat, dbsol. statt des Partie, conjunct,, vgl, EM. 44 t m Et van
4 nachgetragen D se noco (n auch u, c attch t lesbar, wie stets) B
— sinoco deutete Mone auf eine Person, J. Grimm änderte anfangs
Siuoco , schlimmer als Sibich, d. h. von der aUerschlimmsten Art,
höse wie der TeufeV {Wendeler p, 375 f.), Lachmann dachte an synodo
{ebenda 371), indem er sagt: ,JELeisst am Ende die ganze übrige geist-
liche Versamml^fng , die dem Wolf zu Leibe toiU, synodus?' Bormans
endlich schlägt entweder Siroco vor ,i. e. uento iUo pestilento Itcdiam
aestate infestaaüe' oder wegen 33 f. sipilo {von sipillus i. e, nouacula).
Das Richtige erkannte schon J. Grimm (a. a. 0. jp. 171 f.): sinocus »=»
30 so CI)E
30 Zu der rhetorischen Wiederholung von sed vgl. I 380 ff,,
II 433, IV 573 f., V 1315 f 31 vgl. V 1205 f 33 f. vgl, zu
I 857; für den zwiefachen Vorga/ng der Schur und Basur braucht der
IHchter abwechselnd tondere und rädere. 39 — 42 vgl. 307
'* Liber Secondas, 45—54.
45 In sua piscator transfusas tcrga rotatar,
In glaciem longo mersa bipennis abit;
Occipitis niolem testatur bulla repento,
Spoctari potior quam redimiro sinom.
lam sorsom sonior plantas extenderat omnes,
50 Poscere diuinam more uolentis opem.
Yult, ubi snbsidunt breuioribas ilia costis,
Partiri misernm rustica SQua senem,
Porro cohQsnrnm nodo uinace cadauer
Cogitat et prisco posse nigore fnii;
synochus, i. e. fehris continua continens, die nicht remittierende Art
des Jieissen Fiebers, das nicht periodisch nacMassende und zuneh-
mende ^ sondern stets in gleicher Stärke brennende Fieber, welches nadi
HippokrcUes und Galen bei den Ärzten des MÄ (vgl. Medici an^id de
febribus ed, Fernd, Venedig 1594, im Index und die Stellen aus Aegidius
im BF, Einl. 9^ wie in den Geschichtsquellen (z, B. MG. Scr.XI83.8)
häufig erwähnt wird securos B 45 transmissus E 46 bipen-
nis IUI abit D 47 Ancipitis B, dem Borm. folgt, anscheinend mit
Recht, vgl. Metam. VIII 396 und dcts substantivische bipennis, auch
bisaouta {Philippis II 582)^ zugleich wird so die engste Verbindung
zwischen 46 und 47 hergestellt. Indessen: Die Wucht des plötdiek
niederfallenden Hinterkopfes zerbricht das Eis, eine bulla entstM,
freilich nicht im Shme von ,Gürtellcnopf , Gurtelspange'' und darum
für Aldradens Toilette unverwendbar, vielmehr in der Bedeutung
,Wasserblase\ dennoch gewährt ihr diese einen angenehmen Anblick,
weil — und nur darum — sie occipitis molem testatur, weil sie zeigt,
wie hart und schmerzlich er auf den Kopf gefallen ist. Auch die
Symmetrie der Handhing spridit für die Lesart von ACDE; zweimal
zielt A, gegen Y"., erst gegen seine Stirn, dann gegen seine Weichen^
beidemal fehlt sie, immer die entsprechende Hinterseü% verletzend, erst
das oeciput, dann den Schwanz molam B 48 redimere suum B
49 *r fehU BGE oxtenderet B 50 mote B 51 ibi ubi B
illa B 52 Parti mm : Partiri A Pai'titi B rustica turba B
rustica 1 1 1 1 seua I>
53 ff. , Populärem opinionem tangit, ne nunc quidem pemtus
obsöUtam, qui anguem diuiserit, nisi uelü caudam cwm capite Herum
coire, trino intercwrsu cauere debere'' Bormans; zu der zauberhaften
Wirkung des Durchgangs vgl. Myth.* III p, 441 n, 213, 467 n. 894,
469 n. 941,
Läber Secandas, 55—62. «5
Utque paer ruptum prudcns intermeat anguem, 55
Ne coeant partes atqae animentnr item,
Sic redacem nitam coitaris demere tnmcis
Trino intercorsu proaida uersat anos.
Sapplice tone aoto sanctomm multa uocantnr
QaQ plebeius habet nomina nota canon: 60
Scüicet Excelsis com coniage sanctus Osanna,
Dicitur a furca quem rapuisse deas,
56, 1 Ne inncte partofi congenerentar itam
60, 1 Quo recolit laicus nomiiiA sepe oanon
55 Atquo E ao- in anguem auf Basur von Ih 56 cogant B
9ti E 58 Temo C intercussu B aor- in uersat auf Basur A
tK) tota CD^ 61 cum coniuge sanctus] sanctus coniuge B sancta
Susanna E 62 quam E
56, 1 uel sie * ne iuncte parte connegerentur item D* —
00, 1 mit uel sie von D* beigeschrieben.
60 Zu den Volksheiligen überhaupt vgl. BF. Eitd, 95, W. Wacker-
nagel, Kl, Schriften III 324 und die Gebete der CyriUe im Horri-
hüicribrifax, Äldrada ruft insgesamtnt 9 Heilige, von denen 2,
Osanna und Celebrant, Männer, die Übrigen Frauen sind, in zwei
Gruppen von je 3 Distichen an, die erste Gruppe ist genealogisch
gfhaiten, die zweite deutet im Wesentlichen auf den mächtigen Ein-
fluss der Heiligen hin; von diesen 9 sind 5 wirkliche Personen der
biblischen Geschichte oder Legende, bei den andern 4 (Excelsis, Osanna,
Allelnia, Celebrant) sind vortonende Worte der Liturgie von dem un-
gdehrten Volke zu Heiligen personißciert worden. 61 ein I^öbchen
der Latinität der Pfarrköchin, was sie cUs fleissige Kirchgängerin
behalten hol. In der Messe wird nämlich am Schluss der Praefatio
das Trisagion gesungen: , Sanctus, Sanctus, Sanctus Dominus Deus
Sabaoth — Pleni sunt coeli et terra gloria tua, hosaima in excelsis —
Benedictos, qui uenit in nomine Domini, hosanna in excelsis.* Da
nun hier oft sanctus vorkommt, osanna und excelsis dMrch in ver-
bunden sind, was der Niederländer an ausspricht, das in seiner
Mundart ,und' bedeutet, so schloss die Äldrada, dass in dem Kirchen-
liede der heilige Osanna und seine Frau Excelsis angerufen würde,
was um so glaubwürdiger schien, da so viele Weibernamen auf -ig
endigen {so schon Mone), 62 a furca rapere, aus seither Zwiesd
76 Liber Secundus, 63—68.
Et quam rex Phanael de sunt euerrerat Annam,
Qua mater domini, sancta Maria, sata est,
65 Et qua promicoit pennatns matre Michael,
Alleluia Petro coniage faasta diu,
Helpaara Noburgisque, bon^ implorantibus amb^.
Et pecorum tutrix Brigida SQua lupis,
63
63 euerreat B, euerterat DE. Der cdlerddngs den sonstigen
Nominativen gegenüber auffällige Acc, Annam entspricht der Neigung
des Dichters, das regierende Nomen in den Belativsatz hineimusiehen
und von dessen Prädicat abhängig zu machen, vgl. III 16. 783,
IV 508, VII 465 f.; 181, 11373.408, V 389; ebenso in der Vulgaia,
vgl. Kaulen, Handbuch p. 244. 65 quam B 66 pocto — frausta B
68 peccorum B nutnx DE
63 Anna G
{s. Gloss.) im Nu erzeugen^ ähnlich de sura euerrere 63. Die Gottes-
sohnschaft des Osanna geht auf die auch im Tris(igion beniUzte Be-
griAssung des Herrn bei seinem Einzüge in Jerusalem {Matth. XXI 9,
Marc. XI 10, Luc. XIX 38), die specieü bei den PalmsontUags-
proeessionen gesungen wwrde (Processionale , Antwerpen 1620, 4^
p. 55 ff.), zurück; Osanna galt danach wie Jesus als filiiiB Dauid^ bez.
filius dei. 63 f. Aldrada verwechselt Anna, die Tochter des Prie-
sters Matthan und Mutter der Maria, mit der Prophetin Anna, welehe
nach Lucas II 36 eine Tochter PJumuels ist. 65 f. Petrus war
allerdings vermählt; seine Gattin heisst in der Sage bald Perpetua,
bald Concor dia, bald Maria (J. F. Mctyer, De Petri comugio p. XS),
auch Johanna' (Lipsius, Quellen der römischen Petrussage p. 112
Anm. 4), aus der Ehe soUen zwei Töchter, Felicula u^ PetronUla,
entsprossen sein {Mayer a. a.D.). Der Ursprung der hier vorgetragenen
Combination wird in einem mit dem Befrain Alleluia schUessenden
Lobgesang auf beide — Petrus ist der Fürst der Apostel wie Midiael
der der Erzengel — und ihre Schaaren zu suchen sein; M. heisst
pennatus als der geflügelte Bote Gottes, der die vom Körper scheidende
Seele in Empfang nimmt und zum Himmel geleitet, Myth.* II p. 698.
67 Eine Heilige des Namens Helpuara ist nirgends aufzufinden; auf
die richtige Spur führt wohl Ghesquier, Acta Sanctorum BdgU VI
tiber Secondos, 69—72. 77
Pr^dpae fidos Gelebrant, ope coias, ubi omnes
Defaerant testes, est data Roma Petro, 70
Traditaque imnsto Pharalldis oirgo labori,
Sed sancü &ciimt, qualiacumque uolunt
72 qae sibi cnmque placent
69 fidus ABC] sidus 2>, sydus E ut CDE 71 u. 93 Pha-
rahildifi CDE 72 Sancti sed C
72** von D* mit nel sie heigesehneben, 73 uel formosus D*
p. €21 ff. {zua- ZeiibesUmnmng vgl, p. 606 und den Elenehus zum
25. October): es scheint die h. Hildewans (-wara), Hilwaris (-wara)
gemeint, ^Domina Hildewans de Hilvaren-Beeok et de Bode\ die
Begleiterin der h. Oda, die in der Gegend van Beeck verehrt wurde. —
Noburgis ist aus örtUchen bez. seitlichen Gründen weder die Notburga
uidua noch die Jungfrau von Rattenberg (Ober beide vgl, Stadler
IV 586) , überhaupt sowenig wie Hilwara eine canonisierte Heilige,
sondern die in Köln (Ghesquier a. a. 0. p. 447, Chroniken der nieder-
rhein. Städte II p. 391 u. 400, Binterim und Mooren, die Erzdiöcese
Köln I p. 55, Ennen, Geschichte der Stadt Köln I 708. 737) und den
Niederlanden (Molanus, Indiculus Sanctorum Belgii fol. 87*) verehrte
sancta Noitburgis, Tochter Pipins von Heristal und der h. Plectrude.
68 Brigida ist eine irische Heilige des V./VL Jahrh.^ deren plasHsche
Attribute wHde Gänse oder Enten sind (Stadler 1 613) \ auch sie hatte
in Köln eine Ka/pelle (Ennen a. a. 0. I 708. 736), über ihre Verehrung
in den Niederlanden vgl. Horae Belgicae VI 227. 69 f. In der
Präfation wird der Übergang zum Trisagion namentlich durch die
uralte Formel ,Per quem maiestatem tuam laadant angeli, adorant
dominationes, tremunt potestates, celi celorumque uirtutes
ac beata Seraphim socia exultatione concelebrant cum qidbus et
nostras uoces ut admitti iubeas deprecamur supplici confessione dicen-
tes: Sanctos' etc. vermittelt (diese steht schon im Cod. lat. theol. Berol.
fol. n. 2 f. 2 u. 3)^ als letztes und höchstes Glied in der Reihe der
himmlischen Heerschaaren erscheint somit Celebrant, also, folgert Bor-
mans richtig, ,post „celebrant" cum in catitu leuis pausa fieret, et
terminatio Uta -braut in mvitis nominSbus propriis occurreret, atten-
deute ad ülam maxime uocemplebe mstica, Sanctus Celebrandus naius
est*, dem dann als dem ersten Diener Gottes leicht die Übergabe der
WeUherrsfhaft an Petrus und die Chrundung der römischen Hierarchie
angedichtet werden konnte. 71 Nctch der kirchlichen Legende (Acta
78
Liber Secundos, 73 — 86.
Hac famosus erat felixque fnisset Herodes
Prole, sed infelix hanc quoqne l^sit amor,
75 H^c uirgo thalamos Baptist^ solius ardens
Yonerat hoc dempto nollins esse uiri,
Offensus genitor comperto prolis amore
Insontem sanctum decapitauit atrox;
Postulat afferri uirgo sibi tristis, et aifert
80 Regius in disco timpora tninca cliens,
MoUibus allatum stringens caput illa lacertis
Perfundit lacrimis osculaque addere auet, .
Oscula captantem caput aufiigit atque resufflat,
Illa per impluuium turbine flantis abit
85 Ex illo nimium memor ira lohannis eandem
Per uacuum c^li flabilis urget iter,
73 heredes E 75 Nee E 79 sibi uirgo C 80 tempora C
daher auf beiden Seiten der Zeile ein Kreuz. 82 auer B 83 aut
fugit B 84 influuium E
Sanctorum 4 Januar I 172, Sander Hagiöl. 153y Usuardi Martyrioi.
f. 11% Molanus a. a. O. f. 61\ Stadler IV 880, Rochholz, Deutscher
Glaube und Brauch I 222) lebte Pharaild, in steter, auch in der
erzwungenen Ehe ufibefleckter Jungfräulichkeit, von sec. VII med, bis
gegen VIII med. im Brdbawtischen, ihre sterbliche HüUe bradUe
Bischof Agilfrid von Lüttich nach dem Kloster des h. Bavo in Gent^
wo ihr um 930 eine Kirche erbatU und am 21. Jtmi 1073 ihre Bdi-
quien in einen neuen Schrein gebracht wurden; sie wird abgdnldet
mit einer Trappgans entweder in der Hand oder rieben ihren Füssen,
und ist, wie Johann der Täufer {Otte, Handbuch der christl Kunst-
Archäologie* p, 936), Patronin von Gent. Über den Herodiasmythos
u/nd seine durch den Anklang des HeUig^nnamens (wnZ. Vereide) an
Frau HUde vermittelte Beziehung zur PharaUdsage vgl. Myth.*' 1
p, 234—237, 525 und Simrock D. Myth.» p. 352 f 74 rührt an das
sprichwörtliche Leid der Liebe, vgl Zingerle p.SSff. 84 J. Grimm
(HF. Einl 97) will impluuium hier in der nur einmal, bei Säger
Vita Lud. VI cap. 4, nachzuweisenden Bedeutung ,volles BegenwHter'
auffassen, was schon durch das parallde per uacuum c^li iter 86
hmfaUig wird.
Liber Secondas, 87 — 96.
79
Mortans infestat miseram nee maus amarat,
Non tarnen hanc penitos fata perisse sinunt:
Lenit honor lactnm, minoit reaerenüa p^nam,
Pars hominam m^st^ tertia seruit herQ, 90
Qnercubus et corilis a noctis parte seconda
Usque nigri ad galli carmina prima sedet;
Nunc ea nomen habet Pharaildis, Herodias ante,
Saltria nee subiens nee subeunda pari.
Hos anus atque alios, quos est mora dicere, sanctos 95
Pollicitis captat, uoee Jideqae uocat,
Bisque Pater noster sanctom et Credinde reuoluit,
Quinque Dei paces et Miserele quater,
87 aiuus] nimis C 88 Nee C, vgl. 114, 90 seruet A
91 Quercnlos E conilis J3, corulus E 94 nuuc subiens B —
panun C 95 *f fehU E mos E 96 captas B notat : uocat G
97 Hisque -B, Scisque E noster CE sanctum alle, Mone verlas
secum et fehlt E crede inde B credo deinde C, et credo inde
auf Boifur !>*, credo inde E resoluit C und mit uel Ih 98 mi-
sorere CE^ misere|| tmd über -re die -er Note, corr. D*
90 Weitere Zeugnisse hierfür in Myth. a. a. O. 91 Man unter-
schied {Placidus ed. Detierling 70, 1—10, Isidor Etym. V 31, 4—13,
Papicts und Joa. de Janua s. u. nox, Myth.^ Ill 226) 7 Theile der
Nacht: crepusculum, uesperum; conticinium, intempesta, gallicinium ;
matutinum, diluculum, von denen hier 1 u. 2, toie 6 u.7 als Übergang-
bildende Aussenglieder ausscheiden müssen, da Herodias doch weder
in 1 noch in 2 ihre Begleiterinnen zur Luftfahrt abholen kann ; es
lldben somit 3, 4, 5 als Theile der eigentlichen Nacht: in 3 sammdt
H. ihr Heer, in 4 ruht sie auf Eichen ttnd Haseln, in 5 führt sie
die Frauen wieder in ihre Häuser. Demgemäss bietet Die f. Nou. Gloss. :
conücinium der naht erste teil, erste slof, intempesta dz ander teil
ander nahte, gaUicinium der drit slaff. 92 vgl. R. Köhler, Germania
XI 85 — 92, ,Der Hahnenschrei ist den wandelnden Geistern, was
den Soldaten der Zapfenstreich, sie müssen dann nach Hause gehn.
Während aber nach der gewöhnlichen Annahme der erste beste Hahn
diese Wirkung ausübt, gibt es andere Überlieferungen, wonach die
Gespenster erst beim dritten Hahnschrei verschwinden: dann ist der
erste Hahn ein weisser, der zweite ein rother, der dritte ein schwarzer,
wie hier." 94 ,Eine Tänzerin, die weder einen ebenbürtigen Vor-
80 Liber Secundns, 99—114.
Oratrus fratnis, Paz uobas clamat et infert
100 Deugracis finem, quaudo ferire parat;
Tot periere preces, audacia cassa sine astn est,
Affectus factum prQpedit arte carens.
Rustica pr^cipiti raptum nimis impete telum
Pollice nou circüm perueniente leuat;
105 Damqne leuat, clamat, quem nee mutire decebat,
Nescius hie monitu non opus esse suo,
Terretur populus, qui circumquaque sedebat,
Ipsa etiam tonitru terrificata suo est
C^perat ut fulgur ruere exaltata securis,
110 (Visa procul prope fit, res prope s^pe procul)
Intererat spatii bis, quantnm uulnifer ictus
Transierat, iustum c^dis adusque locum:
Prensa male elusam liquere manubria dextram,
Non tarnen omnino uulnns inane fuit,
112 pactom
99 Oratus C pax BCDE uobis J?, bobus C, uobas : bobas 1>*
100 Deu gi-atis (oder gracis) E 101 perire CE quassa E —
actu Bh 102 Affoctu h propodit B 104 nuuc B peueniente ('
105 quam B nunc imitire D 108 etiani auf Rasur D* 111 In-
terea E 113 clausam B
112 uel pactum D*
ganger ablöste, noch von einem ihr gleichkommenden Nachfolger ah-
geUist werden sollte', die nie ihresgleichen findet. So sagt SeduUus zu
der Jtmgfrau Maria (Carm. pasch. II 68 f.): ,Nec primam similem
uisa es nee habere sequentem, Sola sine exomplo placuisti fenuDA
Christo/ 97 — 100 volksthümUche Verketzerungen von 7 Formeln
aus der h. Messe , 1. Pater noster, 2. Credo in doum, 3. Da pacein
(domine in diebus nostris, quia non est alius, qui pugnet pro nobis
nisi tu Dons noster), 4. Miserere nobis, 5. Grate fratres (ut meum ac
uestrum sacrificium acceptabile fiat apud Deum), 6. Pax uobis, auch
IV 141, VI 56 y die bischöfliche Begrüssung des Volkes, 7. Deo gra-
tias, was der Ministrant am Schlüsse der Messe spricht. 108 tonitru
suo i. e. damore eitts, 109 vgl. zu I 640.
Liber Secondos, 115 -- 130. 81
Rete secat lapsa inter aquas clonemqne bipennis, 115
Nee partes ^nat, maior inhQsit aqa^,
Pars semata tarnen, qaamais minor esset, habenti
Carior est illa, qna oiduatos erat.
Nee consistit anns magnoqae inhibere neqnibat
Impete propnlsas asseqnitnrqae manns, 120
Dia genn nondnm elamante diacone flectens,
Qna.dederat plagam, eondidit acta labmm,
Oscala figuntor nelnt emplastrantia uulnus,
Inqne eano aeniam podice nasus agit.
Siistica pontifici misero abmorsora patatur 125
Relliqoias trunci retis, et ipse tremit;
Prima dolore earens fit plaga timore seeund^,
Antfö annsqne panent, sed magis anus anu.
Ergo abmpta simol sensit retinaenla prQsul,
Nee rogat, an tempus fasue sit ire sibi, 130
122 üoncidit . acta labro
122 «pU
116 eqnas corr, B* 117 tarnen] temet B 118 niduarus B
119 inberere £ 122 concidit acta labmm AB. Mone: ,Bupplea8 in,
d labmm jpro wuiUu ctccipiendum est \ aber dieser Ellipse von in fehlt
ts in dem 8praehgd>rauch des Dichters schlechterdings an Analogie.
123 finguntnr : fignntnr E amplastrantia B^ en plaustrantia C —
125 «r fehU ÖDE 129 abruta BE 130 Non BC-, 130—133 ent-
halten eine dreigliedrige negative Chruppe, nee rogat — nee stetit —
nee refecit, in 2 Zeilen, toelcJie das positive Gegentheil, toie die Schale
122»» so CDE, E ohne Interp. vor acta. 122 uel apta D*
119 Zu inbibere ist nicht se zu ergäneen, wie Bormans wül,
sondern manns, Aldrada kann die mit grosser Kraft vorwärts gesehleu-
derten Hände nicht in ihrer Richtung nach dem Erdboden hemmen und
folgt ihnen mit dem ganzen Körper. 121 Am Schluss des Introitus
der h. Messe spricht der Diaconus ,flectamns genna\ woneush Priester
und Volk auf die Knie fällen; hier aber hat ja der Bischof Y. den
Gottesdiensi noch gar nicht begonnen. 124 Zum Venje fallen vgl.
Mgth.* I 26 Anm. 2 und das Gloss. 125 ,Batiuus fcndet a uerbo
imtatur, non a part. abmorsnra' Borm.
Voigt, Taengrimos. 6
82 über SeennduB, 131—140.
— Corpore snccusso sablatos in alta raentis
Catti more saper recidit ipse pedes —
Nee stetit (hoe dico) nee scissam rete refecit;
Rete diu caram uilias asse iacet,
135 Quod de reticulo sibi, si qtdd inh^serat, anfert.
Pontificem tali miror abisse modo.
Decepit misemm sperata remissio nnlgos,
Non pnngunt animos dogmata sacra mdes,^
Non banno aincire reos, non solaere corat,
140 Nee sibi sabstratam sorgero iassit annm,
132 ooncidit
135 Sed qnicqnid
den Kern, umschliessen an] ant D fasquo C 132 Die Ände-
rungsvorschläge ooncidit (C) und decidit (Mone) beruhen auf proso-
discher ünJcermtniss; vgl VII 333 ille C 133 hie B, hec D
135 Sed CDE quicqnid BCD adheserat B sibi sc. inh^crat;
den grösseren Theü des Schwanzes, rete 134, lässt er im Eise stedcen;
was ihm etwa von dem Schwanzstwnpf, reticulnm, die Zähne Aldra-
dens übrig gelassen haben, nimmt er mit von dannen, Bormans ver-
muthet {wegen miror 136) Nee de reticulo — aufert in dem Sinne ,nee
pisces si qitos ceperat aufert, quod satis mirum in pontifiee\ aber der
Grund der Verwu/nd^rung liegt nicht in der Mitnahme des Schwanz-
restes, sondern in der gänzlichen Vernachlässigung der biscJiöflichen
Amt^flichten {137—150). 139 bannis C 140 Non igitur {£ statt s)
snbtratam B
132 coneidit C, von D' über recidit geschrieben, von D* in den
Text radiert. 135 s. o.
137 — 142 enthalten die äussere Constituierung der Gtmeinde
durch Excommunication der Schuldigen (138, 130^) und Wieder-
aufnahme der Bussfertigen (139^, 140, vgl. 124), sowie die innere
Erhebung derselben dwch Äblass (137) und Hinweis auf die Pflichten
der neuen Lebensperiode (141 f.). Der rituelle Ort für Predigt und
Excommunication ist am Schluss der Vorbereitungsmesse ewisdien
Ecangelium und Credo, für die Wiedereinführung der Ausgegossenen
vor der Messe in der Vorhalle der Kirche {Begino de Sf^nod. oausis
II 418, Cod. theol. lat. Berol. n. 2 fol. 60^-71**); zu 141 bemerkt IM:
Ubn Becnndns, 141— 14S. 83
Non neglecta noaat, non aspera iussa resignat,
Nee facienda iabet, nee bene facta probat;
Confirmare ferat? nee fert benedicere torb^,
Nee socium ex tanta quem sibi gente legit,
Nee, qnoadnsqne semel posset benedidte dici, 145
Pro naso pap^ stare tnlisset ibi,
Nee meminit cantare brenem post prandia psalmum,
Nülla agitor popnlo gratia, nolla deo:
141 Nee DE nee aspera CDE nouat fehlt, und Lücke dafür
gelassen B 142 benefacta BCD 143 Nee eonfirmare DE nee
fecit B benedicere ADE] benedicite BC turbam DE 144 ex
tanta] exaeta B Nee bis quem auf B4X8ur D 145 Non B, ebenso
147. — In aUen Hss. stehen 145 — 148 stoischen 140 und 141, wo-
durch Untrennbares cuiseinander gerissen wird. Die 3 -{- 3 Distichen
umfassende negative Schilderung 137 — 148 seigt die Verstösse des
Wolfs in der ersten Hälfte nach der richterlichen, in der zweiten
nach der liturgischen Seite, beriihrt in jener die Vorb er titung s-
M«88e, zumal die speeifisch bischöfliche Predigt, zu der 141 f. er-
fiekthch gehört, in dieser mit Übergehung des zweiten, weil still zu
betenden Theils, des Opfers, den dritten und Haupttheil der
h. Messe, die Gommunion, saimmt dem SMussrüual ; in jener
heginnen die Distichen b und c mit Non, in dieser mit Nee, wodurch
auch äusserUch die Zusammengehörigkeit gekennzeichnet wird. — Der
Ursprung des Fehlers liegt in dem ähnlichen Anfang von 140 u. 144.
Bormans, ton der falschen Stdlung des Verses 143 ausgehend, ordnet
90 : 140, 143 f., 141 f., 147 f., 145 f.
qoia non fecit noua statuta, ut presul solet, 142 erklärt er facienda
durch synodalia. 143^* bezieht sich auf die mit Benedieat uobis
{oder nos) omnipotens deus beginnende bischöfliche Einsegnung des
Volkes nadt dem Vater Unser, 143* auf das darauf folgende Abend-
wwhl, spedeü auf die Spendung des Kelches {vgl. Glossar s. u. eon-
fiimare), 144 aitf den bei der Communion assistierenden Priester, wie
Bormans wiU, oder schon auf das feierliche Geleit des Bischofs vom
Altare zur Sacristei; 145—48 auf die SMussceremonieen, 145 diel
9c. a ehoro; semel — also liätte benedicite öfters wiederholt werden
weissen, gemeint ist der Hyrnntis Benedicite s. Canticum trium pue-
romm {Daniel III 58 ff.) , welcher seit uraiter Zeit beim Verlassen
des AUares angestimmt wird; zu 146 D* «quasi dieat : maluisset papam
6*
84 Liber Sectmdns, 149—162.
Presbiteri et plebis per coUa et brachia saltans
150 Immemor ofßcii pontificalis abit;
Dumque probat cursa se non sensisse citato
Yerbera, quQ tulerat, iusta faisse negat,
Affectu maiore redit quam uenerat illuc,
Nil nisi more alias esse nolentis agit;
155 Nee reduci intendit piscatum nocte redire,
Nee, quos tunc pisces ceperat, inde neliit,
Nee placet electu nee displicet ulla uiaram
Pr^ter ad has reducem, quas fugiebat, aquas.
Tsengrimus, uti qois rete indutns hiulcum,
160 Corpore maltiforo ualnera totas erat,
lam discQssa fere nix neruis ossa coh^rent,
Yenarnm penitus sab cate nnlla latet,
151 probat cursu] probaretar C non se C sensifise (ffififfe)
zu sine sillabe (fme fitte) verdreht B 153 fagit CJ)E 154 mo-
rem : more Aj morem GDE; für dieses eeagt agere ritum DI 847, 1109,
operam I 373, Studium m 886, fwr more 11 50, III 1145. 156 ceperat
pisces, von 1 durch " " , von 4 durch b a umgesteüt D 157 Non-
nen C electum : electu A 158 reducere B 159 f ABE, in
C davor eine Zeile Spatium, in der Quomodo Eeynardus inuenit Ysen-
grinum post piscaturam steht; demgemäss hat 4 in D die Versinitiale
rubriciert und zwischen 158 und 159 die Bubrik De inuentione Ysea-
grini post piscationem a Beynardo nacTigetrctgen ; am linken Bande
setzt er den Spruchvers Yiuit miser uti qui paruis nesciat uti hinzu,
159 Imulcum B 160 mortifero, das Übrige fehlt B multifero CDE
uulnere E 161 uis J5 neruis] uerius E
perdidisse nasum* 147 J>* erinnert wegen breuem an den kUinsten
Psalm, Vulg. 116, scüicet Laudate denm omnes gentes darübersekrei-
hend; vielmehr bildet der 150. Psalm den äussersten Abschluss der
Messe, vgl. Baldeschi, Böm. Bitus p. 46; prandia, hier Abendmahl,
ist doppelsinnig, vgl. 1 1038. 148 vgl. zu 100. 151 f. vgl I 981 f.
158 Bormans: 158 tantum ad 157^ refertur, nuUatenus uero ad 157*.
Qtiare monebo etiam utrague üla ,nec placet nee displicet' prouerhiali
forma accipienda esse coniunctim, pro ,omnes uias indifferenter se
posse putat eligere, praeter' etc. 160^ vgl. III 690.
Über Secondos, 163—180. 85
Sed non ille tarnen taata tarn clade graoator,
Qoam de Reinardi prosperitate dolet-,
Insdiis ergo simul secus hostem coUe latentem 165
Penienit, bis horret questibus atque minis:
,yiaere me t^et, me t^det oiuere, quidni?
Qni michi non esset profore dignus, obest;
Qoi gaudere meo non esset dignos bonore,
Me sibi ridiculo non babnisse timet. 170
Ergo in fata mens eoasa reuerterer ultro,
Lodere nolentes nelle precarer ego,
Usque adeo nitam penitas detestor et odi,
Spes nisi nindict^ conciliaret eam.
lila dies sperata pati me niuere cogit, 175
Qaa latro calicem, quem dedit, ipse bibat;
0 si forte dies impleuerit nlla, qnod opto,
Hanc ego non distat qua nece l^tus emam.
Terribilem sancti Gereonis iure colampnam,
Coi nee Roma parcm nee lerosolma tenet, 180
163 sna tantum pro clado
164 de] te B 165 colle C 167 quid tu B 168 michi
fehü E proferre B 169 dignüs non esset Ci 170 ^praeferam
ridiculum' Mone; alicui lidiculo (=» risui) esse sitfft schon Terem.
174 -te m nindicte auf BtMur D*, uindicta i 175 seperata B
176 lactro B ,bibet fndiua congruü cum tpe lupi quam bibat* Mone,
177 illa B 179 ruro C 180 Cui non C lorosolima BD, Ibero-
soUma CE tuHt C
163 80 CDE, in D ist sua nachgetragen.
165 coUis ist der coUicnlus I 941, ein die Ebene weithin
hekerrsehender Hügeln dessen nicht geringe Entfernung a%is dem Kraft-
aufwand, den beide (vgl. I 937 f. mit II 151) zu seiner Erreichung
braucheny zu folgern ist. 166 vgl. Ouid. Eemed. 664 horrebant saeuis
uerba minis. 176 vgl zu I 48, III 308. 178 vgl. I 847 f —
179 S. Gereon war {Stadler II 405, Otte, Christliche Kunstarchäologie*
P' 934) Befehlshaber einer römischen Gehörte, welche um das Jahr 269
(MS Afrika nach Köln zw Unterdrückung von Unruhen gerufen war;
86
Libor Secandns, 181 — 182.
Post quam nollos agens reprobus aestigia profert,
Momentom nolla conditione sequar.
181, 1 luro moam autem, fratrum animas, utriasqae parentis
181 f. in Ä am unteren Rande nachgetragen; für ihre Echihät
zeugt die symmetrische Gliederung des ganzen Monologs: es sind
5 Bistichenpaare, von denen die beiden letzten in a, h, e (bei 5 aUer-
dings etwas weiterreidtend) den Vordersatz, in d den das Grelöbms
aussprechenden Nachsatz enthalten. Postquam BC peifert 4,
profert CDE; dieses ist unmöglich, jenes (= peruenire potest) gäbe
Sinn, indessen scheint der dichterische Spra^cTigebrauch (vgl, V 79ff)
und die sachliche Analogie von VI 512 die Lesart von B zu empfehlen;
post =s mbei Verbis der Bewegung aufzufassen, toie in dem an^Ger-
manistnen reichen Euodlieb, berechtigt die sonstige Sprechweise des
Diditers, aiuih V 534, nicht; will man daher nicht hinter post quam
ftactam' ergänzen, so bleibt nur die Deutung übrig ,kein Böser, der
JUnter dieselbe seine Schritte lenkt, vermag sich von dort wieder vor-
wärts zu bewegen, er steht festg^annt\
181, 1 in CE in der Reihe, dort zwischen 186 u. 179 — C ordnä:
183—186, 181, 1, 179—182 — hier zwisdhen 181 u. 182; in D ist 181,1
und der Anfang von 182 Momentum etc. von 3 neben 179 f. mit uel sie
beigeschrifben aut CZ>» utrasque D*E
dort wurde er zur Strafe für die' Weigerung, den fremden Göttern «i
opfern, mit seinen 318 Gefährten bei einem heidnischen Feste nieder-
gehauen. Er ist Patron von Köln, wo seine Beliquien am j3i. No-
vember 1121 von dem h. Norbert (wohl in Folge von Sigd}erts Gtdkht,
vgl. zu V 220) aus der Erde erhoben wurden und die schon von Gregor
von Tours erwähnte Kirche ,Ad aureos martyres' seinen Namen erhidt
{Binterim und Mooren, Die Erzdiöcese Köln I p. 58, Ennen, GeschidUe
der Stadt Köln 164, 143); von dort verbreitete sich sein Ouitus zwikk-
fliessend über ganz Belgien (Acta Sanct, 10 Oct, uöl. 5, jp. 53). Ein
weiteres, genaueres Zeugniss über die auch IV 25 f. gerühmte Sa»ile
in der Gereonskirche vermochte ich schlechterdings nieht aufzuspüren;
auf eine briefliche Anfrage schrieb mir L. Ennen: ,Über die firagUcbe
Säule in S. G^eon weiss ich Ihnen nichts zu sagen. Der Glaube an
die Wunderkraft der Säule scheifvt sich im späteren MA verloren nt
haben; der Thesaurus sacer führt niemals die fragliche Saute an, I»
Stift selbst scheint sich aber eine auf die Saute bezügliche Tradition
erJialten zu haben. Als die Franzosen 1794 einrückten, hidten sie es
über Secandos, 183— 196. 87
Planxerit ille dolos äae ostentaaerit actus,
Siue roget aeniam sine rogare neget,
Donaque promissis superet promissaque donis, 185
Siae horom neatmm fecerit, unns ero.'
Cominiis hanc recabans aocem Reinardas nt audit,
C^erat ad tantas horripilare minas,
Nene excasandi pr^repto oopia desit,
Prosiü^s tamquam sponte coactns ait: 190
,0 deflende michi lamentis, patrae, longis!'
(Singultasque inter singola aerba dabat)
,M6mbra qois hoc scisso texit tibi regia sacco?
Non habnit uostros talis amictus auos!
Amodo piscandi Studium sectabere forsan, 195
Et piscatores frigora s^pe grauant,
Ergo granesne ista uentos crebrosque cuculla
Assultus gelidQ pellere credis aquQ?
196 nocent
183 dodos B ostentauit B, offensauerit DE actus BCBE]
actos A, vgl IV 699, VII 557. 187 <f fehlt CE 188 horripü-
care B 191 dofluende B 193 hoc C t am Schluss von texit
auf Basur A saxo E 194 amicus E 195 Ammodo E —
soetabere B Am Schluss setzt Mone gegen düe Hss, ein Frage-
zeichen; die Sätze, in denen forsan, fortasse u. dgl. vorkommt, sind mit
Ausnahme von II 364, IV 367 ^ 637 f. getnüderte Aussage-, aber nicht
Fragesatze, 198 credit B
196 50 Ci
der Mühe toerth, sich der Säuie zu bemächtigen und dieselbe nach
Paris tu schleppen. Während des Transportes zerbrach die Säule in
Bergheim, und die Stücke sind spurlos verschwutiden. Der zwrück-
gebliebene Fuss, auf welchem die Säule ruhte, scheint zu der ursprüng-
lichen Anlage der Kirche gehört zu haben.'' 182 momentom nicht
«== iram quae me mouet {Borm.), sondern = Augenblick, vgl, III 268
(sonst kommi das W. nicht vor) und dies illa 175, dies ulla 177;
182 sachlich «= 178. 188 vgl, Ecclesiasticus XXVII 15 ,Loquela
multum iurans horripilationem capiti statuet* 190 vgl. I 9,
88
Liber Secuiidns, 199—218.
At tegitar loseph aeraex meliore cacuUa,
200 Omne qaidem frigos demeret illa tibi;
QuQ cum te deceat, quin et tua debeat esse,
Hqc tibi cor gratis parta nel empta placet?'
C^perat hoc senior paalam mansnescere uerbo
Et non prQmissis Qquiperanda refert:
205 ,Pessime sednctor, loqaeris qoasi nesciiis acti,
Fraude tua cum sim ductus in omne malom;
PrQduce te in fustes nenabnlaqne actus et uncos
Dissipor: hie scindit, pangit is, ille ferit,
Sic michi discnssum est in mille foramina corpus,
210 Te spectante, nichil snbneniente tamen,
Denique nescio quo caudam tmncante recessi,
NuUa tamen graoior quam michi plaga famis.
Sic ego discissi nactos nelamina sacci
D^monibus pisces annuo teque simul.'
215 Fictor ad hQc: ,meritnm merces sua quodque co^quet!
Da, cni uis, pisces, at michi iure faues,
Nil ego commisi, scis ipse; tibi tamen insons
Omnia debentis, dummodo placer, agam.
204 loqui
199 Hac DE 199 f. in B eweitnal, das zweite Mal eUM
demetet 200. 200 fridus £ pelleret C, vgl 198. 201 Quod S
doceat B 203 f fehlt CE 204 promissis DE 205 acti auf
Basu/r D* 206 sua : tua C 207 unces B et uncos auf Basur D^
208 hinc scidit E 210 tamen subueniente nichil Ä 211 recessu E
212 tamen auf Basur D^ 213 discessi B, discisi E 214 annuo
pisces durch b a umgesteüt D* 215 f fehU E ad. h«e<}] hoc E
coQquet Ä, coequet C, coequat BDE 216 In iure steht t statt r,
somit iute, uice u. dergl lesbar B 218^ auf Basur A 218 placet
BCDE; zu placer vgl II 657.
204 loqui C wid mit uel 2>>
207 vgl zu I 761. 211 quo sc. pisce, vgl 308. 215 v^
1 Carinth. III 8, Otloh Prouerbia bei Pez III 2 p. 534 ,Unusqui8que
propriam mercedem accipiet secundum suum laborem*.
Liber Secondos, 219 — 296. 89
Te,' qoia poseebas, ad plena cibaria dnxi,
Ut posses anidain pacificare gulam, 220
Et tibi, qao6 caperes, pr^dixi, qnosque caueres,
Sperabas iiiillo pondere posse premi.
Ut saus est modids, nimüs äc terminus aosis,
Quid granidom rambis rete foisse qaerar?
Yiaere non posses, niai captos et ille fuisset, 225
Gmns in ingenti aeatre propheta fnit, •
Hoc capto tu captos eras solnique petebas,
Abstnlit officiam tarba maligna menm.
Tone onmes clanstri ratus actos d^mones in te,
Ut desertori nincnla sqaa darent, 230
Direxi celerem sub tata latibula cnrsam,
Ne iubear tecom claustra snbire timens;
Malo, quod edidici, gallum explomare uel aucam,
Ducere qaam rigida reUigione chorom.
«
Camqne tibi irruerent secnmqne reducere uellent 235
Yestibns abscissis nerberibusque datis,
220 aoide prodigns eisse gale
222 nollis molibns esM minor
226 In cnios cnpido
219 Te qida] Teque B 223 suis — nimius sit » 224 tum-
bis B 229 Zu dem Acc, plur, df^mones vgl, Einl. raptus actus B
— in te demones actos C, vgl III 649. 232 iubeamr C clustra B
233 Vor gallum hleme B(Mur D plnmare C 235 irruet B
236 absciscis Ä
220 80 C 222 80 C und mit uel sie IH, eine dreizeilige Band-
hemerbung von 2>> ist ausgelöscht. 226 so C
236 Die Synode von Aachen (Capit. Aquisgr. c. 14) bestimmte,
dass um keiner Ursache tciUen ein Bruder vor den Augen der übrigen
nackt gepeitscht werden solle, Biese Müde behagte den Beformatoren
ton Glugny und Hurschau nickt; sie befahlen, dass bei gewissen schwe-
ren Vergehwngen dem Mönche die Kutte abgenommen, das leinene
Unterkleid vom Leibe gerissen und er so vor aller Augen mit Buthen
oder gar mit Besen gepeitscht werden solle, vgl. Cless, Kulturgeschichte
von Wurtemberg I 325.
90 Liber Secondus, 2B7— 248.
L^tabar fugisse procol; si pone faissem,
Obseqaiam actnros nam michi rebar idem.
Dcniqae credidimns candam truncantibas Ulis,
240 Quod fieros abbas claastra noaena super,
Ut tot pr^bendis, ne panpertate graaante
Rursas saffugeres, efficerere satnr.
Quod si, cauda tibi cur sit mutilata, requiris,
Idtitts officii congma causa fuit:
245 Luxus opes sequitur, sibi quisque fit uUlis abbas,
Sanetior est, quisquis pinguior esse potest,
Nunc ferrum, nunc flkmma adimit, nunc potio morbum
Pinguibus, o tanti est promemisse deum!
237 fuissent C, fuisse E 238 non michi ABCBE\ non fmM
die Vorlage von D* durch die Erklärung non rebar = sciui, JBoriM.
(der erat nam vermuthete) dadurch, dass er pone ^= procul auffasst,
(ySperaham iUos, si hnge post me reUcti fuissent, non mecum tarn male
acturos esse quam tecum egerant') eu retten; gegen jenes vgl, zu 1 246,
gegen dieses das Glossar s. u, pone. Wer non festhält, übersetzt: wärt
ich ihnen so nahe loie du gewesen, sie wären wahrlich nicht so glimpf-
lich mit mir verfaltren, hätten mich strenger bestraft'; wodurch denn?
etwa durch Tödtung? aber das hiesse die Illusion zerstören; oder
durch empfindlichere Züchtigung? aber B, ist ja nicht desertor claustri,
begleitet den Mönch Y, nur höchstens wie ein Laienbruder, wo blidte
also das Gleichmass von Schuld und Sithne? Vielmehr: die Schüderutig
zerfäüt in 3 Abschnitte, 229-^234, 235—238, 239—256, in I wird
der Wolf gefesselt, in II geschunden und geprügelt, in III verstümmeU;
am Schluss jeder Gruppe spricht B. seine Besorgniss aus, dass ihn im
Faü des Nichtfliehens dasselbe Loos toie den Wolf getroffen hätte: folglich
idem, nicht non idem. Zu Grunde liegt das Sprichwort: , Mitgefangen,
Mitgehangen'' 240 nouona C 241 ne] te E 242 efQciere B
243 mulata : mutilata ergänzt A 245 sibi] si C 246 quisque B
247 adüit G non potio C portio B 248 o tanti] oblata C
247 Das Geschwür wurde theUs mit dem Messer (ferrum), theils
mit dem in heisses öl getauchten Glüheisen (oauterium, hier flamma)
enOeert; vgl Häser, Gesch. der Medicin^ I p. 172, 762 und die Ver-
ordnung Cölestins V {ebenda p. 834) ,chirurgia, quae ad ustionem uel
abscisionem induoit*, etc,j femer über den Heilg^auch des Feuers
überhaupt Myth* III 343, Schindler, Aberglaube des MA, p, 176 f.
über Secnndiu, 249—262. 91
Qui sapit, est sapiens: ta paaper mnlta uorasti,
Inglmiiem diaes prosequerere magis, 250
Et crassns fieres abbatam more proboram,
Idcirco ntüiter canda resecta tibi est:
Cum noa sappeteret pradens curator atienti.
Per ceitam efflueret noxias hnmor iter.
Inde ego plus metnens abbas quam monachus esse 255
Abscondebar, et est fainc michi cnlpa graois?
At post tanta famem qaereris tibi flagra nocere,
Tollitnr hant nlla clade querela uetos,
Omnibtu adaersis prostat pennria nentris,
Hqc tibi prQcedens, h^c tibi cansa seqoens, 260
Et qaando satnram semel esse fatebeiis alaum?
Si sapis, hunc stimalmn non patiere diu!*
251 Ut
ISA^ 1 Sed pradens mediciis pingai non semper adeaaet
255 abbas fieri qnam monachas herens
256, 1 Delitoi, factos stun sceleratos ob hoc?
257, 1 At ta tanta faniGni qaoraris post monstra malorum
258 fiunis
250 Ingluuie B 251 crassus] cur tu E 252 reiecta E —
YoT auenti ist t ausradiert A Mone und Bormans fassen 254 aZs
einen von idcirco 252 abhängigen Finalsatz, daher bemerkt jener ,post
auenti supplendum est \it\ dieser ändert Per certum ut flueret; aber
254 ist ein mit 250 u. 251 auf gleicher Stufe stehender hypothetischer
Nachsatz, cum 253 = wenn dann einmal 254 afflueret B uti iter B,
item C7, r auf Basur D* 255 ergo E 257 querens B Mone
macht 257 f. gegen alle Hss. zu Fragesätzen, wodurch die Symmetrie
mit 259 f, aufgehoben wird. 258 a haut C 260 uel tibi causa E
262 patiare DE
251 Ut CBE 251, 1 steht in C zwischen 250 u. 251; adesse C
255 — 257, l'so C 258 querela famis Ci, D* setzt infamis über querela.
249 Än^nelung auf die beiden Bedeutungen von sapcre ; in qui
sapit steckt die sinnliche, in est sapiens die geistige Seite: je gefrässiger,
desto weiser, also je fetter, desto heiliger (246).
92 Liber Secundiis, 263 — 280.
Yocibus Ms senior reparato corde profatur:
,Non sum tarn sapiens, quin magis esse queam;
265 Sed tantum sapio sapiamque: oblata uorabo,
Male quoqae, at qu^ram, quam caruisse feram.
Et de nescio qua nobis paalo ante cacnlia
Verbum sine dabas sine datonis eras;
Exauiis sane non eure quis accidat heres,
270 Quod uacuas fauces impleat, illud amo.'
,Patnie, res melius quam speras accidii', inqoit,
,Quattuor hie fratres iurgia longa trahunt;
Cursibu^ atque ortu fratres pr^euntis habetur,
Quod recolis nomen me posuisse supra;
275 Succedentis ei Bemardus, et illo priore est .
Citerior cursu, robore uero prior;
Proximus, intortis quod opertQ cornibus aures
Yix pateant, nomen Coluarianus habet;
At nomen quarto dat uitrea lana Belino;
280 Quattuor his similes insula nulla tenet,
265 Nanc
271, 1 ,Patruo, gaadebis, tantam pareto monenti!
263 <r fehU CE 264 qui B 265 Si tamen sapio sapiam,
quod B 266 qu^ram] qui eram B 267 SiaU des die beiden Glieder
der BepUk cmgemessen verknüpfenden Et schlägt Bartnans At vor. —
269 Exuuis J5, Eximiis CE quid accidit E 271 1" fehJtt B -
credas E accidet C 272 iurgia tßiederJiolt C larga B
273 fratris C Mone tmd Borm, interpu/ngieren fUnter fratres, aber
dies ist nicht Apposition zum vorigen Verse, sondern Object zu pr^-
euntis, Joseph ist der älteste und schnellste, 275 prior E 276 In-
terior E, Borm. schlägt Inferior oder Beterior vor; vgl. Einleitung, —
277 pte statt opte (7, oportet B 278 Caluarianus E
265 so C 271, 1 in C zwischen 270 und 271.
Zu 267 und 274 vgl, 199, 277 f. Zu diesen Etymologieen
vgl, Einleitung, 280 insula, ,nimirum Zelandiam in animo Jutbuit
CLC loca uicina, ubi numerosi greges in dunis errabant' Bormans,
vgl, IV 503.
Liber Seonudiis, 281— 296. 93
Nouimas hos certe, quantis et tota minores
Fresia, aeraecnm masdma mater, alit;
DeliciQ pansare uetant, accede Sequester,
Lis ad iadicimn pertinet ista taam.
Quinqae fere stadüs maiore colonia giro 285
Qoattaor in partes his diiimenda iacet;
Inde nbi quis q>atium, citra qnod habenda pntator
Regula Processus, transmeat, arma monent
His odium fmstra coUecto s^e snonim
Agmine conata est demere turba rudis, 290
Usque adeo non est aptus giometer in illis,
Qui mediam iusto limite signet humum;
I propere, ^uatis tu partibus enge metam,
Ut tuus illomm patribus ante pater.
Piscatnm redeas, si quid (nisi lana) snperstes 295
Manserit (hac c^em conciliare potes);
296 hac fratrom oonciliato necem
281 0 in hos auf Bitsur Ä quamuls C Zu hos ergänze
tantos esse, vgl Metamorph, VIII 282 tmd oben 1 799, 282 Frisia ^
283 aocedet equester B^ seqaenter E 285 fere] uero C giro auf
Bamr D^ 286 iacet auf Basur D« 287 circa B 288 preoessus
transmea B 290 cominota C, cognata E 292 f B iusto me-
diam DE 293 prope E 294 suus E partibus B 296 hac 2>,
doch scheint die JJbbr, von 4 herzu/rühren, ebenso wohl 297 I : In D^
296 so Ct ftur dass hie statt hac steht.
283* Die Schwierigkeit Hegt ebenso im Subject wie in dem zu
uetant zu ergänzenden Objeet; dieses kamn der Wolf, die vier Brüder
oder das begehrliche Herz des Menschen Überhaupt sein, jenes kann
1. Grenzpfähle [vgl. DuCange s. u. deliciae und liciae, Diee, EtymoL
Wort. I 249,' daher Borm.: ,limites (lis de limilibus) non simmt eos
in pace agere\ aber weder Papias, Ugutio und loa. de lanua noch
Diefenbach kennen diese Bedeutung, und DuCange belegt sie erst aus
dem XIII. JA.], 2. Wiese, Weideland {vgl. ahd. wmma), 3. zärtUche
Kurzweil (v(ß. Dief.) iron. statt ,heftige FMte' bedeuten oder 4. den
aUdMsischen Sinn Tiaben. Ich erkläre mich für die Auslegung ,ein
dir in Aussicht gestellter Genuss lässt dich nicht ruhen, stachdt
94 Liber Secoodns, 297—310.
In minns illonun pingoi pingaedo bipalmis
Excedit oostasP proeilit ille, meant
Cornua bina femnt capat insignisse Belini,
300 Bis uero totidem, Goluariane, taum,
Ambornm nameram Bernardi in fronte rigere,
Horrificant loseph mania bina qnater.
Anna nidens capitom panet Tsengrimos et infit
Arma patans oris plns metnenda sibi:
305 ,A8picis o tnrres, Reinarde, in frontibos boram?
Anne pamm nobis ora ümenda putas?
Dentibus iratis non est coUudere tutom,
Et (fateor) piscis dens michi rete tulit
Ire libet, certe non snm giometer, an essem,
310 Si male metirer, te dnce tutus ego?
901 Bernardos, Msqne siscnndi
802, 1 Contigerat loeeph, comibiu octo potens
303 adesse
297 Id E Nach pingui mUrpwngieren AD 299 1" fefUt E
— omua, 299 f. sind eingerückt, und die Initiale nicht atisgefiUÜ C —
bellini B 300 In Ck)luar. ein t oder c statt r B 302 nimia B
303 captum C pauens B insit B 305 Aspices B 307 illatis C
— collidere BC 309 C interp. JUnter carte gemeter : geometer B
310 metirot B
301 f. so C 303 so C
untoiderstehlich deine Begierde auf, vgl, I 607 f, 290 torba rudis,
die Bauern, vgl. I 987, 1011, 1015, IV 1017. 295 ,1^«»« audi
nur ein Bissen übrig bleiben soüte (von der Wolle natürlidt abgesehen,
vgl. V 693 f.), dann magst du zum Fischen zurückkehren, wieder
Fischer werden, denn dann bist du solcher Mahlzeit nicht werth; vnt
der Weile kannst du die Zerstörung deines Felles wieder ausgleichen,
dein Fell ausflicken\ vgl. 195 ff., 421 — 429. C hingegen scheint deti
Geidwerth der WoUe ins Äuge zu fassen und an eine der Kirche zu
entrichtende Busse zu denken, 299 ff. Über die Homer vgl. zu
IV 611. 306 piscis ist der Jonashai, dem Y. nach Beinhards
Belehrung (226 ff.) seine FesihaUung und Verstümmelung zusdureibt,
während er vorher (211) den Urheber unbestimmt Uess.
über Secnndos, 311—826. 95
Qaattuor hie fortes, dao sunt exercitas oni,
Unins occabitn SQiiiet ira triant'
Bemardns monitifl animom fonnauit inertem,
Pr^cedit timidns aulpe sequentie senez,
Aspidant l^tiqne panun oiso hoepite fratres 315
Nil nisi ,qiiid fiet? nescio' uocis habent.
Nee maior nameras tantom potoisset in hostem
Reddere secaros: fortis egenas adest
Aspera Bors oontra est, ubi oim comitatar egestas,
Ingeniam uelox expedit atqae sagax; 320
Fortis egens, qoicqoid aalet, at aalet, optat et aadet,
Tsengrimas erat fortis egensqae nimis,
Pro pietatis babens deereto parcere nolle,
Damqae timet aentri, s^pe timenda sobit
Cbnsiliis spatiom non sappetit hoste propinqao, 325
Altemant dabie, qa^ facienda forent;
311 ki fortes nel sunt
316 nescio qae' oiis
321 brene consolit, nt nalet omnia nolle
325 Non mom oonsiliis permittitnr
326 pancis
313 ir in B schon neben 312, fehü CDE inermem C —
31G qnod B 321 ut audet B audit E 322 agensque B
323 Proprietatis E pietatis auf Baaur 2>* parcelle B 324 nen-
ter CDi^ ueteri E 325 Conciliis 2>, Consilium E propingo : pro-
pinquo C 326 dubio B
311 hü C, nel hü D* dno] nel C 316 so C 321 so C
tmd mü nel sie D\ der von 321 — 326 Um^e Bandetisätze von D'
gelöscht hat, 325 so G (conoilüs), i und mü nel sie D*, wo mora
auf Baswr. 326 so Ci, über dnbie schreibt D* pancis.
311^ Es gab zweierlei Fassti^ffen dieses Sprichworts, 1. Zweie
smd Eines Herr, vgl BF. Einl, p. 92, Zvngerle p. 186, Hoffm. Alt-
niederl. Spr, n/r, 703 p. 44, 2, Zweie si/nd Einem ein Heer, eine
überwältigende Menge, vgl, Mhd. Wörterb. s. u, her und namentlich
Odo De utnria Ernesti duds fortuna bei Martene et Durand Not,
thes. Aneod, III p. 346 unten ,Magnns tres uni populus' 316 Mone:
congtrue ,ml nocis habent nisi fiet nescio qnid'; aber wo nescio qnis
96 Liber Secandns, 327—338.
Obaias it loseph, reliqai prope terga seqaantar,
Explorat primam f^deris arma timor.
Eminns exclamant: ,frater, benedlcitel nullam
330 Vidimus hie monachom, septima finget hyemps.'
Frater ad h^c: ,tanti fnerat maledidte dici!
Credite nos alinm proposaisse iocam.
Arma quid hQc nobis? niaomne quid orbis habebit?
Qoo genere et qoi aos? ad quid et nnde sati?'
335 , Primas', ait loseph — nenientia nerba refringit
Monachus impatiens: ,sermo sit iste breois!
Sit sermo breois iste, aliud quam uerba requiro,
Querere nil aliud me nisi uerba pntant!
329 ybenedicite! monachas ex quo
330, 1 Non ftiit hie qnisqnam, quarta bis alget hyemps/
331, 1 ,Pro miiümo est audisse jnichi benedicite nestnun
336 Claostricola
338 patas?
327 ut E 329 exclamat V 330 fregit B Barmans wUl
den Satznexus durch Einfügwng von ut {hinter nullum oder an Stdk
von hie) herstellen, 331 1' fehlt CE 332 uos E 333 hoc B
nobis C uiuu nS C 334 et quid uos B 335 f B uenientis E
338 nil feUt B
329 f. so C und Ih, in letzterem exclamat 331, 1 so C,
auch mü uel aliter X>', tco aber Protinus statt Pro minimo steht, —
336 so C und D* 338 so O, putant : putas D*, der anscheinend
diese schon von D' darübergeschriebene Variation löschte.
= aUquis ist, steht nescio stets vor quis, vgl. I 658, II 211, f^y
509 etc. 319* contra «- contraria, nicht ConjuneUon; ahnliifäi IV 52^
und VI 333*^ 332 vgl. I 978; alium, weü er diesmal nicht den
Mönch, sondern den Feldmesser spielen wiü, 335 , loseph ad mi4-
tiplicem iUam quaesüonem ordine re»pon8%^rus erat, et primum de
personis. Ergo sie coeperat: „Primus . . ." i, e, Ego, et additurus erat,
quae nunc sequuntur u. 341. Sed hane distributionem Umgarn fore
praetiidens Vupus non exspectato aUero uerho narraiionem ineidit' Bor-
mans. 338 putant, sc. arietes; ein ähnlicher Personenweduel III
907 ff. y der Sprecher wendet sich von dem Angeredeten geringschätzig
ab, um über ihn wie einen Abwesenden zu refiectieren.
Liber Secnndos, 389—964. 97
Sit brenis aat nallus! nnllus michi sermo aidetar
Esse breui melior.* ,fer, domine', inqnit, ,erit. 340
En ego sum loseph, si cognita nominis hnins
Fama tibi', (et fratres iiominat inde suos)
,0bseqiiii8qae tois iussnm ad portabile prompt!,
Paeis amatores, aolgas inerme snmus.
Taque licet paruas grates dnctore merente 345
Ob causQ quid in h^c neneris aroa, liquet:
Finibus ut medio signatis limite norit.
Qua sibi committat pascaa quisqne tenns.'
, Nomina', mensor ait, ,noni, sed roboris hnius,
Qaod aideo, aobis rebar inesse param. 350
Gratnlor obseqoiis, utinamqae essetis inermes!
Obseqoiam posset promptios esse michi;
At niinc obseqoiam non tarn michi ferro potestis,
Qaam uos obseqoio constat egere meo.
Taliter armati non conspirastis in Qquas 355
Dioidere hanc partes, si sineremns, hamom;
Conflictom dirimam, sed nunc pro uentre loquendum est,
Mando epulas.' contra Coiaarianus ait:
,Qaas, domine, hie epulas mandas tibi? oiuimus herbis,
Nee teneros dentes pabola dura decent; 360
Mollibus bis alimur, moUes ad mollia nati,
Dentatos metuens grex sine dente fere/
Bespondit senior: ,sic uos ego dicere iussi?
Yocibus his forsan ludificandus ero?
3tö , Nomina sant aadita michi
358, 1 Pan prios ex uestris est michi danda cibis
369 ,Quid, domine, escaram petis hie tibi?
360 dentes teneros
339 Seit B 341 An £ 346 hoc E 349 *r fMt CE,
I) setzt irrend das Nota::eichen inessor B 355 conspiratis E
358 Caluarianus E 360 durat E 361 Moribus hie allimur B
362 gerx B 363 f fehU CE discere B Am Schluss von 363 f.
fehü in dm llss. das Fragezeid^en , vgl. IV 788. 364 hii : hüs D»
349 80 C ufid mü uel aliter D» 358, 1 f. so C 360 so Ci
Voigt, Tsengrimos. 7
dB Liber SecnndoB, 866—886.
365 Dicite, quod uultis, non sie ego fa]lar^ ut esse,
Cum michi sint dentes, uos sine dente putem;
Non uerbis sed credo oculis, ostendite dentes!*
Ostendunt, uisis obstapet ille din,
Subter enim paucos cemit nnllosque supeme,
370 Hie primum redeunt spes animosque lupo.
Seuocat exultans uulpem lenique susurro
AUoquitur: ,uernm est, qnod tibi dico, tene!
Miraris facinusque uocas, quod claustra reliqni,
Hos inter fratres nita beata foret;
375 Gerte si similes bis essent fratribus illi,
Tarn latera effasi, tarn sine dente pii,
Hanc et in usqne diem durasset at unus eorom,
Me claustralis ibi norma teneret adbuc!'
Bepplicat b^c uulpes: ,dentes non esse timendos,
380 Patrue, uidisti, uiribas ora carent;
Litigium tollit pr^missi catttio uerbi,
Undo timor faerat, pax tibi certa patet,
Sum super enentu über, quicumque sequetur,
(Vas nolo obicias: ^tu michi causa mali"/
385 nie refert: ,quicqttid facient michi qaattuor isti,
Hqc equidem ignosco, sed tibi grator ego/
882 dator
386 Ignosco penitos
368 Ostendunt uisus, E 360 sternit nulltisque B 371 So
uocat E Hinter uulpem kleine Baftur D 373 facimusque B —
quia C 376 lata E ^11 in usque] imusque oder unusque B —
in auf Rasur D* durasses B at fehU V, Mone {vgl. Anz. III 295
gegen BF. Eint. 70) setzt dafür et in den Text; at = certe, saltem,
wie III 968 wtd C IV 583. 378 a«/" Rasur A 379 l' fehU CE
hoc E 381 premisi B 382 manet uel patet B 383 scquatur B
384 subicias E 385 *f ^5 386 Hoc E, dem Mone folgt; vgl für
hQc z. B. Ven. Fortun. ed. Leo III 12. 43.
382 datur Ci 386 Ignosco peitus C
367* Sprichwort, vgl. Prora 89. 371 vgl. IV 815. 373 vgl.
I 858.
über Secnndiis, 987—402. d9
Procedit trepidosqae pio solamine fratres
Taliter ungebat: ,ne trepidate, precorl
Yos etenim, ut uideo, tristes, credebar abisse,
Serio non abii, ponite, qu^, metam! 390
Yotiaum refero rumorem, audite.* reuertor
Spectandas pleno dentibus ore bouis,
Hea michi! nos, fratres, sine dentibus estis, ego ecce,
Ut butinun culter, dentibus. ossa seco;
Inspicite', (et rictns expanderat) ,ecce uidete! 395
Hos habeo dentes, ecce uidete!' uident,
Exclamant uisis, nee maior causa timendi
Processisse fuit quam repedasse retro.
Sic suis et riguisse canis, quos pulte comesta
Vis eadem et rabies induit, ora ferunt, 400
Alterutrum longo donec fudere dnello
Sus, canis: icta canis uiscera, morsa suis.
387 "f fekU BCE Precedit, dahinter kleine Easwr E pio Us
fratres auf IUlsut D*, der das von JD ursprünglich vergessene, aber
am Rande nachgetragene pio so in den Text brachte, 388 urgebat
rermtähet Mone, wie IV 133, V 246; eiber ungere wird nüat. für mulcere
(z, B. Salutaris poeta pctg. 11. FeUitos ira uerborum melle perungas)
w/kd daher gern im Wortspiel mit pungere gebraucht, vgl, Eberh. Beih.
Grecism, ,Qiiaado mulcetor uillanus, peior habetur, Pungas uiUanum,
polluet ille manum: Ungentem pungit, pungentem rosticns nngit'
( Wegeier nr. 2774), Henric. Septim. IV 46 ,Vel iuuenes punge uel unge
seues', Bemardus De contemptu tnundi 99 ,£t grauiter puugit miseros,
'laos piimitus ungit' -te in trepidate auf Baswr E 389 et enim E,
et- auf Basur X)* uidio : uideo A credebar] ego rebar C serio
gehört sowohl zu abisse loie zu abii; ob man es daher wie die Hss.
mit diesem oder wie Bormans mit jenem verbindet, ist uner7id}Uch,
rgl. I 937. 390 habii B 392 Spectantibus E 395 Aspicite C,
Inspice D expenderat B 397 Exclamat E uisus : uisis E —
ßüendi, darüber uel timendi D 398 quam] nee B 399 aut C
nigisse B 402 icta catus E icta suis, uiscera morsa canis C
394 vgl lU 956. 398 Die Infinitive sind nicht das auf
Seuocat 371 und Procedit 387 rückbezügliche Subject, sondern das
wm timendi abhängige Object des Satzes: die Widder wagen sich nicht
von der Steüe zu rühren, von Schrecken erstarrt. 399 ff. vgl. EM.
7*
lOO Liber Seoaudiu, 408 — 414.
Dentibas inspectis amisso pectore loscph
Clamitat, in cacabum protinus ire patans:
405 ,0 pater, hQ falces ad quid tibi? prata recusas
Rädere! f^nisec^, qui potiantur, emant/
LqIus ad hQc senior: ,noui metere ipse metamque,
QuQ uos prata meti non timuistis heri,
His soleo lucos, quales in uertice fertis,
410 Ordere, et hos ueui; quod scio, sector opos.
Hinc et ab antiquis cognominor Ysengrimas
Coruiseca, et mores apposuere bonos;
Ut taceam cames, his qu^libet ossa moluntur
Dentibus.' irridens lene Belinus ait:
40G falcisece
410 coxniseca ecce bonos
403 ammisso E 405 H" AB 406 potiatur E 407 ^
fehlt BC noli B 408 Q' in C liest Mone Qid, ifidesaen ist das
mindestens mit gleichem Rechte Quq. Wahrend A und meist auch B
in diesen Abbreviaturen zweifellos deutlich sind, E dieselben in der
Regel aitsschreibt, sind in CD die Formen für Qu^ (Q*) w%d Qui (QOi
prQ (p) und pri (p), hQc (li) utid hie (h) graphisch nicht streng genug
auseinandergehalten und nicht immer mit völliger SidierTieit auf-
zulösen tenuistis B 410 Credere B os E, Sormans vermuthä
hoc im Sinne von ideo, aber Ordere steht «tto xoivov, sowohl Object
zu soloo als Zweckinfin. zu ueni. 412 Comifera C apposuisse 1)E
— bonus A\ Mones Text apposuisse bonus verwirft Bonn, mit Recht,
weil ^apponere mores* omnino laiinum non est, tmd entscheidet sich
mit J. Grimm {RF. Einl p. 243 Anm., wogegen Mone Am, III 290)
für die obige Fassung. Unter unverkennbarem Hinblick auf Auüm
I 1 rühmt »ich der Wolf, dass er Hormerschneider sei, dass er den
{auch sonst durch das Bild der Homer veratiscJiaulichten) Eigensinny
Trotz und Übermuth der Jugend durch sein Erscheinen, ja schon durch
die blosse Nennung seines Namens breche, und knüpft daran den
scherzhaften Fehlschluss, dass ihm als dem strengen Zuchtmeister
und Rächer der Unart die Alten natürlich auch gute Sitten beigelegt
hätten. 413 tacens E his et C 414 bene D
406 falRisece C 410 so C, nur exce statt ecce.
404 Über cacabus vgl, zu 1 29 und Alb. Troüus IV 374 cacabo
cordis decoquit illa dolum.
Liber Secandns, 415—428. 101
,Qiiid cum carne tibi? tu scLbso fictas amictu 415
Cemeris ad normam!' rettnlit iUe iocans:
,yos miseret conscissa mei tegamenta ferentis,
Vo6, ande h^c reparem, constat habere satis.
Maximus es fratrum, loseph, tua maxima pellis,
Haue michi pr^tabis, tu satis usus ea es, 420
Hac utriusque michi lateris reparabo fenestras;
Tegmine Bernardi rete parabo nouum,
Fors piscabor adhuc, aer post nubila candet,
Orbita fortun^ ducit utroque rotam:
At mea sanguineo linore Corona notatur, 425
Candeat exuuiis illa, Beline, tuis;
Coluariane, tuo faciam michi tegmine saccum,
Nee nos sollicitet, quid michi saccus agat:
416 ad sacmm relligionis opos
423, 1 Forsan adhnc piscabor, erit post nabila candor
425 nouatnr
428 8i
415 cumque B 417 miser et J&, -et oon- auf Rasur JD* —
concissa B 418 hoc JE raperem C 420 est es B 421 Hano
utrius B 422 bonuin B 423 nubula B cadet £ 424 utramque C,
D* mit uel, i mit folgendem mam totam E 426 Gaudeat B —
exnuis jB, exiuüs E 427 Coruariane C 428 aget C
r I
416 80 C 423, 1 80 C, % hait nur Et erit post nubila candor.
425 so C und mü uel D* 428 so CDE, uel nee Ih
415 D*: qoia non deberes commedere cames, quia monacus es,
sed fingis te, et ideo dicit fictus; vgl. fictus Inpus Werwölf, Myth.*
II 916 f indessen fingere Tieisst hier im Grunde omare, componere
{tgl. loa. de lanua) und lässt die andere Bedeutung simulare nur
durchschimmern. 423^ nicht auf Hör. carm. II 9. 1, II 10, 15
beruhend, sondern das Sprichwort ,Auf Begen folgt Sonnenschein^;
der von ^Rchmann, (reflüg. Worte ^'^ p. 304 citierte Vers ist viel älter
eis XIV Jh. und imfText verdorben, er stammt aus Älanus Parab.
I 33: Oratior est solito post maxima nubila Phoebus, vgl. Parab. 1 107.
424 Andere Fassungen des Sprichworts vom Glucksrade Myth.* II
p. 722 ff., III p. 263, Haupts Zeitschr. VI 134 ff., ZingerU p, 56 f.,
Franeke, S^uipoesie p. 40.
102 Liber Secundas, 429—442.
Si qua saperfuerit, coriis inclusa uoranti 1
430 Pars michi; sin autem, postera lucra feram. i
Hoc scio, non facile h^c alii tegumenta daretis,
Ter quamuis solidos redderet ipse nouem;
Verum sponte michi datis hQc, sed scitis, ut aiunt,
„Non omnes homines conuenit esse pares/*
435 Ergo prius uiso miror non missa fnisse,
Hqc pendenda graui pondere culpa fuit;
Sed quia uos uideo non excusasse iubenti,
Ammissum probitas h^c ueniale facit.
Quod si uera licet nil ausos dicere, uosmet
440 Malle frui coriis quam dare nosco miclii,
Dissimulans animum, quia inssa neretur, ut ultro
Obsequitur domino uema iubente piger.
^9 Si miohi quid supeiat,
4S0 Qaod dnbito; si non,
442 sepe inbente cliens
431 Hec C 432 reddere C 433 Vere C dabitis DE
434 congmit f 435 uiso] iusso C inissa] iussa C D hat ganz
deutlich Tiso- missa, tmd D* erklärt: uestra tegmina non michi misistis,
antequam iussi. 437 excusante B^ excusata E 438 Amissum B
hec ÄBCl hoc DE ueniale malum D, über malum setzt D* facit
439 f^t licet B non BD 440 Male B
429 f. 80 C 442 80 a und mit uel D^
429 , coriis inclusa periinet ad feram u. 430' Borm., wer an
dieser zu huhnen Wortordnung Anstoss nimmt, ergänzt lieber erit ^
inclusa; uoranti ist vorzeitig, vgl. Einl. 432 vgl I 752. 433 ff. rgi.
V 1197 ff.; über uerum-sed vgl. zu II 30. 434 Das Sprichwort
vermag ich in dieser Form nicht nachzuweisen, vgl. Büchmann ^^ p. ^59^
Lucil. fragm. in Macrob. Sat. VI 1, Verg. Ecl. VIII ßff (Henric.
SepHm. IV 2J^6), Jesus Sirach XXXVII 31^ 438 vgl. V 1026.
439 vgl. V 465 f. , Indessen weiss ich, dass^ wenn euch hier einmd
ausnalimsweise, trotzdem ihr za>ge und schwach seid, gestattet wird^
die Wahrheit zu sagen, ihr es vorziehen, ihr euch lieber dahin ent-
scheiden würdet . . . /
Liber Secondus, 443—466. 103
-
Sit pellis sua coiqne, meum est, quod clauditur intus,
Non mereor laodem tarn mediocre loqnens?
Sit defonne licet multo micfai uolnere tegmen, 445
Non michi nestra facit tarn placoisse decor.
Quin coriis caream, donate, quod intus habetur,
Non potcram saluo poscere honore minus-,
Vos quoque fortassis michi parua dedisso puderet,
Patribus hoc uestri sQpe dedere meis. 450
Cumque ego uos tractem socialiter atque pateme,
Nunc superest tantum danda repentc dari-,
Omnibus efficiam uobis re talitor acta,
lurgia ne moueat partificandus ager/
Andierant fratres, quod non audisse libebat, 455
Et stat raptor hians impatiensque mor^;
466 gnle
443 est fehlt C, über meum schreibt D* sit. 445 michi IUI
uttlnere I> 446 uestra ||i facit D 447 coriis ';, caream A —
habetus B 450 Patribus |;; hoc I) 452 Non — tanti C dan-
dmn : tantum E 453 te B 455 f feJUt BC licebat E 456 In-
stat C, vgl IV 876.
456 Über more sehreibt D* gnle.
446 f. Bonn, setzt ein Komtna hinter decor und erklärt , decor
non tarn üacit mihi placuisse uestra tegtnina, quin uestris tegminibus
aequo animo carere possim'; der Dichter gebraucht quin 1) «» viel-
mehr, sogar (I 93, 173, 907, 1001, II 201, III 734, 1171, IV 321,
540, 789, 873, V 172, 197, 233, 1212)] 2) = dass nicht (II 264,
IV 184), aber dann stets mit ctusdrücklicher Hvnzufugung des Hufs*
terbums, das hier zumal nicht entbehrt werden könnte; auch toiirde
dadurch die Symmetrie zwischen 443 f. und 447 f getri^bt werden.
Vielmehr: ,nein, mag ich immerhin euer Fett entbehren, gebt mir
nur ../; su 446 ergänzt sich leicht quam meum michi; vgl. IV 981 ff.
452 vgl. I 18, Anspielung auf das aus Publüius Sgrus 235 stam-
mende Sprichwort, Bis dat, qui cito dat, vgl. Pez Thes. anecd. III 2
(Oihioni Prouerb.) p. 492 Bis gratum tribuit, qui quod debet cito reddit,
p. 506 Inopi beneficium duplex dat, qui celeriter dat, Zingerle p. 44
und 195, in reicherer Fassung HUdebert Maihematicus 661 f. und
104 Liber Secundus, 457—474.
Ycrba Belinus ad hQc non multam territas audet
Talia, nimirum innior atque rudis:
,Tu super his satis es, domine Ysengrime, locutus,
460 Quidque uelis, faerat tc reticente palam;
Sed nescimus adhuc, cui pr^paret alea lucrum,
Fortuna uarias distribuente uices,
Si fuerit fo^s fida tibi, potiere cupitis;
Dispositum nobis hoc super Ire iube.'
465 Ysengrimus ad hunc sermonem turbidus ore
£t uultu pariter talia dicta furit:
,Stulti, nonne satis, quicquid delibero, nostis?
Quid modo consiliis est opus? — ite tarnen!
£t Sit consilium, quod non audire recusem;
470 Currite dictatum, porro redite citi,
Terminus est hor^ cunctos urgentis ad escam,
Inque meis hora est faucibus acta diu.'
Stant trepidi fratres. loseph, quid suadeat, h^ret,
Poscebatnr enim, denique fatus ita est:
461 qnorsom letds alea tendat
466 refert
467 qnod agendtun cogito
457 audet] extat, idber talia 458 die Glosse ait E 459 Ta]
Non C 460 Quidque auf Basur A Quodque CBE uelit B —
fiat te, darüber hoc E nesciente E^ reticente auf Basur D*
462 uarias ABCDEt] uariat Mone. 463 sors Bi pociore : pociora *
464 hec C superire D 465 *f fehlt C hec ABB, hec : hunc £,
vgl. 457, III 269, V 839 höre B 468 Quod A Quomodo B -
conciliis CD 469 concilium CD 470 porro auf Basur A —
dictatim DE, D* im Glossar ,dictatim • stappans, voorvoets, sine mora'
471 est] hie B ore B 473 1" fehlt CE heret : eret E
461 t, vgl V 677. 466 C und mit uel 2>* 467 C
Henr. SepUm. IV 163 f., auf das Gebiet der Gastfreundschaft über-
trc^gen im Facetus: Hospitibus letum debes ostendere uultum, Vultus
enim letus dandi dupHcat tibi cultum. 464 Ähnliche Situationen
III 675 f, IV 97 f, VI 459 ff. 469 vgl I 675. 471 vgl
I448f
Liber Secundus, 475—494. 105
,Noü bene perpendi, fratres, quid congniat acta, 475
Sab graae discnmen concidit iste dies;
Caasa leais fit s^pc graois sab iadicc prauo,
ladicis hie causa est improbitate grauis.
Aoribas in aestris habeat mea soasio pondos,
lam uercor nostr^ tempos adesse necis; 480
£xpedit ergo bonis illiso polsibos hoste
Non impone mori ucl meruisse fagam.
Finis tetragoni mcdius lupas ipse sit agri,
£qaa]e ut spatium portio qu^qae trahat;
lamqae interposito partes Qqaante qaaternas 485
Mottts ab opposito cardine qaisqae ruet,
Sic tarnen, at stadiam (graais est emenda sab isto
ladice) pr^samat nallus adire prior.
Vaticinor, sospes non emendaaerit aasam,
Qai prior irruerit; qaisqae timeto sibi! 490
Dentatam est stadiam, mordebit meta, caaete,
Nos sibi, non nobis diaidere arua cupit.
Mensorem mora longa graaat, breuiemas oportet,
Sic igitar nobis assiliendas erit:
476 In •
478 h^c
479 iossio
,»1
476 iste ABCDK] Mone verlas ista in A 478 hec : hie (es »Uht
h') j4, hec CD Ei 479 nostris E suasio] sua sie -B 481 illusio B
482 impugne B 483 Funus E iste D 485 equente B 486 Motos
ab apposito E 487 ut] in E est fehlt B 488 adesse C
491 mordebat mota B 494 assüiandus : assiliendus Ä
476 uel in D* 479 C
479 ff. , Sollte mein Roth euch bedeutungsvoll erscheinen: nun,
ich fürchte, unsere Todesstunde ist da, und darum wollen wir unser
Leben so theuer wie möglich verkaufen oder gar, indem wir den
Feind für eifie Weüe kampfunfähig machen, uns die Flucht erringen."
^ finis medios ist wie stadixun utid meta der Durchschnütspunct
der Diagonalen. 485 f. vgl, 523 f. 493 ,wy moeten het kort
maeken' Borm,
106 Liber Secundus, 406—506.
495 Frontem ego, tu caudam, Bernarde; Beline, sinistrum
Incute, tu dextrum, Goluariane, latus;
Cornibus ex rigidis prima et bona fercula demus,
Si plus optarit, postea nosmet edat.
Utere ui, Bernarde, tua, tu fortis ut ursus
500 Irrue, si nescit diuidere arua, doce;
Qui minimus nostrum est, uno pertunderet ictu
Tres clipeos, tantis fortior unus erit?'
Yoces , nosmet edat', , prior emendauerit' istas
Hauserat arrecta callidus aure senex;
505 Gratatur fratresque uocat, uenere uocati,
Monachus astantes hac ratione fouet:
606, 1 Tone pias astantes sie heromita fönet
495 sinistram E 496 Hinter Incute interptmgieren CDEt
nach sinistram AB, aber A interpungieri sonst regdtnässig nach dem
xotvöv. Comariane C 497 Statt t ein o oder t in rigidis B —
bona nachgetragen A 498 postea auf Rasur A 499 bemade B
— ta bis irrue ist ein Satz, vgl. 536, irrue stände sonst zu kahl.
502 clipes : clipeos B erat B 503 *r fMt CE emendauerat B
504 Hauserit CD Tiber arrecta schreibt D* arrepta mit GJoss. depre-
arrepta
hensa (arrecta, igrepen uel deprehensa im Glossar) ore E
506, 1 C wnd D*
495 f. ,rechts' und ,links' ist von Josephs Stellung im Osten
aus aufzufassen, vgl. zu 567 ff. 500 bespricht Borm. richtig, »wr
mit irriger Beschränkung dieser ironischen Sprechweise auf Flandern:
,FlandH cum peccatum est ab cäiquo dliqua in re, eumque pwnitum
iri affirmare uolunt, id ipsum, in quo peccatum est, pro nomine poenae
usurpant, addito uerbo doceo. Addam exempla; si puer cdicuius flores
decerpserit: Ik zal u leeren myne bloemen afplukken, et tale est quo-
que Nostri ülud: diuidere ama doce, t. e. ulciscere agrum nostrum
diuidere uolentem\ 503 vgl. TV 847. Die Bede stellt die in drei
Stufen (a. 473—482, b. 483—492, c. 493—502) fortschreitende Er-
muthigung Josephs symmetrisch dar; an dem zwischen Anfang x*nd
Ende vorhandenen SHmmungsgegensatz darf man daher keinen Anstoss
nehmen.
Liber Secmidus, 507—528.
107
,Coiisaltiiiii satis est, fratres! facietis houeste,
Plarima dixistis, qa^ placnere michi;
Emendaturos et edendos nescio quosnam
Credite, non fallo, pr^meditabar idem. 510
Nil igitnr restat nisi fractam nectere pacem,
Paaca tarnen aobis ante iabere uelim:
Tres ant nnns eat de aobis gramina carptum,
Tres ieiint, unnm; tres, eat nnas, edam;
Scilicet hoc facto partibor pascua recte, 515
Pr^ter enim sibimet non studet alnus egens/
Primas ad h^c fratrom: ,melias pronidimas*, inqait,
,Lis fremeret medio forsitan orta cibo,
Quid si deciderent collisis cornibus astra?
largia qnapropter sant dirimenda prias, 520
Nene tibi illicit^ patiare cibaria mensQ,
Quod faeris frater, te meminisse decet.
Ta medios nobis distans abeuntibus ^que
Qaattaor ad prati climata limes eris,
Tanc bannnm statues, ne nostram quilibct ausit 525
ladice te metam transiioisse datam;
Et com nos, capidi partes extendere, bannom
Fregerimus, dabimor legitima esca tibi,
527 Nos antem
528 Ftangentes
508 Plurima auf Easur A 510 falso C ni falior DE
511 fractem B 513 carpum B 515 hec C 516 Freier enim]
Praeterquam B&rni., vgl IV 239, 460, 842, V 72, 313, 422. 517 1"
fehU ABC hoc C prouidebimus E 518 cibi E 519 Quod si
deciderint CDE coUicis B 524 estis B, erit C
527. 28 C
511» = V 437'' 518 , medio cibo =« media coena, inter cae-
nandum' Borm., vgl. Ober zu I 561. 519 Ber Zusammenstoss der
Homer könnte ein Erdbeben erzeugen, so stark wie beim Weltunter'
Qong, ufo die Sterne vom Himmd fallen, vgL Apocal. VI 12 /"., Myth,^
11 679, III 242, OeschichU der deutschen Sprache^ p, 322.
108 Über Secundas, 529—544.
Fercula tot, ne plura uolis habuisse, dabantar,
530 Si tibi sufficiet quinque uorasse quater.'
Ysengrimus ouans medii fit terminas agri,
Spectandique auidas dux senioris adest;
Froutibus oppositis fratres extrema tuentur,
Indc graui bannas conditione sonat,
535 Assiliunt fratres, loseph caput incidit amplmn,
Bcmardus fortis posteriora sabit,
Irrampunt alii costas. hea stnlta timendi
Improbitas quotiens utile perdit opus!
Si probitas animi uires Qquasset eorum,
540 lila lopo potuit summa fuisse dies,
Bebita sed maguQ seruantur fata SalaurQ,
Egregiamque manent tanta troph^a suem.
Machina Bomardi tanto mit acta tumoltu
Obuia, si loseph continuasset opem
534 Lunqae
530 sufficiat C uocasse : uorasse E 531 *r fehlt C Ätn
Schlu88 -US tmd -ri auf Rasur ZH 534 Inque E 535 incitat BE
538 prodit B-^ perdis vermuthet Borm, 539 uireres G 541 fSalaure B
542 Egregiemque B tropheta B 543 *r 2> tanta CD
534 C und D*
530 vgl 625. 532 vgl. I 939. 543 ff. Mane interpungiert
nur hinter tumultu und opem, dann wäre Io8q)h ein undeutUdter
Ausdruck für losephi machiua, und dem mit 543 fehlte die unenth^-
liche Ortshestimmxjmg obuia; Borm. beseitigt diesen Fehler durch In-
terpunction hinter Obuia, er belässt aber da^ Komma hinter opem, in
welcher Fassung das Prädicat obuium ruere dem B. überflüssigerweise
zweimal gegeben toürde. Vielmehr: im Gegensatz zu den fratres medii,
welche programmgemäss obuia oomua agunt 557 f. genügen die fratres
extremi nur zum Theü ihrer Aufgabe; B. freilich ruit obuius, I. aber
stösst nicht obuius; wäre letzteres geschehen, wäre von beiden Seiten
mit gleicher Kraft nach gleichem Ziele gestossen, so waren zwei Mög-
lichkeiten, entweder sie trafen sich in der Mitte oder sie fuhren an
einander vorbei, im ersteren Falle hätte B. Josephs Homer zerbrochen,
im letzteren den Schlund des Wolfes erreicht. Zum Ver$b<»u vgl. FünL
Liber Secnndns, 64ß— 56^. l09
Obnios, ant fratri media Bemardos in aluo 545
Comaa fregisset cornibus acta sais,
Aut certe cupidas ad faaces usque nolasset,
Per longum uentris raptas inane caui.
At citior cnnctis loseph licet afforet, iDSons
Emendare timens, prQcelerasse cauet, 550
Os aaidam metttens, obliquus dextra peregit
Timpora, nee cerebri portio pania flnit;
£t nisi cessissent pr^ uasto timpora palsu,
Plaga penetrasset timpus utramque simal,
Sed temere cautom est, loseph perfregerat aarem 555
Timporaque, et qoin^ dissilaere mol^.
At fratres medü pr^ter discrimina cordis
Obuia per uacuom cornua pectas agiint;
Si foret in planis echo, iam cardine ab omni
Comibas oblisis assonoisset ager. 560
Cornua subducant impulsas aasa secundos,
Bemardusque obiter posteriora petit,
560 üliflis
662 BenuurduB monachi
548 sni
551 taetor
555 perf oderat
545 aut] ut Barm. frater CBE 547 aut : ad ^ 548 uen-
tus B 550 Emeudasse E preoelerare D cauet] timet C und mit
uel D*, der obenein cupit beischreibt. 551 oblique D, obliquo E —
553 preuasto BD, D* glossiert ualde inani, im GJoss. schreibt er uastus,
a, um - inauis (lies immanis) tempora : tijnpora Ä 555 perfre-
auf Basur A, über per ist noch " sichtbar, am Bande ist radiert,
folglich ist eine Bandcorrectur in den Text eingetragen autem B
556 quinque E 557 Aut B 561 inpulsas E 562 obitum B
548 uel sui D* 551 tuetur C 555. 560 C 562 Bemardus
monachi C; D*' corr, obiter : obice, setzt dies obenein darüber j v/nd
die Lesart von C darunter.
550 vgl 489 f. 557 ,an der gefährlichen Herestelle vorüber*.
110
Liber Secandus, 568—568.
Impete sab cuius primo, dum fratre secundum
Ocior opposito Goluarianns agit^
565 Excussere lupam, ueluti fortissima mittit
Macbina quassoram mQnia finna petram;
Sed nisi saccassom Bernardus in alta rotasset,
Dum simul a dextris Coluarianns adit,
566 nelati, qaem bellica mittit
566, 1 Machina, qnassarus menia fizma lapis
563 forte C 564 Coruar. C {auch 568), Caluar. E 567 con-
cussum DE 568 Coluac. agit B
565 f. Ci (quam t).
567 ff. Die Figur nach 483 ff. 495 f. 523 f. 573 f. 581. 593 f.
603 f. Wäf^rend Joseph bei Ys. verbleibt, begeben sidi die drei Brüder
toieder auf ihren Ausgangspunct und stürzen von neuem auf den Wolf
los; Bern, und Coluar. komtnen zuerst von W. und N. her bei dem
Feldmesser an und bringen ihn durch vereinten Stoss zu Falle: er
smkt nach Süden u/nd hätte daher den unaufhaltsam anstürmefideH
Ben
Bei.
und im Augenblick des flugschnellen Falls heinah bei der meta ange-
Jcommenen Belin vollständig erdrückt, Bemard bemerkt die Gefahr
und schwing ihn hoch in die Jjufl, 8 Fuss weit vom Mittelpunct fällt
er auf die den SO. durchschneidende Diagonale zu Boden, durch Stesr
Seitwärtsschleuderung toird die Mittellinie frei, Belin stürzt unbehifi-
dert auf den zum dritten Mal ausholenden Cohiar. los und wirft ihn
über den Haufen (vgl. 603 f., III 243). Nun macht das Schleudern
unter den Brüdern — nur Joseph verzichtet — die BwndCy bis Ys.
wieder an der Fallstelle anla/ngt; damit ist dies Motiv erschöpft, und
Bernard knüpft durch Herbeirufung Beinards einen neuen Faden an.
über Secnndiu, 569— 5d0. 111
Pressisset miserom moles onerosa Belinuin,
Qu! aolitante lupo p^ne renersos erat, 570
Nee rapides corsos potoit cempescere, donec
Oppositam fratrem prQcipitauit agens.
Limes in obliqaum eedens orientis et austri
Decidit, nt spatimn transiit oeto pedom.
Ut subito nictum aidet immotomque iacere, 575
Bemardus tamido clamitat ore iocans: ^
,Traii8 medium sigaas, domine Ysengrime, nimisque
Trans medium signas, fit male limes ibij
Istorsum redeas! ego sum Bemardus, et audes
Iure sno fratres expoliare meos? 580
Sospite me Joseph sua detrahis atque Belino?
Non aliter quam sie diuidere arua soles?
Parte mea potiar, fratres fraudare refuto,
Est potior frater quam spatiosus ager.'
Tune loseph: ,Bernarde, sapis? quid inaniter horres? 585
Aptius hie limes, quam stetit ille, iaeet
0 quam stante iacens, quam stans est pluris eunte!
Sic iaceat certe, sie iacnisse uelimi
Lene feram mea dampna, uelit sua ferre Belinus,
Yisne, Beline, pati?' ,nolo', Belinus ait, 590
574 et bis aolat octo
577 signas nimis
583 recnso
570 uoluente C 571 potl^t cursus rapidos C 575 t fehlt C
577 minusque B 578 signis : signas E 579 Istorom B 585 *f
fehlt CE 586 Aptisus B 587 est] et C -nte in eunte auf
Rasur B* 590 patis oder pacis B uolo E
574 et CDE, ut AB = postquam bis u. o. C 577 C
583 refuto ABDEi\ recuso C
581 ,Nempe reiecto hngius termmo Bemardi pars maiar fuissett
etiam Cohuxriani, quam reliquorum' Borm. 584 Sprichwort, vgl,
M8D* XXVII 2 n. 72, Prora 113 ,Non sie latus ager quam dulcis
frater ametur'.
112 Liber Secandns, 691—610.
,Cur ego iactoram paterer? mea iura tnebor,
Qui ault, dampna ferat, non michi ferro übet.'
Pulsibns ergo hostem ualidis aggressas in usqae
Pr^cipitat partem, Colnariane, tnam.
695 ,Sic statuendus', ait, ,tibi, Colaariane, uidetor
Limes an est aliter? sie ego pono, uide,
Sic ego, non aliter, didici signare; resigna,
Signari melius sicubi posse potas.*
Coloarianus ad h^c: ,temere in mea pascaa uenit,
600 Per tibi quam frater debeo care fidem.
In mea iura nimis cecidit; nisi fugerit nitro,
Viuam, alias illi tatius esse foret/
Tunc bis quinque pedcs Bernardi in pascaa palsans
Non dubitat miserum pr^cipitare senem.
605 ,Dic', inquit, ,Bernarde, bene est bic limes?' at üle
,Nescio, Reinardum consnle, nouit enim;
Comiseca bic fieret fortasse, secare solebat
Cornua.' tunc clamat Colaarianas oaans:
,Huc accede, miser Reiuarde! quid eminus abstas?
610 Morsibus an nostris terrilicatus abes?
595 ,Siccine ponendos
596 qaidem
598 uides
608 clamabat
591 ergo iactufain pateret E 592 ferat ABDEi] feret C
594 Coruar. C {auch 595, 599, 608, 613), Caluar. E 596 aa est]
anne C 599 1" fehlt C ad hoc E timero B 600 Par J5
602 esset : esse E fores C 603 in fehlt B 604 dubitas B
605 1" 1) 607 sacai-e B 609 1" D cominns C 610 a C
595. 596. 598. 608 C
609* = / 483^ 610 f. ,Du brauchst dich weder vor unsem
Hörnern (morsibus ironisch = pulsibus) noch vor des Oheims Zähnen
zu fürchten ; Barm, erklärt morsibus ^passiue = ([uibus morst sumns
a lupo' und ändert desluilb Nee zu Ne.
Libar Secundos, 611—628. 113
Nec patrai dentes metnas, mansnesse uidentur;
Te siqaidem loseph poscit adesse, ueni!
Colaarianns et hoc, non gens externa precatur,
Accelera sodes, consüiator ades!
Circamfertor enim limes, tn siste nagantem, 615
Si melius nosti; nos dabitamns, abi.^
His nisi ridiculis Beinardns et ipse quid addat,
Finditar aat moritur, prosilit ergo celer,
Qui patmam tarn uelle oidens quam nolle perire
Sermonis talem fertur inisse modom: 620
,Sic bene, sie, fratres, operaminor, approbo factum,
lorgia nunc aobis non placoisse liqnet.
Quam bene mensorem uestri satiastis agelli!
Pro hoc epalo uobis gratia debet agi;
Fercnla niginti large promissa dedistis, 625
Promptior iddrco, qaando noletis, erit'
,Non alias grates hac pro dape poscimus', ainnt,
,Diaidat hie nobis iugera sicqae cabet'
621 üstiae naleto
624, 1 Prandiolo grates promeraistis in hoc
627 pro pietate rogamus
611 mansuesce BE 612 posset C 613 et hoc] adhuc T,
et hoc D, ad hec E hestema E 614 Accela B conciliator CD
616 melius auf Rasur A nosci B 617 1" feJUt BCDE -diculis
-« rid. ergänzt D 618 Funditur B 619 uidens] mori B 622 uobis
fehlt C, nobis E 624 eplulo B, opulo E uobis nachgetragen D*
625 uinginti Ä 626 quanto uoleris B 628 hec B uobis C
621 C 624, 1 C und mü uel sie 1>* 627 C
613 fJDich bitten J, und C, also zwei gute Freu/nde, nicht eine
fretnde Sippe', gens im engeren Sinne wie IV 354. 614 vgl. zu
I 793. 625 vgl 530. 640 vgl. III 243. 643 f. vgl. III 1104
«nd Frouerh. Salom. XII 15 ,Via stulti recta in oculis eius ; qui autem
^piens est, audit consilia.'
Voigt, Ysengrimos. 8
114 Libor Secundus, 629 — 646.
Jnsanitis', ait, ,michi terminus iste uldetur
630 lurgia non dirimens, immo dirempta Doaans,
Impingendus erat, uos expegisüs et iUum,
Signaret mediam cum bene limes hamnin;
Nunc ubi sistatar, toto perquiritis arao,
PrQteritQ Utes exoriontur item.
635 At minas in uosmet qnam me peccastis in ipsam:
Adduxi patraum dinidere ama meom,
Scissaras sarcire miser sperabat hiantes
Exuuiis uestris, spes caret illa fide;
Nam maiora patent et plara foramina primis,
640 Pr^cipitem toto deindo rotatis agro.
Indubie dici uos mstic$i torba potestis,
Lusibus aptatam creditis esse pilam;
Consiliam sapiens et qn^rit et audit et implet,
Indocilem tnrbam nil docnisse iunat,
645 Scire, qaid inscitam, qui dlscit scita, monetär,
Qui caret ingenio, non erit arte uigens.
629 ,Dicite, qaod aaltis
683 ponatur, toto di8Ciiniti&
630 dimiiens B direpta nouatis B 631 Impingoendus —
impegistis C 633 p quiritis B, und so ioird ursprünglich auch
in A geschrieben sein, wo perqui- auf Basur steht, Ist auch die
Möglichkeit y dass discur- (vgl, C) getilgt ist, graphisch nicht durcliaus
ahzusireüen, so verräth doch discurritis sachlich und stilistisch den
Überarbeiter, jenes, weil sie nicht laufend, sondern stehend den TfaÜl
umherschleudern, dieses, weil eine solche kühne Brachylogie (ergäme
qu^rentes) jeder Analogie beim Dichter entbehrt wnd am aUerwenigstm
in diese völlig prosaisch gehaltene Strecke passt perqoiiitur E
635 magis DE et ipsiun DE 637 sarcine E 638 Eznuis B
640 rogatis B 642 Ludibus E 643 Conciüum CD 645 qui C]
quid AB DE descit (in A über ci Rasur, anscheinend einer n-Note]
ACDf desit BE\ qui discit besserte Bormans, inscitum und soita efit-
weder Adjectiva (,wer dasjenige lernt, was klug und vernünftig trf,
idrd dadurch daran gemahnt zu wissen und zu beobachten, was un-
629 C (aber quid), aus 365, 633 C
Ldber Secandas, 647—666. • 115
Vinit adhuc spisso tütas sub cortice limes,
£t nimlam uestri nendicat ille soll,
Ibit adhuc, quo non pr^formidatnr itorus,
Atqne aliqnid pads, qnod doleatis, aget; 650
ToUatnr cortex, at inatilis areat arbor,
Cortice detracto fit minor atqne iacet
Ite, genns fatnnm, capita inclinate iacenti.
Et dnlci patmo pocnla ferte meol
Qnisqne pare» nnmemm: qnot pocnla maximus illi 655
Intnlerit, minimns tot pietatis agat!
647 BCiseo Becnros
649 formidabatur
rerständig ist') oder wegen qncrit 643 li^>er Participia [vgl I 705)
,wer 9ich des uberUeferten Wissensschatzes bemächtigt, wird darauf
hingewiesen zu wissen und zu erforschen , was noch nicht gewusst ist,
empfängt in dem Masse, wie er sich in die empfangene Lehre hinein-
lebt, Anregungen und Winke zur Ergründung dessen, was sich bisher
der Erkenntniss entzog' mouetur : monetär, dahinter ein Frage-
zeichen A 650 dolearis B 652 manet BEi 653 In te (te auf
Rasur) E capite : oapiti C inclinante E 654 fere C ferre E
655 panem B 656 habet C
647 spisso ABDE] scisso C, wohlgemeinte, aber nicht noth-
vendige Änderung; betont wird des Wolfes undurchdringliche, trotz
klaffender Wunden geheimnissvoll zusammenhängende Hornhaut
(II 53 f.) secnrns C 649 C
651 spridiwörtlich nach Matth, XXI 19 (daraus Prora 632 f.),
vgl Othloni prou. (Fez III 2 p. 515) Omnis arbor, quae non facit
fmctnm bonum, exddetar et in ignem mittetur. 653 ff. Nachdem
der Gast mit zwanzig Gerichten (530, 625) gesättigt ist, wird er der
Säte gemäss mit Verbeugung (Erec 4015) 653 und Minnetrank 654 ff.
(vgl Mffth.^ I p.48 ff., Seiler, CuUwrhistarisches aus Ruodiieb p, 7 f.)
entlassen, 25 Pokale werden ihm credenzt; denselben Gang nimmt die
WaUfahrtsfabel (IV 1 ff.), das V 756 angeschlagene Motiv des Ab-
ndiiedskusses fehlt hier wegen 123, Die Beziehung auf S. Johannes
oder 8. Gertrud ist getilgt, Minne wird wicht mehr als memoria, son-
dern als Caritas, amor, pietas aufgefasst, und die Wendung pocola
pietatis inferre 655 f. entspricht genau dem potom caritatis propinarc
hei Lacomblet 487.
8*
116 • Liber Secundua, 867—678.
Non aliter nobis placor/ sie falur et ipse
Dilectum patrnam decoriare parat,
Morsu sQuit atrox, ingentia frusta trahnntur,
660 Morderet siquidem lenias ipse Satan;
Assilinnt prompti fratres polsantqae oicissim,
Inter pulsandnm uerba benigna aolant.
Ter feriens loseph proclamat: ,pocala grates
Redde propinanti prima, propino tibi,
665 Accipe, cor miserum refoue!' quater ^Actus in illnm
Proxima Bemardus pocula largus agit,
,Quod licet', inquit, ,ago, non at desidero possam,
Sant dentes ran, cornua densa michi;
Qaod minus est in dente boni, bona cornua supplent.'
670 Bis uicibus temis CJoluarianus adit,
,Plus tibi, frater', ait, ,cupio pr^bere uetorque,
Reinardns uetuit pocula plura dari;
Si breuis offensam c^nantis cQna meretur,
Addere plus cupiens non luat, immo uetans.'
675 Bis senis adiens bac fatur uoce Belinus:
, Offer aue, sodes, ecce !ßelinus adest!
Ultimus bic crater, sed non uilissimus idem,
Iste calix offert uina Boema tibi!
658 Delictum B 659 ingenta B frustra BGBE 661 fra^s
prompti B'D'E pulsaruntque D 664 prima g^wrt sotcokl zu pro-
pinanti wie zu propino, daher die Interp., vgl, zu 496. 667 non]
si C, aber 674 steht nicht si {ioie Mone sagt), sondern non, die Zeichen
für beide Worte sind sehr ähnlich, 670 Hiis B trinis DE
671 uerorque B 672 metuit E pocula prima B dari ABCDE]
dare Mone. 676 yBiet mir deinen Oruss\ wie 663 f. ,8age mir
Dank', damit fällt die anfänglich einleuchtende Änderung Offero
sc. pocula sedens B 677 hac B 678 Die C, vgl. iste 681,
hie 677 beena E
660 vgl I 344. 662 = IV 620. 677 auf sprichwörtlicher
Grundlage, vgl. last not least 678 ,Kaum Anspielung darauf, dass
der böhmische Herzog seit 1127 das Schenkenamt des Reiches versah'
(BF, Rinl. p. P7), sondern nach I 48 zu erklären.
Über Secundus, 679-688. 117
Qais tibi potus in hoc ueniat cratere, ligurri,
Ditins hoc alios nil haboisse reor, 680
Ultimos iste calix, hone, si potes, ebibe totum!'
Tone aulpes: ,cancti', clamat, ,adite simul!'
Fortiter inde omnes adeant, quo more ferontur
In cacabo doram frangere pila fabam,
Monachus ille uolens crcdi quandoqae foisse 685
Omne pie suffert dedecos atqae silet;
In sua defesso redituri robore demum
Atria, seminecem deseraere lapum.
679. in hec B cradere {oder tradere) liguni (oder ligum) .B —
Mone verbindet in hoc cratere ligurri == in diesem lombardischen Becher,
dagegen schon J. Grimm in Wendeler , Briefwechsel p. 370, BF, Einl.
p. 2f7. 680 Dicimus C nil ABE\ non CD 681 in D urspr. tot»,
das m ist aber zugleich mit einer Interlinearglosse ausradiert, —
682 acuncti B adire B 683 Fortes : Forti C 684 frangeret B
687 reddituri B 688 seminencem (oder -tem) B lupus C, iupum
auf Basur D*
685 f. vgl. III 217 f.
Liber Tertius.
Ut miseros fortuna premit, mansaescere nescit,
Multatos multis plaribus illa ferit,
Nee super addendi metam mox proaehit ullum,
Nee quemquam subita proterit illa manu,
5 Iiiipia namque pie, mala leniter et male lenis
Posse perire uetat, uelle perire facit;
Materiam seruans ir^ non prorsns inhorret,
Impatiens pacis conualuisse uetat,
' Et minus in quosqnam est probitaüs nacta inuandos,
10 Quam super angendos improbitatis habet.
Scilicet ^ternum iQdit fidissima quosdam.
Cum penitus nulli fauerit absque dolo,
1 mitesoero
Mit hunter Majuskel beginnen ABBE, in C ist dieselbe vom
Rubricator nicht ausgeführt; SpaUum in CDE, nidht in AB gelassen;
die Buchbezeichnung fehlt in BC, wird angegdten von A (liber m^),
D und C^ (Incipit aecundus liber, octauum exemplum) und E (Incipit
secundus liber). 1 Ut ADEi'\ At J5, t C; construiere Fortuna ut
impia et crudelis est (1 f,), ita est pia et lenis {3 f), ita an der Spitze
des comparativen Nachsatzes fehÜ öfter, vgl II 394, III 828, 8U, 909
— mansuescero ABDEt] mitescere G 2 -Ictatos mulctis auf
Rasur D*, da>zu am Rande von D* der Memorialvers Gente quod a
multa delinquitur, est sine mulcta. 3 superaddendi AGB illum i>
4 Nee] In E subito D, vgl. IV 738 poterit B manum : manu A
5 mala lenis DE 6 perire vor uetat fehlt G uetanst G 9 qnos-
nam GD iuuandos alle, Mone verschrieb iuuando. 12 peitus C —
nullo : nulli E
l vgl Heroid. III 43,
Über Tortias, 13—32. 119
Nam maiora solent miseris aduersa nocere,
Prospera qnam felix nllns habere potest,
Vidi ego felices, quos saltem infamia l^sit, 15
Porro qnibas miseris defuit omnis honor;
Sospite felices aita plerosque repellit,
Sed raros hmniles erigit ante necem,
Cam multis bona panca malis alciscitar inde,
Conciljat pands fainc mala multa bonis. 20
Ysengrime miser, numquam b^c tibi Candida gratis,
Pensauit colaphis oscala bina decem,
^unc pellem scidit illa tuam, nunc prorsos ademit,
Non taqien, ut penitus destruerere, talit,
Donec continaos misere miserata labores 25
Viribus est totis in capjit acta tuum;
Ergo quid euentns prodest aut querere l^tos
Ant uitasse graues? nemo futura fugat,
Nam miser in campo, miser Ysengrirous in aula,
Hostibus in mediis usque et ubique fuit. 30
Contigit aireptum forti langore leonem
Nee refici somno nee potuisse cibo;
21, 1 At, misor Ysengrine, tibi non Candida gratis,
14 nullus E 16 Porro qnidem B 18 humiles] miseros B
19 Cum BCDi] Tum A^ Tunc E\ tum entspricht weder dem Zusam-
menhang noch dem Sprachschatz des Dichters, der es niemals verwendet,
statt dessen tidmekr tunc sowohl gleichzeitig wie nachzeitig gebraucht,
hier wie VII 341 ist tum ein eigenartiger Schreibfehler von Ä —
Mone interpungiert sinnlos vor inde und hinc, A nur vor letzterem,
C nur vor ulciscitur, DE gar nicJit, B richtig am Schluss beider Verse.
20 Consiliat E 24 destruere E Zwischen 30 und 31 lässt C eine
Zeile Spatium, am Rande von 31 sagt D*: Hie dicit quomodo Ysen-
Krinufi se fecit phisicum leonis. 31 *r fehlt BGE 32 ptuisse I>
21,1 C
Der Gedanke von 11 — 20 ist: es gibt nur entweder massiges
Glück (12, 14, 15, 17, 19) oder fast ununterbrochenes Unglück (11, 13,
16, 18, 20), folglich ist 16 quibus miseris =* miseros quibus, nicht =s
, felices, quibus iam non felicibus' {Borm.)
120
Liber Tortius, 33—38.
Nomen ei Rufanus erat, matrisque SueuQ
Et patris Ungarici filius ipse fuit.
35 Alea iudicium uit^ mortisque trahebat,
Spe timor ut fieret spesque timore minor;
Materiam morbi sors tempestatis alebat,
Solarem Cancro tabificante rotam.
33 Nonne E erat felUt G 35 mortis uiteque B 36 Sepe B
37 folgt in A auf 38, doch ist die Ordnung durch Randschrift mn
b a berichtigt. 38 tibificante B o in canc auf Rasur D*
33 f. vgl 382, 36 Derselbe Gedankt deutlicher V 315 und
ÄWerti Stad. Troilus IV 457 f. ,Inter utrumque tenet, spem scilicet
atque timorem: Speque timor dubia, spesque timore cadit (=^ Heroid.
IX 42), 37 Über die Krankheit des Löwen haben wir dreierlei
Zeugnisse, 1. vom Dichter selbst, 31 f., 35 — 44, 55 ff,, 99—102, 412,
1179—1182. 2. vom Wolf, 116—122, 142—140 (zu dessen medicinischen
Kenntnissen vgl. die entgegengesetzten UrtheiU des Bocks 259 und 404),
3. vom Fuchs, 415 — 422, 447 — 463, 571. Alle Angaben stimmen
darin überein, dass es ein Fieber ist, und zwar seinem Typus nach
nicht intermittens {kaltes, Wechselfieber), da zwisclien den Paroxysmen
eine völlig fieberfreie Zeit {die Apyrexie) feJUt, sondern continua, und
weiter nicht continua cantinens {vgl. zu II 44), sondern contintta
remittens, da die wenngleich kurzen Reden des Löwen immerhin ein
Nachlassen des Übels voraussetzen, {Man sieht hieraus, dass der
Dichter den Löwen nicht als Greis auffasst, da hitzige Fieber gerade
vollsaftigen Personen eigen sind, vgl, au>ch VI ^2). Die hitzigen
Fieber theilten aber die Ärzte des MA {Avicennn I 3 [Medici antiqm
de febribus ed. Fernel, fol, 67^] , Reil, Allgem, Fieberlehre I § 105),
je naehdem die axfirj (= status 120) und die damit verbundene Krisis
am 3. oder 4,, 7., 14., 21. Tage eintrat, in 4 Classen, febres acutis-
simae (primus gradus 118), pera^nUae, acutae und sid)acutae. Wenn
nun der Wolf {116 ff,) das Ijciden der ersten Classe zuweist und am
dritten Tage eine einmalige tmd vollkommene Krisis und infolge dessen
eine langandauernde Gesundheit vorhersagt, so kann diese Diagnose,
lüie die Übereinstimmung von 31 und 119 in dem Begriff fortis langer
und das Fehlen einer Gegendiagnose des Fuchses zu bezeugen scheint,
wohl die richtige sein, vorausgesetzt dass heute der dritte Tag seit
der Erkrankung ist (erit Futurum der Wahrscheinlichkeit, vgl, Einl,),
eine Annahme, mit der die sonstigen Nachrichten bis auf die fingierte
und märchenhafte Salernoreise , deren Antritt überdies schon vor der
Liber Tertius, :^9— 56. 121
losserat idcirco rex Stratum uallc sab alta,
Quaque dabat densom gratior ombra nemas, 40
Scilicet at morbi geminatas et ^thens ardor
Temperiem caperet coininoditate loci;
Porro animique ferox rex indocilisque ferendi
Ipse suQ stimolus debilitatis erat.
Begius hinc pr^co non omnia, regls ad arcem 45
Primatnm regni nomina pauca aocat,
Qttisqae sui generis princeps accitur ad atüam:
Berfridus capris, Grimmo tribonas apris,
Rearidus ceniis et Bruno pr^ditus ursis,
Carcophas asinis dux sobolesque ducis, 50
Veruecum loseph tuque, Ysengrime, luporum,
Reinardus rector stirpis honorque suq,
Bertiliana super capreas et Gutero uelox,
Dux leporum; hos proceres regia carta iubet,
Ut saltem, si nulla malum medicina leuaret, 55
Officium pietas exequiale daret,
56 Obsequium
43 res B 44 su§ fefdt B 45 1" fMt BBE 47 Quique B
48 Berfidus B Grimo C stets (137, 223, 481) 49 Reandus oder
Reaudus B bmmo oder bninio B, ebenso 137. 50 A itUerpufigiert
nach asinis, C nach dux, beide nicht nach ducis; vgl. VI 369 — 376 —
soboles quia B 51 teque C Ysengrinusque luporum E 52 retor B
stirps B, -rpis auf Basur D* 54 leprorum B quarta B uocat DE
56 C
Einladung an Hof gedacht ist, nicht im Widerspruche stehn; denn
heute y schon 412, 458 beginnt ja die entscheidende ax^r^, die heil-
bringende Peripetie, auf die in schneller naQaxfjiij {declinatio) 1179 ff.
die volle Genesung folgt, und dass die Hoftagsfabel nur auf einen
Tag berechnet isty beweist 705. Ganz verfehlt hingegen sind Diät
wüd Kur, jene, weil Y, dem dei' leichtesten Pfla^izenkost bedürftigen (571)
Patienten überreichliche Fleischnahrung verordnet, diese, insofern er
aller Heilkräuter ermangelt und den Kochungsprocess des Krankheits-
ftoffes durch schtoeissbefördemde Mittel zu unterstützen versäumt {583).
43 tgh 1 325. 46^ = 480^ 48»» = 137''
122 Liber Tertius, 57—60.
Rex quoqne disposito pr^cidere inrgia regno
Cogitat uxori pignoribasquc dari.
BiOgia tormatim petitnr domus, hostis ab hoste
60 Secnras, ueniens et reditorus, erat;
58 suis
57 *r (7 prescidere : precidere A^ prescidere B iurgia] regia E
58 dari auf Masur A, dazu A^ suis alius liber, vgl. Eml,, dari BDE,
suis Cj uel suis D^. Der König tciÜ für den Fall seines Todes sein
Reich bestellen, im Verein mit seinen Baronen ,per totum regnum
ius agere atque loqui^ (1021 f., die Anncüime, dass darin ein ckütes
Motiv liege, wird durch den planmässigen Bau zumal der Hoftags-
fdbel ausgeschlossen), um seinen Nachkommen allen mrgerlichen Hader
zu ersparen, um den zunächst nur äusserlich wnd für die Zeit der
Hin- und Rückreise gebotenen Landfrieden auf lange Zeit innerlich
zu festigen und auf die unverrückbaren Grundlagen des suum cutgue
und der gegenseitigen Aussöhnung der streitenden Parteien zu steHertj
zweitens beabsichtigt er, dtiss dieses so gefriedete Reich seiner GcUtin
und seinen Kindern, jener natürlich nur vormundschaftUeh (ver-
gleiche VI 273 ff,), durch feierliche Zustimmung der Grossen übergeben
werde. Der Infinitiv des Zwecks — denn die Rücksicht auf dari ver-
bietet precidere direct von cogitat abhängig zu machen — steht wenn
auch vorzugsweise nach den Verbis der Bewegung (vgl. Einieitung)^
so doch au^h nach natus sum VI 241; den Ablat absoL statt des
Partie, coniunct., hier also sttxtt des Acc, liebt der Dichter, vgl. Eint.;
der Acc. c. Infin. steht nach cogito wie nach delibero 999, vgl. Einl.
Wenn nun der VaricUor diese nicht eben liöhtvolle Construction durdh
Ausscheidung von dari formell aufklärte, so verwirrte er sachlich den
klaren Einblick in den doppelten Zweck des Originals, die Neubegrün-
düng einer allgemeinen Rechtsordnung und die wegen der Minder-
jährigkeit der Prinzen gerade recht nöthige Regelung der Erbfolge.
Ein ursprüngliches sms hätte die Feder des Umarbeiters ebenso in
Ruhe gelassen, wie das echte dari sie in Bewegung zu setzen geeignet
war, vgl. VII 556. 59 «f fefiH BE 60 redditurus B
58 8. oben.
59 tormatim, vgl. 104, ausser den geladenen Baronen, die wohl
meist von ihren clientes (870) begleitet sind, strömt das theilfi^mende
Volk schaarenweise herbei.
Liber Tertins , 61 — 74. 1 23
Regius edicto mandanerat horror abiqae
Pacem sab capitum condicione datam.
Nee nisi Remardmn ualpem fidacia qaernquam
Impaaidmn inssQ fecerat esse iüq;
Ille secos meditans frigns polsora niaosnm 65
Mnnia, quid comedat, pronidet ante famem.
Talia tone secum: ,tibi te sapere', inquit, , oportet,
Quem tangat sibimet cnra negantLs opem?
Curia mandaoit locapletes atqne disertos,
Qai ratione ualent obseqnioque iauant; 70
Yiaere qaos nescit, decerneret aala uocandos?
Non curant proceres, absit an assit inopB,
Deaipiat sapiat, nioat moriator egenns,
Nescit; si scierit, tradit id aola notho;
71 decreuerit
74 tradidit
62 perditione E; vgl. V 579. 63 quamqxiam JB, quem- auf
Basur D* 67 "( C nunc D tibi se te B 68 Quam B
71 quos auf Basur D* noscit B decerneret BDEf, -emeret auf
Rasur A, decreuerit C. In solchen negatwen Fragen lieht der Dichter
den dmiunct. Imperf, vgl I 641, 660, 883, IV 380, V 245, VI 76,
311, VII 61; wo er den Coni. Per f. dafür setzt, hat dieser (I 695,
IV 354, V 234, 651) die Bedeutung der Gegenwart, nicht den vom
Variator anscheinend zum Ausdruck gebrachten Sinn der Vergangen-
heit, vgl. 74. 74 sciret E netho B tradit id emend. Bormans]
traditur ABBE, tradidit C. traditur, am, sich haltbar, vgl. 193, wider-
spricht dem Zusammenhang; entweder (a) kennt der Hof den Armen
65 vgl. VII 378—380i Unter munia versteht der Ahhreviator
{29 f.) HolzvorraÜi, aber dem Dichter ist es ausnahmslos » Burg.
secus konnte Präposition , nahebei' {1737, II 165, nie im addierenden
Sinn von praeter, wie Bormans annimmt) sein, aber dann fehlte zu
meditans das Object: medüatwr mwnia, ut frigus pellat, prouidet cibos,
wt famem peÜat; folglich ist es Adv., ^^ aUter, potius, immo, und
der Abbreviator verdeutlicht es richtig durd^ melius. 67 f. Bormans
verweist auf Ennius bei Cic. Off. III 15 ,Qui sibi ipse sapiens pro-
desse neqtdt, nequidquam sapit'.
1 24 Liber Tertius , 75-84.
75 Ergo aut ailis inops aut est incognitus anl^,
Se dignam seruo paupere gaza putat.
Pauperis obsequio est merces seruisse licere,
£t post obseqaium uilis üt ante manet;
QuQritar officio si gratia, cogitet auctor,
80 Quid, quando, quantum, qui, quibus, ad quid, ubi;
Utile iussus opus promptu, gratumque morando
Iniussus faciat, qui placuisse cupit;
Ut ueniam, iubeat rex nomine, pareo iussus,
Ingratis probitas officiosa perit.
79 actor
80, 1 QuAndo, qnibns, qnantam, quomodo, cur, quid, abi
gar nicht (71, 73, mit nescit 74, 75^') oder (b) er kennt ihn und ver-
achtet ihn (72, 74^ 75*); ferner liunn zu traditur notho phraseologisch
nie aula, sondern nur uerbum, uox, nunciiis u. dergl. Su^ect sein, vgl.
Lucr. IV 929, Hör. cami. I 26, 1 ff.. Quid, Amor. 16, 42, VaJer.
Flacc. V 21, Ysefigr. III 830, IV 439. Besser ist tradidit, weü
Activum, unpassend hingegen als Perfectum, du ti'adidit <= contempsüj
oblita est, nescit den Satz aus b in die a- Reihe verrücken würde. —
78 aut : ut ^ 81 Am Bande von A schreibt der alte Bevisor to,
aJso prompte.
79 C, uel actor melius D' 80, 1 C
76 Joa. Sarisb. Policraticus 1 13 ,Pauperum uita diuitibus res
uidotur oxigua, qui humanuni genus, ut paucis soruiat, asserunt insti-
tutum*. 80 Von den mir bekannten Kategorienhäufu/ngen der mlat.
Dichtung stimmt mit der hier gebotetien völlig überein Bofiutcinus de
Bipa Vita.scolastica I cap. 12 ,Quid des, cui largus, qui, quantum,
cur, ubi, quando, Discrete uideas, ut sapienter agas'; in beiden fehU
von der Chrieenformel quis umd quibus auxiliis, ist anderseits hifizu-
gesetzt cui und quantum; etwas weiter ab liegen Hugo v. Amiens De
pentateuco 845: A quo, cur, quando, quae, qualiter aut ubi fando und
Salutaris pacta : Quis, quid, ubi, quando, cui, quantum, quomodo, quare.
83 steht nach J. Grimm BF. Eint. 72 im Widerspruch mit 52, und
auf diesen ,Widerspruch' gründet er zum guten TheU seine Behaup-
tung, dass unser grossartiges Origincdwerk eitve Erweiterung des klei-
nen Ysengr. abbreuiatus sei. Sehen ioir näher zu. Die Bede des
Fuchses zerfällt in 3 Haupttheile zu je 4 Distichen, 69—76, 77 — 84,
Libor Tortiofi ,85—88. 1 25
Ursus, aper, lupus (hos proceres, quos gaza timendos 85
Efficit et tnmidos, curia mandat) eant,
Accipiens reddat, timeat, qtdcumque timetur;
Nulltts amat misenun, uemo timere solet,
86 timidos £ mendat B 87 ^ 0 quicunque auf Rasur D*
88 Vor nemo ist q ausgestrichen i
85 — 92, ron denen der mittlere seine Politik völlig blosslegt. Will
jemand den Machthäbem gefallen, so soll er, wenn er zu einem nütz-
liehen Werke von ihnen aufgefordert toird, dieses sofort (promptu) aus-
führen; andernfalls aber das Geschäft, das ihnen gratom sein würde,
nur zögernd in die Hand nehmen, um, je mehr er zaudert, einen
desto höheren Frocentsatz^ des Dankes herauszupressen. Nun fühit
sich B, trotz der regia carta noch als iniussus. Denn \, ist er nicht
vom König selbst, sondern durch den regius prtjco seitens des Hofes
(ciiria 69, 86, aula 71, 74 f., proceres 72, vgl. Guntheri Ligurinus II
43 — 4S)j d, h. der den König umgebenden Bäthe geladen y vgl. über-
haupt die V 131 beginnende Fabel, wie der Fuchs dem Hahn die
Friedensurkunde überbringt. 2. auch von der curia nur in der Vor-
aussetzung und in dem Falle, dass er reich sei; nur Scheins- und
Anstandshalber sei er mitgenannt; um der Form zu genügen^ habe
der Hof alle einigertnassen wichtige Vasallen auf die Liste gesetzt,
auch diejenigen j auf deren Erscheinen er nicht den geringsten Werth
lege. Wer jedoch zwischen den Zeilen zu lesen versteht, der weiss,
wie das gemeint ist : ernstlich zu nehmen ist dieser Erlass der BeicJis-
kanzlei nur für die mächtigen Grossen, wie Bär^ Eber, Weif, die
übrigen dienen bloss zur Ausfüllung der Dekade. Daher wiU i2., zu
stolz, um als Statist, als blosse Nummer zu gelten, zu klug, um seine
guten Dienste wegzuwerfen, einen speziellen CabifietsbefeTU des Königs
selbst (83, 289, 293) abwarten und erzwingen, wie ja thatsäcklich an
besonders hochgeschätzte Beichsfürsten ausser und neben der Urkunde
der Beichskanzlei noch besondere königliche Handschreiben oder Bot'
Schäften gesandt wurden. Und so geschiehts nachher: Baron Gutero
geht auf Befehl des ersten Beichsfürsten, der sich mit dem König
dahin verständigt hat, zu B. — Treff etid sagt W. Brachmann:
^Eher könnte es auffallen, dass vjir ganz ähnliche Gedanken im
Ysengr. abbr. 165 — 170 wiederfinden, die da um so weniger am Platze
sind, als nach Vers 14 ja nicht die barones, sondern alle Thiere an
Hof befohlen und wirklieh dorthin gekommen sind. Wie kann also B.
sagen, er habe sich gescheut, unter die Vornehmen zu treten 'i^'
126 Liber Tertius , 89 — 110.
Quid snb rege michi nisi^ niuere? pauper et (illad
90 Pauperis at ius est) omnibus Qqnas ero,
Nee coiquam faneo nee quem miehi credo fauere,
Nee quernquam metuo nee metuendus ego.'
Ysengrimus onat Reinardum Hindere regi,
Dum reliqni proceres m^nia inssa petunt,
95 Seqne tulisse putans non tot tormenta, qnot esse
Ultnmm, reduei nix cnte tectus abit,
Pr^eeleransqne alios snbit atria regis et intrans
. Solus clamat ane, eetera tnrba pauet;
Murmur erat nnllnm, uix fortem rege gemente
100 Rngitum suffert terrificata phalanx,
nie amens queritur super Qgro, cumque tacendum
Innuerint omnes, clamitat ille magis.
Ordine disenmbont, inssiqne utrimque supeme
Primates, infra e^tns utrimque minor;
105 Yendicat iniussns rudis Ysengrimus et urso
Pr^formidatum regis ad ora thronum,
Rege uetante tamen non est compulsus abire.
Rex inqtdt: ,dubito, spesne sit ulla mei'.
Econtra archiater: ,rex, assum, (iussus, at nitro
110 Venissem) ut nideam, quis tibi morbus agat;
93, 1 Comperit et gaadet lapos Ysengrinus abesse
94, 1 Yalpein nisenti regia tecta choro
109 Ysengrinus ei:
89 michi snb rege nisi C 90 equos B 91 Ne cui quem B
93 *r feUt B 95 Neque B 97 - que fehlt G 99 frontem B 103 suc-
cumbunt E iussi C ütramque {auch 104) B 109 *f fehlt BDE
93, 1 f . C und mit uel aUteF D*, am unteren BlaUrande hatte
schon D' diese jetzt bis auf unverkennbare Spuren gelöschte Variation
eingetragen. 109 CDE
97 alios sc. proceres, die nach 94 vor dem erst später auf die
Ku/nde von Reinhards Trotz aufbrechenden Wolf einen Vorsprung
hatten. 98 solus auch auf intrans bezüglich, vgl. 870; über torbA
. zu 59. 110 agat ^ wirksam ist, sein Wesen treibt\
Liber Tertius, 111 — 128. 127
Discatere edidici morbos interprete uena,
(Hqc saltem clanstro dona docente tnli)
Moz uideo, quisnam statos exnndauerit ^o,
Et qnis debnerit creticus esse dies.
Exere tangendam!' rex exerit, ilico nenam 115
Tangit et exclamat: ,rex, michi aena placet!
Si, tibi quQ snperet complexio, qu^ris, ego edam:
Contnor in primo te calidom esse gradn,
Talibns esse solet iangor fortisqne breuisque,
Fit Status binc Simplex et dintnrna salos; 120
Te qnoqae non alio nexat discrimine langer,
Tertia lux buins cretica febris erit'
,Eger ad h^c: ,minime rebar, quod phisicas esses,
Sed uelnt hac factns iunior arte uenis,
Quod nisi tu pr^sens nerbis habitaqne probasses, 125
Non faceret plenam noncia fama fidem;
Nam lanngineQ iaaenescere pellis amictn
Cemeris; hac qaoqne me, si potes, arte inaa.'
118 in qoartO te caloisse
128, a. b Hostibns hinc intenta Inpus sibi retia tendit,
Et fodiens aliis incidit ipse lacom.
111 usena Ä 113 auf Rasur ausser Mox tmd egro A —
quisnam fehlt C ergo : egro E, -ro auf Basur D^, auch über g ist
radiert, 115 die erste Silbe von ilico auf Rcutur Ä 117 com-
plectio P, com- auf Rasur von ZH 118 primo auf Rasur A
120 hie CDE 122 Tercia auf Rasur A 123 ad hoc E rebar
minima C rebra B 124 uenis] uerus B 125 "habituque''
uerbis B 127 lanugenee E 128 qnoque fehlt C
118 C, uel quarto D* 128, a. b tn CE in der Reihe, in D von
3 nachgetragen; vgl. C. Schulze, Bibl, Sjprichto. nr, 95, Quid, Ars 1646,
113 qnisnam i, e, qudlis, utrum simplex et perfecta necne; statos
(rgl. eu 37) ist der HÖhepunct des in 6 Stadien {principium, augmen-
tum, Status, declinatio, finis) verlaufenden Fiebers, , statos est hora,
in qoa nehemens est pogna inter naturam et materiam, et apparet
uictoria onios ambarom soper aiiam * {Auic, I 3), die Coni. Perf, stehn
für die des Praesens, roh Einleihmg. 118 qoarto in umgekehrter
Zählutig sachlich ^ primo, vgl, zu 37,
128 Libor Tortius, 129 — 144.
Phisicus econtra: ,iabeas te sospite &cto
130 Experiar, quam sit phisica nota michi;
Quid facias, dicam, tarnen hanc, quam cemor habere,
Reinardus speciem, non medicina dedit,
Hqc atque his adaersa tuli grauiora per illam,
Gerne cicatrices, sie renouatus ego.
135 At me clade mea tua plus ininria l^dit:
lusserat hac omnes pr^co uenire tuos,
Ursus Bruno potens et Grimme tribanus aproram
(Nil ego sum) iassu contremuere tuo,
Hi proceres aliique omnes terrentar, et ille
140 Imperii spreta mole snperbus abest.
Non impune smes hanc ausum tanta faisse;
Ut modo respires, det deus atque dabit!
Tu neruece hodie, cras hirco uescere, mandat
Talibus hos Qgris phisica nostra cibos;
134 Ecce
129 *r fehlt BE 131 facies C, faoiam E 132 spem B
133 atque alüs ^"" grauiora (aduersa fehlt) E 134 hie E 136 t in
iusserat und Bruno 137 auf Basur A 138 iusso C 139 Hiis
pceres : Jüi proceres, darm hiique I) ,maUm at pro et' Mane, dUer-
dings steht at ille, für den Cfegensatz und zur Fortführung der Ersah-
Jung, II 605, III 269, 285, 463, IV 341, V oll, VI 15, 329, aber
et im Sinne ,und defvnoch' II 579, 631, III 702, IV 236, 409, V 243.
141 sinas C 142 mü] nD, also non statt modo E 143 mundat B
144 hoc E
134 C
129 te sospite facto = te sanando Borm,, nicht um Verjüngung,
sondern um Heüung (hac arte i. e. phisica 124, 128) bittet der Löwe,
136 tuos L e, ,primates magnos, quorum consilio fungitur aula potens'
(V 259 f.) im Gegensatz zu den ,uulgares turm^' (V 261). 143 f.
,Während die heuUge Heilkunde fast auf vegetabilische und minera-
lische Mittel dngeschrcmkt ist, brauclite die ältere m^imnigfache thie-
rische Stoffe; Herzen gewisser Vögel, Fleisch, Blut und Feit gewisser
Thiere hatten sehr eigenthümliche Heilkraft, Dem kranken Löwen
hilft Gemiss des Affenfleisches {RF, Einl, 260), doch der untoissende
Wolf räth ihm das des Bocks und Widders an' Myth* II p. 981.
über Tertius, 145— 166. 129
MaDdere, si pos8es, pariter prQstaret utrnmquc, 145
Vis dapibos largis est reparanda tibL
Te michi per capitis discrimina certa iubente,
Fardrem at cameras nentris atroqne simul,
Quamois alteruter quater esset, qnantos aterque cst^
Si mens est hodie, qai fait uter heri, 150
Me faceret misemm minima ungola dempta, nee, illam
Qai raperet, leto solaeret absqne sao.
At tibi seroandus si cras caper usque lüdetiir,
Nunc occide, caro c^a recenter obest;
Non qaia sit prQsens quisquam, cai tale quid optem', 155
(Ast aderant pariter laniger atqae caper,
Oderat Ysengrimus eos, odisse negabat,
Ut tegeret dempta saspicione dolam.
£rgo ait:) ,hos omnes, quos implet coria pr^sens,
Diligo, meqne etiam, sicut opinor, amant, 160
Yerueces alii per rura uagantur et hirci,
S^pe tarnen sapiens proxima prima rapit;
Si te soUicitant pacis decreta tnend^,
Stültüs ego ostendam, quid sapienter agas:
Ut mnlti naieant, paacos cecidisse ferendnm est, 165
Gloria te regni tota raente mit;
148 Implorom
152 dampno
159 Scüicet
145 posset B 147 certe BD, crede CE 148 utrasque DE
149 utnimque B 151 miserum faceret C 152 leso E 154 cara :
caro C 155 tale quod B opto C 158 tegerat : tegeret A
160 meqne etiam auf Rasur D* 162 prima ABDEf] queque C,
denselben Schreibfehler inachte J. Grimm in seiner Copie von B —
capit E 163 sollicitent BD secreta C 164 quod C 166 tuente B
148 C und D* 152 C und D* 159 C
149 alteruter = uterque, vgl, Glossar. 162 rgl. Zacher, Alt-
franz. Sprichw, nr. 145 {Zs, XI p. 130).
Voigt, Ysongrimus. 9
130 Liber Tertius, 167 — 186.
Non aiolas pacem, maiori mnnere nendis,
Prostat ater, ueraex et caper anne leo?
Si qaid in hoc peccas, monachus feror atque sacerdos,
170 Peccati moles in mea colla cadat;
Non semel in claastris fait utile gratias Qquo,
Pr^cedit merito crimina rara timor.
Non eris exemplar, si lucro nendis honestnm,
Exemplum reperis atqne relinqnis idem;
175 Tenta diu secta est, rebus suspendere rectum,
Et ueniam faciunt mutua probra leuem.
Parua quis extimeat magno constantia lucro?
SQpe fit ob frnctum maxima noxa breuem;
Ut scelerum iudex, sie excusator babundat,
180 Si „scelus est" alter, „profuit" alter ait.
Utere non propria, sed consuetudine mundi,
Omnia te metuant, tu nichil ipse tlme;
Raptorem comitatur bonos et commoda rerum, '
Pauper et infamis iuris amator erit.
185 Nee si pascha foret, pacem uiolare nererer.
Cum michi profectum pax uiolata daret;
168 utnim
169 anni monachiu
186 propositum
167 maionun C 168 an caper CE an ve ^ 169 peccas
auf Rasur D 172 Precedet B 173 exemplo B 175 Tanta E
tectum B 176 ueniant E 178 fit nachgetr. A 180 Sic (vgl 179)
oder Sit C est aUter DE ait] erit B 182 timeant Cfi
185 Nam si C, am Bande bemerkt der Texischreiher selbst uel non.
168 CDE 169 C 186 CD, propoitum E
170 vgl I 34, III 376. 171 f. Während ich als Mönch
Scham und Scheu vor der Sünde verloren, ergreift dich als gerechten
König begreifliches Bangen vor einem Fehltritt, 174 ,Du findest
schon einen Vorgänger und belässt ihn an seiner Stelle', trittst niclU
an seine Statt ate Gründer einer neuen Sitte, 177 ,Wer möchte eine
kleine Ausgabe bei voraussichtlich grossem Gewinn scheuen?'' eu con-
stantia vgl Glossar und V 1189, 185 vgl V 224 u/nd A, Schutts.
Höf Leben II 127,
Liber Tortins, 187—304. 131
AQigat ac soluit leges secora potestas,
Nemo sais debet legibns esse minor.
Nam non, ut metnantor, agont pr^cepta, sed anctor,
Non gladias - gladium qui tenet, ille ferit; 190
Lex igitar domino, legi non subiacet ipse,
Ergo quod ipse inbes, qnid aariare times?
Rasticns est princeps, qui mstica iura tnetar,
Plebs procerum cibos est, utpote prata gregam;
Utilitas ergo per fiasqne nefasqne petatur, 195
S^pias esnriet, qai minus ^qaa fngit'
Incipit interea rex circomnolaere corpns,
Nee nelati spreto repplicat olla seni;
At plos uerba doli regem dampnasse recenset
Caria, snbiectmn quam dolnisse latus. 200
Pr^scierant facilem stratis mansuescere regem
Laniger et socius prosiliuntqne citi,
Inque uicem, quid agant, pr^fantur, protinus ambo
Vocibus bis stultum corripuere senem:
196, 1 Et nolnti spreta replicat orsa senis
Statt 201—204
201, 1. 2 Berftidos caper et aernez (acionda mcisaim
Prepacti subito proeilnere grada
187 Ac AE] hao B, hoc f, et GDi sola (= solum oder soluit)
ÄCf, A^ schreibt soluit an den Band, 189 Tarn E ut non Bi
acrtor Ci 190 fecit B ' 193 qui] 9 w (= cum in) J5 195 nefas C
197 <r fehU E drconrolvere E 198 illa B 199 recesset C,
-set auf Basur A 201 *f fehlt BCE 204 stultum] tandem C
196, 1 Cy am Bande ist eine längere, mü N beginnende Bemer-
*ttw^ gelöscht, 201, 1. 2 von D* am unteren Blattrande zugesetzt
und zwischen 204 und 205 vertoiesen.
190 vgl, Prora 742 f. Rex portat gladium , sed non sine causa,
Üt delicta premat uel poena sequens timeatur. 191 Prora 242 Rex
ubi uult, solet inuitas discindere leges, Otloh {Pez III 2 p. 533) Ut
uolunt reges, ita ualent reges. 194 nach Jesus Sirach XIII 23
Venatio leonis onager in eremo, sie et pascua diuitum sunt panperes.
201 vgl Quid. Tiist. III 5, 31-^34, daher Guil Brito Philipp, I 659 f
9*
132 Liber Tertiiu, 205—218.
205 ,Hinc, domine archiater, domine Ysengrime sacerdos,
Hinc fage, tu niminm regis in ora sedes!
Non modo proposuit sua rex peccata fateri,
Presbiter aiit medicus, quicqaid haberis, abi!
Prcsbiter es sapiens regique assidere dignus,
210 F^dera qoi uiolas et oiolanda doces;
Ipse tuQ legis, nisi nos reaerentia regis
Terreret, primo supprimerere iago.'
Verborumque bonis numenun suppolsibus Qqoant,
Hocque sine officio sillaba nalla perit,
215 Fi-ontibos oppositis pronom qaacamqae retunduat,
Ne regem moueat mole cadentis humns;
Sed pellem lacerare cauent; pius ille tacebat,
Ad laudem meditans omnia ferre dei;
206 quisquis
205 achiater : archiater D 206 ssedes : sedes A ,in on
gerfnanismus est, meliiis ad ora' Mone, wie 106, Ys. abb. 91, v:as
ebensotoenuf stichhaltig ist, als toenn tnan an das vulgärlat. in c. ace.
auf die Frage wo? (Rönsch p. 410 ff,, Kaulen p. 206 f) denkentoolUe;
rielmehT gebraucht der Dichter sidere und sedere promiscue, vgl Gloss.
208 medicus] monackus C habotis B 210 Ä^ setzt dazu q. d. ö-
=> quasi dicat non, die übliche Formel, um den negativen (wie q. d.
ita, um den positiven) Char acter des Satzes auszudrücken. Mone mh
darin die Andeutung einer Variation und ergänzte qui dirimenda notas.
212 subprimere B 213 sub pulsibus BCBE 214 Hicque GBE
Hoc quoque B 216 Nee E labentis B 217 lacerasse C cauent]
canem B
208 quicquid ABDE] quisquis C; für jenes vgl. I 548, IV 4o.
850, 962, V 728, Hör. Serm, 1 6, 55, II 1, 74, und überhaupt Chssrau
§ 242, 2,
205 ,Fast überdU im MittelaÜer zeigt su^ Priester und Arzt
in einem Leibe' Weinhold JJFr. p, 63 ff.; vgl. Häser, Geschichte der
Medicin» I p. 823. 207 modo = nunc. 212 legis iugum wie
legis onus IV 726. 216 ,ne tremenie sub tanto pondere terra rer
moueatur' Borm. 217 f. vgl. II 685 f.
Liber Törtius, 219—254.
133
lamqne ter hoc iterant: ,ni8i rex metaendns adesset,
Primitas in temet pax niolanda foret!' 220
Hoc aper, hoc orsiis laudant; aper ,arse, nide' inquit,
,QiiaiD placide tractent hl soa iura dno!'
Ursos ad h^c: ^meditahar idem te, Grimmo, rogare,
Qnando dooe minas his aideris esse tnices;
Contnor ac stnpeo non aasos qualibet hoetem 225
Tangere, nimirnm regia iassa panent
Ut dicont, monachns memit bona flagra, nee illum
Tractarent aliter, qnam memisse pntant;
Sed satis apparet, metnont offendere regem,
Rex statuit pacem, iussaqae regis agont' 230
Hircns ouisqne per h^c pancis nonere placere
Profectum medici sicque minantur item:
,Ias8ima8, nt fngeres, domine Ysengrime, sedesqae,
Irrita sompsisti pectore uota tao;
220 fbit
227 Monachiis, nt dicnnt,
233 stalte
219 ter] tibi BD hec BC 221 T fehlt in d. Hss. laudant]
ia C 222 tractant zu tractsent verzogen A, tractant BCDE; im in-
directen Fragesatz steht bald der Canj,, bald der Indic., auch nach
den VerUs des Sdiens, vgl für jenen I 484, III 857, IV 598, 991,
V 194, für diesen V 201, 1072, VII 288, doch ist hier wohl der Conj.
wegen des entsprechenden tiideris 224 vorzuziehen, vgl, zu I 954 —
iura duo D 223 «f BC 225 Cum tuor {so!) B ausus : ausos D
228 putant auf Rasur A 229 Et DE 231 1' fefUt CE hoc E
neuem B 232 idem B 234 pectora : pectore C, -e auf Easur 2>*
220. 227. 233 C
225 f. , tangere falsum est, cf. 213—215' Mone, aber dieser
Widerstn-w^ ist eben beahsichHgt, Von den Püffen sieht der König
nichts (197, 245), noch hört oder fühlt er etwas (216, 217, 2U), was
darauf scJiUessen Hesse, wnd nun stellen sich die Schelme (219 /*.), aU
drohten sie nur mit Friedensbruch, unterstützt von Eber und Bär,
die dieses komische MoHv rasch auffassen und fortspinnen, 231 vgl,
IV 191 f
134 Liber TertioB, 235—250.
235 Scilicet expectas, ut nostris rege refecto
Carnibus, ex nobis quod saporarit, edas.
Vis cadere in regem? regi incidit iste, uidete!
Noscis, nbi sedeas, infataate Satan?'
,Ysengrime', (etenim nondom Ysengrimus abibat)
240 ,£ffage! p^ne nimis lusimns', nrsus ait;
,Ni celer abscedas, ibi te sedisse pigebit,
Ploribus ad regem conuenit esse locum/
PrQcipitemque Inpom magno rotat impete neraez;
Obaia non audet reddere aerba miser,
245 Rex aatem aersa facie non aiderat acta,
Tnnc oictus senior sustinet ire retro.
DispositQ faerant sedes, sua quemqae tenebat,
Stultus summa petens occupat ima pudens-,
At caper et ueruex polso sene cominus astant,
250 Berfridoque prior laniger orsus ita est:
247 quisqae
249, 1 Amoto seniore oapor aeroexque coastant,
250 Confostim capro
236 -it in sup. auf Rasur 2>* 238 ,malim nescis' Mom;
vgl IV 110 utid Glossar infatuare B 239 *f fehlt CE -
Isengrim/ / enim A 240 rursus B 243 impede B 245 uidit
ad G 246 tretro B 247 1" fehU ABBE quamque B -
248 Stiiüy* A, Stulte fg, Stultus BCBE, vgl EUü. potens] redens B
249 T C
quis
247 C, j ' , que corr. D*, darüber setzt derselbe üel quemque.
249, 1 f. 0
235» = I 811\ V 41^ 238 vgl I 21 242 Ztuischen dem
Bett und der Pairshank {103 f.) befitidet sich ein besonderer EhrensitZj
auf den mehrere von den grossen Vasallen Anspruch Juiben, den aber
Niemand, selbst der Bär nicht {105 f), ohne ausdrücklich Berufung
seitens des Königs eimunehmen wagt, bis auf den schamlosen Wolf
{107, 206, 209, 2S7), der bald vertrieben wird, tmd dem dann auf aller-
höchsten Befehl der Fuchs ais erster Vertrcmensmann des Herrschers
folgt {409 f.) 243 vgl II 572, 640. 248 Bas alte Sprichwort rm
über Tertios, 251— 268. 135
,Hinc fuge, snm potior regi, scabiosQS es, hirce,
Sufficiam regi solos ego, Qger enim ed,
Ta siqnidem pntes quasi lace ter ebrios abbas.'
Lanigero redcUt dieta iocosa caper:
,Imino tu fagias, quem pessimas inficit ydrops, 255
Patri uentre tames nt latnlenta palas;
Rex ergo ipse probet, qaem nostri mandere malit,
Hoc sdo, nos esn non samus ambo boni
PQne nicbil staduit mediea Ysengrimas in arte,
Hanc qaoqoe non recte diuidere ama refers; 260
Phisicos unde modo est? utinam Reinardos adesset,
nie nichil iactat, sed tarnen arte aalet!
Scilicet hie regi bene distinxisset edendas
(Nonit enim) innocaas pestificasqne dapes;
Si regi, Ysengrime, fanes, hone ocins addnc, 265
Et medicom credi te nolaisse nega,
Hoc präsente qnidem si posses muris in antnim
Repere, momentam non paterere foris!'
254 nerba
257 nostmm
262 iactans ualens
264 pestifeiaaqae
251 potor B 252 Safficiens B ost alle Hss. 254 dicta
auf Rasur A, über i sieht man noch die er -Note, sodass wahrschein-
lich aerba getilgt ist, uerba CDE, vgl. 244 255 f C quam pcs-
simns efficit B 256 Puta B 257 probus : probet A uelit malit C
258 Hec BC 261 es : est ^, est fehlt E 262 iactans : iactat A,
ualens : ualet A iactans CDE^ ualens CE^ uabens D m ualet B
263 distrinxisset B^ -inxisset edendas auf Rasur A 264 nouit enim
ist Parenthese, vgl II 606, III 632 pestiferasque CE 265 ad-
huc BC 267 possis E 268 peterere BDE, ,du würdest dich
bitten lassen', vgl I 83 ff.
257 nostri ABDE'\ nostrum C und conj. Mane; vgl Einl
hohen Steigen und tiefen Falkn, vgl Euang. Matth, XIX 30, Otloh
(Fez III 2 p, 503) Extrem! finnt saepissime primi, Prora 136, 197,
Zingerle p, 31, MSD^ XXVII 2. 209 etc, 268 momentum non,
vgl niet een twint, Gramm» III 732.
1 36 Über Tertiüs , 269—286.
Aector ad hanc aocem se circomaolmt, at Uli
270 Regali properant accubitare thoro,
Regia nobilitas stratis ignoscere gandet,
Surgere prostratos et residere iabet;
Curia collaudat nernecem tota caprumqae,
At peiora lapom promemisse ferant.
275 lamque locutmi graue regis habentia pondus
In uulpem Bruno mitigat ante minas:
,Rector, in absentem noli crudescere sernum,
Forsan agit causa conuebiente moras;
Si nero ueniens non excusauerit apte
280 Tardandi culpam, legibus ange reom.
Gutero, curre celer! Reinardum (namque moratur
Ut fatuus demens) hnc properare iube.'
Paruit ille urso; tunc mnltQ camis aceruo
Reinardum pinguem luxuriare uidet.
285 ,Quid facies, Reinarde miserV clamabat, at ille:
,Stulte lepus, miserum non comitantur opes!
270 occnbusso
281 Beysardns namque
269 *r atisradiert D 274 Et C 275 1" fehü CE 276 ante
fores B, -nas auf Rasur D* 277 *f CE 278 moram C 280 Tar-
danti DE ante 5 281 f ABDE eure 5 . 282 U 0 283 *f
fehlt in allen IIss. camis aceruo auf Rasur D* 284 Roinard'
von 4 zu Eeinard"^ verdeutlicht D ■ pinguem nachgetr. A, uulpem B
285 ^ AB Hinter miser ist das FragezeicJien ausradiert A
270 C 281 Raynardus C, Reynardus D
271 vgl zu 201, Isidor Etym. XII 2y 6 und den im MÄ
sprichwörtlichen Vers Parcere prostratis seit nobilis ira leonis, Cod.
S. Otner 115 fol, 8S^, Spicil Solesm, III 54, Alex. Neckam De naturis
rerum II cap. 148, Vvnc. BeU. Spec. mor. I 98, 3 pag. 534 —
275» = 555* 277 vgl MSD* XXVII 2. 1. 278 Über solche
impedimenta legitima (Krafücheä, Herrendienst, Tod eines nahen Ver-
wandten, Gefangenschaft, Alnvesenheit auf einer Betfdhrt, Natur-
ereignisse aussergewöhnlicher Art, Formfehler in der Ladimg) vgl
RA* p. 848 ff., zu Iwein 2934.
Liber Tertioa, 287 — 304. 137
Ergo qais est felix, si sum miser?' ille reclamat:
,Ut taceam, non hoc experiere param;
Delatas prodente Inpo, nix rege rogato
Tempora, dum aeniens ipse loqaaris, habes/ 290
Ille refert: ,ha, dicor ob hoc miser? ista profecto,
Ne miser existam, causa datora michi est!
Rex nisi me nosset, non regins hostis haberer,
Gaadeo, qaod uel sie snm manifestus ibi.
Qoi non est odio, non est dignandos amore, 295
Nam, qnibos irasci, quisqae faaere potest,
Obseqoiis, qaibos ira subit dampnnmqae negatis,
£xhibitis merces prouenit atqne fauor;
Hinc michi pace lupi fit gratior ira leonis.
Nobile plos odiom qnam miser omat amor. 300
Sed nee soUicitor, qnia me graais oderit hostis,
It sapiens über, quo perit artis inops;
Astnto plus ira solet prodesse potentis,
Gratia qnam stalte; neutra mauere potest
301 DOD commoaeor
304 longaqae nentia manet
287 si sum] ego si ? aber das Pronofnen fehlt öfter beim Gegen^
$M2, vgl. I 417 u. Eifd, 289 Mone interptmgiert gemäss A auch nach
rogato; indessen gehört uix zu habes, nicht {wie VI 185) zum Fartidp,
,Du hast kaum noch Zeit {nicht einen Augenblick zu verlieren) zur
Hinreise tmd Vertheidigu/ng' 290 habens B 291 f fehlt BBE
292 datora] mcUim futuia Bormans, vgl, 142 293 noscet CDE —
haberet B 294 Candoo B ibi] ei Ä 295 1" 1? hodio B
207 negagtis C 299 sit BE grauior B 300 amor] bonor t
301 oderat : odeiit t 302 Id B quo] malim qua Borm., vgl zu 1 277.
301 Ot, über solUcitor schreibt D* commoueor. 304 Ci —
nvinet »> est, vgl. Ecb» p. 146, Baudouin Famphüe p, 218.
288 ut taceam braucht der Dichter ganz wie Ovid entweder
absolut, und dann concessiv , gesetzt ich woUte schweigen' {JUer und 589,
Heroid. III 134), oder mit Object und daim final {II 413, V 151,
Ex Ponto 1 2, 147, Amor. II 4, 31, Metam. XII 552) 295 vgl. 1 713.
138 Über Tortins, 305—314.
305 Vade relatorus nusquam tibi me esse repertam,
Neue michi timeas, porto quid artis adhnc:
S^pe sui dorsum CQsoris uirga cecidit,
Pocala pincern^ sunt reditora suo,
Ysengrimus ibi nunc tempoxis esto tribunas,
310 Non ierit quartnm uespera: pr^tor ero.'
Beinardus solium lepore ad regale reuerso
Multimodas species colligit atque bonas;
Tunc multas soleas nee hiantes uulnere pauco
Ad sua suspendens colia prehendit iter,
305 numquam BBE 306 poiro — ad hec B 306 reddi-
tura B 309 *r J5 esto B 310 uespere ÄBCDE, davor säzt
Mone, dahinter D das Komma. jLego non ieiim quamnis et refero
ad tardandi culpam , 280 et 140, . . . nisi uera est prior conieäuraj
pro uespere uospera legendum erit, deleto commcUe post quartum.
cf, IV 437' Borm. , Binnen 3 Tagen'' ist Formel für einen kurzen
Zeitraum (vgl. Kvdrun 1319, 3), in seiner Vorsicht bemisst R., dff
schon heute in die MachtsteUung des Prätw'S eintritt (1145 f.), die Frist
lieber länger als kürzer, vgl. 866 preter C 311 f. sind ein-
gerückt, die Initiale R nicht ausgeführt C 314 sua nachgetragen A
iter fehlt C
306^ vielleicht eine Anspielung auf die Fabel vom Listensad,
vgl Kl. lat. Denkm. p. 124 f, Zs. f d. Alt. XXIII p. 297, Thow.
Wright, Percy Society VIII p. 57, Robert Fahles inedites II p. 549,
Marie de France fäb. 98. 307 f. Ähnliche Sentenzen oft, z. B.
Anonym. Neuel. fab. III extr. , Hewr. Septim. II 42, vgl, überhaupt
Poleticon III cap. 42. 308 vgl. 750, II 176, IV 636. 309 f. Über
die Anwendung römischer Amtsnamen auf fränkische Behörden Vrgl
Hüllmann II 257 f. Die versammelten Barone baden einen CreridUs-
hof (1021 f.) , dessen Vorsitzender tribunus oder prejtor (vgl. V 185 f)
heisst, mag man nun unter pr^r nach MGS. V 99, XI 336 den
Grafen oder nach HüUmann II 259, Herrad p. 188 den Stellvertreter
desselben, den Burggrafen, bez. den seit der Mitte des XI, Jahr-
hunderts (Warnköfiig 1 277) allmählich in dessen oberrichterliehe
Functionen eintretenden Ballinus (Warnkönig I 35, 118, 298) verstehen;
zu tribunus vgl. Glossar, ego fehlt 310, v)ie I 417, III 287 u. Ö, dai
Pronomen beim Gegensatz.
Liber Tertius, 315—330. 139
Qni uix pr^ nimia poterat pingaedine, qaamqaam 315
Fasce carens alio, ferre sahnet onus.
Quid tibi de tanta refcram pingaedine? frnstra
Estimo dicta qnidem, non habitnra fidem;
Cernitor a costis costas diffondere, quantom
Cauda oriens medinm corpus ab aure trahit, 320
MoUior in macris quam dorsum uenter habetur:
Reinardi dorso durior aluus erat
Aeris bunc pleno folli talp^ue carenü
Ossibus impresso dixeris ongue parem,
More globi teretis uolui, non ire uidetor, 325
Atque utero uerrit, non pede signat humum,
Pendula quippe pedes totos exhauserat aluus ;
Reinardus talis m^nia regis init
Terque salntato nee respondente tyranno
Proieeit soleas cum speciebus humi, 330
327, 1 Totos quippe pedes pendens immerserat aluus
315 quicquam : quamqoam E' 316 Falce E 322 ducior
{oder dutior) B 323 falli B talpe i (-ue fehU) E 325 globe B
tis
teretis auf Basivr A , terois J?, tere i ' | corr. D*, terens E uoli B
Pendula pedes totos exhauserat
326 uerit B 327 | | quippe ' 1 . ' | : ! aluus A, von
der zweifellosen SeJbstcorrectur erkennt tnan noch unter dem t von exh.
ein 1, diMnter u^, der ursprungliche Vers war aho kürzer, genau so
lang wie die {mit den üblichen Ahhreviaiuren geschriebene) Fassung
van C, und scMoss audi mit aluus. 328 in id £ 329 ^ B
327, 1 C, > und mit den Lesarten Totus und aluum D* seit-
wärts von 326.
315 f. quamquam carens i. e. etiamsi careret. 323 Der Maul-
wurf hat im Oegentheil einen für seine Grösse recht bedeutenden
Knochenbau; da er sich aber so weich anfuhU^ konnte leicht beim Volke
— die Zoologen des MA wissen davon nichts — der Wahn entstehen,
dass er knochenlos sei. Borm. : , solemnis apud Flafidros in describenda
pinguedine talpae rnetUto: zoo vet als eenen mol, als een molleken.'
324 uugue impresso ,aufs Haar, exactement' Mone, vgl. V 506.
140 Lib«r Tertiup, 331--a'>2.
Mox, uelat ulteriore nia prodire neqniret,
Deficere incipiens concidit atqne iacet,
Suspiratqne diu; sessnrns deniqac surgit,
Tamqnam pansando membra refecta leuans.
335 lamque locaturam pr^stolans curia nulpem
Pendet, et illnd idem rex manet ipse tacens,
nie suam spatio nocem interstante perornat
Et ter suspirat; deniqne fatus ita est:
,Adduxere noaos semper noua s^cala ritns,
340 Et uetens populi despicit acta radis;
Res rebus subeunt, mutatur tempore tempus,
Nee cQli facies est modo, qualis heri:
Mens rationalis uertigine cetera uincit,
Moribus et citior quam fuga rebus inest;
345 En malus est hodie, cras peior, pessimus ultra,
Qui fuit hesterno uespere p^ne bonus.
Cum fuerit peius faciendi pessimus impos,
Moribus hinc stand!, non prius, ordo datur.
Plenior officiis primum, post ^qna dabatur,
350 Inde minor merces, denique nuUa quidem,
Gratia magna dehinc, tunc paruula, nuUaque nuper;
Nunc utinam liceat promeruisse nicbil:
332 insipiens B 334 pulsando C leuant B 335 Zum
Wechsel des Geschlechts vgl. EitU, 337 illa C intestante BDE
preomat B, peionat E 338 ter] cum E 339 1" fehlt E citus
oder titus B 340 ueteres : ueteris B aucta B 342 qualis] qne
uel g 343 Res C uertigene E circora t 345 peior cras g
ultus B 346 uespere] tempore g 347 inops E 348 hie CE
351 tunc paruula auf Easur A 352 promeniere JD
331 f. vgl I 239 ff,, 303 335» = STÖ»^ 336 pendet sc. ab
ore eius. 337 ,uocem pro oratione posuW Bormans, vgl, 363 f.
340 rudis ,der Thor' MV* vgl. Büchmatm, Gefl. Worte ^^^ p. 305 f.
349 — 352 In sieben Stufen sinkt allmählich die Ausübung der Er-
kenntlichkeitspflicht von ihrer Höhe (plenior officiis merces): erst der
Thatdank, in dreien (^qua, minor, nulla), dann folgte (dehino) der
blosse WoTtdank, wieder in dreien (magna, paruula, nulla), umd jetzt
Liber Tertiu«, 353—968. 141
Obseqoiis redit ira! cadit bene calcolos ifitic,
Proficit egregie tempore pauper in hoc!
Si, quod ego, quisquam locaples pro rege tulisset, 355
Obnia tota iUi iam domns isset oaans,
Rexqne salutasset prior hone, a rege secandos
Sideret, hie potum smneret atqae cibnm;
Sed, qoia nos inopes, seroisse impime uetamar,
Nimiram sors h^c pauperis esse solet' 360
Fertar in hanc uoeem rex sabrisisse paromper,
,Quid pro me toleris, die, ego grator', ait;
Ille morans iterom suspensa uoce parmnper
Responsom tali calliditate Unit:
,Sex, dnbiam facturus iter per compita qu^dam 365
Insidiatores esse uerebar ibi;
Vespere pr^cedente oiam dum sidera rimor
Et reseraturum fata futura polum,
353 Ira redit meritis, cecidit
361 ad
968, 1 Die mora eloquiom deoorans interstite tondem
364, 1 Bosponsi talem fartnr imaae oicem:
Obseqtdis redit ira
353 I 1 1 1 1 1 I I ' i I I cadit, in cadit tat keine Änderung er-
kennbar A 355 tulisses B 356 esset BE 358 Hinter sideret
interpungieren ÄCDE {innere Interp, fehlt B), hinter hie hingegen
Mone, weil ^hxmc et hie stbi respondere uidentur\ aber hie = prope
regem entspricht gerade dem rex und a rege der beiden Vorsätze;
ebenso irrt Mone, wenn er 359 als einen Satz auffasst tmd hinter
solet 360 defi Gedankenstrich als Zeichen der unterbrochenen Bede
setzt, 359 uos E impugne B 361 f fehlt CE 363 «T E
365 f fehlt CE, in B schon neben 364 composita B 367 rimor
mit blasserer Tinte von derselben Hand nachgetragen A, timor B
353. 361. 363, 1. 364, 1 (7
empfängt man statt merces utid gratia — dampnum tmd ira, vgl.
IV 359. 353" vgl. II 271, V 1188, ,die Berechnung trifft hier
(istic ^» hie) schön zuT
142 Liber Tertius, 369-380.
Stella minax subito, nmtandis regibns index,
370 Grinali uisus occupat igne meos,
Dirigoi cecidique, tnum capat illa uolebat,
Denoueo, Stellas consulo qnasque tarnen:
Altera lucebat, quod adhuc medicabilis esses,
Spes michi cor cQpit reddere, membra aigor,
375 Spes michi res, spes sola comes, mox curro Salernum,
Et uolat in collnm phisica tota meum;
Vi propero, mora paraa odio est qaasi dira comet^,
Artibus huc raptis falminis instar agor,
Cnria multifidos speculatur tota cotnmos,
380 Usus ego quibus hinc hucque agor inde redox.'
377 inaidiam solnit mora porua cometes
879 hie cemit
380, 1 Usus eo quibus hinc, huc et abinde fni
372 DeuGue B Deuoueo stellam, BE quasi tantum B
373 ee esses B 375 curro] cura B 376 mecum B ^11 üt B,
Si E comec.lete B -die est quasi dira comete auf Basur A
ego que agor, Jude reduz
378 instat B 380 Usus < quibus hinc. huc | ; | | ; | | | | 1 i4,
ego ist auf eitlen nur 2 Bucfistdbefi fassenden Baum eingesetzt, stoi-
schen agor wnd inde steht noch das EinschaUungszeichen " huc ago B
uel tes
377 C, comete D ,Die Verwimschung gegen den geringsten
Verzug löste ah, wechselte mit dem Abscheu gegen den Kometen',
cometes scheint eine falsche Genitivbildung des Umarbeiters, — 379.
380,1 C
369 ,Von jeher bezog man die Erscheinutig der Flammenstreife
auf bevorstehende Ereignisse, namentlich den Wechsel des Königs'
BF. Einl. p. 72 Anm, 2, vgl. loa. Sarisb. Policraticus II cap. 13
An ignoras terris mutantem regna cometem? loa, de lanua s. «.
cometes: ,s6mper, quando apparet, significat mortem uel immutationem
alicuius principis uel alicuius patrie destructionem , et semper dirigit
radios suos ad ülam partem, cui minatur', Phüijppi-s XII 450 ff.,
Isidor Etym. III 71, 16, ferner Wuttke, Volksaberglaiube^ p. 183,
Myth.^ III p. 211, Francke, Schulpoesie p. 51, Anm. 2. 375 vgl
Ileroid. XVIII 178 Et res iion semper, spes mDü semper adest nnd
Liber Tertius, 381— 884. 143
Sexqne cotamomm trisoao paria explicat ore,
Ungarice, Torce grammaticeqae loqnens,
Terqne ea dinumerans, semel omnia quaqae loqaela,
Non hisdem Bumeris ad nnmeranda redit,
tri
381 ! sono ct>rr. J> Die 3 letzten WorU fehlen E 382 U.
et latine gramaticeque C, der Schreiber ntihm also wohl die in der Vor-
lage Ober gram, stehende Glosse latine an Stelle von torce in den Text
auf; Mone verlas germanioeque. Unguarice B 383 queque BC
384 Nos B isdem von D^ zu hiisdera, von J> zu hisdem corr. —
nimiis B
Äuson. Parent. XI 3 spes cuins cerfca fnit res; Ober Salemo gibt
gründlichen Aufschiuss Häser, Gesch, der Medidn^ I p, 645 — 653.
376 vgl. I 34, III 170. d>ll ,Der geringste Verzug wird von
mir gehasst, verabscheut, mit gleicher Stärke toie das unglücklicfie
Vorzeitigen des Kometen' 378 vgl. zu I 640. 379 f. ,Ein alter-
(hümlicher Zu^: Pilger bestimmen die Lange des Wegs nach den zer-
schlissenen Schuhen. In der saga Ragnars Lodbrökar cap. 14 wird
ein alter PUgrim befragt, wie weit es nach Born sei, er antwortet
jSeJU die Eisenschuhe an rneinen Füssen, sie sind alt, und die andern
auf meinem Bücken, sie sind zerrissen: als ich von da ausfuhr, band
ich mir diese zerrissenen um die Füsse, beide Paare waren damals
ganz neu\'* Bormans weist auf losua IX 13 als Quelle hin. —
382 Da die Beise nach Salerno nicht durch Ungarn und die Türkei
führt, so gebraucht B. diese 3 Sprachen augenscheinlich, um die Gunst
des Königs zu gewinnen: lateinisch hatte dieser von seimm gelehrten
Erzieher, ungarisch von seinem Vater, türkisch {^= griechisch, vgl.
III 720, IV 1034, D* glossiert tnrce durch grece) von seiner Mutter
gdemt {33); denn Sneui sind die Anwohner der unteren Donau, die
Nachbarn und Gesinnungsgenossen der Geten {IV 734) und weiterhin
der Seythen {I 124), was äusserlich bezeugt wird durch die Erdkarte
des Liber Floridus {Lelewel Atlas fol. 8) und die Turiner Karte
(a. a. 0. fol. 9), sowie durch Zs. f. d. A. IV 492; ähnlich die Her-
kunft des Prinzen Balduin VI 445. 383 ff. Ein ähnliches Taschen-
spiderhunstsiüek IV 263 ff. B. langt aus dem Banzen {316, IV 75 f.)
Paar nach Paar hervor und nimmt sie, zunächst wofd in latei-
nischer Sprache, als Nummer 1 — 6' durch, das besprochene immer
toieder in den Beisesack zurückwerfend, dann erörtert er griechisch
genau dieselben 6, thut aber, als wären es weitere, bei der ersten Auf-
zählung zurückgMiebenc Paare und wäMt deshalb für sie die auf
144 Liber Tortius, 885-402.
385 Sed repetens eadem ueluti restantia, uocem
Mutabat numero posteriore saam,
Fimturus eo, quo rex magis utitur, ore,
Expedit Ungarico tertia sena sono.
Adiecitqae: ,fame tameo, rex, aspice, rumpor!
390 Quid uerbis opus est? mors tibi nostra patet,
Vix, dum parta tibi sumator potio, uiuam,
Nee medicina michi qu^ tibi prustet opem,
Ne morereris, in h^c aitQ discrimina ueni,
Terque salutatus non michi reddis aue!
395 Has autem species summus michi dona magister,
Sab cuias didici traditione, dedit'
Tunc sparsas in uasa legit, quibus nndique motis
M^nia perfimdens tota replebat oder.
Ysengrimos ubi medicas dimiserit oUam
400 Semantem species, ursos aperque rogant,
,An, Berfride, tibi semandas tradidit?' aiunt,
,Qnane illas ergo temperet arte caret?'
889 tomidos, rex, aspicis utns
393 moriai'is
395 eigo
401 ,Aime tibi, losoph,
387 quod B ire ore C 391 porta michi B portio C -
392 praestat coni. Mone ,namqtie dubitatio uülpis hie locum habere
non potest'; prtjstet hat wie uiuam 391 die Bedeutung der Zuhinp,
vgl. Eifil. 393 Nee E morefis Ä^ moreris B; vgl. zu V 283 —
hoc B 397 f C uase DE 398 edor B 399 *r fehU E oUas C
400 Seruantes C rotant E 401 *( E An auf Basur Ä Ber-
fride] subscide B seruandam : seruandas Ä 402 Quanine B
389 (7, aspicit emend. Borm. 393 CDE 395 C 401 C, dtr
Umarbeiter verstand nic/U die Anspielung auf den sprichwörtliche^^
Bocksgestank (253).
1^6 folgende höhere Ziffer 7^12, scMiessUch führt er diesdben ais
drittes Halhdutzend, 13—18, in ungarischer Spradie vor. —
387 Über den Compaiaiiv statt des Superlativ vgl. Einleüuftg.
Liber Tertins, 408—412. 145
Hircus ad h^c: ^proceres, aliter, quam nosdtis, actum est;
Artis adhuc medicQ permanet ipse memor,
Sed desunt species. transcendere suenerat Alpem, 405
Mercari species more sagads aoi,
Nostra sed arua super Gall^ commercia uocis
Perdidit, iddrco stat uacua oUa domi.'
Tunc sibi Reinardum propius considere rector
PrQcipit, herbamm captus odore bono, , 410
Porro suas sumptu species aptare repente;
Incipiebat enim febris adesse tremor.
406, 1 ,Re8 aliter cecidit, proceros, qaam debait*, inqnit
406 qnas cnm tnmscenderet emptam
406, 1 Alpisas, nelati soeaemt aote, nioes,
407 Ingen nostra saper
411 sompsit
412 nigor
403 f fehä E nescitis B 404 ille C 407 semper B —
gallem E 409 f CD proprius B concidere C 410 udore E
403, 1 C und D», der proceres vor oecidit stdU; vgl II 271.
405— 407 C, ante 406 fehlt C, ergänzt vof, Borm. 411 siunpsit C,
cepit DE; die Utnarheiter verstanden nicht sumptu = sumptui, wie
V 827, ,eum Ein/nehmen\ vgl. sumere 391, 451. 412 (7, uigor ist
term. teehn.^ für , Status, axfii^' {zu 37), vgl. Medici antiqui ed. Femd
foi. ar^.
405 yDesT Handel mit ausländischen Arzneiwaaren woir bis zur
Entdeckung des neuen Continents fast ganz in den Händen der Ita-
liener, welche auch zusammengesetzte Medicamente in grosser Menge
fdbriderten und exportierten' Häser, Geschichte der Medicin* I 847;
die erste deutsche Apotheke entstand 1233 in Wetzlar. 407 BF.
Einleit. p. 80 , nostra arua super, zweideutig, ob über unsere Fluren
hinaus? oder auf unsem Fluren?'' nur das letztere, vgl. I 734,
III 959, IV 1025, V 196, 1291, VI 486, VII 86. Gallus heisst
VI 379 (wegen 380, 383) und III 798 {wegen 774) ,franzö8isch\ wird
aber hier, da das Nordfranzösische saec. XII med. schwerlich dem
Italiener verständlich war, die weitere Bedeutung ,welsch\ ,romamsch^
haben, ahnUch Latius 1. französisch III 947 (vgl. 950), 2. römisch
VII 666, vgl. Dief. Gloss.
Voigt, TBengrimas. 10
146 Liber Tertins, 418— 432.
In faciem patmi medicos nunc lumine nerso,
Nunc repetens regem, talia uerba refert:
415 ,Qaid species trinisse inuat, nisi feceris illam
Rem prias acqniri, coins egemos adhnc?
Potio tarda taam non est motura querelam,
En aliud nobis, unde queramur, obest:
Potio, quam primum fuerit confecta, bibenda est,
420 Ne ^defraglascat uim minuente mora.
Exige rem propere, cuins defectio iQdit,
Herbarum modicum conficit hora breuis;
Rem, dixi, propera, sed quid properasse iuuabit?
Impingas, ucUas, denegat illa sequi.'
425 ,Improbe!* rex inquit, ,qnid apud mea regna, quid usqaam
Inuenies, quod non mox habuisse queam?'
Respondit medicus: ,non, sicut credis, agendnm est,
Multa potes, sed non omnia solus habes.
S^pe fit inuentu res prima nonissima quQstu,
430 Raraque quQrenti sponte aliquando uenit;
Ungue quidem sua quisque tenet, sua quoque tenente
In uarios casus» plurima uota ruunt.
425 fimprobe raptor!" ait
413 *r fehlt CE 415 teruisse B 418 obest ABC] abest DE,
deren Vorlage aliud auf die Wolfshaut bezog; aber jener andere, w
heklagenswerther Weise schädliche Umstand wird negativ in 4J7 u. 420,
positiv in 419 auf die Gefahr des Geruch- und Wirkwngslosfcerdens
gedeutet. 420 defraglascat ADg] deflaglescat B, deflagrascat Ci
defraglerscat E faciente D 421 prope B 424 Impingaas B,
es
Impingat E 425 ^ fehlt E unquam B 426 Inueni | j quod Ä
quid E 427 "f DE, Resp. C 430 Rataque B 431 equidem :
quidem A^ quidem nachgetragen CD
425 C, Borm. vermuthet rector, vgL 713.
422 Über das subst, modicum , Bagatelle" vgl. Einl.; zu hora
breuis I 279. 428 vgl. M8D.* XXVII 2. 201. 431 vgl zu 1 208.
über T^rtins, 433— 462. 147
Qnod qn^ro, inaenies et contemplabere forsan,
Quid tarnen hoc prodest? ungula prana tenet.
Omnia fingantar, pi^sentia semat aoarns, 435
Sabripit externas res, dabit ille saas?
Ar^e, posce, inbe, da, sponde, tunde, minare,
Semper in obliqnam nititar ille niam;
Non hnnc ant nenns ant pietas aut f^dera tangant,
Vi cogente dabit, si qna datnnis erit, 440
Oblatis donec saa plnris pendit auanis,
Feceris hone nolla conditione probnm.'
Rex iratns ait: ,qaantocin8 assere, qnidnam
Desit! ego experiar, qois neget, ede palam/
,Cedo ego mox, domine', ille refert, ,iitinam ille precando
Flectatnr, qni rem, cuins egemns, habet! 446
Pelle Inpi, qni dimidinm tribns addidit annis,
Si cnpis, at sabito poüo prosit, eges;
Ulins Qtatis corium natura lapinmn
Tarn mira medic^ dote beanit opis, 450
Ut, si tectus eo samptis sudaaeris herbis,
Mox priseus repetat membra fouenda sopor;
443, 1 Ira qaatit regem. ,qnid desit, pronnns edic',
444 Dixit, . cito
445 ,Me facilem, domine', inquit, ,habes
448 Si nis
433 queso B et C, set JJ, sed ÄBE; sed im Sinne ,aber nur'
kommt sonst nicht vor contemplabile fosan B 434 parua E
435 fingimtur B Auf4S5 folgt 442, 436—441 fehlen B 436 ipse C
442 pronnm DE 443 *{ fehlt CE quantocins] quando tetius B
445 uti : utinam Ä 450 modice D dete reauit B opus C
452 repefat B
443, IC 444 C, über Desit schreibt JD» dixit, v&r welches J>*
ael setzt uel cito D« über palam 445 C und D* 448 C
439 uenus nicht , Scham' (Mone p. 33€), sondern , Anstand',
rgl. loa. de lan, s, u. ,Diua, planeta, de cor, fertur uenus esse Hbido'
und I 569 f. 441 vgl Prora 514.
10*
148 Liber Tertius, 453—468.
Utqae rapax cremiifl elambit Malciber nnctum,
Desiccata semel sie tibi febris abit.
455 Perfice, quod superest, ego quQque salabria dixi,
Hie ergo speeies hieque parator adest,
£ia nane subito pilam pilumque parandis!
Ineipit instanti rex trepidare malo;
Et reliqua interea sie prouideantor oportet,
460 Ut tempas teneant, en ego tardo niehil,
Cetera festinet nobis quicumque datams,
Confestiin speeies en ego frieo meas.
£ia quisne dabit pilam? me, profer!' at illi
Quisque aliom eursu pr^celerare parat.
465 Ysengrimus ad h^e eondens^ irrepere tarbQ
Enitique foras eogitat esse bonam;
,Qaamuis', inqoit, ,agant noUam h^e michi uerba timoreoL
Infortunatis molta noeere qaennt,
455, 1 Perflce ta, qaod restat, ego oxpedientia dixi
457 fticandis
462, 1 Incipio speeies eooe fricare meas
4C5 irrumpere
468 solent
453 elambit mulabd^ B 455 qu^ue] quasi B 457 l' ^
458 am B<mde actor C, autor ^ D 460 an ego, attch 462, B
ne
462 zu frico vgl. Einl, 463 ^C CB quis 1 1 corr, JD* nie] me B
464 procelerate B parant : parat -4, parat BCDE, Borm. parant
vgl. 1174. 465 *f fehlt C indense C condempse ntepere B
466 Entique : Enitique C 467 agunt C 468 nulla B
uel queuüt
455, 1, 457. 462, 1 (Incipo) C 465 CDE 468 Ci, solent 2>
453 f. elambere = desiccare, vgl I 159; wie die güngdfi^
Flamme das Fett ausleckt und verzehrt, so der Schweiss das Fidfer.
Die krafMiaften Säfte werden durch den Kräutertrank aus dem Innern
nach der Hautoberflä(^ vertrieben, dort vom Schweiss empfangen und
verbrannt.
Liber Tertins, 469-486. 149
Ut felix metaenda solct contempnere tatos,
Sic etiam debet tnta tünere miser/ 470
Senserat et tussit Reinardas, taliter horrens:
,Qao aia inrata est? ibitis onme, quod est?
Octo nalent pilam bene ferre!' (tot absqne sene ibant)
,At Dontis sedeat, quo parat ille niam?
nie manere potest aosomqae ignosco sedendi/ 475
Non dabitat de se dicier ista senex;
Nescit, quid faciat, sed, qno processerat, h^ret,
Tarn migrare timens, qaam remanere dolens.
Anxins interea rex noinit multa, dinqne,
Quid faceret, dnbitans, nomina pauca nocat: 480
,Qaid fadam, Bmno? quid dicis, Grimmo? qnid omnes
Dicitis? hie sapiens expedit atque fauens/
ürsos ad h^c: , longa non est ambage nagandmn,
Nos somus ancipites, nnde cnpita petas;
Tsengrimas adest gnarus quarnmque niarom, 485
Et tribns a denis hinc saa claret aois,
469 tatOB felix
471, 1 lYooidet et reaocat profkigom Beynaidos aitqne:
469 tutos vor seiet äurch Unterstreichimg gelöscht f 470 Die B
etiam auf Basur 2>* 471 f fehlt CE\ Actor. Resp. G tussit A\
iussit B, tusdt DE 472 omne quod] esse quid B 473 Octa B
476 iste B 477 precesserat E heiret B 478 migra B 479 Actor
statt *f C 480 uetat B 481 brumo C grimo BCE 483 *f
fthU CE ad hoc E longna oder longoa B 485 adest] ad bec B
ine sua
gnanim B quarum (-que fMi) C 486 b j 1 1 1 1 , | Ä
469 CiD* 471, 1 C tmd mU aliter D«
471 tussit, der beikannte dWectoriale Husten. Schon Notker I
pflegte die Jugend, wenn sie unachtsam toar^ durch Bäuspern an ihre
Pflicht zu erinnern (Arx, Gesch. v. St. GalUn I 93 u. 18S). 474 Zu
nonus vgl 248, auch in der WaUfahrtsfabel erscheint er als neunter
(III €19). 478 vgl. I 66. 480^ = 46^, er beruft die 9 Tavrs
(omnes 481 « omnes tni 136) fBwr Berathung. 485» « I 423*\ qna-
romque niartUn sc. unde cupita peti possunt (484). Ysengr. kennt
150 Liber Tertins, 4fi7 — 602.
Alloquere hone; si rennuerit, ne qu^re, qaod optas,
Non aliquis si non consnlere ille potest
Obseqaeris, Beinarde, michi?' coi repplicat ille:
490 ,lDficior quQdain, qa^, domine arse, refers,
Et qa^dam memoras constantia testibus fl^tis:
Consiliis, regi si fauet ille, ualet,
Sed scio pauconun, nisi forte recensita sacris
Linea sit libris, hunc meminisse retro/
495 His lupus auditis nusqoam se mallet abesse,
Et nimis absentes deuouet ipse fores;
Ergo sie fagiens, ut non fügisse putetor,
Dissimolare noua nititor arte fngam:
Yersos enim in socios, alio spectantibus iUis
500 Retrorsum properat, uisos itemque redit,
Sed minus nsque redit passu, quam fugerat, uno.
Dum se furatur limen adusque fere.
501, 1 Et redaces passiis regrado minus inogat ono
487 hnnc si auf Basur A 489 Obsequens B 490 quedam
auf Basur Ä 492 Concilüs CD 493 Sed ncscio C 495 adesse D
496 abstantes vermutJ^et Mane, u/nnöthig, und wie Quid, Heroid. VI 91
zeigt, faikch ille C deuoret ipse foret B 502 Dum] Sic E
lumen B
501, 1 C; vgl, ,iiTogo i. e. inferre' loa. de lanua.
aOe Wege und Stege des Waldes (I 690, IV 457), wo Wolfe haum
und wölfische Baubgier Nahrung findet, und damit zugleich das ganzt
Wölfsgeschlecht selbst (515 f., IV 739 ff.); wegen dieser Vertrautheit
ist sein Geschlecht schon seit 10 Generationen berühnU. 493 f. Vw
der Aussage des Bären bestätigt B. den einen Theü {487 f. » 492).
bestreitet den andern (485 f, = 493 f.); von seiner Verwandtschaft
ißeiss Y, wenig oder nichts, es müsste denn etwa das WolfsgeschUcht
(linea «:» stirps sc, ktporum, DEW. I Ü51) in der heiligen Schrift
aufgezählt sein (,recen£o i. e. numerare, iterum namerare, recitarei
recolere, rememorare' loa. de lanua), deren Stammbäume er s^
seinem Eintritt ins Kloster ausschliesslich studiert, vgl. V €99 ff. —
495 vgl II 154, IV 266.
über Tertiüs, 508—518. 151
Yiderat hoc aulpes, ocnlomm caios in herbas
Dexter erat, profogi l^uos in acta senis;
,Patnie', clamabat, ,naiDquam tarn mira notaui, 505
Si, qoQ cerno, facis, sed michi credo param,
Somnio, uel properas extrorsiim introrsus eundo,
Quo plos huc properas, hoc mage limen adis,
Extrorsum properas, uel ianna nititar intro;
Hac potias, grates at mereare^ ueni, 510
Qa^rendis regi saper expedientibus ^gro
Informa dabios sollicitosqne iuua!'
Tone lapns aocedens itidem rectore iubente
Dif&o cassom corde reliqnit iter,
,Utqiiid Gonsiliis', ait, ,app]icor? omne lapomm 515
Ut nos me sie aos nosse ego dioo genas;
Qa^rite aos pellem regiqae impendite bimam
Seu libeat trimam, non ego coro quotam.
608 Senseiat
506, a. b Inter pontificem Geroldum teque uicissim
Per consanguineam die michi, qu^so, fidem,
507, 1 Fallimnr? anne foxas properas introisos enndo?
509 Ergo extrorsos abis
503 «r fehU BC hec CD 505 notari E 506 Siqne semo
(oder serao) B crede BDE 507 extorsum B^ extorsum : extror-
sam E introTSum D, intus E B sieht 508 wnd 509 zu einem
Verse zusammen: Quo plus huc properas, uel ianuas nititur intro.
£ m properas
509 I Ixtrorsul I ||| ^ 511 ergo JB bl^'ifMtABE id idem JS7
514 Diffijo Ay Diffuso B casum E 515 conciliis CD ait] aut B
omne] esse B 516 nosce 2>, nosse ego] noscere E 517 bi|nam D
(dam D* duplicem), lunam B 518 Sed C liceat E termam B,
tri|nam D
503 C 506, a. b zwischen 506 iMd b07 in CE in der Beihe,
in D von 3 am Bande nachgetragen tmd ebendahin verwiesen;
gheroldum E; über Bischof Gerold vgl. Einl, 507, 1 C und D*
(introrssus !>*, introrsum C) 509 C
515 f. ,Ihr kennt das Wblfsgesehlecht meiner Meinung nach
ebenso genau, wie ich es eurer Meinung nach kenne', vgl. 485, 493 f,
518 vgl zu I 468.
152 Liber Tertiiw, 519—534.
Grates nolo dati, qa^rendi nolo laborem,
520 Vos meritom expectat, uos labor ille uocatl'
(S^oa loqaebatur, delato dulcia coram
Piiucipibus norat profore aerba parum)
Archiater iurans capat ungui tangit et infert:
,Hoc ruf am, proceres, ecco uidete capat!
525 «Per rafum capat hoc! et nos qa^sioimos aptom
Scruitio regis repperimusque lupam,
Dicere quem nolo; pr^sens habet aula aalentem,
Hie si nos aadit, noait, an ipse sit is;
Terga laborando dabit aut uix absqae labore,
530 Gratia pro quQstu sit, qaibus Qqaa aenit.'
Ysengrimas ait: ,delirat rosticus iste!
Quis lapus hie sine me est? me sine nollos adest;
Utilis hie atinam lapus esset!' id hoste locato
L^titiam loseph dissimulare neqait: •
529 Ille laborabit dimdo, qaesüsse recuBans
519 dari — latorem B 520 Vox B spoctat C 521 loque-
bantur, am Rande batur Ä 522 noxat E 523 f fehlt CE, w C
am Rande Actor, und 524 Besp. ungi B infit CD 524 Hec
rosum — uidere B 525 rusum — hec et non B 527 volo DE
529 latore B 530 qidbus feMt, u/nd Lücke dafür gelassen E
532 est fehlt BE
529 Cf und mü aliter D^, nur dass laborando zu laborabit
geändert ist
523 ,Der Schwörende musste, indem er die Eidesfarmd her-
sagte, einen Gegenstand berühren, der sich auf die angerufenen Gotter
wnd Heiligen, oder auf die dem Meineid folgende Strafe bezog' BÄ*
p. 895; zum Schwur beim HaupU vgl I 689, 373, Quid, Trist, V4. 45
und Martin zu Kudrun 990, 3. 525 et ,w%d in der That' —
529 « finuitus aut paene inuUiM ddbif Borm, 533 esset vgl 540.
Conjunctiv und Subjunctiv stehn in WtMschsätzen promiseue, ohne den
CkUegorieen der Möglichkeit bez. Nichttoirküchkeit zu entsprechen^ vgl
Einleitung,
Liber Tertins, 636—638. 153
,Yseiigrime, tene fenüam! tu iure tenobis, 535
Per sanctam Egidiom, sume! iocutos enim es.*
L^tos ad h^c Bruno : ,8Cola, qu^ componere aersas
Te docuit, loseph, seit bene uelle lupis!
535 *f D nequi tene B 537 *f fehU BCE scola qu^]
scolaque B 538 Mone setzt nach A hinter loseph ein Fragezeichen,
das Borm. mü Becht verwirft; in jenem Falle hätte der Dichter das
Subjed scola in 538^ dwrch illa toiederauf genommen, etwa quam fauet
illa Inpis sit C
ubrisit
537 Subrisit Bruno ^, S| | 1 1 1 1 Bruno carr. D*, darüber uel letus
ad hec bruno D^
535 tene ferulam i. e. magister s. doctor esto. Allerdings ist die
ferula als ,8ignwn regiminis et corredionis^ auch dem Abt, dem Bischof
und dem Papst eigen {vgl. Du Gange s, u.), aber hier, wo loseph die
schulmeisterliche Derbheit des Tadels 531 und die schulmässige Kreis-
form des folgenden Verses verspottet j ist an die Magisterruthe zu
denken, vgl, NigeUus Spec. Sifdt, ed, Wright p. 64, Z, 7 v, u,, Bru-
neUus 98, 149 (Kl, lat, Denkm. p. 87, 90) und hier III 695 f., VII 249 f
536 Über den h. Aegidius, der im VII.jVIIL Jahrh, in Frcwkreich
als Einsiedler lebte, vgl, Stadler I p. 50; ,er war einer der Heiligen,
deren Verehrung in Frankreich sich schon frühe verbreitete, ich darf
den Schwur per s. Aegidium tnt^ dem „par saint Gile, par saint Gilles,
foi que doi saint Gille" im Benart zusammenstellen' BF. Einl. p, 81
— locutus es, prägnant, mit Kraft (531) und Kunst (532); auch sach-
lich gut das freudige Lob losephs, weil Y. in seiner plumpen Frei-
mOthigkeit auf sich selbst als einzig möglichen Schindwngscandidaten
hingewiesen und damit seinen Gegnern die leidige Aufgabe erspart
haue, das entscheidende Wort ,T, selbst ist's' ihrerseits zuerst aus-
zusprechen. 537 f. Die hier vom Bären, 645 f. vom Fuchse, 701 vom
E»d gerühmte grammatisch -rhetorische Bildung losephs darf man
wegen 533^ nicht auf die Symmetrie beziehen, mit der I. die 3 TheHe
des Hexameters f Anruf, Aufforderung, Begründung) im Pentameter
wiederkehren lässt, muss man vielmehr aus der ürtheilssicherheit ab-
leiten, mü der er dem Wolfe wegen seifies loqui den Preis zuerkennt
und ^eichsam wie ein Decan den Doctorhut aufsetzt, ,Wenn du\
lacht Bruno, ,dich für die poetische Beredsamkeit Tsengrims so sehr
zu begeistern vermagst, so musst du deine Verskunst wohl in einei'
Schule erworben haben, welche die Wölfe zu begünstigen versteht, denn
154 Liber Tertius, 539—662.
Ergo aliquis cum sit lupus hie nullasque nisi iste,
540 Rcgis ad officium qai bonus esse queat,
His positis, Reinarde, doce, quid deinde sequator,
Concilium puncto non dirimetnr in hoc'
Seuocat hie patraum uulpes et in aure profator:
,Patrue, quid nobis conferot iste dies!
545 Nonno patres nostros opernm prouentus opumque
PrQposuit nobis? nix snmas umbra patrum;
Qais tarnen illorum merait donare leonem
Pellieio? ut cnperet tanta, quis ausas ita est?
Ecce tibi hone nostra deus arte paranit honorem,
550 Quam faueam patruo, notificabo semel;
Ex hoc ergo tribus quotiens recitabitur, abs te
Linea principium nobilitatis habet.
560 Qaem &tao
539 iste est B 541 sequetur B 542 CJonsilium E\ ^
Sinn ist nicht: ,der RathscMag wird an diesem Punote nickt scheuem',
sondern ,der Hoftag toird in diesem Augenblicke [730) nicht — zu dm
5'17 angegebenen Zwecke — a'usevnwndergehn\ denn wir haben evMm
passenden Wolf in sicherer Aussicht, es braucht nwr aus dem Ober-
säte 447 ff, und dem Untersatz 525 ff,, 532 f. der SMuss gezogen zu
werden diuinetur B 543 l' fehlt E 8e uooat E 547 dotare £
548 caperet DE 549 ore B, B* setzte h davor, strich das Wort
und schrie honorem dazu, 550 faueo BE 551 tribus] talus B
550 C
die nüchterne Plattheit seiner Worte kann man nur einem Kloster
von Wolfmönchen zu Gute halten', 543 vgl, IV 654 y VI 456 -
551 f. Man erkennt aus dieser Stelle {vgl, auch V 67 f, 79 f, IV 998
bis 1002) wie aus Ecbasis 669 die anscheinend sonst noch mdU
beobachtete Thatsache, dass man an den Höfen um der ünterhali/ung
willen die GeneaJogieen der wichtigsten AdelsgesehUchter, wohl wä
Hinzufügung der Hauptthaten jedes Einzelnen , sei es aus dem Ge-
dächtniss oder aus einer geschriebenen Quelle, vorzutragen pfiegt^-
Lambertus Ardensis (Chron. Ghisnense et Ardense cap. 96), aufdenvM
Liber Tertias ,668-568. 1 55
Gloria tanta hodie tibi suppetit, omne prionim
Obscaras una prosperitate decus,
Ta capnt augnstam generis signabere nostri, 555
Et te posteritas tota uocabit anum,
Et tibi subnascens extrema superbiet ^tas,
In nomen titalo tale profecta tno!'
Ille retro saliens hoc se solamine tantom
Roborat: ,exiero, mansero, nonne peri? 560
QaQois p^a minor fit tamqnam sponte ferenti/
Archiater residens ,nior8', ait, ,i8ta mora est,
Patrue, Bninonem nosti paolo ante locatnm:
„Suffidt ambages hac tolerasse tenus".
Ut nideo, regi non anxiliaberia nitro, 565
Ganda piri semper respidt, unde uenit;
Fordere rem prani malnnt qnam nendere honesto,
Dantibos innitis gratia resque perlt,
555 Tu] In E angostum D 558 prouecta : profecta Ä^
prouecta BCDE, das sachlich weit bessere prouecta ist prosodisch wn-
möglich, vgl. IV U2, V 443. 559 *r fehlt E retrosaliens CDE,
vgl, VI 205 hec se sei amine tectum tantnm B 560 peti B
561 Quauis C sit B cuiquam ♦ 562 Resp. C, ^ D
567 honesto ABfgh] honusto C, honeste DE, vgl, V 461 uendere u B
568 Dentibns B
Alwin Schtdtz aufmerksam macht, erzählt von Arnold von Guisnes:
,Senes et decrepitos, eo qnod uetemm eoentnras et fabulas et historias
ei narrarent, et moralitatis seria narrationi suae continuarent et an-
necterent, uenerabatnr et secnm detinebat', unter Anderen ,cognatam
sunm Walterom de Qnsa nominatom, qui de Anglomm gestis et
fabuUfl, de Gormxmdo et Ysembardo, de Tristanno et Hisolda, de Mer-
lino et Merchulfo, et de Ardensinm gestis, et de prima Ardeae con-
stradione diligenter edooebat.' 561 Hör, carm. I 24, 19 /".,
VHahs Blesensis Atdularia 323 f., Aegid. Corb. De compos. medic. II
7ß3 — 765. 563 f. vgl. 483, welchen Vers B. mit sophistischem Geschick
für seinen Zweck uwbüdet; Borm, fasst 564 als Aussage des Fuchses
und bezi^ 563 auf 539 f. 566 ,yertit eo caudam, qua deddit
arbore, malum' Prora 111.
150 Liber Tertius, 669 — 584.
Dum nimis infixo res ungue taetur aaaras,
570 Pro stipe SQpe breui maxima dampna talit
Testor herum foliis uescentem et frondibus (ist!
Crede sacramento, perficietur enim):
Non ultra patiar regem caruisse lupino,
Cum pateat pr^sens, tegmine, cuins eget;
575 Dicere tardabam, sperans te sponte daturum,
Ut foret officio gratia digna tuo,
Assero nunc, quoniam tibi inost, quQ congmit Uli
£tas pellicio, quod medicina petit
Vera fauore metuue tacens et falsa loquensue
580 Vel prece uel pretio dedecus omne ferat;
Phisica cum fuerit tibi tarn percursa frequenter,
Res micbi quQ patuit, non tibi nota fuit?
Unde medela foret supplenda, sine indice nosti,
Sed tibi cor longe, quod bene uellet, erat.'
670 Stipite
581 tibi pencratata
569 *r 5 re| corr. D* 571 hedum C 574 pareat B
577 AssoJ^ nunc] nostri B quam : quo (q) E 578 pellino CE,
cio
peUi ; ; corr. D* 582 tibi] micbi B 583 fieret : foret E
570 Pro stipe ABDEh] Stipite Ci, doch schreibt C selbst am
Rande uel pro stipe ; vgl. Bief. Gl. 581 uel perscrutata D*, uel per-
cussa D*
569 vgl. zu I 208, 570 vgl. V 1189. 571 herum hesiOil C
auf den Bock, Mone und Bormans auf den Esel. Von VI 262 (wo
heruB c. gen. = Besitzer) abgesehen, braucht der Dichter das Wort
1) ^ Hausherr, IV 282, V 676, I 960, 2) « Herrscher, dominw,
III 847, VI 190; entsprechend hera, vgl IV 226, 229, V 757, VII 336;
1 252, II 90. Demgemäss ist herus hier der König^Hausherr, der Lowe,
der nach der Regel des Hippokrates ,Ubi morbus est peracutus, extreme
tenuissimo uictu utendum est' (Medici antiqtU ed. Femel fol. 3^) durch
leichteste Pflanzenkost dem Körper möglichst wenig Säfte zuzt^ühren,
möglichst viele zu entziehen sucht. 579 loquensue, partieula ue
super fiua et oh uersum adnexa est^ Mone.
Liber TertiTis, 586—600. 157
Has ueluti noUet noces andisse, oidetnr 685
Respondisse senex, talia namqae refert:
,Rex credat: corabis eom, si taata medendi^
Quanta me^ pelli, uis speciebns inest;
Proditor, nt taceam, canis mea testibus Qtas,
Lnstra snpeigredior temporis octo quater. 590
Aaspiciom, Reinarde, taum nimis onmia tnrbat,
Optimas est nactis immoderata modus;
Fila trahis libito, qoidni? pro regibns oras,
Vespere laadaii debet am^na dies,
Scorpio blanditnr aolta, pars postera pongit, 595
Forsitan in campo conaeniemos adhuc!'
Ursus ait: ,qaod nis, loquere, Ysengrime sodalis,
Canities multos occapat ante diem,
Accidit albedo, nee temporis nsqne fit index,
Et nooa nix albet oixqne triennis olor.' 600
ibus
587 credit DE eum] cmn B 589 me a ^ test| 1 1 (uyrr. D*
US
591 1' B Suspicium B 592 Omnibus E mod| , carr, D*
593 subito B quid tu J? 594 amana B 597 «T fehU BE quid C
600 Die BoMdberichtiffung triennis von D radierte D* in den Text
hinein.
587 credat sc. mihi ea quae dieam, Bormans ergänzt tibi.
589 vgl. zu 288. 590 vgl. IV 73, 702. 593 fila trahere » , spinnen'
auch Petrus de ElnUo I 560, vgl. unser , Seide spinnen'. 594 Belege
zu diesem Sprichwort bieten BF. EM. p. 92 {schon Hawamal 80, 1),
Zadier in Haupts Zeitschrift XI p. 127 nr. 117, Zingerle p. 146,
GaJfirid de Vinasaiuo Noua Poetria I 281 ,A casu describe diem,
non solis ab ortu'. 595 Vvnc. Bellou. Spec. not. XX cap. 160 dtiert
aus Thomas von Cantimpri , Scorpio blandum et quasi uirgineum dicitur
uultum habere, sed habet in cauda nodosa uenenatum aculeum, quo
pungit et inficit proxLmantem ' und aus der Glossa super Apocdlypsim
, Scorpio blandus facie cauda pungit occulte', vgl. femer Zingerle p. 138,
Zs. f. deutsche Philol. VI 290 ,Qui michi blanditur, nisi cor respon-
deat ori, Soorpius efficitur pungens a posteriori' und Prouerb. Salom.
XXIII 31 f 596»» vgl. IV 730. 600 uix triennis, schon im
23. Monat wird der Schwan voUig w^s.
158 Liber TertiuB, 601— 616.
Obaiat archiater, dulci uiolenta locntam
Responso patmam pacificare nolens:
,Patrae, cognatum terres, qui nolla minantem
Te timet et, qaamuis oderis, ipse fanet,
605 Pone minas, preeor, nt capto tibi prospera cedant,
/ Sed grauis offensQ te tenet aiüa ream:
Nam libertas adhac debere thelonea regi
Diceris et retinens nsque latere modo,
Computat exactor pluris, quam possumns ambo
610 Solaere, iactaram, debita deinde inbet;
Rem tibi com dampno (rex hoc, si spondeo pro te,
Annuit) impensa solaere pelle licet-,
Solaere dimidiam, si saccarrentis egeres,
Promptas eram, at pellis sat taa sola facit
615 Qaod si canitie pellem defendis inani,
Conainci propria proditione potes:
615, 1 Debita si ficta cupis excusare senecta,
601 1" fehlt E uiolent! corr. ZH 603 minatem C 607 Non
— tenere C 609 Computet C exauctor B 611 hie BC 612 im-
pensam E 614 sat tua] sartula (-cula) B 615 Qui sine E —
pellis B 616 Conuincti B perditione CD; vgl. Quid. Amor. 15, 16.
615, 1 in E zwischen 615 und 616 in der Reihe, von D* mit
uel sie nachgetragen, nicht in C ficta] sicca D' senectam E
605 vgl V 7^. 606 ff. Gegen diejenigen, die 607— 614 für
eingeschoben halten ^ bemerke ich: da Y. als Geizhals den Pelz nicht
verschenken kann, so wül ihm R. diesen unter dem bescheideneren
Titel des Darlehns entwinden, das jener dem Könige entweder, wit
zvmächst hier, zurückerstatten (vgl. VI 423 ff.) oder, wie 727 ff.,
demsdhen vorstrecken soU; beide Motive, deren Zusammengehärigkeä
durch den eingeschobenen Zeugenbeweis über das Wolf satter etu?as ver-
dunkelt wird, ergänzen und stützen einander, wtd da dem Dichter
das erstere nicht humoristisch fruchtbar genug zu sein schien , deutä
er es hier wie VI 73 und 426 ff. nwr vorübergehend an, auf ein-
gehende Ausführung verzichtend. 607 Zu libertas vgl. VI 328 — 3^.
608 usque modo = bis jetzt, vgl. 681. 610 f. res = capitaU {VI 74),
vgl. VI 410, 452; iactora und dampnum = Zins und Zinseszins, dessen
Höhe vom exactor ( VI 426 ff.) t^ßrechnet tovrd.
Uhet Tertins, 617—632. 159
Anniis enim est hodie, nee nox saper nna nee infra,
* Ex quo nos eadem eeperat oeto dornns,
Nee mora, nonns ades, niso tibi plansimus omnes,
PrQside te nobis prospera qnQqne rati 620
Poscimns, at tamqaam granis qqo et pr^tas asta
Dietator nostro jH^fieerere ehoro,
At ta te perhibens semi minus esse triennem
Exeosas anms et rnditate ingnm;
Unde tibi neninnt tot nime qninqoennia, qnando 625
Dimidium Instri non snperaris ibi?
FaUere si dieor saper bis, procedite, testes!
Sarge eeler, loseph, tesüficare miebi,
Taqae, asine, atqae eaper! aos tres eoeratis ibidem;
Testibas externis non adhibebo loeam, 630
Yos, qaibas ille faaet qoiqae ipsios estis amiei,
Eligo, nos neram dieite, nostis enim.'
620 nitent
617 infra] extra, nachher ersatzlos getügt E 618 qua B'
619 adest E 620 "rati propera qneque^nobis D 621 Possimus B
— grauns E 622 pregiciere B^ proficere E 623 prohibens DE
625 tot bis quando auf Baswr A noDC tot C 626 superatis B
628 Sorge, celer loseph ! irderpungiert Mone wegen II 273 f,, aber vgl,
II 470, 618, III 202, 241, 281, IV 276, 308, 715, 630 adhibedo B
632 ItUerpuncHan nach AE, Mone interp, hinter nos nosus B
620 uel sie * preside te Dobis prospera queque nitent !>, als
Zuruf der plaudentes zu denken.
618 vgl. IV 3 ff. 619 nonns, vgl. 474. 621 vgl. IV 13 f
629 In ore dnorom uel trium testium stabit omne nerbnm, Deuter,
XIX 15. 630 und 631 stehn im Gegensatz, exterDus i. e, ein gleich-
gültiger Fremder, weder verwandt noch befreundet, vgl. Gl,; B. konnte
nämUch auch Eearidus und Bertüiana, die gleichfalls sowohl zum
Hoflag ais zur Wallfahrt gehören, zu Zeugen aufrufen, aber diese
hohem nur Beziehungen zweiten Grades zu Y., während jene 3 neces-
sarü et familiäres, d. h. erbitterte Gegner desselben sind.
160 über Tertius, 683—654.
Dissimulant testes, iussi prodire morantor,
Se refenmt reram non meminisse satis,
635 Bis iussi prodire sedent, quasi ,numquid amicum
Possumus aut dominum prodere siue patrem?'
Tertio clamati tardant; Reinardus ,in ipsum
Peccastis regem, ni properetis' ait.
Hoc tamquam ueriti surgunt, properare inbentur,
640 Segniter accedunt, curia tota silet,
Ursus ,an hos', inquit, ,qui ter quoque Bürgere iussi
Yix parent testes, dicere falsa rear?'
Ordo datur fandi; uulpes ,secedite pauium
Yos duo, tu proceres, laniger', infit, ,adi!
645 Hos superas ^tate duos meliusque loquacem
Rethoricam nosti, nox tibi pilma datur;'
nie susurranti similis senioris in aurem
Clamat, ut audiri possit ubique loquens:
,Ecce, patrine, uides, testari cogimur in te,
650 Res tibi proficuo, si sapis, ibit adhuc;
Ut grates mereare datis, quQ debita tamquam
Non debens peteris, da sine teste libens,
Nil nisi uile lapi corium rex postulat abs te,
Si tarn parua negas, grandia quando dares?
649 nides, patrae
633 1" feMt überall, 634 Set B rerum referunt A rese-
runt E uerom C 635 Hü B nunquam B 636 parem : patrem C
637 clamanti CDE 638 nil J5 639 Hec C, vgl. zm II 408 -
re
ueriti] menti B propera|| corr, D* 641 ^ ABBE ad hos B
643 f feJüt BCE succedite C 646 uos : uox 5» 647 aulem :
aurem B^ 649 «f fehlt BE pater ne E 650 proficue DE
abit G 652 Non debitis peteres C poteris B 653 ab J5 —
8 t
ab| |e corr. D* 654 neges C quasi grandia quando B, vgl. über
das Glossetn zu III 210.
649 uides patrue C, uides frater auf Rasur D*
645 vgl. zu 537 f.
Liber Tertiiu, 666— €64. 161
Alba solet cornix affectnm scire tacentis, 655
£cce taces, taceas, ast ego nota loqaar:
Tsengrimas ibi quidam fait illias ^ui,
Quod Reinardus ait; non ego testor in hunc,
Non habet hie candam, nelot Anglicos alter habebat;
Nam, nisi qoi coram est, tunc qaoqne nallas erat. 660
Insaper addo pamin, quod aolpes nescit, at omnis
Curia cum magno rege fatetnr idem:
Si qois pellicii dampnum Ysengrimus adempti
Senserit, ammisso pax uiolata caret,
656 neta B 657 cui B 658 Que C 659 caridam B
061 Insuper addo ÄCDE] Insuperando B\ ,ich füge noch die Kleinig-
keit {vgl, I 500) hmzu, die der (erst nach 169 f. am Hof erschienene)
Fuchs nicht weiss ' ac E 664 ammisso ABCE] amisso D daret
caret C, manet DE
655 missverstanden von J. Grimm BF. Ewd. p. 93 twten und
Myth* II p. 946; alba comix = nemo fere, vgl. luuendl. ed. Bibheck
VI 165 (Yseng. III lOU), VII 202 , Sedul. Scot. ed. Grosse X 58,
Fecunda Baus fol. 33^ , Albus erit comus, si strenuus exit alumnus',
HUddf. Maihem. 343 f. ,Si qua säum penitus. desciuit femina sexum,
Plus niueo como prodigiosa jfnit', FToridus Aspectus {Cod. S. Omer. 115,
fol. 50^ col. 1) ,Cum mulier fidei ooruo sit rarior albo*, Zingerle p. 115;
ähnlich ,apes albas' Prora 249. 659 vgl. II 115 f. Auglicus,
vgl. V 1041; die Engländer trugen schon im XII. Jahrh., wie noch
später, das Haar vn Zöpfen. Seit Vereinigung der Normandie und
Englands im J. 1066 war der Verkehr mit ihnen auf dem Festlande
Idhafter geworden, sie hiessen Anglois coues (caudati), so BF. Einl.
p. 96, wo auf Hänel Cat. mss. p. 188, Matth. Paris, ad a. 1^50
(o tunidorum caudatorum formidolositas ! quam beatus, quam mundus
presens foret exercitus, si a caudis purgaretur et caudatisl), vaux de
vire S'Olicier Bassehn, Caen 1821, p. 173, 178, 266 und BuCange 8. u,
caudatus verwiesen wird; vgl. femer Mone, Anzeiger VI 487 f.,
Wattenbach, Anzeiger 1874 p. 214, Wendder, Briefwechsel p. 170,
Francke, Schti^f^oesie p. 108, A. Schultz, Hof Leben I p. 214 f
660 nam = sed, vgl, Glossar. 662 cum magno rege nach Ovid,
der an gleicher Versstelle öfter {z. B. Ep. ex Ponto 1 8, 24) cum magno
Caesare bietet.
Voigt, Ysengrimas. 11
162 Liber Tertius, 665—682.
665 Hie monachns prQsto est omnem indalgere reatnm;
Sic certe socii crimina celo mei.'
Finierat ueruex, sabiecit talia aalpes:
,Ta bene ceiasti, gratia ma^a tibi!
Fadens altemi Signum est, quod cominus astas,
670 Sic faceres, tecum fors nbicomque foret,
Si dao priaatim quonis staretis in agro,
In natis pietas esset aperta patram.
Eia nunc, caper, huc! quod amas, testare loquendo.'
Prodiit excusans atqne locatus ita est:
675 , Actos ego in testem, quod dicere debeo, dicam,
Reinardi cogor non reticere metu;
Cognita quod dixit loseph, non eloquor nitro,
Sed scio quod sciri dico necesse nimis,
Quod foret abscondi dampnosum, sponte fatebor:
680 Luna bodiema bona est, crastina uero nocens;
Pellis ob hoc cuiusque lupi, cras usque senescens,
Optima quQ nunc est, absque uigore foret'
665 omne C 666 secii B 668 bona celerasti B 669 ||stas A,
abstas B 670 faceres C sors BC 671 stateris B 672 parum BE
675 *r fehlt E 676 motu] meam B iMl quod ABC^ que I)E
und Mone. Süm: ,Da88 I. die Wahrheit ausgesagt hat {vgl, nota
loquar 656, cognita dico TU 678), gestehe ich ungern, aber dasjenige,
von dem ich weiss, dass die Kunde davon dringend nothwendig ist,
erkläre ich offen' tdti*a O, ultra : nitro E 678 minus E -cesse
minus auf Rasur D* 681 ad boc cuius et lupi B
666 W. Brachmann: ,Ber wvUige Schluss der Bede wird nicki
vollständig verstanden, wenn man sich nicht erinnert, dass Vers 666
dem zeitgenössischen Hörer oder Leser das Catonische Distichon {III 3)
Produotus testis, saluo tamen ante pudore, Quantumcumque potes^
celato crimen amici ins Gedächtniss rufen mutsste\ ebendahin gehört
Prora 421 und Prouerb, Sälom, XI 13, 673 quod amas sc. 7iip»ffi;
vgl, 630 ff. 680 Quittung fü/r 163 f. y lehnU sich anderseits an das
vielbeliebte Sprichwort ,biute wol und mome we' an, vgl. Zingede
p. 68, Prora 140 und das von E. Bummler aus Glm, 9510 saec, XI
Zs. XXII 422 publiderte 8prichvx»rt ,Quod cras seruatur, de catta
furatur'.
über Tertins, 683—690. 163
Tertins accitar Carcophas testis asellns,
Concatiebatiir aoce nidentis hamos:
jTsengriine, senex inuenis, iQtare! quod isti 685
Finxenmt festes, obice casso breui.
Scis, qnis sim? Stanpis oriondus ego esse magister
Carcophas inter pascha Remisqne feror,
Artis ego arridens, Carcophas dicor ab artem
Allatrante Petro, littera totns ego; 690
687 oriundtis
689 ob artem
683 "T fehU E Garchophas B, wie stets testis] tesas (c -) B
684 uece B 685 senex -iuuenis Motte, gegen den Bindestrich sprechen
die Hss,, 952 und IV 443. An die natSoysQovres des Aristoteles
(senes pneri^ Chalcidius comm, in Timaeum cap. 209) ist nicht zu denken
— lotare (-care) B 686 Mxerunt B 687 quod sim C soim B
Stanpis A, die andern Stampis oder StSpis oriondus A^ orundns B^
oriundus CDE, hier wie hei Stanpis bewahrt A den Nasal, der den
echtfiransösischen Ursprung des Esels bezeugen soll; hingegen sind die
beabsichtigten Solöcismen, welche Mone in 689 (artis und ab artem),
690 (littera), 691 (iunior), 696 (qnis uirgas) und 710 (ut) annimmt,
thetls keine, theils gemeinmittellateinische Verstösse gegen die dassische
Sprechweise, 689 ob artem BC, ab arte BE 690 Alatrante B,
Almairante C
687 Über ttampes vgl Einl 1688 vgl. VII 421 f., .scherzhaft
wird örtUche und zeiüiche Bestimmung gemischt, noch heute hört man
in Oberdeutschland „ewisdien Pfingsten und Strassburg'' ' RF, Einl.
p. 92 mit mehreren Belegen, wozu noch E. Martin zum alt. Beinaert
2641 Ergäfizungen bringt, 689 vgl. IV 9 f. 689 f. ein kreisför-
miges Distichon, 689' »^ 690^, in der Mitte die Etymologie. ,Ba ich
der Kunst immerfort mit zärtiichetn Blick z%dächele (asinus ad lyram,
T^. Edmsis p. 21 Anm. 2) und ganz Wissenschaß bin (littera statt
des Plurals, tcie öfter bei Ovid, vgl. Neue I 475), so heisse ich Car-
cophas, von' dem die ars anbellenden d. h. mit hartem Kehllaut an-
hauchenden Cephas (= Petrus, V 101), indem aus c + art + cephas
das Gänze Carcophas entsteht. Mein Name zeigt schon, dass ich die
höchsten Gegensätze des Glaubens und Wissens in mir vereinige.^
Beispiele zu wunderlichen Etgmologieen des MA sammelt Pannenborg,
Forschungen zur devischen Geschichte XI p. 182 f. 690 Zu totus
vgl. II 160.
11*
164 Liber Tertins , 691 — 702.
Tarn rudis intrasti forsan quam ianior istuc,
Ergo discipolis associare meis.
Grammaticam nosces; age, die, cum scribitor n. c. •
Supposito titulo, sillaba qualis erit? . . .
695 Non loqoeris?' (reticebat enim) ,far, exue, neqnam!
G^dite! quis oirgas? decoriabo canem!
Collige litteralas, nunc sillaba nasc^tur, hoc est,
Quod nunc pellido despoliandus ades.
Indico, non testor, uillos spectate recentes!
700 lunior est, dicto, pr^beat ergo cutem;
Rusticus hie loseph uersus facit atque b. e. b.
Colligit, et tu nunc sillabicare nequis?
691 quod B istic C 693 nosses C 695 exeue B
696 C^dito vernmtket Borm., quis uirgas sc, c^det, vgl, 307 conem B
697 litetulas B heo B 699 Indico A, ludico D, beides lesbar BCE;
indicare = zeigen, was sichtbar ist {vgl, JHef. Gl.), nämUch uillos
dicto
recentes, vgl, 124, UTT nunc B spectare BCE 700 est 1 | j " 1
prebeat A, hinter dicto ist noch g c zu erkennen, prebeat ist also
davor gelöscht, und dicto ursprünglich ausgelassen dico G 701 atqne
fehlt B
691 iunior = iwienis, vgl, senior v/nd zu I 131. 693 nosces
nicht = disces {Borm,), sondern = , wirst du wissen, die Elemeräf
darf ich wohl voraussetzen^ sonst begriffe man nicht den Zorn der
Überraschung in 695, über da^ Futurum der WährsdteinKehkeit vgl,
Einleitung, zu nosco Gloss, n. c. mit hinzugefügtem Abkürzungs-
zeichen (nc, über titulus vgl. Gloss,) ist die übliche Schreib form für
nunc. 695 exue sc. peUem (708), saccum (713), 696 Audk Eber-
hard {Laborint. III 301) gebraucht excoriare im Sinne ,einen Schüler
tüchtig durchprügeln', 700 dicto ^erkläre ich uriederhoU' mit Be^ug
auf 691 und 699; Mone, der davor nicht interpungiert^ scheint es als
Ablativ zu fassen. 701* vgl, 537 /*., 645 f.; b. e. b. ,t. e. beb,
uox uerueds' Bormans, aber der Schaf laut schliesst vocaUisch; U^
beebe dreisilbig, vgl, beibet (»=» belämmert, im MagdAurgischen) und
W, Wdckemagelf Voces tutriae * p. 28 f„ der den Ruf be, me — mae,
mae bezeugt, — G. Lowe loill wegen sillabicare ändern h, e. be, aber
der Gegensatz liegt doch wohl darin, dass das Schaf ein dreisäbigeSy
der Wolf nicht einmal ein einsilbiges Wort — zwischen 597 u. 765 —
auszusprechen vermag.
Liber TertioB, 708—718. 165
(jraminaticQ minimiun nescis, medicosque nideri
Appetis atque etiam claustra sabisse refers?
Quam bene cantata est hodie tibi prima! solesne 705
Sic sapere in claostro sicut agenda foris?
PsaUere qui monachus non noait, consnlo pellem
£xQat, exata pelle peritus erit;
Quam procul hinc aelles, si sors fanisset, abesse!
Sed prias, nt scieris psallere, nosse uelim, 710
Horaram series causa est breoitatis agendQ,
Quando dabis tanicam, tota canenda simal.
Exue, für, saccnm! rez noster primitns illo
Utetur, tribolis seniiet inde meis;
Contempnit parere michi; Berfride, iubeto! 715
Te citins försan pr^cipiente fodt,
Per sanctum Baaona! nichil pietate lacramur,
Mos saus est monacbo, oi capit, nngae tenet'
707f 1 Monachiis igmuus psallendi ooncito pellem
703 nimhim B nesciri C 705 castata B 707 consiüto :
peritus
consnlo B 706 Exuat exuata B beatos erit D 709 uelle E —
fors DE; vgl 883 faisset E ab omne B 710 Si B scires DE
— nosce E 711 Harnin C 712 dabis feMt, %md Lüche dafwr
gelassen C 713 Exne cur factum B 715 cojtempnit D bersrite B
716 Tu B 717 bona (-ua) B 718 ui] in 5 capit ACD] caput BE,
rapit f, vgl. V 130, 468, anderseits I 313 tenet] tui B
707,1 h
705 prima se, hora, gemeint ist 93 — 274. 706 constr. sie in
claostro agenda sapere (vgl. 852) vi foris {wie IV 662) 710 nt kein
Solöcismus, vgl, 827. 714 ,ncuihher werde ich mir Biemen daraus
Sühneiden, ais Strähnen für meine tribnli' (»» tdrgae, fendae, vgl. Gl.)
717 Bauo, atM Brabawt, saec. VII, nach gotteslästerlichem Lehenswandel
durch Amandus von Maastricht bekehrt, Einsiedler im Malmedtmer
Walde bei GenJt, zog sich zuletzt in das später seinen Namen führende
Kfoster zu Gent zurück. In den Diözesen Utrecht, Harlem, Deventer
u. s. w. wird das Fest des h. Bauo am 1. October cttm octaua gefeiert,
er ist Batron von Gent; vgl. über ihn ausser Stadler I 419 Sander
Hagiol. Fland. p. 47 f., Moianus Indie. S. Bdg. f. 16*"— 17^, Ghesquier
Ada S. Belg. II 436-^632. 718 vgl. zu I 208.
166 Liber Tertiiia, 719 — 736.
Desierant testes, moaachoque petita negante
720 Intulit h^c GrQco phisicus ore uafer:
,Te8tibns auditis reus, Ysengrime, subire
Cogitar emendam suppliciamue pati;
Ne tarnen hinc aut tristis eas aut actus in iram,
Rex facere intendit, tu prout ipse sinis,
725 Te potius pietate trahene quam uiribos angens,
Poscit permodico rex sna iura modo:
Si dare te tQdet pellem, prQstare memento,
Kex, ubi sudarit, mox tibi reddet eam;
Dixeris hQC contra quicquam, ter noctibus octo
730 Non repetes punctum commoditatis ideml ...
Quid, miser, usque taces? non est tibi cura pudoris?
Fac, si quid facies, potio frixa fere est.
Nunc calida est Qstas, nee eges hoc peius in Qstu,
Quin huc miramur traxeris utquid eam,
735 Tam grauis est tamque inspectu deformiter horret,
Cur, uesane, tibi larua lupina placet?
ex
719 Desiderant B 720 hoc ^ 722 suppliciumque 5 724 Eni
726 per medico B pro modioo CE modo] m©o E 728 sudauerit B
729 Die 0, Dkeris B ter] tibi B 731 causa D, darüber cura D"
732 si quid] sicut B fixa BE 733 callida est etas B egere D
734 huno E 736 rapina B
*
722 ebenso 1072. 732* vgl. IV 570, Seneca de benef. II 5;
fnx& '=^ fricta, trüa, vgl. Einl. 736 yMan traute dem zauberhaften
Wolf zu, er könne die Werwolfshaut ablegen', sagt J, Grimm BF.
Einl. p. 61 Anm. unter Berufung OMf diese Stelle, vgl. Mone^ Anzeiger
III 295; aber die Werwölfsidee liegt unserm Gedichte fern. Hier tc^rd
die TJUerhaut Oberhaupt, atujh beim Schaf, Pferd, Esel, wie ein ohne
LebensgefaJyr auseu^ziehendes Kleidungsstück aufgefassi, das man abwM
und dann mit einem neuen vertauscht (II 199 ff. , 417 ff. , V 1193 ff-,
VI 434 ff.)y sei es dctss letzteres einem andern Thiere abgenommen
wird oder von Natur nachwächst (III 124 ff., VI 131, 163, 438).
larua ist vielmehr (trotz der für Zs. 18, 7 wichtigen ags. Glosse des
Ampkm.^ p. 344^ 26 ,larbula : egisigrima') hier wie VI 435 nichts als
peius inspectu deformiter horrens, tamquam larua, vgl. 713, 1033^ 1054,
1057, 1068, 1119.
über TertioB, 797—752. 167
T&übns in media uisis hyeme octo nee nna
Dignarer scapolas dedecorare meas!
PQne tarnen dnbitas, seroare an tradere malis
Pellicimn, et qnid si stricta rigeret hyemps? 740
Quod si dinddiam petereris ponere pellem,
Exemplnm Tnioni tu sequerere patris?
Tergora nee certe decimare paratior esses,
Persica quam myrtos fragane feire saliz!
Ut prQStes, rex ipse^ petit, porro omnis agendas 745
Estoat ad grates cnria, oixqne noles?
Ergo michi pellem donares sero minanti,
Qnam pr^are parrnn rege rogante negas?
Non dare, (qnid, demens, dnbitas?) pr^stare rogaris,
Et pellis domino mox reditnra sno est! 750
Nee tn prQstiteris nillano sine qniriti
PlebigenQ, pellem rex petit ipse tnami
737 cto B 738 Dignater B 740 tigeret hyeps B 741 pfte-
reris A^ preceteris B 742 Das Fragezeichen fehlt in den Hsa,
743 decorare E 744 Per sicca B fragfne corr, IH, sragaue E
746 Estaas B Das Fragezeichen am Schluss fehlt hier wie 748
m den Hss., ,und du solltest nicht wollen?'' ebenso 748 ,du solltest
wirklich so thörieht sein, des Königs Bitte um zeitweise Dar-
leihung des Pelzes abzuschlagen — um dasselbe schliesslich dem Fuchse,
sobald er droht, als dauerndes Eigenthum zu iiberlassen?'
747 michi] in B |>elle8 D roganti B 748 Quod B 750 red-
ditora B 751 prefatuiis B queriti B
742 Ä MarUnus (vgl Stadler IV 275 ff,, Otte, Kunstarchäd*
p. 942, Du Gange s.u. capella, DEW. I 110), der Apostel GaUiene
und Patron von Tours, wird gewöhrdich als Bitter auf weissem Rosse
dargestellt f wie er seinen hlau>en Mantel mit dem Schwerte dem vor
ihm liegenden halbnackten Bettler von Amiens iheüt Nirgends finden
sich Martinskirchen so häufig wie in Deutschland und Belgien. —
750 vgl. 308. 751 qtdris plebigena ist nicht, wie Mone erklärt, ein
palridus Itberae ciuitatis, sondern ein Mann hOrgerlicher Abstammung,
der sieh die Bitterwurde errungen hat (vgl. Glossar), im Gegensatz zu
dem ofl (486, IV 1000 etc.) gerühmten alten Adel.
168 Liber Tertins, 758—778.
Nonne domi fugeres hodie ter nndus ad umbram?
Qois aetat hie Satanas ponere terga semel?
755 Non sine pelle potes tantillam uinere? numquam
Pro nichilo oidi sie trepidare {yrobom;
Si saperes, certe tu regem sponte rogasses,
Quod prQstare negas, hoc licoisse dari.
Me misemm, quod iniqua michi natura negauit
760 Obsequio domini congrua terga mei!
Egocero fundente niues, incendia Cancro
Non, ut pr^starem, sollicitandus eram,
Non prQstare michi plus quam pr^bere liberet,
Sed te nulla tuQ laudis opella trahit!'
765 Hinc sperans patuisse sibi Ysengrimus asilum
Non profectura callidus arte refert:
,Decipi8 incautum, uulpecnla perfida, regem,
Certius antidotom snm meditatus ego:
FrancigenQ est longe potior membrana senisque
770 Quam iuuenis cprium Teutonicique lupi,
Me fore Teutonicum nostis iuuenemque probastis,
Sed non et medicam uim mea pellis habet;
Rex suspendat opus, pergam subitoque reuertar,
Francigenam regi querere uado senem.'
775 Callidus archiater, quid possit dicere contra,
Non dubitans monacho leniter infit item:
,Patrue, quid si pelle tua minor illius lesset,
Regis opus quando est omnia membra tegi?
753 tibi BDE 754 Quid B 755 Num E^ 761 Egosero C,
Eglocero DE 763 liceret B 764 te nulla] renulua (reuulua) B
765 *f fehlt B Hinc BCDE] Hie Ä tibi ysengrinus B asÜTim
ABC] asellum DE 766 Nee DE oalidus B ruit refert C
770 lupmn : lupi B 774 Eranoigenem B 775 quod D 777 qiüd
nachgetragen E 778 tegi] regi BD
754 Quis Satanas auch 1135, IV 317, 343, » inhd. welcher
tiuvel ,toer nur irgend, wer in aUer WeU\ vgl. Myth,^ II 847 Arm. 3
und III 298, 771» vgl 407.
Über Törtins, 779—798. 169
Nec senis aiit innenis pr^ter tna nouimos nsquam
Tergora, qu^ regem totam operire qaeant' 780
Itepplicat hQC abbas: ,uanQ8 timor iste aidetnr,
Si regis coram, quam profiteris, babes;
Si brenior insto faerit, qaam legero pellem,
Adde taam, fieri pilleus inde potest,
Sofficient bin^; si nis captare tyrannos, 785
Fidere non debes calliditate dio.
Non procul a oino debes urgere fAUorem,
Effectom probitas in probitate capit,
Gratia primatnm breois est, oisi semper emator,
Ke meritam perdas, nsqae merere seqnax, 790
Maxima ailescunt auidis maiora parandi,
Omne bonom impendit pro meliere bonos;
Fordere nil metaat nisi regem regis amicas,
Me penes agrestes snfficit esse Inpos.'
,Patme', respondit Reinardns, ,ydonea suades, 795
Ista sed onicolor potio tegmen auet;
790 meranda tibi est
792 spemit
779 nolumus E usque B 780 Tergoraque B 781 hie C
783 ioste faeris B, am Bande bessert B* to uerit. 784 pilleus
ABBE] pelleus C 786 Fidem B 788 Officium E Iprobitate
(die JSss,, emend, Borm., der aber irrig ,beniffnitas parü henignitcUem^
erklärt. Sinn von 787 f. : Bis tief in dein Fleisch und Blut scJmei-
dend, in dein GrundcapitcU hineingreifend musst du um Fürstengunst
werben; bloss die Wolle, den Zinsertrag dem Könige zu opfern, genügt
ieiner Habgier nicht (vgL V 111, 563); die reiche Gabe, die du ihm
darbringst, haftet nicht in seiner dankbaren Erinnerung ^ ist vielmehr
hM vergessen und wird erst in eifier weiteren Wohlthat lebenskräftig
und toirksam (ebenso TV 390), sodass nur die ununterbrochene^ Mark
und Mittel erschöpfende Beihe von WohlthcUen dir sein WoMwollen
sichert. 789 leuis Ä est feMt B semper] tempore E 791 pa-
ranti DE 792 impendit ABDfi] spernit C, impedit E 793 ml]
non B 795 B setzt Nota statt ^ daneben reinardus respondit B
795 f. Interpunction nach ABC, ista = haec mea; Mone setzt nach E
das Komma erst hinter Ista.
786 uel federe D* 790 h und mit uel D^
170 Liber Tertius, 797-812.
Non igitur caranda putes discrimina fandi,
Proderit hie Galli mentio nulla Inpi,
Tarn nos Sarmaücmn quam commendamus Ybemm,
800 Unde sit, haut refert, sit lapus, ipse aalet
Fidas in hoc certe es „senior plos proforet ^gro",
Dico lupam ianenem, dico ualere senem,
Quemlibet esse bonam stat testibus, ore daoram
Landator senior, qnattaor ore tener;
805 Nescio, prustet ater, iauenis seniome, medel^,
Dum, quis sit potior, iadice pelle probem.
Ergo senem iauenemqae simnl aellemns adesse,
PrQStaret regi tegmen uterqae saam;
Proposnit iunenem. fortnna senemqae neganit,
810 Parcimos absenti pr^ripimusque datnm,
Yenandi indodles partis infigimns ungnem,
Una anis in laqueo plas ualet octo nagis.
797 igitur] nisi G 798 Perdiderit hec B nulla] nulli«
(millia) B 800 aut D 801 preforet B ergo E^ später ausradiert.
803 licet B bonum fehlt B duobus C 805 iter B seniorue BE
806 quid E indice C 807 iuuemque : iuuenemque B^ 810 pre-
cipimusque B 811 ungues CD 812 laque : laqueo %
^1' , Glaubwürdiger bist du in dem zweiten Ptmcte, das8..\
senior bis ^gro ist wegen 805 nicht ürtheil des Fuchses, sondern auf
769 bezügliches Citai. 802 Drei Zeugen empfehlen den jungen Wolf,
einer, Ys, selbst 768 f., den alten; B, erweitert sofort ^ indem er sich
vor der Autorität des Dr. Ysengrim (581 — 584) beugt, sein vorher
(447 ff.) zu eng gefasstes ürtheil und stellt sich durch 802 zu und
damit über beide Parteien. In meisterhafter Dialektik versteht er so
in demselben Äugenblick, wo er aus des Wolfes eignem Flachs diesem
den Strick dreht, den Schein des nachgiebigen, nur auf Versöhnung
der Gegensätze bedachten Vermittlers zu erwecken. 811 vgl. zu 1 208.
812 D* setzt die übliche Form dieses Spruches Plus ualet in mambos
passer quam sub dubio grus (MSD^ XXVII 2. 165) daneben, r^.
femer Zacher in Zs. f. d. A. XI p. 130 n. 142, Hoffm. v. Fall,, AU-
niederl. Sprichw. n. 135.
Libor Tortiofl, 818— 830. 171
Nallorsum ergo abies; si digrederere, reaerti
Undecies nono non paterere die;
Si prorsus iuaenem prodesse negaueris Qgro, 815
£sto senex potias quam poüare füga,
Te uetalum fingi malim qoam pergere qaoqaam,
Ante ego te noui taqae nalere senem.
Vis ergo, iuaenis; uis, canos; es utpote pelais,
Qoicqoid habes Qoi, te aaluisse liquet, 820
Nanc age, da tunicam, ne msticos esse feraris,
Fingeris, at aaleas te quoque teste, senex.
Si te nee formido potest nee gratia regis
Fiectere, da saltem motns amore meo!
Nunc te gratanter, nisi desipis, arbitror esse 825
Factorum, quicqnid te facere hortor ego,
PrQsertim, ut te semper amem, com noueris, utqae
Nunc quoqne, me sanam consalere nsqae tibi.*
Sturdior ille piro glandes producere iossa
Effluere in uentos mitia aerba sinit, 830
lare
813 ab eis abies B set J?, sed C digrediere C, digred i ,
corr. D* 815 iuuem B ergo B 817 Tene tultum B perdere CE
— qnoqtuun] quoque B, fMt C 818 teque Barm., vgl, 801 ff.
CS s
819 ||nu| B canusjles D esse C es p. B 820 eni] cni B
t
822 FiDgeies - sene G 825 decipis BC arbituros B 827 |e E
— amem £ cum nouens] oognoueris B Mane und Barm, waüen
utque zu atque ändern, letzterer saoum enttoeder «> sapientem auf-
fassen oder mit darum, planum oder cemas vertauschen. Der Dichter
sagt ,zumal da du weisst, wie ich dtcA immer liebe ufid dass ich, loie
auch dieses Mal, so stets dir Verständiges rathe^; ein ähnlicher Wechsel
der Constr, 1 997 ff,, Ober das fehlende ita vgl zu III 1, 828, nicht
829 f £ 829 pio giandes B
819 Zu uis ist heidemal si, sowie es zu iuuenis und canus zu
ergänzen; die Wendung ,Du bist wie ein (metailenes) Becken', ob alt,
ob jung, gleich tauglich, vermeng ich anderweitig nicht zu belegen;
peLuis au<^ VII 357. 829 nicht ,auf eine verlorene Fäbd bezüg-
lich' {BF, XCIII), vgl. Eini. 830 vgl, zu III 74.
172
Idber Tertios , 831 — 844.
Tunc pnmam efiremait mcdicus p&tmiqae tenacis
Doritiain increpitans probra fauoris agit:
,Proh! dubitas et adhuc? et quando aelle ualebis?
Nunc certe nimiam te scio paraa peti!
835 Ergo pelle tua regem uestire recusas?
Cui procerum tantus non placaisset honor?
Yillano temere piperatus pauo paratur,
Sponte tibi occurrit gloria, tuque fugis?
Patrue, si fieret pellis michi cansa petendo,
840 üt tua nunc regi, sie michi presto foret?
Magna michi de te fiducia suppetit, a quo
Impetrare nequit t'erga lupina leo!
Audio, quod uerum est, „pater^ pix cassa madenti est",
Claua uelut stulto, pellis amata tibi est.
831 Nunc B 833 Prood : Proch C, Proch BE 834 a te
cmdert Mone; vgl. 652, 741. 837 pipatus paruo B 840 Bai
Fragezeichen fehU in den Hss. 843 uenturum est B est am
Schkiss ABCDE, hei Mone fehlend.
836 uel proceres O
832^ « fauorem exprohratj vgl. 848, 886, ,er wirft ihm seine
(schlechtvergoltene) Grünst vor' 837 Man liebte es die Speisen und
Getränke stark zu würzen {Weinhold, DFr. p. 323, Htälmanfn, Städte-
wesen I p. 23^31, A Schultz, Höf Leben 1 289, Ecb. p, 51 Atm. 5),
fron Würzen erioähnt unser Gedicht den Pfeffer {V 884, VI 338) und
Senf (V 976), Der Pfauenbraten wa/r eine Zier kömglicher Tische
(Ecbasis 544, Weinhold p. 322); mit einer Pfeffersauce serviert, galt
er ods Leckerbtsseti ersten Banges (Ä. Schultz I 284, 333). Eine ältere
Fassung dieses Sprichworts kenne ich nicht; in den jüngeren tritt
bekanntlich Gurkensalat oder Safran an die Stelle des Pfauenbratens.
843' Derselbe Eingang zum Sprichwort ,ich höre sagen, und ist wahr'
Zingerle p. 42. 843»» Dasselbe Sprichwort Edbasis 320, Prora 302;
Borm. verweist auf Liber de duobus monachis 270 Unde, quod ezcusas
monachos, nil proficis; immo üda recessura cum pice uasa ligas. —
844 vgl. BF. Einl p. 93, Mone, Änz. III 294. Ähnliche Fassungen:
,im ist als dem toren: den dunchet nihtes guot, wan daz er mit sinem
cholben tuet' (52 f. des von W. Scher er QF. XII 102 ,Trost in Ver-
über TertiQB, 845 — 868. 173
Qnis ciiiqaam credat? sumas ana stirpe creati, 845
Nee tibi me sentis consoliiisse probe,
Non captantis heros delato paupere ritum,
Imino toi cnram fidas honoris ago,
Nam sine pelle toa poterit rex niaere forsan,
Ta, nisi pr^stiteris, manzer anams eris; 850
Amodo res, ut oportet, eat sino; feceris illnd,
Feceris hoc, sine me sat facienda sapis. —
Rex, claret probitatis adhnc tibi secta Inpin^?
Tredecies dixi „nil dabit ille tibi";
Nee michi credebas, donec tibi prodidit ipse, 855
Credis adhnc saltem me tibi aera loqoi?
Aspice, qno iactesi non hie tibi sensio eessit,
Diligit et regno plus soa terga tno;
845 Qaid cni credatnr?
851
eat, sin feceris
857 tnictes
serio
846 prebe B 847 Nam D cittun B 849 rex] uix B
850 n] m C7 851 Ammodo E sine oder siue B 852 sat] fac E
853 Asn Bande Ad regem loqnitur C> imd 2)> 857 sensio BDE^
i^ntio J., serio C, darüber uel sentio C'. sentio köfwde nur paren-
thetische Verdcherungsformel »ein, wie ich weiz {Haupt Zs. III 187)
oder (ich) wsen, <iber dafür braucht der Dickter (hoc) scio, hoc dico,
845 C, M» Qni statt Quid. 846 uel Nunc O« 851 C, sino :
sin, dariiber so. non D* 857 tractes C, über serio s, o.
ffweiflung'' betitelten und Zs. XX 346 ff. neuherausgegebenen Fragments) f
,Dem toren, der sin kolben treit, der im ist lieber denn ein rieh',
Boner I 25, vgl. femer Zingerle p, 146 f, Vvne. Bell. Spec. mor. III
8, 2, p. 1022, Oesterley zu Pauli Schimpf und Ernst p. 477. Gemeint
ist der Narr der ho f. Zeit: ,bewaffnet ist er mit einem Kolben oder
einer Keule, und wer ihn neckt, der kann Schläge von ihm gewärtigen'
{Ä. Schultz, Hof Leben I 162), 847 vgl 289 f 850 Zu manzer
auams sagt D* ,genitn8 adulterio et dicitur flaminge vrec hoerenzone/
Für das darin steckende Sprichwort , geizig wie ein Hurensohn' kenne
ich keinen älteren Beleg. 854 vgl. 415—446. 857 iactes {ebenso
tractes C =--- schleppen) sc. lupum in uincula, wie V 555,
174 Liber Tertius, 859—874.
Emorerere qnidem citias, quam uile tibi illad
860 Exueret saltem, quo sua terga tegit.
Non super extemo moueor, carissime regnm,
Confandor patroi rnsticitate mei,
PrQsertim stunmi com me sciat ipse magistri
Inter pellifices obtinnisse locum,
865 Nee dnbitet nostra regaliter arte nouatum
■
Se prius hac qninto posse redire die/
Friuola longa sn^ medico complente loqaelQ
Rex breuiter soluit talibus ora modis:
,Qua, Reinarde, licet, studet Ysengrimus bonesto,
870 M^niaqae intrauit nostra diente carens,
Detrahere exunias ipsum sibi dedecet ecce,
Detrahat bas aliqnis, non negat ipse micbi;
Tu, Bruno, alterutrum facies: uel detrahe nostro
Abbau tunicam, uel micbi trade tuam.'
ut credo u. a. {vgl. Einl.)j nie sentio, und wozu das ÄugeMcheinUde
noch besonders versichern? Dds gutbezeugte sensio ist hier nicht =
sententia (Gloss. Isid. und Hüdebrand Gloss» Lat. p. 139) sowohl wegen
des schiefen Ausdrucks als namentlich wegen des harten Subjects-
wechseis, sondern das aus prosodischem Grunde syncopierte senecio im
Sinne: ,aliqnantTÜiim senex', vgl, Glossar, uetulus 817 und zu senex
iuuems 685. 858 tua-suo B 859 Emorere E uice B 860 sal-
tem] stamen Bormans; saltem illud uile ,auch nur (Kaulen p. 19S)
jenes winzige Ding', wie iUam rem 415 f. 862 Confundo et B
863 ipse] esse CDE magister BC 865 Nee] Nota D nostram B
nouatum auf Basu,r D*, dahinter ist das von D» geschriebene nouatuni
ausradiert, 866 Sed E huic oder hinc B, hoc (7, s. u, 867 *f
vuaerde licet studet
fehU B 869 reinarde zweimal B Re | { | j | | | | | I corr. D*
honeste B 870 -que fehlt B 871 exuuas B 872 neget ipse
tria ^ 874 m : m (also modo) D*
866 Über hoc quinto C schreibt C> uel huc uel nono.
863 f. ,Alludit hie Beinardus ad ea quae fdb, II et HF (der
Wolf als Fischer und cds Feldmesser) ,narrantur, quaeque hoc ipsa
libro supra aliquoties iam tetigit, u. 23, 124 sqq., praecipue autem
131 sqq.^ Borm.
ÜberTertiM, 875-894. 175
Clamat ad h^c ueraex: ,atnim eligis, urse? seorsom 875
Prouisams, ntniin sit tibi ploris, abü'
Keddidit h^c Bruno: ,Ioseph collega, quid horam
PrQtalerim, memet console nosoo satis:
L^tior exuerem regi mea terga daturos,
Esäet enim ntilins oommodiasqne michi, 880
Sed ne forte meo ferar innidisse sodali,
Nolo mala externam sabripere arte nicem;
Impleat ergo sumn, cui sors est prospera, manns,
£t regem trabea aestiat ille sua.'
Non hQc dicta lupns landi patat esse, iocoae 885
Nee risa Stadium dissimolantis agit,
Sed nee consilinm Bmno aocemqne rogandam,
Qnod de propositis eligat, esse patat,
Prosiliens ergo quasi fulgetra mota ruebat —
Pr^cipitis uolpes noluitur ante pedes: 890
,0 patrui miserere mei, Bruno inclite!' dixit,
,Nescierat regem pellis egere suq,
Huc ideo pellem non attulit ipse nisi unam,
Unius est heres datque libenter eam,
888 QBid
894 compos
875 *r fehU BBE ad hoc E ntrumqne B 876 adi DE
877 <r fehU B 878 Pretulerit E 881 Letior Set B feror C
MtuiidM^de B 885 iocose B Hinter esse interp. AD richtig, da
ioco und risu untrennbar sind, vgl. I 740, V 966, /ttr den freieren
GOtrauch der Canj- I 565, III 579, 887 concüium D 889 ful-
gura E 890 uiilpes] Bruno B 891 mesere E 893 Hie C, Hac D
888 Qnod ÄBDE] Quid C 894 mit uel von 2>* darübergeschr.
875 f. vgl. II 490, III 543, IV 97ff., 815 f. 878 vgl 1688.
884 Borm. nimmt im Hinblick auf die sonstigen Herabsetzungen des
Wolfspelzes (735 f. z. B.) an dem ehrenden Ausdruck trabea Anstoss;
aber hier spricht nicht der Fuchs, sondern der Bär^ und zwar in einem
für Ys. durchaus verbindlichen Tone. 887 vgl. VI 420, 450 —
889 vgl zu I 640.
176 Über Tortitis, 895—910.
895 Incolames ongnes damtaxat habere sioatur,
Cetera pr^staatis pace meaque feras;
Non nimis argen debet, qoi commodat nitro,
Creber in os larg^ ne specoleris equ^.'
Argoit iratus poscentem talia loseph:
900 ,Ha, Reinarde, toi nunc patuere doli!
Idcirco patuli satiabitor alneus Orci,
Implebmitqae malos corpora mnlta lacns!
Tu quoque nimirom qaanto liuore grauaris,
Qood patraus potior te foret atque prior!
905 Maiorum et parinm successibus usqae secnndis
CarpitHr et langaet callidas atque potens,
Plus, quamuis doleas, prior est fore dignus eritque!
Reinardus prana calliditate uiget,
Ut fauet, hortatur, non ut sapit, inuidet ergo,
910 Abba bone, auspiciis emoritorque tuis;
898 non specnlaris
896 -que von D* ncLckgeiragen. 897 commedat i 898 in
hoc B sepecilleriß B equo * 899 *r fehlt E 900 patniere B
903 grauatis B 905 usque] atciue i 906 et ABCDEfi] ac Mont
910 Alba D aucipiis C
898 Ci
895 Warum? Nicht bloss zu/r Vorbereitung auf 1131 (BormX
sondern auch, damit er fernerhin seinen Raub zäh festhalten hönntj
vgl zu I 208. 896 ,pr^8taiiti8 sc. pellem' Borm, 897 vgl V 1219.
898 largus im passiven Sinne «- , geschenkt' zu deuten, verhietei
schlechterdings der Sprachgebrauch, wie der Zusammenhang, da es
dem qui commodat ultro entspricht; der Dichter setzt also hier in dem
bekannten und viel älteren Sprichwort (Hieronymus Prooem. ep. ad
Ephes. ,Equi donati dentes non inspiciuntur', Prora 137, 844 /".,
MSD* XXVII 2 n. 34, Zacher in Zs. XI p. 128 n. Uil, BF. p^ 92
unten, Ho^'oe Belgicae IX p. 31 n. 480) statt des gesdienkten Gaules
eigenartig die füüenr eiche Stute, deren Jahre tnan nicht ängsüi^
nachrechnen dürfe. 901 f. vgl Äen. VI 411 ff. Auch V 27 icird
der Neid als das schwärzeste der Laster bezeichnet.
liber Tertiiis, 911—982. 177
Qui meritum minnit, laadem laresceFe cogit,
Semari tanicam perfidoB ille rogat!
Tsengrime, faae tibimet! tuns Qstimor hostis,
Sed tibi dogma menm non at ab hoste datnr:
Serniat ad plenmn, qui semiet, integra reddat 915
Obseqoia, aat certe prorsns habeto aibi,
Snadeo, acut amo, si qa^ritar integra facto
Graüa, seraitiom dimidiare caue!
Ungnibus amissis quid prodest cetera pellis?
Femida per portas qnattaor anra subit, 920
Et sab qnadrifora rex sadans pelle liqaescit —
Sic tibi, sie regi phisicus iste sapit!
Da, doinine Tsengrime, tuos radicitns ongaes,
Da coriom et camem, nil retinere nelis,
Pr^moneo, minininin ne perdant tergora nillam, 925
Nam si perdiderint, irrita prorsns enintl'
Dixerat hQC loseph, landabat curia dictum,
Nee fore sie quisquam, qui reticeret, erat;
Tunc gemebundus ait specifer:* ,Brttao, optime consol,
Publica quandoquidem contio censet, adi! 930
At peto pauca . . . locus fuerit . . . concede . . . merebor:
AmpUns inuento ne rapuisse feras!
912 Semari
932 uolis
912 Semati B 913 fauet B ellimor B 914 degma B
916 proTSsuB f 918 seruitutom B 919 Un quibus B ammissis BE
920 Preuida B 923 radicitos rad^cdti^ C radidtos] traditor B
925 nimiom C 926 Nilam B 928 Ne B forte B sie] nee 0
929 fptime D 930 sencet C 931 panco B ,Sic disHnguendus,
»aepius interrupta turhaH suppHeatione' Barm. 932 in oento D
912 C, Semari : Semari D^, im Glossar schreibt D^ mit entspr,
BlaUnummer ,52 semor, maris * dimidior'. 932 uel uelis D*
915 f. vgl. 990. 917* vgl. 909^, dort ist Missgunst, hier
iMbe die Qudle des Bathes. 929 oonsnl wie 878, vgl. Glossar.
931 vgl. VU 283. 932 vgl. V 121f.
Voigt, Ysengrimiu. 12
178 über Tertins, 988—960.
Non plus ille qnidem, quam repperit, abstnlit usqnam,
Fas habita est, habitis tollere plnra ne&s.'
935 Annait oranti miseratas itemqne nolabat,
Pontifici netnlo demere terga parans;
Berfridus tamido sie clamans obstitit ore:
,Brano, miser Bruno, siste pammper adhucl
Testificor sanctam, qnem s^e requiro, Botolphum,
940 Pro uacaa pulicem non ego pelle darem;
Detrahe plns totol nisi plns quam tota trahantor
Tergora, Inmbrico deteriora facis,
Postulat archiater stalte, meritoqae negantor
Munera, qn^ niolant ins saperantque modmn.'
945 Ursas ad hQC pancis: (et non renocabilis ibat)
,Qaod tribui, tribni, quodque paciscor, ago;
Tu uero Latiam nescis, domine abba, loquelam,
Tergora ne fiant deteriora, iauo:
Tu submitte caput, tu membra extende, docebo,
950 Qui tunicam Franco ponere more queas/
933 quidam B 935 uolebat C 936 uentulo demerere :
uetulo demere B" 937 Herfridus B sie] sibi C 940 pul)licem C
944 Muneraque B 945 f fehlt B ad hoo E esto ibat C, t^-
IV 207, 947 1" E latinam CDE domine fMt D, an dessen
Steüe schiebt D^ pater ein loquebam B 948 Tergore B —
950 Quo CDE
930 requirere, wie sonst quQrere sanctos, vgl. Gloss. Botvi-
phus {Stadler I 510, Acta Sanct, s, 17 Juni), Angelsachse, f 655, '
Bmder des h. Bischofs Adulphus von Mcuutricht, kam mit diese»
nach Belgien, kehrte aber wieder na<^ England sswrüdt, wo er später
(üs Heiliger weit tmd breit verehrt wwrde; für Belgien wird sein CvituB
nirgends bezeugt, doch darf rnan vertnuthen, dass er in der Gegend
von Maastricht an der Adulphusfeier einigen An&ieil haue, vgl. £v
Helpuara II 67, 940 pulicem. Diese Metapher {auch VII 44^)
beruht wohl auf 1 Samuel. 34, is; 26, 20. 941 toto = tuniea, v^.
Glossar. 942 weil der SpuUowrm die Eingeweide zerfrisst. 947 Üb^
Latiam vgl zu 407.
LiberTertius, 951— 962. 179
Desaper ergo ac sabtus et hinc atqne inde relectam
Grand^ai inaenis restrofat nrsos ephot,
Unde altcun medias discriminat occipat aares,
Postremas calces mensns adosqae metit;
Horrida non alio Mx peraolat impete f^niiiD, 955
Non aiio candens unguina crassa calibs.
Anteriora tarnen restant snralia nee non
Aare tenos tegmen frontis ab aare patens,
Porro saper nasom caadale at tortilis ibat
Neraas ab exorta frontis adosqae labrom; 960
üngaibos incassis citra nimis, orsas atrimqae
Liqaerat h^, nimia mobilitate aolans.
956 ingoina
951 ac] et J57 relect| -4., relictrim B^ relictum CE —
952 Grandem B opbot B 953 occipit C 954 Post tremas B
955 impere : impete B*, der auch sein freudiges polchnim heischrieb.
956 cadens G inquina B^ cassa E 958 Ante oder Ante B —
ATiretenns DE tegimen E 959 sup||nasiim D 960 extortu BE
961 excnssis C minus C ntrimqne] ut timet B 962 lique erat B
956 ongnina : ingoina D^
951 f. ,Das oben und tmten, links und rechts eibgelesene (vgl,
963 f., 967, 969 ff, und membranam relegere V 129 J) Kleid streift,
zieht er herunter \ zu restrofare vgl, Glossar, 952 ephot. Bekannt-
lich legt der katholische Priester über seine Kleidung in entsprechender
Reihenfolge folgende 6 liturgische Getßänder: amictus, alba, dngulum,
manipuhüiS, stola, casula (pUmeta); das erste derselben, amictus oder
superhumerale , das SchuUertueh (vgl. näheres bei BoHdeschi, Rom,
Baus p, 5, Fluck, Kath, Liturgik p, 118, Bock, Geschichte der liturg,
Gewänder II 19 f.) — ein weisses, leinenes, länglich viereckiges Tuch,
toelches der Priester zuerst über den Kopf legte, und das cUsdann
glei<^ auf die S(^uUem und den Hals herabgdassen und unterhalb
der Arme auf der Bnut zusammengeschnürt wurde — empfieng von
dem entsprechenden, aber ungleich prächtigeren (Papias s, u. effoth,
Ugutio föl. 64*^ col. 2, Bock a, a, 0,) Stück des jüdischen Hohenpriester-
omats den Namen ephot Abwechselnd gebraticht der Dichter neben
Vfdtlichen Ausdrücken für das Kleid des Bischofs Tsengrim Utwr-
gische Bezeichnungen, vgl. 977. 953 ,altam medias!, hgpaUage'' Borm.
955 1 vgl, II 394, 405 f
12*
180 Liber Tertius, 963—978.
Glamaaitque alacer: ,comites, hQc lectio lecta est,
Nunc melius, cui non complacet ista, legat,
965 Sed sie TeutonicQ membrana est nescia linguQ,
Tamquam Pictaui corpore rapta lupi;
_ Carcophas, quid ais? uideor legisse uenuste?
At tu die, ueruex, et caper!' ambo tacent v
Beddidit h^ asinus: ,peream, nisi legeris apte,
970 Hactenus et placide sustinet ilie legi;
Legeris nlterius, iam sentiet; ecce pnsillum,
Quod modo legisti, senserat ipse fere.'
Tunc iratus aper sie frenduit ore minaci:
,Yse]igrime, nichil conuenienter agis.
975 Quam sit Bruno diu phanaticus aut ubi, miror,
Seit iuuenem papam detunicare probe,
Tam bene si casulam posnisset cappifer albus,
Ter tria mox surgens mala uorasset Abel;
963^ ,Gui plaoet, applaudat,
976 decoriare
967 ait B, agis C 968 at =- certe, vgl. zu II 377. 969 1"
fehlt hier wie 973 in ABCE 972 Quomodo B 973 Nunc B
975 "it owr. D* nbi] nisi E michi : nbi C 976 decimare E
977 si] Sit D, seit E 978 Ter tria ACDE] Tertia B
963 mU uel sie D* 976 C
963 vgl V 60. 965 f. ,d. h, dca FeU des jungen deuischm
ist uns jetzt so äiensam wie des besten erzfiransösischen <iUen^ KF.
EwU. p. 79. 968 Beide überlassen dem Magister Carcophas (687 ff.)
daji erste ürtheü. 977 yWenn der weisse Mantelträger dem Priester
so schön das Messgewand (vgl. zu 952) abgenommen hätte (vgl. 950,
754, 741), wie der braune Bär: cappa steht hier nicht im weÖiUdien
Sinne (Beisekleid, i)gl Weinhold, DFr. p. 396, 449, Ä. Schultz, Hof.
Leben I 202, 226), sondern bezeichnet ein liturgisches Gewand, da»
vorzugsweise von den Ministranten, den Sängern und dem niederen
Clerus überhaupt (vgl. phanaticus 975, diacona 985) m Gebrauch
genommen wwrde (Bock II 267). Diesen weissen Mantd und damit
die Alba des Ministranten trägt Joseph, der dwrch diese Stichelei van
nettem (968) zu einem ürtheil provociert ujird. 978 surgens, ,8C. a
Über TertiM, 979—992. 181
Hnic tarnen officio grates nt honoris inani
Ac fractns-animun nescio, noce-siles. 980
Insipiens dici poteras, niai nonna netaret,
Gantios at posthac ntiliasqae geras,
Die super impenso famolatn gratos honorem,
Dedecet acceptis abnnere nsqne nicem;
Et ne despicias accire diacona talem, 985
Qaocnmqne eligeris presbiter esse loco.'
Laniger obiecit: ,potias michi Bruno uidetur
Officio grates non meruisse suo,
Nil c^isse minus quam c^ta refringere l^dit,
Officium grates integritate trahit; 990
Detrahe, Bruno, mitram! si non detraxeris Uli,
Glabrio dicetur; detrahe, Bruno, mitram!
984 ezhibitis
979 tam B 980 a^um aniTnnm B 981 notaret (uocaret) B
982 post hec DE gras B 983 Hie 0 famulatom BC gratis DE
984 annueie B 985 acciere B 986 elegeris DE 987 «T fehlt E
989 c^pta fMt C legit g
964 h
ffenuflexione, ctccepta quae impertiri soUt ante digressum benedictiane'
Borm. Abel kann GetvUiv oder Nominativ sein, und da ÄbeUäpfel
sehiechterdings nicht nachweiahar sind, nur das letztere; cdso ^so würde
das Lämwiein — Joseph als Messknabe — von dem dankbaren Priester
9 Äpfel {ähnlich IV 1032) zum Verschmausen bekommen haben', vgl.
Abelxtm lampili Graff II 214 {aus (Jim. 23496 fol. 1\ in dem son-
stigen Salomonischen Material ist 'nach freundlicher MittJieüung von
E. Sieinmeyer und E. Sievers nichts Ähnliches aufzufinden)^ Abellos
agnus recens natus Du Gange 1 18; demnach ist abel hier entweder
AppeUatiuum, oder es ist, wofür das Fehlen der Endung zu sprechen
9cheint, dafür das N. pr. des lammflrommen Abel eingesetzt; weiteres
m Glossar. 981 Zu norma ergänzt Bormans unter Berufufig ofuf
869, 1 104, 109 urbanitatis; aber norma ist stets <= Klosterregel,
vgl. Glossar j und hier ist die auf Matth. V 22 fassende Vorschrift 22
des IV. (Jap. der Beg. Benedicti gemeint. 989 vgl. Frora 215 —
990 vgl. 915 ff.
182 Liber Tertius, 993 — 1010.
Pardus abrepta grator, quam parte relicta
Anxior, et grates Bruno sibi optat agi!
995 Quod canis ambesa fertur meruisse placenta,
Hoc meruit Bruno nee meliora ferat.
Balnea laudarem, si rasa Corona fuisset,
Nunc monachus credi protinus esae nequit;
Rex nbi pontificem fieri deliberat illumV
1000 Ampla ad utrasque aores infnla tendit adhuc,
HactenuB est abbas, statoatur denique prQsul?
Unde lupis tanta est gloria tamque frequens?
Sic ego reuera (nee sam robustior urso)
Obsequii grates non meritnrus eram,
1005 Expilarem oculos et demolirer ego aures,
Sin aliter noUet rapta tyara sequi;
Curandum paucis prQter micbi credo tibique,
0 caper, expertem luminis ire lupum;
Si duo nos illi lumen pateremnr abesse,
1010 Auribus auulsis nuUa querela foret,
995 exesa
993 Parcus B relecta D 994 s] g J3 995 ambesta B
996 Hec B 997 BaUea B 999 fieri auf Basur E 1000 ad
utrasque] adusque B ad hec B 1001 D(m Fragezeichen fehlt in
den Hsa. 1003 ergo B non BDE 1005 aures ego et demo-
liier DE 1008 expertum C 1009 lumen] aures C, lumine E
1010 auussis (amissis) B
995 CDS
995 f. Schwerlich auf eine verlorengegangene Fahd zu beziehen,
vielmehr auf sprichtoörtlicher Grtmdlage hervfhend, meruisse statt me-
rere; vgl, Prora 237 ,Quitne diu canis imnunes calcare placentas?'
1000 infula, wie mitra 991 f. i/md tyaia 1006 die Bischofsmütze, vgL
Glossar. Die dem Wolf bei der Schindung gdfliebenen Stücke, Hut und
Handschuh, konnten sowohl geistlich auf den bischöflichen Ornat als
auch weiilich auf den herausfordernden Bitter gedeutet werden; d. D.
behandelt erschöpfend das letztere Motiv 1115 ff., ersteres hier nur
vorübergehend streifend.
Über Tertins, 10U->10a4. 183
Scilicet abstracto penetralia libera peplo
Aaditum trahereBt liberiore nia.'
Dixerat h^ aeruex; eadem Berfridns et illi
Dicere se iorat proposnisse diu,
Et pQnam tridnana inbet ieinnia culpQ, 1015
S^pins inculcaiis, poBt caneatnr idem.
lam lapnfl abstracto fandebat tergore riaam
Saagaüüs, at denso defluit imbre Latex,
Bubrior et stilla flaaü cnirentis ab alto
Agnini ingali nnlnere totas erat 1020
Qamat oiians medicns: ,per totnm aenimiiB istuc
Delecti regnum ins agere atque loqni.
Et quia lactificare caper, nel mingere ceram
Carcophas dididt, oontio nostra dolet;
1023 oerainqae oaoaie
1011 forinm penetralia peplo DE 1013 hoc E 1014 iurant
BCDE 1015 culpQl espe B 1017 f fehU C abstrato B
it
1018 dofln)! carr, D« iimbre B 1019 et] est E 1020 angoim C
- erat fehU E 1021 *r D 1022 Düecti B, Deücti CE, DeUcti :
tque
Deleotos D* a 1 1 1 eorr. D^ 1023 Etqne saotifioare B
1023 mU uel Ih
1013 ,1111, 90. Brunoni, eui-et ieiunia imperantwr* Borm» —
1023 Seiner Natwr nach gibt der Bock kerne Müch — über das
Sprichwort ,Böeke mdken^ vgl, die Ausleger zu Verg, Echg, III 91^
Prora 518 und hier V 128 — und die Esdspisse enthalt nicht Honig
oder Wachs, sondern sehr viel Ha/msäwre, dermassen dass das Gras,
auf weiches er pisst, — v^enn auch nur bis zum nächsten Thau —
weiss oder grau wird, daher der Dichter des BruneUus (Kl, lat. Denk-
nuäer p. 100) von diesem sagt ,GTamina demingit, sie arida pascna
reddit, Hinc periere bonos, hino moriuntur oues* {317 f., noch mehr
iiberireibt die Wirkung seines Harns der Interpolator 318, 1—6),
Hier aber, klagt der Fuchs, haben Bock und Esel dem Wolf gegenüber
*iur 8ai9rftmuih und Müde, nur üftZcA und Honig, nicht GaUe und
Säure auf den Lippen; vgl. zu der Metapher Prouerb. Sal, XXIV 28
Ne sis testis frnstra contra proximum tanm, nee lactea qaemquam
184 Liber Tertins , 1026 — 1066.
1025 Degrassetur enim cum tanta iniuria regem,
Yo8 aliud miror depnduisse queri:
Non detrans Tanaim plus fnlgurat edita syndo,
Nee Situs annosum tarn rubefeeit ebur,
Quam poderis bis tincta rubet, de qua iste snperbit,
1030 Ante quidem, non nunc, patruus ipse michi.
Quis consanguineus miser audeat esse potentis?
Dispariter funem diues inopsqne trahunt;
Donec uisus erat pauper, nelamine uili
Obsitus, hunc poterat non puduisse mei,
1035 Nunc fortasse pudet, postquam detecta uetatur
Purpura sub corio delituisse lupL
1025 Degrassator B 1026 all aUud B miro G 1027 feMiy
U7id Zeile dafür offen gelaasen E de trastanaym B trans auf
Easu/r D* fulgerat BC IH sehreibt 'ci* über sindo, will also scindo,
ähfüicJi leitet er Siditur IV 117 ab ,de scindo' 1029 iubet B,
ps
rabor C supersit C 1030 nunc non BD i\\e E 1033 pauper
erat uisus C 1034 michi : mei E 1035 Nee B
labiis tnis tmd Hüdebert, der in der Schüderung eines Heuchlers
sagt Laote dealbat fei, gladium quoque melle perungit, ... Mellit^
fauces, et amamm nectar in ore, Sermo sapit nectar, sed mens ina-
cescit aceto (col. 1364, Zeile 27 ff.). 1027 Seidene tind baumwollene
Stoffe kamen, in Scharlach oder Purpur gefärbt, während des XII. Jh,
in grossen Massen nach dem Abendlande, vgl. DEW. I 68, Bodi^
Band I; gemeint ist hier ein seidener TaJLar m dappelUr Pwrpwr-
färbung (SCßatpov) aus dem Orient (detrans Tanaim), sei es aus Tyrus
{1037, A. Schultz I 256, 265) oder, die Ortsbestimmung wortUch
genommen, aus den Kat^casusländem {Ä. Schultz I 251 Ober Agn-
mantin, 255). 1028 Vinc. BeU. Spec. not. XIX cap. 51 Ebur can-
didum est, quantoque uetustius, tanto rubicundius. 1029 Unter
poderis, iiberh. «^ tunica talaris, wird gewöhnlich die Alba (zu 952)
verstanden, was hier unstatthaft ist, da diese ihre weisse Farbe stets
beibehalten hat. Zunschen der stola und der casula legte der Bischof
noch die beiden Diaconatsgewänder an, die scharlachrothe tunicella
und die gewöhnlich weisse dalmatica, erstere heisst auch tunica (109 f)t
tunica poderis {Innoc. III Myster. missae I 10, 55), an sie ist hier
zu denken. 1032 vgl. 1 395.
Liber Tertins, 1087— 1060. 185
Institor hanc Tyrio iam nunc extraxit aeno,
Stillat adhuc croceo tinctio rore recens;
Yos agite, o proceres, per aestnun et regia honorem,
Cemite folmine^ nestis herile iabarl 1040
0 quam pauperibns diues splendere mdeturl
Sed qnid opes prosnnt, cum sit anarns habens?
Dinite commendor patrao, confondor anaro,
Prosperitas simplex est, ubi teter olor;
Diaes aaaritia est melior nix paupere largo, 1045
Solais egestatis, patrae, probra me^,
Te mea non adeo Iqdit pennria, quantom
Constat anaritiQ me pudnisse tuQ.
Visere qnis cupiens regalem pronidus aolam
Tegmina gestasset deteriora foris? 1050
Tu saper indacens peius tegomenta lupinQ
C^saris ad nadam caltus ad instar eras!
Quam decait tali Tyrius sab tegmine marex,
Clara sab hirsata parpara pelle lapi!
Sed teneo, peUem cor non donaaeris altro: 1055
Texta aerebaris ditia posse peti,
Sordidas idcirco aenisti pelle lapina,
Omatam, celebrem dissimalare aolens;
Vix precibns longis extorsimos, improbc, tandem,
Ostendi caltus ut paterere tuos, 1060
1037 Instior (lu-) E syrio B, tyro C 1038 croceo B
1039 uesü-om et] unum B 1041 splendore B 1043 contendor g
1049 Misere B 1052 Cesaris corr. 2>* 1053 Quam ABC]
Quem DE und Mone; quam =» tne wenig docuit B tynus B
1054 purpure B 1055 Hinter pellem interpungiert A, die andern
^st am Schluss donauerit B 1057 Sordifus carr. D* Sordibus E
1059 Vis B 1060 Ostendisti E
1044 vgl zu 655; schlichtere Fassungen desselben Spruchs hei
Oüoh (Pez III 2, p. 50Sf) Gaudia integra nusquam sunt in terra und
Chmtheri Ligurinus I 603 üsque adeo nulla est hominis sincera
uoluptas. 1045 auaritia fasst Mone als AbUOiv, Borm. richtig ofe
Nomin,, vgl. diues auarus Ouid. Am, III 7, 50.
186 Über Tortixifl, 1061 — 1086.
Porpiira si saltem gestata forinsecus atque
Interios pellis, culpa ferenda fiiit.
Curia si mecum sentit rectumque tnetur,
Rege super l^so iadicat atque dolet;
1065 Contemptus regis pensandus honore co^uo est,
£xce8sus queritur regia causa duos:
Potio suspensa est monacho retinente cucullam,
Induuias turpes horruit aula uidens,
PrQsumptum temere est, nee inemendata manebit
1070 Aut non pr^teriet sospite culpa reo.'
Has medici uoces confirmat curia clamans:
,Emendare reum uel Inere ausa decet;
Tarn reus hie quater est abbas et episcopus idem.
Quam lupus esse solet laicus atque rudis,
1075 P^na co^qua nefas aut emendatio pensetl'
Glamabant proceres, et graue murmur erat,
Denique sedati postquam tacuere peracto
Barones strepitu, phisicus inquit item:
,Patrue, non audis procerum decreta? quid abstas?
1080 Protinus emenda, si tibi cura tui est!
Stulte, quid emendes, ignoras?' (namque rogabat)
, Nonne, quod ammissum est, diximus ante satis?
Regis ad offensam gestatum intrinsecus ostrum,
Palliaque oranti pr^stita sero nimisT
1085 Irato similis multum nee adesse uolonti,
Stabat adhuc abbas, nee temere acta querens-,
1062 foret B 1063 tecumque tuetur B 1065 Contemptusque E
1066 Excelsus J5, Exessus D 1071 1" fehlt C, erst hei 1073 E
uel
1072 aula B e8.t deoet C 1077 latuere B 1078 Härenes B idem BE
1079 irstas corr, D* 1080 cara B 1082 ammissum AE] amis-
sum BCD 1084 omati B, omatu G minus B 1085 1" fMt CE
stultum 0, uultum wiU Bonn., vgl. Har. 8erm. II 5. 92. 1066 ad
hec B nee] nisi B
1084 Über nimis schreibt J> uel foit, wohl Glosse eum «ort^
Verse.
Liber Tertius, 1087 — 1096. 187
Turbidns archiater fremnit: ,qiiid, patnie, nersas?
Me, nisi ter iorem, dicere aana putas?
Patrae, per penBam saDcü Gabrielis herilem,
Quam septena boom nix iuga ferre oalent, 1090
Ni sabito emendes, tunicam poet paUia tollo,
Si uis, imperimn transgrediare meam/
lamqae emendatom, &ta et nocoisse recordans
£t nocitnra tunens, c^erat ire senex;
Ammonet hircos eom: ^sic tu, monache improbe, coram
Rege patas magno principibiisqae loqui? 1096
1090, a. b Per sanotam Latia, qvi panaat in urbe Bibronsi,
Et Basilam Scote de regionia hnmo,
1068 T n C Am Schluss ein Fragezeichen m D, ein Punct
in AB, nichts in CE 1089 penam — habilem B 1091 tunica C
post to pallia B 1092 uis] ins A {vgl eu I 559)^ ins et C; vgl.
V 179 und ü TOB, irascare michi Ys. abb, 113 f. 1093 "f fehU E
et nocoisse] incause B
1090, a. b von D* nach 1088 eingeschoben.
1069 Gemeint ist die grosse Schwungfeder des befiederten Erz-
engds (vgl, II 65), ,quae tarn tum magnifiee in iUius Statuts pingi
ae deaurari sokbat^ (Borm.) 1091 paUia ist hier und 1084 nicht
das erzbischößiche PaUium, welches der Dichter stola (vgl. eu V 1074)
nennt, sondern Obergewand überhaupt, vgl, tunica propior pallio Plau-
ius IWn. V 22,
1090, a. b Latia ist wegen des entsprechenden Basilam weder
zu in urbe ,in der waischen Stadt B,' eu beziehen noch zu Lucium
(Luciam) zu ändern (Ghesquier 1 97, III 222, Sander Hagiol, p, 133),
vielmehr bietet das Distichon eine durch ter veranlasste Fortfuhrung
des Scherzes und erinnert an 1 299, IV 355, 1, an die H. des Namens
Basilia und Basilla gemattet Scote nicht zu denken. Wohl aber gibt's
^ine urbs Bibrensis, Beveren in Ostflandem, bei Antwerpen (vergleiche
Osterleg, Histor.-Geagr. Wörterbuch d, MA, p, 61), das durch seine
SpUzeMöppeleien bekannte reiche Dorf mit 7000 Einwohnern.
188 Libor Tertius, 1097—1114.
Hoc quod in osqae tnom pendet nasale labellnm
Detrahe, ne balbo semiloqnare sono;
Labra tibi nasale netat ne libera dandas,
1100 (Indice sub cauto retia mille latent,
Incolnmes causas exilis scrapns iniqnatl)
Detrahe, supposita ne capiare plaga.'
Laniger exclamat contra: ,Berfiride, quid erras?
Desipit, indocilem qui sapere alta docet;
1105 Sit licet exiganm nasale, potasne, quod ipsnm
Tarn nilescat ei, quam mea lana michi?
Tarn fnit ille diu retinend^ pellis anams,
Assibas hoc temis non pateretnr emi.'
Emendantis agens ritnm, lupus ntraqae tendit
1110 Brachia, regalem cemans ante thonun,
Obnixnsqae capat, placantia snpplice gesta
Emendatoris dicere uerba parat;
Cautos nt archiater nidet emendare paratom,
Corripiens doris nocibus acre forit:
1104 sapniBse dooet
US
1097 in i I quo corr. D« libellom B C schreibt hier uasale,
1099 u. 1105 vasale. 1098 ballo B 1100 caudo B 1101 Incob°T
corr. D* scrupus] semper B, serupns C 1102 subposita A, sub
posita B imd Borm. 1103 <( fehlt 0 1104 Decipit E inoccilem B
uel tis
1108 hec BE tiinis D 1109 1" fehlt BE Emendatus D
1110 ciiminis B thonun ABCDE, vgl 270, VII 332; M<me twB
thronum. 1111 capit B plaoentia E 1113 *( DE nidi B
1114 aere C sinit B
1104 h
1097 vgl 959 f. Bei der Gesichtsbedecktmg für den Kampf
erforderte besonders die Nase sicheren Schutz. ,8o wurde denn an
dem Reifen, welcher den Helm an seinem unteren Bande umschloss,
ein festes Eisenband angeschmiedet , gerade lang und breit genug ^ die
Nase zu bedecken. Es ist dies das Nasehband (altfr. nasaiC) ' A. SdMz
II p. 51. 1098 vgl II 7. 1100 vgl II 477. 1104 vgl II 644.
1108 Der Preis von drei Hellem auch VII 192, vgl zu I 789.
Liber Tertiiis, 1115—1128. 189
,Sic! sicl 0 Satan^, sie! patnie, patrae demens! 1115
Corre procol, SatanQ patrae, cnire procal!
Egregie est factum, sie te facere obsecro semper,
Emendas lepide, iam tna facta probo!
Qnod si te nelaret adhue damis hispida, namqmd
Horroris tanti uersns ad aosa fores? 1120
Emendatnmm rebar-regemqae daello
Impetisl est peior culpa priore sequens;
Purpura cor pretiosa tibi matauit et artvs,
Pronideat peltam rex citns atque pedom,
Tsengrimus aaet solio depellere regem, 1125
Impetit 0 dignos regia coUa pagill
In regem, o proceres, hoc dedecüs isse sinetur?
Hen michi, qaos fastns ostrifer iste geht!
1128 foUigür
1115 81 B 1115, 1116 Sathana DE tind Mane, der aber
seinen Irrthum in den Ädd, crü. p, 299 erkannte; B, hat dem Wolf
schon 1030 ade Oheimschaft gekündigt, nimmt sie dann a%M alter
Gewohnheit 1087 und 1089 toieder auf und sagt sich hier ganz von
ihm als ernenn Teufelsoheim los, vgl. zu IV 634, 1118 lapide B
1119 Tialeret CD nonquid C 1120 Horreres C causa B
1121 Exmendatomm B 1124 peltem B 1126 Impetis B
1127 hec B esse BDE 1128 iUe B
1128 so D* über ostrifer, vgl, V 126,
1117 vgL zu I 957, 1123 auf sprichwörtUcher Grundlage,
vgl M8D.* XXVII 2. 107, Eberh, Beth. Labor. III 117 Permutant
mores hominimi com dantor honores, Cruntheri Ligur. I 300 Snmma
probos mutaie potentia mores dicitor, Zingerle p, 53, 1124 pedum
mlat. stets <» hcujulus, fustis, daua. Beim Zweikampf bediente sich
zum Angriff der Bitter des Schwertes, der Nichtadlige des Stockes oder
der Keule, dieser Unterschied wird durdiweg bestätigt, vgl, DuCange
II 66 s. u, campio, II 952 col. 1, A. SchuUz verweist mich brieflich
ouf den Sachsenspiegel (Buch I Art. 63 § 4), Wamkönig und Stein,
Frone. Bechtsgeschichte III 229, Phüippe de Beaumanoir Coutumes
du Beauvoisis II 432, Assises du Boyaume de lerusalem 1 1, 325 ff.
Wenn sich nun hier der König, dessen Symbol das Schwert ist (190)^
190 Liber Tortlus, 1129—1142.
Dignas erat forca, tarnen emendabile crimen
1130 Baronnm meritis extitit atqne meis;
Nnncqne daellarem ciroteca et pillens arram
Proponunt! proceres, probra quis ista ferat?
H^cine signa pntas iram compescere, demens?
His potios signis senior ira snbit
1135 Qois tibi persuasit Satanas prodire, prinsqnam
Gonsnle me nosses, qu^ facienda forent?
Gonsnle me h^c stnlti pr^somptos pignera certe
Debneras longe desemisse foris,
Tnnc tibi rex forsan predbns mansnescere posset,
1140 Qni nix nnnc aliquo conciliante potest.
Die michi, rex, qtaidnam saper hoc inssaras es aosa?
Ingenium magnQ nobilitatis habes,
1129 surca B 1131 Huncque E pellieus aram B
1132 qui" corr. D* 1133 Hoccine B 1134 potior B 1136 nolles C,
nosces DE 1137 hoc CE pignera] mtmera B 1140 Que B —
uix non C consiliante BDE
trotzdem mit dem Kolben wehren soll, so vermag ich einen Grund
dafSr nur in der Erwägung des Dichters eu finden, dctss gegen dm
plumpen Bauer Ysengrim mit bäurischer Waffe gekämpft werden
muss, vgl, 1136. 1129 Die Strafe des Erhängens am Galgen {RA.*
p. 682 ff.) wird erwähnt: hier für Majestätsheleidigwng [1064), IV 170
für Verrath, IV 223, V 310 für Diebstahl, I 389 und IV 98 ohne
Angäbe der Schuld. 1131 Indem Y. ntraque tendit brachia und
cemnns capnt obnititar, erweckt er den Schein, cds ob er Handschuh
und Hut als Unterpfand der Herausforderung (duellarem arram,
pignera stnlti prQsnmptos 1137, dnelli nadinm Matth. Ports. 1243) dem
König darreiche; wie heute die Karten, so tausehte man damals die
Handschuhe aus, was reichlich bezeugt ist {DuCange II 331 cot 3,
RA* p. 154, BF. Einleitung p.68f, Martin zu Beinaert II 6745,
A. Schultz II p. 133); aber von einem zweiten sachliehen Pfände, wie
hier augenseheiniich der Hut gebraucf^ wird, wissen die sonstigen
Quellen nichts. 1135 vgl. zu 754. 1137 f. vgl Myth.^ I p. 2r
Anm. 1 und Jus feudale Saxonum cap. 33, art. 5 Anteqnam nassallus
accedat ad dominum, gladium, cultellum et calcaria, pileum et mitram
deponat, chirothocam et cappas oxuat.
Über TtetioB, 114S—1168. 191
Parce precor stolido, patrans michi didtor esse,
Et licet innitiis seraiit ipse tibi;
Regis more gerens, rex h^c tibi, patrae, dicit 1145
(Rex etenim inssit me sua nerba loqui):
„Debitor ignoscentis eget, sibi consnlit insons,
Nee ueniQ nisi dt criminis aactor erit,
Fortior est feriente ferens, nee SQciüa palcram
Tarn fecisse deo quam scelerata pati. 1150
Ergo meta cessa, perge, Ysengrime, rediqne,
Reinardo cidpam dono rogante taam,
Tarn qaia me Qgrottim cesta grassaris iniquo,
Qaam michi qiiod faerit pr^stita sero clamis,
Nee, qiiia non poscas neniam, infidome moronie, 1155
Gratia non gratis, quando rogatar, adest
Parco, licet nolis, ingrato parcere grator,
Com redies sensu, gratia plnris erit,
1144 innitos] nxmtiis B 1145 rex fehlt D dixit : dicit C
1146 iTissit me sna iussa nerba G 1147 Detritor B eges : eget C
1148 neniQ] nemo B 1149 est] et B 1150 secnlata E 1152 negante B
1153 Tam qnia] Tarn : Tamqne B gestn E qnassaris D; grassari
aliqnem = cmgreifen, wie V 769 und bei Statius, 1157 Perquo B
1145 Während B. bei dem ersten Appell an des Königs Ent-
scheidung (853 ff,) diesen selbst sprechen lässt, greift er hier, bei dem
zweiten f seinem ürtheil vor: dort darf er aus FurdU vor der Badie
des Weif es die Verurtheüimg nUM aiuf sich nehmen, desto eher hier die
Begnadigung, 1148 vgl. Trist. II 1, 31 f. 1149 f. oonsbrr, nee tam
pulcrum deo est, quod secuta {htmc mundum, diese Zeitlichkeit) fecit,
quam quod secuta scelerata patiiur, vgl, VII 588. 1153 cestn s»
FausihandschuJi. ,IHe Ärmd des Hälsberges liefen meist in Hand-
schuhen aus, deren innere Seite mit weichem Leder gefuttert war,
wahrend die äussere mit Bingen und Eisenblechen benäht erschien''
A. S(hfultz II 40, 1156 ^Verzeihung empfangen die Undankbaren,
wenn FSrbitte fBr sie eingelegt wird', vgl, 1130, 1152; Bormans Am-
gegen: ,sensus prouerbiaUs: Qtwd rogatur, non gratis datwr^ {Seneca
de benef. II 1 gegen Ende). 1158 sensn entweder Dativ statt in
c. acc., vgl, Ludwig, J^aef, zu Commod, Carm, apolog. p, XXX,
Leo im Index zum Ven, Fort. s. u, redire, oder Abi. limit.y redire absolut
192 LiberTertiüs, 1159 — 1178.
Sine igitnr tsrdas sen ma properare, cauebo,
1160 Ne qnicquam hie fieri triste qnerare tibi:
Si nis ferre moram, postquam sadabo, resomptis
Protinus exunüs regrediere domam;
Si properas, qnacamque die remeaueris istac,
Pr^stita seroabo resütaenda tibi"
1165 Regia finierat medicns mandata saomqae
Ad patraum pro se talia aersus ait:
,Patrae, me rarsom tibi subuenisse negato,
Regia quem propter desiit ira, patet'
Repplicat ilie nichil nee tam.sibi pr^stita gaudet
1170 Tergora seniari, quam tribuisse dolet,
Quin tardare reeusat ibi foribusqae nefandis
Appropians iterom eogitat inde gradi;
Cemus, aper, uulpes, aeraex, caper, ursns, asellos
Qoisque soa profügom uoce aalere iabent:
1175 ,Eia nnne eommendatus, nune, dulcis amiee,
Nunc eommendatus, dulcis amice, deo!'
Respondet nichil ille salutantesque relinquens,
Hospitium tamquam non placuisset, abit.
1159 Sine fehlt B tardo B siue DE 1160 Et JB, Nee D
1161 moriam B sudaro foüX Barm.; vgl, aber V 957. 1162 exi-
uius B 1164 seruando B 1165 f fehU B 1166 posse : pro se B
1168 quam : quem C 1169 ^ DE 1171 foribusque reclusos E,
vgl Metern. VII 647. 1173 «f E 1177 Respondet ABCDE;
Respondit Mone.
von einem abirimnigen Vasallen, der sur Besmntmg und Pflicht
guTückkehrt, Phüij^ IX 123; vn keinem Fad ist redies mmlidk
zu fassen und sensu zum Folgenden zu ziehen. 1171 v^. 495 ff»
1175 f. Neben der gemeinweltlichen (aue, uale, s. Glossar) und der
klösterlichen (benedicite, s. Glossar) Grussformel gtbra'ucht der Dichter
hier wnd V 755 die hofische ,Gott befohlen', vgl Myth.^ I p. 13,
Martin zu Kudrun 436, 2, Ä. Schultz I 410, 499 Anm. 5. Für die
Verdoppelung {oder Verdreifachung) des Segensvnmsches vgl IV Ulf,
714 f., Ecbasis 439 (III 329, 394).
Liber Tortias, 1179—1198. 193
Bex Rafanns abi sumptis sadanerat herbis
Tegmine sab calido, pristina paasa redit, 1180
Poscitur et capitar cibns, alternantqae repente
EGnc natura aalens, inde medela potens;
Mox animi compos rerum narramine dulci
Tempora Reinardum tollere longa rogat:
Ut lapns exierit clanstmm ant intrarit, et hospes 1185
Ut faerit capre^ transieritqae redox,
Factaqne mutna, nerba data atque relata nicissim,
Ant cor Qtatem dissimnlarit ibi;
Addit et, nt gallns Reinardum Inserit ipsum,
Rex subridendo, scire quoque illud anens. 1190
Difficilis Reinardus erat, nam multa loquentem
Sermo fatigarat continnatus eum,
Sed Brunona rogat sibi s^pe relata referre,
At Bruno uersus fecerat inde nouos;
Quos ubi rex, an uellet eos audire, rogatus 1195
Mandat, it allatum Gutero moxque redit,
Datque urso, dedit ursus apro, legit ille, silebat
Dulcisonum auscultans curia tota melos.
1179 Bex igitar sumptis postquam
1184 iubot
1186, 1 Ut capree ftaerit hospitiiqne modum
1188, 1 Etatis curne dissimnlator Ibi
1190 auet
1179 *f fehlt BC Rufanus] infamis B Mone interpungiert
hinter herbis, nicht hinter calido; vgl. 4öl f., 728. 1180 callido B
pauca B 1181 atemantque B 1182 patens BE 1184 longua
regat B 1185 instrarit B 1192 fatigaret E 1193 regat B
1195 ubi] tibi B 1196 id alanun B 1198 ascultans CE
1179 C 1184 C 1186, 1 C, nur capre staU capree.
1188, 1 (7; aber dissimularit schreibt D* uel dissimulator. 1190 C
1183 f. vgl Trist. III 3, 11 f. 1194 vgl. 537.
Voigt, Ysengrimiis. 13
Liber Quartus.
Urandi studio loca uisere sacra uolebat
Caprea cum sociis Bertiliana suis,
Incomitata prius, Septem post nacta sodales,
Officiis quorum nomina iuncta uide:
5 Rearidus ceruus, suspectum ductor iu agmen,
Horrida ramosi uerticis arma gerit;
Berfridus caper et ueruecum satrapa loseph
Präsidium armata froute tuentur idem;
Carcophas asinus, portandis molibus aptus,
10 Nomen ab officii conditione trahit;
9 portatis molibos implet
Mit bunter Majuskel heginnen alle ausser G, Spatium nur in
CDE, die Buchbezeichntmg fehlt B; A liber IUP, C« Incipit tertius
liber uv^ O Incipit nonum exemplum, D Incipit liber tertius, nonum
exemplum, E Incipit tertius liber. 1 Jisere E solebat ABÜ1)K\
uolebat hessette Borm,, vgl 23 f., 35 ff., 825—830, 2 Cuprea B
— Bertiliana : bertiliana A 3 suis prius B 5 Reandus ceruus
suspectus ductus B
9 portatis moribus implet C, darüber C* uel portandis moribus
aptus.
2 Caprea übersetzt J. Grimm im BF. durchweg mit Gemse, wo-
gegen Mone mit Rücksicht auf die geographischen Grenzen der Thter-
sage mit Becht Einspruch erhebt {Arn. III 187); es ist die RehgeisSf
vgl, Steinmeyer, Ahd, Gloss. 275^ 65, Herrad von Landsberg p. Jf^S,
Altd. Bl. II 212 etc. 8 idem, sc. ac ceruus, vgl, 445, 467, 9 f. Der
Dichter selbst (vgl. III 689 f.) leitet den Namen von carco ,beladen'
{Quicherat p. 34, Diez, Altrom, Gloss. p. 8 n. 48 onerati carcati und
p. 11 n. 162 onustua carcatus, BEW. I 114) her; ,tenninationem a
LiborQuÄrtüs, 11-24. 1^5
Dictatnm Reinardas agens prohibetqae iubetque,
Ut clauus facilem torqaet utroque ratem,
Nimimm sapiens senioque illectas an artem
Tempore, an Qtatem uicerit arte, latet;
Actitat excubias anser Gerardas et hostes 15
Noctumos strepitu terrificante fagat;
Horarmn custos Sprotinus gallus et index
Tempora tam lucis quam tenebroea canit,
Luce ni^ tempus cantat paus^que cibiqae,
Nocte deo uigiles soluere uota monet 20
Hos ubi qoone modo cdknites sortita sit, edam,
Caprea, res conctis non füit acta palam;
Sola domo exierat sanctos aditura peregre,
Visere qaos crebro nouerat ante diu,
16 sollicitante
18, 1 Et Lune et Fhebi tampora qneqne canit
21, 1 Hos quo sit sortita modo, dabitabile ne sit,
22, 1 Caprea consortes Bertiliaua, loqoar.
24, 1 Et cum propositoin dimidiasset iter,
11 Ducatom DE 13 serioque C 14 an] ante B 15 %md 65
anoer C 16 tertificare B 11 C schreibt Sprotinus stets ohne r —
19 panesque E 21 quosue C meo E 23 additora B 24 qun"
corr, D* nouerat CD
16 C 18, 1 0 Auf 20 folgt in C 21, 22, 1, 23, 24, 1, 24,
25, 26, 27, 30, es fehlen 28 f.; dass aber aiAch 24—26 in yC, etwa
durch BeischHft von uacat, getilgt waren, lehrt die Zusammengehörig-
keit der untrennbaren Verse 24, 1 und 27 ; dass C ferner eine in seiner
Vorhtge vorhandene Variation zu 21 übersah, zeigt die Unvereinbarkeit
von 21 und 22, 1. Das Bäthsel löst der Ys, dbbreuiatus , aus dem
oben 21, 1 ergänzt ist, 24, 1 dimidiaret C
uocabulo dephas {wegen der grauen Farbe? vgl. auch 503 f) mutuatas
esV Mone, 12 Petrus de Ebulo 1 1^ Quo uis, defertur remige parua
ratis. 13 vgl. III 621—624; zu dem Vergleich von ars und ^tas
IV 406. 15 f. yVidetur Capitolü a Gallis paene capti memor fuisse
poeta' Borm., vgl. Metam. XI 599. 17 Dass der Hahn die einzelnen
Tagesstunden wie eine schlagende Uhr angibt j lehrt auch Alex. Neckam
De nat. rer. I 75 (Wright p. 121).
13*
19§ Libör Quartns, 25 — 46.
25 PrQcipne sancti Gereouis in ^de colampnam,
Dispariter stantem sontibas atque piis.
Compita contigerat densis ambrosa frutectis
Caprea, cum c^ptum dimidiasset iter,
Per tribulos illic dominQ sentesque uagaDti
30 Occurrit ualpes, edit et aadit aue;
Tanc ait: ,unde soll? quorsum? cur sola? quid actam?
Singnla (consolte sciscitor) ede michi!'
Domna refert: ,cur ista roges, ignoro, sed audi
(Forsitan exemplis institoere meis):
35 A laribas digressa meis pansantia Rom^
Sanctoram atque aliis pignora uiso locis,
Neue sacrum minuat circumflua pompa laborem,
Sola uior, turb^ non famulantis egens.'
Reinardus capream sollers dementer euntem
40 Corripuit uerbis commonuitque bonis:
,Cara soror, seruire deo sanctisque placere
Non, nisi discurras incomitata, potes?
lob si nera docet, fit numquam ypocrita felix,
Perfidius nichil est quam simulata fides,
45 Quisque, quod est, pateat: paupertas pauperis esto,
Diuitias comites diuitis esse decet.
25 f. und 2S f. fehlen.
80 OccnrrenB
43 nuUns
25 colupnam E 26 sumptibus C7, sontibus : sonptibus D*-
27 *r fehlt E Composita B strictetis B 28 Capre E 31 cui
sola B 33 1" fehlt CE Donna B, Dona E 34 instniorere n
ntia
35 disgressa B pausa 1 1 1 corr. D* 36 uisa CE 37 minnant B
39 *r fehlt E 43 fit nnmquam ADEfg] nnmqnam fit Bi, fit nullns Ch\
über die Länge des y vgl, Einl. 45 Quisquis f qnod est] etiam B
pateat fehlt h Über quod vgl zu III 208, 46 docet B
30 0, uel occurrit 0« 39 Über dementer 2>* demeroor, im
Glossar mit entsprechender Blattnummer ,58 demercor * vercopen*.
25 f. vgl. zu II 179 f 43 Hiob XX 4 f Hoc scio . . . quod
laus impiorum breuis sit, et gaudium hypocritae ad instar puncti, vgl
VIII 13, XIII 16, XV 34, XXVII 8 ff.
Liber Qaartus, 47— 64. 197
Pauper nescit opes moderari, nescit honorem,
Subtrahe, confer opes, pauper atroque perit,
Pauper honore dato turnet, intabescit adempto,
Auf er opes, ezspes, redde, petulcus erit; 50
Optima sors misero est numqnam feliciter esse,
Directo teritur semita nota gradu,
Perdere res nescit, quisquis non nouit habere,
Instabiles animos mutat uterque color.
At dines, quem plena animi prudentia firmat, 55
Perdere tarn suffert quam sapienter habet,
CoUegasque domi, coUegas diligit extra,
Aufer honestatem, probra merentur opes;
Tu quoque uiue probe, comitatu fungere pulcro,
Este larga domi, largior esto foris, 60
Non cassat meritnm pomposi' gloria c^tus,
Cor uigeat pura simplicitate pium.
Forsitan et latitat carectis hospes in istis,
Vespere cui noiles incomitata loqui;
49 indignator
48 parit t, perit auf Bclswt D*, der nur die noch am Bande
sichtbare SeJbstberichtigung von D in den Text eintrug. 49 tumes B
adepto Ci Vers 49 toird nach 50 tn C wiederholt^ wieder mit adepto.
50 exspes] expers J?, et spes h redde petulcus erit] pauper utroque
perit C pecnltus hi 51 est fehlt i 52 Si recto g gradi E
54 homines f 55 Aut f- quam B plana dei prudentia i fluat B
56 sapienter : patienter E^ pacienter i 57 CoUegas i collegasque g
58 mouentur E^ morentur i 59 sungere B domi largus f
61 cessat C 62 Cur : Cor iS 63 hostis BE 64 sequi : loqui E
49 h
50 vgl. Ars. am. I 239. 53 ,Der nie gewan, der ylos nie'
Cato 320 {Zingerle p. 54). 63 f. Die spärliche Ausnutzung dieses Motivs
im Vergleich mit dem vorhergehenden der Armuthsheuchelei erklärt
sich daraus, dass im Anfange des XII. Jh. Barnen noch oft ohne
Gefahr und üble Nachrede allein weite Strecken reisten [Weirihdld,
DFr. p. 395, A. Schulte I 395), während im weiteren Verlauf dieses
und vollends im XIII. Jh. Sicherheit und Sitte Begleitung gd>oten.
1 98 Libor Quarlus ,65—88.
65 Ccruus, ego et ueruex, gallas, caper, anser, asellas
Sampsimos eiusdem uota gerenda uiQ,
Accipe fortnnam socios per utramquo fideles,
Yiribas insignes consilioqne sumus/
Dicta placent, comitesque uocat Reinardas, et omnes
70 Altemum feriunt fQdus euntqae simuL
Ysengrimus eo aafer aascaltarat et ictum
Fadens audierat, cominus inde cabans,
Hie lupus octo quater lustrorum traxerat orbes,
Qaa comites illos caprea nacta die est;
75 Qoi cum uix prQ fasce asinum reptare trahentem
Infertas bolgis intueretor opes,
Aogitar eximiQ tactas dalcedine pr^dQ,
Quid faciat? celeris mens erat, aluus iners.
Ederat et biberat plu? iure et largios usu,
80 Ut granido illisam uentre cauaret humum,
Yertebro costisque super surgentia palmnm
Ilia prQduro durius ntre rigent,
Sicque urgente cutis stomacho superauerat, ut non
Tota licet densis esset operta pilis;
85 Elicit inde omnes ex toto corpore uires,
Et ter conatur surgere terque cadit.
Ingemit et mortis species sibi miUe precatur,
,Proh dolor! hie', inquit, ,mors patienda michi est!
66 ueta B Hinter Sumpsimus längere JRaitur D 68 con-
cilioqae D 69 comitesque] omnesque B 70 Altemunt £, Alter-
eun
utrum E ferunt C cunque jB, | | tque corr. D* 71 uaser C —
ascultarat BC^ auscultaret 2), ascultaret E inte cabaris B 75 pre-
face B, prefasse E 76 Inferas B 77 dulcedeine B 78 sceleris :
celeris -4, sceleris BD^ scleris E 79 bis 575 {Lage 8) fehlt C,
fol. 40^ steht noch die Reclamante Edeint et biberat. 82 predoro ABE,
pre duro D 83 cunctis B 84 dencis B 87 precantur E 88** atiWi
1016, VII 295, stets Ausruf, nie Frage, wie Mone hier annimmt.
71 ,haiie dahin gehorcht', vgl II 503 f 73 vgl III 59£.
gl f. vgl II 297 f.y III 322,
über Qoutas, 89—106. 199
0 quäle hospitium nunc perdo miserrimus exul!
Ibo, queam neqneam, qualibet arte ferar, 90
Subsequar anguino saltem uestigia reptu,
More suis uoluar; sin comes, hospes ero!'
Ergo alunm dorso donumque reciprocat aluo,
Yim spes, spem generat uis, opus urget amor.
Dictator latitare sagax in saltibus Ulis 95
Nouerat et paucis profore uelle lupum;
Digrediens igitur loseph comitante seorsum,
Frigida suspensi sustulit ora seuis,
Et docuit loseph, quid agat, si uenerit hospes,
Cui nomen lupns est, canus at absque fide. 100
Nox obiter snrgit, Sprotino deinde canente
Hospitium subeunt et sua seque locaut;
«
Carcophanta uocat loseph domuique tuendQ
Pr^ficit, ,hoc', dixit, ,stabis, aselle, loco!
lanitor hie instar solidi defigere pali, 105
Appulit extemo nostra carina solo.
89 E quäle E 93 Sus J5 (S^ staU &") alimn D reci-
precat B 96 prefore B 98 hora E 99 uenerat B 100 at] et
BE und Barm,; vgl, 2jingerle p. 150 Triuwe unde wiser rät daz zieret
nte
wol den alten. 101 obitom B canende B^ cane | { carr, Ih
103 tuende B 104 hie J3 106 Applnit E
97 vgl Jtt II 464, 98 über die Sitte, Wölfe über der Haus-
thür oder mben dem armen Sünder am Galgen aufsuhängen, vgl, RA,^
p. 682, 686, und zum Pferdekopf V 1099, 102 Das Haus, welches
die Pilger beziehen, heisst hospitium 102, 651, sQptum 113, dömus
103, 772, «des 181, tecta 209, 338 ; im Inneren befindet sich ein Herd
(119), Tische (117) und ein hoher Haufen Heu (770, 773), vielleicht
ein EßUer (SST, 292); das Dach, aus Brettern gebildet {779), ist trotz
767 f, niedrig, da zwischen ihm und dem Heuhaufen nur der Zwischen-
raum einer Eselslange bleibt (775, 779 f,); die Wallfahrer finden das
Haus unbewohnt und tmversMossen, Es wird demnach weder eine
Eremitenklause noch ein Jagdhäuschen sein, sondern ein Hospiz; vgl.
über diese Häser, Gesch, der Medicin* I p, 443, Gesch. der christlichen
Krankenpflege p, 19 u. 103.
200 Liber Qnartas, 107 — 122.
Tutior esse patas, quod non nunc arma minentur?
Hamus inescatur, qui capit agmen aquQ,
Oblatus qaandoque calix saspectior ense est,
110 Scis, quibas ingeniis prodita Troia füit?
S^pius extorres prouincia blanda fefellit,
Dum aetait fallax ante timere qoies.
Quod si prauas in hoc quis repserit aduena sQptam,
Hoc uerbum cella posteriore tene:
115 Fac, quQCumqae iubebo tibi, contraria inssis.'
nie libens iussas substitit ante fores;
Siditur ad mensas, asiuum faror urget edendi,
Fertque suam stolida rusticitate famem,
Is^eglectisque focum foribas pctit inque repostos
120 Discursat discos sparsaqoe frusta rapit
Arguit hunc loseph: ,repete ostia, rustice demens,
Congruit ofßciis sollicitudo uigil!
a
107 quam B iuuentiu- B 108 agwem i |qne E
109 Ck)Uatu8 h 110 ingen^ B prodita ADh] perdita BE
na
111 blanda] tota B 112 uetuit Äfg] metuit BDE 113 adue \ \
corr. D* 114 Hec uerbis B prosteriore B 115 iabeo tibi 2>,
tibi iubeo E iussus B 116 bibens B 118 famen B 120 sper-
saque E frustra BDE 121 1" 2>
110 Ingenia ist tote hamus 108 und caUx 109 gleidifaüs ein
concretum, das hölzerne Boss. ,Älle die Maschmen, die zur Bela-
gerung oder Vertheidigimg einer Festung erbaut werden, Tieissen ant-
werk, mlat, ingenia, die Leute, welche sie zu hauen verstehen, heissen
antwerkmeister, ingeniarii' A, Schultz II 369, vgl. Gl. 114 loanna
de Garlandia Dictionarius cap. 6 {Scheler, Lexicographie lat. p. 22)
In cerebro sub craneo tres sunt cellulae. Prima est ymaginaria,
secunda rationalis, tertia memorialis, Eberh. Laborint. I 120 — IM
(Francke, Schulpoesie p. 13 f.) Cellaque trina sapit : Prima capit, media
discemit, tertia rerum Formas in thalamo posteriore legit, Fantasia
sedet in prima, uis rationis In media, tema uim memorantis habet,
ebenso nennt Gualther Alexand. 1 188 die GehimzeUe des Gedächt-
nisses extrema cella.
Liber Quartus, 123—142. 201
Utilitas ingens peiit utilitate pasilla,
NegUgitor uitQ cura fauore giÜQ.'
lanitor insano tantum saccnrFere uentri 125
Anxius, ut didicit, serio cassa refert:
,Qaid michi commendas sernanda nisi ostia, sodes?
Fas impone michi sit tua iassa sequi!
Masüco Don ocolis, committo dentibas escam,
Os uacnat discos, ostia noltus habet/ 130
Ire lapns laxa paulatim c^perat alao,
Pr^celerans nires sednlitate saas,
Cumqae relnctantem Joseph ferus arget asellum
Pollicitis, precibas, pulsibus atque minis,
Perfidas hospes adest, inuentis l^ta precatar, 135
Non oris meditans nerba animiue loquens.
Propositum neqnam polcro sermone colorans,
Obnubit ficta relligione dolum,
Nocte soporatos pensans ingnlare lucroque .
Conciliare moram, limen abi intrat, ait: 140
,Pax Qobis! heremita iabet, henedicite, fratres!
Pax iteram uobis! hQc heremita iubet.'
190 His vacno
n
124 fauerore B 125 *r D suecurre uenter B nenti | corr. D*
126 socio B 127 sedes B 129 comniito B 131 f fehlt B —
paulataim B 132 Pr/'celerans corr. D* 135 lota(-ca) B
138 fictam E 140 consiliare BE lumen B agit ait B
141 iubet] iubus B, nenit m 142 hoc BE hie — uenit m
130 Os nacuat : His uacuo (mit Gloas, ego) D*
141 f. Pax nobis (auch II 99, VI 56, über die Häufung der
Grussformeln vgl. zu III 1175 f.) ist allerdings, worauf Mone hin-
toeist, vom Gruss des Heilands, tote er nach der Auferstehung plötz-
lich unter den Aposteln erscheint, entlehnt (Euang. loh. XX 19, 21,
Luc. XXIV 36; vgl. Matth. X 12), wurde aber dann die liturgische
Formel, mit welcher der Bischof in der Messe {nach dem Gloria
und vor dem Oremus) das Volk zum ersten Mal hegrüsst, wahrend
202
JAheac Quartus, 143—160.
(Primitus horruerant, ueluti fit, quando repente
Auribus aut ocalis res inimica subit,
145 Mox, simul obstandum est, nno, non pluribus, hoste.
Viribus et numero uis animosa redit)
Addidit hospes: ,ego ad fratres heremita monendos,
Ut teneant pacem iustitiamque, aagor.
Me, quibus est post terga fides, präsente sit horror?
150 Yos saper ingrcssu ne trepidate meo,
Mansueuit rabies, perstant michi forma sonusqae,
Exigit hoc uitiis debita p^na meis,
Sum lupus aspecta, mens* est mansuetior agno,
Voce lapom testor, sed probitate nego,
155 Ergo est nana soni, uana est acceptio form^,
Moribus et factis est adhibenda fides.
Prautts in insontes olim et tmculentas habebar,
Tarn bene nunc uiuo, qaam malas ante füi.
Nee michi tarn quosquam quam uos inaisere dolce est,
160 Plus quibus offeci, plus pietatis ago;
149 tünendum
143 Sit B 144 autem B 145 est fehlt B ,malim daHuum
uni hosti' Mane; vgl zu II 43, 149 terga 1 1 1 1 fides D fit BD
151 Mansuescit DE prestant BE 152 me pena B 153 men-
suetior 5, mansuescior D, asuetior t 155 est] cum JJ 157 Prauis :
Prauus B 158 Nani B 159 N*jf, am Ea/nde Nee, beides van erster
Hand D inuisere] in uiscere JB, michi uisere DE
149 uel timendum D*
derselbe sonst das gemeinpriesterliche Dominus uobiscum anwendet
(DuCange s. Pax uobis, Fluck, Kath. Lit, p. 156); natürlich ist hier
{vgl den Ys. abbr.) an das letztere zu denken. Weitere Modificaiionen
dieser Formel stehen IV 195, 714 f., VII 13. 145 f. vgl II 317,
V 1175 f. , Sobald sie sich der Nothwendigkeit der Abwehr und der
Einzahl des Gegners betousst werden, kehrt ihnen die Widerstands-
kraft, muthig im Hinblick auf ihre Stärke und Zahl, zurück.' Bar-
mans construiert : uno tantiim praesente hoste, non numero et robore
pluribus. 151 vgl 424 ff.
Labor Qnartaa, 161 — 174. 203
Hac qaoqae me aestri traxit fidncia moti,
Usque precor Romam nester ego esse comes,
Opto Pal^tini patriarcham inqnirere templi,
Da michi aotiaam, compater hirce, cracem!'
(Namqne is pr^cipaa figebat fronte loquentem, 165
Artis enim sociQ non recolebat opem)
Parturiant antiqna nonom peccata raborem,
Dampnaait primas aota lapina caper,
,Qüemlibet hie', infit, ,non cnstodita fuisse
Ostia gandentem crastina forca leaet! 170
Excipitnr solas (non nonimos omne cor) anser,
Nolnerint alii, forsitan ille nelit.
Qni pubem in oitiis contraxit, canet in hisdem,
In qoibas et canet, conaenienter obit,
161 fehU, auf 160 folgt 162» Usque precor Romam, der Best
dieser sowie die ganze folgende Zeüe ist leer E 164 uotolam B —
huoe B 165 Nam bis B loquantem B 167 1* fehlt BE Par-
tiriunt f raborem ABDEfgi] ,pudorem poscU allitteratio' Mone;
vgl Hör. Epist. I 18, 77. 169 Quem licet B 172 Noluerunt B
173 Que pnber i hisdem ABf] hiisdem Dt, iisdem E^ eisdem g —
Qaod pubem uirus maculauit, canet in illis n
164 vgl. GBO. 165 ,er vor ^ Allen fixierte den Bedner'; die
örtliche Deutung von pr^c. (= vorder st, weit vorgestreckt) wäre sonst
nicht zu belegen, zu figebat vgl. Persius III 80 und loseph Iscan. de
hello Troiano II 398 Sic fatur Veneremque obliquus figit ocello. —
167 Andere Fassungen desselben Sprichworts Prora 135, Zingerle p. 144,
Hoffm. V. Fall, Altniederl Spr. n. 582. 170 Über furca vgl. zu
III 1129. 171 Wenn hier und nachher der Gänserich in den Vordem--
grund geschoben wird, so erklärt sich das (ausser dem Bezeig auf 15 f.)
vor allem daraus, dass Y. nächst Schafen und Böcken am liebsten
Gänse {vgl V 735 und zu II 11) jagt und dass er gerade von den
Thieren, denen er draussen am feindlichsten nachstellt, hier am empfind-
lichsten gekränkt werden soll. 173 vgl. Wälsch. Gast 161, Otloh bei
Pez III 2 p. 496 ,Difficile corrigitur nequitia, quam concipit quis in
paehtia, beide zurückgehend auf Prouerb. Salom. XXII 6,
204 Liber Qaartus, 175-196.
175 Credidero mansuesse lupum spirare ualentcm,
liic me siue abbas siue heremita uoret;
Ergo Sit anachorita lupus, sit papa, sit abbas,
Non habeat dentes, aut eat, unde uenit,
Undc fugax abiit, repetat sua claustra cracemque
180 (Nam caret hie c^tus pr^sule) poscat ibi.
Dcntato nostras heremitQ claudimus ^des,
Nee nulpi aut asino dens michi carns inest,
Nullus habens dentes adeo mansueuerit amquam,
Quin hunc sub terra meque neiim esse saper,
185 Nil habet hac heremita domo dentatus agendum;
Die, asine, et cor non ostia claudis adhac?
Qu^ris adhnc nobis heremitas addere plures?
Absque alio offieium seit satis isfe suum/
Annoit his anser, neue excipiatnr ab iUis,
190 Ostia qui cupiunt clausa fuisse, iubet.
Ysengrimus in hoc sensit sermone duorum
Introitum paucis eomplacuisse suum,
lamque alios eadem uel deteriora parasse
Formidans, fictQ pr^uenit arte fug^,
195 , Ysengrimus abit, fratres, in pace manete!
Non quales', inquit, ,cemimur esse, sumus.
175 mansuesce BBE Borm. setzt hinter ualentem ein Fragt-
zeichen, aber constr. : si credidero, hie . . norabit. 180 daret D —
hie decus (-tus) B ibi] idem B 181 Dentato/ D nostros B
182 Nunc B 183 mansuescerat DB 184 Quam huc B —
187 abdere B 189 Accinuit B 191 ^T feJUt E 195 absit B -
mauere B
179 f. Die den geistlichen Pilgerschaaren vorangetragene crux
uotiua (164, 629) wurde mm Priester (629) oder Bischof bez. Äbt tnit
Bischofsrang, wie hier, gesegnet und dem Führer der Wallfahrt vom
Altare aus überreicht. 182 Selbst Fuchs u>nd Esel besitzen nicht
dein mir thenres {weü mir fehlendes, wie tiure Kvidrwn 104) GeWss-
192 vgl. III 231. 195 vgl zu 14t
Liber Qnartus, 197 — 220. 205
Ingresso ne fratre aliqnis saccenseat, oro,
Si iabeor, maneo, si minus, ire übet,
Denique, si qaa michi dicta est ininria, dono.
Et nobis fieri rite paciscor idem, 200
Discedo, Reinarde, aale, cnnctiqae sodales,
Qaos ego me miror plus placaisse tibi!'
Aspicit optantem Reinardus abire uetari
Et cogi insdssis posse redire pilis,
,Patnie, quo', dixit, ,pergendiim est nocte profunda? 205
Intempesta uia est, ostia nulla patent!
Stolta piget dixisse capmm, reuocabilis esto
Nee mala te propter dicta fuisse putes!
Nostra putabatur tecta assiluisse quis alter,
Quem nobis alio carius isse foret, 210
At tibi deuoto seruit choms iste fauore,
Inque tuos usus optima nostra uacant'
Tsengrimus ouans sedit gratesque rependit;
Mandabat subitas Bertiliana dapes,
Atqne ait: ,o loseph, nescimus, an ederit iste 215
Frater adhuc hodie, fac properare cocos!'
,Ha, domina', ille refert, ,pisce8 pnlmentaque desunt,
Nee quis in bis Incis inuenit oua duo;
Mandere si camem sit fas, heremita rogetur!'
,0 utinam camem', cogitat ille, ,dares!' 220
197 forte E und Mone, für fratre zeufft auch 141, 147, 195,
über den Ahl abs. vgl. zu II 43. 200 rite] tue B il)i * idem • B
202 ne J^ miror posse redire pilis B 203 *f fehU BE 204 in-
sciscis B, in scissis E 207 paprum B 210 esse E 213 sedit-
que E 217 *f 2> domina ABDE] Mone domna; vgl. Glossar —
illa B 218 in boo in bis B 219 cames B 'ogetur E 220 dares]
clares B
204 = et iuberi manere, wt postero die sahms redeat. Zu in-
scissis vgl VI 199, über den zwiefachen Sinn der Wendung ,das
Kleid zerreissen' zu I 101.
206 Liber Qoartus, 221-29Ö.
Caprea Reinardum, ueluti aereatar ab ipso
Querere, quQ liceat talibus esca, rogat;
Für pendere minus, quam uulpem dicere prQsul
Illicitam carnem talibus esse, ümet,
225 Affectum patrui dictator corde perito
Atque suum retinens taliter iuqnit her^:
,Domna, nicbil nisi sola fames abdicitnr illis,
Esse docet mundis omnia mnnda über.'
,Dip, pater', infit hera, ,est, ut uulpes dicit? in isto
230 Ordine uescuntnr carnibus? ipse refert'
Has uoces scitantis amans heremita sibique
Non dubitans credi lenia fatus ita est:
,Yescimur appositis, nil exigo nilque recuso,
Dona dei fiunt et tua grata michi,
235 Sanctis sancta suis sanctus deus omnia fecit,
Nil comedit Satanas et malus usque manet,
Regula pr^cipua est peocato claudere pectus,
Sontibus iniunctum est s^pe carere cibo;
238 abstiniiisse
221 "{ D 225 *r D 227 famaes Ä istis D 228 mun-
dus BE 229 1" DE ut] ubi (oder nisi) B 230 , Carrigo „ipse
refer" i. e, die, ut in initio prioris uersus'' Bormans. 233 *f B
234 dei] ei B fiunt ABBE, Mone fueiint. 235 suis] fiunt h -
sancta deus B 236 sathanus f 237 Negula 5, Tegula h
238 h
228 Paulus ad TU. 1 15, vgl C. SchuUze, Bibl. Sprichw, p, 182.
235 vgl. lesus Sirach XXXIX 31 f. 236 vgl II 23. Nil comedit
Satanas entspncht der Lehre der Kirchenväter, wonach der Teufel sieh
nur dadurch nährt, dass er den Dampf der Weihrauchopfer gierig
einsaugt (Roskoff, Gesch. des Teufels I p. 233, 268 f.); ncuih Beowlf
1478 trinkt er das Blut aus den Adern (Myth.* II 849), andere volks-
thümliche Vorstellungen lassen ihn in eigentlichem Sinne essen, worauf
I 50, V 680 f wo in sua posteriora proiciat = concacet steht, und
VII 230 hinweisen, vgl V 981,
L
Liber QnartoB, ^-dSi. 20?
Nil igitnr iustis pr^ter peccare aetatnr,
Maxima libertas siippeditare deo est/ 240
Tone domina mqcdt onans: ,Ioseph, carne utitar hospes,
Nunc precor apponas optima qu^ue potes!'
lUe refert paolum prins acto murmnre, quäle
Qaoslibet ad inssiis uerna rebellis agit:
,Nil, domina, hie eerte pr^ter capita alba lupomm, 245
Hie eibns est simplex simpliciterqae sapit;
Ne nimiiim iabeas! gratanter parta ministro,
Si miehi suppeterent, et meliora darem,
Seit miehi Reinardus non bis potiora naeasse,
Omnia Reinardo nota aliisqne reor.' 250
Reinardus subidt: ,delirat donma iubendo,
Quid uelit, ignorat, dat, qnibns ipsa earet!
Imperet ipsa satis, nos montem insidimus altum,
Salmones Reni porrige siue Mosq!
Ecee lupina tibi eapita esse fateris habesqne, 255
Porrige confestim, porrige, nonne ualent?
Quod sapiunt, sapiunt, et nosmet uescimur hisdem,
Hqc quoque prQsenti competit esca loco:
Silna Inpos, pelagus pisces habet, ergo lupinum
Tarn Caput hie estur quam bene piscis ibi; 260
Da, quod habes, hone frater, adest heremita modestus,
Pauperibus pietas sufficit ante deum.'
It loseph profertque caput, quod habebat, et alte
Ante sui saltans hospitis ora leuat.
i
239 NU certe
241 *r DE Bunc B 242 opponas B 243 f D 245 1" JB
246 Hinc B capit sapit ' B 251 1" 2> dona B 253 Imperat B
257 hisdem Ä, hiisdem DE, isdem B 258 Hoc BBE 260 caput] capit,
awcÄ 263, 269, captum 275 B 261 modustus B 262 pu pietas B
239 h
239 vgl, I 650. 244 vgl II 441 f. 246 ah Eintvurf der
Wirthin aufzufassen verbietet das Fehlen der Einfuhrungsformel,
208 Liber QuartuB, 265 — 284.
265 C^perat intuitu capitis substringere caudam
Cruribus atqae alias malle fuisse lupos,
Inter saltandum dapifer clamabat: ,herileiD
Notitiam quisqnis donat, ouanter babet!
Arripai primum caput boc, Reinarde, nideto,
270 An gnstu placeat, connenienter ölet,
Sicut ölet, sapiat, laudabitar! iinde sit, h^res?
Hoc Caput Andegani credo fuisse senis,
Cis Romam melius nuUum uacat' ista locuto
Dictator ueluti feile citatus ait:
275 ,Stulte, quod boc caput est? ede ex maioribus unum!'
nie redit uelox et referebat idem,
Porro boc notitia uiduauerat atque coronam
Desuper auulsis finxerat ante comis,
,Hoc', alt, ,abbati nuper detraximus Anglo,
280 Non boc obtülerim fratris ad ora mei!
Hoc carum nicbil est, quo carior bospes babetur,
Edis berus stramen plumeaque bospes babet.
0 caput boc, Reinarde, uide, quam pingue teresque,
Quam sint persona congrua quQque sqq!
283 En
266 Curribus B 269 bic B 270 Angustu E 271 Sic ut Js
273 Cis renum E 277 uiduant B 278 comes : comis A 280 bec 5
ber
opulerim E 282 1 1 us c(yrr. D* 283 0 : En D* bic B
265 f. vgl. Aeneid. XI 813, Danoin, Gemüthsbeu?,^ übersetzt vofi
Garns* p. 126. 267 f. erklärt Borm. ,qui libenter cUU, generosi ac
magnifici famam lucratur uel meretwr ', was durch 277 widerleg wird.
notitia stefit statt nota im Sinne von , Marke, Etiquette'' (277) und
meton. , Sorte' (268). Die für Frau Bertiliana bestimmten Esswaaren
trugen augerirscheinlich eine entsprechende Auszeichnung, 272 Über
die drei Wolfshäupter vgl Einl. 280 vgl. zu I 482. 281 nichil
est (vgl. V 1232) t. e. uile est prae hospite, dann derselbe Gedanke in
relativer Anknüpfung, zu welcher V 1199, VII 591 verglichen werden
kann. 284 suq i. e. eius, lupi hospüis, vgl. 288.
Liber Qnartus, 285 — 294. 209
Haie grauidi paribus capitones Sithia natant, 285
Atrebas in claostro talia sanctus alit,
L^tius hoc heremita alüs admittere debet,
Non de dissimili reUigione fuit.'
lassor acatas ad h^e: ,sub prauo parea ministro
Mensa ianat pancos, et perit hora dapum, 290
Nee capat hoc laado, melioribas alter habundat
Angulas, ad l^uam digrederere panim,
Grande illic caput abdideram, cui faste colamo
Panditar os, esa pr^nalet illad, abü'
i7*
285 Hie B paribus gratddi A cithui A^ cithiu od. cithui BC^
city corr. ZH mit Gl illa terra, im Glossar cithiu : cithia mit der-
selben Glosse D*; das Richtige erkannte J. Grimm RF, Einh p, 81 —
mutant £, uel mutant D* 286 Actrebas -E, A,* rebas, darüber ot 1>*
287 Letus B hie heremitas B 289 *f DE ad hoc E pacra B
290 dampnum B 291 hie JB 292 digrederere {,du hättest dich
iere paruin
wenden sollen')] digredere E, digred| 1 ; l ; j ' corr, D* 293 ille B,
illi I>J5; 294 hoe 5
285 ,Von solchen Häuptern schwei'belastete Dickköpfe wackeln
in Sithiu umher.'' Über Sithiu, das Kloster des heiligen Bertinus bei
S. Omer, vgl. Einl, 286 8. Atrebas ist der h. Vedastus {Molanus
Indic. p. 75, Ghesquier II 3 — 90) j episcopus Atrebatensis^ f 570; über
das ihm gewidmete Kloster zu Arras vgl. Einl. 288 vgl V 948.
293 f. vgl. zu V 1091. Diese Art, das Grausige des (an Bäumen^
Stangen^ Thüren aufgehängten) Thierhauptes zu verstärken, ist bisher
nur von Pferde- und Hechtköpfen nachgewiesen; ,in Scandinavien
steckte man Pferdehäupter auf Stangen und richtete den mit Hölzern
aufgesperrten, gähnenden Rachen n^ich der Gegend, woher der ange-
feindete Mann, dem man schaden wollte, kommen musste, das hiess
Neidstange'' Myth.* II p. 549; ,an den Häusern der Seedörfer begeg-
nen jene grössten Hechtköpfe, denen mit einem Stabe der Rachen auf-
gespreiet ist, damit sie den armahenden Feind mit magischem Grinsen
zurückschrecken sollen' Rochholz, Deutscher Glaube u. Brauch II 155;
hingegen beruht das Myth.* I p. 63 Anm. 1 beigebrachte Zeugniss auf
einem Irrthum J. Grimms, der oscillantia mit oscitantia verwediselte,
diese Worte bewahren auch im Mlat. {vgl. Papias, Ugutio, loa, de
lanua) ihren Begriffsunterschied.
Voigt, Ysengrimiis. 14
210 Liber Quartn», 295—316.
295 ,Quis capnt', ille refert, ,nnnm inter mille requirat?
Quod prius ignoro posteriusue legam,
Visne, quod ablinxit, cum uellere crederet herbam,
Gerardus coram quattuor anser heri?
Dacus in hoc denso pausabat gramine pr^sul,
300 Pars uisu facilis nuUa cubantis erat,
Gramen ibi uellens improuidus incidit anser
Pontificis Daci subripuitque caput;
Concitus euentu, nulla formidine rerum,
Efflauit uillos auriculasqne siraul,
305 Et ualido flatu caput est huc inde rotatum,
Ceruns id, id caper, id uidit asellus, ego id.'
Ille ait: ,boc uere est, cui stipes labra columus
Separat, hoc nobis sufßcit, ede celer!*
Omnes ille pilos digressus demit et aures,
310 Ne pateant ulla cognitione doli,
Laxat et impacto distentam pungile bnccam,
Horrifico rictu labra redueta patent.
Diriguit uisis senior uultumque retorsit,
-Excutitur forti pulsa timore fames-
315 Tunc primum patnit fortnnam nolle iocari,
Haut umquam similem pertulit ante metum.
311 stipite
295 1" BE inter tot mille ABBE, tot streickt Borm., Mom
Ändenmg in tot mille ist weniger gut, der Bichter hätte entweder in
tot milibns oder totiens in mille gesagt, 296 posterius uelagam B
301 ubi BE 303 euentus E 304 uilos B 306 id vor caper fehlt B
307 est fehlt BE stirps E 308 Ceperat D, Seperat E hie ^
309 iUos B clemit B 310 conditione E 311 in pacto DE
311 uel stipite D*
305 huc inde, vgl. 321 f.; der naturwahre Zug, dass die Gänse
zischend und schnafibend ihren Gegner verfolgen, ist mich der Analogie
von II 83 ff, ins Fabelhafte übertrieben, vgl. 795 ff., V 849 ff.
über QaartoB, 317—318. 211
,Qiiis me', inquit, , Satanas lupicidas traxit ad istos?
Heu michi, quo tardat fune ligata dies?
318 Ve
318 trardat E
318 i
317 vgl, zu III 754. 318 Lachmann dachte an Properz I
14, 4 tardas fanibus ire rates and erklärte ,der Tag geht so langsam
rcie ein mit Tauen gezogenes Boot' (Wendeler, Briefwechsel p, 376);
J. Grimm sucht darin ein specifisches Merkmal des heraufziehenden
Tages {Myth* II j». 620 f.), diesen verglich man nach der Weise der
Alten einem toiehemden Bosse (auf dem die Göttin der FrüJie dem
Sonnemoagen voranritt, Ouid. Am, I 13, 9 f., Claudian. IV cons.
Honor. 561, Myth.^ III p. 219 f,), nach deutscher Vorstellung einem
{ichönen Jüngling oder einem Adler (zum mindesten einem Mauigen
Tkiere, vgf, auch BA,* p. 36 Anm. 2), der, wie Eos mit sanftem Bösen-
finger die Nebel zerstreut, seme Klauen gewaltig durch die Wolken
schlägt und mit ganzer Kraft aufsteigt [der immer mehr wachsende
Erdschatten {vgl. VII 656, Lucret. V 649 ffl, Isidor Etym, V 31, 3)
hat am Abend die entkräftete Sonne in sein Bereich gezogen, verliert
aber nach Mittemacht in demselben Masse an Stärke, als der Gegner
daran gewinnt: mit immer mächtiger anschwellender, kraftstrotzender
Armmuskd ringt er sich aus dem Erdbereich hinauf und Oberwältigt
den ermattenden Erdschatten], Nun kommt Chrimm auf unsere Stelle:
, Einigemal scheint es, als sei der Tag, denke man ihn in Gestalt
eines Menschen oder Thieres, angebunden und zu anbrechen
gehindert, ligata, fune ligata dies, er kann nur langsam nahen, weil
ihn die Bande hemmen,' — Zur richtigen Deutung führen die Analoga:
.ein nacht doch nicht gepnnden ist an einen stekchea, hoer ich sagen'
Suchenwirt 22, SO, ,ten sijn gheen stonden aen staken ghebonden,
Stipite momenta nullo sunt föne retenta' Hoffm. v, F,, Altniederl. Spr.
n. 628, Daraus ergiebt sich 1) dass der Vers auf einem Sprichwort
bertühte, dessen Prädicat negiert war, ,der Tag ist doch nicht an
einen Pfahl gdmnden, warum eüt er nicht herbei?" 2) dass das
Schwankende dieses Spruchs das Subjekt, das Bleibende und Wesent-
liche das Prädicat war, der Unterschied der Subjecte {Tag, Nacht,
Stunde, Augenblick) sich in dem Gattwngsbegriffe ,Zeit' auflöst und
dass wir somit nur Nüancierungen des einen Satzes von der
unaufhaltsam enteilenden Zeit vor uf^ haben, 31Ö acies
^. fedsse refertur; ,turbaia oratio agitato uariis affectibus lupo de
industria tritfuta esV Bormans,
14*
212 Liber Quartu8, 319—842.
Quid cornuta acies! Gerardus et iste refertnr-
320 Porro pamm infaustos est ingulasse lupos,
Quin - efflasse pilos aoresque rotasseqae flando
Huc capat! hoc sensu sospite ferre qneam?'
Anser ad h^c: ,hoc ergo nouom, Tsengrime, recenses?
Non michi res equidem contigit ista semel,
325 Si uellem, capita octo lupis maioribus illo
Efflarem atque ipsi, domne hcremita, tibi!
Mene fuisse putas materno semper in ono?'
Et dabat ingenteih gatture flante sonnm.
Audito ter clamat ,atat' lupus atque repente
330 Sensibus amissis in sua terga cadit,
Efflatumque diu caput amisisse putauit
Atque illud Geticas transiluisse niues.
Semianimem rapta cognatus mente iacentem
Erigit et dicit: ,patrue, surge, sede!
335 Patrue, ni fallor, dormitas, nade quietam!
Excessit morem c^na fauore tui.'
Ille nichil dictis intendit, cetera uersat,
Terribilis turb^ tecta subisse gemens,
Nee prius intrandi qui tone erat ardor eandi,
340 Spes minus oblectat, quam metus angit edax.
Tunc ita dictator: ,quid, patrue, uoluis?' at ille:
,Quid pensem, rogitas? maxima monstra quidem!
320 Porto (-00) B esse B 322 sospita BE 323 f fehlt B
ad boc E 324 Non auf Rasur D* 325 111^ J5 329 *r i) -
Audio DE at at ÄBE, at . at . D 330 ammissis E 331 am-
misisse E 333 *f BE 335 Hinter fallor Lücke B, die D* <"
uel uade
ausfäÜte: dormitas lude qnietum. 339 ardore B 341 Ber Para-
graphpimct in B erst neben 342.
336 Bie Tafel hai zu lange gedauert; in morem steckt sowohl
, feine Sitte' {vgl, V 752) als auch , Lebensweise des Wolfes', der ak
Mönch gleich nach Tisch sein Schläfchen braucht {VI 1S7), 337 cetera
= alles Andere, nur nicht bei diesen Wolfstödtem zu sMummern.
Liber Quartos, 343—366. 213
Qois Satanas oinqaam aidit loca sacra potentes
Tot capita in somptus ferre lupina suos?
Nonne booina forent esu potiora sunmqae?' 345
Orator contra callidos ista refert:
,Patrne, nee sapiens sab relligione oideris,
Nee faeras, prauom cum sequereris iter;
QuQ michi, quid Scithic^ uulpi, quidue egeris IndQ?
£t, quid ego Hispanis, quQ tibi cura, lupis? 350
Cum tua sedulitas nobis et nostra tibi assit,
Hostibus h^c nostris, non tibi, p^na uenit.
Ansere meque times coram et ueruece caproque?
Gensne alii genü fauerit ulla magis?
Gr^ce allec loquitur, trans Alpes biga fritinnit, 355
Tarn canere boc, quam nos exümuisse potes.
849 Getioe
355, 1 Oanda niUana eet, bene bos agnator alaudas
346 <r D 352 Hostos E non] nisi oder ubi B 355 allec
ABB, alec E briga B 356 canem B hie DE
349 uel getice 2>« 355, 1 mit uel sie D«
347 vgl. U7 ff, 352 vgl, VII 212. 354 vgl. zu II 613.
355 f. , Griechisch spricht der allec, über die Alpen hin fahrend ächzt
der Wagen: in demselben Grade ist dies ein Singen, toie du uns
fürchten kannst^; so wenig, wie jenes gi'Qcissare und fritinnire har-
mMfiischen Ton/reihen ähnelt, hast du Grund zur Furcht vor uns.
Zunächst 355*. 1. das Prädicat gr^e loqui besagt nicht nothwendig
das Aussprechen wirklicher griechischer Wörter {wie im Benner 3687
der sitich kriechisch Wörter spricbet) oder Sätze, noch darf es an die
lateinsprechenden, d. h. ihrer Muttersprache {gegen BF. III Anm. 2
rgl BEW. I 24ö) folgenden Vögel erinnern, den Verzicht auf die
MtUtersprtiche und die Aneignung einer fremden Mundart betonend,
sondern es bezeichnet, toie das gegenüberstehende canere lehrt, eine
unvollkommene Vorstufe des eigentlichen Gesanges, ein tönendes Anein-
anderreihen von Lauten, unter denen der specifisch griechische Klang
vorherrscht; dieser ist aber, da t, h, rj, v =^ i im mgr. gesprochen
tourden, der VokaJ i; man vergleiche nu/r die griech. Namen der Heü-
mittel bei Aegid. Corb., toie z. B. Diacitoniton. 2. das Sulject allec
im gewöhnlichen Sinne , Hering' entspricht diesem Frädicat schlechter^
214
Liber Quartns, 857 — 360.
Tolle dapes, losoph, refor in cellaria carsim,
Prouenit officio gratia pulcra pio,
Obsequiis iras, impensis dampna lucramur!'
360 Ille Caput raptum condidit atqae redit,
358 obsequio
357 oursum B 358 pulcra] culpa B 360 *r D
358 i
dings nicht, auch nicht in der ital. Bedeutung ,SardelW {DE W, 1240):
den Griechen und Römern war der Hering u^nbekannt, die Zoologen
tmd Encyclopädisten des MA. wissen nichts von Heri/ngsstimmen, und
auch nach den neuesten Untersuchungen (Landois, Thierstimmai
p, 154 — 177) gehört er nicht zu den tönenden Fischen ^ so viel Gele-
genheit gerade zu seiner Beobachtung geboten war; wenn meüenlangt
tmd -breite Schaaren von Heringen das Wasser mit einem dem Plät-
schern des Regens ähnlichen Geräusch vor sich hertreiben (Lindner
und Lachmann, Malerische Natur g. p. 266), so ist das in Jceifiein
Sinne ein gr^ce loqui. Dennoch warnt der vorzüglich erhaltene Tejct,
der uns fast überall bis zum Original vordringen lässt, vor Annahm
einer Corruptel, weist uns vielmehr auf den Weg der Erklärung, der
Dichtet' bediente sich vielleicht zur Steigerung der Wolfsverwirruw)
(330 ff,, 349 f.) eines absichtlich dunkeln Wortes; und da glaube idi,
dass^ wie aleatorium auf alea zurückgeht, so sich der Dichter au^<
alectoria, mlat. fneist allectorius — i. e. lapis qui in uehtribus gallo-
rum gaDinaciorum inuenitur, dem man zur Vertreibung des Durstes
tmd zur Erweckung von Liebesbrunst Zauberkräfte zuschrieb (Vinc
Bellouac, Sp. Not. IX 43) — ein Stammwort allec = Hahn ruckbUdete
und somit der Sinn der Stelle ist ^der Hahn kräfU kikeriki'' (vgl, übfr
die Hahnrufe W. Wackernagel, Voces variae* p, 25) oder vieÜeidit
gar, womit vAr auf das Eittgangs Besprochene zurückkommen würden,
,kräht kirieli\ so dass wir dem Tonfall und dem Sinne nach ein
griech, Wort, kirie eleison, vor uns hätten (vgl, IV 1034) und an
Ecbasis 978 (924), wo Sittich und Nachtigal ,grecissant ürrie eleison \
erinnert unirden. Allerdings kann man einwenden ^ dass allec I 89/
f Hering' bedeutet, gallus und Hahn ihrer Etymologie nadi , Sänger'
heissen, aber jenes erledigt sich durch die beabsichtigte Dunkelheit,
dieses lag nicht im Bewusstsein des MA.^ und wenn man endlich
darauf hinweist, dass der Hahnruf sowohl bei den Alten wie in nn-
serem Gedicht regelmässig durch canere, cantare u. ahnl, ausgedrückt
wird, so gescliiM dies doch nwr in dem allgemeinen Sinn einer thie-
Liber Qnartos, 861—866. 215
Sicque gemit dicens: ,hea pallet episcopus iste!
Concolor infinno est, langaeat oro panun;
Aat habet aat fingit quintan^ frigora febris,
Commodias posset forsitan esse domL*
Bepp)icat orator: ,io, quanta peritia losepbl 365
Quam bene formatas matris in ^e sqq est!
361 *r E genuit (gemut) B psallet B 362 ore : oro E
364 f D 365 *r fehlt B io] ideo B peritul (-cul) B Joseph
ist Genitiv wie VI 50. 366 uentris E
fischen Lautäusserung (Voces variae p. 74 ff.); der Hahn, der den
Griechen, den Bomem, den Bomanen y singt'', fkräht' den Deutschen
und wird nur von Heinruh d. Glichesare (125, 133) und Konrad
von Megefflherg {192, 13 ff.), also von solchen Schriftstellern als ,sin^
gend" angeführt, die sich an ihre franz., bez. lateinischen Vorlagen
eng anschliessen. 355^ vgl. €13; trans Alpes nicht <» in Italia,
,cum ubique gentium üle strepitus {quem scabrae rotae efificiunt) awres
aUquando Ictceret, nee id Italorum plaiMtris pecuUare sit' {Borm.),
uiohl aber tritt es auf schlechten Gdnrgspfaden , zunuH hei^ Fahren
zu Thal, am empfindlichsten ei/n. Der Vergleich findet sich schon in
der bekannten Stelle des loh. Dicu:. Vita Greg. Magni eap. 6, wonach
die Stimmen der deutsehen Sänger quasi plaostra per gradus confose
sonantia erklingen. — Herrn. Böfuch hält {in einem Briefe vom 14.12. 82)
fhirieU für ganz unbesirei^ar richtig; der Hahn ist ohne Zweifel
gemeifU, nur scheint es mir unmöglich, das ihn bezeichnende Wort
allec mit äXixrtoQ oder &XsxTQV(av zusammenzubringen* [vgl. indessen
z. B. andec = fimus, Einl.l , Jedoch wir gewinnen ihn sofort, wenn
wir jenes für eine Verschreibung aus alles d. h. ales ansehen; heisst
doch der Hahn bei Ovid geradezu cristata ales* [aber oristata scheint
in dieser Verbindung das specifische und unentbehrliche Element]. —
358 vgl. zu 1 957. 359 vgl. III 353, V 329. 363 Von den kalten,
intermittierenden oder Wechselfiebern, in denen zwischen den einzelnen
Paroxysmen eine vöUig fieberfreie Zeit liegt, kannten die Ärzte der Alten
{Hippocrates , Medici antiqui ed. Fernel fol. 1^, wie Galen) und des
Mittelalters {Ävicenna, de febribus II cap. 67, a. a. 0. fol. 90^ Bhazes,
ebenda fol. 103^ u. Ä., vgl. Sprengel, Gesch. der Ärzneykunde II 396,
433, 566) neben den gewöhnlichen Qiwtidian-, Tertian- und Quartan-
fid>ern auch fünftägige, bei denen natürlich, nachdem vier Tage hin-
durch edle Adern und Kammern des Leidenden mit Lehenssaft gefüllt
sind, der Schüttelfrost sich um so schauerlicher einstdU.
^16 Liber Quartas, 367—382.
Pergere uult abbas, ideo fortassis abibit?
Optat sie asinus, tendit agaso secus;
Fas uiget optandi, languet prouentus agendi,
370 Optato paucis suppetit usque frui.
Vis permissas eat gratis bona nostra aorasse?
Consiliis saltem comparet illa suis!' —
Cetera dictorom uehemens intercipit hircas,
Ut qai doctorem nollet habere lapum:
375 ,Non habet h^c iustam, Reinarde, calttmpuia causam,
Vastaait nostrum noii nimis ille penn.
Res minnit sparsas communis abusio, ritum
Hospitii tota testificata domo,
Hospitibus mos est animoque manuque gerendus:
380 Nostras atque suas solueret iste dapes?
Hospitis adnentu densatur sumptus in omiies,
Pectoris affectum uox faciesque notant,
36a Stat tenor
370 Optatis nnlli
367 Perdere E fortasses B Das Fragezeichen fehlt in
allen Hss, 370 Optatio E auffielt f 371 permissum B 372 Con-
ciliis D 373 *f fehlt E hyrcus atif einem ausgeriebenen Klecks D
374 uellet hre B 376 non] uir E ^11 spersas Ei abusio rerum i
382 Pectoris i 1 1 affectum J) faciensque uetant B
369 i 370 Optatis hi nulli ä, nuUa t
368 Bas älteste Zeug^iiss fwr dieses Sprichwort ist Prora 257 Idem
animus non est asino pueroque minanti, vgl, ferner Ntgelli Spec. slult
ed. Wright p. 47 En aliud minans, aliud meditatur asellus und R^erts
Sammlung (Biblioth. de ViJcole des Chartes vol. XXXIV p, 40 Autre
chose panse 11 egne et autre 11 aignlers. Est uarie mentis asini pectusquc
regentis. Mentes non eque sunt asino ducique. 370 vgl. III 1044.
371 , Willst duj dass er mit der Erlaubniss, unser Gut ohne Entgelt
zu verzehren y davongehe?'' vgl. I 993. 381 densatur glossiert D*
durch minultur, das Gegentheil ist aber gemeint. Kommt ein Gast, so
ist's Festtag, und die sonst so dünne und spärliche Kost wird für Alle
dicht gemacfU, d. h. vergrössert utid reichlicher bemessen, es tritt em
allgemeiner Mehrgebrauch ein, der im ganzen Hause die Milde des
Wirtlies bezeugt {377 f.)
Liber Qnartus, 3fi3— 406. 217
Egimus hoc isti rarsumque libenter agemus,
Niminim nt patrao sedola turba tao.
Hactenas ergo illi scio nos semisse decenter, 385
Effice nunc summum, quirlt abire, iube!
Velle rogandos erat, qaod nos rogat, ergo rogatum
Cum non obtineat, turba perita samus?
Insipiens perdit parois data magna negatis,
Prisca perit probitas deficiente noaa, 390
Cor remeare netes, cui non intrare negasti?
Ingressnm decoit to uetaisse magis!
Consüium potias non experiamnr enntis,
Quam nimis incambat consiliantis onus,
Quid si consultor se pauerit, ut tibi malles 395
Impastum reducem consulnisse nichil?
Consulit, at reditum concedas: quando roten tus
Consulet utilius? ter pluet ante trabes!
Discidio pensat cQnam gratesque meretur,
Euentus tantum saspicionis habent' 400
Prouidus obiecit qui norat fallere rethor
Nee poterat falli calliditate leui:
,Quemque loqui prohibes, nee cui tua grata loquela est,
Inter grand^Qos plus sapit iste senes,
Consultor qu^storque bonus, quem dico patenter 405
Tot cnmnlasse artes quot senuisse dies;
383 hec B 386 Effic* e<yrr. D* 388 Bas Fragezeichen nur
eare
in D 390 Pisca B 391 rem 1 1 1 Ä 392 metuisse E 393 und
394 coneü. D 394 incumb/'t Ä ocilianüs B 395 Quid AB]
Quod DE; vgl. II 519, IV 909 se] te D scparauerit B ut i ; ,
tibi D 396 1 pastü (Initiale wie stets vorgerückt) Äj Inpastum J?,
Impastum D, In pastum E consiluisse E 398 pluet] puer E
402 Non B 403 Quamque B tua fehü B 404 senex DE
387 vgl VII 396. 390 vgl III 788. 399 discidium ver-
hält sich gu euentus tote remeare zu ingressuB 391 f. ; über euentus im
Sinne , Ankunft' vgl Glossar. 406 vgl 13 f.; scherzhafte Übertrei-
bung einer sprichwörtlichen Formel, vgl. Hüdebramlslied 41, Frorch
218
Liber Qaartus , 407 — 426.
Non equidem nobis hoc consnltore carendum est,
Plus nobis domin^ proderit iste me^.
Porro recedendi sit fas et tempns, et ipse
410 Rennueret certe, si bene nosco fidem;
Greditis huc longo dignatum calle uenire
Tarn cito cognatos linquere ueUe suos?
F^dera per nostri generis rogo, sicabi malles,
Patnie, quam caros hie penes esso tnos.'
415 Biuminat ille diu, quidnam respondeat apte,
Et perhibet tandem, quQ sibi tnta patat:
,Qaem fore me reris? cor nominor, haut quod iniqae
Aspernor? uellem patruus esse tibi!'
Intulit ille: ,mei frater patris Qstimo cum sis,
420 Dicere te patruum debeo iure meum,
Agnosco speciem, si uis, profitere, sonumque,
Nee, quia me miserum conspicis esse, neges.'
Bettulit ille: ,quod est falsum,' Reinarde, negabo,
Eliciunt mentem forma sonusque tuam,
425 Vocibus et formis non semper credere debes,
Sunt multi similes uultibus atque sono.
416 Innenit et
409 lege ,at ipse' Borm.; aber vgl, zu III 139. 410 Ben-
nuerat J?, Remmerit E 411 huc ABDE, Mone schlägt hunc ror.
412 suos aufBamr D* 414 quos B 415 *f fehlt B Numiuat B
416 putet D 419 *r fehlt B, sclwn n^ben 418 B 423 *r fMt B
Netiüit B 425 debes und 426 uultibus aufBasur D* 426 similes
multi hi stulti f uocibus f
416 t
fahel VII 12 (Zs. f d, A. XXIII p, 311) , soviel Haare ofe Jahre,
Wolf, Niederländ. Sagen n. 45 ,so viel Kinder, ah Tag' im Jahr'
{Grimm D. S. 584), n. 70 ,so viel Bischöfe als Tag' im Jahr' -
409 vgl II 130, 413 Über sicubi =- oh irgendwo vgl, Glossar,
424 eliciunt ,i. e. in errorem abducunt, faÜunt' Borm,; woM bloss
, erwecken, bestimmend einwirken auf, das Verb hmmt nur nod^
85 vor.
Liber Quartos, 427 — 444. 219
Non ego som, quem me ipse refers, uice falieris ista,
Nomen idem teneo, sed lapns alter ego,
Nominor Ysengrimos, at is, quem reris adesse,
Nomine stun compar, sed probitate minor; 430
Huins filiolnm me glorior esse, sed ipsnm
Ipsios aat prolem non potnisse qaeror,
Plaudo tarnen fatis, quod nomine donor eodem,
Quod similem naltnm porto soniqae decns.
Elige consiliis, quemcumque probaueris aptam, 435
Annts pr^endet sarcina tanta meis,
Partita est hodierna quidem michi uespera Instmm,
£tas consilii pondere parua caret,
Vox inuenam nento, seniomm traditnr archQ;
Ire sinar, nuUa est hie michi causa mor^, 440
Nolo inopes sumptu socios onerare diumo,
Quos nequeo sensu prouehere atque fide.'
Taliter ahnosi iuuenis sermone peracto
Subiungit placida uoce magister onans:
439 arti
427 sum fMt B ipse] esse A 433 fatis : satis B (wohllh)
435 concilüs D qnecumque B 436 Arma B 438 condlii D
439 Hinter uento interpungieren BDfg^ niüM AEhi und Mone, die
deshalb von Grimm {BF. Einl, p, 39) nicht verstandene Stelle erklärt
Mone Änz. III 295 richtig: ,jene (uox iuuenum) toird in den Wind
gesMagen, diese (uox seniorum) bewahrt^ arche ABEfg] arce oder
arte D, arte Ä 440 siliar B 4^1 inops : inopes E, ebenso B 448.
442 Quis B sensu] ,annon rectius censu?' Borm,; die ganze Gruppe
372 — 442 behandelt das Thema de consilio lupi.
439 t, uel arti D^
431 vgl. BF. Einl. p. 27 Anm. 1 und p. 243, sowie Mone,
Am. III 294. filioluß ist, wie 432 beweist, nicht = Sohn, vielmehr
das aus der Taufe gehobene Kind, ßUul; patrinus 463 der Pathe, der
es aus der Taufe hebt und ihm seinen Namen gibt; vgl. auch 745 und
Glossar. 439 vgl zu III 74.
220 Liber Qtiartus, 445-470.
445 ,Hac subito, Luc socii, ucrucx et cerae capcrqae!
Filiolus patrai cogitat iro mei,
Mando tribus uobis, ut conducatis eontem,
Nos quamois inopes diligit atque colit
Ultimus bospitium tenor expleat: hospes iturus
450 Degustet domin^ pocula qa^que me^;
Non bic tractetur peius, quam creditis ipsum
Vos lare tractandos proposuisse suo,
Gratia reddatur, quia nos dignatus adire est,
Utque iterum ueniat, poscite, quando uolct!'
455 YsengrimuB ad bas uoces b^c uerba subinfert,
Pocula dulcorem nou babitnra timens:
,Nosco uias, uenio satis inconductus eoque,
Ante satis biberam, non modo plura bibam;
Res pcrdit, quicumque suas nolentibus offert,
460 Nil opus est addi pr^ter abire micbi.*
Talia posccntcm dictator molcet amica
Voce monens: ,oro, dulcis amicc, tace!
Patrinusne tibi est patruus meus? eins amore,
QuQ fuerant illi, sunt facienda tibi,
465 Ut, cum compererit, si nos ipse bospes adisset,
Non eadem dubitet parta fuisse sibi.'
Ductores pr^icre, sequique beremita iubetur.
Quid faciat? gemino stringitur ipse malo:
Ire pauet, uenissc dolet, promissa daturos
470 Pocula pone uidens, limen abesse foris;
445 caper estque B 447 ut] ubi oder nisi B 451 Mc fMt B
453 vos E 455 1" fehlt hwr und 461 B 459 Nesperdit J?, Perdit
res preire
res E 465 comporexit B 467 preirere JB, Ducto ! i 1 1 ! | carr. D*,
preire E 468 fringitur B 470 a**08se A, adisse UE Borm. fragt
fQuwnodo pone uidens, si ductores praeiere?' und ändert paene uidens
445 vgl. 5—8. 449 vgl zu II 653. 457 ,Ohne Geleit komme
und gehe ich vortrefflich' 458 non modo wie III 207, = jetzt nicht,
470 Über foris schreibt A^ ianue.
Liber Qnartos, 471— 488. 221
Incipit ire tarnen panlattm SQpe reflezis
Hac illacque ocnlis itqae reditque diu.
Ostia Oarcophas obiter seruanda sabibat,
Clamitat infido laniger ore minans:
^Bolgifer, aoscnlta, quid, si uis oinere, mandem! 475
Magnanimns loseph pr^cipit, ergo pane!
Per sanctos, quos qa^ro, nisi mea inssa seqaaris,
Non erit exitio culpa redempta tuo!
Totas pande fores, tener Ysengrimalus ibit,
Tramite ne stricto transeat, Qger enim est; 480
Ardalio demens, tu si qua strinxeris illnin,
Te prios exocola, quam uideare michir
lanitor econtra: ^blandiri desine, frater!
Sponte mea facerem — qualia iussus agam!
Multa inbes clamans, clamandi sentio causam, 485
Proficies ista calliditate nichil,
Scilicet alliciens bac bospitis arte fauorem
Insignire mea te probitate cupis.
limen adisse. Dem scheidenden Gctsi wird ziciefacke Ehre zugedacht,
1) Geleit {447 f.) 2) Abschiedstrimk {449 f.), jenes lehnt er ab 467,
diesen 458, ersteres übernehmen Hirsch, Schaf und Bock, die bereits
vor die Thnr gegangen sind, letzteren besorgen die in der Herberge
zurückbleibenden Thiere: nun zittert er zu gehn, denn die Thür ist
fem {III 496)t f^^^ db^ anderseits auch nicht bleiben (uenisse dolet),
denn dicht neben ihm {über pone vgl. Gloss.) will man ihm daz aller
wirseste tranc scheiiken; es ist die vom Dichter gern {vgl. oben I 66,
III 478) geschilderte Lage des Festgebanntseins, 471 paTÜantiin B
472 Die Abkürzung £, die sonst hec bezeichnet, braucht B consequent
für huc, eine aus adli =^\adhuc abzuleitende Eigenthümlichkeit —
illnc ocTilis E 475 Fulgifer B asctdta BE mandere B
479 ysengrimis : ysengrinulus D ibat B 481 Clemens B strri-
xeris B 483 frater] super B, fratri D 485 summo : sentio B
477 Derselbe Schwur 921. 483 blandiri iron. = ,schmahen
und drohen\ Bormans hingegen sagt: , blandiri hie non est ironia de
ferocibus losephi minis accipienda, sed refertur ad sqq., cf. 488 \
222 Liber Qnartü«, 489—504.
Nil aeter ant iubear, sapiens facit absqae iubente,
490 Qnod prodest; qaod obest, absqne uetante canet;
Si plus serniero, meas ut taos extitit hospes,
Ut maior tibi sit gratia, nolo pati,
Ta bonas absque fide, solo clamore laboras,
Nil ego clamo, fidem sedalitate probans.'
495 Credidit h^c pr^sul dixisse fideliter illos.
Et magis audaci c^perat Ire gradu,
lanitor interea laxauerat ostia paulnm,
,Hic\ alt, ,hic transi concitus, ista uia est!'
Inter dicendam bis palsans poplitc dextro
500 Currere grandisono ter iabet ore senem.
nie supersiliens neloci limina saltu
Transierat medinm tatus adosque femor:
Carcophas onerosus erat, sex Fresidos or^
Mole boaes ^quans et tria grana salis,
Ol
489 uetji A iuber sapiensque B 490 caret cauet B
492 Ubi B 495 «T fehlt B hoc B 499 polpite B 500 gra-
disono B 501 simina B 503 <r DE höre ABBE, in A am
Rande das Corruptionszeichen, 504 more E
499 poplite dextro nicht wie 518 zu pnlsans, sondern wohl zu
currere gehörig, vgl, zu VI 128. 503 ,2)tc nördliche Strecke Flatir
dems ist besonders fruchtbar, indem sie fast ganz aus sog. Poldern
besteht, d. h. aibs umdammten, der See abgewonnetien Strecken, deren
Oberfläche aus angeschwemmter fetter Erde gebildet wird, welche die
Flüsse und Bäche aus höher liegenden Gegenden nach und nach allda
absetzen. Bekanntlich ist besonders Sedand reich an solchen Poldern,
deren Ertrag den gewöhnlichen ins UnglaublicJie übersteigt.^ Wam-
konig I 84 f.; vgl. II 282» 504 tria grana salis bezieht sieh weder,
wie Mone meint, auf die sprichwörtliche Formel cum grano salis, die
Büchmann^^ p. 297 seltsamerweise au^ einem von Plinius NM. 23, 8, 77
mitgetheüten Gegengiftrecept des Mithridates ableitet. Barm, richtiger
an Catull 86, 4 Nulla in tarn magno est corpore mica salis anlehnt,
noch auf den Myth.* III p. 454 n. 570, p. 459 n. 713, p. 461 n. 760
belegten Gegenzauber der 3 Salzkömer, sondern gehört in das Bereich
der Zugabzahlen, vgl. BA. p. 220 ff., bes. 225, Martin zu Kudrun 172, 4;
Borm.: ,L^tdicrae spedes diciionis est, cum, quod minus est, mcdori
Liber Qoartas, 505—516. 223
Tanta mole fores adigens incumbit adactis, 505
Atterit attritis artias osqae premens.
Abbas nt laqneo canis aUidente tenetar
Ant quam niscosum rete cohercet anem;
Non redit aat prodit, manet bac immotas et illac,
Mobiliorqne inter marmora itincta foret, 510
Hia non stabant, intus compressa coibant,
Sic forinm inflicta stringitor ille graoL
Eobe quam nincto non curat credere uinctorl
Quam concordat inops cum locuplete parum!
Seit deus affectnm uincti, seit uinctus et ipse! 515
Quam mora non animo grata morantis erati
614 Heu quam seatit
507 ubi B 508 coheret B 513 Eobe Af] Eoe BD, aber
D* im Glossar Bohe, Ecce JE; Mone ändert Ehen; vgl. Gl. itmcto B
edere B 515 sit {oder sie) B 516 moratis E -
514 i und mit nel D^
ita subicitwr, ut, qucmtum accedit uerhomm, tantum de re ipsa detra-
hatur. JSxtat adhtic in ore plehis nostraiis quod plane gemvrvum est:
twintig pond en een pruimensteen« i. e. XX pondo cum nucleo etc.
uariante pro locis nuclei »pede. Aliis pro nucleo faha, bohshoon,
aJüs etiam stercus ouillum ponderi quod accrescit designat. Non opu^
est iMddere, in ipsa qwoque computandi cwra ac sollieitudine iUa, quae
ne minimam quidem partem differentiamue omittere audet, non exigwzm
inesse uim ridiciili.'' Vgl. ,eine ganze Ewigkeit und drei Tage\ —
505 ff. vgl. V 798. 508 Über quam auem statt axds quam vgl. zu
II 63. 509» vgl. I 276. 515 Zu seit ist beidemal affectum uincti
Object; Mone irrt, wie das Tempus erat zeigt, wenn er 516 von dem
zweiten seit abhängig macht; der Sinn ist: ,wie dem Gefesselten zu
Muthe ist, das weiss nur Grott und jener selbst". Es ist der bekannte,
von Plutarch {Vit. cap. 5, Praec. Coniug. 22) mitgetheüte, von Hiero-
nymus {Aduersus louin. I 48) dem MA. überlieferte Ausspruch des
Aemüius Paulas .Nemo seit praeter me, ubi soccus me premat' {vgh
Vannueci Proverb, Lot. I 215), nur dass das fromme MA. in der
Person des allwissenden Gottes einen zweiten Wissenden hinzufügte,
wie Nibd. 2308, 3, ähnlich hier IV 234.
224 Liber Quartus, 517 — 532.
llunc quasi nolentem procedere lanitor asper
Voce urget, pnlsat poplite, calce ferit.
, Ostia', dicebat, ,socii, patefacta uidetis,
520 Nallorsnmque gradi ault bonus iste cliens;
Quid moror hie? alio compellor, abire rogate!
lanaa, si scissem, non patnisset adhuc,
Nullius hie causa peregrini stare tulissem,
Seria me rerum talia totque trahunt
525 Nee petit hie standi ueniam, nee stare quod ipsum
Hie patior, grates, qnas michi debet, agit,
Restituit pretium nutrita monedula merdam,
Graceulus et cueulo, quem fouet, hoste perit;
Dcdo tibi officium, losepb, da nescio sane
530 Nee curo cuinam, quilibct illud agat,
Cuius ob insignes oculos ego ianitor essem,
Limen ubi semper, qui redit itque, tenet?'
ns
517 volentem E 519 uide||| A 520 uultus B 521 hec B
gate e
ro 1 1 1 1 corr. D* 524 m| corr. D* 525 Nee AB DE, Mone Non -
Statt ueniam bin ipsum ?iat B quas michi debes agit {aber 526 debet B)
erdam
— ipsi E 527 Restitui B m j | , A 528 et nachgetragen h —
cuculus h 530 Non DE 531 ob fehlt B 532 tenent A
524 uel trahent D* ' "
520 bonus cliens ein getreuer Diener, der trotz aller Ver-
lockungen von atissen Haus Juilt, sich ganz dem Hause widmet ^ tgl.
549 ff., II 441 f, V 818, 13 f.; Borm. erklärt cliens s. Bertüianof
dominae i. e. hottpes. 527 f. Dohle und Ktickuk legen Öfter ihre
Eier in fremde Nester, jene in das des Habichts, dieser in das der
Kräfte: der Dank der Jungen ist in erster ein Falle Beschmutzung
des Nestes, in letzterem. Tödtung der Pflegerin. Vgl. Einleitung, —
531 f. cuius gehört zu ianitor; der Pförtner bedarf eines scharfen
Blicks (Ecbasis 648—652), um den Kommenden sofort wdhrzun^wten
und ehiztilassen. Hier aber hält Y. unbeweglich die ThürschweUe
besetzt und verhindert so den Pförtner trotz seines au^gezeichneteti
Auges an der Ausübung seines Amtes.
Liber Qaartos, 533—566. 225
Laniger obiedt: ,prQcepi tota patere
Ostia, nee curas prouidus esse semel;
Offero pignos, nt es nequam, quia, quasseris illnm 535
Parte sui qnanis, perfide calo, Ines!'
lanitor ,absit!' ait, ,ta nempe patentia cernis
Ostia, Don oculis credis, inepte, tuis?
Absit eum me astante qaati! seit enim ipse, rogetar,
NoD nitro hoe faeerem, quin prius ipse miehi! 540
Tn saltem, Berfride, nide!' Innc hircos asello:
, Nonne \ inqnit, ,aideo? si aelit ire, potest,
Nesifo, enr maneat, spontaneus ire recusat,
lanua laxari latins ista nequit;
Hoc oere speenlor, loseph qnoque ridet iniqnos, 545
Ostia contemplans laxa fuisse diu,
Inuidet exprobratque tibi prauoque fanore
Segnitiem spectat pr^sulis atqne tacet.
Delirare liquet monachos inuenesque senesque:
Primitus ingressi claustra nerentur, amant; 550
Regula nileseit uix cognita, cumque gerendum
Quid foris audierint exierintque semel,
Vel nimis inuiti uel numquam claustra reuisunt —
Hos sequitur ritus hie heremita piger.
Nescio, sis abbas an tu patriareba, quid b^res? 555
Ostia eum pateant, utquid abire negas?
Carmina nunc Stares ad completoria iuste.
Quid tardas, dem^ns? binc, heremita, sali!
533 placere patere B 536 qoamuis B 539 astanti B sie E
541 «r DE timc] ant B 542 ipse B 544 Lanua B 547 diu :
tibi E 548 Signitiem B 555 scis D 556 ut] ubi B ad quid E
558 Clemens B
535 ut es nequam, vgl. 859, über Bfandsetzti/ng zu I 964.
538 vgl, II 367, 547 vgl. III 909. 551 f. vgl. V 1191 f. —
555 vgl. III 208, Hör, CS. 15 f. 557 Mofie U7id Borm. erklären:
,du kämest noch gerade recht zur Abendandacht*, trotzdem 658 und
sonst ausdrücklich gesagt ist, dass der Morgen graut und die FrüJir-
Voigt, Ysengrimoa. 15
226 Liber Quartas, 559—578.
Quo tu, cerue, paras?' (etenim fingebat abire)
560 Expecta, sodes, dum patriarcha bibatP
Cernus ad b^c: ,Dondnmne bibit? cur ergo uenire
Incipit? utque abeat me duce, pergo prior;
loseph, nonne uenit? michi uelle uenire uidetur.'
Repplicat ille: ,tibi quando libebit, abi!
565 nie manebit adhuc, cur binc impotus abiret?
Grandibus est pateris ante abigenda sitis.'
Ceruus ,itemque bibat rebibatque antistes, ego', inquit,
,Ambulo, maiorem non tolerabo moram,
Esnriens et sola domum mea cerua tuetur, ^
570 Si uenies mecum, nunc, domine abba, ueni!
Transiit hora, sali! non stabo diutius istic,
Hie michi non tota nocte manere nacat;
Tu bene transieris, sed id ausus penderet alter,
At tibi uim Joseph nemo tuente facit'
575 Obuiat bis Joseph: ,8i debet, pendat et iste;
Die, caper, estne reus? dixeris esse, luat.'
Hircus ait: ,non peior erit me iudice, quamois
Perdiderit totum, quod probitatis habet'
576, 1 Indice Bit solo te reos, hirce, laet
577 Crode michi
559 oeme D 560 expecta : exspecta D 566 ante auf Rasur D*
567 *r fehlt B 568 nachgetragen A moiorem E m/*ram corr. D*
572 nachgetragen A 575 bis] is £ B sprang von Joseph 575 a»{
dasselbe Wort 579 über, es fehlen also 575»»— 579* 577 f DE
576, 1. 577 C
messenzeit da sei. carm. compL ist das Schlussgebet, der ScMnss-
gesang sowohl bei der täglichen wie bei der nächtlichen Horenfeier;
die noctumi toni (686) sind nun dem Wolfe gesungen, es fehlt tw
noch das amen (611), tmd zur ErtheUu/ng dieser letzten und empfind-
lichsten Ledion steht er jetzt gerade recht, eingeklemmt und wider-
standsunfähig zwischen den ductores draussen und den kleineren TMeren
drinnen. Über die der Messe und Horenfeier entnommenen Metaphern
für Prügel vgl. Einleitung, . 561 cur, weil erst nach genommenem
AJbschiedstrunk sein Aufbruch zu erwarten war, 570 vgL III 732,
Über Qaaitns, 679— 692. 227
Ingemmat loseph: ,taciii satis, abba, recede!
Otia sectari nos tna posse patas? 580
Aat intro redeas aat egrediaris oportet,
Eiige mox, quid agas, optio dicta niget!
Crede, cito aat abies aut te fardasse pigebit!'
0 qaales gemitns taue dabat ille miser!
Irrideas gemitas exclamat degener hircus: 585
,Hic missam media nocte faeremita canlt;
Laniger, aascnlta, quam dalciter Organa fnndat,
Tarn bene, ni £allor, aix modalarer ego!'
,Sic tibi missa solet cantari?' laniger infit,
,Nanc solo te psalmos non bene nosse taos; 590
Affirmat nerbam ille qaidem — missamqne patasti!
Esse snpra Sealdom nnlt catigeta Remis.'
679 fdomine Tsengrine,
682, 1 Optio pioposita est, elige mox, quid agas
563, 1 Crede michi, taidasse Ines, nisi neneris at nunc I
684 Qnos gemitas et qnot
685 Auditos gemitas deridet
687, 1 Cominos hnc, loseph 1 quam dalciter oigana ftmditi
688, 1 Flena mamiB, si sie immodnlarer ego
689, 1 Siccine cantator tibi missa? quid, improbe, dicis?
580 Ostia B tua] tria B 583 tardaUsse D 5S6 "{ DE
587 asculta BE 589 1" 2> 590 nosce DE 591 quidem] quid
est äDE 592 super BC cagi : catigeta B
579 — 589, 1 C 583, 1 Barm, zieht at nunc zum folg. Verse,
eine Auffassung, bei der nisi ueneris sinnlos wird und nunc dem
tone 584 widerspricht; at ist »» eerte, saUem, wie oben II 377, III 968.
588, 1 plena manus, nämlich von den Spenden der Zuhörer; Borm.
bezieht es als Subject zu fundit 587, aber nicht die Hand, sondern die
Stimme des Wolfes strömt liebliche Weisen aus.
582 vgl, V l}i02, 591 Den ächzenden und wimmernden Wolf
hau der Bock für einen messesingenden Priester, der Hirsch für einen
beichtigenden Büsser, der Schöps für einen den Vortrag einstudierenden
Lehrer der Theologie (catigeta, vgl. Gloss.), afiirmare = ,mit gedämpfter
Stimvie, leise murmelnd etwas einprchen'; vgl. die (auch in DuCange
s. u. n. 3 abgedruckte) Stelle des Wüh. v. Hirschau Constit. Hirsaug. I
15*
228 Liber Qnartns, 593—606.
fiearidas dixit: ,ao8 tortom dicitis ambo,
Doctus in hoc ego sam carmine uosque rades;
595 Plnribus offensis cecidit, nunc illa fatetar,
Scire nolens, qno sint ipsa pianda modo.'
Tanc caper: ,o Joseph, uera est sententia cemi,
Postmodo qu^ nobis sint facienda, nide!
Excessusne suos exponet fonditas omnes,
600 Insimol ut positos indita p^na lanet?'
,Staltitia h^c nobis', respondit laniger, ,absit!
Quid faciam, satis est absque monente ratiun;
Suppetat assensor, qui sicut ego omnia penset,
Non patiar culpas hunc recitare diu.
605 Quis seit, an in saltus aox transeat alta remotos
Et possit scelerum pQnituisse pares?
593 ,Rem melius nooi,
594 Doctas enim hie
595 Plnribus ammissis
597 ,Crede michi, loseph,
598, 1 Nunc super hiis quo sint eCßcionda, uidel
Darauf folgt mü Ausiaasung von 599 Ms 602
603, 1 : , Non monitore michi, sed opus, Beifride, sequente est
593 *f fehlt BCDE v 1 1 corr. D* 594 hec A 596 illa T
600 iibi B 601 f DE 605 "illa remotos" alta C 606 posset (\
poscit BE
593—603, 1 C; 595 steht amissis.
cap, 89, zu der Herrgott im Index richtig bemerkt ,affirmare cantom.
lectionem etc. dicimtwr, qui sese in cantando aui legendo exercentj
priu^sqiiam in Ecclesia aut Conuentu cantent aut legant * und Dief., der
u. a, leren, lernen ah Bedeutung auffuhrt, uerbum »» setmo^ loqwla,
vgl. loa, de lanua, quidem = wahrlich, wie 842, VI 446 etc. —
592 Darum, meint loseph, mochte Y., wie er sich überJiaupt weit vcg
von hier wünscht, so doch am U^sten jenseits der Scheide auf eine»
Beimser Catheder stehen. Anders Bortnans ,prouerbi€Uis locutio e.^,
qua praeposiere doeentes aut affirmantes aliquid ridentur, q, d. Egre-
gium uero te doctorem, o hirce, qui Remis {urbem) super Scaldu»
esse uelisr 594* -= V 584'' 605 f. vgl VII 133 ff.
Liber QQartas, 607—620. 229
A tribns absolui nobis fortasse neqnibit,
QuQ neniet mores tarba refeire malos;
Absoloatctr ab bis, Brabantes cetera gaudent
Corrigere, at nobis ista piare datam est* 610
Tone caper oblongam aarinmqne trifarcnlat amen,
Concinnat bifidom forcula qn^qae melos:
Ista aelut bubo macer et rota putrida big^,
Hqc at Arabs d^mon gallicaque orca sonat,
Scanailis exiles bis crispat tertia tongos, 615
Ut nox alta tab^ summaque corda gig^.
Undiqne deinde ,feri!' nee uox sonat ulla nisi illud,
Excipiiint plena tone pietate senem:
Ceraos agit costas, caper armos, gattora neruex,
Atqne inter calices nerba benigna aolant. 620
stau 607- 616 sUhen fwr 4 Verse:
606, 1 Copia consoxget fiissore crimina tnrbe,
607, 1 Qao6 gnne dt nobis absoliuBse tribns ;
609, 1 Qnicqnid de reliqnis , sabito absoloatnr ab istis ! '
611, 1 Hie longum et crassnm blaterat hircos amen.
620 hospita nerba
609 Barbantes B Von 610 bis Q2^ ist der Text in E durch
Nässe geschädigt, im Anfang und Ende schwächer, in der mittleren
Strecke und namentlich in den vorderen Vershälften stärker. —
610 piate JB 611 *f D-E ob longum D 615 longos D .616 uox
fehü n 617 fieri D 618 tunc] cum C 619 1" D
So C, 607, 1 absonuisse, emend, Mofie.
609 über die Brdbanter vgl zu I 49. 611 vgl I 1041.
Berfrid hat nach IV 7 f., wie loseph, eine armata frons, dieser hat vier
je eine zweizackige Gabel darstellende Hörner {II 302, VI 104 f.),
jener deren drei, wie der Bernard der Feldmesserfabel {II 301). Mit
diesem dreihomigen Geweih gibt er ihm einen mannigfach {vgl uarius
canor V 782), in aUen drei Tonarten, Tenor {613), Bass (614), Diskant
(616 f.) erklingenden Abschiedsstoss , das erste Hörn kUngt seufzend,
wie die Stimme des heiseren Uhu {vgl Plinius X 16), ächzend {vgl 355),
das zweite dumpf, tief, wie ein hohles Götzenbild oder Gefäss {vgl
I 1059), das dritte schriU, hoch {zu scansilis vgl scandere VII 105);
'die ganze Stelle erinnert an I 1043 f., 1053 — 1064. 617 vgl 992.
620 vgl II 662.
^^ Liber Qnartos, 621 — 634.
,Ha8 ego', cenrns ait, ,costa8 adigoqae ligoque,
Qaas abigit positu macra iuuenta suo.'
,Incute tu costas; armis', caper infit, ,adactis,
Ne nimis, ut timeo, succutiantur, agam.'
625 Laniger ,arto', inquit, ,fauces nimis hactenus amplas,
Patribas hoc memini nix placoisse meis.'
Ha quotiens ceruos, pulsans beoedidte, clamat:
,Explora, frater, quid ferat iste calix!'
Ha quotiens hircus: ,non sum caper, immo sacerdos,
630 Accipe quQsitam, sancte heremita, crucem!'
Ha quotiens ueruex: ,8i mecum pergere Romam
Appetis, hie peram do baculumque tibi!'
Ha quotiens omnes: , Satanas h^c pocula magnas
Sanctificet famulo mnltiplicetque suo!'
621, 1 ,En ego sie costas redigoqno ligoqae iiagantes
622 senecta
628 annis obnitar adactis
624 Xeae tao palsa
626 ,Arctabo, socii, fftuces
626 displiouisse
680 domne
634 seruo
621 <f DE, ebenso 625, 627, 629, 631, 633; 623 nur in D -
seruus B adigo] Borm. zieht redigo vor; vgl 505, 623 tu] tot D
625 argto A 626 hec C, Mone ändert has; vgl. II 450. 627 Ha,
629, 631, 633 Ah C 630 sacre : sancte E 632 de B
So C
622 macra iuuenta iron. = crassa seneetua, vgl. III 319 f. -
627 pulsans benedicite vne trifurculat amen 611, ciispat benedicit«
I 1041. 628 vgl II 679. 629 f. vgl 180. 630 r^. 1^-
631 vgl 162. 632 vgl zu 911 f. 633 f. vgl zu V 837. 634 Wer
sich mit dem Teufel einlässt, ihm verbütidet, heisst Teufels Gesdl,
GenosSy Teufelsbnecht, vgl Myth.* II p. 850 ff., III 300 f.; an aft-
derer SUUe (III 1115 f.) heisst Y. ,TeufeUoheim' vgl IV 708.
Liber OnartoB, 685—642. 231
lam non exterias conoin^ talia caro 635
Pocnla pincernas continnare piget,
Sed quid panca räoant? dormitnr forsitan intus?
Non curant fama]as insernisse manus?
Inira aelle (licet non ultra nolle) sodales
Non queritur dantes intus adesse senex: 640
(rallus terga, marem uulpes, caudam occupat anser,
Yellit is, hie mordet, Calcitrat ille fiirens,
636 pinceine continaare c&aent
637, 1 Interiüs donnitnr? a^rant hie otia segnes?
639, 1 Non minus, ac noilet, non plos, quam aellot, amicos
640 abesse
635 f fehlt C Jm B 637 f. Die Fragezeichen fehlen in
den Hs8. 638 Nee B 639 liquet E 641 marem ABCDE]
narem scMägt J. Grimm EF, Eird. p. 70 vor, vgl. dagegen Mone
Am. III 295, narem ist prosodisch (vgl. V 1097) und, so lange die
Nase vorn sitzt, auch sachlich unmöglich; über mas = penis vgl. Gl.
cer
— anser] anfer (auf er) J?, an l{ corr. ZM 642 hec B fttrens]
super C
636 Ci, das Übrige nach C, foo 637, 1 hec (emend. Borm.) steht.
635 f. Daraus liest Mone den Sinn heraus , lupiim intra domum
quoque uapulasse"; vielmehr leitet das Distichon den Übergang von
Draussen zu Drinnen ein; die Erzählung von den Misshandlungen
der 3 Führer sMiesst, aber diese fahren unverdrossen fort, dem thcuren
Gaste vor der Thür solche Becher zu credenzen u/nd mit den eigens
zum Schenkenamt berufenen (zu 470) kleineren Thieren zu wetteifern.
639 f. ,Y. braucht sich nicht zu beklagen, dass drinnen Gesellen wären,
die weniger austheHten, als er wünschte, wenngleich — setzt der Dichter
die Ironie auflösend hinzu — sie ihm nicht mehr, genau so viel gaben,
als er nicht wünschte', wie sehr die reiche Gabe sonst seinem hob'
gierigen Sinne entsprach, in diesem Falle begegnete sie seinem Wider-
wiüen. C hingegen ändert unter augenscheinlicher Anlehnung an
SaUust Cat 20 ,Idem nelle atque idem nolle ea demum firma amioitia
est' den Saiz dahin um: ,Y. braucht sich nicht zti beklagen, dass es
drinnen an wahren Freunden gefehlt hätte.' 642 bringt die Subjecte
von 641 m umgekehrter Reihenfolge, vgl. neuere 297 f.
232
Liber Qaartas, 648—660.
Non cuiquam monuisse aacat — se qaisque monebat
Ne, si quem moneat, non sibi forte aacet.
645 Qaaliter astringit ferram sub uerbere forceps,
Sic angit candam, sie premit anser onans;
Astulat ut plancam bene mota dextra dolabra,
Sic cum carue pilos gallus ad ossa rapit;
Non tarnen ille potest tantos sentire fnrores,
650 Rcinardi feritas tam rabiosa fiirit
Hospitii calicos ut prQsul sumpserat istos
Roboreque exhausto turba reSedit ebcs,
Tunc loseph claudi iubet ostia, paret asellus,
Auribus instillans murmura pauca lupi:
655 ,A caris sociis huc tu conductus es usque,
Nunc, si quid pedibus fidis, amice, sali!
Nunc intende salire! saU, si quando salisti!
lam matutinum conuocat hora chorum;
Ne tarnen hinc salias, nisi grates egeris ante,
660 Grandibus est meritis gratia parua satis.
647 moto dextra dolabro
649 tantmn sentire fororem
651, 1 Ut lupos hospitii calices bene senserat istos
652 hami
654 panca sosarta
643 Nec C cuiquam BCBE] cuiquem A, später durch Tren-
ntmgsstriche zerschnitten, Mone daher cui quem, wie VI 263; vgl
anderseits III 63, 91, 928, A nahm wohl irrend das gJeichst€Ui(fe
quem aus 644 voraus uacat fehlt D, D* trug uocat nach se] sed C
bit
monebat D 647 Abstulat C, Austulat E ut] ad D 648 pUus :
püos D 649 tanto E 650 furiosa B 651 *r fMt C 652 obes Ä
hebes E 657 intendire : intende E silisti B 659 Non G
sen
647 (7 649 C 651, 1 0, presul nUserat carr. !>* 652 C,
uel humi i>* 654 C
654 vgl. III 343, VI 456,
über Qoartas, 661—676. 233
Annnimiis gratis discos paterasque dedisse,
Proaenta medio pascna^ nentris eant;
Exigimiis grates, qoia te condimmii8 oiiines,
Offensam nobis materiare caue,
Imprimitur poUex palniQ redeante petitam 665
Hospite, qni gratns non fdit ante datis.'
Sapprimit ille miiias et nobilitate silendi
Fnngitar, in tempas seraat agenda sanm;
Quid stulto concepta semel prudentia confert?
Post sapere exiglmm stultior usqae manet, 670
Bis reticens apte, quater abdita unlgat inepte,
Tarn bene nee celat, quam male deinde refert,
Quid prodest adno siloisse et dicere nulpi?
Yicisset Celans, nincitor ipse loqnens.
Andierat anlpes nerba irridentis aselii, 675
Quod matutini canninis hora foret,
668 pensst
672 nimc
673 prodere
US
661 poterasque E 665 palmo t 666 grat| | corr. D*, gratis Ei
667 1" fMt C 669 Qui C prudentia ABCDEfi] pudentia g und
Mone. 670 Plus g 671 retices : reticens corr. ZH 672 nee
ABg] non BE, nunc Ci, vgl. 158, 760; nee wird erlätUert durch 673:
non tarn bene asino süet, quam male uulpi dicit. 674 Yicesset B
675 uerbum C 676 Quod matutini auf Rasur A
668 Ci 672 *. o. 673 C
m2 ,Um des für Aüe gleidien {vgl zu I 561) leiblichen Gedei-
hens wiüen, zur körperliehen Stärkung eines Jeden wächst die Weide
empor \ ad scUuiem communem Tiominum pascua deus donat, vgl. Prosa-
glosse zu Prara 171. 665 ,Cum hospes ingratus redit ad petendum
nouum beneficium, is, a quo petitur, negat, manum clausam tenet;
flandrioe ad uerbum: hy houdt den duim in de vuist' Bormans. —
668 vgl 1 525—28, IV 986. 669 ff. auf dem alien Spruch ,der Thor
kann nichts verst^weigen'' beruhend, vgl. Ptouerb. Salom. XXIX 11,
Freidank 82, 12 etc. 675 vgl II 503 f:
234 über QuartojB, 677—690.
Atque cor indagare aolens abenntis, itnnun
Lusnris patranm nocibus asos ita est:
,Balgifer imprudens, alios, quam diximns istic,
680 Hanc matatinos dicere neue patas?'
Sestitit hQc ad aerba senex hostiqne perito
Ludificandns, auens ladificare, refert:
,Gantasti, Reinarde, tnos-, ego differo nostros,
Nondam cantandis sappetit hora meis,
685 In lucem saspendo meos multamqae diornos
Cogito Doctarnis dissimilare tdhos,
Diximns obscoros istic, octaoaque lecta est
Lectio, semator nona legenda michi.
Nunc habet iste snam, nunc paraalas ille placentam,
690 Et ratis in porta plena diebus adest;
677, 678 fehlen.
679 ,I>ic, asine
681, 682 fehlen.
678 Inssuris B 679 1* DE, ebenso 681 u/nd 683. M(m
interpungiert fälschlich vor istic, vgl 687. 680 putes E 682 so
inUrp. Ä 683 nostris C 687 - que auf Basur D* 689 ille]
iste C placentam B 690 Hie C
So C
679 f. Der nächtliche Gottesdienst ist vorüber, die denselben
schliessenden Lobgesänge (694) und die unmiUelbar folgende Mette ist
gesungen (611 /f.)» &«^- gelesen, der Begel ist durchaus genügt — da
fragt B. verwundert, was denn Y. noch für andere Morgengdtete lesen
wolle. 684*» =- V 302^ 687 f. Natwrlich bezieht sich octaua und
nona nicht (wie Mone und Borm. erklären) auf die Horenfeier um 2
bez. 3 Uhr Nachmittags, sondern jenes auf die 8 Pilger, die lesend
und singend (vgl 1 1001, über die Einrichtung der Noctttmen vergleiche
V 629 ff., 821) dem Wolfe die Nachtfeier dargebracht haben, dieses
auf das zu erwartende Beeponsorium des Wolfschors. 689 f. Sinn
, wartet's nur ab, es kommt alles zu seiner Zeit!^ ,Pueri8 beUaria
et, praecipue in FlandHa, placentae dcMtur. Cum autem eae distri-
buuntwr, cunctis simul certatimque flagitantibus inanumque porrigen»
tibus responderi solet Omnibus datum tri, sed suas cuique uices
expectandas esse: d'een voor an d'andar na, gy zult allen eens aen
über Qaartos, 691 — 704. 235
Non bene serao nicem cantores solns in octo,
Alterius paiüs cras scola maior eilt,
Matutina mei uenient ad carmina fratres,
Qui laudes secns ac hircus et anser agantl'
,Patrae', reibor ait, ^patraus (cur uera negarem?) 695
Hactenus at faeras, tu michi semper eris;
Nonne potest mnnire deos, qnem somnia terrent?
Inrgia sunt leges ad dirimenda dat^;
Qnod 8i indicio nostros commiseris actus,
Hie, qnod ames, factam est; nnde querare, nichil. 700
Qoamais ipse neges, ob qoalem nescio causam,
Lustra tibi certom est octo fnisse quater,
Omnis eo ueniens Qtatis oportet ut isto
More salutetnr, si iuuenescere auet,
696 ,Patnie, nsmque michi
696 qnoqne
691 cantoris : cantores D^ 694 secns hac quam anser et
hyrcns C; quam ist Glosse zu (h)ac ac] hac auf Rasur D^ agunt C
695 *r fMt BC rector E 696 fuerat C 697 Non ne post mnnere
dens quam B 699 In nros steht n auf Basur von D* 700 que-
rere C fPost querare pone comma; sensu^ est: factum est, qnod
ames, nihil factum est, unde querare' Borm, 701 Quamuis etipsa C
702 certe" C pater quater B 704 iuueniscere B
So C
uwe beurt kernen' Borm, In Thüringen ruft man einem Ungeduld
digen zu: ,Halt den Mund, bis d' den Kuchen kriegst!* 697 Den
Drohungen des Wolfs gegenüber hat B. einen zwiefachen Trost, 1. dass
mit den SchcOten der Nacht zugleich der beängstigende Traum von des
Oheims Feindschaft verschwinden werde {695—97),, 2. die Aussicht
auf seine Bechtfertigtmg vor der Synode {696 — 700, indicio sc. syno-
dali, vgl 724, überhaupt I 417—470, 675—584), 697 empfängt sein
voUes Licht a%M Prora 144 Gonsulit in breuibus dens bis, quos somnia
terrent, dessen Prosaglosse Breuiter et cito dens succurrit bis, qui per
somnium grauiter laborant: cum experrectum £acit, de periculo statim
eüm exBoluit und Prora 664 f, Somnia quem terrent, uigilans terrore
carebit, Vauescunt experrectis aduersa quietis. 704 vgl. III 124 ff.
236 Libor Quartos, 705—720.
705 £rgo at, qnalis eras dictus te teste, redires,
Antidotum pietas hoc tibi nostra dedit
Talibus obseqaiis debentar flagra min^que?
Par SatanQ est, qui aalt impias esse pio;
Si uis, pro reduci nobis gratare iaaenta,
710 Istad aae ex nostra sedolitate refers,
Lentior extiteras annis quam temo bUastris,
lanaa nostra tibi est omine oisa bono.
Nunc fore cQpisti tener, ut faba trima, catellus,
Pax tibi Sit! qao uis, aade, catelle tener I
715 Pax tibi! nade alacer! quotiensqae redisse senectam
Senseris, hie semper parta iaaenta tibi est:
Ob qaod ad ista noaum cantasti limina Carmen,
Nunc tibi sit simplam, post erit asqae duplam!'
Pr^sol ad h^c: ,hic laareolum tibi corrit, ut optas,
720 lasta.refert meritis hora qaibasque aices-,
StaU 711—714 folgen auf 70&:
706a Conms eras annis quasi falx, hnc omine fauste
706b Veneris, es lupnlns de seniore Inpo.
711—714 fehlen.
716 prompte
717, 1 Carmine pro dold, qaod ad ostia nostra boasti,
718 Sit tibi nunc
719, 1 Nnnc, Beynarde, tibi rotolam bene cemis enntem
720 OcciuTant meritis iure
705 te] et B reduoes C 709 duci : reduci A, reduci corr. D*
713 saba B 714 quouis E 715 Hinter tibi ist in A sit am-
radiert -que fehU B redire G 716 hec C 717 lumina B
719 <r fehU BC Chat eine Zeile SpaUum zwischen 718 und 719 —
hie] hoc DE
So C
713 zu catellus vgl Hör. Serm. II 3, 259. 714 vgl su II 99,
IV 141. 717 f. Die Verjüngung, Enthäutung, um deretwiBen du
{584 ff.) ein neues Lied gesungen, soll für diesmal eine einfache sein,
künftig ,tuiiicam post pallia tollo* (III 1091); C hingegen fasst die
Verjüngung als ein massiges Honorar (vgl. 588 C) für das liebhche
Lied auf. 719 Über laureolum ^^ Scheibe, Scheibenspiel, vgl Ghss.
Gemeint ist nicht das Annal Laurisham. 1099 enoähnte iSjpiW (discas
Über QoartQS, 721—780. 237
Malta in oasa qnid hoc fondam? sernfetis honeste,
Taliter, haut aliter, nos amo, sicnt amor.
Nee michi seraitmn satis est, otFertis agendnm,
Cladibns hoc deerat ins synodale meis;
Olim Don faerat legis michi cnra seqnendQ — 725
Nescio qnis stataet nunc michi legis onus?
Candidiore nouo ueterem non cambio callem,
Tardom est annosos discere uincla canes.
Lege mea potior, som pr^sul ego atque decanus,
Gras synodam mando, conueniemus item; 730
721 hec CBE Vor hec Ideine BtisuT D, qxiid hec hinter Multa
gestrichen E 122 haut D* auf Rasur und Ei] haud C, aut AB;
vgl II 597. 723 seruitium CDE 724 hie BC 726 quid BE,
quas t Zwischen quis und statuet ist nunc michi legis onus aus-
radiert D Das Frageseidten fehlt in den Hss, 728 agnosoos B
uincula i 730 item glossiert C* durch adhuc, vgl. III 696.
in extrema marginis ora, ut solet, acoensus militari manu per aera
uibratur, vgl. A. Schulte, Hof. Lehen I p.423 Anm.); das Richtige
gewährt HüUmann, Städtewesen IV 176 ,Übrigens sind die Volksspiele
sehr verschieden, mit denen sich die jüngeren Borger im Freien
belustigt haben. In Frankreich das MaÜ-Spiel, wobei eine hölserne
Ktigei mit einem Kolben nocA einem Ziele getrieben wird, in Italien
das Scheibenspiel, Ruzzola, darin bestehend, dass eine hölzerne, etwa
zwei Finger dicke Seheibe nach einem Ziele gerollt wird'; an letzteres
dachte ügutio, loa. de lanua, in dieser Richtung wird auch das
(Horae Belgieae VI 170 ff. nicht erwähnte) Laureolumspiei zu suchen
sein. 721 Umgekehrt ist bei uns noch die Wendung ,verschiedene
Dinge in einen Topf werfen^ spridwöriUeh. 726 vgl. III 212.
727 enthält die eine Hälfte des alten Spruchs, dass man alle Freunde
und alte Wege nicht mit neuen vertauschen soüe, vgl. zu I 73; andere
Fassungen: Prora 189, MSD.^ XXVII 2, 21 und 114, Zs. f d. A. VI
p. 305, 28, 47, Götting. Spruchgedicht 68 Calles antiquos serua ueteres
et amicos, C. SchiiLse, Btbl. Sprichw. n. 146, Dietrich in d. Zs. III 426
unid jetzt Seiler, Buodlieb p. 64. 728 D*' setzt die später übliche
(vgl. Wegeier, Phüos. p€Urum n, 739) Form der Sentenz Ire cathenatus
nescit canis inueteratus an den Band; sonstige Belege stehen Prora 21,
MSD.* XXVII 2, 55 und 129, Zacher, alt franz. Spr. n. 33 (Zs. XI
p. 118) j Zingerle p. 73, Hoffm. v. Fall, AUniederl Spr. n. 576.
238 LlberQuartns, 731— 746.
Quam michi aestra foit pietas accepta, docebo,
Cum faerit synodi contio lecta mcQ,
Si non reddidero snmptis Qqualia saltem,
Perfidior Sneuo iudicer atque Geta!'
735 Exilit inde senex, uetuissent repere plag^,
Pr^bebant uires ira dolorque recens;
Tunc iubet excabias caute Reiuardus agendas,
Hostica ne subitas inferat ira manus.
Ter Stadium senior discesserat, elicit alto
740 Murmnre fautores pone proculque snos,
lam breuis undenos conflauerat hora sodales:
Ante alios omnes Gripo Triuenter adest^
Abbaus socer ille fnit, cursnqne rapaci
YsengrimigenQ tres comitantur auum:
745 Magna salus ouium, Lameldns Cursor, auique
Cum facie nomen Grimo Pilauca tenens,
734
Scita
735
nnlnera motam
743
Hie taiu, Ysengrlne, socer,
746
LamndiiB
733 soptis B 734 seueuo B itdicet D 735 uetoisset E
736 dolorque |:|| recens I) 739 f fehlt CE, steht 741 m ACBE
ilicit C 740 fauctores A, ohne Löschungspunet CE 742 Grippo BG
Die cognomina (756) schreibe ich durchweg mit grossem Anfangsbudi-
stoben, was Mone nur etm Theil thut 743 Ablatis B 743 fMt,
eine ZeHe dafür offen gdassen E IAA Tsengrine tros com. B —
ysengrimigene : ysengrinigene D ysemgrimgene C 746 Nunc B
So C, 734 mit uel auch D^ 745 Larundus scheint ein aus
lanmda (= lamia, vgl. Hildehr. Ghss. Lat. Paris. L. 49, Placidus
60, 25) gebildetes Masculinum, ,der Vampyr\
734 vgl. I IM und zu III 382; W. Wackernagel identifidert
hier irrig Sueui und Suaui, Zs. VI 259. 741 Über breuis hora
vgl. zu I 279. 745 f. Des Grossvaters Name kehrt gern hem
Enkel wieder, vgl. Aeneid. V 564, Weinhbld DFr. p. 21. Der Dichter
Liber Qaartos, 747—756. 239
Et nnmquam ael p^ne sator Septengula Nipig;
Griponis sabeant pignora deinde duo:
Gnls Spispisa prior, post natos Gvtdfero Woi^gram;
Hos inter seqnitor Sualiao Garibdis Inops 750
Et proles amitQ Griponifi, Tnrgiiis Ingens
Mantica, quo genero Sualmo saperbas erat,
Saalmonisque nepos, Stomras Yarbucus, et aadax
Prinignus Stormi, Golpa Gehenna Minor,
Hinc patmos GnlpQ, Saalmonis aniincaliis idem, 755
Olnam cognomen Maior Aaernns habens.
747 Nipis
749 Glus
750 Ftoftuida Tribox
754 Grabba
755 Fatnras hinc Grabbe
747 Et uel pene sator nipis sept niinquam C septengula AB,
septegala CE, septengula : septegula XH nipig AB] nipis C, niping E,
nipis I^*, wohl aus ursprünglichem niping {zu sehen ist noch nipiiH).
748 Griponis B, Gripponis 0, auch 751. 749 Gnlsus B, Glus CDE
Spispissa C gwlfero AE, gulfero B und D* im Glossar, uulfero C,
gwfero D morgram C 753 stormus fehlt B uarbucus AE,
uabracus B^ uuarbuccus (7, uarburcus 2> 754 gehanna E 755 gribbe C
aoinculus £, auonculus E 756 Aaernns] antnüser B
750 Tribox i. e. catapuitae species seu machina grandior ad
proiciendos lapides et conaäiendos whium obsessarum muroSj vgl, DuG.
s. u. trebuchetum.
fuhrt 2 Famüien in je 4 Generationen auf, die durch Turgius ver-
schwägert sind:
X y
GripoDis pater. amita Griponis Snalmonis mater. Olnam. Golpae patar.
J-. J^ JU JU
Gripo Tuigri^u Snalmo Gnlpa
I ■-... I
Hersuinda. Gnls. Gvnlforo. ^^ Saalmonis filia
Laraeldns. Grimo. Kipig. Stonnns.
Über die Eigennamen vgl. Einleitung,
240 LiborQaartus, 757—774.
His mala, quQ talerat, lupas aactoresqae malonim
Detegit et queritnr, p^na aonetur, eant,
Paulo luce prias proriunpitur, armaque clamant,
760 Tarn male latori, quam bene.^ferre rati;
Profiiit arte malum, cessit nictoria nictis,
Inuia robusto miinia caatus adit.
Hospitis irati pr^senserat excaba pernox
Terribilem reditam prQmonuitque suoa;
765 Gallus, cerniis, oais, caper, anser, caprea, uulpes
Alta pettmt, solita mobiütate leues,
Gonsedere super celsi pinnacula tecti,
Euentusque suos operiuntur ibi,
At tam mole sui quam consuetudiue deses
770 Ad cumulum f^ni stabat asellus edens.
Assiliunt hostes coniuratamque ruin^
Unanimi stipant obsidione domum;
Sero fere metuens, asinns f^nile per altum
Tendit, ubi socios suspicit esse suos,
757 His, qne oontxderat,
759 oommittont hostibus anna
757, 771, 773 1" C 758 nouetur D 760 luctari DE
766 leues auf Bamr von D* 767 templi C 768 operientur C
770 feniin B 771 Assiliunt ii;| hostes D 772 obsiditione B
774 suscipit BCE
So C
759 arma, der schon Ouid. Metam. XII 241 nachweisbare, im
MA, sowohl germanische (wafen ! vgl. J. Grimm, Gramm. III p. 297,
BA.* p. 876, 295, Martin zu Kudi^n 1360, 3) wie romanische (all'
arme I vgl. BEW.^ I p. 15) Hilf- und Allarmruf; Annales Egmund.,
Utrechter Ausgabe von 1864 p. 48 , condixeront, ut in ipsa die paschalis
sollempnitatis. ut uulgo dicitur, anna clamarent'. 761 v^ß. 809,
V 1177. 768 entweder ,8ie erwarten seine, des Feindes Aftkunfl\
vgl. 400, oder einfacher ,sie erwarten ihr 8chicksal\ O glossiert
euentus durch casus.
Liber Qnartus , 775-790. 241
•
Antera iam tectam tenet ungola, postera f^nani^ 775
Unde salns fieret sine raina semel,
Nee miser ascensor nee felix esse uidetar,
Perdere tarn facilis qnam retinere fdgain.
A plnteo tecti, saspenso corpore qnantam
Occapat interstans, snbter acernns erat; 780
Tunc asinns magno se proripit impete sorsom,
Calx obiter labens postera lusit eum,
Succidit ille labans retro, saltusqae sopinans
Non asinnm attollens in soa terga rotat,
Ut mens ille mit, snb coins pondere oasto 785
Illidantnr homi Turgius atqae socer.
Yertit in anxiliam iactoram pronida nnlpes
Taliter: ,o demens, iossimos ista tibi?
Moribns bis opus esse pntas? qnin arripe primom
Archünpam tarbQ totins hncqne rota! 790
"^2, 1 Postera sed labens mig^ fallit eom
783, 1 Tone saltos leuior membroram mole sapinans
784 eztollens
787 callida
788 ,Improbe Carcophas,
776 sine 2> simul semel B; der Esel toagi einen küknen
Sprung, der ihm mit einem Male entweder Rettung oder Untergang
bringen muHs; Mane und Barmans lesen simul. 778 Pendere B
779 suspensco B 780 Occupet ABC; noAih tantom, quantum setzt
der D. hei Angabe von Entfernungen stets den Indicativ, vergleiche
III 319 f., V 775 f., II 111 f.; ebenso für den Grad oder die Menge
{V 936, VII 75, 190, 192) bis auf IV 918, wo der {hier schon sach-
lich wegen 775 unstatthafte) Cot^. potent, steht intristans B 781 l' C
preripit C, proripit : preripit Ih 782 obitnm B 784 rotans B
786 UlTiduntur B tergius B 788 Hinter taliter (,mit folgenden
Worten") interpungieren AB, dieselbe Interp.^ setzt die Umarbeitung
So C
784 vgl II 45. 789 vgl. 931. Fortuna schärft dem armen
Heinrich seine Kleinheit II 179 so ein: Ta formica breuis, mus
parans, gnanus inanis.
Voigt, TseDgrimos. 16
242 Libor Quartus, 791—806.
Indc tone seriem, maioribus adde pusillos,
Donec compercris non superesse pilum.
Me miserum, quod non plures Imc appalit error!
Hos penitus gcminum lambimus ante diem;
795 lussa facis, demens, Gerardus an irraet anscr?
Kcc sinet hie caudam nee romanere caput!'
Anser deintle cauum proflans et fortiter alas
Coucutiens gestuni pQne uolantis habet;
Dlnguero bestes, porro consurgere necdum,
800 Qui rueraut, poterant, fit timor atquo tremor,
Nee mora, quot capitum, tot circumquaque niarum,
Primum, cuius amor mouerat arma, fugit.
Venerunt pariter, multum rediere dirempti,
Quo uersi steterant, posteriora ruunt;
805 Turgius et Snalmo tandem consurgere nisi
Yix sua digesto membra tulere solo,
796 hiis
803 moltumque abiere
806 de gelido
voraus; Mone und Borm. finden es geistreicher, taliter zum Folgenden
zu ziehen — und zwei einatider ausschliessende, weil identische Ton-
Worte (talitor — ista) neben einander zu stellen. 791 seno seriem B
793 hie C 795 clemons, Girardus B 796 Non CDE 801 quod B
802 Primus BG 804 steterant uersi C 805 rusi B
So C
792 ,nicht ein Haar\ vgl Chamm. III 731, 794 vergleiche
ablinxit 297. 797 cauum (sc. gutturis, vgl VII 432, IV 328) proflans.
die Höhlung der Kehle aufblasend; Borm, erklärt raucum stridens;
das Schrecitmiticl des Flügelschlags auch V 1161 f., vgl IV 1025.
801 ,So viel Köpfe, so viel Wege, jeder wählte seine eigene Flucht-
richtung \ auf dem alten Sprichwort Quot homines, tot sententiae
{Ter, Phormio II 4, 14, Cic. de fin. I 5, Hör, sertn. II 1, 27, Van-
nucci I 54 f.) beruliend. 803 paritor xüie I 830, 804 ,Nach der-
selben Richtung, nach der sie vorher mit ihren Köpfen zugeicandt
gestanden hatten, eilen nun ihre Hinteren', d, h, sie machen im Nu
Kehrt, SOG Durch den Sturz des schweren Esds {503 f,, 785) auf
die beiden Wölfe war der Boden auseinandergerissen, und aus der so
Liter Quartus, 807—826. 243
Utqae iter arreptum est, omnes post terga relinquunt,
Qai nisi fuerant prQcelerasse diu;
Sic asinus uictus Reinardi uicerat astu,
Unius et clades omuibus ogit opom. 810
Crastiua lax aderat, mirantur gallus et auser
Tot uulpis uictos arte fuisse lupos,
lamque retractantes sollcrtia facta, futuri
Oderant socium suspicione doli;
Disponens igitur leni facienda susurro, 815
Sprotinus socium forinat ita atque mouet:
,Versutu8 nimis iste micbi, Gerarde, uidetur,
Nee DOS in fatua siraplicitato sumus;
Exiguum non est, ubi sit fallacia, nossc,
Cognita uitatur uel minus anguis obest. 820
Ad nostram redeamus humum, qu^sita profecto
Sat loca sanctorum credo fuisse michi,
Transmutemus iter, niehil ^stimo sanius esse,
Nam mora suspecta est, demptaque causa mor^.
Coniugium expletum est, cui decreuere necari 825
Altilium domini quadrupedumquo mares,
815 f. fehlen.
825 necandos
820 Altiliamqao uiros
808 nisi D precelerare BDE 811 C Jmt eiive, E 3 Zeilen
Spatium zwischen 810 und 811^ D* setzt an Stelle der scMic/iten Majuskel
ein grosses rothes C am Eingang miratur B 813 retractantem B
815 1" BE 816 atque ista B 819 nosce E 820 nimis DE,
D* setzt minus darüber, 820 steht in B ztceimal, das zweite Mal
durch Darüberschrift von vacat getilgt. 823 Transmittemus B, Trans-
mutemur E 824 Nee : Nam A 825 est cid] cuius B
So C, nur dass 826 -que fehlt.
gebildeten grubenähnlichen Vertiefung {vgl. 786 mit IV SO) vermoditen
sich beide nur mit Mühe emporzurichten. 815 vgl. II 371, 820 Prtjuisa
minus lodere tela solcut Anon. Nevel. XX 10. 825 f. Missverstanden
von J. Grimm im HF. Einl., der eine selbständige Fabel dahinter
IG*
244 Liber Quartus, 827 — 830.
Nec portanda foco Carcophas ligna neretar,
Omnia sunt isto percelebrata die;
Res igitur finem, qoQ nos pr^strinxit, ut huius
830 Reinardi comites efficeremur, habet.
827 focis asinam qnoque robora terrent
829 constrinxit
827 lingua : ligna E 829 Rex B, Rex : Res E que] Mone
qua gegen sämmtliche Hss. perstrixit B, perstrinxit DE; gegen
letzteres spricht VI 425, die einzige Steile, wo es vorkommt; für pr<?-
strinxit {vgl, Gloss.) auch die Vorliebe des D. für Zusammensetzungen
mit prQ. iDer Umstand, d^r uns vordem zu dem gemeinsamen
Zwecke verband, R.'s Gefährten zu werden, f am jetzt fort^
So C
wittert {p, 73 f.), dieselbe vergeblich überall siicht {p. 139) und zum
Hebel widUiger Folgerungen macht (p. 77 uMten), von Mone, Anzeiger
III p, 295 und wiederum von J. Grimm Myth.^ I p, 43 f, wo er
darin den Rest einer uralten heidnischen Opfer sage erblickt, in der
die Götter dwxh das Blut aller männlichen Thiere versöhnt wurden;
auf die einfachste u/nd darum ansprechendste Lösung kofnmt er am
Schluss, p. 44 Anm. 1 „Oder will man die Stelle aus den Worten der
Vulgata MaUh, XXII 4 ,tauri mei et altilia occisa sunt, uenite ad
nuptias* {was bloss die Vorkehrung zum Hochzeitsmahl schildert) ab-
leiten? Dabei fehlte gerade der Bezug auf die mares." Dieser Zusatz
aber begreift sich doch aus der grösseren Kräftigkeit des mänfüichen
Fleisches und der um der Fortpflanzu/ng wülen nöthigen Schonung
der Weibchen, Der Dichter holt hier die Vorgeschichte der Wallfahrts-
fabel in knapper Andeutung nach: der FucJis unternimmt, wie bei
Oyrilhis-Guidrinus I 24 {KLD. p, 142), eine Pilgerfahrt; an einem
grossere Gehöfte vorüberziehend hört er die Hausthiere klagen, das»
die Herrschaft zur bevorstehenden Hochzeitsfeier die Schlachtung aller
männlichen Thiere angeordnet habe, den trägen Esel stöhnen in der
BesorgfiisSj dann immerfort Holz zw* Küche tragen zu müssen; flugs
fordert er sie zur Mitreise auf: Hammel und Bock, Hahn und Gafisertf
sowie der Esel folgen ihm gern; dazu kommen später Hirsch und
Behgeiss. — Gemästete Hühner und Gänse waren eine lA^Ungsspeise
der Voi'nehmen, vgl, Capit. de uülis cap, 38, A. Schultz, Höf, Leben I
p. 284 und des Hahns Klage in seinem Briefe an den Fuchs, Alt-
deutsche Blätter Ip.3; Tauben und Enten wurden weniger gezogen und
Ubor Qnartus, 831-846. 245
Qaem bene si noui, non nostra ex sürpo quis omquom
Longa pace füit nee comes eins erit;
Nee, qoia inrarit, aeraeior esse putetnr,
lorant mnlta, qoibos creditur nsqne param,
Prangere frans citias, qnod inrat fortins, andet, 835
lurandi non est indlga nera fides,
lurauit nobis Reinardus, crede fidelem!
Yolt tibi, quod uolnit patribos ante tnis.
Seruat adhue farto iuratum f^dns omaso,
F^dus obit, postqaam desinit esse satnr; 840
Ad libertatem peecandi surgit egestas,
Esse nichü crimen pr^ter egere putat,
Nee, sibi dum prosit, enrat, quam plnribus obsit,
Hac timor atqne pudor consiliante cadunt.
Clam rapienda fuga et snbito est; si nonerit bostis, 845
Propositnm insidiis anticipabit iter.'
834 acre hübos
836 nota
837 Beynardns nobis inranit
839 satnro
845, 1 Fortiaiiin capiamus iter; si norit erudi
846, 1 Consilium, sollere obstraet hostis iter
831 quis] que (q) C 833 Nee quicumque iurat Ä putatur i
834 osque] esse f 836 uera] siera B 837 fidele B 839 ad hoc :
adhuc B 840 Lodus B 842 crimen fehlt B SU Ac E con-
dliante AB CD; vgl. Aen. VI 276 malesuada Farnes ac turpis Egestas,
eonsiliari auch I 598, IV 394. 845 subito e] subitoe (= subitione) B
S^6 Propositum kann auch mit Mone als Object zu nouorit bezogen
werden; für unsere Interpunction vgl, I 654.
834 acre Chi minus CDhi 836 nota Ci Das Übrige
aus C, wo 846, 1 Concilium verschrieben ist.
»
geschätzt, vgl. Ress, Kaiser Karls Capitulare p. 58 f., RA.'^ p. 362.
Boss der Esel gern zum Holztragen verwandt wurde, lehrt vielfach
Nig. Wir. Spec., namentlich p. 134 unten {ed. Wright). 832 longa pace
hängt von comes ab. 834 vgl. Prora 505 /*. 836 vgl. Prora 186.
841 vgl. II 318 ff. 846 vgl V 766,
240 Libor Quiirtus, »47 — 858.
Ille susurrantcs attendens prodit et infit:
,Uiido timor, socii? nonne abiere lupi?'
Cogitat hie galhis: ,tu iiondum, frater, abisti,
850 Tu niiehi uis saue qiiod lupus esse tibi!'
Addidit astutus rethor: ,que causa pauendum
Suadet, ubi gaza est, relligio atque fauorV
Stultus tuta timeiis fit tutus, quando timendum est,
At sapiens trutina pendit utrumque sua.
855 Este penes socium tuti, coram hoste pauete,
Kon me uos aliqua fraude notastis adhuc;
Septima cras lux est, nunc sexta, nee utor in istis
Garne domi, nedura cum loca sacra petani;
817 i)rosUit ultro
851 f. felüm.
851, 1 Seit sapions trutina poiidoro quoqao sua
857 foria est
847 T fehlt in C bis IV 1033 sui-suiTantes B 848 Mom
fasst socii als Genit. obiect. zu timor; dann Jiätte M. (/leidt, im Sinne
von 856 ff, fortfahren fnüssen. Hier zeigt er mir, dass fc??n Feind,
später, durch den vielsagenden Blick des Jfah^is (849 f.) vei'anhibni,
ddss auch kein Freund zu fürchten sei. 849 1* I>, 851 1)F^ 859 D
hec 1) 850 esse] ipse C 853 Stultus fehU C tuta ÄBfghi]
stulta DF, Nulta (nicht Multa, tvie Mane will) C lit ^t tutus B
ost fehlt h 855 timete G und über paueto 1)* 85G me] ne B
ad hec B 857 illis C cras mit dem Präsens toie 730, 858 nee
dum Cj iibei' no setzt D* noc sacra loca C sancta DF
So Cf 854, 1 auch hi\ queque] quia : quiaque h 857 zu feria
vgl. Ä71Z. f d. A. VIII 355.
847 rgl II 187, 503, IV 71 f, 969. 853 vgl VI 144 -
850 Da der 2>. notaro ivi Sinne ,iadeln' nicht gebraucht, so ist wohl *m
übersetzen: ,Ihr habt mich noch nie bei einem Betrüge wdhrgenomma^,
abgefassV. 857 Freitag und Sonnabend sind Fasttage, denn (B^gino
De synod. causis II App. I cap. 16) wahrend dieser Tage ist der
Gekreuzigte von den Jüngern beweint worden; der Sonntag hingegen
ist der Auferstehungs- und Freudentag; seit dem X. Jahrh, wurde
der Sonnabend allmählich der Jteilige Tag der Marin, besonders durdi
Petrus Damiani, und tourde ihr zu Fhren gefastet (Gieseler* II 1, 316 f-,
II 2,471 Anm. 10, Schletterer I 191).
Liber'Qoartus, 859 — 878. 247
Qai caret ipse fide, nallum putat csso fidelcm,
Si bona uestra fides, et mea nota foret. 860
Comiter errantem sapiens sapportat amicum,
Non nos pro modico crimine trudo foras,
Nunc iterata sacris habeat concordia pondus,
Ut duplicem culpam fQdera fracta trahant;
Neue uiam sacram, quamais sit dura, timete, 865
Dulce nichil merait, qui nichil acre tulit.'
Grallus ^d h^c: ,nosti, qn^ dicebamus, et ac si
Veram nescieris, cetera fiugis', ait,
Jactabamus enim, quod nostris protinns herbis
Exhibuit inuenem ianaa docta lupum. 870
Ergo, qaod simulas nos uelle recodere, mirum est,
Nam nos non dubitas uelle coesso tibi,
Quin, nc nos famulos tibi dedignero, ueremur.
Nee tua mens nobis, sed tibi nostra patet;
Ne spcs nostra labet, iuretur utrimquc secundo, 875
Et grates, si nos non reprobaris, habe!'
Quamuis crediderat repetito federe lusus
Bietator socios uelle inanere suos, ^
867 ,Nou satis aadisti, quod
868 cetera dicta rofora
871, 1 At Indis, qnia nos simulas discedore uollo
878 Reynardus
860 fieret t 862 promodico D 864 facta B 865 Nonve h
866 metuit quid B 867 nostis B 869 nostris fehlt C 871 siinüas E
872 lam E 873 famidas DE 875 utriunque B 876 Ingrates C
877 1" fehÜ CDE repento B
So C, nur 867 quid statt quod.
863 iterata sacris ^wieder beschworen auf den Heilthümern\ vgl.
VI 523. 866 Andere Fassu/ngen des Spruchs 3ISD.^ XXVII 2. 14,
Gualtheri Alexandreis 1 496 f., Cod. Duac. 274 saec. XII Schlusshlatt
(Cot. des depart. VI p. 145) ,Dulcia non meruit, qui non gustauit
amara'. * 873 Über famulos vgl. zu I 972.
248 Liber Quartas, 879— 898.
leiunare minus nipto pro federe gallum
880 Terret, quam certa morte carere iuuat
,Nunc propera, Gerarde comes, fortasse mancmus
Incolumes hodie, cras comedemur', ait,
,£ia mox, dum nuUa fugam cautela cohercetT
His dictis celerem corripuere uiam,
885 Sed ceruus simul atque asinus, ueruexqne caperque
Hi nondum dominam destituere suam.
Sentit abisse duos nee curans fracta fnisse
F^dera Reinardus dampna uterina dolet;
Tunc baculum secum peramque prehendit abitque,
890 QuQsitumque diu non reperire potest,
Denique plena nidens intra granaria gallum,
Insidias cassa calliditate parat.
,Heu8!' inquit, ,Sprotine comes, cur solus abisti
Omnibus ignaris soUicitisque tui?
895 Debueras saltem, licet incomitatus abires,
Dicere, ubi socüs inueniendus eras!
En egomet longo quQsitum tempore tandem
Vix isto potui te reperire loco/
882 crastina preda smnus
883 niam custodia terret
884 fagam
893, 1 Compater, hens! Spotine, michi refer, ntquid i^iisti?
895 Spreoisti cniquam,
897 Nunc ego tarn
simul at
879 pro rapto C 883 fagat E 885 seruus B | | i | Ique i,
simulque E 887 *r fehlt ABC abee isse C 891 Tandem C -
ign
intor CD 892 parans D 894 ; | naris eorr, D* sollicitusque 1^
tuis : tui Ä 898 isto] ego C
So C, 882 mit uel auch D«
879 Begino De synod, causis II cap, 338 ,Si quis coactos pro
uita redimenda uel pro qualibet causa necessitatis periurat, 3 quadra-
gesimas, aUi iudicant 3 amios, unum ex his in pane et aqua, poeniteat'
Liber Qnartns, 899—912. 249
Ille refert: ,frii8tra qu^rebar, sponte redisscm,
Cum reditam nossem profore posse michi.' 900
Intulit hostis: ,ita est, sed solam miror abisse,
Heu meruit nostram nemo tibi esse comes?
Me taceo, quem semper amas te semper amantem,
Cetera se spretis te dolet isse phalanx,
Sacraqne uota nimis per te dilata qaemntur, 905
£t nollo, donec ueneris, ire uolnnt;
Nunc, nostri dam cnra deun moaet, accipe peram
Cum bacalo, et sacmm perficiamns iter!'
Crifitiger obiecit: ,scio, te duce tutus ego essem,
£t caperem semper te comitante gradi, 910
Sed bacalam peramque toam refer, illa profecto
Gutero, qoi tenus hac h^c dabat, usque dabiti
899 ,Care comes, qaid me querebas?
901 ,Becta rofers, sed te solom mixamor
901, 1 Cetera te sine se non probat isse manos
905 Quin eacra
909 ,Hoc, Belnarde, pato, qaod tociun
910 fieri uemnla posse tuos
900 ledditum B 901 «f fehlt BG 902 nemo] uenio C —
904 te spretis te B isse] iste B, ire DE 90C uolut C 907 Nunc
dum cura dei nostri C Nee DJS, uel nunc D* 908 bacculo et
sacQUTp et sacrom B 911 peramque] peram quam B tuam nach-
getragen A 912 usque] atque C D Hess dabat aus, D* tilgte
usque und fugte usque dabit hinter dabit hinzu.
909 Hec C, emend, Borm., das Übrige na^ C
911 f. vgl. 907, 889, 632. Tasche und Stab sind die wesentliclien
Kennzeichen des Pilgers, über die sonstige Ausrüstung vgl. A. Schultz
I 405. Dass Gutero (vgl. 923) als Priester gedacht ist, darf man
nicJU mit BF. Einl. p. 236, 258 aus dieser Stelle entnahmen, wenn
man nicht folgerecht auch Beinard wegen 907 zum Geistlichen machen
wül; dare steht hier von dem ersten Empfangen von Seiten des WaU-
fahrtsführers, nicht von dem Wiederempfangen der kirchlich geweihten
Insignien aus der Hand des Priesters. In diesem ausserordentlichen
Noihfalle (829 f.) hat sich der Hahn einmal ausnahmsweise von seinem
'^50 Liter Qaartus, 913 — 930.
Aecipe, si rogitas, causam: fidissimns esso
Diceris esuriens, sed satur absque fido;
915 Non igitur tecuin nisi ieiunante uiabor,
Nil fidei stomacho luxuriante tenes.'
Sabridens uafer h^c replicat: ,sociabimur ergo!
Esurio, quantnm credere nemo queat,
Quoque famc crucior grauiore, fidelior hoc sum/
920 Penniger econtra: ,tempora perdis, abi!
Per sanctos, quos qu^ris, abi, Reinarde! manebo,
Sit fas, sine nefas, noio coesse tibi;
Gutero decreuit meliores uiscre sanctos,
Atque Sans consors suasit ut esse aelim,
925 Suasit, eroque, redi! nil nugis proficis istis,
Alterutrum nobis noscimur ambo satis/
His uelut iratns response uocibus apto
Obuiat, ypocrita fallere fraude uolens:
jCompater o nunc usque tuus, Sprotine, ferebar,
930 Effestuco dehinc teque genüsque tuum!
913 Si rogitu« causam: siqaidem
917 Subridet Royuardas, ,adhac
919, 1 Quoque magis uiolenta üunes, hoc iidior exto
920 ,Nün michi iungeriB,
923 namque alios decreuit
926 nostri nouit uterque sntis
927 f. fehlen.
929, 1 Hac, Spotine, tenos tibi compater esse ferebar
930 Nunc exfestuco
914 fatur B 917 uasor B repplicat : roplioat A^ i-eplicat :
fert D* mit Glosse dicit, also infert? 918 potest BG 920 1" ABDt:
923 uiscere B 924 suis E nt] ne B 929 ö nunc] ouem B
930 Effectuco B
So 0, nur 919, 1 hec, 926 uenit.
gefährliclisten Feinde zum Mitpilgem bestimmen Ictssen, sonst folgt er
mt/r, wenn ein ungefährlicher Fretmd, wie der Hase, ruft, 915* =*
I 549\ 921* wie A77* 926 ,wir beide werden von uns gegen-
seitig (über das Adverb, alterutrum vgl, Glossar) hinreichend gekannt''
930 Über effest. vgl. Glossar. Der Strohhalm wurde zum Zeichen
Lil.er Quartus, <«1 - &46. 251
Muribas esto comes! gallomm nnllos haberis,
Et penitus patria nobilitate cares;
Artibus ars cuiictis respondct nuUa uicissim!'
Ille uafer subito ludificatus ait:
,Uudc meo uideor despectior esse parente? 935
CoDiugibus bis sex impero solus ego,
QuQlibet et minimum non audet tangere granum,
Me nisi mandetor pr^cipiente prius/
Fictor ad b^c: ,Sprotine, tace! tarn uilia tanti
Stirjis patris ostentas? prob pudor, opto mori! 940
Vilior boc fore quisque solet, qno clarior ortu
Eximiis proauis inferiora facit;
Nam tnus ille parens nno pcde fuDctus et unnm
Pr^cludens oculum Carmen herile dabat.'
Exultans Sprotinus idem despondet agitque, 945
Seque refcrt magno cedere nolle patri.
a'ö f. fehlen.
{Vilj 1 Ut miiümom granam, dum, quam aoco, uenerit absons,
1K{8, 1 Que fuerlt prosens, ^umere nalla uelit/
*Xy.) , Galle miser, discedo,
94<) opto padore moii
933 *r ABD, auch Mofie beendet die Rede des Fuchses mit cares ;
irrig, R. schliesst mit den Worten: ^Während dein Vater alle Künste
in sich vereinigte, besitzest du keine einzige,'' 934 Ula E fauor B
937 nimium B 940 ostensas E 941 hec E, hie f fore] fere B,
nachgetragen 2>*, statt dessen esse hinter quisque i t ortu B
945 *f DE, ebenso 947. Vor idem dn Wort ausradiert D —
946 credere B
So C
feierlicher Auflassung, Entsagting oder Kündigung geworfen oder
gereicht; vgl. RA.^ p. 121, 205, Martin zu Reitiaert I 2544, Ysengr.
abb. 493; Borm, führt aus Kilian das entsprechende flandrische ver-
tyden metten halm an. 931 vgl, 789. 93Ü Die (niedrig gegriffene)
Zwölfzahl der Hennen ist sprichwörtlich, vgl. Zingerle p. 62^ f., RF.
Einl. p, 237. 937 f. vgl. Voces variae^ p. 73 Anm. 170, 943 vgl
BF, Einl. p. 7 tmten.
252
Liber Qaartns , ltt7 — 962.
Addidit ille: ,tai generis nnnc Qmiüns esse
Incipis, at patrem plus ualuisse ferunt,
Fama nichil de te perhibet, nee scimus, iniquo
950 An iusto fnerit semine f^ta parens;
Egregiam prolem maiorem patribus esse
Siue parem, sed non degcnerare decet
Ecce meo multam placuit tuus ille parenti,
Et titulis omnes nobilitabat auos:
955 Orbi quadrifido resonum fnndebat, in uno
Stans pede, pupillam clausus utramque, mclos,
Qua deus usque potest aliquid, uox dnlcis, et ultra
Audiri poterat milibus octo quater!'
Crallus idem iurans canit, utraque lumina clausus,
960 Quem citius medio subripit ille sono,
Irrisitque suo suppressum poplite: ,namqne
Omnis agens, ut uult, se probat esse, quod est!
947
,£n, Spotine,
949
De te fiunA nichil
957 f.
fehim.
961
Taliter imdens
962
indicat eese säum
947 esses I> 948 fertur B 950 A D 954 nobiütauit DE
956 utrumque C 959 *r fehlt in den Handschriften claudens C
962 Omnes E Mone lässt erst mit 963 Beinards Bede beginnen
und scMiesst namque Ms est in Klammern ein, als ob der Fuchs und
nicht vielmehr der Hahn in freier Selbstthätigkeit sein wahres Wesen
feindlicfien Verdächtigungen gegenüber zu beweisen gehabt halte.
So C, 962 auch i
955 orbis quadrifidus t. e. per quatuor partes (N. S. 0. W)
effusus, vgl. II 524, ebenso orbis quadratiis Sedul. V 190 j Ven. Fort,
ed. Leo VI 10, 59, vgl. VI 2, 5, quadrangulus Henr. Septim. I 107,
Giialth. Älexand. 1 193; derselbe Gedanke II 559 f. 957 f. ,zoo veire
als de magd Gods zieh uüstrekt en nog ttoee en dertig uren verder'
Borm. ; vielmehr, so weit Grott immer etwas vermag, so lieblich, bis zur
göttlichen Vollkommenheit {über ähnliche Hyperbeln vgl. Iwein^ zu 1021
p. 274 und 404) utid obenein 32 Meilen weit vernehmbar'; über die
Forind .dreissig Meilen weit' vgl. Martin zu Kudrun 903, 4, über
den Ablativ der räunUichen Ausdehnung Einleitung,
über Qaartos, 963—978. 253
Egregle, Sprotine, canis! sie postera cantet
Stirps michi cotidie, sie cecinere patres;
Porro quid optabas cantando dicere? noai: 965
F^dera iuraras et niolasse doles,
Dicere sed nimiam clara hoc michi noce uolebas,
Nescias insidias plnribus esse lods;
Quid si qnis latitans aadisset probra seorsam,
Qui tibi, cum nolles, improperaret adhnc? 970
Idcirco uetai cantom prodire parantem,
Intrandam est nemas, ut clam fatearis ibi,
Iniangenda tuis est p^na reatibas illic,
Et, tua qai prodat crimina, nollas erit;
Neglectam debere fidem maiore piari 975
Comperies nisa quam potuisse geri.
Non quia te cupiam consamere qaemue tuomm,
Hoc facerem inaitos, sat tibi dar et idem;
966 iarasti, qae
969 obliqnns aerb^ notasset
972 IbimuB in silaam,
977 generisae tai quam uoscier optem
963 caros * sie procrea B canet D 964 Strips B 965 steht
das letzte o in Porro auf Basur D* Das Fragezeichen ist nur in B
erhalten ; die obige Interpunction entspricht mehr der Lebhaßigkeit der
Bede, als tcenn man einen indirecten Fragesatz mit Mone annähme. —
9GG uoles : doles C 967 hec CDE michi vor clara verstellt B
uoce] HO C 970 Que E -es tn nolles auf Basur lj>* iinpro-
perat : improperaret E 971 metui BE cantum J., hei den übrigen
ist der Anlaut unsicher, BCD scheifien tantum, E cantum zu haben.
tantum prodire {an gleicJier Virsstelle Aeneid. VI 199) ist unstatthaft,
weil dann das Particip parantem, nicht der erforderliche Infinitiv den
Inhalt des Verbots angäbe; constr. also: uetui te, cum cantum parabas
(960), pergere parentem BC, ebenso D* auf Basur, vom Ursprung-
lidien ist noch p sichtbar. 972 ut | fatearis D, clam fehlt fateris B
973 illuc BE 974 prodit E 976 comparies B visu E, nisi i
So C; über 977 vgl die folgende SeiU.
963 vgl. zu I 957.
254 Liber Quartus, 979—996.
Esurio, sernabo fidem, nil üendico de te, •
980 Ni quod, si sapias, sponte michi ipse dabis;
Non plumas comedo, pcnnas utrobiqae relinquo,
Integra perstabunt candidiora tui,
Hoc, quod uile tui est, esu quod inutile nosti,
Quod muscis alitur uermiculisqae, molam.'
985 Taliter irrisus reticebat, fraadibus hostem
Tempora lasuris commodiora legens;
Reinardum tardasse piget, raptaque rapina
Supplebat cnrsa concitiore moras.
Meusus iter medium faerat, prospexit euntem
990 Confuso strepitu rustica turba furens:
, Aspice, quid portet Reinardus! prendel relinques?
Quo nunc, für? quo sie? prenditel curre! ferü'
Senserat arrepto Sprotinus tempore fraudem
Posse refraudari sicque profatur ouans:
995 ,Heu generis mansura mei confusio semper!
A studio capitis libero fata mei;
982 nobiliora
963 Hoc tantnm, quod nilo tai est, quod
969 prospectat
993 f. fdUm,
980 Nil B 981 pennasque C relinquam C 982 prestabant B
983 tui nachgetragen D* Vor esu inUrpungieren AB, dahinter B,
gar nicJU E, Das glänzende Gefieder will R. ihm lassen, mit dnn
werthlosen Iwnerny dem für die Tafel Jinbraiicfibaren I^leisch des alten
Hahns nimmt er vorlieh. 986 luxururis B 988 cum citiore I)E
989 *r fehlt E 990 sequens J5, mens BE 991 poi-tat CB -
relinquens CBE Bas Fragezeichen am Schliiss feldt in den Hss.,
Sinn: ,wiU gy het laten liggen?' Borm. 992 quid sie C 993 i
fehlt E 995 Heu/ A 996 libera facta C
So C, nur dass 977 generis me tui quem nesciet optem (emend.
Borm,), 983 Hec, 989 perspectat (berichtigt nach dem augetu;cheinJidi€H
Vorbild Äeneid. VII 813) steht
981 ff. rgl II 443 ff. 988 vgl. I 235 f.
Liber Qaartiis, 997 — 1016. 255
Me generis prisci tangit pudor atque faturi,
Quorum nobilitas omiBO l^sa- meo est,
Qnod sub degeneri captiuus deferor hoste,
A decies nono nobilis. ortus auo, 1000
Olim pr^da forem, unlpesqne tulisset honorem,
Collatis generi patribus orta meo.
Für me f^dus habet, mala me uulpecula portat!
Cur dicam, rogitas, ista?' (rogabat enim)
,Si possem, loquerer grauiora decentius in te, 1005
Vis credi probus, et quid probitatis habes?
Exprobrasset enim turba h^c tibi rustica gratis,
Si tibi, quod iactas, esset herile genus?
Materiam, si uis laudari, pr^strue laudis,
Absque opemm titulis irrita uerba noiant. 1010
Ha qu^ris, quid agas?' (etenim qu^rebat) ,et eztas
Yulgatus sapiens? disce, docebo quidem;
Tu me uisns eras sapientior usqne diemm,
Te ferar hie saltem doctior esse semel.
Sic igitur facies: tu me depone, manebo, 1015
Quid fuga prod esset? mors patienda michi est!
1009 prosere
997 pisci : prisci E 1001 Saltem C 1002 mee : meo E
1004 ibi enim B 1005 In loquerer steht das letzte r auf Rasur
von i> 1007 hie B michi C 1009 matriam D 1012 quidem
auf Basur E 1015 ergo G 1016 Zwischen Quid und fuga ist
prode ausradiert A
. sere
1009 prosere Ci, D* pro j 1 , o aus e verzogen , im Glossar
mit entsprechender. BlaUnummer ^11 prestruo • precogito' D*
1001 noch von quod abhängig. 1002 im schroffsten Gegensatz
zu 1000, Sprotinus ist aus einer langen, makellosen Ahnenreihe ent-
sprossen, Beinard ein Bastard von Euchs und Huhn; conferre membra
vom Beischlaf Lucrez IVJ098; der Hahn rächt sich so für 949 f —
101 1» vgl. I 209^ 1012 vgl, Brunellus 100 ,Nouit nequitiam patria
tota meam' 1016»* = IV 88\ VII 295.
256 Libor Qnartus , 1017 — 1082.
Et me deposito die: ^plebs insana, silete!
Si porto, cuius rem nisi porto meam?
Sic pater est a patre meo portatus, et iste
1020 Nunc feodum patriQ conditionis habet."
Te sin esset, ut est, melior pars septima lendis,
Destraere hoc posses rastica probra modo.*
Deponens spolium, Reinardas inania clamat,
Depositus celeri mobilitate fagit,
1025 Concntiensque alas super alta rabeta resedit
,Sam, domine, hie! grates, galliger', inqnit, ,habe!
Hie, quamuis alibi mallem, nel me tarnen esse
Grator, nbi sine te sero futurus eram;
Solaisti patriQ bene nectigalia sortis,
1030 Portatas genitor sie mens ante tuo est,
Sed qnia tarn subito soluisti tamque libenter,
Optima, si iubeas, hinc tibi mora dabo.'
1021, 1 Sic poteras stolti- maledicta refellere aolgi,
1022, 1 Si, qaanti est lendis portio sexta, fores
Da/rauf folgt Y 1, 2, dam, 1023, 1 ff.
102B, 1 Beynaidiüt spolinm ponens suggesta patrabat
1025 ConcuBsisqne alis locatur
1026, 1 ,Uic sedeol grates, optime uector, habet
1027 alias tibi me
1081, 1 Dobita sed qnoniam tarn solnera presto faisti
1018 Si porro B meum B 1020 Nee C 1022 mo in modo
auf Basw I>* 1023 1" DE 1025 alta robusta uel rabeta B
1030 tuum E 1031 soluisti subito B
So C
1018 meam t. e. a me portandam, vgl 1019, 1020 == 1030, 1029,
Vater Hahn hat dem alten Fuchs ein Lehn gegeben, unter der Be-
dingung, dass dieser und seine Nachfolger ihn und seine Söhne tragen;
dieser Gegendienst des Vasallen heisst hier feodum 1020, uectigalia 1029.
1025 vgl. 797 f 1031 vgl. II 452. 1032 halt Mone mü Secht
für eine Anspielung auf die {ujie MSD,* XXVII 2. 47 zeigt, lange
vorher dein MA. bekannte) aesop. Fabel vom Fuchs und den saueren
Trauben; der Waldhcalität gemäss ist die Brombeere (Metam. 1 105\
xmüre de renard (Mone p. 331) an Stelle der Weintraube gesetzt; über
Liber Qnartns, 1083—1044. 257
Dixerat et aariis instigans cantibas hostem
Ungarice et GrQce Caldaiceqne canit,
Rettolit elnsus simnlato federe Insor, 1035
Responsum falsa sie pietate linenfl:
,0 generis, Sprotine, toi tutela decnsqae!
NobiÜB et pradens, pnlcer opomque dator!
Non miror, si mora micbi socialiter offers,
Grandios obseqainm cum michi s^e geras; 1040
Sed non nanc michi mora placent, tu nescere, donec
Digrediar uisom, paxne sit anne pauor,
Nolo itemm nobis insoltet rusticas exlex
Aut nostrom impediat qailibet bostis iter.'
1088 Inde saom nariü izrituis
Von dm 28 Venen 1085— V 18 fehlen ä»w V If., überhaupt IV 1035 — 1088,
V 3—6, 17 f. ; da» übrige eraehemt in folgender Ordnung und Fkusung:
V 7 Seit sibi sero memor Baynardus parta taendi,
8 Qnain male conueniat fiutibas atqne lucris,
9 Sed minus amiaee torqnet iactnra rapine,
10 Quam casu stolide credoHtatia eom,
11 Flna semel eladi, cni firaadis acumen et osiu,
12 Quam deciee Simplex innocuasqae dolet.
13 Spe tarnen attendens nacoa repaiabile dampnnm,
14 Nolla palam tanti signa doloria habet,
15 Liber nt euadit sapiens, ne ruisns eosdem
16 Aut similes laqueos incidat, nsqne canet.
rV 1089 yQoid minimi si mora daies, Spotine, sodali,
1010 Grandios obseqninm cnm michi sepe geras?
1041 Sed non nunc michi mora placent, tu nescere, donec
1042 Digrediar nisom, paxne sit anne panor,
1048 Nolo itemm nobis insultet mstica plebee
1044 Aut nostrom impediat qoilibet hostis it^.'
1033 <r fehlt E 1034 caldaiceqne Ä 1035 «T DE elnsus
ABBE, Mane illnsns simnltato B 1037 sportine B 1042 pax C
So C, y 15 f. auch i, nur dass Tiber nt enadat steht, auch C
hat €m Bande ein t; eu Y 15» vgl I 71^
die ionsHgm Fassungen der Fabel vgl RF. Einl, p. 134 und 264 f.,
Kurz zu Burkhard Waldis III 73, Änm, p, 133 f.; ein ähnliches
Geschefik III 978. 1034 vgl III 382. 1035 vgl 877,
Voigt, Ysengrimos. 17
Liber Quintus.
insipiens qaandoque rapit sapientis, itemqae
Pr^uentus sapiens insipientis opus,
Vix aliqois semper sapienter, et omnia nullns
Quamlibet insipiens insipienter agit;
5 Reinardos per mnlta sagax cessauit in uno,
Utile dam lazo dente reliqoit onns.
Deposuit gallnm pro nobilitate tnenda,
Fastos et ntilitas non simnl esse femnt;
Sed minus amissQ tristis de sorte rapin^
10 Qnam de tarn stolida crednlitate fiiit,
Pins semel eludi, qui fallere callet auetque,
Qnam decies simplex innocnnsqne dolet
Sed dampnnm reparare nafer spe fisns inani,
Nnlla palam tanti signa doloris habet,
15 Scilicet ereptns laqneis, ne rnrsns eosdem
Ant similes sapiens incidat, nsqne canet;
Ille igitnr similis iQtanti fmge carentes
Tendicnlas alia calliditate nonat
Mit hunter Majuskel beginnen ÄBE, SpaÜum nur in DE, die
Buchbezeichnung nur in A: liber Y^ 3 aliqnid g sapiens DE
4 Qualibet 2>, Qualiter E 5 in b^ump in nno B 9 ammisse K
pro Sorte B 10 crudelitate B 11 cauet auetque D 15 Üher
scilicet steht von alter Hand die Glosse hinc dico inani Ä
1 ff. Variation des alten {PUnius VII 40) Sprichworts Nemo
mortalium omnibus horis sapit, vgl. Vannucci Proverb. Lot. I 62.
Über QniotuB, 19—28. 259
Protinns obliquo digressns calle seorsnm,
Expertnm credi, paxne sit, isse cnpit, 20
Dum graditnr, neterem specnlatnr forte cotnrniiin,
Hnnc rapit immerso dente dinqae premit;
Fei rabidum soluens in SQuas denique noces,
Denouit dentes taliter ille suos:
,0 dentes Satan^, non dentes nnlpis honestQ, 25
Yix scio, quid aobis imprecer atqne nelim!
Yos ebete exterebret cnlica, quem compede forti
Alligat innidiQ nona Gehenna, Satan!
30 Scratatom
21, 1 InterM neterem conspexit adease ootnmnm
23 f. feUm.
26, 1 Vos habeot, qnibos hoo acddit, omne nuilaml
27 f. feMm.
19 obliqnis : obliquo B obliquos digresso G 20 iste B
21 neterem fehlt B 22 in menso B, immenso (7, imm*fo : Imefo D*,
vgl. I 698. 23 rapidnm : rabidnm B 25 <( fehit C 26 impecor E
28 gehana (g a/nf Baswr) E
So C 26, 1 C und mü nel Ih, beide bec, D« accidat
27 f. Satan ist nach lohawnes XVI 11 gerichtet und liegt
gebunden in der Unterwelt {2 Petr. 2, 4, Ep, lud. 6, über abweichende
Darstellungen des NT vgl Roskaff, Geschichte des Teufels I 206 f.).
ÄhnUch der neunfachen Gliederung der Engelhierarchie (angeli, archan-
geli, principatos, potentiae, nirtutes, dominationes, throni, cbembim,
Seraphim) ist hier auch eine neunfache Eintheüung der HöUe ange^
nommen, vgl. Vincent. Bellou. II 113, Wackemagel, Baseler Hss. 2^,
wo 9 Höllenstrafen erwähnt werden. Der neunte und letzte Höllen-
räum ist der inuidia als ürlaster zugewiesen, vgl. Diemer 94, 20 ,de8
nidis vatir Lncifer'; allerdings vgl V 442, aber dagegen Liber de
ducbus monachis 417 ff. {Bormans p. 271) über Lncifer: , Serpens
innidie celo proiectns ab alto In tria dinisit corporis esse sni: In
laicis fastum tanqnam capnt; ingnina nentris In clero posnit Inxn-
riamqne dedit; Qna steUas trazit, candam linoris amari Iniecit
monachis ordinibnsqne sacris.' Zu der Vorstellung, dass dieser Neides-
teufel die Zähne vmd wohl überhaupt die Gliedmassen der Verdammten
17*
260 über Qnintiu, 29—48.
Goncrepite in pntri corio!' (ter namqne quaterqne
30 IncussoB dentes concrepere ipse dabat)
,Sic nos collidi, sie nos strinxisBe decebat,
Sabdita com uobis carnea pr^da foret,
Taliter in pingnem gallnm mordere negastis,
Nunc neteres soleas rodite! gallns abest,
35 Prendite! certe abiit, qnidni? mordere nequistis,
Mordendi gnaros nt sibi quQrat, abit.
Quid sperasse teri sab stoltis dentibns illi
Profecit misero? spes ea cassa fdit,
Non licoit, uetuistis enim, quid debnit ultra
40 Quam ueni^e rapi? quam nolaisse teri?
Scilicet expectandas erat, quoadusque rogasset,
Quatinas a nobis se sineretis edi!
nie, abi nos segnes, ubi sensit stringere nolle,
Esca abiit capiens dentibns esse bonis,
45 Imprimere odoctis captique tenacibns atqno
Morsnris snbito, talibns ille fanet
Vos dentes fore? nos gallam mordere? menmne
Amplius OS tales dedecorare feram?
90 ooncrepnisse dalMit
43 nie qoidem segnes ubi
48 smam
erasse
31 stmdsse docebat B 34 redite B 37 sp 1 1 1 1 oorr. D*
39 eoim] ei C 42 Qnatenus CD seneretis AB, in A ist e ati«-
punetiert und i darüber gesehriehen. Am SMuss hat A ein Frage-
eeicJten, todehes Mane mit Becht umwirft, t?^. I 811 f,, III 235. —
45 capitisque B^ tantisque C, capitiqne BE 47 gallum fehU C
48 hos B dedecare C
nisse
iSo C> 30 concrep 1 1 i | dabat corr. D*
mit einer cnlica ebes {vgl. Glossar) ausbohrt, habe ich in der Fegefeuer-
und HöUenlitteratur des MA. kein Analogen xn« finden vermocht; vgl
etwa Myth.*' II p, 852 über den Teufet ais Schmied,
Liber Qnintos, 49—66. 261
Hiscere, non claadi, non stringere, soluere nostis,
Hiflcite iam, quantum uoltis! hiare licet! 50
Hiscere nossetis, non forsan gallns abisset,
lamqae reuertetur gallns, hiate bene!
Si nos prQnossem nil scire nisi biscere tantnm,
Mansisset nestrnm nnllus in ore meo.
Qnid qnod eom nestri saltem non contigit unus? 55
Lndibrinm nobis, non qnasi pr^da, Mt;
Grator ei gratis nos non losisse, relnsit,
Lndibrii dignam reddidit ille nicem.
Didte, uelletjs redncem nunc stringere gallnm?
Lectio sat lecta est anne legetor item? 60
Plus nalet empta semel quam bina indnstria gratis,
Doctrix mordendi nos scola nesdt adhnc,
Non dididsüs adhnc, at aos mordere dooebo,
Non ego, sed certe fida magistra fames.
Qnid modo nobilitas nobis defensa rependit? 65
Nnnc opos est nobis, qnid dabit illa boni?
58 prescissem hisoere, oerte
65 non oontingebat at nnns
57, 1 Grates (non gratis sst losos) habete, zelnsit
59 £ya
60 an relQgator
61, 1 Est emptnxn sapnisse semel bis ploris inempto
65 minlstxat
49 stringere] fogere B soliierise C 50 Discite E uultis]
nostis C 51 nosoetis : nossetis A^ noscetis BCDE. , Hättet ihr es
verstanden zuzuschnappen, S9 . ., noch nicht einmal das könnt ihr
ordentlich !" Bei hisoere ist hier wie 55 hei contingere an den ent-
fliehenden Hahn zu denken. 53 prenoscem : prenossem E nil]
nichil B^ nisi C 54 pullns C 55 Quicqoid enim C contingit B
57 ei] enim B reclnsit B 59 reducere B ducere : stringere C
61 empta fehU f 66 bona : boni E
50 C, nur 65 magistrat statt ministrat; 61, 1 auch in h —
55 non at =■■ non saltem, ne quidetn, vgl, zu II 377.
60 vgl, III 963. 64^ auf sprichwörtlicher Grundlage, vgl.
Glosse zu Prora 64 ,Venter magister artis*.
262 Libor Qnintas, 67 — 86.
Nobilitas melior nostro recitatar in ^ao,
Quam: „pater illios hie, illios iste ftdt",
Mos faciendus erat, qni nostro tempore pollet,
70 S^cula plus dampnum dedecore ista timent
Dedecus est anum, nam non est dedecns nllam
PrQter egestati supposnisse caput,
Nobilis est locnples, ignobilis omnis egenns,
DiuitiQ tnta nobilitate nitent,
75 Mors opibus natisque patres rapit, arnaque claadit,
Conuiaunt uiuis et dominantnr opes.
Nobilitas uetemm taceator, nonne sepnlta est?
QuQratar uiuis auxiliare genus:
„Hie pater heredi pondo centena reliqnit,
80 Rem patris hie duplo transiit, ille triplo."
Quid miehi nobilitas, quQ non ieiunia toUit?
Census alit uiles, census obumbrat auos,
Denlque gaza iuuat prauo sub dinite multos,
Prodigus haut refert an sit auarus inops.
85 Ergo homines sapiunt: periit respeetus agendi,
Bummodo diuitias illaqueare queant,
69 qni nostii temporis extat
70, 1 DedecuB hoo dampno secnla malle solent
71, 1 Dedeoas error ait, non est modo dedecns allum
76, 1 Connine ninis anzilientor opes
79, 1 Hoc est: „heredi contnm ille talenta reliqnit
68 istias ille fuit C 70 Soeleia B 76 uiuis] unus B 77 est
fehlt C {steht m hi). 80 Nem B transit et i duplo : triplo B
83 diuite] iudioe f, vgl II 477. 84 an] cui i Über 85»» schreibt
A^ die Glosse ,i. e. non curant quid agant', woraus Mone die Variante
einer anderen Handschrift non ourant quidquid agendum ersdUiessen
zu dürfen glaubt, 86 queat t
69 Ci 70, 1 C, nur hoo staM hec, emend. Bonn. 71, 1 C,
i fuit nur 71^ : non est michi dedeous uUum. 76, 1 Ci 79, 1 Ci,
C verschreibt Hec, i heredum.
über Qaintiu, S7— 101. 263
Lacmm iastiti^, lacnun prQfertur honori,
Nil nisi dioitUM non baboisse padet;
Frans, labor, insidi^, perioria, forta, rapinQ,
Bella, daeUa, craces, ira, querela, minQ, 90
Frodiüo, c^des, ergastola, uinciila, flamiDQ,
Obseqnium, laades, ficUo, dona, loci,
BlanditiQ, promissa, preces, inioria iosque,
ladicia, nsiirQ, f^nora, cnra, fauor,
Qa^ue bis adidas, et qa^ contraria dicas, 95
Omnia iocnndi sunt alimenta lacri,
Omnia constabnnt sommis leniora daobiis:
„Venit bomo argento, aenit et ipse deus."
Primitns boc popoli decretnm, deniqne den,
Non modo pontifices, papa qaoqne ipse dicat, 100
Piscator Cephas et Beniaminita magister
Fecissent eadem, sed sapnere nidiil;
Innnmeras marcas, animas piscantia paucas
Retia piscator c^cus iste ladt,
99 postea cleri
100 Hoc modo probat
89 labor] dolor i rapinae C 90 tnices Ci illa ira C
91 Perditio oedens i 92 fuiio i loci B 93 yisque t 95 Queque
ABDEfi] Atque C et qu^] queque hüs G 99 dicertum B
104 ista B, ille C
99 denique] postea CD 100 Hoc C probat CD
97 summis von summa ^GrundUhre, Hau^tregd"; schwerlich
nach ^ utrumque YII 669 zu deuten, 99 denique beim zweiten
Gliede wie III 1001; clerus bezeichnet die niedere .Geistlichkeit im
Gegensatz zu pontifices, den Bischöfen, vgl. Gloss. 101 A^ glossiert
Cepbas durch Petrus, Beni. mag. durch Paulus, vergleiche Epist. ad
Born. XI ly Phüem. III 5, magister spielt auf Paulus' Ehrennamen
,doctor gentium' an. 103 f. Ebenso erinnert der h. Bernard in
seinem Gratulationsbrief {Ep. 238) den neugewähUen Tapst Eugen III
an die ältesten Zeiten der Kirche, als die Apostel ihr Netz ausHessen,
nidU um Silber oder Gold, sondern um Seelen zu gewinnen.
264 Liber Quintus , 1()5 — 118.
105 Non cnrans homines meritis sed pendere censa,
Plura locat dantes in meliore polo,
Tutus apostolicQ contempnit friuola uocis,
Archisophi Symonis forfice tondet oaes.
Tornacum Romam studio uirtutis in isto
110 Transilit, Anselmo prQSole faasta polis;
Interius niuo Tomacus nellera pastor
Decutit ipse ouibos, decatit ipse capris.
0 atinam foret ille meis ex dentibas unos!
Mordendi legem fratribus ille daret;
115 Ecclesias ueluti leo sQpta famelicus ambit,
Nil linquens nisi quod non reperire aalet,
Dona, queat neqneat, qni iosso parcius offert,
Strictos obeditu mystica sacra tacet
107, 1 niad apostolica lioeat, quam aonerit, aat non,
106 Tatos, Symonica
110 f&Qsta parens
111 nellera preenl
116 reperire qaeat
105 meritis homines G prendere CDi 106 uel meliore
loco B 107 striuola notlB % 106 Archisophy ÄD tondit BEi
109 "T fehU C 113 fehU, Zeile dafür offen gelassen E ex] e CD
114 ipse B 115 leo leo C 116 Non DE reppeiire A potest B
118 Strictius JOE ab auditu C
107, 1 C, nwr quem stM quam; uouerit aiwh nouerit Usbar.
Zu apostolica ergänze lege, tutus «» secwrus, ntm curans, vgl. Glossar.
108 Tutus Symoniaca C, emend, Borm. 110 Cy parens und polis
ergänzen sich zu dem gedachten Grundbegriff metropoHs. 111, 116 C
105 vgl 493. 106 Über die Himmelsstufen vgl. zu VII 662.
107 vgl. Acta Apost. VIII 18—23. 109 f. Gnmm BF. Einl. p. 85
erklärt ,Domik, d. h. das Vermögen von Bamik, springe unter Bischof
Anselm nach dem geldgierigen Bom\ während der Zusammenhang
wie die Bücksicht auf 130 zu der Mone-Bormansscheti Deutung
,Dornik übertrifft Born in der Habsucht" zwingt. 111 vgl 563.
118 ,Der darf, durch den Gehorsam gefesselt, auf Cfrund des Di»-
ciplinargesetzes suspendiert, nicht weiter die Messe (mystica sacra i. ^•
sacrum mysterium sc. altaris) lesen\ vgl I 752.
Liber Quintiia, 119 — 132. 265
Quot geht hie dentes, quasi tot pr^donibus horrens,
Yellera neqoaqaam rapta recrease sinit, 120
Pr^uolat et raperet, si posset, plura repertis —
Prob dolor! inaentis tollere plara neqoit;
Hone non posse modam rapiendi aertere plangit,
Hoe solom pr^dQ eertus inesse nefas.
Hune ego pontifieem aobis propono sequendum; 125
Quid Clar^uallis pannifer ille sapit?
Conneetit paleas, nodam aestigat in oloa,
Decoriat calclos — mulgeat ergo gmes!
PrQsolis egregios mores imitaminor hains,
Qni rapit at Satanas otqne Gebenna tcnet!' 130
Dom fenis improperat dentes dementer hiasse
Nene itemm dubitent stringere prensa monet,
1% follifer
128 calnos
131 Dom de ille ftarit
120 recesse B 125 prepono : propono (cPpono ohne Tügung
des oberen TüUels) C 126 Cläre uallis B 127 paleas] placeat B
non dum B 128 Decoliriat B, Decoiia : Decoriat corr. Ih calelos B
129 imitamioos B 131 In B ist der linke Seitenrand von fd. 80^
vom Buchbinder stark besehnüten, daher *{ hier ganZy 149 grössten-
theüs verschumnden ist clementer BC 132 pensa B^ pressa :
prensa C
So C 128 cal||08 corr, D*
122 vgl III 932, 126 ff. Üb&r des Dichters Stellung zum
h. Bernard vgl. Einl, 127 f. ,Alle rief SäUse von vergebener Arbeit'
BF, Einl. p, 95; vgl. zu I 576. Der erste ist mir sonst nicht beka/nnt,
der zweite eine Umbildung des römischen Sprichworts ,nodum in scirpo
quaerere', vgl. Vannucci Prov. Lot. I p. 89, Alan. Parab. III 73,
der dritte erinnerte schon den ümarbeiter an das sonst in Priamdn
häufige ,evnen Kahlen bescheeren" (für das Bild vom Steine vgl. zu
I 920), zu dem vierten bemerkt Bormans: ,Famüiaris Flandris uox,
nisi quod ii pro gruibus gaüos dicunt: dat hy dan ook de hanen
melken ga!" vgl. zu III 1023. 130 vgl Myth.* I p. 260, Schulze,
Bibl. Sjprichw. p. 81, III 718.
266 Liber Qnintns, 183 — 150.
Affore fagineus cortex spectator ibidem
Ad formam cartQ missilis atque modoin;
135 Kon bene cessuro fidens Reinardus in astn
Arripoit librum moxque reuersus ait:
,Fax, Sprotine comes, ioratur! abique loconim
(Siste metam) tuti possumus ire, ueni!'
Bepplicat ille: ,ratam est fortasse, sed ambigo paolom,
140 • Res nescit subitam rara mouere fidem,
Dicere ta nolles forsan, mai nosse putares,
Sed, quQcamque pntas, dicere certa caae!
Unius nt frandis deprenditur inclitus auctor,
Postera crednlitas curaque uocis obit,
145 Credere quo plores optat sibi qnisque loquendo,
Hoc, qoicquid loquitur, finnias esse decet,
Credendi faciies capiunt audita repente,
Difficiles animos insnperata txahunt.'
,Indice me', ille refert, ,dabitas? ego dico tibi ipsel
150 Dicere me certmn, quod pnto, uelle pntas?
196 contumoqne ledit
139, 1 ,Veram esse hoc, Beynarde, poteet, tarnen ambigo paalam
140 sumere rara fidem
141 nisi nera putares
143 Claras deprenditur auctor
149 ,Qnid me teste, miser, dubitas?
133 fagoneus B 135 Non dum : Non bene B cessnra B,
sessuro C 136 Arruit B 137 f E Sportiine B Boss ubique
locorum nicht, wie in den Hss, und bei Mone, su iuratur^ sondern
zum folg. Verse gehört, lehrt 229 f. 140 rata t 141 nosse] nolle B
142 pntes : pntas B 143 dependitur B 144 crudelitas B obit
ACBEfK\ abit B und so vermuthet Mone; vgl aber IV 840. 146 Id
qnidqnid i 148 animo C 149 1" fMt BCE ipse] esse D
150 Mone interpungiert erst nach neue; vgl. 142.
So d 139, 1 ist esse nachgetrttgen^ 143 auch in h.
133 f. Ein Folioblatt mit an einem Pergatnentstreifen herab-
hängendem Siegel, vgl. VII 427 ff. 143 f. ist die ettoas pomphafte
Aufputzung des alten Spruchs ,wer einmal lügt, dem glaubt man nicht',
vgl. Prora 505. 150 vgl. Prora 291 Sola pntat fatuns, qnQ oogitat,
insita ueris.
Lib« Quintus, 151 — 174. 267
Ut de te taceam, fniBtrarer memet ego ipsom?
Tarn michi natiaam quam trepidare tibi 66t
Inter iorantes egomet iorare rogabar,
Yix spaüum extorsi, dum comitere siniiil,
Expectamur enim, corsim properemus oportet, 155
Gressibos impaoidis nos scio posse frui:
Aspice signatam, si non michi credis', (et offert,
Quam tulerat) ,cartam, ntmcia pacis adestl
Noiebam monstrare tarnen, qaoadosque probassem,
An neues nitro crednlns esse michi, 160
Et nelnti credas tibi me desisse fanere,
Sic me nescio qna snspicione fngis,
Accipe et hac in teste fidem scrntare sodalis!'
Taliter instanti reddidit iUe nafer:
,Laicns, ut nosti, sum galius, nescio cartas 165
Inspicere, et qnidam falsa sigUla ferunt-,
Tu satis es uerax, sed te fortasse fefellit,
Qui buUam tribnit, terra repleta dolo est.'
CaUidus hie credens astntnm fallere, falso
Bnllifer obiecit dura fauore minax: 170
,Bacharis, Sprotine Satan! mortem incidis ultro?
Vis, nesane, mori? qnin resipisce, miser!
Curia si sciret, quod cart^ credere nolles,
Yix fierem uit§ tutor ego ipse tuQ!
152 qoAm timaisse
163 f. fMm.
165 ,ObUxis ego, nt nostd, lucas Biua,
167—170 fOUm.
172 sed resipieoe
151 fmstarot, über et steht er, ohne Löschtmgspwnct herich-
iigend C 157 offert auf Basur E 161 sieht vor 160 B 161 dedisse B
163 Mone fasst sodalis als Vocativ. 164 ^ DE, auch C neben 165.
166 Aspicere C qnidam ACBE'\ quid nam B 168 dolo] malo D
170 Lucifer B 171 sportine JB, spotine 1) morti : mortem A,
mortis E Das Frageseichen am Schluss nach A 174 nite nach-
getragen C tntor] intor (oder nitor etc,) B
So C; 165 steht iam statt sum. Zu sed 172 vgl. V 1243.
268 Über Qnintris, 175 — 18«.
175 Audi uersiculam perlecta pace seqaentem:
„Nolentes cartQ credere teta trahit"
Istins edicti oiget incassabile pondus,
Carta tibi ostensa est et redtata palam.
Si potes ant audes, procerum decreta refeile,
180 Credideris, oiues; rennae, curre mori!
Si legere ignoras, at ne diffide relatis,
Credetur coram nindice sero nimis.
In dominam peccat, qai seraum audire recusat:
Quid, dominus credi cum iubet ipse sibi?
185 Crede michi, iubeo, baronnm scilicet uni,
Sub quibus h^c paz est: par michi prQtor eris!'
Fallere multiloqua conantem fraude retundit
Laicus hac cantor calliditate iocans:
176 Hefiiuos
theta notat
178 tibi lecta eet
179
heo ta deoeta
181
aal
182 Creditar aut
184
qnando sibi ipse inbet
186
par potes esse mens
187 f. fehlm.
176 teta oder teca D] D^ las es teca und glossiert es durdk
carcer 179 aut] ut D 180 Orederis G vade du/rchstrichen vor
cnrre E 181 , Sitte legas sit pro si, sime tu pro at; nam^
uersus, quaUs nunc est, incomtus uidetur^ Mone; vgl, zu II 377. —
182 iudice C ISS *f D 185 baroni E Sinn: Schwer sündigt,
wer auf des Herrn * Aufforderung , zu glauben, nicht glaubt; nun so
glaube mir als einem dominus und primas pacis, und zum Lohn soUtt
du dann mir ebenbürtiger Pair werden. 186 pax B 187 1" fehU Ey
steht in C neben 189. 188 Callidus E
So C
176 ,Teta est litera greca habens formam rotondam pertractam
cum uirgula per medium in hunc modum -O* Ad eius similitudinem
antiquitus ferrum fiebat, quo dampnati urebantur; de qua literatus
quidam sie dixit ,o multum ante alias infelix litera teta' Ä^ —
186 vgl 239, 2^, 259, 273 und zu III 310.
L
Liber Qnintos, 189—302. 269
,Siispicio, Reinarde, perit michi, uera aideris
Dicere, nimimm qnaliter nsqae soles. 190
Eminus incanum nideor micM cernere qaendam,
Estimo, qaod maltas uiderit ille nines,
Undecies denis plnres barbQ eina Apriles
Impendent, specta, sabbata qnanta ferat;
niios a collo canuun, qn^ tibia fertar, 195
Pendet, et est albam, qaod sedet ipse super.
Quin etiam nigri, speciem pietatis habentes
Nee dabie dnlces, ante retroqne raunt,
Accelerant cursim, non nos fortasse requirunt,
Sed nelut buc agili strennaitate uolant; 200
Cemis, ut illorum qnisque QStuat utque uaporat?
Nescio quid rufi pendet ab ore piis,
191 hinc canam
192, 1 Qaem niniiim paitem credo sabisse panm
198 undecies octo
194 pinia qnanta
196 cornnm, qnod
197 Gerne etiam nigros
198, 1 Qnos ansim placidos dioere, pone seqni
202, 1 Et qniddam cnnctis pendet ab ore mbens
189 D liesa perit aus tmd trug es dann am Bande nach,
D* brachte es in den Text hinein, wo pit m va auf Rasur von seiner
Hand steht uideis B 190 esse G 191 mcanum B"] in oannm
ABE, hinc cannm C (gute Cof^fectur, vgl IV 72, VII 518, V 773 f.);
IM im Glossar: incannum * nalde canum. 192 quid B 193 eins]
Q^jis B 194 spectant C snbbata B 195 cnmnm] comn E,
auch D, darüber von D* cnmnm qnod BC, qne : quod J>* —
196 sedit DE iUe C 201 atque B
192, 1 Quem in nnnm, emend. Barm., nininm pars «^ Schnee^
region, pamm iron. = diu. 202, 1 qnoddam oontis C, emend. Borm,
Über piis schreibt D^ nel mbens Sonst nach C 194 pinia <»
Ta/nnsapfen, von den lang herabhängenden Bartseiten.
197 streift sehersend die schwarzgekleideten alten Benediktiner,
vgl. 202 piis v/nd mit Borm. Liber de duobm monachis 273 Tot sunt
in clanstris speciem pietatis habentes. 200 vgl. I 772.
270 Liber Qointns, 308—216.
Yoltus üt insontes notat, nt promncida blandos!
Non agitat tales insita cura mali.
205 Curia nonne potest hos pacis mittere testes?
Nam, aelati pacem testificentar, ennt;
Quid nocet? expecta! de pace rogentar, an illam
Tantum compererint, anne inbere uelint'
Non fnit hoc unlpi nimis acceptabile aerbnm,
210 Qnattaor hie nnmmos non meroisse pntat;
Incidit affectas geminos, coi pareat, h^rens,
Spe prohibente, meta pr^cipiente fugam.
,Utqnid ab externis', ait, ,amens galle, reqnires,
Qnod nosti socio testificante ratnm?
215 Propositnm pacis, sicnt cognosco, retexi,
Forsan et hi ueninnt, nt fateantnr idem;
204, 1 Non illos &06ret causa nenire mali
205 Pads nonne poteet hos ooria
213 ab exteinis, demens Spotine,
204 agitant 2> 205 nonne] in me B 207 Qnod B
208 tantam B 212 Spem C fugam] figuram B 213 «T £
Ütquid] üt C requiris C 214 socio] scio B 215 ignosoo B
So C, D^ Über 204^ uel causa uenire mali.
210 meruisse » «e menturum; er erkennt, dass er hier keine vier
Pfennige verdienen (VI 223 f.), diemuü kein Geschäft machen wird.
Ebenso kündigt Fortuna dem armen Heinrieh eine alle Pundte noider-
legende BepUh II 161 mit den Worten an: Non unum mecum lucn-
bere nummum. Oder besser: die vier Pfennige sind das Symbol der
(von dem herankommenden königl, Bichter zu verfugenden, vgl. 291 f.)
Bückki^ des Hahns in das etoeimal beschworene Vertrags ^ und {dem
Fudis als dictator gegenüber) DienstverhaUmss, vgl Chartül. Mai.
Mon. pro pago Vindoc. Ch. 169 bei DuC. II 797, 1 ,Stephanu8 Oam-
bacanis de Eerraria . . . abnegauit se esse seruum S. Martini, et de
hoc aiTamiuit bellum contra nos. Intra terminum autem, quo bellum
fieri debebat, recognouit se male egisse; uenit in capitnlum Maioris
Monasterii et dedit recognitionem suam, scüicet secundum oonsuetu-
dinem imposuit super caput suum quatuor denarios et per illos tradidit
se sancto Martine et monachis eins/ 211 f. vgh VII 497 f.
Liber Qnintos , 217—228. 271
Adice, qnod tibi sam carta qaoqae teste locatus,
Qandicet nt nnlla sospicioiie Mes.
Utqne nichil neri testetnr carta, (qnod absit!)
Annna cras ingens festa Machntns habet, 220
En comitante pari nonam modo clanga profestam
Tinnit, ut ipse aadis, quid tibi tester ego?'
(Et taue forte dao, sed non ob id, ^ra sonabant)
,Eflficiimt tatas festa nerenda uias.
Credis adhac mecnm secnms pei^ere posse? 225
Sed te non adeo diligit asqne dens,
Namqne inter proceres pacem inrasse mereri
Nonne foret generi gloria magna tao?
220 BotolAiB
221 nonam raiinpaTiii profeetam
220 macutos BE 221 comitate B profectam G 223 At (7
224 Officiunt i 226 usqne] ipse C 228 gloria scheint aus gratia
von XH gebessert zu sein.
So C, über modo clanga 221 schreibt D* in Antiquaschrift
campana.
220 S. Machntas aus Irland, ,efnscopus Älelhensis in minori
Britanma' {Molanus foh 51^) ^ grosser Wunderlhäter und Bischof in
der Bretagne (nach dem Martyrol, Eom.), ^gl. Stadler IV 15y üsuard,
Martyr, fol, 193^. Seitdem Sigebert von Gembloux, welcher attch durch
sein Heldengedicht De passione Sanctoram Thebaeomm den S, Gereon-
CuÜus in Schwung brachte (vgl, zu II 179), das Leben des h. Mctchutus,
dessen Beliquien in Gembloux seJbst aufbewahrt wurden, in 27 Capiteln
bescTirieben hatte, scheint dessen Verehrung in Bräbant und demnächst
in Flandern dermassen gestiegen zu sein, dass der 15. November, der
Erinnenmgstag (festa uerenda 224) des Gewaltigen (ingens) die nur
den höchsten Festen zustehende Ehre (Otte,Glockenkunde p. 19) empfieng,
am Vorabend eingeläutet (221 f.) und gleich der Oster -, Pfingst- und
Weihnachtszeit, sowie den Marien- und Apostelfesten unter allgemei-
nem Landfrieden gefeiert (224) zu werden. 224 vgl. zu III 185.
225 vgl. III 856.
272 Über Qnintos, 229—246.
Ergo ego paolatim saltas enitar in istos,
230 Elogiom pacis curia sanxit ibi.'
Econtra Sprotinus ait gratanter, ut hostem
Astibus ezigais succabnisse nidens:
,Qain, Reinarde, mane, dum nuncius iste loquatur!
Crediderim uanis nuncia tanta nolis?
235 Tuqoe bene acciperes, si mallem credere capro
Quam tibi? dam neniat nundus iste, mane!*
/ Hostis ad hQC: ,potia8 condensa frotecta reuisam,
Nam michi nequaquam nota rogare Übet,
Coniaransque altQ conscribar patribos aalQ,
240 At te rasticitas dedecorosa premat!*
Intnlit elnsor: ,pax est inrata, comesqae
Primatum pacis diceris, unde times?
Tu michi non metaenda times, et tantas haberis?
Sta, miser, hie modicum, protinas ibo simul!
245 Venimus huc ambo, solns paterere reuerti?'
Taliter urgenti reddidit ille panens:
280, 1 Paoem inranit coria regis ibi
231 f. fehkn.
234, a. Pom> mei iam sexta dies a moite parentiB
b. Instat, ob hoo potins olangere signa reor
287, 1 ,Ad densos firatices potins, Spotine, Teeniram
241 ,Qnid, Reynazde, times?
243, 1 Non michi fonnidanda times ta: tantas haberis?
245 f. fehlm.
229 enitor B 230 saDxit, nicht sancit, denn die Curie hat
bereits das Landfriedensgesetz beschlossen, noch nicht ganz beendet
hingegen ist die Eidesabiegung der Barone. 234 nobis B —
235 accipies B 237 ^ fehlt C, in E ist der ParagraphpfMct nüht
rubridert, ebenso wie 255. 239 arte B 240 premet C 241 1*
feMt BC illusor D 242 unum B 246 und 249 f DE, in C
neben 247 bez. 251.
8o C, nur 234, a peremptis statt parentis, toM Barm, beriöhtigte*
230 elogium « eloquium, praeceptum {Bartak 66), Driedetis-
Spruch, vgl, propositom 215, decretom 264, edictom 277. 245 (^.
I 829 ff.
über Qointu , 347-266. 273
Joratam fateor pacem, Sprotiiie, fuisse,
Sed nondnm popolis notificata patet'
GaUiu item dizit: ^inrata pace aereris?
Sed »non est populis notificata" refers; 250
Ergo per bos testes et te anlganda per ipsmn est,
Hostis ob hoc forsan rex abenntis eritT
Cartiger agresti deoictus torpiter arte
Effator timida talia aoce rogans:
,Ha, Sprotine, quid hoc, quod collo pendet ab alto, 255
Cnraum portendit? res ea pace aenit?
Et canns nigriqae doce quid quqrere possint,
Quomm dependens illad ab ore rabet!'
Ille refert: ,pax est primatibiis agnita magnis,
Qaoram consUio fangitor anla potens, . 260
Sed conflare nenit nolgares bacdna turmas,
Qoas accire negat curia docta mdes,
Canaque collectis populis persona loqaetar
Decretnm celso regis ab ore datom,
Porro plebs hilaris comperta pace oiritim 265
Transmittit regi dona uenusta canes.
248 popnlo est notificata procol
249 f. fahlen.
251 et diaalganda
253 f. fehlen.
266 ComTi
259 ,Pax, Beyiumie, patet
261 tibia tozuas
262 Qoas negat accita
266 Transmisit
247 sportine B 248 manet DE 249 pacem B 250 plnris B
(pl'is statt ppFis). 252 ab C 253 "T tn C neben 255. 256 Ck>ruum B
2öl fehU, keine Zeüe offen gelaseen E possnnt C 260 conoilio CD
263 loqnetor ABDE] loquator G 265 niritam B 266 Trans-
mitti ADE und Mone; die treffliche Leeart van B büligen J. Chrimm
So C; 261 uel tybia D* Über bnchina.
265 Die tief in das MA Tnneinreichende Sitte, dem Könige bei
QUBSerordenÜitken Veranlcusungen Greschenke darzuibringen , belegt
J. Grimm BA.^ p. 245 f.
Voigt, Tsengrimiu. 18
274 Liber Quintos, 267—284.
Quid me teste, miser, dabitas?' ea quippe loqaenti
Credere non andens boUifer infit item:
,Si aenun esse potest, Sprotine, qaod asseris, esto!
270 Ast ego in hQC meditor ferre fnitecta gradam,
Et licet iUorsnm sit eandi parna capido,
Ibo, nelis nolis; manseris, ibo tarnen,
Gallicnle infelix, at princeps inclitos ibo,
Tnque in perpetna rosticitate manes.
275 Forsitan hi pacem neniont perliibere, qnid ad nos?
Nota foret nobis pax sine teste satis;
Nunc uero edictum pacis mora longa tenebit,
Contio dum populi tota coisse queat
Sed quia consuescont multos offendere multi,
280 S^pe suos hostes tnrba gregata uidet,
Quod si pellicium alterius qms scinderet ante
Audittun pads, tu quererere pamm;
Ergo, licet morereris, eo, mortemque mereris,
Quod me nugosa garrolitate tenes.'
267 f. tmd 278 f. fehlm.
275 Scilioet edioere, sed cm?
282 non qnereiere nimis
283 z«moreiis
und Bormans, der greise Jäger hcU von den bisherigen Empfängern der
Ldmdfriedensktmde die sciwocurzen Bracken als Dankesgabe für den König
erhalten. 267 *{ Ej in D neben 268 loquenii aus wahrscheinlid^
tirsprilngUchem legenti gebessert J> 268 inqnit DE 272 tantoin B
275 neniunt fehlt C, Lücke offen gelassen, 276 Yobis C 278 tanta C
279 ostendere B 280 gegata : gregata E 282 querere B —
283 moreris BDE, momereris : remoreris C, ,Käme es in der nodi
Tausenden zählenden aufgeregten Menge zu einer bltUigen Schlägerei,
so würdest du es wenig zu beklagen haben; magst du also immerhin
dabei den wohherdienten Tod finden, ich gehe jetzt.'* Zum Modus
vgl. I 629. Am SchAuss moreris BG 284 Quid C
So G
280 fF. vgl III 69 f; eine derartige Prügelei mit tödlushem
Ausgange entspinnt sich im Biuodli^ (II 65, Seüers Programm p. S).
281 vgl. zu I 101.
üb« OmntoB, 286—802. 275
Lnsor ad h^c: ^ergo remane! aenit anlicos hospes, 285
Si qua tibi est in me cansa, Sequester erit,
Emendabo libens ant ezcosabo, quid ultra?
Pr^pnis iras hostibns ista fdgant;
Nesdo, post abi me uideas, dirimamur amicil'
Yodbiis bis trepidans subdidit ille snas: 290
,Non bac me procerom timor ant reaerentia banni
Traxit, nee pladta est bic ad agenda locns/
Tone sie improperans bosti Sprotinns ouanter
Respondit panido: ,tiirpiter ergo fogisl
Torpiter binc certe fdgis nt nnlpecola nequam, 295
Et pemado meo corpore ego ipse taam,
Nobilitas ceddit, si non contenderis istic,
Pro qua te padnit mstica probra pati,
Für michi ta deprensns abis, i^pello duellom,
Si potes, b^c collo probra repelle taol' 300
Intolit ille: ,diem forsan spectabo locomqne,
Quo defendendi saj^tat bora micbi';
285 ,Eigo, miser, renuuie, dxun aenerit
289 t fehim.
291, 1 Me non ünparinm, non buud cantio tnzit,
292, 1 Et pladta hie non est ad fiiäenda locus
298 t f/klm.
296, 1 »Tmpiter fligo ego te ftigara hinc probo, perfidn nnlpea
296 Connenioqne meo corpus
297 f. sUhn xwiselien 900 und 901.
299 compello
800 decate probra tno
801 , Fortassis, Spotine, diem spectabo
285 <r fehU C 286 tibi in me est C 289 post] plus DE
290 und 293 f DE 291 im^ei^iim prooerom B 295 ubi B —
2dßTe DE 299 deprehensns E 300 Set B 301 1" fehlt C
8o C, nur 2Q2 : Bacita q bic.
289 vgl 335, 292 vgl VI 418. 298 vgl 7. 299 Der schon
in pemado etc, 296 (= angreifen, s. Gl) wncf contenderis 297 liegenden
Forderung zum Zweikampf wird im Benart 29962 ff, {BF, Eitdeit
p. 74 Anm, 3) thataäMu^ entsprochen, 302 vgl IV 684, V 1200,
18*
276 Liber QnintoB, 803—326.
£aolat inde raens, ut qoi non esse rogandos
Cogitat, an possint accelerare, pedes.
305 Post profiigQm ille alacer conoida damat acerbe:
,Hea michi, quam f^dum est caria passa nefieis!
Iure sno regem spoliat Reinardus abitqne
Liber, adhac leaiter conseqaeremor eom;
Regis adeste, precor, proceres! accarrite cnrsim!
310 Für salit hie, forem pendite! debet enim,
Aat agite hnc! si nos hnnc t^det pendere, pendam,
Passns idem pater est a genitore meo.'
Bespidt ille parum, nil prQter correre carans,
L^tior hoc, qao plus inde remotns erat;
315 Spem torbante meta, spe consolante timorem,
Innia pensabat lance niasqae pari.
Et iam per casus nemomm amfractasqae petrarum
Cursio lassarat qaatriduana nagam,
Tempore nee tanto qmcqnam libasse eibormn
320 Dicitur aut pansa se recreasse breni;
Congestoqne simnl corsnsqne £amisqae labore
Officium fessl desemere pedes,
Tunc primum remeasse canes tutosque uiarum
Circuitus posito credidit esse metu.
325 Postquam depulsa potuit formidine liber
Gircumspectandi sedulitate frui,
806 f. ftfUm.
310
piendite
311
prondeie, prendAm
322
destitadro
305 f DE 306 quod B 307 spoliat regem G -que auf
Bamr D* 308 leniter D conquereremur E 309 adesse VE
310 Cur E hinc C prendite CDE furem] fore B 311 agitate C
313 *r feMt CE, neben 315 B 315 motu E 317 1" fehU CE
321 Coniestoque AB 324 mett metu B 325 1" CDE, DE mt
grosser rother Initiale, E mit 6 Zeilen Spatium für das Argumentum.
So C, nur 322 desütuisse.
303 f. vgl. I 243 f, 315 vgl III 36. 316 vgl II 157
Liber Qnintna, 327—338. 277
Cnios ab incursa patmi defenderat agnos
In campo, qaendam cemit adesse cocom;
Utile maltotieiuB sine dampno impensa recommt,
Beinardo est probitas audliata semel: 330
Quem cocos nt oidit ieinnia longa oiasqne
Perpessmn tremnlo p^ne labare gena,
Pingaibns artocreis, qnot lanx camnlata tenebat,
Officii ueteris pro nice donat eom.
Ignotnm est, nbi forte snum quis niderit hostem, 335
Reinardos sollers pr^meditatur idem:
Octo resemat, edens reliqaas, capitiqae coronam
Postulat irradi, rasus it atqae sator,
olim
327
328
AgnicoloB,
836
mente nolntafc idem
387
alias
328 cemit cemit C Mone interpungiert nach den Hss.
hinter agnos und bezieht in campo auf cemit adesse; Barmans fragt
demnach verwundert: ,quid coquo cum ouibus, in campo? quid in
campo artocreae fdcumt? quae üla pietas ooqtU non artocreas modo
sed etiam lancem uulpi donantis?' Der Mönch war früher als Hirt
(vgl. 444) thätig, versieht jetzt den Dienst eines Kochs und wirft als
solcher dem am Kloster vorbeieilenden Fuchse aus der Küche {393 f.)
die Krapfen zu; die Mitgabe der Schüssel bereitet die Schilderung
der WolfsgefrässigkeU 363 f vor. 329 recnrrint D 335 qnis
suom forte, Wortfolge durch " " berichtigt, f 336 eg idS C —
338 id C, nt 5
So C, nur 327 fehlt Alles hinter incnrsn, von Borm. ergänzt.
329 Weder nach Otlohs Sprttch ,Lncram sine damno alterius
fieri non potest* (Pez III 2 p. 508) zu deuten, noch nach Bormans
, Sine dampno impenea saepe recurrunt cum utüitate', sondern: WoM-
thaten hehren oft zu ihrem Gd>er zurück {483), werden wiedererstattet
als Gewinn {VI 196), ohne dass man, wie sonst {III 353, 359, IV 359)
der Welt Lauf ist, Schaden dafür einerntet, vgl. überhaupt 1189. —
335 vgl 289.
278 über Quintos, 889-854.
Artocreasque ferens, patranm si oiderit, ipsom
340 Cogitat oblato pacificare cibo,
(Mos illias erat qu^cumqae tnlisse dolentis
Iraram also non meminisse lacro)
Nee fortuna animom pr^ustodita fefellit:
Obuiat in mediis saltibüs ille seni.
345 Ysengrimus oaans conspecto longins hoste
Quanta recalfacto gandia feile gerit!
£nax sQpe tonat saliens, mox nero resistit
Et uictus placid^ clamat odore dapis:
,Qao, Reinarde Satan? qnis te faustissimas istnc
350 (Viuere si scirer , sed sciar!) error agit?
Proeide! ne certe noceat protractio mortis,
Accipies subitam, non patiere, necem!'
Irraere aspiciens patruum sibi nolle repente,
Reinardas uictnm nouit et orsus ita est:
889, 1 Obnins nt, si qnando tibi, Yaongrine, lepente
840, 1 Incidat, oblato padficere cibo
841 Mos erat nsque taiis
844 iUe lapo
847, 1 Qaomodo prosoltat, quam gninditer intonat enax!
848 ' Sed BQbstat
349 Qua qnis te miohi prouidas istac
850 si sei bar
851 ledat
868 f. floMm.
341 tulesse : tulisse E 342 Iratmn C, -mm auf Basuf A
344 saltubus AB, vgl IV 95. U9 0 DE 350 sciret E -
sei sadar B 351 protactip B 352 uocem B
So C, nur 339, 1 Signum statt si, emend. Barm, 344 lupo
aud^ D* über seni. 349 micM prouidxis doppelt C.
350 si scirer, sc, huc non uenisses, 352 Es ist der Gegeasats
des mühelosen Empfangens w/id des leidvoUen Erlangens gemeint: Ys.
loird den kleinen Wicht, ohne zu kauen (408 ff,), ohne ihm ein Härchen
zu krümmen, in ganzer Lebensgrösse hinuntersMueken und ihm in
seinem Baudie eine gastUche Herberge bereiten (J 53, VII 377 ff.);
eine ahnliche Unterscheidung VII 247 f.
Liber Qnintos, S56-S72. 279
fPatrae^ tarn fandi quam congroit ordo silendi 355
Fratribns; ut mandat regnla, disce loqai!
Reinardos Satanas non soin, sed dicor, nt ezto,
„Reinardos frater", dicere mitte ^Satan",
Nonne uides hie Signa mei certissima noti?
Frater ego, hoc prodont hinc dbns, inde capat, 360
Aspice, qni sapiat! nostri cibns ordinis iste est,
Aspice!' et artocreas eminns ipse rotat
Qoas cadere in terram prohibens com lance uolantes
Pr^ripit, et nnlla masticat ille mora,
Sed quo tipsanas dentato femina ligno 365
Innerrit dentes dentibus ipse modo,
£t collisa semel moluisse minatias illom
PoUine triticeo uasqae dbnmqne feront,
Glatieratqne prins, quam se libasse putaret,
Fercnla per latam pr^cipitata golam. 370
Ammirans igitur neluti spectabüe monstram,
Quod sibi contigerat, talia l^tos ait:
857 non nominor, immo profBcto
362 Aooipe
371 f. fehim.
355 f fehlt CE 361 quid BC 362 üle C 366 Inuertit BC
ille C 371 f fehU in den Hss. Die folgenden 4 Verse (371—374)
hcä>en in B, wo sie den Schluss von fol. 64^ und der 7. Lage bilden,
vor der Zwammenhefhing dti/rch Nässe gelitten ^ sind aber zum
grösseren Theüe noch toohJleshar.
So C
365 Constr. : quo modo femina tipsani« {Dativ, hier »» enthülste
Gersienkörner, vgl. Glossar) dentatw» lignum {die Mörserkeule, vgl.
Quk^ierat p. 294 ,tipsina, de ordeo decorticato grana in pila lignea
toDsa) innerrit {vgl. 1234, swr HypaUage Einl.), ita {zu III i) ipse
dentibns dentes innerrit. Die zerstampfte Gerste wurde zu Gersten^
brei, 'brot oder -trank verwendet {A, Schultz, Hof Leben I 343,
Weifihold DFr. p, 314). Vgl VI7f und Prouerb. Saiom. XXVII 22
Si contuderis stnltum in pila quasi ptisanas feriente desnper pilo, non
auferetur ab eo stultitia eins.
280 Liber Quintus, 873-392.
,Iii somnis, Reinarde, smnas? fantasmate rerom
Fallimar, an uera est res quasi nana tarnen?
375 Dolcia nescio qnQ michi iacta fnisse recordor,
lactaras eqnidem, quis michi iacta tolit?'
Atque huc dicendo circomspiciebat et illac,
Nescins in baratro nincta iacere sno.
Adiecitqne: ,ego iacta uidens prensoras hiabam,
380 Atque fere labiis prensa fdere meis;
Euasere tarnen, quorsam nolitasse patentor?
Nam, nisi dormierim, iacta fnisse liquet
Intus adhuc aspirat odor, quem faucibus hausi,
Sed miseri dentes nil habuere boni;
385 Infortunati ceperunt aera dentes,
Prob, satis atque ultra rebar Masse miseri
Inglutisse solum uentusne efflata tulisse
Credatur, dubito, sed periere michi;
QuQre, Sit hie, in quod quierint cecidisse, foramen,
390 Querere' (qu^rebat scilicet ipse) ^uenü'
Staus procul ille refert, monachus quasi tangere segnis
Mansueti metuens ora redunca senls.
376
quo cecidisse pntem?
878
lAota
379, 1
, Iacta nolare videnB nelnti pxensuras hiabam
382
iacta aolasse
391 f.
fehlen.
373 f CDE 374 uere C 375 michi iacta äoppeU C
376 lacturas CE 377 und 379 1" C 377 hec B ducendo D
-bat auf Basur D* 378 iuota (oder uicta) 2>; vgl. j87. 379 pren-
surus hyabam auf Easur I)*, tote 189 ist nur die SeSbstergämwig
von D in den Text hineinradiert. 382 nisi] tibi C 383 ausi C,
hausi auf Easur D* 384 At C 386 mise E 387 e£ßata B
388 subito CD 389 hie ABCDE] hoc verschrid) Mane quierit C
in quod] inquit E 390 InterpuncUon nach Borm. 391 ipse B
Mone interpungiert hinter segnis, c^>er tangere bedarf des Objeets;
oonstr.: metuens ora tangere quasi monachus segnis.
So C, 376 auch von 2>* mit uel übergeschriebepi.
Über Qaintas, 393—406. 281
,Patnie, non dare nideo, fomosa enlina
Obsuit et calidofi Inmina nostra napor;
Denique quid prodest, ubi non cecidere, reqoiri? 395
In rictiis recolo iaeta fmsse tnos.
Nonne tibi dentes nehemens immorsiis edendo
Fercolaqae oblisos dura canasse qneont?
Qnamlibet in criptam camerati lapsa molaris,
Perdita qu^ qnereris, delitoisse reor; 400
Dioidnos dentes interflaa lingoa pererret.
Oblique iUambens scrnpola qn^qae proba!'
Seddidit ista senex: , amissa perisse feramus,
Post strepitom sero porta pndenda coit,
Pristina pensentor profecta dampna fotoro: 405
- Frater, nbi bis epnlis ninitor, esse nelim!
S99, 1 Scilioet in dentis cuinslibet obrnta criptun
401, 1 DednctiB malis obliqnam interprime lingnam
402 Fonditai mde
408, 1 ,Qni periere canes, Beynarde, perisse feramns
394 Obfait ABCD] Obsuit E, natürlich nur Schreibfehler, aber
in melius et gentiinum. Obesse c. acc., wie nocere (Banseh p, 441),
widerspricht dem Sprachgebrauch des Dichters. 395 ceddisse D
397 in morsus DE 399 Qiudibet D 400 quq] non B 402 Ob-
lique ABDE] Obliqua Mone probra B 403 «T fehlt E ammissa BE
404 Fostrepitom B porca i 405 profecto C {ohne Löschungs-
punct) pensetor pro facto f
So G, 401, 1 Diductis wiü Bormans, über das Sehwanken van
de- und di- vgl. zu I 315, 403, 1 Qua periere, animo patiente
p. f. h
. 404 porta pndenda, wie foiis pndenda TJH 309, Öffnung des
Afters; vgL zu dem Sprichwort Zacher , aitfr. Spr. n. 132 {Haupts
Zs, XI 129) A tart est main a cul, qnant le pet en est hors. Annm
sero manns operit, oum iam canat anns. Nil ualet hie dextia, quia
bombns iam uolat extra. 406 ff. F. will gern dort Mönch werden,
wo es solche duftigen und schmackhaften Krapfen ais Ordenskost {361)
gibt; nur schreckt ihn die Bedingung, kräftige Fleischspeise, an der
die Zahne zu arbeiten haben, zu meiden und immer nur an der
282 Liber Qnintos, 407—434.
Nil me terret ibi nisi lex imposta uorandi,
Qnod solet illabi leniter esca nimis,
Nil fetciunt dentes; hiscant, dbiis inddit nitro,
410 Tamqae exit leniter, quam patienter init,
Sicqne fit, nt nenter persistat semper inanis,
Relligio nacni pessima nentris erit'
,Patme', snbiedt monachns, ,depone qnerelam!
Qnamnis flnxa norent, nsqne norare licet,
415 Usqne norare 'quidemT dictis bis ille snbinfert:
,Ha, Beinarde Satan, nt profiteris, ednnt?
Snffidens nni saltem datnr esqa dnobns?
Non oberit pard dentibns, nsqne norem.'
Intnlit bis frater, qnad qn^dam dicta retnndens:
420 ,Patme, deliras! dicar ego nsqne Satan?
Frater es ipse fere, fratemis ntere nerbis,
Nee timeas pr^ter posse norare paniml
Suffidenter ednnt omnes, sed dnlce canentes
PrQcipne, satis est nnins esca tribns.
409 et hunt
418, 1 ,FatniO| ne aexearal uoFant, qnantnin azpedit, omnes
414 f. fehkn,
416 non modo falsa moneB?
418 f. fehlen.
406 Que D 409 feciänt carr. O 410 init fMt C 411 semper
nenter persistat C 413 T f^U B 415 bis dictis AJBDE 416 T CD,
in E neben 415 ednnt : ednntqne D« 419 f fehU B, in C
neben 420 frater] snper E 421 ipse] nsqne DE 422 norasse C
So C, nur 413, 1 qr (= quamUbi, aUenfaUa auch qwmtum, vgl
par' parutn, d' dum) von C> durch Anaeteung von n verdeutUeht, —
416** nel ' nnnc micbi falsa mones D*; dos von C überlieferte non modo
(= nowne iam) ist aber der Lebhaftigkeit des Gesprächs angefnessener.
Klostertafel pultnenta, panem, placentam, allenfaüs oua, pisces und
aUüia, kurz für ihn lauter flnxa ungekaut verschlingen (s» norare
407, 414 f., 418) gu müssen; doch geht er nach B.^s Versicherung^ dass
jeder 2 mal so viel bekomme, als er brauche, darauf so lange ein,
als wicht die mmmehr rastenden Zahne rosten (417 f.).
Liber Qnintiis, 426—440. 283
Tu cai, 8i nelles cantare, imitabiMs esses? 425
Expensam daplicem qox tibi palcra daret;
Ke uox DOtitiain toUat sappressa canentis,
Erige clamos^ faucis ad astra melos.'
liQtus ad hQc senior: ,nisi memet nesdo, firater,
Cantorum nolli blandior, Qqoa refers ; 430
Hone micbi, qui nunc est, usiim deus annoat illic,
Ultra speratum cantor herilis ero,
Inueniam nnllum fratrem, cui latios hiscant
Gottora, uel cuius clarius ora sonent.'
Tone alacer Reinardos ait: ,qaod s^e poposci, 435
Patrae, cemo: tibi regnla sacra placet;
^il igitar restat tibi nunc nisi dicere, cuins
Officii malis esse magister ibi.'
Ysengrimiis ad hanc snbmittit Imnina aocem,
Yerbaque respondet, qualia corde tenet: 440
429, 1 ,8i, frater Beyaaide, miclii siim cognitns ipsi,
486 f. fdUm.
437 ,Pfttnie, nil lestat
438 f. fMm.
oaQ
426 Ezpensem B 427 IHentif D (D pwnctierte das SMusa-
wort aus und setxU das Bichiiffe an den Band, D^ setzte can- nach
Ausradiertmg dieser Bandcarrectur in den Text, vergass aber die
Löschufigspuncte zu beseitigen), Mone si^t canentis sum folgenden
Verse, aber canentis clamosQ ist ebenso unstatthafl wie canentis clamose
(Äduerb.) matt, rund notitiam verlangt eine nähere Bestimmung, vgl.
VII 416. 429 1* fehU E 431 iUno : illic j; 432 speratorum B
436 sacra] certa B 437 f C 439 f DE, in C neben 441.
440 corda : oorde A
So C
429 In der frohen Aussieht auf die 6 {424, 426) Portionen des
Obersängers redet er nun den Euehs nicht mehr als Satan (349, 416),
sondern als Bruder an, 430 blandior entweder sc, uox est, aus
426 f, {so Borm.), oder » hdbeo, quod blandiar, fiuUum imüor {425),
437* « II 51V'
284 Liber Quintus, 441—466.
,Frater, ego officium postremQ neudico sortis
(Scis bene, cur teneat Lucifer ima nocens):
Dum meliore loco me prouehat agnita nirtus,
Lixa uel opilio comiter esse feram;
445 Nunc, qn^ claustra petam, refer, et pr^finge coronam,
Ne qua perfidiQ suspicione fuger.'
Continuo iussus Blandinia claustra subire,
Yadit adnsque aurem tonsus ab aure senex,
Et facile est intrare datum, sed triste reuerti;
450 Omnibus intrando dat recipitque uale,
(Dat commune ,uale', nondum ,benedicite' doctus
Dicere frateme, discere c^pit ibi)
Vota .relata placent, admittitur, atque professum
Continuo fratrem sumpta cuculla tegit
455 Bumor is undenos abbates traxerat illuc,
In quibus abbatum Lucifer nnus erat,
441 ego auspiräiun
442, 1 Non bene conspirant monachos atque tomor
464 probat
466 abbatas adegerat
445 quem E 446 Ne ABBE, 1SC\ cwr, C»] Nee Mme 447 *r C
448 aurem] auram B^ auies C fenex B 450 intrandi C 453 at
quoque, letzteres auf Rasur von C* 455 *r fehlt C
So C, 441 ist hospitium vor anspicium durchgestrichen; Ih über
off. in Antiqua auspicum (so!).
442 Über die aus Jesaias XIV 12 erst von EusMus entmckdte
Lehre von dem abgefallenen lAchtgeist Lucifer, welcher ,uoluit deo
Qqualis immo maior apparere, unde a cQlesti aula in oarcerem infemi
detrusus', vgl. Myth.*- II p. 823, BosJcoff, Gesch, d. Teufels I p, 316.
4AA vgl. zu 328; Belege dafür, dass sdbst Männer vom ersten Bange
im Kloster die niedrigsten Dienste, als Hirten, Köche, Küchenjungen
(Ecbtms 695 ff.), mit grosser Freudigkeit verrichteten, bei Cless I 366,
Neander V 1, 308. 447 Über Blandigny und 459 über Walther
von Egmont siehe Einl. 448 vgl. De lupo 62. 452* sowohl zu
451^ wie zu 452^ zu beziehen. 456 Dasselbe BUd vom Morgenstern
gebraucht Sig^ert von Grembkmx ad a. 1083 von dem Abte Foleard
Über Qaintiu, 457—476. 285
Nomine ael nninero imns erat sed niüliu eoram
Yiaendi stadiis et pietate mauus;
Quo super Egmundi fratres abbate beatos
Ins niget, aagescit censos, babondat honor, 460
Gaza nenit cumnlo, cunmlataqae prostat honesto,
Et reditnra dator, dandaqae dnpla redit,
,Da dabitorqae tibi' sapiens intelligit abbas,
Certns id implentes fallere noUe demn.
Recta malos quam nosse piget, tarn dicere t^det, 465
At micbi recta qnidem nosse loqoiqae übet, .
Hoc alios inter refert abbatas et istnm:
Fas rapere est aliis, hoic retinere neüas;
Qaos rapnisse pndet, lappas imitantur et nncos,
Ut dnbites aiia stirpe foisse satos. 470
0 famosa niri famaqae indnstria maior!
Percarso similes nix habet orbe dnos:
Panpera claostra patres opibus fecere retentis,
ündiqae diffnsis hie opulenta fadt,
PrQdia qnid clament? ipsa omamenta laemnt! 475
Perditaqne hie redimit plnrimaqae addit adhuc,
466 plaoet
458 Ta iiiendi B stadiis] hostiis E et piet.] impietate B
maniis] minor C 459 abba||te, (n ist ausradiert) A 461 perstat CD,
prestat E bonestao B 462 redditura B dandoque ß 464 adim-
plentes BC 465 Necta — nosoe B 466 recta nachgetragen, ebenso
alia 470 C quidam B 467 Hie B, Hec C "inter "alios corr, O
abbatos B, abbates BE 469 lapsas E 473 Pauper B 475 Evnier
chunent haben die Hss. ein Komma odew gar keine Interp, {A am
Bande p); woUte man aber demnach aber setzen ,fur die schreienden
466 Ä) C
von Blandigny: , quasi Stella matatina in medio nebnlQ effogandis
obscnritatibTis erroris appaniit' 461 cumnlo ^haufenweise' Aen.
II 498. 463 f. Euang. Luc. VI 38 {C. Schulze n. 234). 469 Eine
ähnliche Unterscheidung VI 637 f. Zu der Schüderung 41^—4^4
vgl. Osterley zu Wendunmuth V n. 127 {V p, 131).
286 Liber Qnintns, 477—494.
Implet in hoc et in his dominos promissa minasqae :
,Perdet egenns, et est plus habitnnis habens/
Hi sibi deficinnt, malus satis iste sibiqne est,
480 Rebus egent pard, lai^^ is äuget eas,
Hi perdunt clausas, hie, quando exclndit, adunat,
Hi tentis inopes, affluit iste datis,
Pellit utraque mann gazas, pulsQque recurrunt,
Quotqne uiro redeunt, diuidere ipse neqoit
485 Gnius^si refid positis uirtutibus ardes,
£[qc est eximii seda uerenda uiri:
Se facere afifatu medium, tractare perite
Seria causarum, reddere quQque suis,
Gonciliare iras popnli, frenare tyrannos,
490 Non curare minas blanditiisue capi,
Non pretio flecti, non inclinare fauori,
Yolnere multa, loqui pauca, silere diu,
Personas dirimit meritis, non ponderat ^re,
Recta docens, eadem, quQ docet, ipse gerit;
BedärftUsse der Äcker ffüter {tmd des KlogterhaushdUs, vgl 883, VI 313 f,)
haben selbst die Kleinodien der Kirche herhalten imüssen\ so wäre
mekt nur die Verletzung der Consec. temp., der indirecte Fragesatz und
die Bedeutung von clamare auffällig, sondern es würde auch der lei-
tende Gedanke des masslosen Geizes durch einen andern Gesichtspunkt
störend unterbrochen. Daher setzt Borm, mit Becht ein Fragezeichen:
,was sollen (A ÄckergHter klagen — Jiaben doch sen)st die kirchlichen
Ornamente hüssen müssen T 476 Perdita q C, Perdita hie qui B
plnrima queque C 477 domini C 478 Pendet t 479 Hiis E
iste] esse C est fehlt CD 481 prodnnt E recludit C 482 ille CD
484 Quitque E 486 Ö/c corr, 2>* 487 -tu auf Basur D*
488 Serie i 489 pluri B {vgl zu 250) Consiliare f 491 presio B
493 derimit DE pondere B 494 eadem qn^] eademqne B
477 Euang. Matth. XIII 12, XXV 29, Marc, IV 25, Luc
VIII 18 f., 26 {C. Schulze n. 213), 480 vgl Prouerb, SaJom. XI 24,
MSD,^ XXVII 2. 96 und Sdtom, episc. Const, bei Canisius Leet. ant,
III 3 fol 245 ,Quanto plus dederis, tanto plus danda mereris; Area
cluit dando, uacuatur et ipsa negando/ 493 vgl 105.
libor Qaintiu, 496—512. 287
Illius h^ mimdiis, deos antem cetera nouit, 495
Anditis paacis ploiibns adde fideoL
Talibns ornato coBÜtem deos addidit irniim,
Quem LeBboma capit non petere astra cito,
Hone tibi, dignas enim est, hnnc onimi admitte sodalem,
Raderea reliqnos cun stnie uerro foras; 500
Face tua, Oaltere, pater carissime, tester,
Non potent tanti te pudnisse paris,
Ele tuis aliqnid oiitatibaB adidt in se,
Optima com fadas, adidt ille tarnen.
Impresso nimifl nngae, pater, tn singnla limans 505
Abbatem immodica te graiütate probas;
Utqnid fronte riges? ntqmd sermonibus horres?
Cur micbi non rides? nil midd dnlce refers?
Largom l^ta decet fades et lingna soanis,
Ne rear iratom dona dedisse ndchi. 510
Solios ergo tenes exempla Catonis, at ille
Fit nidbos certis Tollins atqae Gato,
ob
495 hie B, hoc E 497 f fehU BC .500 ßtiderca B \ | strue
corr. ZH; derselbe aber im Glossar mü entsprechender BlaUnummer:
,87 straes * congeries lignonun sen lapidmn' nestro B (nfö statt
uro) foris B 501 teste CDE 503 addidt CD, addidit E
504 addidt C, addidit E 506 in modica BCDE 507 addes hoires C
512 caro B
498 Über Bdlämn von Liesbam vgl, Emleitung, 505 vgl. bu
III 324, 509 Dieses biblische Sprichwort {Jesus Sirach XXXV 11,
2 Cor. IX 7, C. Schulze n. 270) begegnet oft im MÄ., vgl. Prora 422,
Bresslau zu Wipo Prouerb. 37, Henric. Sept. IV 65 f. (,Qni decns
oblaiom rogosa fronte nenenat, Hus michi diabolo displicet ille
dator') etc. 511 f. Der Gegensatz von Cicero und Cato {üüoenm)
beruht auf ihrem Verhatten gegen Cäsar nach der Niederwerfung der
pomp^anischen Partei; am nächsten Hegt Henr. Sept. IV 203 — 205,
der diesen rigidum, jenen more rühmt, wahrend GMfi'id Noua Poetria
1772 ,Cato mente, Tullins ore^ zusammenstellt; vgl. überhaupt Catos
Distichen I 7 ,ConstaDS et lenis, nt res expostulat, esto, Temporibns
mores sapiens sine crimine mutat*
288 Liber Qnintas, 613 — ß90.
Utraque digna gerens abbate, remissas et asper,
Ambulat alteratram sed aine labe idam,
515 Quos se commansore fönet, qaos hospite donat.
Hos necat egrediens, hos beat ipse redux,
Aspera sie iQtis priuato intercalat astu,
Ut nichil accoset liuor amorue tagat.
Tn qnoque, ne qua tu^ probitati portio desit,
520 Exhilara frontem, die sine labe ioeos!
Debes ecce deo, deb'es miclii, solae nicissim,
Tarn sua nult CQsar, quam dens, ambo ferant!
Hqc duo uirtatüm deus exemplaria mundo
Beddidit, ut reuocent, qoas pepnlere pii;
525 Scilicet hinc iactas snper^ ad penetralia pacis
Plaribus ^rompnis hie aetaere premi.
Hi duo oirtntes peccasse nidentur in ipsas,
Quas a pace dei rnrsas ad arma trahont,
Qnas grauiora adeo toleratis bella faügant,
530 SQcula qnam priscis sQQias ista foront;
513 gerente
513 gerens B] gerens : gerente Ä^, der indeas das iMr^prüngliche
gerens als Variante am Band hinzufügte, gerente CDE 514 alter-
utrum C 515 s m Quos von ZH angehängt cum mansore E
sca
517 intercolat GE, inter 1 1 lat corr. D* 518 Tibi B 520 Exhilera i
523 f fehU B 524 ubi B 525 ad fehlt B 526 Piuribus ABCDE]
Prolibus Mone i)ii premi C 527. peccare E 528 ad] et E
529 Ars B am adeo ausradiert E 530 sQuius] seuis et E
515 f. Denselben Geist inniger Gastfreundschaft athtnet dk
Grussformel Prora 511 ff. 517 piiuato astu = propria quadam arte,
par un taXent tout partieulier {Borm.) 521 michi i. e. homifd,
hominibus, vgl. I 756. 522 vgl Matth. XXII 21, Marc. XU 17,
Luc, XX 25, a Schulze n. 225. 524 pii sc. prisci 530, die from-
men Vater der Kirche haben die Tugenden mit sich in das Eeieh des
Mmmlischen Friedens genommen, vgl. VII 609 ff. 529 adeo-quam
(530) toie tarn, quam c. Compar. I 257.
über Qnintas, 531-548. 289
Sed qaibas hac redennt oiais, anctoribos hisdem
De medio comites astra seqnentar item.
His coram trepidanto alii profagique latente
Pofit archam, pndeat nominis atqne loci,
Nee modo se ignaris sese inranto aocatos 535
Abbates, sed nee sponte faisse süa.
Yiaite qa^o dia, prQclari nioite patres!
Yiiiite subsidio plnribus atqae michil
Ut Sit sufficiens onerato sarcina collo,
Addite me, in tanto fasce granabo partim! 540
Ysengrimns erat frater, dndnmqae sepolti
Somere presbiteri poscitnr ipse locom;
nie rogat, qnod opns soleat patrare sacerdos?
Pascere berbices anne parare dapes?
At typice fratres onibos dixere taendis 545
PrQfore presbitemm, pamit ille libens.
Continno , dominus uobiscom!' dicere inssus,
Tsengrimns onans ,cominus', inqnit, ,ouis!'
531 Sic B hoc B 532 sequantur B^ sequenter D
533 trepidante E profagitqne latendo B 535 ioraate CDE
536 Abbate B 537 preclara E fratres C 545 doxere : dixere E
548 Statt comiims vertnuthet Borm, p. 34 com in us («» huus), ueni
domum, vertoirfl diese Deutung p. 276 aus Gründen der Ortho-
graphie und Bedeutung und erklärt nun us :=» ons, mnl. b» nos, die
Nebenform ns mtmdaHlich und mit Hinweis auf Grimm Gr. J* p. 781
bekgend, aiso ueni in nos. Dagegen spricht 1) die Quantität, da
der Vers ein kurzes us verlangt, 2) das mit cominns verbundene,
jedenfalls lateinische onis, dessen Umdeuttmg ins Mnl. unmöglich ist.
Vielmehr: aus der 6 silbigen Segensformel leitet sich Pastor Ysengr.
für seine Schafe einen zwiefachen Lockruf ab, und zwar aus den
ersten 5 Silben einen lateinischen, der aber für die Praxis nicht
zu brauchen ist (551 — 55S), und darum weiterhin aus der 6. SUbe
einen deutschen, nämlich küm ^^ ueni, das als Enditicon von
uobis tieflonig war, nunmehr aber als Stammsilbe des Verbums fkom-
men* scharf und hoch betont ist {549).
544 vgl. 444. 547 vgl. zu IV 141, über die Beziehungen des
Folgenden und 575 ff. zum X. Cap. des lofumnes- Evangeliums Einl.
Voigt, Ysengriinns. 19
290 Liber Qnintos, 649—662.
Et ,cümr teutonice accenta succlamat acato,
550 Nolens grammatica dicere noce ,neni!'
(Compererat crebro Scald^as ille bidentes
Non nisi Teatonicos edidicisse modos,
Quas ad conciliam mandatas noce latina
Conaicit simili non bene nosse loqoi,
555 Dnraque nnllorsnm iactans in aincala, donec
Grammaticam scissent, pertnlit ire reas;
Claustricola hie ideoque pios, qua noaerat illas
Fungi, Teatonica noce uenire iubet)
Dumque docent ,am6n' quasi gr^cum, accentaat ,dgne*.
5G0 Pars illom melius dicere nosse negant,
Pars nitro dixisse ferunt; strepit undique mnrmur:
,yerba, quid hie monachus cogitet, ante notant,
551 crebo B bibentes B 553 consilium E 554 nosce BE
55G r in roas auf Easiw D* 559 gratum E Mone interpungiert
den Vers hinter amen und bezieht quasi gr§cum zu accentuat ague,
ohne ein Wort zur Lösung dieses BätJisels hinzuzufügen; Borm, sucht
diese Interpunction durch Einsetzung von afiv^ statt agne zu stutzen;
aber es heisst accentaat, nicht pronimciat, und dann ist im ndat, Auri
nicht nachweisbar. Der Sinn ist: er verrOckt den Hochton von der
letzten Silbe, wohin er ursprünglich gehört (,amen . . accentaatur in
fine* loa. de Ianua\ auf die vorletzte; quasi steht «> lU, wie 391, uftd
tamquam III 621. Wenn Borm. zur Bekämpfung von agne JUnzufügtf
,agne nullum habet soni cum r^ amen cofiuenientiam\ so ist der
vocalische Einklang da, der consonantische allerdings ebenso wefiig
wie 547 f. 560 nosce E
549 vgl W. Wackemagd in Haupts Zeiischrift VI 286. -
551 ff. Wie Y. I 1001 den Schafen die Messe lesen wiü, so hat er
sie oft zum Cancil berufen {vgl. IV 729 ff.), da verstanden sie Ļn
Latein, Carcerstrafe war also geboten, und so liess er die Schuldigen,
so lange bis sie Latein (grammaticam sc. uocem 556) gelernt hätteHt
nirgendswohin gehen, sondern warf sie in den lutrten Kerker sei fies
BaucJies (vgl. zu I 29). Darum lockt der gütige EJosterbruder seifig
Lämmer, um ihnen Beschämung und Strafe zu ersparen, hier gleich
mit deutschetn Eufe.
Ln»er QuintiiB, 663—586. 291
Hic tondere gregem stndet intra; oellera firater
Tollere, qnod lanam non sapit, iste parat!
Dissimnlat fraudem, non alterat altera nestis, 565
Non habet, nt spondet, nigra cncolla fidem/
Hnrmore comperto sodos non nera putasse
Insinnans, monachns connenienter ait:
,Fratribns nt caris assensi, nempe rogatus,
Presbiter nt fiam, non prior ipse rogans, 570
Presbiter, nt credo, non optassetis nt essem,
Ni dignns tanto noscerer esse gradn.
Ergo oninm pastor qnia dicitnr esse sacerdos,
Pr^taxo ofiScii sacra gerenda mei;
Presbiter idcirco quia smn pastorqne füturos, 575
Ante saluto meos elidoqne greges,
Ut pastoris ones oniumqne attendere pastor
Indabia possit cognitione sonnm.
Ne dnbitate me^ snb conditione salutis
Credere semandas (mancipo fidns) ones! 580
Explorate fidem, quam uobis spondeo, fratres,
Ars mea, qnod fertis, grande lenabit onus,
Sim licet a silna mdis et quasi frater agrestis,
Doctns in hoc ego snm nosqne docere qneo.
Ut meditor, sie dico: licet bene mnlta geratis, 585
Non habet arbitriam regola tota menm,
563 Interpungiert man gegen die Hss. nach intra (= interius 111,
intro 1182 hei gleichem Gedanken) und bezieht tollere dia xoivoü {vgl.
II 409 f.) eu parat wie eu sapit (= seit) , so ist die Stelle heil. —
564 parit CD 566 nt fehlt f 569 assensnm E rogatis JB,
rogatis C 570 fifit B 572 Indignus B 573 Ego -E7 575 -que
fehU C 578 In dubia CD pascit possit B sonum] senum B,
ind E 583 Sim soilicet B 585 "ubi B
566 nigra, die schwarze Kutte der Benedictiner und Cluniacenser,
zum Unterschied von der weissen der Gistercienser, 575 sum-fatoms
= ero. 579 vgl III €2; der DaHv (michi) fehlt wie II 43, —
581 vgl. 566. 584* = IV 596^
19*
292 Libor Quintus, 587—608.
1
I
L
Argncre ^stiuam post prandia nolo soporcm,
Qaodque tenet sanctus tempora longa canor;
Yer, ^stas, aatumpnus, hyemps aut cannine nellcm
590 Unius aut possent lege soporis agi.
Has autem meliere dapes abolebimus nso,
Artocreas niminm creditis esse bonas,
Artocreas utero limphamque infimdere cribro
Proposita refert ntilitate nichil;
595 Yixqae, quot artocreas ambiret foUis ouinus,
Viginti solidis posse uidetur emi,
SeptenQ fortassis ones hoc Qre parentur,
Cur igitur pluris uanior esca notho?
Artocreis cumolate michi coria octo bideDtom,
600 Omnibus ebibitis uix tetigisse putem,
Nam deus bis numquam dentes inseuit edendis,
Ut nothus, in uentrem, pandite labra, uolant!
Quod si quinque ottiom det nostri cuique diatim
CQna duas, totidem prandia, nona suam,
605 Tunc t^dere sui non accidit ordinis ullum;
Yiscera ucntoso ne temerate cibo,
Sunt solidi dentes, quid aquis uescantur et aura?
Gaudet came caro, dentibus ossa placent!
587 volo E saporem BC 588 canon CBE 590 saporis B
593 Artocrea G linphamque D crebro AB, in Ä steht cri am
Bande, ciibo D 594 Propinata E 595 quod B anibinus : am-
biret B 596 nosse B 598 populis : pluris -4, populis JB, pluries CD
s insu
— varior E 599 cumulare E 601 dente| | | | euit corr. D* —
603 quinque cuique C 606 temcraro CD Q07 agis C
587 vgl Beg. Bened. c. 41 ,Tota aestate ... ad Sextam pran-
deant', c. 48 ,Post Sextam autem surgentes a mensa, pausent in lectis
suis cum omni silentio (daher 590 lege soporis = cum süentio, sine
uMo carmine)^ aut foi-te qui uoluerit sibi legere, sie legat, ut alium
non inquietet' 593 vgl Plaut. Pseudolus I 1, 100, Myth,^ II 931
III 322, Zingerle D. Spridiw. im MA, p. 164, und V 127 f. —
600 ebibitis, weil aqua 4~ aura 607.
Liber Qnintos, 609—616. 293
Gangaqne pro fi^no lanam constrata snaaem
Accipiat, f^no est non spolianda bidens, 610
Legitimi ferimar, nnllmn spoliemns oportet,
Sic Sit, ne titabet qtialibet ordo sacer;
Deniqa^ nostramm ne fiat abasio remm,
Nnnc, quQ pr^cipae sunt facienda, loqoar.
Qoi minus oblato fuerit conuictus in alaum 615
Traicere, auriculas canteriatus eat;
610 -at auf JRasn^ D* freno B 611 spoliemur B —
tinus
612 qua i I I corr. 2>* vgl 1147. 614 sunt ÄBCDE] sint Mone —
Nunc qu^] Nuncque B
609 ,ganga ist kein Bett, wie Mone (p. 328) meint, vielmehr der
Abtritt, secessns [vgl, Glossarl, constrata verstehe ich nicht „ausgepol-
stert zum weichen Sitz'"*, sondern „beworfen, bestreut''; man bediente
sieh des weichen Heus zum Abwischen, vgl, Nigelli Spec. stult. das
Märchen von den 3 Parzen, Ysengrim empfiehlt dafür witzig die noch
feinere WolW J, Grimm bei Wendeler Briefw, Grimm^Meusebüxih p, 169;
dazu fahrt Meusebach an: ,wi8ch das gesäsz an die Hecken, dasz nicht
das Hau vertheuerst' aus Fischart Gargantua 1590 S. 415, Die oben
diierte Stelle aus Nigellus steht bei Wright p, 128 Z. 23, er beschreibt
eine Bäuerin, die sich die Böcke Iwchhebt, sich hinhockt und auf den
Boden kackt, gleichzeitig Brot essend, und sagt da ,Uiia manus f^num,
panis tenat altera frustum/ ^15 f. Schon nach Capit, Aquisgr. {817)
c. 76 saute einem jeden seine Speise besonders vorgesetzt werden, %md
brüderliche Aushüfe fO/r den, der an der seinigen etwa nicht genug
hatte, war streng verboten; neu ist nur die Strafverschärfung, cau-
teriare erklart Mone hier ,am Ohr zupfen, eine Ohrfeige geben' {p. 325),
aber diese jeder dauernden Schädigung ermangelnde, im MA, recht
häufige {A, Schultz I 163) Strafe wäre zu gering für den Strafcodex
des Wolfes, Eher könnte man an das Durchstechen des Ohrläppchens
mit einer Pfrieme {BA.^ p, 339) oder an das Einbrennen eines Schand-
mcUes {Qtucherat p, 36 ,Gauterio i. e. cauterio innrere, vgl, Interpres
IHui Irenaei I 24 ,Cauteriantes suos discipulos in posterioribus par-
tibus exstantiae dextrae auris'; ZH erklärt ferro signatus) denken, wenn
nicht geradezu wirkliches Ohrabschneiden gemeint ist, vgl, Horae Bei-
gicae VI 225 und Nigellus Spec, stutt, 1 132; als Bemard, der Herr,
endlich seinen Esel Brwnellus wieder einfängt, ,Funditus abscidit aurem
Bemardus utramque, Cautior ut fieret canteriatus ita' ; vgl, übrigens 1052,
294
Liber Quintos, 617— QSO.
Inque duas partes pr^benda solata secetnr,
Quas probat ^qnato pondere rectos apex,
Ut lepidus frater, stomacho nenerabilis amplo,
620 Paaperiem bidiio sappleat inde suam.
Consilium, fratres, qnis uobis tale dedisset?
Res uariQ, quanti sit sapnisse, docent;
Tempora contentns qu^stu transire diumo,
Non studui magnas condere cautas opes,
625 Non nestra intererit confratres panperis esse,
Consilio soluam, quod dare cista nequit'
Consüinm capidi fratris pauefecerat omnes,
Sicque refert abbas: — uerba referre parat,
Pendula Signa sonant, cantnras nocte seqnente
630 Personas puero uix recitare uacat,
619 Ubi B 621 Concil. CD, auch 626, 627 qui C 622 Dm
uarle der Hss, ist allerdings = iiariQ, aber nicht, toie Mane meint,
,quod luptM regulam sane di'iAersam et uariatam proponit% sondern
toeü der Sinn ist: Mannigfache Ergehnisse, vielfache Folgerungen
lehren den Werth der Weisheit, 627 ffes ffis 0 pauefecerit B
628 öms abbas G Die Glocke ruft zum Beginn der Nachtfeier, der
Äbt kann daher nicht entgegnen, es bleibt beim Wollen, beim parare,
kaum hat der Knabe Zeit, die Sängerliste zu verlesen, 629 Fan-
dula CE, P'ndula corr, 2>* cantara^S 630 parat uacat C —
recitare | { 1 1 uacat D Über puero schreibt D* uel quero.
617 ff. Neben der täglichen Fleischlieferung von 5 Schafen soll
die prQbenda soluta i, e, uan^ 598, uentosa 606, die flüssige, lockere
Mönchskost in der Weise bestehn bleiben, dass je eine Tagesportion
in zwei ganz gleiche Hälften getheüt wird, welche für 2 Tage als
Zugemüse und Supplement der Hauptkost dienen. 626 vgl, IV 3nf2.
629 vgl, 662; das Officium noctumum ist in 12 Stationen eingetheiU;
auf jeder derselben erfolgt erst Lectio, dann Responsorium, dann
Oremus (vgl, Herrgott); Ts, als guter Sänger {425 ff,) soU ein Besp.
singen y und in Eücksicht auf sein schlafbedürftiges Alter erst das
zehnte, kurz vor dem durch die Landes matutinae bezeichneten Schluss
der Nacht' und Beginn der Tagfeier, nouem 634 bezieM sich wohl
auf die 9 Vorgänger im Qesa/ng,
Libor Qomtas, 631—662. 295
Ysengrimus in bis frater, cni clarior ^tas,
Sorütas dedma est in statione oicem.
Sie patabat oaes dici responsä necandas,
Octo quater malens quam ingnlare neuem,
Sed geminis nnmeram cantonim sensibas aptam 635
Credens, fert dnbia mente refertqne nagus;
Cogitat apponi tot fercola nocte solere
Fratribus nnios tempore danda cibi,
Quot paerum audierat legisse, et lecta profecto
Cantorum faerant nomina tema quater; 640
Seu quotiens idem signauerat esse canendum
Cantorum numero testificante puer,
Accitis totiens iterari fratribus esum,
Qui melier longo mos foret atque sacer;
Spe meliere tamen mox aadet utrumque futurum 645
Credere, quo fieret regula firma satis,
Plura die sperans ac s^ius esse uoranda
Fercula, dum somnus rarior esse seiet
,Quicquid', ait, ,iubeor, fratres, implebo libensquo
Responsum deeimum quindecimumque canam; 650
Tardus obedierim, totiens ubi nocte quoque estur
Felicemque uterum fercula tanta replent?
631 ^tas] oi-tus tßül Mone, wie VI 446, IV 941; dagegen Bor-
mans: ,non cogitauit in claustris et praecipue in choro ortris rationem
hdberi non posse, aetatis uero et posse et dd}ere^; eher könnte man
canior einsetzen, aber oui clarior §tas = hervorragend durch Alter,
637 solem B 638 tempora CDE 640 trina E 641 idom fehlt CD,
Baum dafür offen gelassen, in D von 4 nachgetragen j ipse E —
642 Carotorom B 643 quotiens B 646 firma ualens CDE, über
nalens D^ uel satis 648 sompnis E parier B {nicfht, toie Mone
meint, aus parcior verscTirieben, sondern aus rarior, das in der Vor-
läge mit dem unter die Linie gezogenen, p-ahnlicTien (angelsächsischen)
. ibus
r anfieng). 649 T D 651 noct 1 1 1 1 estur corr. D**
■ «
644 atque statt quam, sacer ordo auch 1 435, V612, VII 450,465,
647 die «= ofo am Tage,
296 Liber Qnintas, 65S— 670.
Gemma sit abbatum, qui primus sanxit in orbe
Talo cuculliferQ relligionis onus!
655 Ha miseros homines , ' quos talis regula terret!
Qui dubitat, dubitet, non renocabor ego.
Nanc certe uideo, quia me deus egerit istac,
Nunc scio me iunctnm fratribus esse bonis;
Ter tantamque die libanda cibaria rebar,
660 Quadruplicem hunc numerum nocte dieque datis.'
Interea ridens surrexit CQtus et ibat,
Qtuppe diu Signum tinnula uasa dabant,
Exclamans monachus reuocatis taliter infit:
, State parum, fratres, optima fabor adhnc!
665 Ne quid deficiat uirtutis in ordine nostro,
Edicam breuiter digna uigere diu:
Yos ego miror opes, quas expetit ^quoris usus,
Cocturis epulas euacuare focis;
Seite meum genus hoc numquam curasse, sed omnis
670 Cruda solet plus quam cocta iuuare caro.
667 oqnior usus
653 ablatum E 658 uinctum B 661 surrexit cetus ABCDE]
Mone coetus surrexit 662 daba/t B 663 Mone fasst reuocatis
taliter als Fragesatz wnd erstes Glied der neuen Bede, wohl wegen 656:
die Hss. haben keine innere InterpuncHon, nur B einen Punet hinkr
monachus; Bormans ^sensus est: reuocatos fratres sie alloquitur —
664 Stare B ad hec B 665 nostro ABCDE; ohne dies zu löschenj
schreibt in Ä dieselbe Hand nostre an d^n Band; vgl, für jenes I iö9y
V 943, 997, nostro steht hier wohl gar im prägncmten Sinne =a a nobis
reformato s, instituto, Y. toill ganz im Geschmacke seiner Zeit einen
neuen Orden stiften. 667 ergo B expetis B 669 casse B omnes B,
omnes : omnis E
667 uel equior sch/reibt D* über equoris.
653 vgl. Martin zu Kudrun 395, 4. 659 ,dreimal und zwar
nur am Tage', vgl. 604. 667 Gemeint ist das zum Bau der Schiffe
erforderliche Holz (Borm.); über euacuare = , vernichten, aufbrauchen'
vgl. Glossar.
k
über QaintoB, 671-696. 297
Primitos, ut coctas spoliarent ungoine, Uxq
Yersuti cames institaere coqai,
At nunc relliqnias, inflati cqrda rapinis,
Dignantor dominis nix adhibere suas,
Elidt ergo adipem cocos, aridiorque trilnstri 675
Caseolo infanstiim strangolat esns hemm;
Seit sapiens paucis, quorsnm sententia tendat,
Sponte mea nollam, qoi mea toUit, amo.
Ligna, focom, patinas, cacabos, ollasqae eocosque
In saa proiciat posteriora Satan! 680
Qnod qmbns ezpendi solet ^s et inania firagis
Plnrima, qn^ superant, arte locate mea:
Thuribola, et calices, et clangas, scrinia, capsas,
Candelabra, cmces, ostra, tapeta, libros,
Omnia nos faciamos oues crudasqne uoremos, 685
Optima ne pereat pars rapiente coco.
Comque onibos constanter oues epolemur onesqne,
Yellem, qoicqnid habet mnndas, ooile foret,
Yos etiam excipio non clare, ignoscite, fratres,
Me solom excipio, cetera noUa qoidem; 690
Me sibi non fanisse pntant monstra inscia neri,
FaUuntor, quoticns cemor adesse, dolent,
Sit dnmm, sit molle quidem, nisi profore nellns
Dentibns insolitom, diügo, qaicquid habent.
Quid uero tjpicat, quod non michi uellera prosunt, 695
Me nisi lanifica non fore matre satum?
675 ElicS B 676 Caselo : Caseolo J5, Coseolo CDE —
677 Scis : Seit C 682 superant ABCDE] sperant Mane 684 ostra
fehlt C 688 Vellet C Statt 689, 690 hat E, auf das zweite excipio
abirrend, nur Yos etiam excipio cetera nulla quidem 691 monstra
auf Basur D* 693 n] m JB 695 m : n 2> (gewiss von D*).
677 vgl, HüdebrandsJied 10, 680 sc. ut ea cancacet, vgl,
Mgth,*' III p. 300 und zu VII 230, 681 vgl, fruge carentes 17,
683 vgl, 1 761, 689 non clare t. e, non pure, nicht schlechthin, nur
bedingt, insofern ihr zuletzt an die Beihe kommt; vgl, II 375 ff, —
696 nisi zu Quid, nicht zu non gehörig.
298 Liber Qnintns, 697—700.
Non mea me mater calatho incanamt Iprensi,
Quid genns et referam? nonne probabo fide?
Septimns a magno dicor qaater esse Louone,
700 Yiscera cui fddit sus sna, fosos ei,
697 calotho DE intunauit B 698 Mem E 699 leuone B,
leone E 700 fidit E
699 Über louone 8chreQ)t JD* uel lupone, im Gloss. ,91 louone '
lupone proprium nomen animalis.*
697 ioiederhoU nur den Gedanken von 696 in bestimmterer
Fassung; dort heisst es , meine Mutter toar keine WoUspinnerin', hier
,8ie hat mich in keinem Ypemschen Korbe gewiegt, ich bin nicht aus
Tpern {wo die Wollspinnerei zu Hause ist) gebürtig^; Flandern war
bekanntlich während des ganzen MA. als Hauptstätte der Wollspin-'
nerei und -färberei berühmt, so speziell auch Tpern (Weinhold DFr.
p. 418, 420, A. Schultz I p. 270); zu calaiho bemerkt Mone ,das
gemeine Volk gebraucht noch jetzt in Belgien längliche Körbe ßr
Wiegen' Werm aber der Dichter Iprensi statt des ebenfaüa zulässigen,
allgemeinen ilandrensi einsetzte, so scheint er Tpern weniger als Werk-
statt für derartige Korbunegen, wie Mone meint, als als HauptsUs
der Tuchfabrication Tiaben rtlhmen zu wollen. Gans missverstanden
hat die Stelle Grimm BF, Eitd. p. 82. 699 vgl. Metamorph. IV 213.
700 Man konnte mit Bezug auf II 402, VII 9 f. diese Stelle auf
einen Kampf zuHschen Lovo und Beingrim deuten, in dem der letztere
fällt; aber 1. wäre dann fosus ei ein überflüssiger Zusatz, 2. ist es
für einen Wolf doch nicht eine gi'osse HddenthaJt, ein Sehwein zu
besiegen, vgl. VII 412, 3. stossen wir, wenn anders der Dichter in
diesen fingierten Zahlen eine gewisse Planmässigkeit beobachtete, atuh
auf chronologische Bedenken, da zwischen Sailaura und Beingrim
nur 4, zwischen Tsengrim und Lovo aber 26 voUe'GenercUionen in
der Mitte liegen, wobei es wenig verschlägt, dass S. etwa ein Menschen-
alter älUr ist als T {IV 73, VII 178). Erwägt man vielmehr, dass
die correspondierenden Verba fandit — fusus eine wechselseitige Thätig-
keit betonen, dass ferner in der ganzen CHruppe 695 — 702 von der
Abstammung (genns 698) Tsengrims die Bede ist, trie endlich dass der
Dichter auch sonst geschUchÜiche Vorgänge verschleiert (vgl. II 62 ff.),
so wird man der schon zu Odo Fa/rab. 23 (Zs. f. d. A. XXIII p. 290)
ausgesprochenen Annahme naher treten, dass T. hier tu seinem Ahn-
herrn Lovo, die Ahnfrau hinzufügt, die Sau, welche allerdings nur
über Qaintos, 701—716. 299
niiid in HebrQis et Gr^cis atque Latinis
Codidbns scriptum mnndiis nbiqae legit'
Contio tota iterom risit, fratremque locatom
Onmia silnestri simplicitate femnt.
Interea duro Reinardns über ab boste 705
Partis ad obliqn^ deuia flectit iter,
Inmsnmqae larem subit, Tsengrimiis ubi ingens
A qoater nndecimo lostra tenebat auo-,
Tsengrimigenas lopalos innenit in antro,
Parte alia gemitns hospita lassa dabat. 710
Tunc sie ,qao, Inpoli, nos ortos patre pntatis?
Qaone ierit pater binc, sdscitor', bospes ait,
,£t quando rediet, uel quando rorsns abibit?
Didte, sum nerax, didte nera michi."
fiespondent Inpoli: ,nos Indere nolnmas nUnm, 715
Ysengrimigen^ dicimur atqne somns,
701 et ABCBE] in Mane. 703 iterum tota CD 705 Kein
Spatium ABCD, zwei Zeilen Spaiium davor in E liber aus /tiber A
707 ut CD 708 imdeno CDE 709 Ysengrimigenas : Ysengrini-
genas D 710 Parta B laxa E 711 pntatus B 712 sisdtor E
715 T CDE
Barsten kennt und ihres Nachkommen Äbneigtmg gegen Wolle hin-
länglich erklärt; ähnlich IV 1002; fusus staJtt (per-) fusa, wie 696
satum statt natom wnd wie der männiiehe Eeinardus oft {siehe Eini.)
uulpes mit gen. fem. genannt wird. Der Gegner Eeingrims ist dann
Ysengrim selbst. 701 Also in den drei heiligen, liturgischen Sprachen,
in welchen die Inschrift am Kreuze Christi ausgedrückt war, in denen
die Bibel überliefert ist {Sedul V 198, Yen. Fort. Vita Martini 1 12,
Edbasis 929 (983), aus denen nach mittelalterlicher Meinung der
Messegesang bestand (Wackernagel, Kl. Schriften III p, 2), deren
Anwendung die Wirksamkeit des Gebetes sicherte {Fehr, Der Aberglaube
und die katJiolische Kirche des MA. p. 87); vgl. III 493. 711 Mit
pntatis spielt B. auf den bekannten Bechtsgrundsatz ,mater corta,
pater incertns' an, vgl. Graf und Dietherr, Deutsche Bechtssprich-
wörter* nr. 137 ,Die Mntter ißt allzeit gewiss' und nr. 128 ,Die Mntter
sagt's, der Yater glanbf s nnd ein Narr zweifelt daran.'
300 Liber Qaintus, 717-734.
En cnbat ex nobis, qaos est enixa recenter,
Mater, adhac etenim langaet, ut ipse nides;
At pater ipse cibom perrexit qa^rere nobis,
720 Mane renertetnr, nespere perget itein,
At tibi, si quid habes genitori dicere nostro,
Quisquis es, o senior, lar patet iste, sede!'
Bepplicat hostis: ,et hie patuit michi, gratia nobis!
Quam primnm, nt cupio, notificarer ego!
725 0 qnam felici nos edidit omine mater,
Ne eareat fidum posteritate genns!
Maturus pater est nee longum posse putatur
Yinere, nos eritis, quod pater ante fnit;
Huc ego cum graderer, flebant nernexque caperqne
730 De brene nicturi debilitate senis,
Sic rogo nos, dampnnm patris pensate sepnlti,
Vos forma similes, moribus este paresi
Hortabor, ne triste patrem senuisse qnerantur:
Ante suam genuit pignora fansta necem;
718 ad hec B 719 quereret B 723 1" fMt B hoc A,
hec CBE; in hie patuit kehrt offenbar das lar patet von 722 wieder;
gratia sc. sit, dieselbe Ellipse in derselben Formel Ou4d. Trist. IV
10, 117, Ex Ponto II 1, 19, und hier I 156, III 668. Mone liest
,et haec patuit mihi gratia, uobis', Bormans ändert ad haec. ^
724 Die Conjectur notificaijer, von cupio abhängig y wird bedenklich
durch V 848, VII 151, notificabor {Borm.) entfernt sich zu weit von
der Uberlieferu/ng ; ut finale zu ergänzen {vgl. zu Ecbasis 150) ver-
bietet der Mangel analoger Falle in unserem Credicht; also: ,o würde
ich etich doch meinem innigen Wunsche gemäss so bald als möglich
bekannt (als Honig und Wein spendender Vetter)!' als Antwort auf
die in Quisquis es 722 enthaltene höfliche Bitte um Angabe von Namen
und Stand; ilber den Conj, Im/perf. in erfüllba/ren Wü/nschen vgl. Ein-
leitung. 729 Hec B, Hunc D 731 dampnum pensate sepulti
patris B dampno i 732 esto i
720 so als nächtlicher Einbredier imd mit BOcksicht auf die
Noctumfabel; anders z. B, I 1. 731 sie =» zoo dan, itaque, ainsi
(Bormans).
LIborQumtas, 7Ö5— 756. 301
Me caper et nernez anserqne eirare timebont, 735
Cum nos nsuros dixero lege patris,
Qaod ao6 landarim frastra, dabitantibus illis
Obsecro, ne possint ünproperare micbi.'
Tunc saa cmra lenans et ntroqne foramine largas
Intolit: ,hoc mixtum est, noune suaae sapit? 740
Sugite, dilecti patrueles, sugite! uobis
Traditor h^c natis mulsa retenta meis;
Non me subsidium aobis impendere t^det,
Yos estis patroi pignora cara mei,
Pro patris obseqoio, quod non pennitterer illom 745
Poscere, si pr^sens esset, habete meom!'
Ingemaere illi; gemitns qn^ cansa, reqnirens
Mater nt agnonit, prosilit Qgra licet,
Procorritque foras, sed spe prinata seqaendi est,
Aspiciens hostem prQcelerasse nimis. 750
,Ciir', ergo inquit, ,amice, paras sie cnrrere fai^tim?
Non sequeris morem, ta mens hospes eras!
Turpiter hospitii grates furatas abisti,
Hospita te reuocat, fare, resiste parum!
Ante micbi gratans et commendatns abito, 755
Nnnciaque affectus basia snme micbi !'
766 mei
736 uisnros O 737 Qnos B 739 nroque : utroque E —
741 snrgite beidemal BE, sugite zu snggite D patruele B —
742 mnlta C, mnlsa von ZH in die offen gelassene Lücke nachgetragen,
745 iUum] nitro C 74ß habere BCl) 747 *r fehü in den Hss. —
gemitns qn^] gemitusque CD 749 Precurritque CD, Percuiritque E
sed] se CD 750 precelerare C 751 f CDE paras feMt CD
754 renouat B 755 commodatns B 756 Nonciaque B
755 nel grates D* 756 nel mei D*
735 vgl zu IV 171. 737 quod = (vn. 740 mixtum mit
scherzhaftem Doppelsinn y vgl. Glossar. 745 f. zweideutig, B. meint,
Y. würde ihm die Erlatibniss verweigern, die Wolfchen aber hören
heraus, B. brauchte ihn nicht erst um Erlaubniss zu bitten. 752 vgl.
IV 336. 755 commendatus sc. deo, vgl. zu III 1175. 756 Für
302 über Quintos, 767—774.
lUe precans ,hera, snffer*, ait ,me soluere sero,
F^nore soluendi conciliabo moram,
Exieram minctum et redeo', (simolatque redire,
760 Iratam cnpiens elicere arte lupam)
,Nilqne', inqnit, ,peccasse reor, cur debeat obdi
Porta michi, calp^ conscias esto pauens.'
lila intro properans latitat post ostia soUers,
Ante domo natos interiore locans,
765 Ad quorum Stratum Beinardo -introrsufl eunte
Cogitat insidiis anticipare fores.
Hostis idem meditans fieri potuisse minatiir
Incnrsum, calcans limina, seque refert,
Et dominam grassans c^no impetit atqae lapillis.
770 Non patitur fraudem dlssimolare dolor,
Exilit illa furens, ille expectare sequentem,
Comprensn facilis, si aoloisset, erat,
Moxqne cacurrisset aelocius illa, sed inde
Munia non longo, quQ peterentor, erant
763 reti-o
atque redire
758 consiliabo B 759 simulaque C, simnl | | | | 1 1 | | corr. D*,
hinter 1 ist noch a von erster Hand sicfUbar. 761 -que nach-
getrctgen C abdi E 762 contius A, concius C, "beides lesbar in DE
— paues CD 763 f fehU BE Hle A 766 Acogitat B -
768 lumina BC 771 -tem auf Rasur C« 772 Comprehonsu E
773 -de auf Basur D*, auch über in- ist radiert.
763 retro CDE
die SHte, dass die Wirthin den scheidenden Gast mit einem Kusse
ehrt, kenne ich nur das von A. Schultz I p. 499 Anm. 5 aus ParUm.
20816 angeführte Zeugniss; für den Willkommenskuss vgl. Weinhold
DFr, p. 392, A, Schulte I p. 403, Martin eu Kudrun 341. 766 vgl
IV 846. 769 vgl crit. NoU zu III 1153.
über Qaintas, 776—792. 303
Snblimis scopulos cono petit ^thera, qaantam, 775
It spatii fdnda parna rotante silex;
Hinc ropis: strepitos per saxa tenentia frnstra
Serpere nitentis dulce snsarrat aqoQ,
lUinc: floiigero nnltn blandissima Tempe
Hospitimn proprio uer sibi iure dicat, 780
Ante: iacet noIla tortns uertigine trames,
Post: aninm oario silua canore sonat;
Monia pandnntur geminis adeunda fenestris,
Sed maior grauida anlpe snbire nequit,
Per Septem cabitos intrato limine primum 785
Bucit inoffensos semita plana pedes,
Ulterinsqae atrobiqne aditnm nitentibus intro
Ter gradibns denis scansile probet iter;
Congrandis farno testaqne rotandior oui
Lar mediastina planus in arce sedet, 790
Intus olent dolces diuersi nectaris herb^,
Prondeaqne implexnm falcra cnbile dabant;
775 rapes
775 scropnlus CDE ceno E 776 Ut C 777 ruptis E —
Hinter rupis 777, ante 781, post 782, nidit hinter illino 779 {worüber
mpis van Ä^) in A ein Punct, in B nur hinter rupis 777, CDE
interpungieren hier nidit. 778 rutentis B 779 Ulic JB, Illuc C
781 uertigene E Bonn, schreibt muLta statt nolla, aber im Gegen-
theü soll die schnurgerade Richtimg des Pfades betont werden, vgl.
semita plana 786. 785 lumine B in offensos B 789 In Congndis
steht die Abbrematur a und -dis auf Rasur A retondior A, roton-
dior CE 790 Lax madiastina B palmis E 791 habe B —
792 folera B
775 Über scropnlus !>*: uel rupes, im Glossar mit entsprechender
Blattnummer ,93 scrupulus* ohne Erklärung.
776 Bas auf Ouid. Metam, IV 709 f, Fast. III 584 zurück-
gehende Büd ist in der mlat, Poesie häufig, vgl. Alexandreis I 386 f,
Petrus de Ebulo I 441, Phüippis VII 44 f. 789 fumos » Kamin,
wie VI 100,
304 Liber Qnintas, 793—814.
Hac rapido carsa fugiensqae fagansque ruerant,
nie sai leniter peruolat ora laris.
795 Dam temere illa sequens artam nimis incidit, hQsit
Nee proferre potest nee reuocare gradam,
Nee magis in latum remeat, quam prodit in artum,
lanna sie captom stringit adacta canem,
Sic hQret euneos, qui deeipiente relictos
800 Malleolo nondnm robora tota fidit
Spe modici fructus in maxima dampna salitor,
Dum mala non astu pr^daee acta raunt;
Dam staltas temere petit hostem, traditttr hosti,
Absqne modo noli querere, quicqoid amas,
805 Qa^ quQris, potius quam te quQsitaque perdas,
Quoslibet ad ludos est sapuisse bonum.
PrQteriit stoltus magno qu^sita labore,
Atque eadem sapiens absque labore tnlit;
Non bene conueniunt stoltus simul atque doloeus,
810 Subdolns incautum dueit in omne malum,
Dum cadit in laqueum stultus ducente doloso,
Ludus inQqualis luditur inter eos.
üt uidet bereutem nuUo luctamine solui
Posse, per oppositam desilit ille forem,
813 Ut uidet h^rentem nuUo luctamine solui
Posse, per oppositam desilit ille forem,
795 hQsit] herens B 798 capitum C, cap/tum D 799 habet B
o
804 Absque^noli qrere quequerere B 805 Q* ABCDf, Que t]
Quod E u/nd Mone -que nachgetragen D 806 est] esse B —
807 mAgna BG 808 eandem f 809—819 sUhn in A auf Rasw,
vgl, Einh p. 1. 809 stultus nachgetragen f 810 in tantum C
813 lactamine B
797 vgl, I 276, IV 509, 798 vgl, IV 505 ff. 801 , Et quem
iurares ceruicem impendere recto, Spe modici fructus cuncta licero
putat' Hildebert col. 1354, Zeile 40 f. 806 vgl. zu VII 220,
über Qnintns, 815—818. 305
Et male compatiens incommoda tanta ferenti, 815
In faciem miserQ ladicra probra iacit,
Circumquaque salit, gesta sua gaudia testans,
Ut magis h^rentis cresceret inde dolor;
Atqne parum curans patruelis f^dera lecti, 818, 1
Assilit in fizam prauus adalter heram.
, Alter', ait, ,faceret, si non ego; rectius ergo
Hoc ego, quam furtim qais peregrinus, agam.
Si consanguinei minor est extemas amore, 818, 5
Sam generis serie proximus atque fide,
Clareat obsequio pietaa mea, nolo qais ausit
Sospite me patrunm zelotipare meum;
At tu, domna, subi tectum! qaasi uincta quid h^res?
Hospitis hie mores experiere boni/ 818, 10
Atque panun curans patmelis f^era lecti, 818, 1
Assilit in fixam prauns adnlter heram.
, Alter', ait, ,faceret, si non ego; rectius ergo
Hoc ego, quam furtim quis peregrinus, agam;
Clareat obsequio pietas mea, nolo quis ausit 818,7
Sospite me patruum zelotipare meum.'
815 *r CDE 816 desilit iUe forem ludicra probra iacit B
818 herentes B
Die Interpolation fehlt in A, steht in B ztoischen 817 und 818,
erscheint in CDE verkürzt in dieser Folge: 813 f., 818, i~4, 818, 7—8,
818, 11-14, 815 — 818, 819 ff.; es fehlen 818, 5, ß, .9, 10, 15-18. —
818, 1 federe B 818, 2 infiYam D, dem Sprachgehraiich des Origi-
nals, wo assilire stets mit dem Accus, verbunden wird, entsprechender
— prauus BCDE] pronus Mone 818, 3 Alter ait] Hoc alter E —
si CD] set B, sed -B 818, 4 furtum B agam CDE] agat B
818, 9 habes B
816 in faciem, sc. ut ea au diät, non accipiat ex cUiis, Borm.
weist verwundert darauf hin, dass sie ihm ja den BücJcen zuwende.
818, 1 vgl. MF. Einl. p. 38 ,der Fu>chs verführt die Wölfin, die als
geiles Weih ei'scheint, in dem alten Nebensinn des IcU. lupa^ nach dem
Voigt, Ysengrimos. 20
306 Liber Qaintus, 819-820.
Sic sua Reinardus demonstrans gaudia losit,
820 Scd monachus lusit tristia fata miser.
lUa iocum cupiens ,Reinarde, facetios', inquit,
, Publica quQ de te fama fatetur, agis;
Si tibi, qualis inest industria, robor inesset,
Vema penes dominas assererere probus,
818, 15 Vix egomet cogcnda tuos intrare penates,
lanua si panlum latior esset, eram!'
Gauisam scriptnra refert bis lusibus illam
Et mQcbum patraum zelotipasse säum.
818, 11 lila iocTim cupiens ,ReinaTde, facetius', inquit,
, Publica quQ de te fama fatetur, agis;
Si tibi, qualis inest industria, robur inesset,
Verna penes dominas assererere probus.'
815 Et male compatiens incommoda tanta ferenti.
In faciem miser^ ludicra probra iacit,
Circumquaque salit, gestu sua gaudia testans,
Ut magis h^rentis cresceiet inde dolor.
819 Sic sua Reinardus etc.
818, 11 *r CDE 818, 12 que CDE] quam B, verführt durch
den vorhergehenden Comparativ; denn wenn quam einen Sinn haben
sollte, so müsste, da des Fuchses Klugheit (facetius =» sapientius,
prudentius, wie schon industria 818, 13 eeigt) weltberühmt ist (1 625 f.,
IV 1011 /".) , wenigstens etiam oder multo hinzugesetzt sein. Gemeint
ist: füberaus klug und fein spielst du die von der öffentlichen Mei-
nung Dir zugeschobene Bolle des Verführers,'' 818, 13 robur nach-
getragen B 818, 14 penas B assererere BCDE] asserere Mone.
818, 18 zerotipasse B
Buodlieb (V 99 ed. Seiler, III 109 ed. Schmeller) entstehe aus dieser
Kreuzung der Lunchs. 818, 6 vgl. Stat, Siluae II 1, 85. 818, 8 das
mlat. Verbum zelotipare (0 5S^, ü 212^, I, B, Dn) erscheint hier in
der nicht zu belegenden Bedeutwng , eifersüchtig machen^ zum Hahnrei
machen'. 818, 11 iocum cupiens ,n(wh dem Lid>es8piel verlangend',
vgl. Burmann zu Heroid. XV 48,
über Qnintas, 821->832. 307
Finierat decimns lector, signnmque canendi
SUaigenQ fratri sapprior asper agit;
Indoctos firater ueneranda silentia nunpit:
,Ne8cio, qaid signes, tu michi nerba referl'
Mox ano, binisqne dehinc, tribns inde monetär 825
Flantibns, at sileat, non tarnen ille silet
•,Car fletis, fratres, intelligo, parcite flatul
Accimur pransum, flatus id iste notat;
Si tempesta qoidem, lex esset ydonea flandi,
lam flatum decies debüit esse diu! 830
Nunc, nisi nil sapio, p^nnltima c^na daretor,
Horologa immersit tardos aena latex,
832, 1 Trans rectom horologam sumpsit aenos aqaam
821 f fehlt ABCE, von C* nachgetragen, E schreibt auf 4 zei-
ligem Spatium das Argument. 822 supplior E 826 FLatibus CDE
'leat corr. D* noii"8ilet" ille" tarnen B 827 Cur flens B, Cor flatis
ÖDE fletu B 828 nacat B 829 Das Komma vor lex fehlt in
den Hs8. und bei Mone; ,die Vorschrift, Sitte des Bstens wäre gut,
wenn sie rechtzeitig befolgt würde' flandi auf Rasur D* 832 Hör-
rologa CE^ Hor/ologa D aena] a cena B
832, 1 mit uel sie von D* beigeschrieben.
821 In der Zeit des nenerandmn sUentiom verständigte man
sich durch die namentlich von den Cluniaeensern ausgebildete Zeichen-
sprache. Welches Zeichen hier gemeint ist, lehrt Bemardi Ordo Clu/n.
I 17 ,Pro signo Responsorii: articulo digiti pollicem suppone, et ita
fac enm quasi desilire \ ebenso Wilhelm v. Hirschau Const. Hirs. 1 20
,Pro signo Responsorii: articulo indicis pollicem suppone, et ita fao
enm prosilire '. 831 f. Die zehnte Stunde der Nacht, meint der Wolf,
hat lange geschlagen; wenn die Uhr nicht plötzlich nachgienge, so hätte
sie schon den Schluss der elften Stunde und damit das Zeichen zur
elften Mahlzeit angegeben. Nach Otte, Glockenkunde p. 21 war mü
den Wasseruhren schon im 9. Jahrh, eine Vorrichttmg zur hörbaren
Bezeichnung der Stunden verbunden: stündlich fiel eine bestimmte
Anzahl von MetcMügelchen auf ein untergestelltes Cymbalinn hinab,
und im 12. Jahrhu/ndert befanden sich an den Uhren nolulae, ver-
gleiche 857 f.
20*
308 Liber Quintus, 833-848.
Acta nocte fere primam conflamur ad escam,
Orbata est multo regala iure soi.
835 Irascor, consurgo tarnen; benedicite multam!
(Sero uenire potest consule nemo deo) "
Sanctificet potum atque cibnm, qui fecit utramque,
Augeat et larga munus utrumque manu!'
Fratris ad hanc üocem fit perturbatio grandis,
840 Undique tunc naso flatur et ore simul,
Flatibus innumeris Qdes procul icta reflabat,
Ut uolucrum noctis milia tema sibi;
Tünc, quo more molens accitur, cuius in aurem
Edita non ueniunt uerba tonante mola,
845 Sibila dante cboro procul nsque resibilat ocbo,
Atria quam muro circueunte patent,
Stridula sie urgente notbo canneta queruntur;
lam metuit uulpis prodier arte lupus,
834 Ogbata B [9 (= con, com, cum) statt r, vgl, zu V 648].
835 multum ist in A in Pimcte eingeschlossen. 837 potum atque BE\
atqae
auch A ursprünglich, später ist at- ausrad., potumque Ci, potum | 1
corr, D*; vgl III 358. 838 lar C (-ga fehU) utraque i -
840 tunc] cum CD noso B 842 milia tema sibi auf Rasur Ä
843 Hinter quo kleine Rasur in A, urspr, wahrscheinlich quoque —
mole C, mo'f corr. D* arritur B 844 non] in B 846 (juam
BCDE] qua A; der Sinn ist nicht ,auf der Seite, wo . .', sondern
füberall so weit wie die Hallen sich erstrecken'' (vgl, II 559, IV 055),
tam ist vor procul leicht zu ergänzen circueute E 847 sie ur-
gente] suigente E caneta CDE 848 meruit B atque B
Zu 835 ff. vgl, I 1031 f, 836 bezieht sich wohl auf das
Gleichniss von den Arbeitern des Weinbergs, Euang. Matth, c. 20 —
837 f. Derselbe Tischspruch IV 633 f., vgl. zu Ecbasis 832; auf der-
artige überkommene Formeln scheint der Luthersche Tisehspruch
,Komm, Herr Jesu, sei unser Gast utid segne, was du bescfieeret hast'
zurückz^igehn. 841 Qdes die Klosterkirche, vgl, atria 846 (I 737),
templum 849. 842 sibi ,sc, reflant, flando respondenf Bormans,
Liber Quintos, 849—864. 309
£stimat in templo Gerardos flare trecentos
Atqne efflata sno claostra mouenda loco, 850
Seque pati stando tot flatus posse pcrhorret,
Flante nno pridem se cecidisso memor.
Flatibas attactQ snbitis obiere Incern^,
Fit panor, et qaidam c^litos acta putant,
Te deum rapitur, clanga ilico bombilat ingens, 855
£t maior tonitras altera more molit;
Signa panet senior, com paninm sueuerit onum
Pr^tinnire cibos, magna tonare dao,
Nam (nisi fors) ideo, quia parnam parua duasque
Exigat ingentes grandior esca nolas. 860
Tunc sparsim firatres per candelabra, per alta
Scamna raunt, libros, uasa crucesque rotant,
(Ast Qtate rüdes Septem latuere tapetis,
Tres aul^a quater, scriniaque octo tegunt)
853 obire C1)E 855 clanga bis ingens auf Rasur A —
856 mole CDE 858 Pretinmere B 864 iMiter quater B
852 vgl. IV 328 ff, 855 Der albernen Erklärtvng Mones
,te deum ist der Anfang des Ambrosianischen Hymnus te deum lau-
damus; rapitur, man hat das te deum in aller Eile gesungen' stimmt
Borm, zu. Die Lampen erlösdien, alle erschrecken, einige glauben,
der Himmel habe einen Sturm lierniedergesandt , um der gottesläster-
lichen Feier das Licht zu entziehen, man eilt zu den geweihten
Glocken, die auch das ,dissipo uentos' verheissen, getreu dem Aber-
glauben {ölte p. 29 ff.) und der Regel {Wilh. v. Hirschau Const. Hirs.
II 3ö ,Surgente tempestate . . . statim duo signa maxima pulsantur,
quousque instantia tanti periculi transisse uideatur'), und von diesen
beiden Kirchenglocken heisst die eine nach ihrer Inschrift ,Te deum'
{die andere ,Tonitrua frango'?). Otte p. 12 f. tceiss nicJUs davon, dass
die Glocken im MA. ihren Namen auch von Hymneneingängen
empfiengen, und kann anderseits die Glockeninschrift Te deum lau-
damus erst aus dem XVI. Jahrh. bdegen; nach beiden Seiten hin ist
unsere Stelle lehrreich. 859 ideo se. signa tonare putat; nam = sed,
vgl. Glossar. 862 vgl. I 760 ff.; als Schtitzmittel gegen die bösen
Geister, die etwa bei dem Sturme die Hand im Spiele haben.
310 Liber Quintus, 865-874.
865 Post aram sab scamna raunt, sab palpita fasi,
Hie bimim labiis imprimit, ille mannm,
Yiscora fissaro non imperat ille cachinno,
Terqae cachinnantar quinquo qaaterque noaem.
lam conante caaas zirbo transponcre faaces
870 Affait hie abbas, qai lapus alter erat,
Non nisi quinqaimam doeilis glatire Falemam,
Pauca aliis tribuens plurimaqae ipse uorans.
Tarn bene se poterat qaam sex portare molares,
Yermibas aoxiliam grande futuras adbac.
865 ^post aram pone comma' Borm., es ist aber wohl ein Gegen-
satz ztoisclien den hohen Bänken im Schiff der Kirche {861 f.) und den
niedrigeren hinter dem AUar beabsichtigt. 866 impremit B 868 Irrig
interp, Mone vor quinque, will Borm, 864 quater mit octo verbinden.
Es nehmen an der Feier Theil: 12 lectores, 12 cantores (vgl. zu 629,
821) und 1 Suhprior (822) t zusammen 25 Ältere, genauer, wenn wir
von dem weder heim Gesang rioch hei der Lachkrampfscene betheiligten
Wolfe absehen, 24 fratres; dazu kommen 7 -{- 12 -\- 8 =^ 27 iuniores,
in Summa 51 Mann, welche der Dichter hier durch (5 x 5) + (4 x P)
darstellt, 869 In E siehenzeüiges S^atium mit defn ArgumerU,
grosse rothe Initiale in E wnd von 4 in D lamque tonante CD
871 quinquennum B, quinquennium C, quinqueaum D (-ueuum auf
Rasur von D^, der es dwrch quinque annorum glossierte)^ quin-
quinium E salemum B 872 Pulca B uorans auf Basur D*
869 Gemeint ist sicher, dass Allen das Netz im Leibe (zirbus)
zu platzen drohte; die Schwierigkeit liegt in den beiden letzten Worten
d. V. Schön erklärt Prof, Wätzold in Hamburg: ,fauceB sind auch
gewiss die Höhlen des thierischen Körpers, die eine die Brust-, die
andere die Bauchhöhle; wenn nun dus Zwerchfell, welche beide Höhlen
trennt, platzt, so werden die beiden Höhlen zu einer vereinig, die
Brusthöhle geht in die Bauchhöhle xmd die letztere in die Brusthöhle
über.' Aber fauces in diesem Sinne scheint unhelegbar, wird nament-
lich in unserem Gedicht stets für den Schlu>nd, die Speiseröhre (vgl.
besonders II 545 — 548) gebraucht, und zirbus ist sicher nicht das
Zwerchfell (= diafragma VII 427) ; daher wird man trotz des intran-
sitiven Gebrauchs von transponere der Erklärung Bormans zustimmen
, Cum iam in eo esset, ut cachinnando ipsum zirbum (fissum) per fauces
effunderent,' 870 Über den Gebrauch von alter bei Vergleichungen
siehe BF, Einleitung p. 257 Anm,
Libor Qaintns, 875—884. 311
Scotigenain crnstas mollisset flamine terno 875
Atque saginasset, (tarn fait ipse macer)
Non secas in crassam quam si iacerentnr aenam,
Sic creber pateris proneniebat adeps.
Quam macidam atque olidnm ructabat mane ferc escis
Hie pater hestemis ebrius atque satur! 880
Unius haut noctis residebat crapula somno,
Quamuis solstitium mane niuale forct.
Pr^dia quis uasta tot condere nouit in aluo
Onaqne quis fratrum sie piperare suis?
875, 1 flatibns nt temis emoUiat atqae saginet
876, 1 Crustola Frisonum, sie erat ipse macer
879 ractabat crebrius escis
875 molisset B 876 pater, darüber macer ohne Löschunga-
puncte C 877 incrassum JD 878 Sed CDE perueniebat C —
879 ructebit CD inane CDE 881 aut CD 882 sostitium : sol-
stitium 2>* vinaio E 884 fuis 5
875, 1 f. mit uel von D* 879 uel crebrius escis D*
875 ff. Über Scotigena vgl. zu I 890\ crustas, erklärt A^,
steht pro glacie oder pro pane uel quolibet edulio, unier Berufung
dort auf Verg. Georg. III 360, hier auf Hör. Serm. I 1. 25 f,;
saginasset zwingt ausschliesslich an das letztere zu denken. Gemeint
ist ein Backwerk, welches, allmählidi überaus hart geworden und ein-
getrocknet, dann zur Bereitung einer Speise aufgekocht und dadurch
ebenso erweicht wie gleichsam gemästet, d. h. nicht fettgeviacht , son-
dern aufgetrieben wird' und zu grösserer Dicke atischwillt, ähnlich
einem Schwämme; über die Art dieses Gebäcks {denn das Gesagte gilt
schliesslich von jedem) ist man auf Vermuthungen beschränkt, die sich
auf Scotig. gründen: ob der Dichter annahm, dass mit dem Grade
der Kälte auch der der Verhärtung des Gebäcks {zumal seiner Binde,
Kruste) wachse? ob er den einem seeanwohnenden und -befahrenden
Volke so unentbehrlichen Schiffszwieback {A. Schulz^ Hof. Leben II 274,
über Zwieback überhaupt vgl. Weinhold DFr. p. 316) im Auge hatte?
— Der Gedanke, \dass der siedendheisse Athem des Altes eine Folge
seiner ungewöhnlichen Fettleibigkeit war, wird 876*' mit, 878 ohne
Ironie ausgedrückt. 884 v^. zu III 837.
312 Liber Quintüs , 885 — 912.
885 Ut caper hie sapiens, et uocis ut ardea clar^,
Tamquam leproso gutture pinguc sonat,
ÜDguento nerbis intorcrassante rcfracüs
Dimidium stridet dimidiumque fremit:
,YseDgrime comos, canta, cantare iuberisl'
890 Hoc puto dicturus, si potuisset, erat;
Illias audito fratres Stridore qaiernnt:
jGantatam, frater, te petit hora, ueni!'
Siluigena inconsultas adhuc, cantare quid esset,
Rettulit irato fratribus ore suis:
895 ,Non est hoc aliud, cur tanto turbine flastis?
Heu potuit „canta'* dicere nemo michi?
Debita iam uideo subduci prandia nobis,
Cantatum iubeor currere, quicquid id est.
Si saltem bibere est cantare, feremus omitti
900 Prändia; si secus est, en bibiturns co;
Triste fames cantat, sitis importunius urit,
In c^los animam plena cucuUa uehit.'
lussit eum placidus pater in cellaria duci;
Constitit ante fores datque redire ducem,
905 Solus init crumeram, tonnis pincerna duciclos
Detrahit, ut prodat qu^que, quod intus habet,
Singula uasa probat, sed quQquo probata recusat
Claudere, tarn cupido corde probanda petit.
£t sibi sie dicit: ,scriptura teste probate
910 Omnia, sie scriptum est, atque tenete bonum!
Abstinet usquo bonis, quibus affluit, Qger auarus,
Cui uinum seruas? fac semel ipse bibasl'
886 guttere CD 890 sei B 893 «f fMt C 898 idp Ä
(idem : id est) 900 est] es B 902 cululla A 905 cameram D,
crameram E 906 perdat CDE quodquo quod CBE
887 Zu uerba refringere vgl Siatius Siluae II L 123, 901 Bas
Sprichwort Triste fames cantat erscheint in 3 F<z88tMtgen Prara 210 ff,
902 vgl Boner 63, 40 So mag ist vol, so sing ich wol und überhaupt
Zingerle jp. 16. 909 f. i Thessalon. V 21 {C. Schulze nr. 273).
Liber Qaintofl, 913—932. 313
Stantibus in cantn nisa est mora longa bibentis,
It, qai dux foerat, reddere iossns eom,
Inaenit in uino collotenus ille natantem, 915
Sicque inqoit: ,frater, balnea polcra ÜBuds!
Crede michi, hie capnt est, quod cras intrabit in archam,
Balnea sed dorso sunt adhibenda foris!
Prima nocte nimis largus pincema fuisti,
Alter in officium subsütnendus erit; 920
Artior ergo sitim nequiit compescere crater?
S^pe pamm melius quam nimis esse semel!'
Potor ad hQc: ,ad quid tua cista, cncullifer amens,
Intranda est, nisi sit forsitan intus ouis?
Cur nisi propter oues cistam dignarer inire? 925
Quattuor est cistis amplior iste locus,
Nonne locum teneo capitis dorsique capacem?
Quid me dimidias? integer esse uolo!
Quam subito offendit fratres, quod diligo legem,
Quam cito me, quia sum rectus, adesse dolent! 930
Mequc fugarc uenis, ignoro, iussus an emptus,
Ut commune minus te sit agento malum;
913 'f fehlt hier und 923 ,C 914 roddere nachgetragen C
916 Fragezeichen hinter facis D 917 ClCdo corr, D* hoc C
919 i in pincerna nacJigetragen B 921 Altior JB, Acrior -E, Arcior i
922 vor 921 t 922 semel est CBE, auch i föl, 183^, aber semel
fol 181^ 923 ad hoc CE sista {aber eist, richtig 925 f.) CB
925 non B 928 diuidias E, -idias auf Easur D* 929 offendunt
CDE qtda CDE 930 Zwischen me und quia kleine Basur D
931 ignotus B 932 Et E
917 f. Nach einer tüchtigen TracU Prügel {vgl m II 500,
V 982, Ecbasis p. 22, Beg. S. Bened. c. 28) wird er {eigentlich sein
schuldig Haupt, wie 1262) morgen {mit der brannten üngenauigkeit
statt ,heute\ es ist fast Morgen, 879) ,in den Kasten spazieren' —
922 Borm.: ,Ad uerbum flandrice: het is heter dikwyls een weinig,
dan m eens te veel te eten' 932 Borm.: ySensus est: ut tu pro
aliis pecces,'
314 Liber Quintus, 933—948.
Par facit auctori scelerum pr^ceptor et emptor,
Efficit impuram mens scelerata manam.
935 Suggere deceptis, qaia aiuo sicut et ipsi,
Non ego sam, qaantnm indicor esse, radis;
Regula ualt, ni fallor, habetque infracta reatnm,
Ut superet mediam Bachus adosqne golam,
Hoc uariQ clamides seetantor idemque cucoUq,
940 Multa bibunt fratres, plus tribus ipse pater.
Displlcet abbati, quod moribus Qmalor ipsnm?
Quid nocet insano me sua facta sequi?
Ordinis esse mei non ipsum conqueror, et cur,
Quos sequitur mores, inuidet iUe michi?
945 Deterius nichil est, quam quod sibi plaudit et in me
Detrahit exemplo perfida turba suo,
Nemo suQ socium debet contempnere sortis,
Consimiles simili relligione sumus.
IS
934 Afficit i 935 Surgere de ieptis B decepti| eorr, D*,
der es darüberschrieb. 939 Heo D Das nahe der Hss, ist nicht
Adverb, denn die Art der Befolgung ist OberaU die gleiche, mannig-
fach hingegen die diesem Gesetze huldigenden geistlichen Genossen-
sclmften. 940 frater : pater B 942 Quod B 943 Ogdinis JB,
vgl, zu 834. 944 sequar B ipse BE
933 vgl. MSD.^ XXVIl 2. 31. 938 vgl. zu I 461 f, der
Dichter karikiert die bekannte Stelle der Beg. S. Bened. cap. 40 , licet
logamus uinum omnino monachormn non esse, sed quia nostris tem-
poribus id monachis persuaderi uon potest, saltem uel hoo consen-
tiamos, ut non usque ad satietatem bibamus sed parcius' —
939 Die Begulares zerfallen in ztoei Klassen, je nachdem sie im Kloster
M)en und die cuculla tragen, oder ausserhalb eines Klosters weilend
mit der olamis bekleidet sind, in Mönche ^md StiftsJierm, Von jenen
existierten damals die Benedictiner {mit oder -ohne duniacensische
Beform) und Gisterdenser, in zweiter Linie die Cfrandimontenser {seit
1073), die Karthäuser {1084), die von Fontevraud {1094) und die
Prämonstratenser {1120); von diesen die Augustiner -Chorherm {Ende
saec. XI), die Antoniterherm {1095), die HospitaUter {1099) imd die
Templer {1119). 948 vgl. IV 288.
Liber Quintns, 949— 972. 315
Abbas noster edax bibulnsqae ut fratribns alto
Nomine, sie stomachi relligione priest, 950
At michi non saffert abbas imitabilis esse,
Ergo seqai uetitns moliar ire prior,
Abbatem fratresque simul uirtate pr^ibo,
Si, qni plnra uorat, sanctior esse potest
Me uino potnisse refers moderatius uti, 955
Non scis, me satoro quid saperare qneat,
Pr^celeras nimium; postqnam satiatus abibo,
Argae me, si quid oideris esse super,
Sufferres misere, si perdita oina fuissent,
Ecce uides coram stantia, tuqae furis? 960
Yescerer et biberem cum frathbos, offer edendas
Cotidie, qaantas censueramus ones;
Dom tenuem guttam de qua scrobe lingere possim,
Uic equidem noctes, hie habitabo dies.'
Ille patri rediens et fratribus omnia narrat, 965
Qnique ea laudaret, nix erat unus ibi,
Unanimes miserum iurant expellere fratrem,
Omnibus armantur, qu^ reperire queunt,
Neue moram faciant, prius oceurrentia prendnnt:
Ecce eabaUinum eorripit ille eaput; 970
Hie f^no grauidam fertnr rapuisse lagenam,
In qua sese abbas mnngere suetus erat;
950 stomachi sit, durch b a umgestellt i 952 molior : moliar E
954 quis DE 955 moderati B 956 sis B 960 Das Frage-
zeichen fehlt in den Hss,, vgl ITI 746, 838. 961 Y/'scerer corr. D*
962 consueramus E, über cens. schreibt D* consueueramus —
963 tenuere B q j | 1^, Basur und Äbbr, von D* 964 nootem B
hie habitabo auf Basur D* 971 ligenam B
952 uel esse D* 971 Über grauidam schreibt D* uel quam-
dam, m der Vorlage stand wohl qiiidam, über q berichtigend g.
■ ■ •
954 vgl II 246. • 962 quantas, nämlich 5, vgl 603 f —
968 vgl 1 757. 970 über den Pferdekopf im Kloster vgl zu 1091 ff.
972 Zu dem irdenen {1058) Spucktopf bemerkt J. Grimm BF. Ein-
316 Liber Quintus, 973-982.
QaQqae ferebatar quintQ mediana diei,
Dimidium fissQ uendicat ille nolQ;
975 Hunc ueteris redQ pars tertia mamt; at abbas
Ipse molendinam grande sinapis agit
Talibus atqne aliis irrumpnnt ostia freti,
Qua securos erat frater adhucque bibens,
Nilqae nisi grates monachom menüsse putantem
980 Talibus obiurgat noxia turba minis:
,Huc, uesane, foras! Satana insatiate, repente
Huc ad nos, aliter nee bibiture parumT
973 Quodque DE 974 molle B 977 aut B 980 Ta/Hbs B
(Tamlibot : Talibus) niimis B, nimis DE 982 non DE
leitung 97: , Spei -Näpfe noch jetzt niederländische Süte\ Bortnans
setzt hinzu > ,Qiu>d de HoUandis accipiendum, nam Flandri ä
qmdquid est Belgarum magis ad meridiem uerffcntium j)emhi5
ignoranV, natürlich sind sie darum von den nordfkmdrischen Grenz-
bezirken nicht aiiszuschliessen. 973 gelwrt zu 974 wegen 1081;
ferebatur =-- dicebatur; quinta dies Donnerstag, vgl. IV 857 und
I 565; mediana sc. nola, entweder ,tn der Mitte {des Klosters)
hangend' {vgl. 1090) oder ,haJb\ hier das letztere wegen 974 dimi-
dium; nola die Glocke, welche die Brüder ins Befectorium n*/l.
Wenn man nun an den übrigen Wochentagen ei^te ganze, risshse,
am Donnerstag aber eine zersprungene, nur noch zur Hälfte vor-
handene Tischglocke benutzte, so wird man dies aus der eigenartigen
Bestimmung dieses Wochentages erklären müssen; vgl. Bochholz, Deut-
scher Glaube und Brauch II p. 35 — 47. Der Donnerstag, der Tag,
an welchem CJmstus das Abendmahl eingesetzt, an welchem er in den
Himmel gefahren, welcher den beiden Fasttagen, dem Freitag und
Sonnabend {zu IV 857), wie die Fasnacht der Passionszeit vorhergeht,
icar ein allgemeiner Freuden- uaid Jubeltag, der dies academicus ins-
besondere für das Kloster, für den der feierliche Glockenton zu ernst
gewesen wäre; wohl aber stimmte das Gebimmel einer zersprungenen
Glockenscherbe vortrefflich zu der Äusgdasser^ieit eines Faschingtages.
— 976 Bei der Neigung des MA. zu starken Gewürzen {zu III 837)
und dem flohen Preise des Pfeffers wurde in detk Klostergärten viel-
fach Senf gezogen , dessen Körnen* auf Handmühlen gemahlen wurden;
Beispiele zur Senfwürztmg bei Weinhold DFr, 324, HüUfnann, Städte-
wesen IV 151.
Liber Quintus , 983 — 1004. 317
Armatam ut rabiem tddet Ysengriinns et audit,
Esse illic monachns non nouet ipse diu,
Tunc, qnod spissus erat paries solideqne coh^rens, 985
Non amat: hinc lapides deuoaet, inde fabnim-,
Mox uelnt andacter, ne fonnidasse pntetor,
Procedit; fratmm cominus arma notans
,Quo, stolidi fratres', ait, ,hQC aexilla feretis?
Qois populus demens ista seqnenda pntet? 990
Nam nee recta quidem nee sunt conformia rectis,
Et melius poterant delitnisse domi;
Kon uos consilium sine me sapienter inistis,
Cur hodie non sum quam bene doctus beri?
Ergo domum redeant partis uexilla sinistr^, 995
Ingenium uobis notificabo meum.
Ordinis ex nostri CQtu plerique leguntur
Pontifices, qnorum est uita probata palam,
Qui, quanta tueantur oues pietate deumque
Quam timeant nuda relligione, probant: 1000
Qn^ populus, quQ clerus habet, qu^ claustra, licenter
Omnia constituunt diripienda sibi
Vi, prece, iudiciis, omatu, fraude, minisque
Et quibus ordo caret mosque modusque modis.
984 ipse auf Baswr D« 986 Non h amat B Hinter amat
und dououet interpungitren ADE, nwr hinter amat B; Mone nur hinter
ma s
lapides. 987 Mex : Mox D* 988 ar 1 1 1 ^ notS ; Ä 993 con-
cilimn D 997 Ocondinis (so!) B^ vgl. zu 834. 998 quorum est
von ZH nadigetr. 1000 Quam ABDE] Qua Mone. 1004 mosque
modisque meis B
994 Zu heri vgl. 649—704. 995 sinistr^* = non rectae, vgl.
991, 929 f., 1041. 996 Ber sinnreiche neue Einfäll (ingoniimi) wird
997—1004, 1009 ff. entwickelt, der Grund zu dieser Reform 1005—1008
eingeschaltet; daJier sind die Praesentia leguntur 997, probant 1000,
constituunt 1002, eligit 1009 imperaiirisch gemeint. Übrigens ver-
spottet der Dichter zugleich die Sucht seiner Zeit, immer neue Orden
zu gründen, wie Bmnellus ncich critischer Besprechung sämmtlicher
318 über Qnintas, 1005—1028.
1005 Pr^sulibus samptis de clero h^c regula partim
Noscitur, et partim, cea didicere, tenent;
Omnia non sorbent, parco bacbantnr biata,
Seducti raptis plara manere sinnnt.
Eligit idcirco pars cleri prouida sanctos
1010 Glaüstricolas, qaomm est ßnquere norma nicbil^
Qui primam rapiant, tanc scalpant, denique lingant,
Yere bis üirtatum regala tota patet.
Antistes fieri sperans ego moribüs bisdem
PrQuulgo Stadium, deuoro, prQdor, bio,
1015 Innumerosque dies una nirtate redemi,
Effnso nacnans omnia nasa mero;
Confestim lateqae solet discorrere rumor,
Materies quotiens ardua soluit enm.
Propterea oolui facinns committere darum,
1020 Ingluuiem subito notificare uolens,
Ut, si prQsul ob boc fuerit quis forte fugatus,
Quod parce rapiat, subroger aptus ego;
Si quid adbuc sapitis, laudabitis acta, probeque
Fratribus atque micbi consulnisse ferar.
1025 Quod si dampna mouent uanum lucrosa furorem,
Hoc ueniale meQ sit probitatis opus,
Amodo nil perdam, nisi sit, quod perdere«possim,
Quamquam non liceat pQnituisse boni;
1006 /ceu A, v/rsprünglich wahrscheinlich scea, se staU cea E
— DU Abbreviatur in tenet scheint von D* 1008 -at in siaant auf
Baav/r von 2>* 1023 ad hec B 1027 possim ABDE] Mm
possem 1028 cp qp D^ über dem ersten q ist die Abbr. ^ ausradiert,
also quam quam : qaod quam.
Orden einen neuen vorschlägt und dessen Programm enttoidcelt {Sp, sttät
ed. Wright p. 95 f.) 1015 Durch Sine grosse That {vgl. zu VII 539)
habe ich mehr erreicht, als ich bei gewöhnlichem Begeldienste in einer
langen Zeit erreicht hätte. 1026 Verzeihung erbittet er aus stcei
Grü/nden, tinter Hinweis 1, auf seinen guten Willen (probitas, vgl. II 438),
2, auf das allbekannte, selbst von den dummen Bauern befolgte Spri^
LiberQnintas, 1029— 1042. 319
Peiores diel quam laica torba potestis,
Si luero primQ crimen inane nicis, 1030
Et commiflsa semel oillanas d^mone peior
Donat, ao6 acies lenior este precor!
At quocnmque trahat sententia, nolo iagari,
Saliern, ubi nolla potest esse cnpido, locer,
Et michi prQposito domas infirmaria snbsit, 1035
Qoamnis consilio discrepet iUa meo;
Nam cum desiero rapere obtaleritqne noranti
Exigna positas assecla lance dapes,
TuDC, quod erat certe pr^da inglnoieqae merendum,
Exspes officii pontificalis ero.' 1040
Prauior Angligena caudato partis iniqnQ
Quidam mfas ad h^c dogmata clamat onans:
1030 cimen B 1032 iste E Mü 1033 beginnt in B fol 55*,
mit 1059 fol, 98*", nun ist 1059 erst angefeuchtet und dann ausradiert,
in Folge der Nässe und der entstandenen Löcher ist der Dos - ä- Dos-
Vers 1033 beschädigt, doch bietet er unter der Linse keine Variante.
1034 cnbido E cnpido, l||,i -D, dahinter D* lucri 1035 proposito D,
propoito E 1036 concilio D discrepat DE 1039 ferendum DE
pars
1040 Expers B, Ex j j 1 1 corr. D*, hinter x ist noch der Best eines f
loahrneihmhar. 1041 Angligene : Angligena Ä iniqs B (= iniqnS).
wort f Einmal ist keinmaV, wofür unsere Stelle das älteste Zeugniss
bietet, 1031^ vgl, I 990, 1033 Bormans: ,Quomodo üla „nolo
fagari" eoncüiantur cum u. 964?' dort spricht der erste Sehreck,
hier die küMe Überlegung, 1035 Warum icül der Wolf Vorsteher
des EJrankenhau^es werden? Die Annales Egmundani (ütrechter
Ausgabe 1864 p, 45 ad a, 1152) erzählen von einem Mönche, der als
, semitor infirmorom ' sich anfangs hohes Lob erwarb ; dorm aber ver-
strickte ihn der Teufel in sein Netz, ^immisit illi carnes nescendi
desiderinm, nt optima qnQqne, qn^ deferre solebat infir-
mis, fararetnr et in abscondito nnllo sciente mortalinm uesceretor.'
1041 vgl, zu III 659; falschlich erblickt Bormans in dieser Stelle ein
Zeugniss für die Bothhaarigkeit der Engländer. 1042 Über rufus =»
malignus genüge es auf Zingerle p, 124 und Bochholz DGl, II 222 ff.
hinzuweisen.
320 Liber Quintas , 1043 - 1064.
,Frater, tende foras! optata paratius instant
Tempora! quam speras, hora beata uenit!
1045 Hora beata aenit, qua consecrabere prQsul,
Festus adest nobis iste tibique dies,
Teque bis nexillis introductnra sacratum
Contio fraterni tota fauoris adest.' ^
Poscitnr actutum cnnctis e fratribus unus,
1050 Ungere pontificem dignus, adestque celer,
Edituus plcnam pulicom prodncit acerram,
Auriculas meriti fratris utrasqae replens.
,Hoc aspergo sacri caput', inqnit, , semine olioi,
Deficit uncturus timpora sacra liqnor;
1044 Mone bezieht quam auf paratius, Grimm RF. EifU. p.70
auf hora, für letztere Auffassung spricht der Punct hinter Tempora in
AB Di und VII 132; paratius ißie citius, ocius etc. statt des Positivs.
1045 consocrabere : consecrabere E 1046 tibi B 1048 fratruni B
1049 actutum /cunctis^fratribus A (e ist an die richtige Stelle versärt)
— aucturum B 1051 *f DE Editus B pulicum plenam D —
aceram B 1053 sacri : sacrum D*
1047 ff. Die Züchtigung des Wolfes toird von 7 Personen roll-
zogen, anfangs (1 — 4) unter dem Bilde einer, bischöflichen Consecra-
tion, dann {5} dem des Krankenpflegers, endlich (6 und 7) dem des
Spielmanns, Der Riti^ der bischöflichen Consecration , über den
Fluxik, Kath. lAt. p. 318 ff, ausführlich spricht, zerfällt in 3 Absehniäe:
A Vor, B Während und C Nach dem sacramentaUn Act, aus deren
Einzelheiten der Dichter das Humoristisch -Verwendbare auswäkltj
und zwar aus A nichts, höchstcfis könnte man dahin das feierliche
Geleit zur Kirche mit wallenden Fahnen (1047 f,) rechnen^
aus B die Salbung des Consecranden an Haupt (und Händen)
mit Ghrisma (nicht die Übergäbe van Hirtenstab, Ring und Eran-
gelienbueh), aus C die Auf Setzung der mitra (1063, infula 1057,
tyara 1061; nicht das A'nzvehen der Handschuhe, das Anstecken dex
Ringes und das Geleit zum bischöflichen TIvrone behufs der Huldigung
des Diöcesanklerus). Hinzugefügt ist anderseits die Überreichung
des päpstlichen Palliums (stola hier genannt, siehe zu 1074), diis
den Erzbischöfen und besonders auszuzeichnenden Bischöfen verliehen
wurde, und die Darbringung von Geschenken (1078) an den
Getoeihten, die den Sclüussact des Ganzen hier wenigstens bildet.
über Qointas, 1066-1068. 321
Sanctias est semen, nita est in semine, transit 1055
In cerebrnm saltn sanctificante uigor;
Infula, ne capiti benedictio decidat, assit!'
F^niferum gestans fictile frater adit,
Et f^num excntiens stolpato nerberat orbe
Pontificis frontem, ,snme\ ait, ,alme pater! 1060
Hanc etenim Artacns mittit tibi papa tyaram' —
(Bombilat hie grossnm nentre lagena cano,
Percussorque refert:) ,felici tempore mitram
Apposni, pr^sul iam modo signa facit,
Scilicet, at sacrum tetigit capnt, infola clanxit' 1065
Perentitnr rursnm pontificale capnt,
Clanxerat in primo, sed uerbere fraeta secnndo
Dissilit in testas octo lagena quater,
1057 *f DE InsTÜa B benedicto D 1059 atisradiert in B
stolpato : stipato D^, im Glossar D* ,97 («=* F 1011) scalpo, pas * frioo,
crouwen. 98 {= 1059) scolpatus'fricatus* ore DE; für orbe zettgt
VI 300. 1062 Bombibat B, Bonbilat E 1064 presul iam modo
auf Basur Ä 1065 clausit E 1067 Clanserat E sed] sub B
1056 Über sanct. schreibt D* uel {sanctifi')c9ie.
1061 Über Artacns vgl. Ein!., über die mitra Bock II 148 ff.;
der Dichter liat, tde 1069 f zeigen, nicht sowohl die mitra, das Zeichen
der oberhirtlichen Würde, als vielmehr die tyara im Auge, die als
Abzeichen der weltlichen Gewalt unten von reichverzierter Krone um--
randet war; es waren eben damals diese Insignien noch nicht so scharf
gesondert, und speziell noch während des XI. und XII. Jdhrh. nach
Ort und Zeit sehr verschiedene Mitrafoi'men üblich, bis von Born aus
eine einheitliche Begelung eintrat {Bock II 160). Die mitrae hatten
wohl Hgulae, aber diese Mengen frei von beiden Seiten herab und
dienten zur Zierde, sollten aber nicht die ohnehin eng anschliessenden
Bischofshüte festhalten; dennoch versteht man absque ligamine 1073
und nincta 1074 an der Hand von loa. de lanua: , infola est fasciola
sacerdotalis capitis alba in modum dyadematis, a qna nitte ab nti*aqne
parte dependent, que infulam ninciant.' 1064 presnl kann
Vocativ und Nominativ sein, für letzteres spricht Venant. Fort. ed.
IjCO I 5. 11 ff. Wie hier im Tone, so liegt in der Grösse der Krone
das günstige Vorzeichen bei Walther ed. Wilmanns 50, 2 ff.
Voigt, Tsengrimas. 21
322 Libor Qnlntus, 1069—1084.
Pontificis capiti ter inhärent fragmina qainqne,
1070 Unins in test^ continuata modam.
Intulit ergo sagax percassor uoce iocosa:
,Aspicite hnc, fratres, quam bene mitra sedet!
Nulla umquam melius mitra absqne ligamine sedit!
Nunc Stola quQratur, aincta tyara bene est.'
1075 Redifer exclamat: ,stola adest, nt credo' suiqae
Pontificis coUnm terque qnaterqae ügat
Munerat hie dorsum pius abbas cante molari
Et ,mea gratanter munera', dixit, ,habe!
Istud, (crede michi, nulgaris nominat usus)
1080 Qnod tibi do, libum; sascipe, dono libens!'
Nee mora, gestator mediani proaolat ^ris,
Pontificem cnnctis plenius ille sacrat,
Procumbit decies antistes uerbere deno
Et resilit totions, undecimoqne iacet;
1068 testes : testas E 1072 hnc ABBE] hunc Mom -
1073 nitra {oder intra) E ligamine sedit auf Rasur 2)*, wie I 973.
1074 juncta Ey nincta : iuncta D* 1075 "f E uhi B 1076 cater-
qne B 1078 Mone beginnt die Rede sdion mit Et, das dann =»
etiam wäre; die Beschenkung fängt aber jetzt erst an, 1079 Illud B
— Der Vers hat in den Hss. und hei Mone keine innere InterpuncOon,
istud kann aber nicht zu der stets nackten Formel orede michi, muss
folglich zu Qnod tibi do gehören: ,Dies hier, was ich dir gebe, ist
(nicht ein Mühlstein, sondern) ein Kuchen, so nennt der Volksgebrauch
die Gabe der JDiöcesanen für den Bisciwf, vgl. Du Gange s, u, libum
und zu 1 1040; Borm,, der ebenso erklärt, fugt hinzu , molaris hie pro
libo, quia utrumque formam disci refert" 1080 do fehlt E libum]
labrum E 1081 *f DE mediam B
1080 ueldoque über dono D*
1074 Unter stola ist nicht der gemeinpriesterliche Streifen su
rerstehn, der um den Hals über die Schultern gelegt wird und rem
bis zu den Knieen an beiden Seiten herabfällt, {dieser, 1261 stolula
genannt, wird dem Bischof schon vor der Salbung umgethan), sondern
das speci fisch oherhirtliche Pallium, eine weisse wcUene Binde, welche
rund um die Schulter herumgeht.
Libor Qnlntüs, 1086— 1100. 323
Tanc feras irridens iocnlenta uoce sacrator 1085
Ludicra nequiti^ protulit ista suq:
,Eger nt appares, nisi fingas esse, magister
Ut super infirmos constituaris, eges;
Hqc igitar fratres innitatnra comesnm
Infirmos media cimbala pende domo.' 1090
Yix miser antistes respiret, dams eqnini
Yector adest capitis consiliamqne dedit:
,Si sapis, Ysengrime, canc fallacibos istis
Credere, non recte consolaere tibi,
Esse potes pr^snl meritis et nomine debes, 1095
Sed non officium nosse uideris adhnc;
At toa te gnarnm iocnlandi dextera naris
Indicat aspectu, fungere sorte taa:
Hanc tibi dono gigam, pagana est ntpote pormm
Osseaqne at dominus Blitero, sume, uide! 1100
1089 comeijTim (unter s ist noch t erkennbar) Ä, comestum D,
comestum : comesum verzogen E 1091 1* fehlt E respirat ver-
muthen Mone und Borm.; erkläre ,ehen möchte er eiwiMÜL aufathmen,
da ..\ oder steht uix {wie non III 310) — priusqwim? fehlt nt wie
II 543 ff.? 1092 concüimnqne D 1096 ad hec B 1100 blitero Ä,
in BDE katm gemäss dem Schriflcharacler des XIV, Jahrhu/nderts
tlicero oder blitero gelesen werden,
1095 nomine i, e. gloria vgl 1017 ff. 1097 Borm. denkt hei
iocul. zunächst an , Scherz maclier, Witzbold' und fasst deshalb naris
im Sinne von Hör. Serm. II 6, 64 als Sitz der Spötterei, aber iocnlari
heisst hier nichts als , geigen' und zum kritischen Nasenrümpfen ist
der dumme Wolf wenig geeignet. Man siehfs ihm an der Nase an,
dass er ein Spielmann ist, denn diese ist roth, rothniclU etwa, meint
der Schelm, vom Jierahströmenden Blute, sondern vom ,Sufr {ähnlich
III 1017 ff., 1029 ff.); über den permanenten Dtirst der Spielleiite
vgl. Vogt p. 22, dextera ist nur poetischer Zierrath. Oder endlich —
wird aus dem nervös vibrierenden Nasenflügel auf die geistige Betceg-
lichkeit einer Künstlerseele geschlossen? 1098** vgl. utere sorte tua
Verg. Aen. XII 932, Prud. Apoth. 772, Ecb. 297, ,waUe deines Amtes\
1099» Wie kommt der Pferdekopf ins Kloster? Aus dem Wuotan-
cidius stammte die weitverbreitete, bis in die Gegenwart reichende Sitte,
21*
324 Liber Qtuntos, 1101—1102.
Dum nimis optatnm facinus concedit amicus,
Debetnr dono gratia magna breoi,
le
1101 faci|| carr, D^ unter 1 ist noch der erste Strich des n
siehthar.
die Köpfe der Pferde auf den Cri^ln der Häuser anzubringen, r^
Wuttke, VoJksaberglaube > p. 16, Myih.* I 38 f, 63 Anm. 1, U 549 ff.,
BochhöU II 154 f., und zu IV 293; in Holland hängt man eineti
Pferdekopf über die Schweineställe (Myth,^ II 551). Man darf daher
wohl annehmen, dass hei dem Gang aus der Kirche über den Hof
nach dem Keller ein an einer Stall- oder Hausthür befestigtes Boss-
haupt, das dem Vorübergehenden sofort in die Äugen fiel und leicht
erreichbar war (prias ocourrentia 969) , abgerissen wurde. — Warum
wird es einer Geige gleichgestellt? Die äussere Ähnlichkeit beider
erJielU schlagend atM der Abbildung der Geige bei A, Schultz I 433;
auch anderweitig, namentlich bei Hexensusammenkünften lesen wir,
dass statt auf einer Geige auf einem Pferdekopf gedudelt wird {Myth*
II 709 Anm, 1, 877, 896). Zu 1099»» vergleicht GiHmm BF. Einl.
p. 93 .grob wie Lauch, wie Bohnenstroh% Lachmann (Briefweehsd
Meusebach' Grimm p. 169), erwidert auf Grimms Anfrage ,dass die
groben Bauern nach Zwiebeln stinken, steht, mein' ich, oft bei Hans
Sachs'; aber paganus i^gl. VI U23) ist nicht der Gegensatz zu Höf-
lichkeit und feiner Sitte, sondern zu dem Seltenen und WerthvoüeHf
also SB gewöhnlich, gemein (vgl. breue donmn 1102), daher auch
Sinnbild des kleinsten Werthes Prora fol. 33^, wo der Dichter in einer
Klage über die Beschränktheit aller Lehrererfolge zum Schlüsse sagt:
Quorandam stadia et pro porro computo Inctas,
XJnias aut pretio lentis, granoque sinapis,
Cassibos ant tela tenui male nentis aran^.
Zu^eich erhalten wir so ein neues Zeugniss fär die Häufigkeit der zu
1099* besprochenen Sitte. 1100 D* glossiert Blitero dunh porcns
(i. e. beer setzt er im Glossar hinzu) — - Grimm ändert Blicero und
versteht darunter den Tod, sei es cds bleichen (dagegen MyOi. II 708
,niemals findet sich der ,bleic?ie'' Tod nach dem lat. mors paUida",
Mone Anz. III 295 ,dawn müsste Bleoero stehen") oder als bledcenden
oder, was er vorzieht, als Eigenname BUdger, Blicker mit blosser
Andeutung jener Begriffe (vergleiche Briefweehsd Meus^aeh^ Grimm
p. 168, 178, Myth.^ II 708 f, BF. Einl p. 94); aber 1. aOe diese
Erklärungsversuche beruhen auf der willkürlichen, durch keine Hand-
schrift gestützten Änderung Blicero; Blitero (» laetus hertts, För-
siemann DN. I 268) ist ein gut bezeugter Eigenname, 2. lässt sieh
Liber Qointtis, 1108— 1106. 325
Hqc giga donatar gratis tibi, sumer nee nnum
Yerbere iam uerbam prodiit absqae suo.
Yerba nimis prQSul sed parce uerbera cnrans, 1105
Gallus ut in pmnis, per medium agmen abit;
1105 pice («=» perite, parice u. dergl.) B 1106 inprimis B,
in primis E
die imdeutsche Vorstellung des Todes cUs Knochengerippe fruhstens
im XIII. Jahrhundert nachweisen, (Wessely, Die Gestalten des Todes
und des Teufels in der darstellenden Kunst p. 12 ,Doch müssen wir
betonen, dass in den ersten 12 Jahrhunderten der Tod noch nicht in
der Gestellt eines Skeletts auftritt. Wo hei hUdli^ien Vorstellungen
solche hcJb oder ganz entfleischte Knochengerüste oder Todtenköpfe
vorkommen, da stellen sie nicht den Tod vor, sondern halben eine
andere allegorische Bedeutung') und fruhstens derselben Zeit gehören
die ersten zweifellosen Spuren der erst seit dem XIV, Jh, sich voller
entwickelnden Vorstellung von dem Tod als Geigenspieler und Anführer
eines Tanzreigens an ( Wdckernagel in Haupts Zeitschr, IX 310), vgl.
Zs. f. d. Gfymnasialw, 34 p. 596 f. — auf den , Junker 8atan\ ,der
vom Ausgange des XI. Jh. an häufig ein lachendes Gesicht zeigt und
die RoUe der listigen Person spieW {Boskoff Gesch. d. Teufels I 316)
passt ossea nicht ganz — dem Gedanken an das frz. belitre ,Bettler^
(BEW. II* p. 219) widerspricht das Adelsprädieat , dominus*. —
Id^ finde darin eine Anspielung auf den gleichzeitigen Klagedichter
Blitero von Utrecht {vgl. JEinl,): die Bosshauptgeige ist beinern
und knöcfiern, wie jener, sei es in setner äusseren Erscheinung, sei
ts in seinem aUer Fleischeslust und Wdtfreude abgewandten, tief-
traurigen Gedichte. 1101 facinus concedit (vgl. II 373 und loa.
de lanua ,Qaidqmd indomita cnpiditas agit, nt alteri noceat, facinns
dicitur'; soü es einmal in lobendem Sinne stehen, so pflege, fährt er
fort, dies durch den Zusatz von pnlcmm, preolamm u. dgl. (1019)
verdeutlicht zu werden) ,die unsittliche Ausübung der teuflischen SpieU
fnannskunst ermöglicht*. Wie streng fromme Eiferer über die SpieU
leute, die Messner des Satans, dachten, lehrt A. Schultz I 412, 427 f.,
Vogt, SpidUute p, 23. 1102 2>* am Bande ,Tmde Cato: *Exiguum
nmnus etc.' (cnm dat tibi pauper amicns, Accipito placide et plene
landare memento, I 20 ed. Hauihal). 1104 Analogien zu dem
beliebten Wortspiel uerbom — uerbera findet man bei Nig. Spec. p. 83
Z. 7, Prora 441, MSD.* XXVII 2. 153, HUdebert de S. Vincentio 83^
im metrischen Prolog des Policraticus, WaUher 62, 4 etc. 1105 vgl.
II 151 f 1106* ,bezieht sich auf eine unbekannte Fabel \?], die
326 Liber Quintus, 1107 — 1118.
Lixa malus renocans non expectare nolentem
Dicitur ignitum pr^ripuisse ueru.
,Frater, frater', ait, ,modicum expectare memento!
1110 Oblitus plectri quo cupis ire tui?
Accipe! quid faceres sine plectro?' interque loquendum
Candenti ferro coUa humerosque fodit,
,Arsque tibi', adiecit, ,iiondum est bene nota gigandi,
Cum cordas plectro sumpseris absque suo;
1115 Quam primum cuperes modulari, nonne puderet
Ante oculos plectro te caruisse tuo?'
His donis Studium exagitant: erratque pauetque,
Sicut in externis per loca nota uiis,
1106 precipuisse B 1111 uterque E loqnd* : loqndu J>,
der damit nur eine ihm deutlichere Abbreviatur einsetzte. 1112 Can-
dendi E 1114 C!oncordas : Cum cordas A, Concordas B sampseht :
sumpseris B absque sono B 1115 penderet B 1117 Hinter
donis ein Funct in A, nicht in BJDE; sonst fehlt jede innere Intery.
— errorque ADE, erroroque B pauorque ABDE. Mone ergänzte
SU Studium ,eundi uel fugiendV (vgl, 1014) tmd erklärte ,error ä
pauor lupo Studium eundi ita exagitabant, ut in externis uns uelvt
per loca nota fugereV, nahm aber später (p, 299) eine Distichonlüdc
nach 1117 an; indessen zu exagitant kann kaum jemand anders Subject
sein als die letzten Geschenkgeber, und eine Lücke ist durch Einleitwu}
Cap, II ausgeschlossen. Die Ellipse von fit (vgl. IV 800) wäre hartj
und so darf ma/n sich wohl zu der paläographisch nicht ganz unwahr-
scheinlichen (zu Ecbasis 703) Besserung entscJdiessen.
auch sonst nur in sprichwöHlicher Bedetisart für schnellste Eile vor-
kommt' (RF. Einl. p. 94); eine ältere Fasstmg (ohfie den Hahn als
Subject) steht Prora 368 ,Molliter iste legit, quasi qui prunas pede
calcat, Palpat ut estiuus uontus percurrit aristas' (vgl. Prouerb. Sah
VI 28) y jüngere führt Meusebach (in dem oben citierten Briefwedhsd
p. 182) aus Sebastian Franck und Keyserspergs Arbore humana (audi
BF. Einl. p. 94 abgedruckt), Mone Anzeiger III 296 aus des letzteren
Omeis an; bekannt ist endlich, dass Lessing diese Wendung liehtt
(VIII 167, X 56 Hempel); einen gewagten Erklärungsversuch bietä
Myth.^ I p. 503 Anm. 2. 1116 ante oculos, i. e. coram testibus'
Bormans.
über Quintas, 1119—1140. 327
Et non ante soi meminit, quam staret, nbi nxor
H^rebat, medio corpore aincta tenns; 1120
Extraxit miseram, referunt iurantque nicissim
Crimina Reinardi morte pianda grani,
Tot tarnen offensas (seit enim Reinardos, nbi et qni
Dioisas) fertnr conciliasse baco. —
Erubuit unlpes dici tarn sQpe qniisse 1125
Kanc falli gallo, nunc iocolante lapo;
Senserat hoc subito uocemque erumpere promptam
Cetera lecjturi supprimit ursus apri.
Desierat Bruno, lausque astrepit undique dictis,
Tunc epnlas alacer rex iubet atque iocos; 1130
At misere interea miser Ysengrimus in agro
Luserat ac tnlerat fercula dura satis,
Usque profunda fere corium detractus ad ossa,
Regia dum linquens ad sua tecta redit
Coruigarus sonipes, eunuchus fortis et ingens, 1135
Cemitur in ripa stare paludis edens —
Qui paulo ante cibum sumpturus in amne palustri
Constiterat, medias mersus adusque iubas;
Pone legens pisces.ibis sua crura uidebat
Pressa caballino sub pede posse parum, 1140
1120 media D iuncta B 1123 *r DE 1125 tarnen B
1127 hec DE 1129 Mit rother Majuskel beginnt D*, zweizeiliges
Spaiiutn mit Argument in E Desiderat E Bruno] Grimme toill
Mane, aber der allseitige Beifall der Versammlung gilt nicht dem Eber
als Vorleser von Brunos Gedicht, vielmehr dem Bären, weü er der
langen Vorlesung ein, Ende machte xvnd dem knurrenden Magen {ver-
gleiche 1130) der Zuhörer zu Hufe kam, vgl. III 927 f, 1C71. —
1131 A/ corr. i)* • 1135 1* DE A hat stets Coruig., in DE kann
man Coruig. oder Comig. lesen, D*, der nur letzteres kennt, ändert den
zweideutigen Buchstaben im Texte hie und da zu n, B hat folgende
Abweichungen: 1175 Cor lugatus, 1183 Conragare, 1217 Conragarus,
1282, 1293, 1313 Coriugarus 1136 in ripas ABDE 1137 palust/*
corr, 2)*, der eine Abbreviatur oben am t ausradiei-te.
1131 uel miser zu misere D^
328 Liber Quintus, 1141—1160.
Non multum poterat, sed credi posae uolebat,
Yim pellit cautis uis simalata minis.
,Coruigare, hie, f rater, densa', inqait, ,stamus in alaa,
Non oculi hie possant obseruare pedes,
1145 Est imperspicuus gurges, quisque ergo suorum
Esto pedum custos, en ego seruo meos;
Ne tibi deculcem talos, ne qualibet artus
Quasseris, timeo, sis memor ipse tui!
Qui minus optat habere pedes quam perdere, uotis
1150 Talibus hie aptum nouerit esse uadum.
Hanc igitur mortem quia mo speetante subisti,
Grator, adhuc spero tutus abire potes;
Si miehi post tergum uenisses, nulla profeeto
Reddere te sanum fors potuisset agro,
1155 Dum potes ineolumis meque hine insonte salire,
(Fuscinulas SatanQ porto) memento fug^!
Si tibi messuero coxas ignarus et armos,
Quid nisi dampna refers meque dolere facis?
Te potius sanum, ut uellem, retinere nequisse
1160 Admissum membris quam spoliasse querar.'
1166 Demonicos ungues
1142 nimis E 1143 f DE 1144 obseruare] obsemare E,
cemere adusque auf Rasur D* 1147 quoslibet D, alles aiMser q
von D* auf Basur, vgl. 612, 1148 Quassetis B 1151 yBro mortem
legendum moram t. e. paludem' Borm. p. 100; vgl, hingegen III 562.
1152 Gratlf^ 1155 hinc fMt B insonte] i sompte B 1156 me-
mento : memento E 1157 et anuos B 1158 n] m ^ 1159 Ne B
1160 spoliasse ABDE] spoUare Mone.
1156 uel ' Demonicos ungues D*
1156 fusclnnla die kleine dreizackige Oäbel, die an die Vogelkralle
erinnert; Teufelsklau^ nennt sie der Storch zugleich darum, weil sie
dem Gegner Tod und Vernichtung bringt. Wie der Teufd überhaupt
mit Vogelkrallen dargestellt lourde (Blomherg, Der Teufel ufid seine
Gesellen in der bildenden Kunst p. 26, 43, wie die Furien p. 7 und
Sirenen p. 9, Wessely a. a. 0. p. 87 j 89, 101), so )iat liier insbesondere
der Dämon Ägetnund dreizehige Hahnskrallen (VII 368),
Liber Quintas, 1161-1184.
329
Tone madidas alis nehementibus ille papiros
Yerberat et malto perlait imbre iobas;
Terretnr sonipes nee deteriora timetur
Facturas, fieri quam sibi posse timet,
Mox nolacri salta perlatas ad arida, pedit, 1165
Yoluitur, est, cnrsat, gandia mille fuht —
üt lapas hunc uidit, plagamm obliuia fiant,
Pelle sua plaris censet adesse lacram,
Incipit omnino fortun^ ignoscere, quoqne
Exita quoue inita est curia, tempus amat, 1170
Tardius aut citias nollet pro pellibos octo,
Qaalem perdiderat, regis abisse domo,
Tarn fors cornipedem non inuenisse renersum
Quam mala nentomm pr^celerasse foit
Corui^arus uiso non cogitat esse pauendum, 1175
Solus enim in solom sufficiebat eom;
iEite lupom oicit, qni cesserat ibidis arti,
Ars seit nolla nices artis in omne genas.
Tnnc quasi eonqueritur: , domine Ysengrime, quid hoe est?
Nonne eueuUatQ relligionis eras? 1180
Quis tibi diripuit uesanus latro eucollam?
Atqne tibi est intro dempta cuculla nimis!'
,Coniigare, ex multis', ait, ,o miehi eare diebns!
Me ueluti l^sum conspieis atque doles,
1162 imbro t&nm
1162 iubras B 1166 ost, cursat ABD] fi oureat E, D* schreibt
edo, es über est, vgl. edens 1136; et cursat Mane, 1167 *f fehlt B,
rothe Majuskel E, in D nachträglich von i>; 6 zeiliges Spatium mit
Argument nach 1166 in E 1170 Extita B 1173 oorrupedem B
1174 precelerare D 1175 1" DE 1176 in auwadiert B 1179 hie B
1181 Que B 1183 f fehlt Ä, doch beginnt der Vers mü der bei
Gruppeneingängen üblichen grösseren Initiale, 1184 lusum B
1162 nel ferum Über iubas ZH
1161 vgl. IV 797. 1168 vgl. 341 f 1173 Verbinde fors
mit mala 1174.
330 Liber Qointus, 1185-1204.
1185 Me nisi diligeres, non te mea dampna mouerent,
Dampna sed h^c magnos coDciliauit honor,
Non hQc insidiis et niribas acta latronam,
Sors melius cecidit, quam cecidisse putas;
SQpe breui impenso lucratur maxima prudens,
1190 Grande breui nostri cessit ntrique bonum.
Gesturus nostri prQclara negotia claustri,
Legatus subii m^nia regis ego,
Interea nostrQ rex ^ger pellis egebat,
Quam subito exutam rege rogante dedi;
1195 Non fuit hoc magni, donassem iniussus, et omnis
Curia cum magno rege petebat eam!
Quippe tuam noram michi te hie astare paratum
Sponte dare atque illud proposuisse diu,
Sed deerat, cur m^stus eras, occasio dandi,
1200 Nunc desiderio suppetit hora tuo:
Pone cutem; reddam, cum nostra recreuerit, utram
Malueris; merces optio fito dat^I
Et de came tua, nam tunc quoque crassus et ingens
Sat remanes, detur c^na pusilla michi,
1202 facta date
1185 mea]inam B (= mam oder utam, falsche Auflösung d^s
msL der Vorlage). 1186 consiliauit E 1188 Sos : Sors 2> -
1195 Non fratri hie magni, donasse B 1197 moram B 1199 eras]
eins 2> 1201 recreanerit B 1202 cito E dare DE dat^ sc. cutis,
jder Lohn für die Hergabe des Fells soll in dem Eechte der optio
bestehen*, vgl. IV 582; Mone sinnlos merces, optio fito! date! —
1203 nunc DE 1204 remanet E puilla B
1202 uel • facta date D*
1188 vgl. II 271. 1191 vgl. IV 551 ff. 1195 et ,wid def^
noch\ vgl. zu III 139. et omnis und der folgende Vers ist fast wört-
lich wiederholt aus III 661 f 1197 vgl II 431 ff. 1199 cur =«
et ideo. 1200 vgl 302.
Liber Qnintos, 1305 — 1230. 331
Non hoc quQro michi, ta mole iauaris obesa, 1205
Ocias ut cnrras, nix modo membra moaes;
Non costas aut ossa aelim tibi tollere, paulum
Cedaram clones aendico pone popas,
Efficit herba tibi carnem, sine nescar babnnde,
Fascicnlo herbarnm pars tibi dempta redit 1210
Non dico, quia te dnbitem qn^sita datnnim,
Qnin anidam dandi longa loquela granat:
Quem prins innentnm titulis elegero tantis,
Rex pretinm pellis reddidit ipse me^,
Qnasqne michi grates rex danti scripsit et illi 1215
Obstanti dempta conditione necem.'
Comigams fallax ,pellem petis', inqnit, ,et escam,
Non snnt a sociis ista petenda diu,
Sponte sequens non est iniccto fane trahendns,
Esse queror tanto dignus honore parum; 1220
1205 hie B, hec E 1206 Ocius ubi cras B 1207 constas B
1208 ,Ein Stückchen vom Fell (vgl. Glossar) nahe bei den feisten
(D* glossiert popas richtig durch pingues, t'^^ Glossar) Hinterbacken
beanspruche ich bloss'; die Änderung Henschels (vgl, DuC. s, u. ccda
ylege cadaram, a cada, Aruina') ist somit überflüssig, 1209 tibi
nachgetragen D* habnnde ziehen AB zu uescar (in DE fehlt jede
Inierpunction) , wofür auch VI 125 spricht, Mone zu 1210, wodurch
die conoessive Beziehung der Sätze verdunkelt wird: ,Fress' ich auch
noch so reichlich von deinem Schinken, ein Bündel Heu füllt die
Lücke wieder aus"* 1210 fescicu : fasciculo D 1213 tantum ABDE
scheint durch inuentum veranlasster Schreibfehler; titulis tantis =
ad tantos titulos, ad tantum honorem (1220), elegero statt des obliquen
elegissem B zieht 1218 und 19 zu folgendem Verse zusammen: Non
snnt a sociis non est iniecto fune trahendns.
1212 Quin zu Quemque verzogen tmd nel Quemque darüber-
gesetzt D*
1205 vgl. II 31; , obesa non est crassa, sed adesa, edendo im-
minuia' Borm. 1211 Non dico sc, ea, quae 1213^1216 sequuntv/r;
vgl, II 431 ff. 1215 illi ist Subject zu danti wie zu obstanti, michi
ist entferntes Olject zu danti; zu 1216 vgl. 175 f. 1217 f. vgl. zu
I 504, 1219 vgl III 897.
332 Liber Quintus, 1221 — 1240.
Sed sine consilio nichil est prudente gerendum,
Hie tibi suspeeta est undique turba canum,
Nee dace te silnas ausim confisus adire,
Ut capias illic tatus ab hoste cibum,
1225 Rapta caculla tibi est, niroiamqae Corona recreuit,
Te species fratrem nnlla fuisse docet.
Trnncandas submitte comas, redolabo coronam,
In nemus at possim te dace tutos agi;
Nescio, si nosti, priuatim tondeo fratres,
1230 Pauperis officii me pudet esse palam,
In talis aptata meis rasoria porto' —
Cui lapus: ,hoc nichil est, ne nisi nera refer!
Nam quotiens paulisper ebent rasoria, cantns
Inuerrens corio tonsor acuta facit,
1235 Nnlla tibi pendet corrigia, detege, si qua estT
Goruigarus penem nudat aitque: ,aidel
Subligar hoc acuit rasoria nostra, secantque,
Aspice!' ferratos exhibuitque pedes.
Aspicit ut ferri spiras in calcibus hospes
1240 Qn^que uetat dici cetera SQpe pudor,
1221 pnidentis agendom
1221 concüio BD 1222 Hec BDE 1224 illis JE? —
1227 Troncandus E 1228 te duce] reduce B 1229 nasti B
1232 1* I>^ hio J5 1233 debent fassoria B 1236 f DE
Coruigarosque pedem E 1237 hie B 1238 AB und Mone schliesscn
die Bede mit ferratos, Borm, mit Aspice, fOr letzteres gpridU 362 und
das Ovidische Vorbüd, 1239 fratri B
1221 prudentis agendum t 1231 uel * nouacula Über rasoria i>*
1225 vgl. I 857, II 33, 1229 fratres auch hier — MönO^.
Dass die Geistlichkeit im XL Jh, das Basieren als ein Vorrecht für
sich in Anspruch nahm und gegen die wad^sende Neigung der Laien,
sich ebenfalls zu rasieren, ankämpfte, belegt Seiler im Trarbacher
Progr. 1881 p. 14 Anm. 5; vgl. im Übrigen A. Schultz I 216, —
1240 ,8aepe dici «== saepius repeti, nominari' Bormans.
Li1>er Qaintas, 1241—1260. 333
Fallere comipedem facili deliberat astn:
,Goniigare, indoctos credis ita esse Inpos?
Sed suit ex duro crepidas tibi sabala ferro,
Vis procul hinc sanctos querere sicat ego,
Estqae ui^ bacolns, quod snbligar esse fateris, 1245
Fallere me nuUa calliditate potes.
Qnod dumm est, ostendis, et est corrigia moUe,
Hone bacnlam uoti contoor esse tai,
Elapsum est ferrum, coDtemplor inane foramen,
Ferratnm faerat, perfice nota, miser! 1250
Tonsai Corona michi satis est, fidenter eamus,
Qnolibet optaris, dax tibi fidos ero.'
nie refert: ,non nugor, adest corrigia pr^sens
Et, si uis, capiti tonsor et arma tno,
Qnoque micfai coriam quam fratram spissius extat, 1255
Fratribns officii tarn saper arte feror/
Postquam nil senior nerbis profecerat illis,
Sermones alia condidit arte saos:
,Coruigare infelix, esse hQC rasoria dicis,
Imbannite quater qaindeciesqne Satan? 1260
1247 mollis
1258 condUt
1241 comupedem A 1243 Sed = immo, vgl, V 172 C; Botm.
vermtethet Subsuit oder Sic snit fuit D orepitas B tibi] ter E
1251 corone : Corona E 1253 f DE 1255 fratnun] früm A,
fnn By frum : fratram D*; fromen * eminens pars guttoris 2H im Gloss.,
fnimen ausgeschrieben E; man sieht, wie die Verrücktmg des Lang-
Strichs zu dem irrigen fnimen führte. 1256 tarn B 1257 pro-
feoerit 2> istis B 1259 est D rosaria B
is
1247 moll| corr. Ih, der noch ael * molis darüberschrieb. —
it
1258 condi;ii corr. D^, der nel condidit daruntersetzte und auch arte
saos, anfangs auf Basur {vgl. zu 379), dahinter schrieb. 1259 ael '
hoc esse noaacala D^
1250 aota .Wallfahrt' 1254 arma absicMlich zweideutig fßr
rasoiinm.
334 Liber Qnintns , 1261 — 1272.
Inter sacrilegas lichnis stolulisque GehennQ
Deuouere tuum bis caput octo patres!
Quod foribus nostris onmes detraxeris anos,
Accnsabo ncfas, hie tua furta patent.'
1265 Tonsor ad h^c: ,o parce reo, domine abba! quid horres?
Es monachus, parca tende flagella mann!
Qui miser esse potest, miseros mediocriter angat,
Qui sibi uult parci, parcat et ipso reis;
Yel tulimus lapsum uel labi possnmus onmes,
1270 Qnisque sui, dum quem corripit, esto memor!
Peccaui, peccasse piget, nee mo abnego sontem
Esse nee excnso, detrahe farta miehi!
1261, 1 Inter sacrilogos lichnisque stolisqne G^ehenne
1269 possomus, ergo
1261 sacrilegos rermittliet Bormans. Ein Subst. sacrilega, tn>
collega, ist scJüechierdings nicht nachzuweisen; die Awnahme eines
Schreibfehlers erscheint hei dem überaus häufigen Gebrauch von sacii-
legus wenig glaublich. Vielleicht ist C. eur Verschärfung seiner Strafe
nicht unter seine männlichen Schuldgenossen, sondern in den weit
furchtbareren Höllenlcerker der Tempelräuberinnen versetzt worden
(vgl. zu 27 f), die, da das Weib die natürliche Trägerin des Glaubens
istf eine härtere Strafe treffen muss. 1262 bis B 1264 parent B
1270 Quosque E
OS
1261 sacrileg 1 1 corr. D*; am Rande uel • Inter sacrilegos *
lignisque stolisque gehenne ZH 1269 possumus ' ergo i
1261 Sechzehn Priester haben den unbekannten TiMter in die
Hölle unter die Tempelräuberinnen verwünscht. Gemeint ist die grosse
Excommunication: der Abt (den Bischof vertretend), umgeben von
15 Presbytern [bei Regina De synod. causis II c. 413, wie nach
neuerem Recht (Kober, Kirchenbann^ p, 19T) sind es deren 12],
sämmtlich mit dem Ämtszeichen der Stola bekleidet (Regina I e. 343,
Du Gange ed, Henschel VI p. 379 unter sub stola excommunicare)
und brennende Kerzen in der Hand, tritt vor den Altar, die Sentenz
(, Anathematizatum esse decemimus, et damnatum cum diabolo et angelis
eins et omnibus reprobis in igne aeterno iudicamus' Regino II 413)
wird verlesen, die Kerzen auf die Erde geworfen und ausgelöscht
(Kober p. 195 f.). 1267 vgl Jesus Sirach XXVIII 2—5,
Liber Quintus, 1273—1296. 335
Cominns hnc propera, senni tomb^qae propinquo,
In banno nereor flagitüsque mori,
Bedo pedes', talamqae lenans pr^colligit horam 1275
Obliqnis ocnlis, qnando ferire qaeat
Prensa calce pntans facilem Ysengrimas abactn
nicet accedit sicque sibi inqnit oaans:
,Tre8 male sustentant tabulata qaadrangola postes,
Nee tribas incedit firma qnadriga rotis/ 1280
Ut satis aptatos stetit Ysengriinns ad ietum,
Coroigaras talum promonet atque ferit,
Si seit, qnidqne ferit: inedioqae interaenit ictn
Auricalas, (retro fanditnr ille procul)
M^nia non aliter quam iaetns in alta molaris, 1285
Ofificinmqne anres osqne ocoliqne negant.
Talns eqno rediit, sed spira in fronte remansit,
Os penetrant clani, spira retenta sedet,
Nee transire potest nisi quatenns acta uolando,
IIIqso formam presserat osse suam, 1290
Namque relecta soper ferram membrana coibat
Yix ocnlo plagQ percipiente locam.
Coraigams monacbum ferro feliciter ietum
Aspiciens dulci uoce ioeatnr onans:
,Unum, frater, habes, hunc offer fratribus anum, 1295
Vester an extiterit, consulo quasque fores;
1273 hec B prepara E senni : semii 2>*, er woUte senii
ändern, denn im Glossar steht: ,102 seuio * insanire', und senio
kommt auf dem Blatte {1295 — 1346) sonst nicht vor tuinbe (-que)
auf Easur Ä 1274 I/n bannl corr. D* flagiisque B 1277 fateile B
ab acta DE 1278 Illicit DE 1279 tabnlata] tabulta P, qnadrata l
1288 calni B 1291 relicta E 1294 ioculatur A 1295 Unum :
"Ctnim D*
1276 vgl I 67, VI 349. 1283» ^womöglich schlägt er alles*,
aber leider kann der Huf nur einen Theil des feindlichen Körpers
treffen; zu dem Bau von 1283--1286 vgl, 875—878. 1285 vgl.
II 565 f. 1289 ff. transire sc. per membranam et equo redire,
relecta .abgestreifV wie III 951.
336 Liber QuintoB, 1297-1822.
Si sublatus ibi fait faic, mea prata reuise,
Substituam socios, fixus ubi iste modo est.
Surge, quid expectas?* (immotus namque iacebat)
1300 ,In capite est, palpa, circalus h^ret ibi,
Inuenies in fronte tua, quod qa^ris in herba,
Cam gradiere, caae ne cadat, h^ret adhuc,
Figere, da neniam, potai non firmius illum,
Perge, tuis nostrum fratribns infer aue!'
1305 Denique paulatim motis prorepere membris
Cum crebro gemitu nititur ille miser;
,Eia, care comes, modo Romaml quodque sigillum
Fronte tua fixum est, effice papa legat.
Die papQ, quia Coruigarus, qui uescitur berbis,
1310 Cum Bomam peteres, hoc heremita dedit.
Tutus eris, me pontifices, me papa ueretur,
Nominis et uit^ conditione meQ:
Coruigarus dicor, sie nullus papa uocatur,
Papa quis est herbas? est cibus herba michi,
1315 Plus me papa potest, sed sedis iure beatQ,
Sed merui uita nomineque esse prior.
Idque sigilla notant, etenim sunt plumbea papQ,
Cerea pontificum, ferrea nostra quidem;
Quam ferro plumbum, quam plumbo cera rigore,
1320 Tam pr^sul pap^, tam micbi papa subost,
Protinus ergo, simul spectarit papa sigillum
Coruigari, claustro restituere tuo!*
' 1297 bec E 1302 ad hec B 1303 Mdere E 1306 crebo D
1309 Sic E quia] quod B 1310 peteris hie B 1311 ue"'"
corr, D* (uer D) das dieser so erklärt: timentur a me • quasi dicat * ego
eos timeo. 1313 *f E 1316 Borm, will At lesen; vgl zu II 30.
1319 plumbum cera B
1313 vgl. VII 372 f. 1317 Allerdings waren die Siegel der
Päpste nur aus Blei, die der Bischöfe aus Wachs, wenigstens die der
dsa^pinischen; bei transalpinischen kommen auch bleierne Siegel vor.
Liber Sextus.
lalibns expletis sano gaaisa tyranno
Curia dispersa est, ad saa quisque redit;
Transibat Reinardus, abi Ysengrimus adempta
Pelle parom gaudens et capat ictus erat,
Sed nimium muscas ^gnim pietate parantes 5
Visere concussis dentibus ire rogans,
Quorum exauditur longe collisio, tamquam
Lanilegus pecten pectine crebra sonans.
Ictibus auditis Reinardus clamitat alte:
, Regia quis socius robora c^dit ibi? 10
Quis, domine, es, c^sor, qui sie, nisi me ante rogasses
C^dendi ueniam, regia ligna secas?
abit
A rückt 1 — 4 ein, die Beischirift liber VI und die nicht rubri-
cierte Initiale T ist weder vom Teoctschreiber noch vom Rubricator,
sondern von einer späteren Hand, vermuthlidi A^; B beginnt ohne
Buchangabe und Spatium mü grosser roth und blau ausgefuhi-ter
Initiale; DE haben Spatium (jener ei/n-, dieser dreizeilig) mit der
Rubrik Incdpit quartus liber und rothe Majuskel. 3 reynardus am
Rande nachgetr. D; D* radierte ubi aus %md setzte ibi hinter reynardus
5 parentes B Mone wiU entweder vor 5 eine Lücke annehmen oder
Qoi — rogat ändern, weü er den Zusammenhang (fOber trotz seiner
Wunden und Schmerzen alle theünehmenden Pflegerinnen zurückwies')
nicht versteht; erat =^ uersäbatur, zu der Participienhäufung vgl. 354 ff.,
II 5 — 6. 8 Lanibegus E pesten : pecten B creb'ff corr. 2>*
10 robora] roborat B, regia E 11 cesar cesor B
4 uel abit D*
5 vgl. Reg. S. Bened. IV n. 16, Eclus. VII 39, Matth. XXV 36.
Voigt, Tsengrimas. 22
338 Liber Sextus, 18—88.
Defensore pntas siluam, uesane, uacantem,
Cum Sit tntelQ credita Bilua meQ?'
15 Ysengrimas item feriens horrebat, at ille:
,Et qois bannitam cQdit itemque nemus?
Qoisqais es, hie linques dolabram, nisi ordere cesses,
Si som silaituas regis, ut esse puto;
Cum sua uillani pacare salicta sinantor,
20 Cor requiem lucus regis habere nequit?
Tam cane, ne exilem niolaueris amodo brancam,
Quam, tecum nt redeat tuta securis, amas!'
Taliter irritat, donec prope constitit illum;
,Hiccine, noster', ait, ,patrae dulcis, ades?
25 Saccisam siluas aliquem uenisse putabam,
Da aeniam, ignarus noxia uerba dedi!'
Ysengrimus hämo poterat consorgere necdam,
Sed quod non poterat uiribas, arte parat;
,Hac, cognate, ueni! siluam sub rege tueris,
30 Tu meus es sanguis, ne uereare, ueni!
Ignosco spolium pellis, seruire tyranno
Te decuit, regi, non tibi, triste uelim,
Hinc succido nemus, c^sori tolle securim.
Regia ne officium transferat ira tuum!*
35 ,Appropiare tibi non possum, patrue dulcis,
Tam doleo trabeQ perditione tuQ;
.Cur sine pelle tua tot amicis fultus abisti?
Nam quicumque mei, nonne fuere tui?
16 nt ante
15 fertens B 17 linquens B 23 Mofie interpungiert vor
ülum, die Hss, nicht 24 ait] soit B dulces : dulcis E 27 'f DE
potuit B 32 docuit B 33 succide DE securf corr, 2>*, secur-
mn B 37 Cursum B (Vorlage Curm).
15 uel ' ut ante D^
16 Über die königlichen Bannwälder vgl, Myth,^ I p, 59.
Liber Sextos, 39-62. 339
Sed malus hoc fecit losepb tibi, pendat acerbe,
Hie modo bis sena prole saperbos onat, 40
Si quid adhnc nirtatis habes, profidscere mecam,
Reddat pro corio seqne saosqae tao;
Nee tenebrQ metuantur, babes in nertice lanam,
Hqc nobis rectum pr^oia pandet iter,
Si tridaana foisset adhuc, iam plena coiret, 45
Aut triduum rediit, post abi plena foit.'
Hanc lupos ad nocem rediuino robore sorgit,
Ignoscit nulpi, mitia aerba refert,
Coruigari totam detexit in ordine fraudem,
Mox stabolom losepb nil metuentis adit. 50
(PrQdocoit anlpes neruecem regis in anla,
Fallere qua posset calliditate lapom)
,Patnie, pone minas et pr^blandire parmnper,
Qni simolat pacem, certiQS ense ferit;
Ne subito effugiant, patrem natosque salutaT 55
,Pax uobis, fratres! hie bonus hospes adest,
Quem totiens optastis, adest, procedite iQti!'
,Quis nobis pacem tempore clamat in hoc?
Pace precor careat, qui debuit obdere caulam!
Non michi clamata pace opus esse reor, 60
Rus habito, numquid silualem debeo censum?
Hinc procul indictor f^deris huius eatT
39 Si BE pendet B 40 Sic ^ bissena B prose B
41 ad hec B proficere B 42 Reddat ABB] Reddet B und Mone,
44 HTi" E 45 ad hec B 47 *r BE, nachher 1" in B nd>en 51, 57,
59, 61, 64, in E wben 58 und 63. 48 uitia B 49 Cor lugaret B
50 metuend"' corr, B*, d ist aus t verzogen, 53 *f fehU BE tolle
minas B 54 furit E 61 nonquid B deb^f corr. B*
43 lunam nichl die Glatze, sondern das Hufeisen, letzteres ist
an einer Steüe offen, wie der Mond drei Tage vor (45) oder nach (46)
dem Vollmond; vgl. Metam, VII 179 Tres aberant noctes, ut comua
tota coirent Efficerentque orbem. 56 vgl. zu II 99, IV 141.
22*
340 über SeztoB, 68—88.
,Hqc, frater, michi nerba subintendisse nideris.'
,Nil ego, domne, tibi'prQter honesta loqaar;
65 Quilibet externas, qai nobis profore nollet,
Clam potuit nostras insiluisse fores.'
,Et quid, amice, putas? potuitne externior hospes
Deteriorque tnos ullus inisse lares?'
,Care pater, potuit, si non michi nequior optas
70 Esse, tuus genitor quam fdit ante meo.'
,Nec melior nee peior ero; si comiter illad,
Qaicqoid erit, tuleris, scis bene ferre iocom;
lugera nunc solues, quot sum tibi mensas, ego istos
Tres quater nsoram, te capitale peto,
75 Ergo minas omnes laxatQ redde crumenQ!'
, Mallem uiUano quam eibus esse tibi?
Nil michi sine meis contingat tristios agnis,
Yix michi tarn rebar ueUe faaere deam.
Si me dumtaxat totom consnmere posses!
80 Sed polus aarora progrediente ruhet,
Hie homines Oriente die patiere canesque,
Si petimus siluas, stirps nocitura tua est;
Est opus arte nona, pars nostri corporis opto
Nulla tibi pereat, fac mea dicta, sapis:
85 Ad terram reside retroque innitere posti,
Atque bene impressos in scrobe fige pedes,
Inde michi tota protende uoragine fauces,
Quam late ualeas pandere labra, nide!
73 quota
63 1" fehlt D 64 loquor A 67 «T fehU B 70 Über meo
R<i8ur in D, D^ setzt ein Komma vor meo und erklärt es durch recedo.
72 eris tulerit B sis D 73 nee B quod : quot A, quod B,
quota CDE 75 *r ABCBE hucare C camene auf Baswr D*,
im Glossa/r steht mit entsprechender Blaitnummer ,105 crumena * buisa'.
80 plus B 84 sat C 88 Qua JS
64 ff. vgl. IV 208 ff.
Libor SextoB, 89—112. 341
Romor nbiqne refert, quam sis Bernardos hiandi,
Nunc parebit, utnim noris hiare bene. 90
Integer ingenti ferar in tna niscera salto,
BncceUam talem fors tibi nnlla dedit,
Nil formido nisi in stomacbos discnrrere plores,
Hiscere si nosti, deprecor bisce scmel!
Si bene laxaris bnccam michi, fdnditas intro, 95
Hoc tibi consiliam proderit atque michi,
Tone non soUicitabor, abi sapcrantia condam,
Cancellosqne uteri qnosqae replebo tni!'
Imprimit ille pedes scrobibus postique retrorsum
Appodiat, fomo lazins ora patent, 100
Impete si recto uemex in labra misset,
Intrasset medio gnttnra nentre tenns;
Assilit ergo bestem snblatis comibns alte,
Fixeront supemm comna bina labrnm,
Bina canas nares, frontem dno, bina palatnm, 105
Excntitor senior sensibns atqne loco.
Conqneritor loseph: , domine Ysengrime, rogaram,
Firmiter nt stares, tamqne repente cadis?
Ant cadis aut titnbas, sta firmiter, esca parata est,
Ycscere constanter, ceme, diescit enim; 110
Sex onibos qnondam somptis illectns ad esum
Et plus dimidio nentris inanis eras,
89 bene goBrns
111 iUeeiie
89 qnod B 90 T ^ 92 Buccellem B 95 intus E
96 concilium CD 97 qnondam B 99 scobibns E 103 1" CD
105 cana E 107 «f DE rogari corr. J> 110 came E 111 snptis C
89 Über bemardns setzt D^ die Glosse uemex und die Variation
nel bene gnarus 111 uel illesus D^
100 vgl BF, Einl p, 93, 104 f. vgl zu IV 611. 111 ,d)en
nur, wie durch eine appetiterregende Vorspeise, gereizt zur eigentlichen
MaMeeit', wie oben durch die Krapfen,
342 Liber SextoB, 113—134.
Yix libata tibi hie ona est, effQtos abisti,
Plus quam dimidius resto superstes adhnc.
115 Nunc fugis, ut dantur tibi fercnla prima; cibusne
Mouerit, ignoro, t^dia sisne satur,
Hoe sapit ante diem caro ueruecina, redibis
Vespere, quid sapiat tunc quoque, nosse dabo,
Efficiam, ne non toto scribatur in erbe,
120 Perlepide ludum me didicisse pati.
Siue satur sine insipidam pertQsus es escam,
Nolo michi parcas, do satis atque super,
Scrabonis uetuli penna paganior essem,
TantillQ ueUem-si dapis esse tenax;
125 Die patruo, Reinarde, tuo, uescatur habunde.'
Namque aderat uulpes, festa cupita gerens.
, Grates, frater, habe! satur est, dormire sinatur,
Nil audit, dextro poplite (dormit) abü'
His dictis abiit loseph comitantibus agnis;
130 Ut potuit demum, repsit et ille domum,
Et donec misero uirtus coriumque recrerunt,
NuUorsum a propria prodiit Qde foras.
Conualuisse lupum fama perhibente renidet
Yulpes, ut nitido noctua furua die.
113 s T J3 effectus BE 114 ad hec B 115 cibus ye E
116 fisne CDE 117 Sic CDS 118 nosce CDE 120 lurduin B
121 Über pertesus seiet D* percensus. 123 Serabonis B 125 "f ÄBCBE
127 f AD frater nachgetrtigen D^, am Bunde scheint fr ausradiert,
vgl. zu I 973. 128 A interpungiert nur vor dormit, BE hat tor
und hinter diesem Worte einen Punct, CD interpung. vor dextro und
vor dormit, Mone folgt BE; dass aber dextro poplite zu abi gehört,
lehrt IV 499, Aeneis VIII 302 popilite B 129 1" fehU C -
Nach 132 nur in E (dreizeüiges) Spatium, 133 lässt nur ZM mi
rother Majuskel heginnen. 133 *{ in B schon neben 132. 133 pro-
hibente E lU et E
123 uel • uituü D*
123 vgl V 1099 u. GL 125 vgl II 609 ff. 129* -= / 443'-
über Sextos, 136 — 154. 343
Tnnc tendit laqaeos ad callida nota nalentes, 135
Robore diflfidens fraade capescit opem;
Difificilem neniam scelerum ratns esse priorom,
Tertia disponit prQnocitnra lapo.
Non dabitat recto pr^pendere lacra leonem
Et leuiter motam, quo uocat ira, sequi, 140
Scitque lupum nescire inter duo dura petendum,
Unde Sit eniti pronius, esse magis;
SQpe malum sapiens fert pro peiore fugando,
Stulti nana timent inque timenda ruunt.
Esuriens ibat raptum leo, cautus eunti 145
Obuiat hospes, humi stratus adorat eum.
,Rex domine, obnixe tuus Tsengrimus, ut illuc
Pransnros uenias neue morere, rogat,
Expectaris enim.' facilis leo paruit, itur,
Cominus accedunt, ostia clausa uident 150
,Patrae, nonne semel saltem tua uota peregi?
Nunc saltem grates promeruisse sinar?
Per me parta tibi est h^c gloria, forsan honore
Yiz isto gaudes, tarn sapis usque parum;
138 Tempora
135 Nunc C 136 capessit ÄCDi 138 Tercia Ä, Teroia
oder Tertia 5, Tempora CBE [eine auf IV 986, V 12r5 sich stützende
Änderung), retia vermutket Mone; vgl. Glossar. 140 Gegen Mones
Vorschlag uocet oder ferat vgl. zu I 954 und Metamorph, V 668.
141 Scique C iter ÄBCDE, von A^ und D* zu inter gebessert.
142 empti promus esse magister B eniti : euiti mit Glosse uitari D^
145 *f fehlt hier und 151 B 148 Prensuras B 151, 152 Das
Fragezeichen am Schluss fehlt in aUen Hss. 153 gl'a] regl'a B
136 vgl. 28. 141 f. Bas römische Sprichwort ,6z malis eügere
minima' Oic. de offic. III 1, Büchmann^^ p. 266, ebenso Zacher, alt-
franz. Sprichw. n. 199 {Zs. XI 136). 143 vgl. Zacher n. 198, Änon.
Neuel. XXII 6, Brundlus 150. 144 vgl IV 853. 146 bospes
cautus vielleicht mit Beziehung auf die in III geleisteten Dienste. —
149» = V 15ö\
344 Liber Sextns, 155—178.
155 Exultes, tristeris, adest, qaod sQpe petisti,
Progredere, aduentum suscipe regis ouans!
Rex tuas hospes adest, tuus hospes! nunccine nosti
Me fanisse tibi? rex tuus hospes adest!
Ergo epulnm accelera, quod heri te rege datomm
160 Hospite iactabas, rex properare cupit'
His senior uerbis stupet erampitque probatom,
H^ccine Reinardas dixerit anne Satan;
Viso rege silens trepidat, detracta recresse
Conqneritar, mrsam tergora danda timens.
165 ,Patrae, mandatus rex ad tua prandia aenit,
Ipse petitus adit, non tua dona petens,
Et promissa negas? nobiscum mra reqnire,
Nil tibi promisit rex epalnmque dabit.
Inueni oitnlam, sed ais abdacere anenti
170 Defuit, et regem pr^pedit ecce pudor;
Tu medius nostri, ta fortis et absqae pudore,
Corramus! nemori mra propinqua sedent,
Tn deductor eris prQd^, rex tutor, ego index,
Et fore communem rex patietor eam.'
175 Ynlpe loquente leo retieet, non antea pontem,
Quam capras habeat, pr^fabricare uolens;
Mens aliter nersat, fortnna dante innencam
Non dnbitant uolpes et leo, cuia foret.
171 Tu melins nosti
155 tristaris B adhuQ adest C 163 recesse B 165 "f fehlt C
167 Das Fragezeichen fehU in den Hss. 169 lueni C 171 melins BCDE
nosti CDE tu fehlt B sortis B 173 detuctor B 175 silet CDE
177 iuuencam fehlt B 178 leo cuia] leotina C
177 Mens alacer uersat fortuna dante iuuentam i
170 toeü Both die Farbe der Scham ist, vgl Bufanus und 216.
175 f. Anspielung auf das alte Sprichwort ,Fontis erit soUers aliquis
cur ante capellas?' (Prora US). 177* = I 882^,
über Sextttß, 179—200. 345
Annait YseDgrimas, ennt, reperitar, abitque
In nemns aireptis bacula docta toris; 180
Ut tenuere locum, quem rex prQceperat escis,
Tnnc patait, qaaoti sit sapnisse, palam.
Bos cadere est morsu, non uerbo, inssa caditqae,
Non moriens aosa est dicere ,do1o mori',
At lapus insipiens, nix rege rogante, qnis illam 185
Dinideret recte, ,partiar', inqnlt, ,ego'.
(Tarn prQceps fatnns qnam non est gnaros agendi,
Expectat sapiens, dam sapienter agat)
,Ergo partifica, domine Tsengrime, decenter!'
,Partiar egregie, rex here, nonne leges?' 190
Assilit ergo bonem, semota est, membra tripertit,
Partibns ^qnatis inspicit acre leo;
,Tsengrime, pntas, est bos diuisa facete?'
,Rex, bene dinisa est et sine fraude, probaT
,Experiar pancis, an sit dinisa perite, 195
Si bene dinisa est, utile dico tibi;
Pars b^c prima triam cuia est?' ,taa, maxime mi rex',
,Et cnins media est?' ,rex, ego somo michi hanc',
(Rector adhac sed nix inscissa bile tacebat)
, Tertia pars cninam cedat, amice, iabes?' 200
183 Hos B 186 Mone zieht recte ztir Wolfsantwort, vgl. aber
das Folgende. 187 est (S) nachgetragen A, non engnams B —
spect ^
188 Ex 1*1 1 1 at corr. D* agit i 189 *{ CBE parfica B —
191 semota est ABCD ,m Nu ist sie todt\ semotaque zweiwortig E
193 bos est JB facere B 194 fft] fei .B 197 cuia] toa C —
maxima B 199 ad hec BE inscisa CD vile C 200 cedet B
188 vgl. Prouerb. Sdl. XXIX 11. 190 leges i. e. eliges, der
König kann sich seinen Theü nach Beliehen auswählen und wird
natürlich das Beste nehmen; aber der Lowe f> zu der ersten Klug-
heitsprobe die zweite: er verzichtet auf das Becht der Vorwahl und
macht hier, wie 266 f., den Theiler auch zum Zuweiser der Theüe,
199 Über tacebat vgl. Glossar.
346 Liber Sextus, 201 — 220.
,ReiDardo nulpi ; rabies tunc tota moaetnr,
Nee motis animis imperat ille diu,
A scapulis pellem eaudatenus ezcutit illi;
,Qai, patrine, dein? partificata bene est?'
205 Territus Ule fere retro salit atque seorsum
Coctana aendentis more resedit anas,
Oblitasqae snam partem, indignatus an ira
Nescio, si meminit sumere, liqait ibi.
,Patrue, nunc claret, quanto consttescat honore
210 Aula secntores glorificare suos,
Seraiit ante ursus, modo rex tibi, parce fauenti,
Gratulor auspiciis inuideoqae tuisl
Quod si me pateris uerum tibi dicere, rector,
Hunc padet officium sustinuisse tuum,
215 Non potuit coram primatibus absque ministro
Exuuias alba ponere fronte snas;
Hoc fortuna loco nos tres dumtaxat adegit,
Rexque licet consors tu quasi noster ades,
Hie, sua si placitura tibi uelamina nosset,
220 Ipsemet iniussus depositurus erat.'
216 abba ponere sponte
201 *r ^ rapies E 204 Qui : Quid D* dem auf Baswr J>
(dein oder dem) , patrinedem E 205 retrosalit ACD, vgh III 559,
206 Octana B 210 fehlt B 211 an £ 214 sostinusse C
216 abba ponere sponte CDE, über sponte D* fronte, wovor D* ud
setzt, 219 p. si B noscet B
204 t^f^(i^ äicU uulpes, ut patet e uersu 209' Mone, aber geradt
aus dem Gegensatz der ironisch -schmeichelhaflen Bede 209 ff , mu dem
in 204 angeschlagenen Tone schneidigen Vortour fs ergibt sich, dass
Grimm {EF, EifU, p, 29) diesen Vers mit Becht dem Löwen zuweist
206 ftvie ein Quitten verkaufendes Hökerioeib'; vgl, Glossar. Quitten-
bäume zog Karl der Grosse in seinen Gärten {Weinhold p. 32S);
Quitten wurden beim Nachtisch herumgereicht (Eebasis 179, 971 {1025),
A, Schultz I 292); flandrische Quittenzucht bezeugt auch Sander Flan-
dria illust. I p. 9. 211 vgl III 945 ff, 212 vgl III 909 f. —
215 vgl III 870 ff.
Liber Sextas, 221-244. 347
,Me prior hie, Reinarde, tuas nestire aolebat,
Qualiter expediit non tolerare michi,
Sero fere sensi, sensi tarnen; ipse Incelli
Si quid habet, barsQ condat in ore suq!
Me, cui uolt, inbet esse parem, coniudico, qnidni? 225
Solus ego hie, qoid rex? nnos nt nnns agit'
,Anne tibi extemo potios, rex docte, faaere
Quam consangaineo deboit atqae sibi?
Deniqne nesdo qnQ perpessam incommoda iactas,
Ferre potes grates, onde tibi ira placet; 230
Ominis iUe boni credit nestire snperbum
Indunüs regem bis memisse snis,
Vera tarnen dicam, nisi mitis sontibns esses,
Pendere prQsumptns debnit acta sni.'
,Ysengrimns, ut est, partitnr et eligit, nt nnlt; 235
Hoccine tu saltem participare potes?'
,I>iuidere ignoro, nuUns mea f^dera curat,
QuQque acquiro, mei soiius esse solent;
Tu solus nitulam, prout ad me spectat, habeto,
Offensam patmi nolo mouere mei.' 240
,Improbe, rex ego sum natus punire i*apaces,
Suggeris, ut michimet iura aliena petam?
Perdita conciHem potius, quam dicar inique
Eripere extemas et uiolenter opes!
221 uestite : nestire C solebat C 222 talerare C 225 iubem C
226 hc : hie .B qui B i hat den Vers in der Fassung: Quid rex
solus nnus ut unus agit. 227 f fehlt B docta : docte B 228 cum
sanguineo A 230 2> hat am Schlüsse ein Fragezeichen, aber der
Sinn ist ,eine Gnade ist das, was du als Strafe bezeichnest' —
233 nisi] non B fontibns B 234 presumptis B acta aufBasur Ih,
vgl. zu I 973. 235 1" fMt CDE 236 partifioare B Hoc sine B
237 "(wurinA 238 me/ E 240 1" ausradiert D 241 1" fehU D
243 consiliem E iniqs (= inique) BE
226 Solus «» u/nus, nur eine Nummer, nur einer von drei
Gleichen.
348 Liber Sextns, 246—274.
245 Dinide, communis pr^da est, nil nendico sane,
PrQter qnod merito dixeris esse menm.'
,Incidit ammissnm patraus mens atqne Inendi
Estimat enentnm, partiar ergo iubes?
Qnicqnid nis, facito; qnoadusqne ignoneris Uli,
250 Qnod male dinisit, partificabo nichil.'
,Omne nefas Uli pariter p^namqne remitto,
Et tibi do neniam, dinide, sicnt anes.'
Tunc itidem ternos Qqnans Reinardns acernos
Constitnit, sed non ntilitate pares:
255 Pingnibns ex frustis spissisqne et pQne sine osse
Portio prima aliis plnris ntrisqne nalet,
Crassaqne non adeo, qnamqnam camosa, secnnda est,
Est ossosa pamm tertia camis habens;
Tresqne pedes dcmnm perfectis partibns addens,
260 Seposnit qnartnm partibns ille procnl.
,Qualiter intendas, dnbito, sed dinidis apte,
Quem cninsqnc nelis nescio partis hernm;
Mntabisne aliquid? nis quid cni demere parti?
Addereue? an, qnales esse nidentnr, erunt?'
265 ,Xil nariabo qnidem, diuisa est bucnla prorsns,
Elige, quam malis de tribns esse tnam/
,Tn lege pro cnnctis, pars cnius quQqne sit, edle!
Proposui, quicquid dixeris, esse ratum.'
,Hanc tibi, (snmmus enim libare potissima debet)
270 Quam camosa onerant crassaqne frnsta, lego;
Proxima regiuQ dabitnr, cnra eins agenda est,
Dia domi recnbat f^tibus Qgra nonis;
Crescentes nati tibi sunt ideoqne noraces,
Inqne tuas epnlas et genitricis hiant.
245 Si nide E 247 amissnm BCD und Mone, 253 itidem]
18
irride B 254 non nachgetragen A 255 fmstn corr, D* 260 8e
posnit E 262 heTf c(yrr, D* 263 qnod CB 265 *f fehU B
narrabo B 266 malis ilä>er ut^getilgtem neUs C 269 Ham B
270 frnstra B 273 tibi fehlt B
über SeztoB, 276—290. 349
His nisi quid demas, qaod saltem rodere possint, 275
Nee tibi nee dominQ pars sua tata me^ est:
Ossibns indomitos bis exereento molares,
Castigent cupidam fercula dura galam.'
,£t pes cuios erit, qm solas seeubat illie?'
,Sit meas aut parti sappetat iUe ta^! 280
Sic ego diuisi, sie qa^que locanda pataoi,
Qui melius norunt, aptins illa locent'
jDebetor iure o tibi pes, tuos esto! aideris
Ut fidas dominis aema fauere tuis;
Quisnam te docuit partiri taliter? ede! 285
Per micbi quod debes et tibi f^dns ego.'
,He docoit doctums adhac non pauca, quod istic
Qnodque alias sapni, patmus iste meas.'
,£t eam diaideret, eor non sibi noait id ipsam?'
,Propter Beluacos non fait ausus idem.' 290
275 reddere B 276 mea B 278 dixa % 279 1" fehlt C
illuc C 280 Si J5 281 ergo B 282 ista B 283 iure tibi
ABCDEf merito tibi vertmUhet Mone; zu meiner Besservmg vgl II 305,
III 1126, IV 929, V 1183 tmd Einl 286 fidus CE tibi ! 1 1 fedus A
287 "f DE ad bec E quid CDE 289 *r CD idipsum D
290 Punct f>or non D, Fragezeichen am Schluss AB
286 vgl II 600. 290 beluacos bezieht Henschel (Du C: I 644)
auf die Boquefortsche Glosse belbues s. bellues, contes an Fair, faus-
setes, fasst Grimm {BF. Einl. p. 80) zweifelnd, Mone (Ane. IV 467)
entschieden und mit überzeugenden Belegen (vgl, ferner Leyser Hist.
poet. p. 435, DuC. ed. H. V p. 243 8p. 2 Z. 20, wie die Analoga
Artacus und Tomacus) im Sinne von Bellouacenses, Einwohner von
Beauvais, Streichen wir nun, da 290 Antivort auf 289 sein muss,
das Fragezeichen in AB, so heisst die Stelle: , (räumlich oder geistig)
naJie den Bürgern von Beauvais, hat er dasselbe nicht gewagt, als
Nachbar und Gesinnungsgenossen der Belvctcenser verliess ihn im ent-
scheidenden Augevhlick Ausdauer und Thatkraft.^ Beauvais gehört
zur I^ardie; nwn hai wns ein Ankiphonar des XIII. Jh. ein bissiges
Bonmot gegen die Picarden überliefert (DuCange V 243)
Isti Picardi non sunt ad prelia tardi,
Primo sunt bardi, sed sunt in fine couardi.
350 Liber Sextas, 291—300.
,Ergo, quod edocuit, misere intellexerat ipse,
Teqne aUosqae docens ipse docentis eget?*
,Brex miser, ignoras letargo s^cula l^di?
SQpe ualens aliis non aalet ipse sibi. —
295 Patnie, quid prodest, quod te castigo freqaenter?
Quo te pltis moneo, stultins usqne facis;
Stillte aliena petens sua seque petitaque perdit,
Nescis, quid uolgi mystica dicta notent?
Frania putrescont melius quam poma uorentur,
300 Yas plenum recto, qui tenet, orbe ferat.
291 1* fehlt in den Hss. 292 alios B (-qua feUt) aget B
— Bas Fragezeichen fehlt in den Hss, 293 1" CBE solera E
295 «T feUt CE quod prodest B 296 usque] ipse BCDE, dieses ist
Nachtoirh^fig von 294, für jenes vgl, IV 670. 297 petita" perdit" q3 i
298 quod BCDEi uocent i 299 Framea, über ungetilgtem e stekt i, C;
in B ist von erster Hand nach Fram'|| da, er schrieb, wie der unge-
löschte i-Tüttel lehrt, Framia, D* rieh ia aus, setzte a an m, wiR
also (Frama oder), wie im Glossar steht, Frania; Framea i
Also muthiger Anlauf, der, wenn es gilt, der Trägheit und Zagheit
(letargus 293) weicht, Strohfeuer, Ber König versteht offenbar die
Antwort nicht recht und wiederholt seine Frage, worauf B. seine
Auskunft fast unwillig (rex miser) verdeutlicht, — An andere Gründe,
die den Widerspruch von Lehre und That erklären (vgl. V 494, VI 309)
verbietet ausus zUf denken; für die Annahme, dass die Bewohner von
Beauvais den Franzosen das seien, w(ut uns die von Gauchsberg
(wisiu wort unt tumbiu werc diu habent die von Gouchesberc, My^^
II p. 567) oder Affenberg (Zingerle p, 180), weiss ich keinen Beleg, —
294 vgl, Zingerle p, 118 ,Manec man git guoten rsLt der im selben
keinen bät\ 299 franius = herrschaftlich , s. Glossar, Aüe an
diese Stelle geknüpften Erörterungen {BF. Einl. p. 93, Mone p, 328
und Anz. III 296) erledigen sich durch den Hinweis auf Prora 616 f,
Putrida quemque magis domino sua poma tuen Quam comesta mihi
potior sententia uisa. Nicht zu verwechseln damit ist das andere
Sprichwort ,£z ist niht guot mit herren kirzen ezzen', vgl, Zingerle
p, 82 f und Gott. Spruchsammtung 156 Cerasa cum dominis non con-
sulo mandere seruis, Mandxmt matura, sed relinquunt sibi (t. e. seruis)
dura. 300 ,Man sol yollen becher tragen Ebene, hoere ich dicke
sagen* Freidanc 114, 25.
Liber Seztu, 901—330. 351
Patrae, nos inter tres tantam sermo nagetor:
Ta nimis in partem regia aoanis eras,
ÜQgere debneras ubi, nam mordere parabas,
librat bafo tenax atque reUbrat hamam,
Curia dissimulat lingentes, morsa remordet, 305
Et repetnnt proceres f^nore morsa graai;
Sospes, si saperes, et regis amicns abisses,
Sed tibi, quQ mnltis, pessima plaga nocet,
Non simul ingluoies discretioqne esse sinantor,
Liberior uietrix debilioris erit 310
Seroares aliena, tnis consnetas aboti?
Guius erit costos, qni negat esse sai?
Yenit egestati uenter, qni aendit agellam,
Yenter egens nendit fasqae nefasqae cibo;
Idcirco partemqae tnam rogisque petebas, 315
£t rex continuo motos utramqne tnlit.
Non adbibere potes nisi pleno uincola folli,
Dom saperest aliqnid, nil tetigisse patas;
Sumere prQstabat modicum quam perdere totum,
„Multa ubi, sat", fertur, „quod iuuat, esse bonum", 320
303 ubi nam ABCDE'\ ubinam Mane moderne B —
304 Librat : libat, reUbrat : relibat D* 305 fehlt E, Lücke dafür
gelassen, 306 feruore B 308 placet i 309 fiiinir (seruitur)
statt riuTur B 313 qui uendet B
304 Ftnc. Spec, nat, XX cap. 57 ,Bufo . . . terra uescitur, et
hoc pondere et mensura. Quantum enim in anteriori pede concludere
potest, hoc iUi pro cibo quotidiano est. Timet enim, ne sibi terra
pro cibo deficiat*; auf diesem Ztige her%M die 7te Fabel Hosneckds
(Zs, f. d. A. XXIII p. 303 f.). 309 f. Gier und Weisheit vertragen
sich nicht zusammen: die freiere van beiden, die schrankenloae Gier,
ioird über die schwächere, an die Fesseln der Tugend und des Masses
auf Schritt und Tritt gebundene Weisheit den Sieg davon tragen, —
311 f. auf Ecclesiast. XIV 5 zurückgeführt von C. Schulze Bibl, Spr.
nr, 154, 313 uenit =■ se uendit; eine bessere Fassung desselben
Sprichworts bei MSD,* XXVII 2. 22. 320 vgl. zu 1 154,
352 Liber Seztos, S21— 888.
Utilis est ocolns, cui profore desinit anris,
Sabsidium parce, dat tarnen nsqne deus,
Ecclesia est ingens, cantatqae in parte sacerdos,
Malta culos captat, sed manus ^qna priest,
325 Tonsa bidens melior qnam decoriata, iaaatque
Decoriata aliqnid, perdita tota perit.
Mortuas aut esses aut regia iura tulisses;
Rex tua teqne tenet sab dominante iago,
las sab rege taam non est sed regis, at illi
330 Gratia, si qaicqaam liqaerit esse taam,
Cam qao si qoid babes, qaod ati commane feratnr,
Optima des illi, ne taa teqae premat
Aspera sors misero sese est cognoscere nallo,
Non regam comites, rastica tarba samas,
335 Laxariant reges, et rastica tarba laborat,
Qaid regam est? ^ther, flamina, terra, fretam;
Yillanas cribro pronascitar atqae galastr^,
Rex Cereri et piperi, camibas atqae mero,
337 sino pronascitar atqae cribello
322 ipse deus CDE 323 in fine C 325 iuuantqne B
327 regia] perdita B 329 tuo B 330 quicquid : quicquam C,
qmtquid i tuam B, im E 331 foratur f 333 Auch C hat
zweifellos nullo, Mane verlcis nolle 334 regnum B, renim : regum C
336 terra B 337 cribo C, cribo : cribro D 338 cerer : cereri -4,
cerei B et fehlt CDEi peperi BE •
337 80 schreibt A^ mit Vorsetztmg von alias Über darüber.
323 vgl, Prora 223 ,Ipse canit quQ seit, quamquam domus alta,
sacerdos*, Gruter prouerb. germ. Francof. 1610 p. 91 ,al is de kerk
grot, de päp zingt niet mer, als hi magh* {EF, Einl. p, 93), Hoffm.
V. FaUersleben, Altniederl Sprichto, n. 94 (Horae Belg, IX p. 8) ,A1
is die kerk groot, die pape singhet dat hi can, Non canit in templo
nisi quod seit presbiter amplo' 325 vgl. Freidanc 155, 20 , So ist
bezzer scbern dan schinden ' 327» vgl. II 618^ 336 vgl BA*
p. 247 f. 337 gestattet eine doppelte Auslegung, je nachdem man in
cribrum und dem dwnkeln galastra (vgl. Glossar) im Gegensatz zu 338
Liber Seztos, 889— 348. 353
Rusticus e snlco producit regibus ostmm,
Stuppeaqae ipsius sagmata corpus arant. 340
Qiii soa dementer uastant, eictema capescimt,
Sernans parta potest saniere, qnando übet;
Snppetit inglnuies aol^, coi cancta creantnr,
Sobrietas miseras stringit egena casas,
Panperis inglnoies exhaosta protinns archa 345
Prodit, quam noceat desemisse modom,
Legem pone gnl^, ne fias paaper abnsn
Et male mendices aat male rapta loas.'
847 ab eea
339 insnlco i 340 Snppeaque B, Stuppaque » 341 deuastant
dementer uastant 0, dementer ' ! nastant D ; D* schreibt de über die
Easwr capescunt BCDf] capessunt Ai^ capascunt : capescunt E
342 6« 346 folgen in C auf 348. 342 parte : parta G 343 cuncte :
concta E 345 arcta E 346 Prosit f, dann setzt er das berich-
tigende d darüber, aber über t statt über s 347 Lege B abusu
ABft] ab usu E, ab esu C, ab usn, über usu steht uel esn D, eine
andere Tinte (D*?) verband ab usu zu einem Worte. 348 aut] uel
CDi mala B
niedere Genussmittel oder in weiterer Ausführung von laborat 335
Arbeitstoerkzeuge sucht, Ersteres thut H. Bönsch: ,galla Jieisst
nicht bloss Gallapfel, sondern auch {Lucü, ScU. XV 28) ein herber,
geringer Wein. Ich halte daher gal(l)astra fOr das stricte Gegentheü
von merum 338 und verstehe darunter einen mittelalterlichen Grüne-
m
berger, d, h. einen erbärmlichen, saueren Krätzer, unter cribrum
aber ein ebenso vortreffliches Brot, das aus den weggesiebten Hülsen
bereitet ist, Hülsenbrot oder dgV; man könnte dann auch mit dem
deutsi^n Volksliede an die übliche Bauemspeise, Haferbrei und
Buttermilch, denken. Ich ziehe aber mit G. Löwe (galastra =
Milcheimer) und dem Variator (sinum = Melkkübel) die letztere
Auffassung vor: der allüterierende Spruch Luxuriant reges, laborant
rustici tpird in seiner ersten Hälfte durch 338, m seiner zweiten durch
337 erläutert; dies stimmt ja auch zur Beutetheilungsfabel, in der die
Bauern B. und Y. dem Könige das Kalb erarbeitet haben, dieser aber
es allein verzehrt. 338 vgl. zu III 837, 341 ist, wie schon D*
erkantUe, Beminiseenz an Cato Dist. III 21 , Qui sua consumunt, cum
deest, aliena sequuntur', vgl. Prora 57.
Voigtf Ysangrimiu. 23
354 Liber Sextas, 349—368.
His siluit dictis rimansqiie procacibus irqois
350 Dilecti patrui singula membra notat,
Pars antem, nisi pelle carens, in corpore toto
ladice Reinardo nülla decora fdit.
Time parat omatu patraum meliere beare,
Quadrapedem metaens currere posse nimis,
355 Rem miseram repetens et paacis profore credens
Cuique lapo innatas qaattuor esse bases;
Maluit ergo uno nnllom pede siue duobns
Quam dulcem patraum rite carere tribus,
Estimat ausurum pedibus quam plurima tantis,
360 QuQ nimio nequeant absque labore gen,
m
,Non oberit cuiquam, prosit, si profore possit,
Si fnerit saltem qualibet arte tripes.'
Tunc constante fide senis ista susurrat in anrcm:
,Patrue, non nobis boc bene cessit iter,
365 Nil nobis cum rege, potest nimis ille feroxque
Viribus intendit, nil pietatis babet, .
Res a rege tuas non ni, non arte tueris.
Sunt tibi mutata lucra petenda uia.
365 reputanB
349 ABCB setzen ^ davor , E schreibt auf zweieeüigem Spatium
das Argument, O und ZH setzen die Fabelnummer, dieser auch auf
hir *
Rasur rothe Majuskd Mfizu \ \ qnis carr. D^, darüber schreibt er
uel hircis 350 notant B, norat 0 351 nisi] ubi E 352 Indice CD
354 Qnadrapem B 355 Mane setzt reputans in den Text, trotzdem
repetens , wieder überdenkend' ganz sinngemäss ist. 356 lapo /eUt B
quattuor Ä 360 Quod B 363 aure B (aures ist Vermuthung
J. Grimms). 368 m uia C
355 reputans, alins liber Ä^j uel reputans IH
355 Die res misera (et paucis uHlis) ist die Viersahl der Wolfs-
füsse (356). 356 Zu bases vgl. Grimm BF, Einleiiung p. 95 -
361 Die Meditation geht in ihrer Lebhaftigkeit unwiükürHch in einen
Monolog über.
über SextQS, 369— S82. 355
Baldoiniis senior, ^yBona" qni „Fidada" fertnr,
Pellicimn patri debnit ipse tuo, 370
Reddere qaod blande monitns cam SQpe negasset,
Deniqae censores constitaere diem;
Debitor interea mortem ezactorqne talerant,
Cansaqne maiori cessit inacta minor.
Carcophas patriis successit rebus ut beres, 375
Sic qaoqne soloisset debita rite patris;
Poscere nee neniam nee solnere curat, eamus!
Conoictum fstcili calliditate tenes:
Non didicit cansas Galla tractare loqaela,
Pr^posoit Franco Danabiale solnm, 380
Teutonicos niiser et radis est ut papa salignos,
Stridala Bauarico gattnre nerba liqoans;
369 f fehlt B 369 Baldewinus C, Bald/wimis D cui C
370 meo tuo C 371 quo B 372 censorem B 374 in acta E
375 pateris CD 376 q3 ^ rita B 377 ne {vor ueniam) O,
ne : nee XH QimUr n ist ein Budutabe ausradiert, dann c von D^
darubergeselzt), 378 Gonumotum oder Goniimctum BD, Conlunctum
CundD^, der über i das Tüttelchen setzte. 379 Vor gadla Basur D
382 lanarico B guttere CD
369 vgl Bruder Bonafides t/n Nathan. 381 RF. Einl. p. 94
ygrob wie ein hölzerner Pfaffe, Kindermärchen {3, 230) wissen vom
busbomen pastor und vom hageboken köster; ein baböken kerl bezeich-
net einen einfaltigen, ungeschliffenen", Bockholz DGl. II 134 sagt bei
der Besprechung der altdeutschen Götterschnitzbüder : ,Jm Süden
scherzt die volksihümliche Bede jetzt noch über den mürben Herrgott
mit seinem hölzernen Bischof, buehsbdwmgen Pfarrer und hagebuche-
nen Küster, Die Phrase deutet zurück auf jene geschnitzten oder
thonernen Zwergenpopanze, die mit dem Ausdruck plumper Lachlust
auf Schränken und im Getäfel der Wohnstube aufgestellt ware^i. Sie
sind die späten Nachkommen und Überbleibsel jener kleinen elben-
haften Hausgeister, welche den römischen Laren und Penaten gleich
im Innern des germanischen WoJmhauses standen utid ihren Schirm-
dienst verrichteten." 382 Über die im MA. nicht beliebten Baiem,
specieU auch ihre rauhe Sprache sind ausser Weinhold DFr, p, lOt
und HF, Einl. p. 79 namentlich W. Waekernagd, Zs. VI 256 und
23*
356 über SextoB, 388—406.
Ore michi Franco causam committe tuendam,
Indiget ille su^ compositore uicis,
385 Reddere pelliciom primo clamore coactus
£xaet, incaatum me dace fisos adi! '
Quid dabitas?' (dubitabat enim) ,semel obsecro tempta,
Quam sme nersuta sit mens arte faaor;
Si res ista tao fuerit contraria uoto,
390 Me glatito tuQ cnma catasta galQ.'
Ille ratas uemm, quod cogitat esse lacrosum,
Incidit audita conditione plagam.
,Nescio, te, Reinarde, parem cui suspicer esse,
Ta meus es fantor, tu meus hostis item,
395 At monitis ubicomque tuis obtempero, iQdor;
Cedo tarnen, ueloti sis michi fidas adhuc,
Indice, ni fallor, fama michi debnit ille
Pelliciom, et frans est hac michi facta tenns/
,Patrue, fama me^ concordat ydonea uoci,
400 Dicere tam nosti me tibi nera magis;
Hac iter est, mora segnis obest, succede, pr^ibo,
Et, qna continuant Incns et araa, mane,
(Hostibus horret ager!) ne nobis triste quid obstet.
Ad siluas asinum qnalibet arte traham.'
405 Protinus inaento uulpes pr^dixit asello
Propositnm fraudis, nee dolet ille sequi;
403 ni
384 Quam sue B 386 incautus C Komma vor me CD —
fidus CDE ' 387 Qui 5 tanta tempta B 388 uereura B
390 gule und e in tue au f Rasur Ä 391 "f fehü C 393 suspicit B.
suspicli' corr, 2>* 395 obtempe JB, obtemporo : obtempero E —
396 Credo B 397 fallar E 399 f fehlt AB 401 succedo B
403 ne] ni DE, in C quod B obest E 404 Die C asinam CD
405 «r fehU AB 406 non B
Kaufmann, Caesarius von Heisterbach p, 150 Anm, 1 8U vergleichen;
D* im Glossar: ,bauaricus * de beyerre sine audax'.
Liber Sextns, 407—428. 357
Inaenere senem silnaram extrema tenentem,
Carcophas raaco ter sonat ore aale.
,Frater, aae boc falsum est! si me salaare cnpisses,
lam michi aenisset res mea missa dommn; 410
Nunc tarn redde libens, quam commodas exigo, facque
Denno ne repetam! nunc repedsse feranu'
,N^ tibi me recolo, domine Tsengrime, tulisse,
Debita do, quod lex publica mandat, agam/
Gonsilio uulpes acdtur, itemque renersi 415
Constiterant, nulpem bis iubet ille loqui,
lussa locntomm pauds prQuenit asellus:
,Neqaaquam placita hie rebar ageuda michi,
Inconsultus ob hoc feror huc; opus ergo tuente
Si fuerit, uocem consiliumque peto/ 420
,Utquid consilium, frater, uocemque requiris?
Qn^rnntur patruo debita certa meo,
Pellicium reddi, quod tanto tempore debes .
Et tu cuius eum cemis egere, iubet'
Tunc seriem caus^ a fundo perstrinxit et addit: 425
,Taliter h^c retines debita tamque diu;
Quot tu pensus oues, (hoc dampnum ponderat homo)
Haue massam dampni mittit amore tui.
409 1* fMt AB saluare] salutare CDE, saluere Qrimm und
^one; vgl. Glossar. 410 Vor uenisset Basu/r D 412 repetem B
413 f fehU ABE recole B 415 Gondlio CD 416 uulpe/bis B,
uiüpes E ipse C 417 "f CDE 418 Neqoam quam B
419 feror hec B 420 conciliumque CD 421 «T fehlt AB con-
Güium CD 423 redde E 424 agere debet iubet B 425 fände B
prostrinxit E retinens E 427 opes C hio ^ omo AB^ in A
am Bande das Corruptionsmchen.
412 fHüte dich davor, dass ich' 8 zum zweiten Mal zurück-'
fordere, ich müsste dann schwere Verzugszinsen verlangen; diesmal
tmü ich es Ober mich gewinnen, es einfach zurückzufordern: Über
den auxiUaren Gebrauch von ferre vgl. Einleitung. 418 vgl. V 292.
420 vgl. 450, III 887, II 468 ff. 425 vgl. I 424. 427 Ts. will
nttr des Esels Fell, nicht sein Fleisch, dessen feiste Füile schon
358 Über Sextas, 429—444.
L^tios ac citius tarn solnere iusta memeuto,
430 Quam superas sensu diuitiisque patrem;
Dedecet ingenuos patria probitate carere,
Obprobrium prauis stirps generosa parit
Pauperior tota meus anteritate suorum
Patruus hoc anno bis sua texta nouat;
435 Est quater undenis h^c larua tibi insita Instris,
Nee tu eredis adhuc haue senuisse satis?
£xue! fruetus erit duplex tibi: debita soluis,
£t noua succrescens dat tibi cappa decns;
Et quam ferre diu potuit, scis leniter illum
440 Supportasse, suq nunc eget ipse rei,
Credita qui reddit, rursus debere meretur,
Redde nee exeusa nee tibi quQre moram!
Ditior es genitore tue melinsque uideris
Soluere posse tuus quam potuisse parens,
429 maatrCDE 430 censu CD tmd Grimm, wogegen Mone
mit Becht einwendet , sensu a(2 iQtins, diuitiis (td citius referendum esl,
quae cmtithesis cadit, si oensu admittimus', vgl, 446. 431 pietate B
432 In prauis steht & auf Ecisur von D*, der auch den i- TiUtel setzte.
433 p tota B austeritate E 434 testa E 435 Equater B
/nsita corr, XH, ensita E 436 ad hec B Das Fragezeichen fehlt
in den Hss. 439 E quam C diu ferre diu B 440 non B
441 quid B
IV 503 f. hervorgehoben wird; seiner Meinung nach kann ihm mxr
der Gtnuss vieler Schafe, die er in dem WolfsfeU erjagte, zu diesem
Leibesumfang verhol fen haben, er fasst somit den geliehenen Wolfspeis
als Capital (debita m 610, VI 426, res m 611, VI 440, capitale VI 74,
ius VI 478), die darin erbeuteten Schafe als CapHälsgewinn des Esels,
der für ihn selbst als den Inhaber des Schafmonopols einen Verlust
darstellt (usura VI 74, iactura m 610, dampnum m 611, VI 427 f.),
auf und berechnet die Höhe dieses Verlustes nach seinem heurigen
Minderertrag (homo sc, dampno), multipliciert mit der Zahl der Leih-
jähre. Also yWie viel Schafe du schwer bist d. h. gefressen hast, diese
Schädigung der eignen Jagd wiU er dir nicht in Bechnung stdlen.'
In der Bqplik wird nachher beides bestritten, die res 478, die iactura
479 f. 434 vgl, 211---220, 435 vgl zu III 736. 437 vgl I 26.
438 vgl zu III 977.
Liber Sextns, 445-462. 359
Mater Ybera qaidem, genitor tibi Francos, et ipso 445
Ditior atqae ortu clarior illa fdit;
At tibi nobilitas ambomm cessit opesqae,
Astu prQterea qaod tibi creuit, habes.'
H^ nbi Bargimdo uulpes expresserat ore,
Consiliom et uooem poscit aseUns item; 450
Ysengrimiis itemque negans ait: ,improbe, debes!
Hoc est consiliom, rem micbi redde meam!
Qnis tibi consoleret melius? mea, qu^ro, secosne
Ac michi soln^&do conciliare putas?'
jPatnie, parna aliqoando seiet res profore multorn, 455
Gominos huc aores anige, panca loquar';
(Arrigit ille aores) ,omnino cepimos istom,
Perdere nil poteris, iosta qoerela toa est,
Consoltoros eat meqoe oratore loqoator,
Deterit hie nollo forma colore prior. 460
nie oafer nimis est fortassis, ooce negata
Altios appellans oim sibi clamet agi,
445 (ybera mit Bandglosse ispana Ä) yspana B 448 crescit E
habens C 449 T fehlt in den Hss. bergundo ABCBE 450 Con-
cilium CD possit B 451 *r CBE 452 conciüum CD —
453 , Bildest du dir, fnige ich, ein, mir mein Eigenthum in anderer
Weise als durch Zahlung ersetzen zu können?' Mone zieht mea quQio
fMein Eigenthum suche ich'' zusammen, 454 Quam CDE potes E
455 <r fehlt CD 456 heo B 457 «T ^ 458 tua querela est B
459 fat corr. D^ 460 hoc C 462 Alterius B clamat BCDE
agi: agris D^
445 Ybera , zielt auf die schönere Zucht der spanischen Esd'
RF. Evnl. p. 79. 449 Diez, Gram. I« p. 121 ,Im Bein. VuJp, redet
der Fuchs hurgundisch (449), nachdem seine Sprache vorher (380) im
Allgemeinen fränkisch, d, i. französisch genannt war." Das Burgun-
dische wird in Isle de France und Lothringen gesprochen; die beiden
anderen Mundarten sind das Bicardische und Normannische. —
456 vgl. III 543, IV 654. 460 ,Die frOhere (bisherige) Gestalt
wird um keinen Farbengrad schlechter', der Esel bleibt au4:h nach
der Berathung so grau wie vorher. Vgl. Prora 352 Dosinus est asinos
genitali pelle potitos.
360 Liber Sextus, 463—482.
Debita, ni caueas, reddet, sed rcddita uendet
Forsitan, et quQstu quQStio pluris erit;
4G5 Aucupis ut laqueo non euasura tenetar,
Ungoibus et pennis improba s^ait aois.'
,Ite! feram, sed qu^ posuisti, fixa manento!'
Consultu redeunt. ,patrae, recta sapis,
Nee mich! Carcophas nisi rectum uelle uidetnr,
470 Te quoque, si uerum est, quod profitetur, amat
Dicit enim, quia, quicqoid habet pretiosias, nitro,
Si triboi peteres pr^dperesne, daret,
Poscere si pr^sens nolles, per qnemlibet illi
Mandasses miserum, presto fiiisset onans;
475 Sed quia pellicium fertur debere nee offers
Legitimam turb^ testificantis opem,
Te putat, ut bonns es, non hoc ab iure petisse,
Sed se nil meminit iuris habere tui.
Nee tibi se, quot dicis, oues minuisse nee unam,
480 Si fuerit soluens cetera quoque modo.
Suspicionis agit tarn sera exactio causam,
Contigit hoc rerum mentio prima die,
479 debere
463 Hinter uendet interp. AB, hinter forsitan CDE 465 Aut
cupis Bf Aucipis E euersura B 467 1* fehlt B -ento auf
Baaur B* 469 nisi] nee B 471 ubero B 474 mandasset 1>
475 deberetnr B 477 reputat E hec E 478 nichü E —
479 Ne CD se quot] sed quod E meminisse B 480 fueiis CDE
482 hoc AB] hec CDE und Mone o in mentio auf Basur D*
479 uel • debere D*
477 Der Widerapruch dieses Verses mit 483, 490 ff. ist beab-
sichtigt: die Bede des Anwalts weiss anfangs selbst den Gegner durch
ihren einschmeichelnden, concedierenden Ton zu gewinnen, wendet sich
dann zu Zweifeln und mündet in den schroffsten Protest gegen den
cUlezeit gleich schlechten Character tmd die unersättliche Habgier des
Klägers aus. 480 , auch wenn er dir das Andere [das Darkhn s^st)
in jeder Weise bezahlen woüe,^
Liber Soxtus, 483 — 500. 361
Te toa iura pntat (totiens extranea tollis)
Non dilatorum sponte faisse din;
Aul igitnr testes, qois possit credere, quQrit 485
Ant nt pr^iures pignora sacra saper,
£t de Btirpe sna com lectis ipse refeilet
Aat legem auxilio deficiente feret
Sed modo nil debet nee aalt debere qoid nmqaam,
Mos malas est hodie et cras qaoqae sicat heri, 490
Se tibi formidat nomqaam persolaere posse,
Reddere si talerit iossa tribata semel,
Rosticas ot solaens debet tarnen osqae tyranno
Nee fiscum papQ Gallia trina replet
,Hac, Reinarde, aeni!' (aenit) ,qaid consolis acta?' 495
^Solaere si aellet, rectior ille foret;
QaQrit recta tarnen.' ,ai8 iorem?' ,patrae, qaidni?
Aadacter iara, perdere torpe taa est
Seit bene Carcophas, qaod non eaadere possit,
Qa^rit cancellos, solaere t^det eam, 500
483 T| -E loilij E 486 periures E 490 et fehU f —
491 Sed ^ r auf Basur Ä umquam B 494 Res JB —
497 f CDE
486 Zum Schwur auf das Bdiquienkästchen vgl. IV 863 und
RA,* p. 896. 487 Wenn das alles Äugen- oder Ohrenzeugen wären,
so sähe man keinen Grund, waru7n er erst noch eine Auswahl trifft:
er konnte sie ja alle mitbringen , um dcu Gewicht des Gegenzeugnisses
zu verstarken. Man wird daher an Eideshelfer zu denken haben,
die niclU die Wahrheit der Aussage, sondern die Glaubwürdigkeit des
Aussagenden bestätigten {BA.'^ p. 859). So erklärt sich auch 503,
die Eideshelfer werden nach des Wolfes Schwur sofort zurUcktreten,
da ihr Vertraiten auf dessen Bedlichkeit grösser ist als das auf des
Esels Wahrhaftigkeit; wären sie wirldiche Zeugen , warum sollten sie
plötzlich dem Selbsterlebten misstrauen? 488 vgl. 414. 500 can-
cellos, die Schranken des im Freien abgehaltenen Gerichts, ursprüng-
lich dünne Haselstäbe im Kreis gesteckt und Schnüre herumgezogen,
dann schirmende Geländer von Holz (BA,^ p. 810).
362 Liber Sextus, 001—524.
Non habet aaziliam; si sie sineretur abire,
Pelliciam uellet dimidiare uolens,
Protinas abstabant, quoscumque elegerit, illi,
Seins enim pr^ter recta monere nichil;
505 Denique quid paulum tibi periurasse nocebit?
Tot fratram pro te postulat usqne choras.'
,De8iper6m, toto si pars michi carior esset,
Qois michi relliqoias afferet? Qqua uelim.'
,Patme, relliquiQ, gradiamor, cominus assunt!'
510 Yentum est ad pedicam. ,patrae, fige gradum!
Prospice, quid iores! capitur, qui peierat istic,
Nee sinit hie sanctus gratis abire reos;
Debita si nosti te iosta reqairere, iura!'
Quicquid auet, rectum eogitat esse lupus,
515 Impositumqne pedem coeuntia robora prendunt
,Patrue, iuratum est sufficienter, abi!
lurandi reuerens Carcophas soluere pr^to est,
Porro sine emenda soluere posse rogat;
Saeramenta quidem, te malle remittere partem
520 Quam iurare ratus, dixit agenda sibi.
Periurasse tamen eonuietus debita perdis,
Pignora si moris saera; mouere caue!
Immotis digitum sacris subducere tempta!'
Attonitus casu stat lupus atque silet.
501 siniretor B 503 Protius : Protinus B abstabant B,
astabunt CDE 506 per C 508 m] m C afferret B, afforet C
50Q 'finE erst neben 511. 510 predicam B siste CDE, vgl 1 793.
511 vires C capitur fehlt B perierat Bj preierat E 512 Hec CD
513 si] qui CD te fehlt B 514 *( B, et* meinte doa Notazeichen
— rectum nachgetragen C 515 pendunt B 519 male B —
520 iurasse CDE 522 moueris CDE moue'iT corr, D* Jede
innere Interp. fehlt AJßCE; D hat vor sacra einen Punct, A hai die
crux gramm, am Bande; sacra kann entweder wie 486 iu pignora
bezogen oder wie 523 (ibsolut gefasst werden. 524 temp.ta casu C
502 vgl. III 741. 512 vgl. II 181. 520 agere = beweiben,
erzwingen; dixit, nrnüich in der vertrauten Vorbesprechung {468).
Liber Seztos, 625—546. 3G3
,Patnie care, quid hoc? captinos p^ne aideris, 525
Relliqaias mosti! — cnlpaue maior obest:
Debaerat nnmmiis tna inramenta pr^isse
Placandis sanctis nee datns ille fait!
Pignus ob hoc temet sanctos sibi uendicat ipsam;
Me quoqne ne capiat sanctos, abibo, manel 530
Non poteris redimi, plus nammo pignus amatnr,
Pes oadium nommi uel pede mains erit;
Mancipiom sanctis collo corioqae dicarer,
Si oadium uellent credere, nempe negant
Verum multa solent contingere, patrue, fiires, 535
Raptoresque hodie s^cula docta sacrant,
Pontifices rapinnt, sectantor furta decani,
Namqoe hi, si raperent, prqda repente forent;
Raptor eras, sanctiqae suum nouere sodalem,
Nunc raptum comitem semper habere uolunt, 540
Sanctiiicant subito sancti, quodcumque prehendunt,
Incipit idcirco pes tuus esse sacer.
Intrasses utinam sanctorum scrinia totus!
Nunc de te tantum pes modo sanctus erit;
Atque utinam sanctis omnes caperentur ab hisdem, 545
A quibus es captus, quos tua uita tenetl'
538 ni
526 fiellicias : Relliquiias (Relhqias) I)*, ^ aus e verzogen E
nosti By mosti : nosti I>(4) 528 iste ODE 530 ni CDE 532 erit
von D* nachgetr., e auf Rasur. 537 lucra f 538 hi si] hii ni Ci,
nisi D* auf Rasur (h noch sichtbar). Bormans (zu I 107) ver-
muthet ni, wobei er den scharfen Gegensatz von fur und raptor über-
sieht: woJUen die Decane unverhohlen rauben, wie die Bischöfe, so
würden sie bald der letzteren Beute sein, von ihnen verurtheilt werden.
539 sanctnmqae B 541 consancti CE, in D ist die Abbrevuxtwr 9
ausradiert.
532 pes uel pede maios (i. e. tu ipse captiuus) erit uadium
nummi.
364 Liber Sextus, 547—550.
Tnnc dao discedunt; nbi nollet, tertius h^ret,
Tunc male deceptum se lupus esse lüdet,
PertQsns tardare malis peiora redemit,
550 Abmorsamque sao deserit ore pedem.
549 vgl 141 f.
Liber Septimus,
Hos tandem finire nolens fortona labores
Proiecit misenun mortis in ora senem,
Ereptus pedicis in gntturft dira SalaurQ
Incidit; ad Incnm uenerat nsqne miser,
IIüc scropha, papQ! glandes, quot quinque ter, ultra
Miserat annoso uentre Salaora uorax,
Callida uel solo rerum, qnas oiderat, usu
Yafnor abbatum pontificumqae noaem,
rnanet
Ncuih VI 550 Spatium, eineeüig in CD, tnerzeUig JE mU Argu-
ment, fehlt AB, A bezeichnet den Bucheingang durch Emrückung von
1 — 3, auch in BC sind 1 und 2 eingerückt; bunte Mc^uskd fehU E,
vorhanden in BDy beabsichtigt, aber nicht vom Ru>bricator ausgeführt
in AC, die also mit os beginnen {in C ist d4M zu malende li von der
ersten^JSand am Bande, von der dritten vor os gesetzt); die Buchnummer
TLl nur in A von jüngerer Hand. 3 -lanre auf Basur D*, vgl. zu
I 973, 5 Die Hss, hohen keine Interpunction, Chrimm BF, Einl.
p. 77 schUesst quot? quinque ter ultra m Klammern ein (,Salaura,
die mehr als 15 Eichdn gefressen hat'), Mone Anz, III 295 setzt
nur am SMuss von 6 ein Ausrufwngszeichen (,o wie viel über
15 Eicheln hatte S. gefressen!') Vielmehr: scropha ultra, plus quam
tot glandes, quot quinque ter sc, scrophae comedere solent, uentre
miserat, mehr als das Fünfzehnfache der gewöhnlichen Scmmahlzeit,
vgl, 190, papQ nicht j Pfaffen', nicht zu popQ zu ändern, da im Mlat.
glans nur , Eichel', popa nur , Fettigheit' oder ,fett' bedeutet, sondern
ist interiectio admirawtis 6 annosa B
5 Über pape schreibt D* uel manet.
366 Lib«r Septimus, 9—32.
SQcala sex tulerat Reingrimi dira trineptis,
10 Ne uindex prisco debita deesset aao.
Tunc, ut SQpe alias, miser Ysengrimus et illam
Cogitat ingenio fallere posse sao;
,Pax tibi, pax, matrina, tibi, carissima! quantom
Temporis est, ex quo uexor amore tüi!'
15 Ut uenisse senem uidit pedis anius orbum,
Despicit irridens: ,quomodo, frater, ita est?
Anterius dudam (nimimm antistes et abbas)
Candelabra duo dacere suetus eras.
Pars unias abest, id cuias in ^de locasü?
20 Corporis at moles alleuiata parnin est!'
Ille suos narrans casus sibi robora abesse
Cladibas et senio, ne metaator, ait,
,Nnnc, matrina, nichil nisi solam cogito pacem,
Cemo michi modicam temporis esse super;
25 Proximus ergo neci, quid agas, prQrimor et opto
lungere matrinQ basia iusta meQ,
Offero, tuque refer pacem T iamque ibat ad illam
Paulatim, ueluti basia fida gerens.
,Sta penitüs, sta, frater, ibi! tua cognita fbrsan
30 Est tibi, sed nondum regula nostra patet,
Tu monacbus caperes, si ferrem, basia nonuQ,
Qu^ timet ad missam iungere nupta uiro;
9 reingrini B, reimgrini C 11 Nunc E 15 1* JE7 pedem
senem C 16 es 5 17 Alterius B 20 t in at au/* Basur E
21 *r CDE 22 metuantur B 26 multa <7. multa : iusta D*
27 illum G 30 michi B 31 capes B 32 Quod B admissam
BCDE
9 f. vgl zu V699 f. 11 vgl III 21, 29 f. 13 vgl zu VI 56.
18 Dem pantificierenden Bischof wurden von zwei Ministrttnten
Leuchter mit brennenden Kerzen vorangetragen, die ,Äcoluthenleuehter\
20 vgl V 1205 f. 27 Über pax ,Friedensku88 hei der Messe" vgl
Glossar und zu 173.
Über Septimiu , 33—52. 367
Adde, qnod et nondnm primQ nola noncia tinnit,
Orta recens lux est!' (iuxque erat orta recens)
Missa solet pacem, non pax prüdere Tnissam, 35
Ergo prior fiat missa, fütnra priasl'
,Claadico, non possnm missam celebrare, nee alter
Presbiter est nobis, qnis celebraret eam?'
,Qais celebraret eam, nisi summa magistra suiU^
Abbatissamm relligionis ego? 40
Abbatissa feror nonnis pr^lata trecentis,
Yox tarnen illaram nnllins Qqna me^ est,
Transabiit mea fama Dacas, nee pone manenti
Abbatissa tibi nota Salaora fnit?
Silnestrem missam, qnam tu mireris et ipse, 45
(Debita, fer, donec uenerit hora) canam!*
,Ius didici, matrina, toum, nunc acdpe nostmm
(Ridendo redeant pr^stita liba domum):
Camea clanga michi, non ^rea nundat horam,
Non nola me Signum, sed gula lata doeet, 50
Fit michi non Ph^bus, sed uenter temporis index,
Sit fors, quod didici, cum iubet ille, cano;
33 qtiod et] quod ter auf Basu^ D* mundum C nolam C
34 0 9 8taU 0 r B, also 0 contra, vgl, V 648, 834, 943. —
36 sutora C 37 1' fehU C 39 1' fehU B celebret E suulle B
43 Transabiit ACBE, zwmoortig B und Mane. 47 «T feJiU E
48 redeant fMt E 49 era B 51 sed fMt B 52 q J^
36 idU zuerst sein soW* , CD interpungieren vor fatora —
37 ,Aliqua corporis parte imminutos nullus praesumat ad clerom
prouehere, quia ... uitiosum nildl Deo prorsus offerri legalia praecepta
sanxenmt* Begino De syn. caus. I 424, 43 vgl. zu I 229 —
48 ,Gheleent ghelt saL men al lachende betalen, Mutuo quod debes,
ridendo soluere debes' Hoffm, v, FaUerslehen, AUmederl, Spr, wr, 364;
tote bdidft der Begriff ^ Kuchen' in sprichwärüichen Wendungen war,
zeigt auch IV 689, V 1080, 50 vgl Auian, VII 8 und Cassiodor
Variarum Üb. 146 extr. ,Belluanim quippe ritus est, ex uentris esurie
horas sentire'.
368 Liber SeptimuB, 53—70.
Credere si uellem semper mea tempora c^lo,
Qaando sub inductis nubibus hora foret?
55 Nunc nox atqne dies Qquato examine pendent,
DefQcat niminm prodigas exta sopor;
Yisne ministerinm celebrem tarn lace modo alta,
Quam propter sancti festa lohannis ago?
EstiuQ lacis nocte hac michi tertia uisa est,
60 Cam canerent galli carmina prima senes.
Taliter arguerent tua tintinnabala tempns?
Omnia serao intus nullaqae Signa foris,
Tam mens iracunda mouet michi cimbala nenter,
Nocte quoque nt media, ni pudor obstet, edam,
65 Nee foit horarum clanga experientior nsquam,
Etsi fudisset papa Suauus eam.
Indpe, quod nosti, non cnro Carmen agreste
An silaestre canas, si placet hora tibi,
Face data faciam, ne nostro discrepet usn;
70 Sin antem, dico tempus adesse meum,
54 Quod B subinductis B; vgl. Metamorph, VII 79 f. —
55 Nee CDJEi; es ist Tag- und Nachtgleiche, zu ^quato examine vgl.
Aeneid. XII 723 pendant By pendent : pandent B^ 56 Defecit fy
Befetat i extra B sapor i 61 anguerent B 62 Omniaqne CD
63 mens C uentri CB 65 Non CBE umqnam B 66 Et si CDE
snanis BCBE, D* schreibt sueuns darüber, 69 me B 70 Sinau-
tem AGB
60 Die alten Hähne haben den leisesten Schlaf, sie erwachen
euer st; hold darauf erwachen auch die jungen Hähne Und stimmen
in das KikerM der AUen ein. 66 Die Glockengiesserei wurde ur-
sprünglich in den Klöstern von Mönchen betrieben, weiche überhaupt
zuerst alle auf das Kirchenwesen bezüglichen technischen Künste übten.
Im X, — XII. Jahrhundert werden die Klöster Frey sing, Tegemsee,
NiedercUteich , Salzburg und Chiemsee wegen ihres Glockengusses
gerühmt, niemals aber schwäbische Anstalten, Liegt also kein Irrthum
des Dichters vor, so kann papa Suauus wwr entweder eine Erinnerung
an Tanco von S. Gdüen sein, der für Karl den Chrossen eine für
Aachen bestimmte Glocke goss, oder für das aUgemeinere papa Teu-
tonicus (vgl. 103, 197) stehen. 69 f. Si tu pacem dederis, ego ita
Über Septimofl, 71—86. 369
Papa pamm, maneas missam abstima pransane, curat,
Sobrios en ego sum, pax mea labe caret
£rgo, michi dilecta simul matrina sororqae,
(Pr^ter enim missam singola nosco satis)
Tantum lene ferens quantum lucrare reluctans, . 75
Nostra tibi pax est experienda semel;
Sed quid nerba iuuat pacem pr^euntia nosse,
Si dederit misere lator ineptus eam?
Si cui iactari probitas siue crimiue posset,
Edidici pacem ferre decenter ego: 80
Tanta meQ pietas et tanta peritia pacis,
(Hoc infra medium notificabo diem)
Ut mea matrinis et neptibus oscula figam,
S^ins exiguis grandia frusta trahens;
Experieris idem, neu quartum deesse queraris, 85
Candelabra super sto tria firmus adhuc!'
71, 1 Papa (pamm maneas !) missam tibi tarn oelebrabo
71 Das Kreuz am Hände von AD; prensa neca** C (necator,
cora
allenfalls auch necura, uetator leshar\ prensa vetatur E, prensaue ;
e(/rr. D*, der curas darüber schrid). 77 nosce CDE 78 dederim CD
e/am J. 80 dicenter B 83 matemis C fingam CD 84 frustra
BGE 85 ne CDE 86 super : supra D*
D* über 71^: ,uel'tibi tarn celebrabo' — tarn sc. quam tu.
faciam, ut nostro usu non discrepet i. e. ritu meo pacem referam
(81 ff., I 1003 ff.); si non dederis, ego missam incipiam. 71 Der
Genuss von. Reisen und Getränken nach Mittemacht henimmit dem
kathol. Priester für diesen Tag die Fähigkeit, das heilige Messopfer
zu, feiern. Genaueres über dieses Gebot des ieiunium naturale s. ca-
rentia bei Begino I cap. 190, Fluck Liturgik p. 135 f., Gräser p. 79.
79 Anspielufig auf das Sprichwort , Eigenlob slinkt\ vgl. Prouerb.
Sal. XXVII 2, Vannucci Prou. Lat. I p. 270, Zingerle p. 93 f.,
Facetus ,Laus proprio sordescit in ore' und besonders Henric. Sept.
IV 145 f. ,Hynmificet de te tua non, sed uox aliena, Nam bene
festiuos stercorat illa uiros.
Voigt, Ysengrimiis. 24
370
über Septimns, 87—104.
,QaandoqtiideiD, firater, scis tempus adesse, canatnr,
Sed neqaeo cantnm promere sola grauem;
Huc ades immorsamqae michi preme fortiter aurem,
90 Ut tua concussis dentibus ora crepant,
Confratres quornm spissa ac promacida dentes
Occulit elata aoce uocabo meos,
Oscula Sacra qnibus secnro astringere labro,
Cum dandQ pacis nenerit hora, queas;
95 Oscula pr^benti nereor tibi reddere morsom,
Yix inhibent dentes tenuia labra meos/
,0 ueniant fratres, quorom est promucida pingnisl
Spissum aliquod sequitar pingnia labra latus/
Hqc tacitus secum; prensa mox aure Salaaram
100 Fortiter angebat, sus leuat acre melos,
Sus super ^qua leoans monacordom iura canebat
Altius et falso sex diapente sono;
Allobrogas pretium si speret carminis omnes,
Clangere tarn nequeat tenuiter ipse Satan.
98 capot
88 quantmn E 91 Am Bande von Ä die cmx; Grimm (am
Bande seiner B-Collation) fasst spissa ac dentes als 2 Objecte zusam-
men, was durch 96 f. ausgeschlossen ist; die Änderung zu at (vgl. :u
II 377) ist sachlich, zu ah (ha) der Stellmuf wegen (es steht stets an
der Spitze der Sätze, vgl. Glossar) bedenklich; ich glaube, dass diis
zum Hauptsatz geliörige und vor confratres zu denkende ac in dm
BelativscUz verschoben ist. 94 dante B 96 tenura B tenuf corr. D*
97 *r fehlt E 0 ueniant : Conueniant D* qnibus C 100 nelat B
101 monacordi B 103 set B 104 tarn] cum CDE tenuit B
98 uel • Caput über latus Z>*
90 vgl. VI 6. 101 f. Die Sau erhebt ihren einstimmigen
Gesang über die Narmalhöhe und zwar in einem 6 Quinteti darOber-
liegenden Ton, sie quietscht in ungUiublich hofier Lage. 103 AUo-
brogas «'. e. Burgimdiones (Scheler, Lexicogr, p. 10, Pannenbarg in
den Forschungen zur devischen Geschichte XI 249) statt des ailge-
meineren Gallos, vgl. VI 494,
Über SeptimmB, 106—116. 371
,0£ficiiim, matrina, probo, sed scandis inepte, 105
Deficies media noce, remitte fidem!'
,Hospite te, frater, festinios Organa clangont,
Rarns es hie, ideo clarior oda sonat;
Officium laudas, aliter gradaale sonabit,
Donec conaeniat contio nostra, mane! 110
Nee, si forte roges, comitamnr cantibiis Anglos,
Mnsica ter temos fertnr habere modos,
Bisqae plagis binis distingnitnr ordo tonomm,
Nescio qais legem rusticns hancce dedit;
At uetns in nostro iam mnsica niloit usu, 115
Tenninat nndenis mnsica nostra tonis,
114 ante
106 Deficis in C 107 *r fehU C fr] fr 5, ebenso 162, 195.
108 Carus CDE hodie : ideo C clarior ABCDE] Mone verlas
clarins sanat : sonat C 112 ter auf Ras^ir 2>* tremos B, trinos DE
113 Hisqne B tenorum BE 115 nsa : nsn C
114 D* erklärt hancce gemäss dem Glossar ,116 hancce i. e. hanc
nel talem' durch hanc und setzt uel ante über jenes (C hance).
111 Zu Anglos vgl. Forkel, AUg. Gesch. d. Musik II 199. —
112 Die Theorie und Praods des altem MA. stelU am reinsten Gnido
von Arezzo dar: es gäbe 6 Intervalle (consonantias) , nämüeh 1. den
Ganzton, 2. den Halbton, 3, die grosse Terz, 4. die kleine Terz, §. die
Quarte, 6. die Quinte, diesen 6 werde von einigen Sängern noch 7. die
Octare hinzugefügt, die aber so selten vorkomme, dass man sie nicht
mit jenen andern Consananzen gleichstellen dürfe. ^Dies ist, sagt
Heinrich Bellermann (vgl. Contrapunct^ p. 98 ff., diesem seinem Buche
und seinen persönlichen Belehrungen verdarb ich das Verständniss der
ganzen Stelle), unzweifelhaft die ursprüngliche Lehre, ioie wir sie noch
in den uns überlieferten Gesängen des Gregorianischen Chorales wieder-
finden.' Schon vor Guido sehen wir aber bei einigen Theoretikern und
in der Folgezeit bei den meisten von ihnen die Zahl der zulässigen
Intervalle auf 9 erweitert, indem 8. die kleine Sexte und 9, die grosse
Sexte hinzutritt. Solche neun Intervalle {mit geringen Abweichungen)
24*
372 Liber Septimiis, 117—118.
Armoniam qnandoque damas ter quinqae modonun,
Isque solet nostri carminis esse tenor:
117 tibi B tonorum CD
finden toir zuerst hei HudMÜd, dann bei Berno von Beichenau, Theoger
von Mete {Gerbert II 185) und Joh, CoUonius; ebenso Idvrt EberK
Laborint. I 166, 113 Der Dichter ist hier, wenn auch nicht mit
Becht, der AnsicfU, dass auch der Gebrauch der plagalen Tonkitem
als eine Neuerung von den Engländern eingeführt sei. 115, 116 Im
Gegensatz hiereu kennt die alte Musik die plagalen noch nicht, son^
dem begnügt sich mü den vier authentischen DEF G, welche zusam-
men eine Leiter von eilf Tonstufen, nämlich vom grossen D oder dem
D' finale bis zum g-cuiutum ergeben. 117 Die Säue haben aber, da
sie eine vierstimmige Musik ausfuhren wollen, einen bedeutend grösseren
Tonumfang nöthig, so dass sie gelegentlich ihre Leiter au f fünf zehn
Intervalle (modus = Intervall; hier also der Schritt von einer Stufe zur
nächsten der Tonleiter) oder sechzehn Stufen ausdehnen müssen. Dies
ist nach Notker Labeo der grösste zulässige Umfang eines Gesanges;
Notker setzt seine Totdeiter aus vier Tetrachorden
rABG DEFG ab c d e f g a
zusammen, während er at^rücklich hinzufügt, dass die alten Griechen
nur fünfzehn Stufen angenommen hätten. 118 ff. Also 4 Vorsänger,
deren Stimmen von der Höhe zur Tiefe angegeben werden, ein Chor,
der die Besponsen singt (127 f.) und eine Gemeinde, die in unreinen
Tönen begleitet. Das klingt durchaus nicht wie ,HundegebeU und
Katzengeschrei' (Mone), sondern das galt dem MA. als vollkommene
Symphonie, wenigstens wenn man annimmt, dass Sala%i/ra bei einer
kirchlichen Kunstleistung eine tiefere Octave wähÜ und nicht 6 Quinten
über die Normalhohe hinausgeht.
1. Die Hauptstimme hat Salaura 2 {Sopran)
2, Becca singt dazu die tiefere Quinte, vgl, sesqualterare
im Glossar 3 (AU)
3, Sotioche epitritat »» sesquitertiat cantum Beccae,
d,h sie singt eine Quarte tiefer als diese , . . 4 {Tenor)
4. Baltero sesqualtertU cantum Sonoches {4 : 6) ^= can-
tum Beccae duplictU (3:6) 6 {Bass)
I j \Bc^\ ^1 1 I "^1 \ [b^ \ I \S^\
Baltero singt somit genau um eine Octa/ve tiefer cds Becca, ebenso
Sonoche im VerhaUniss zu Salaura.
Libor Sepümiu, 119—140. 373
Becca michi cantom sesqnalterat, inde Sonoche
Yocis epytritQ pondera sabtns agit, 120
Balten) nero baco, pronepos mens, Anglicas ybris,
Quid, nillane, patas, qnaliter ille canit?
,Cimctipoten8' qnotiens poscnnt enc^nia sine
,AIlelaia' petit festns berile dies,
Hie grossam diapente tonat sab aoee Sonocbes, 125
Et modolos BeceQ daplicat ore graui;
Dam sie organici damos interaalla melodis,
Alternat dalcem contio mira liram,
Cetera torba modos confasa lege aagantes
Ordine Romano deprimit atqae leaat 130
£ia nunc stringas, si quid sapis, acrios aorem,
Prozima prosperitas, quam tibi qa^ris, adest!'
Vix angente lapo nocem dabat iUa secondam,
Andiit infesti Becca magistra gregis,
,Prob, proceres! prob, cara soror!* nil addidit ultra,' 135
Undecies senos concatit ira saes;
Undiqae ,proh!' frendant, ,proh! probl' frendore iaaatur
Carsas, agi penna, non pede, qnemqne putes,
Non aliter trepidom clamore ac tarbine mandom
Proculcare raent Gog comitante Mägog. 140
136 iUa
119 (^nantom se sqnaltant B, sescalterat E 121 bace B
125 Hoc C 132 sprosperitas B 134 in festi D 136 sonos CDE
condtat B suos jB, sonos : saes C 137 frendnnt : frendent D*
138 Bnrsus C pennam B 139 tarbine ntichgetrcLgen C
136 Über ira D* ad • illa.
123 f. Einen mit Ounctip. beginnenden Gesang habe ich nirgends
gefunden; 124 ist das zwischen GraAuale und Evang, gehörige grosse
HaUduQa des Oster -, P fingst- oder Frohnleichnamfestes gemeint,
worüber Näheres bei FUick, Kath. IM, p. 161. 135 prob yOnoma-'
topoeia est, imüatur grunientes porcos" Mone, 137 vgl. I 267 —
140 Gog und Magog (Jiier nicht König und Volk, wie Ezechiel cap. 38
374 über SeptimoB, 141— 164.
Porcellns Cono, proles generosa Salaur^,
Ter Septem innctus fratribos ante aolat;
Utraqae Gononis matertera, quinque Sonoche
Subseqoitiir natis Beccaqae freta decem;
145 Pignoribns Septem fidens Borgissa sabibat,
Quam dicunt amitam, Cono, foisse tuam;
Baltero postremus ruit instigatqae ruentes
Sex generös, fratres quattnor, octo noros.
Hos lupas infelix nt uidit rictibns amplis
150 Spomosam rabiem fundere, flare minas,
Offendi terram fremitu, molirier omos
Impete, diriguit, non stetit absque metu;
£s8e sibi, qualem dare uenerat ipse, daturos
Fingebat pacem, cessit ab aure panim.
155 Bisit 8cropba,nocens: ,utquid, aesane, relinqnis
Officium? persta, stringe parumper adhuc!
Fax perlata fere est; forsan, ni strinxeris aurem,
Me cantante nichil cassa caterna redit'
,Gantauit tua turba satis, didicere profecto
160 Tollere clamose carmina prima nimis.'
,8iccine tu credis nostros cantare sodales?
Erras, frater, adhuc oontio nulla sonat,
Comperies cantum, cum uenerit hora canendi,
Ut uideo, templum rarus inire soles;
141 Procellus BCD 142 Et B 143 senoche B 146 amit-
tarn B 155 *r CDE -ne in uesano auf Busu/r D* 156 ad hec B
157 ni strinxeris] perstrinxeris C 160 profec.to clamose C —
161 1" fehlt E
tmd 39, sondern, tote Äpocdlyps. XX 7 ff., zwei Völker tmd zwar des
caucasischen wtd nordasiatischen GebirgsUmdes , vgl, Schenkel Bibel-
lexicon II 505 f.) werden beim Weltuntergänge, ein furchtbares BeHer-
heer, sich, zahllos wie Sand am Meer, zum letzten Ansturm gegen
die heilige Stadt erheben und dann in den Abgrund gestürzt werden,
vgl. Biding, Zu den Sagen von Gog und Magog, Berliner Progr. 1882,
160 carmina prima, vgl. II 92, VII 60, ,die Mette\
Über Septimiis, 166—174. 375
In templis tacitoma prQÜ confessio migRATn^ 165
Rare licet positi, nos imitamnr idem,
Marmore sabmisso saa nunc delicta sasorrant,
Inde canent laco aix patiente sonom.'
Yix bene finierat cradelis scropba loqaelam,
Gono ferit miseri posteriora senis, 170
Et frustam pr^grande rapit de clone sinistra;
Oscala ioraait praaa faisse lapas:
,Tam sabito primQ qoi pacis repperit boram,
Deuoueant iUam Roma Remisqae simoll
165 f {8taH Nota) C tacitura B 167 nam B susnrant D
168 Inde am Rande nachgetragen und canent auf Rasur J> —
170 miseram : miseri B 171 frustrum CE, frustj"" corr. D*
173 paucis : pacis A
165 vgl. zu 173, 173 ,01im in ecclesia is mos obtinnit, nt
in missae celebratione, dum saoerdos post bostiae consecrationem baec
nerba proferret „Fax Domini sit semper uobiscum", statim cleros
ipseqne populus per basia blanda sese inuicem oscularetur' (DuCange
IV 741 nach AnuUarius); die Reihenfolge bestimmt der Ordo Roma-
nus so: ,Arcbidiaconns pacem dat Episcopo priori, qui et ultra dabit
iuxta se stanti, ac deinde per ordinom ceteri, atque populus osculantur
se inuicem.' Das RecM zum ersten Friedenskuss sieht also nicht
Cono, sondern d€m Wolfe zu, der als Zweitältester hier gleichsam den
Archiditicon vertritt. Mit dem XIIL Jahrhundert traten aümoMich
an die Stelle des Friedenskusses die KusstäfelcTien , welche in gleicher
Folge mit den Lippen berührt wurden, — Der Verlauf ist also fol-
gender: Ysengrim bietet (26) der Sau den Friedenskuss (basia iusta,
fida 28, Sacra 93) ; Salaura lehnt ihn ab, weil erst die Messe gesungen
werden müsse, in deren drittem Theü {vgl, crit Anm, zu II 145) erst
derselbe gegeben wird; die Glocke hohe aber noch nicht zur Mette
gelaunt (33). Auf des Wolfes Entgegnung, die Kirchenuhr gehe nach,
seine Magenglocke habe längst geläutet, erklärt sie sich aber (87) zur
Feier der Messe bereit, doch fehlt ihr noch zwr Ausführung ihres Vor-
habens der Chor (88 ff.) , der ja beim Graduale eingreifen muss. So
beginnt sie denn die Vorbereitungsmesse \bestehend aus: Introitns,
Psalmns, Kyrie, Gloria, Oonfessio, CoUectae s. Oratio, Epistola, Graduale
mit Alleluia oder Tractus, Euangelium, (Predigt), Credo; vgl. Cod, Berol,
theol. lat. fol, nr, 2, f, 71 ^, Hüdebert ed, Beaugendre col, 1107 ff., für
die Stellung der confessio Cod. Berol, theol, lat, fol, nr, 271, f, 10^,
376 Liber Septinms, 175—178.
175 Ordine legitimo pacem rebamur agendam,
Sed nescit rectum rusüca tnrba sequi;
Nonne magister eram uita senioque uerendus?
Etatem superat sola Salaura meam,
177 Non me B
Fluch Kaih, Lit. p, 148 ff., Schletterer Gesch. d. ^eistl. Dichtung I
p. 181 Anm. 22], deren erste Hälfte bis zum Schluss der Oratio auch
Officium heisst {Ämdlarius de Eccles, Off. I cap. 5 , Officium, qnod
uocatur Introitus Missae, habet initium a prima antiphona, quae dicitm*
Introitus, et finitur in Oratione, quae dioitur ante Lectionem*): sie
singt die uox prima (100), also etwa Introibo ad altare und
Psalmus, dann die uox secunda (133), wohl Kyrie und Gloria;
dies ist wenigstens die Auffassung des Wolfes (105), auf welche sie
scherzend eingeht (109); für sie selbst hat das Geschrei eine andere
Bedeutung: sie ruft ihre Gemeinde durch zweimaliges Läuten {Otte
Glockenhmde p. 17) zusammen (91 f.), die Glocke ist ihr Ohr und
Ys, der Glöckner. Die Gemeinde ist da, Ys. erschrickt ufid lässt den
Glockenstrang fallen, Salaura ermahnt ihn, zum dritten Mal (ad in-
choandum) zu läuten, die Einladufig zum Friedenskuss sei noch nicht
ganz vollendet, tMleicht könnte die Gem^nde, wenn das JEinläuten
wnterhliehe, umkehren; Ysengrims Erwiderung, der Chor habe ja
schon hinlänglich gesungen, weist sie ab: sie ist immer no<^ beim
Officium (109), ,noch singt keiniJhor, das Graduale kommt erst (162);
was du für Chorgesang hältst, ist die — in der Beihe nun folgende —
Confessio mit der sich anschliessenden Bitte um Gnade\ der Oratio
(,Confiteor Deo omnipotenti', , Ostende nobis'. ,Fiat misericordia\
,Exurge, Domine, ad..', , Aufer a nobis quaesumus. Domine, iniqui-
tates nostras'), die der Priester auf dem Wege zum AUar v/nd mit
ihm die Gemeinde betet. — Wenn nun Cono, in das Messschauspiel
eingeweiht (187 ff.) , nicht das Officium von vom wieder anfängt, son-
dern mit der an die Reihe kommenden Epistola fortfährt, so erfiUÜ
der Dichter damit zunächst das Gebot des poetischen Fortschritts,
macht es dber zugleich dadurch innerlich wahrscheinlich, dass jener,
eben erst in seine Schranken zurückgewiesen, zu bescheiden ist, als
da>ss er sich an die dem Priester selbst zustehenden vorepistolarischen
Stücke heranwagte, sich vielmehr mit der von einem niederen Kleriker,
dem Lector oder Subdiaconus {Fluck p. 159), auszuführenden Vor-
lesung der Epistel begnügt. Während dann der Lector vom Lesepult
herunterstieg, sang die Gemeinde oder der sie vertretende Chor (contio
110, 162) einen Psalm, der deshalb Stufengesang oder Graduale
Libor Septimns, 179—192. 377
Benun ergo series si aobis recta placeret,
Ore meo primnm pax tribaenda fnit.' 180
,8i tibi rennnero pacem, Tsengrime, secundam,
Prima aelim peias, quam michi poscis, eat!
Ne primam innidia ferar importasse nel ira,
F^deris h^c nostri testis et obses erit,
Nee timeas! übi prima iaeet, non figo secnndam, 185
Accipient pacem singula membra snam.
Nescieram, donec pronipit mentio pacis,
Missa qaod a nobis esset agenda tibi;
Eia nunc aadi, quid epistola sacra loquatnr!'
Bisque fere, quantam dempserat ante, tnlit, 190
Affirmant Britones dextra de clnne pntatam,
Quantum tresse solet uendere cerdo Bemis.
179 senes CB 180 fpret jfait C 181 1 felOt G 182 poscit B
183 prima B 184 hoc CE 185 Ne CD 186 Accipiunt E
189 quid ABCDE] quod Mone. 190 Hisque B fere ||| quantum A
192 cerdo] crede B
genannt tourde. — Damit lässt der Dichter das Motiv der Messe
fallen und fuhrt als neuen humoristischen Hebel die Gasiflreu/nds<^ft
mit ihren Pflichten ein; es wird also nur der erste, vorbereitende Theü
der Messe {wicht Offertorium und Communion) karikiert, und auch
von diesem nur die erste Hälfte: unter den mächtigen Tönen des
Alleluia stürzt sich Alles auf den Feind (198). 179 vgl. zu VI 425,
188 Vielleicht hat man bei missa nicht bloss an , Messe', sondern im
Hinblick auf die gemeinmittelaUerliche Erklä/rung — Entlassung, näm-
lich der Catechumenen — auch an die Nebenvorstellung ^ Garaus'' zu
denken, 191 f. ^Berühmt durch ihre Jahrmärkte waren frühzeitig
vor andern die beiden bisehöflichen Städte in der Champagne, Troges
und Reims' {Hüümann I 286). ,Drei Heuer' ist sprichwörtlich für
einen äusserst niedrigen Preis (Persius V 76, Göttinger Spruchs, 144 f
, Inf ortunatos ad tres obulos homo natos Numquam nummorum
dominus ualet esse duorum') und wird auch III 1108 nur scherzhaft
für einen hohen Preis gebraucht. Da die Brüonen nun als Gewährs-
männer des Unglaublichen und Märchenhaften galten, so wird das
Distichon ein gemäss dem Parturiunt montes gebautes ängogSöxtirov
darstellen.
378 Liber Septimus, 193—214.
fLecüo finita est, cantnm modo foirtiter omnes
Tollite, 8it nullns, qai reticere uelit!
195 Accipe qu^situm, frater carissime, Carmen!
Sic, nbi sacrantnr templa uetasta, canunt,
Hoc graduale boni nos edocuere Saaui.'
Protinas in monachom tota caterua forit;
Sed grex mnltüs erat, dnmque omnes ueilere qu^ront,
200 lam medius lato stat lapns orbe procul,
Circumstentque licet pressa statione coacti,
Ad plenos ictus copia noUa datur,
Ultima diuellit solos promucida üillos,
Pr^ualidi quidam frustnla parua trahunt.
205 Incipit irasci monachus nee uulnera, qnamois
Parua forent, l^to corde ferenda pntat;
Pulsibus aspiciens offendi Baltero fratrem
Semotus giro clamitat ista iocans:
,Qaid facitis, stalti? sapitis nichil, unde uenitls?
210 Creditis hunc ludum posse placere michi?
Hospitibus caris sie uos cantare soletis?
Hostibus hoc uestris, non michi, debet agi,
Sic cantetur ei, qui sie gradaale notaait,
Gaudeat et cantor carmine sicut ego!
193 *r in allen Handschriften erst neben 195. 194 ToUunt B
196 uenusta B 200 ore CD; vgl, giro 208. 201 Circonstentque D
203 solos in D auch soles lesbar, dalier glossiert es D* durch oculos.
209 1* ACDE 211 Hospitis B 212 Hospitis B 213 Hie E
196 vgl, 123; ,uetusta templa sacrare ironia est' Mone —
197 Nicht etwa ein Seitenhieb auf schwäbische Componisten, wie Wü-
heim von Hirschau; nur die musicalische Einkleidung des Begriffs
, deutsche Hiebe \ vgl. 66. Irrig urtheüt über diese Stelle W. Wacker-
nagel Zs. VI 259. 208 Baltero spricht als Anwalt in Ysengrims
Namen. 209 Beleg fwr das Spricfiwort ^nicht weit her sein", d. h.
toerthlos, dumm sein. Vgl. Zacher n. 48 {Zs. XI p. U^O) ,Riches est
qui loing maint. Longinquus diues et nobiiis esse putatur, Mendicus
pauper, si (qui?) proximus est, reprobatur'. 212 vgl. IV 362,
Tiber Septimiu, 215—280. 379
Laditis ut fatni, male luditis, iste profecto 215
Ludns oillanos aos probet esse reos,
CoUigere egregie socios dididsse patatis,
Colligitis sane sicat agreste pecas!
Qnas super hoc Indo grates sperare potestis?
Ladas omittator, dorn liquet esse bonom, 220
Heu, genas illepidam, fugite bind nisi protinas iste
Desierit lados, non ego lene feram.
Yenimos hoc, matrina, tao, fidissima, dncto,
Meqae tibi recolis SQpe faisse piom,
Hos age lad^os, iocas bic malus incipit esse, 225
Ne peior fieri possit, abire iabe!
Nolo dia doret locus bic, pro me anxior, ante
Quam scierint, possunt lodere me, oro, ueta!
Quando quid incipiont, ratione tenacius urgent,
Pessima quQ potuit monstra cacare Satan; 230
216 probat
21^ probat CDE, probet ^pröbäbit, vgl Einh 219 Quos AB
220 bonus, am Rande uel num C, bonus % 222 Desierat B
223 matema C duo B^ tuto C 225 mdeos D; D* schaltet ne
davor ein und ändert o zu &, also ne uideas. 228 ledere fehlt C
229 incipient CD 230 cacare fehlt B
220 esse boniim sc. eum (225) ; vgl. zu dem Sprichwort Zingerle
p. 183, Alberti Stad. Troüus IV 164 , Cum fuerit ludus optimns, abde
pilam*, Göttinger Spruchs. 100 f. ,Dnm ludus bonus est, ludum
dimittere fas est; Ni dimittatur, aliquando forte grauatur' und V 806.
230 cacare i. e. ca^a/ndo gigner e; was heim Menschen der Same, ist
heim Teufel die Kacke. W. Wackernagel (Zs. VI 259 f.) erinnert
hierzu an den Spruch ,Bocb ist ain sphcbwort, die Swaben seien von
hohem stam : sie schaiss ain raiger ab ainem paum nider auf die erden
bei dem Eein, davon die Schwaben komen sein'; doch nicht als
Schwaheyi (197, 213 war von diesen die Bede), sondern als Bauern,
denen die zu jedem Spiele unentbehrliche Urbanität abgeht, werden die
Schweine hier gescholten. Eine köstliche Parallele bietet Nig. Wireker
Spec. stült. ed. Wright p. 40 Z. 7 f.: der Esd stellt sich in Salemo
einem Kaufmann vor, rühmt, dass er selbst a77i Königshofe angesehn
380 Liber Septimus, 231-252.
Diaide nos subito, propera intercorrere nobis,
Offensam Indus forsitan iste parit.'
<{uo 8UU8 hanc pronepos intendit Baltero sannam,
Nouerat in primo cauta Salanra sono.
235 , Suffer, amice, graues cruciatus corde quieto,
Constantes animas camea pQna beat,
Fortiter et longnm Qdituus uasa Qrea tundit,
Dum sperat plena Incra futura manu;
Ut salues animam, tormentis subde cadaaer,
240 Yerberat electos ira benigna dei,
Nee furor hos sQuire facit, dilectio suasit
Hoc opus, ut pQnas hie patiare tuas,
Si quid habes culpQ, gauderes pendere uiuens,
Post obitum cruciant longa flagella reos.
245 Denique uenisti moriendi nescius istue,
Hoc prQter solum cuncta peritus eras,
Mors tibi discenda est, non delibabere morti,
Nolo feras mortem sed doceare mori;
Discere nunc debes, qui doctor sQpe fuisti,
250 Yirga aliis fueras, nunc tibi uirga uacat'
Suspensus senior, quis tam lugubre seorsum
Plangeret, h^rebat mentc oculoque uagus;
231 propria E 232 parat : parit C 237 1" CDE editus B
tundet f 239 cad subde B 241 seroire B 243 Siquid AB
247 deliberabere CDEi; für deliberare =- tradere vgl z, B, MGS.
VII 629, 21 erat 6 J? 251 «f feUt A Über Suspensus setzt der
Textschretber die Glosse dubius A; Suspensus dubius im Text B
sei, mur einen Feind habe er, den Bmier, ,Hunc ego commendo
Sathanae, de stercore cuius Dicitur esse satus, quod probat ipse satis'.
— über den Ursprung der Bewohner von Angers de stercore auium
vgl Einleitung zu IV 272. 237 uasa ^Glocken'* {Otte, Christi Kunst-
archäologie* p. 830 Anm. 2). 240 Ep. ad Hd)r. XII 6. 244 Bei-
spiele zu der — in der Kirchenlehre {Redner, Fegefeuer p. 173 ff.)
nicht zugestandenen — Prügelstrafe im Purgatorium vgl z. B. in dem
bei A. Wagner Visio TnugdaU veröffentlichten lat. Gedicht, Vers 281,
293, 302, 321 etc. 247 f. vgl V 351 f.
Liber Septimiu, 253—274. 381
Baltero sospicitor post Becc^ terga, senemqae
Respicit irridens: ,frater, abi esse patas?
Hie tibi faatores sperabas affore paucos, 255
Speratis plures (ne nerearis!) habes:
Nempe ego nunc collega tibi fidissimns assam,
Beccaque te mcütam, scropha Melis, amat;
Distractus paulo ante toi memimsse neqoibas,
Qno tibi erat, pro te qai loqueretor, opus, 260
Hactenns ergo dabam uerbam, quasi tatemet essem,
Clamque apud bos omnes Becca gerebat idem.
Qaod si scire übet, cor connellaris ab istis,
Contendnnt, primam qnis taos hospes erit,
Nescit iniquas bomo panis meminisse comesti, 265
Nos opis acceptQ non meoünisse piget;
S^pe coegisti scisso uelamine nostros
Currere cognatos in penetrale tuam,
Ergo tuam mauult pars nostri scindere uestem,
Quam, quo uis, si uis, ire sinare semel, 270
Elige, nobiscum maneas inuitus an ultro,
Nil nisi te raro nos penes esse queror.'
Talibus intento seniore subassilit atque
Eradit l^uum callida Becca pedem.
253 1* E, in CD neben 254 254 Despicit C, vgl, 16 putans B
255 fauore B 257 ist nunc in A, 258 te in E nachgetragen. —
258 Seccaque B scrapha D 259 pauloante Ä 261 tu temet A
262 in B ausradiert, wodurch (vgl zu V 1033) der entsprechende Vers
der Kehrseite, 288 auf fol. 119^, gelitten hat, 263 conuallaris B
266 Non CDi 270 Quam in C quouis ACDE 273 "f in B
schon nd>en 271 interito B
259 Distractus tnach allen Seiten in Anspruch genommen
(199 — 20^ und darum unfähig, deine Gedanken zu sammeln (F 1119)
und zwr Bede zu ordnen'; vgl MSD,^ XXVII 2. 163, Prora 172.
260 Quo = et ideo, 264 ,sie wetteifern um die Ehre, wer zuerst
dein Wirth sein wird\ 265 vgl, Hoffln. v, FaHersl., AJtniederl, Spr.
nr. 367 ,Gliegheten bioot sal men ghedenken, Sit cordis festum, panem
memimsse comestum*. 269 vgl. zu I 101. 272 vgl, Prora 511,
382 Liber Septimns, 275-^294.
275 ,Gaudeo uosque aelim michi congandere, sodales!
Non hodie quoqnam noster amicas abit,
Arrabo, quam michi quQro, datnr pes iste manendi,
Hnnc dedit et plores sponte dedisset adhuc/
(Sus partim mentita fait, dedit ille profecto
280 Sponte pedem, sed non sponte manebat ibi)
Tsengrimns hnmi nelnt oratnras in ora
Labitar, accedit dolce Salanra rogans:
,Ob8ecro pro me etiam, domine abba, precare, merebor,
MatrinQ neteris qu^so memento tuQl
285 Scilicet hoc saltem nostri memorabere signo,
Accipel' (et innisum perfodit iUa latus,
Mnltifidomqne extraxit epar) ^germana Sonoche,
Aspice, quod fecit perfidos iste nefas!
Glutierat librum, quo pax oblata daretnr,
290 Et michi latorem se fore pacis ait!
Innentus liber est, omnes admittite pacem!'
Indabium senior sensit adesse necem.
,Illepidam rabiem, stulti, frenate, bisiltes!
Mortiferum nostis uulnns inesse michi,
275 *f ACDE Gandero B con- nachgetragen C 277 Nar-
rabo B Über arrabo als femin. vgl. Einleitung michi fehlt B
278 Hano B ad hec B 280 manebit CDE 281 *f fehU E -
nelut oratums doppelt C 283 abba] am Rande nachgetragen A,
Tsengrine B 284 Mateme CD 286 in visum E 287 1" CD
287 Svbject zu extraxit ist Salanra, die auch die folgenden Worte an
Sonoche richtet {letztere tritt erst 427 in Handlung und redet dann
in entsprechender Anlage Becca an), vgl. 423, 436, und 290 mit 23 ff.
291 pacem fehlt C 292 «f D In dubium ACD, Mone ändert
Indnbiam, vgl. Einleitung; es ist Adverbium, wie indnbie ET 641. —
tes
293 frenare B rebelies bisillos O, bisilm corr. Ih, der auch im
Glossar bisiltes schreibt, bisiUes E
283 vgl. III 931, VI 506. 289 vgl. V 133 ff.
Liber Septimiu, 296^900. 383
Mors Mahamet patienda michi est! ignobile letum 295
Unios indalta conciliate precis:
Cedite damtaxat, donec aentura prophetem,
Effagere amisi, cedite qn^ paraml'
Ceditar, iUe canit, plandit fortana canenti,
Prona nocere, aliis, non bene aelle seni. 300
295 mahamat CB 296 indulti BE conciHante CDE —
297 Credite BE prophetam B 298 ammisi E 299 *f in keiner
Handschrift. 300 Das Komma vor aliis fehlt in den Hss. und hei
Mone; constr.: prona nocere seni, aliis (seinem jedesmaligen Gegner)
— non seni — bene uelle.
295 vgl. IV 86, 1016. Mahamet erklärt Mone als ,heid/nischen
Ausruf"; allerdings kommt das Wort als Kriegsgeschrei der Sarazenen
Parton. 6156 [A. Schultz, Höf. Lehen II 247) vor, aber hier ist zu
einem Kriegsgeschrei gar keine Veranlassung, und der Wolf hedient
sich ausnahmslos christlich 'abendländischer Ausdrucksformen. Viel-
mehr ist Mahamet Genitiv und entspricht den andern Attributen
ignobile letum, pessinia fata 306, interitus turpis 307: ,den Tod
Mohammeds mtiss ich erleiden, entschädigt mich für den schimpflichen
Tod durch die Erfüllung einer Bitte!'' Welche Todes form aber gemeint
ist, das ist nicht aus den von Weil, Mohammed p. 1S7, bez. Sprenger,
Mohammad III p. 553 mitgetheUten Nachrichten (Vergiftung durch
Frauenhand) zu bestimmen, sondern aus der von Hild^bert De Ma*
hiimete gegebenen Darstellung: am Morgen seines Sterbetages wird M.
auf einem Spaziergang von seiften epileptischen Krämpfen befallen,
Niemand ist in seiner Nähe, auch nicht sein steter Begleiter, der Magus.
,Sic (1029 ff.) absente Mago tenet hunc dum mortis imago, Accur-
rere sues digna repente lues, Qui rapidus sie grex quasi spemens,
quod foret hie Rex, Totus in hunc properat et miserum lacerat,
Ac uite reliquum, quod adhuc sustentet iniquum, Exhaurit
leuiter, ille gemit grauiter.' Der Magus eilt herbei, bringt den
Leichnam in Sicherheit und zeigt ihn, prächtig ausgeschmückt, dem
Volke, auf dessen Mienen die stumme Frage zu lesen ist ,cur pater
hie dederit Porcis rodenda sua membra nimis ueneranda'. Der Magus
lost das Räthsel (,Qaam caro sit uilis^ mors docet h^c humilis; Hqc
ut monstraret, et aperte significaret, Ipsa pati uoluit nosque per h^c
monuit, Quam fragiles simus') und knüpft daran das Gebot, fortan
kein Schweinefleisch zu e$sen (1101 f.)*
384 Libor Septimns, 301—318.
,Eii morior, nee uita potest micbi longior esse,
Exequiis celebris nox erit ista meis!
Prospera mors misero numqnam tardare roganda est,
Mors omnes miseros pensat honesta dies;
305 Octo dies pariter numqnam iQto omine nixi,
Nunc pressere meum pessima fata caput.
Interitum turpem celebris uindicta secundat,
Turpiter emoriar, uindicer ergo probe-,
Expleat hoc Agemundns opus, foris ille pudend^
310 Arbiter est, mortem uindicet iUe'meam,
Hoc equidem non est ingens in dQmone uirtus,
Sed, quQcumque potest, perficit absque dolo.
Dedecore ille nouo genus impleat omne SalaurQ,
Ultor in extremam s^uiat usqae tribum:
315 Hactenus admoto claudebat poUice portam,
PoUice semoto postmodo pandat iter,
Turpibus ut uentis numqnam impctus absit eundi,
Laxentur patulQ nocte dieque fores-,
301 ne E 303 sors i neganda f 304 pensat ncu^getr. Ih
306 Nee B 307 secundet vermuthet Mone; aber der Satz ist Sentem:
seoundat = prosperum facit, pensat, nicht in dem mlat, Nebensinn »
sequitur (,i. e. prosperare, prosperum facere, uel secundo loco sequi,
ü 176\ vgl I, C, 1)) 309 ag/mundus corr. ZH 311 Hop AB]
Heo CBE wnd Mone; vgl, 361 f. 317 Turbibus B eundo B
303 — 6 tEin ehrenvoller Tod wiegt ein dendes Lehen auf, c^er
auch dieser Trost fehlt mir: nie war mir eine Woche ungetrübten
Glückes beschieden — tmd nun wartet meiner der schmähUchste Unter-
gang,^ Für das durch diese Betrachtungen hindurchklingende Sprich-
wort jEnde gut, Alles gut' vgl. ZingerU p, 28, namentlich ,SweUi
leben ein guot ende hat, daz muoz von schulden heizen guot'. —
309 foris pudenda wie V 404 Über den unsattbern Quälgeist Age-
mundns (quif quoniam ipse immundissimus est, agit mundo s omnes,
abigit et proturbat maxime purissimum quemque) vgl. das VI, Capitel
der Einleitung, 313 ff. Die Perdophilie der Schweine ist bekannt;
man sagt, dass die übliche Futter ung mit Kohl und Bohnenschrot sie
ganz besonders zu Afterreden und bösem Leumund stimmt.
Liber Septimns, 319—882. 385
H^c sornnum, hQC nigiles, ^mmpna h^c l^dat edendo,
Nee siliqnam capiant hac sine labe breaem, 320
Flatibüs ergo malis obstacola nalla resistant,
Nee tenni strepita sibilet anra nocens,
Ut caaeant homines et, quem prope l^serit aer,
Yerberet infidam deaoaeatqne genas!
Pars hominnm probro non inferiore premator 325
(Moribns insignes excipinntur her^):
Obsequa si fnerit stiipis quid nacta prophan^,
Segnities iilam continnata premat,
Nox hibema brenis miser^ nideatur, at orto
Sole ter nndecies snrgere inssa neget, 330
S^pe inter scapolas nestita recmnbat itemque
Descendat toto semiparata thoro,
322 trenm B sibilat : sibilet durch Auspundierung , ebenso
324 Yerberat : Yerberet Ä 326 excipiantor vermuthet Mone; vgl.
IV 171, V 689 f. 327 stirp*|' corr. D* nacte : nacta verzogen D
330 tibi ^
327 Es ist nicht etwa an eine Wöchnerin zu denken, sondern
stirps prophana ist, wie 370 zeigt, dasselbe wie postehtas dampnata 369
{ähidich infidum genas 324), das vertoünschte Saugeschlecht. 332 Man
unterschied im mlat. torus und thoms: jenes bedeutete ausser y Strick'
(YI 180) ,palposa extantia camiam sicat circa coUum (colnm loa. de
lamMk) et brachia* {ügutio fol. 219^ Sp.2)y dieses hiess nur yBett^
(,inaemtar etiam tboras pro lecto, sed tone aspiratar' loa. de lan.).
Da nun die Verbindung von toto thoro {alle Hss. haben hier th) bez.
toto toro, mag man sie zu descendat oder zu semiparata beziehen.
Iceinen Sinn gibt, so sind beide trotz des gleichen Casus zu tre%inen:
thoro gehört zu descendat (,9te steige vom Bett auf den Fussboden
hernieder '), toto zu semiparata, beide letzteren stehen parallel dem inter
scapolas {vgl. I 312, III 738 und 941) nestita; das substantivierte
totum ist aber «» tnnica, vgl. III 941, wo der Dichter selbst totom
durch tota tergora erklärt, und DuCange s. u. tota i. e. uestis speeies,
qua totum corpus inuoluitur. Vergegenwärtigt man sich nun, dass die
drei Hauptbekleidungsstiicke der Magd Mieder, Hemd und Bock {mit
Gürtel) — und zwar in dieser Bcihenfolge — waren und dass sie nur
bei Tage angelegt wurden {A. Schultz I p. 188 f. )^ so ergibt sich: durch
Voigt, Ysengrimns. 25
386 über Septimus, 8S8— 864.
Recidat in spondam, non excassora soporem,
Ter nisi sit domioQ poplite polsa sn^;
335 Brachia tanc costasqae hnmerosque et cmra femorque
Timporaqae et coUam strennuns unguis aret!
Inter molgendüm citra nimis usque uel ultra
Subsideat uariam lacte tenente uiam,
Pars tunicQ, pars stillet humi, pars influa multro,
340 Imputet hoc sedi dissideatque loco;
Tunc mens astringat fallaciter ostia dQmon,
Pressa parum laxans et prope laxa premens,
Ut, quotiens sellam demouerit obsequa, longo
Eruptu luctans horreat aura foras;
346 Rarescat butirum super illo lacte, leuique
Attactu iQdens ustulet ignis idem.
Mos suus emulcta boue s^pe resopiat illam,
Excutiat Plenum dum pede uacca cadum,
Futile Sit multrum, sit futilis obba, putrescant
350 Lacte sinus, coIq limus inesto iugis;
Non expectata dormitum nocte recurrat,
Dormiat officii nullius ante memor,
In lare quodcumque est utensile siue supellex,
Esto uagans, sparsim singula iacta cubent:
335 Brachiaque B 336 araret JB, arat CBE 338 Subsi-
deant CBE lacre, auch 350 B 339 stillat B StcOt des sfvmicn
pars hat C p (aUo perstillet), D ps (pars) auf Rctsur van 4 parom
influa AB ml'tro, Abbrev. und -tro auf Basur von Ih 340 dissi-
diatque B 341 Tunc BGDE] Tum A, vgl. zu III 19. 343 cellam CD
344 fores BE 345 butrum B 346 Atractu B, Actatu CD,
Acta tu E 349 mulcrum D, über c setzt D* {verdeuilichend) i —
353 lutensile B 354 supsim statt spsim E
Worte aufgemuntert, bleibt die Magd liegen (330)« erst ein drei-
maliger Stoss bewegt sie zum Aufstehen (334); beim ersten Stoss
zieht sie sich das Mieder an, sinkt aber wieder in die Kissen (331),
beim zweiten Stoss (itemque) wirft sie das Hemde über und steigt aus
dem Bett (332), legt sicA aber wieder nieder (333), beim dritten Stoss
bekleidet sie sich mit Bock und Gürtel und geht zur Arbeit (334).
Liber Septimus, 855—376. 387
Straba sapinetar, transaersa cathedra iaceto, 355
Prodeat aut redeat sospite nemo genu;
Urceas, olla, lebes, coclear, lanx, peluis, aenum
Scrutaqne diuers^ sparsa uagentnr opis,
Integra mane, eadem sint nespere fissa; reliqüit
Sana cadens Titan, fissa nideto reduxl 360
H^c dabit ille me^ d^mon solatia morti,
Amplias est illi non potnisse datum.'
Finierat senior, nerom fortona prophetam
Illius aaxiüo d^monis esse dedit,
Caius nt accipitris rostrum, iuba sicat eqmna est, 365
Gatti canda, bouis cornua, barba capr^,
Lana tegit lambos, dorsom plamatnr nt anser,
Ante pedes galli, post habet ille canis;
Sab quo posteritas premitar dampnata Salaur^
Et mnlier stirpis qn^qae quid huius habens. 370
,Andi, quid iubeam, domine Ysengrime propheta:
Nulla umquam nonna est nomine fnncta meo,
Nemo tuo uatum; mutetur nomen utrimque,
Sis mich! tu lonas et tibi Cetus ego,
Ecce prophetatum satis est, tibi sicut amico 375
Dicitur: in mnsac proiciere meum.
355 Scraba Z> 357 aenum] aendö B 358 spersa E
359 scisca B 360 cadenx B, canens C citam oder ütam E fixa E
361 salaria B 363 "f fehlt B Mit 364 schliesst in A fol. 104>
{und Lage 13), die untere linke Blattecke ist beschädigt, so dass von
Illius nur noch die v&- Abbreviatur vorhanden ist; A^ ergänzte Illius.
365 accipitis B, accipitrix E 366 Carti B babra B 368 carus B
369 saluara B 370 habetis B 371 quid ABCDE\ Mone quod.
373 utrumque CDE 376 musas B
365 ff. Über die Gestalt Agemunds vgl Eint. 374 vgl. I 35.
375 tibi bis dicitur ist wohl sprichwörtliche Formel, vgl. , Omnibus
hoc dic«s tibi dico sicut amico: Diffamare caue, quod reuocare graue'
{Anz, fwr Kunde deutscTier Vorzeit 1879 p. 176).
25*
388 Liber Septimns, 877—400.
Ingredere ergo meam felix alacerque tabernam;
Impensiun somptns omne remitto toi,
Nee, quibns hibernnm possis expellere frigns,
380 Defectora tibi ligna timebis ibi,
Nee duce me nectas Ninineam tendis ad nrbem,
Non in suspecta te regione aomam,
Sed, donec secnrus eas ac sponte, qniesces,
Istud amicitiQ pignns habeto me^!
385 Tarn celeris nnlli proaenit gloria sancto,
Si crepere hunc probitas immoderata daret;
Primom sacra suis emergant eoipora tambis,
Clarescunt signis, inde leuantur hämo,
Denique unlgaatur scripto commissa feretris; *
390 Dissimiles meritis non deeet anos honor:
Hi post fata diu, tuque incassabere uiuens.
Nee famam meritis probet amndo tois,
Scimns enim, iam sanetns ades, iam dignos inire
Scrinia, iam pleno dignas honore eoli!
395 Si scires, ratio quam congrua suadeat illud,
Ut ueliem peteres, si facere ipsa negem,
Nam scriptura refert, „quod amari debeat hostis,
Omnis amans hostem dignus amante deo est";
Hoc ago prQceptum, si quonam qn^ris in hoste,
400 Quis michi uentre meo uerior hostis obest?
378 tibi tni C, tibi vor tui ausradiert D 384 amioe E
385 sceleris G 394 Scinia B 395 congrua] digna E 397 scripta B
399 In B fehlt hier ago, 400 michi, 401 flagris, immer mü Auflassang
der Lüche {in der 400 uent ausradiert ist) ; die Vorlage war also hier
durch einen Schmutzfleck oder ein Loch beschädigt,
378 ff. vgl, III 65 f, *386 crepere ^bersten', vom Ühermass
der in die leibliche Hülle gezwängten Tt4gend? 391 Warum nicht das
deutlicliere incapsabere ? Vielleicht auch, um den Doppelsinn , du wirst
in den Heiligenschrein aufgenommen werden * und , du wirst vernichtet
werden' (vgl, V 177) zu erreichen. 395 vgl. 1 577, 396 v^.^IV 387.
397 f. MaUh, V 44 f., Lucas VI 37, 35,
Liber Septimns, 401—426. 389
Me flagris, me s^pe minis, me polBibus infert,
Hone, rea ne fiam perditionis, amo-,
Namque hie cancta mei denastat lucra laboris,
Qnod ui, qnod fortim, qttod paro iure, norat,
Qnodqne magis dnlce est, hoc offero l^tiiis illi, 405
Ut plennm sacro pectas amore geram.
Sancüor hoc amor est, quo pnrios hostis amatnr.
Nee michi te excepto carior hoste qnis est,
Ergo ego propostd camm committere caro,
Quam michi complaceas, experiare nelim: 410
Ta michi düectas dilectnm intrabis in hostem,
Ut mea s^pe hostem stirps tibi cara taom,
Utqne sacer discmrat amor, nos ibis in omnes,
Non mereor tanta sola salute froi.
Conditus ergo simal dignis donabere capsis, 415
Notitiam meritis hoc epygramma dabit:
YNVM PONTIFICEM SATIS VNVM CLAVDERE MARMOR
SVEVERAT . EX MERITO QVISQVE NOTANDVS ERIT.
VNDECIES SENIS lACET YSENGRIMVS IN VRNIS.
VIRTVTVM TVRBAM MVLTA SEPVLCRA NOTANT. 420
NONO IDVS IVNUS EXORTV VERIS IS INTER
CLVNIACVM ET SANCTI FESTA lOHANNIS OBIT.'
Tunc epar ereptam cradelis scropha uorauit,
Irruit in reliqnum tarba cadauer atrox,
Disdndunt misemm, citiasqne uorata fuisse 425
Frastnla dicantur quam potoisse mori.
402 rea nachgetragen J., ria £ 403 deuastrat B, deuastrat E
407 hoc AB] hie CDEfi; vgl III 508, IV 919 etc, purior t
413 ibi B 416 epy gramma E 421 exortu AB] ex ortu CDE
und Mone; das Datum ist schon imberechenbar, wollte man es aber
= Nonis luniis auffassen, so läge es im Nieder ga/ng, nicht im Auf-
steigen des Frühlings. 422 CluniadTim B 423 1" feUt CDE
erepta B 425 Discmidant B
422 vgl. zu III 688.
390 Liber Septimna, 427—446.
Auellit diafragma simul cum corde Sonoche,
Fisa sigillatQ pacis habere notam;
,Becca, quid hie habeo? deus hoc dedit, amodo saue
430 Face sigillata fungimur, ecce uide!
Sorbuit ut librum pacis, sie iste sigillum.'
Elicuit guttur cardine Cono canam;
,Glutierat, socii, fiatricem pacis et ipsam,
Ne quid perfidiQ deforet, iste tubam,
435 Comiciiior pacem, matertera, tuque sigillas,
Mater habet librum, pax modo plena uiget'
Taliter interiit miser Ysengrimus; ego autem
Ut notam scripsi, credulus esto legensl
Yix michi, quam penitus periit, si dixero, credes,
440 Ut michi credatur, uix memorare queo:
Parte minus minima porci superesse tulerunt,
Si fuerit partes sectus in octo pulex.
,Cana genas annis, sed mentem canior astu,
Omnes te sequimur, fare, Salaura soror:
445 Bicitur hie abbas olim pr^sulque fnisse,
Quamquam noluerit pectoris esse boni,
431 iste, nämlich Ysengrim, vgl 289; Mone hält 431—434 für
Erzählung und ändert deshalb ista. Vielmehr: die Auffinder der
Friedefisinstrumente sind Salaura, Sonoche und Cono; SaJaura euht
die Urktmde {Leber) selbst aus der Wolfsbrtist 287, 423, 436, zeigt sie
der Sonoche und spricht 287—291, 371—422; letztere findet Bind-
faden und Siegel {Zwerchfell wnd Herz) 421^ 435, zeigt beides der
Becca und redet 429 — 431; Cono endlich spürt die Trompete {SMunS)
auf 432, zeigt sie der ganzen Schaar, socii 433, gleichsam den turmae
unlgares, denen sie den Frieden verkOnden soll (V 261), und spricht
433—436. 433 Glutierant CB in ipsam CDE 434 f in deforet
auf Easur von D* 437 eo B 438 Ut auf sich darüber hinaus
erstreckender Easur A Zum Subst, nöta vgl, Glossar, 439 si
nachgetragen A 441 porcior B Nach 442 /^[xitium nur in E
{dreizeilig mit Argument), 443 beginnt nur in D mit rother, von D* auf
Ea^ur geschriebener Initiale. 443 geras CD, genans E mente E
442 vgl. zu III 940,
Liber Septinras, 447—466. 391
Qnalibus impensis honor exeqaialis agetar?
Nil prosont animQ dona precesqoe mal^,
Perdita namque anima est; sed honestas publica mundi
Exeqnias celebres et sacer ordo petitT 450
,Becca soror, michi crede, licet mens iste sit hostis,
Si semel implesset qaod probitatis opus,
Non me anctore foret priaandus honore sepnlcri!
Hone scelenim nnmqnam p^nitoisse liqaet,
Ordinis«ergo sacri pereat reüerentia, postqaam 455
Occuboit, coias aita nefanda foit
Numqoid, apostolici qaod erat coUega senatus,
Promemit ladas exeqniale decns?
Quo magis alta tenet neqnam, magis ima meretor,
£t bonns ex homili surgit ad alta loco, . 460
Extulit Ysajdes frontem diademate regni,
Disperiitque deo proiciente Saal;
Perfidos hie itidem, non caro prQsal an abbas,
Quam prios ascendit, tarn modo oilis erit.
Has decet exeqoias illad, quo papa dolosus 465
Christicolas Siculo uendidit ^re duci;
447 Qoalibet E impensas B, impensus E exequialis ABC DE]
exeqnaUs Mone. 451 f fehlt in aUen Hss. 452 quid : quod Ä,
quid CE 453 foms : foret C 454 Hanc B 456 cuicis oder cuitis B
457 collega coUega Ä, das zweite Mal gestrichen. 460 loca f —
461 Extiüit idest dauid ysaides B (in A am linken Bande die Glosse
dauid vom Textschreiber). 464 prius auf Basur A 465 In A
setzt der Textschretber über ülud die Glosse scilicet es, B bietet im
Texte iUud es quo 466 duci] deus E
448 f. Todtenmessen helfen nur den im Fegefeuer, nicht den in
der HöUe schmachtenden Seelen. 457 — 464 Bekarmtlich theüt Dante
die Hölle ttoc^ dem Grade der Bosheit in concenirische Binge, welche
unter der Oberfläche der Erde anhd>end nach dem Centrum zu immer
enger werden: im Mittelpuncte der Erde sitzt Judas Ischariot, der
VerrcUher. 459 Matth. XXVIII 12, Lucas XIV 11, XVIII 14,
C. Schulze p. 158 ff. 465 Die geschichtlichen Anspielungen des fol-
genden Schlusstheüs werden in der EM. zusammenhängend erörtert.
392 Liber Septimns, 467-490.
Proh pudor in cqIo! dolor orbe! cachinnus Auemo!
Regna dao monachos subniit unas iners!
Eohe me miseram! qaam noui flebile aerbum,
470 Cur adeo linga^ Irena relaxo me^!'
,Cara, refer nobis, germana, nee occole tactnm,
Qoicquid id est, aerorn ne recitare time!'
,Cara soror, boreas, oriens, occasos et aoster
Gomperit ac deflet, nee tibi monstra patent?
475 Qui Qos ergo lues, nisi non mansistis in oit>e,
QuQ nuUum potoit clima latere soli?'
,CliristicolQ popnli coUectas nooimus iras
Barbariem contra concalaisse procol,
Hie satis est nostras rumor perlatus ad aures,
480 Felifiemquo homines creditnr isse uiam:
Consilio et iussu papQ sna seque dederunt
Gasibus incertis arbitrioque dei,
Cur ergo perhibes, quia uendidit? immo redemit
Christicolas omoi crimine papa bonus!'
485 ,Cara soror, nimium clamas, reminiscere sexus,
MQreat exnltet femina, clamor obest,
Rem tetigi, tetigisse piget, sed qu^libet ortum
Postquam res babuit, non habuisse nequit;
Incidit attonitam lacrimosa trag^dia mentem,
490 Quam posset uates uix superare Maro.
467 olbe B 470 halt Mone für einen Fragesatz; cur relci-
tivüch wie V 1199. 471 tmd 473 fehU "{ in den Hss. 472 id est]
idem B 475 Qua AC 476 fehlt E, Zeile dafür offengelassen —
Quod B 477 *f fehlt JE?, ^nao 485. 478 contaluisse E procul
fem C 479 auras C 480 hominis E /sse E 481 Concilio CD
483 Cum B 485 clamans CD 488 Post quem B
468 wird 672 wiederholt, 487 f. auf sprichwörtlicher, sei es
römischer (, Factum infectum fieri nequit' Iitstin, Fand., Faselius
Latium p, 83), sei es deutscher {Zingerle p, 61) Grundlage; ebenso
493—496 : ,Mulierem omat silentium ' bei Vannucci Prot. Lot, I p, ISS,
,Luttel sprekens verciert die yrcuwe' Altniederl. Spr. nr. 456, vgl.
A. Schultz Hof. Leben I p. 156.
über SeptimoB, 491—516. 393
Qnod si me premeret penuiia nuUa loqnendi
Parqae modus calami materi^qae foret,
Immemor esse suq non debet femina sortis,
Vincola natoTQ mmpere nolo meQ,
Femina sit reaerens, qaamnis pr^clara loqaentem 495
Hunc sexnm nimio non decet ore loqoL
Dissecor in bioiiim, non h^c omnino taceri
Conaenit, et non snm talibus apta modis,
Hoc igitnr ritu, qni nobis competit, atar:
Iure sibi innato femina flere potest; 500
Materiam fleta, sezum sermone tuebor.
Et tenuis m^sto planget auena sono,
Coningis extincti sie fortia facta modeste
Flet referens conionx strennoa flensqne refert'
PlanctOTQ graoiter cari pro morte Salaur^ 505
Reinardas uelnti noce dolentis ait:
,Domna Salanra, toi singoltas detege causam!
Nescio cur, species sed tibi flentis inest;
An patruo uiolenta meo fors contigit usquam?
Si super hoc doleas, ede, dolebo simul. 510
Die, Gono, reticet mater tua' (namque tacebat
Anxia, principium carminis nnde trahat)
,Dic michi, Oono, precor, quid habet mea domna doloris?
Euenit patruo quid nisi dulce meo?
Nil ego uos noui laturos tristius esse, 515
Ni fallor meriti uos meminisse putans.*
493 fort ausgestrichen und sortis darübergeschrieben f 495 *f CD
reaerens B qnemuis preclare E loquantem (-cem), dann n aus-
punctiert B 497 hoc CDE tacere : taceri E 499 connenit B
502 aema auf Easur 1> 505 «T fehlt AB; mü rother Majuskel
beginnt E (zweizeiliges SpaHum vor 505) und auf Basur Ih —
505 u. 506 {ausser Reinardas) auf Basur A caroi B 506 agit B
507 tais : toi ^ 509 usque D 516 Nu BCB ' meriti] memini B
501 Dem tragischen Object entsprechen die Thronen, dem weib'
liehen Suibject leise Klagen, stüles Wimmern,
394
Liber Septimiw, 517 — 540.
(Sic, quasi nesciret Reinardus facta, rogabat,
Omniaqüe agnorat, cominus inde lateos)
,Non hodie ad missam, f rater Reinarde, foisti?
520 Festa tibi cotq debuit esse dies!
QuQ te caasa, miser, fecit tarn sero aenire?
Missa hodie est patrno SQpe iterata tno,
Desiit esse malus, mores proiecit iniquos,
Nil scieris faciet postmodo nilque dolet'
525 ,Ergo obiit? certe? prob, patrue dulcis, obisti?
Heu tumulum sine me, patrue care, tenes?
Addite me patrno ! miseri snbducite cippnm!
Commoriar patruo, uiuus inibo lacum!'
jFrater, tumba prope est, accede, rotaberis intro,
530 Exilem nobis pr^bnit iDe cibum.'
,Falsificabo prius, qu^cumqne Salaura loquetur,
Nescio quQ siquidem dicere falsa parat,
Et cras ingrediar uiuus patruele sepulcrum;
Laude caret probitas immoderata nimis/
535 ,Frater, si patmum, sicut testaris, amasti.
Nunc patruo dnlci contumulandus obi;
Propositum felix dilatio s^pe resoluit,
Libera sit uirtus, prodeat absque mora,
Nil nisi non fieri uirtus concepta timeto,
540 Incide, dum pietas ^stuat alta, neceml'
524 sceleris doli
517 Set B nesci/ret D 518 satens CD 519 admissam AB
524 sceleris — doli CDE, vgl. 665, Hör, Serm. II 1, 54, Äeneis
VIII 206; zu scieris I 382 postmodnm E 528 und 533 uinis C
531 Falcificabo B 535 si] sibi B
518*" vgl, IV 72^ 622 vgl. 188, gemeint sind Todtenmessen.
534 vgl. 386. 537 Sentenzen, die den Aufschub veruriheÜen, sam-
melt C. Barth zu Phüippis III 262, 539 uirtus steht hier und 543
von dem einzelnen tugendhaften, wie prudentia lY 669 von dem ^n-
zelnen klugen Entsckluss.
Liber Septimiu, 541—656. 395
,Non dicar foriis, sed amore in fata salisse,
Actio cor stnltam pr^cipitata probat;
Mentibus in pranis nirtus concepta topescit,
At michi mens eadem cras hodieqne manet,
Tempore aera fides interlabente calescit, 545
Mens foriosa tepet, qua lenitate calet'
Postqaam conticoit aalpes et tota Salaor^
Contio, aox tristem soloit amara liram.
,Qaam longom dioina ferat patientia sontes,
Peccando üacile est querere, nosse graue est; 550
ludicis asperitas magno anticipanda timore est,
Optima peccatis est medicina timor,
Ubere si laqueos prouenta gratia nondnm
Content, hoc saltem est allicienda modo.
Sint hodie sordes, metaatar p^na Gehenn^, 555
Et miser in uitiis horreat esse sini,
555 Sint odio
556 sxiis
Ztoisdien 543 und 544 wird 542 in C wiederholt, aber von der-
selben Hand durch Beischrift von nacat (Wattenbach, Schrifltoesen*
p, 228) getilgt. 545 e in Tempore auf Rasur D* 546 quälet B
547, nicht 549 f E, dann funfzeüiges Spatium mit Argument. —
549 D* rubriciert die Initiale. 550 Precando D facere f est
(hinter facile) fehlt ABCDEfi und ist von Mone ergänzt, vgl. Eint.
— nosce CDE 551 est fehlt f (wahrscheinUch vom Buchbinder
weggeschnitten). 553 Yerbere i mtmdnm B (nundum ÄCDE) —
555 hodie] odio i 556 sini] suis CDEi und Mone.
541 vgl. I 795. 546 iepescit eadem leuitatCf qua calescü. —
551 £f. Wül man der strengen Bestrafung des Bichters vorbeugen, so
ist die Furcht vor den Höllenqualen der sicherste Weg. Wenn die
Gnade des ewigen Bichters die üppig wuchernden Fallstricke der Sünde
jetzt noch nicht vernichtet, den Menschen hienieden noch nicht ganz
aus des Bösen Gewalt befreit, so ist sie wenigstens dereinst zu gewinn
nen, dadurch dass wir die Folgen der Sünde fürchten und demgemäss
unser Herz mit inbrünstigem Verlangen nach dem Griten erfüllen.
Sei daher heute, jetzt immer noch die Sünde in uns wirksam, so
fürchte man doch die künftige Verdammniss und schaudere zurück
3^ Liber Septimus, 567—574.
Qui metoit parce, prauos non diligat actus,
NoUe timere malum, peius amare mala est;
Qui non sponte cadit, miserabiüs esse uidetor,
560 Labentes nitro sistere nemo cupit
Protinus altemant certamen flebile, praue
Eine transgressor agens, hinc deus acta ferens,
Donec pernersos ultra, quam parcere iudex
Deuouet, in p^nas exigat ^qua dies;
565 Lis ea sQpe habita est inter mundumque deumque,
Et quasi deuicto pessima palma deo.
Quid referam SodomQ f^tores atque GomorrQ,
Quod commisit Adam, quod iugulator Abel?
Quid Noe fluitantis aquas animosque gigantnm,
570 Niliacas pestes et Pharaonis iter?
Impia quid Datan et Abyron factaque Ghoreque
Inque heremo uarias agmina passa neces,
Splendentis uituli scelus et male manna cupitum?
Quid Balaam fraudes insidiasque Balac,
557 metuat CDi nondum ligat : non diligat ZH 558 Nosse CDi
560 «r (statt Nota) JJ Habentes By Lambentes E 561 praui «
562 Huc t alta B 564 -uet auf Easur D* impenas B, inpenas t
exigit % 567 ferores B 568 Quid — quid CDEi 570 Nil Lucas
prestes B 571 abyrori B 574 insidiamque ÄBDE, insidiasque C,
jenes zu diesem corr, i; allerdings findet sich das Wort vereinzelt im
Singular {Neue Lat, Formenlehre I 486, Hildebrand Gloss. Lai. zu
I 325, Bönsch p, 273, Ven. Fort. Vita Martini ed. Leo I 101); da
aber unser Dichter es sonst stets als Pluräle braucht {IV 646, 892,
968, V 89, 766, 1187 etc.), so wird insidiam ein durch das an ent-
vor der von Gottes Langmuth {549) geg^enen Frlaubniss, gewährten
Möglichkeit, im Laster zu verharren, 557 parce = moderate (Pop.
und loa. de Jan.) 562 acta ferens t. e. scelerata patiens {III 1150).
567 Quid referam bleQ)t bis 586 der regierende Satz; als Objecte hangen
davon ab 1. Suhstantiva (567, 569—576, 581, 582»>, 585), bez. RelatiC'
Sätze, die sich auf zu ergänzendes iUud (568) oder iHud tempus (577 f.)
zurückbeziehen, 2. indireete Fragesätze mit dem Indicativ (579, 582%
583 f.), 3. Acc. c. Inf. (580). 569*» Gen. VI 4. 571 J^ttwer» XVL
574 2ftim. XXII—XXIV.
Liber Septimiu, 675—580. 397
Amalecldtarain, lericho, Ismaelis et Assor, 575
Atqae Philiströs Antiochiqae manns?
Quid, com s^oierit fornax Chald^a lacnsque
Et qnem non homines at timnere ferQ?
Quid torrens Gison, quid dadis comperit Endor,
Pestibus hie populos, hie cecidisse fame? 580
sprechender Verssteüe stehende Balaam veraiücisster Schreibfehler sein.
— l)ca einstimmig überlieferte Philisteos (phylistros B) 576 eeigt, dass
die CreniHve 575 von insidias, nicht, tde Mone meint, vem manus a&-
hängen. 575 Ismaelis] hys maculis • 577 Quod B semierit C
579 sidon i claudis B, -is auf Bctsur D, clades i endo t
575 Zu Amalechitarum vgl. Exod. XVII 8. Deut. XXV 17,
1 Beg. XV 2. - Num. XIV 39. - ludic. III 13, VI 3.-1 Beg. XIV 48.
1 Beg. XXVII 8, XXX 1, 2 Beg. VIII 12. - 1 Paralip. IV 43. —
Zu lericho losua VI. Hebt. XI 30 f. — Ismael {nicht der Mörder
des Gedalja, lerem. XLII f.), der Sohn Abrahams, steht hier collectiv
als Stammvater der Ismaditen, der im Osten von Palästina bis nach
Assur hin wohnenden arabischen Beduinen, die den Juden stets feind-
lich gegenüberstanden, wie auch meist die nun folgenden Assyrier^
zumal unter Salmanassar (assyrisches Exil 720). 576 Antiochus IV
Epiphanes, dessen tyrannische Grausamkeit gegen die Juden in den
beiden Büchern der Maccabäer geschildert toird. bll Als baby-
Ionische Formen der Todesstrafe werden genannt 1. das lebendig»
verbrennen in einem Glühofen {Daniel III), 2. das Hinabwerfen in
eine L^foengrube (lacus, Daniel VI). 578 Nebucadneear soll {nach
Daniel IV, V 18 — 21) 7 Jahre lang wahnsinnig gewesen sein und
wie ein wildes Thier gelebt haben. 579 f. Am Bache Eison fielen
10000 Cananiter {Judic. IV f.), bei dem Städtchen Endor auf dem
GHboagebirge wurde Saül mit seinem Heere nach tagela/ngem Kampfe
von den Philistern besiegt und fiel selbst {1 Beg. XXXI). Wenn der
Dichter dort die Volker durch eine vom Himmel gesandte Plage, hier
durch Hunger fällen lässt, so scheint jenes auf die bildlich -phan-
tastische Schlachtschilderung {ludic. V 20 f., also Wolkenbruch, Hagel-
schlag? wie bei Choerobachi 675), dieses auf den Besuch Saids bei
der Hexe von Endor am Tage vor der Schlacht zurückzuführen zu
sein: wenn diese dem Könige, der Tag und Nacht vorher gehungert
hatte, eine Mahlzeit bereitet (1 Beg. XXVIII 22 ff.), so mochte man
daraus auf eine Hungersnoth im ganzen jüdischen Heere schliesseti.
398 über Septlmns, 681—688.
Quid CanadQ gemitus prauorumqne ydola regam
— Quis secuit uatem? — fataque tristis Hell?
Quid tulit Hellas, altare quis inter et Qdem
Et qui sab daplici uate raere airi?
585 Et qu^ pr^tereo mundi portenta nocentis,
Ne desperato fine nagetnr opus?
Finiit has tandcm uindex sententia Utes,
Noluit omnipotens s^cula praua pati,
581 Qui cana degenitus i c?||ade Rasur und Ahhr. von i>*
prauorum q scola C 582 trisis C 583 Quod ABDEi tulit fehlt
CDi saltare B Hinter altare interpung, Ä, davor CD 584 qui]
tibi CDEi 585 E que C preterea B 588 oscula parua B
581* vermag ich nicht befriedigend zu erklären, Kenath (CanathFuij/.)
ujird mit 60 Tochterstädten und den benachbarten Dörfern Jairs von
den Syrern und Geschwritem den Israeliten entrissen {1 Paralip. II 23);
aber von ihren gemitus wird nichts berichtet. Nimmt man ferner anj
dass, wie Cauaau mu2 Caua, so auch Canatha promiscue für das nörd-
liche Reich Israel gebraucht wurde, so könnte man an die Zeit Isabels
denken, wenn das nur nicht mit 584 zusammenfiele! Endlich wird
die Besiegung der Juden unter Herodes dem Grossen durch die Araber
bei Kanatha nur von ausländischen Schriftstellern (Dio (Jassius XLIX
33 — 44, Plutarch Anton. LIII) erzählt; auch chronologisch passt sie
nicht recht in das Distichon. 582 Jesaias ist nach der Sage von
Manasse zersägt worden (Hebr. XI 37, wo iTigCa^aav in der Vulgata
durch secti sunt wiedergegeben wird). Elia Gram (tristis) erhellt aus
1 Reg. II 12—16, 22 ff., sein Tod (fata) aus 1 Reg. IV 11. o83* Zu
Eüas {917^896) vgV3 Reg. XVII ff., 4 Reg. I f. 583»» Zacharias,
der letzte dCxaiog im Canon des alten Testaments, der seine Gottestreue
mit dem Tode bUsste, wurde vom jüdischen Volke, dem er seinen
Götzendienst strafend vorhielt, auf Befehl des Eonigs Joas {saec. IX)
zunschen dem {im Vorhof aufgestellten) Brandopferaltar und dem
Heiligen (inter templum et altare, Matth.-^ inter altare et aedem, Lucas)
gesteinigt, vgl 2 Paralip. XXIV 20 ff., Matth. XXIII 35, Lucas XI 51.
584 Unter duplex uates kann man kaum etwtts anderes verstehen, als
das Seherpaar Elias und Elisa, zu deren Zeiten die Königin Isabel
den Astarte "Cultus gewaltsam durchzuführen suchte; über die dama-
ligen Märtyrer des Jehova^aubens vgl. 3 Reg. XVIII 4, 13, XIX 10,
14, 18, Rom. XI 2 ff.
Über Septinras, 689—610. 399
Mittittir humano discretor corpore s^ptos,
Qni paleas orat pnraque grana legat, 590
Mittitar Emmanuel, qaem si Ind^a seqaatnr,
Si mintis, in tenebras, qaas meruere, mant;
Addictns post probra crad est, diffanditur ergo
Blasphem^ toto plebis in orbe foror.
£x hoc dura manas pnnit, non snstinet hostes, 595
Hqc est, quQ miseros obroit, ira graois:
Numqnam nentnri cassa expectatio Christi,
Exlliam, tenebr^ morsqne salnte carens;
Plectuntor sontes nee, quem uicere ferentem,
Iratum possunt exsuperare deum, 600
Immodice parcens manet immoderabilis ultor,
Quique diu tulerat, nunc sine fine ferit
Non ei^o Hebr^os miror gentesque perire,
Quos pr^iudicii pQna tenacis habet,
Non secus in mundo quam d^mones ante creari, 605
Insita confectos uindicat ira reos;
Qui sumpsere fidem, quibus est baptisma tributum,
Inuolui prisca perditione queror.
Prima crucis satio messem dedit ubere fructu,
Tinea labruscas multiplicata tnlit; 610
589 distretor B 590 legat] le B 592 tenebris E iuuant C,
i«u 1 1 corr. XH 593 post fehlt C proba B 594 Blasphemie B
595 In manus steht der zweite n- Strich und die Jbbrev. für -us auf
Rasur van D* 597 Non quam B 599 Plentuntur B ne E qui C
600 dium B 602 Quequc i 605 quem ABCDE] quam besserte
Mone demones ABCD, demonis E; Mone ändert daemonas, vgl.
Einleitung arte E 606 uendicat ÄBDE] uendicat C, uindicat t,
vgl I 976.
605 vgl M'gth^ II 761 ff., Schmäler, Aberglaube des MA. p. 17.
Wie vor Erschaffung der Welt die — aus abtrünnigen Engeln hervor-
gegangenen — Teufel entstanden, so entsteJm jetzt noch atts den Seelen
der Christushasser nach deren Tode Ge^^enster, die bis zum jüngsten
Tage qualvoll umherirren. 610 Für diese formelhafte, auf das
Gleichniss vom Weinberge und lesaias V 4 zurückgehende Wendung
400 Liber Septimus, 6U-624.
Paulatim reprobo c^pit rarescere mundo
Spiritus excessu corripiente sacrum,
Prorupit Satanas uitiosum liber in orbem,
Omniaque in scelera est irreuerenter itum.
615 SQCula dampnauit rursum poUnta creator,
Pura tamen bonitas usa tenore suo est:
Noxia non subito zizania messuit ense,
Horribiles longum pr^fremuere minQ,
PrQnorunt miseri, non excusare sinuntur, .
620 Indicium mundi machina trina dedit,
Transsumpsere suas elementa ac tempora leges,
Deseruitque prior non loca pauca situs.
Estiue transiuit hyemps, byemaliter QStas:
Intorsit tonitrus, fulminat udus Ilas,
612 Christus B 613 Prorumpit CI)E 614 Omnia q CBE
secula E 615 Scelera B rursu 2> 616 Plura E uisa C,
uisa : usa D* teuere B 617 ante euse B 618 piefemuere B
620 Judicium A, in den übrigen ist Im- und lu- leabar. Nicht das
Urtheü selbst, welches Gott vorbehalten bleibt, mir die Verkündigung
der bevorstehenden Verdammmss bietet der Weltorganismus in seinen
drei Bestandtheilen. 621 tempora ÄBCDE] tempore Mone. —
623 trauseunt C 624 Intersit C fulmiuat ist auffällig sotoohl wegen
des Tempuswechsels (vgl. 631) als wegen der fehlenden Conjundion
(vgl. IV 550); etwa fubninaque? insofern intorquere ebenso das Wälzen
des Donners toie das Schleudern des Blitzes ausdrücken kann (torquere
i. e. uoluere uel mittere loa. de laniM).
vgl. Sedulius I 45, Hewr. Sept. III 79 uitis dedit ipsa labruscas,
Proque rosa creuit aspera spiua michi. 612 Spiritus sc. sauctus —
620 Zu machina mundi vgl. Lucrez V96, -Koffmane, Greseh. d. Kirchen-
lateins I p. 68. Die heilige Schrift befasst das Universum unter der
EintheÜung von Himmel und Erde, doch schon das aUe Testament
fügt ein drittes Element hinzu, indem es die Erde unterscheidet als
Wasser und festes Land. Also wie in der lebendigen Creatur drei
Classen unterscfiieden werden, die Fische des Meeres, die Vögel des
Himmels und die Thiere der Erde {Gen. I 26, 28, Psalm. VIII 8 f.,
RA.* p. 39 ff.), so erscheint auch das Universum als ein dreifad^,
als Himmd, Erde und Meer umfassend {Exod. XX 11, Ps. CXLVI 6,
Liber Septimus, 635—688. 401
Mnlciber hibemos combnssit templa domosqae; 625
Seuerant hyemem Carchinus atque Leo,
Instar parmanun cristallos Saxo iacentes
Kepperit in campis obstnpnitqne snis,
Extinmit glaciem, qui tatos staret in enses,
Concntiente nouo fortia corda metu: 630
Duruit in terram mare, terra liquator in ^nor,
Piscibns accessit campus, harena satis;
Eaasit discrimen aquQ pro nanibns utens
Nantibas in fluctn plorima torba casis. —
Prodigium refero, quod Fresia tota fatetnr, 635
Consolidatqne agri sessor agerque fidem:
Demolitns agram cum possessore domoque
Protnlit extemi pontus in arua oiri,
625 Mulcibus B 627 Instat E cristallÄS B iacentis CD
629 Ebctimuitque B 630 m A am unteren Bande nachgetragen —
631 Dnguit : Dirigoit B Duriter E liquetor B 634 Nautis E
influctu t turba] tema ABE, trina CD, terra i; ,der Wassernoth
entgieng eine grosse Volksmenge auf Hütten, die {wie einst die Arche)
auf der Fluth schwammen»' tema widersti'ebt jeder Erklärung,
plurima turba an gleicher VerssUUe I 600, 680. 635 *f 0 fretia E
a in tota auf Easur D 636 censor CD 638 extertu B
lonas I 9, Acta XIV 14). So nach Piper, Myth. der chrisÜ. Kunst
II 85. In diese biblische Lehre interpretierten später die Kirchen-
lehrer die heidnische Theorie von den 4 Elementen hinein, diese
jener überordnend, und so werden hier — von unvermeidlichen Über-
griffen abgesehen — erst die Vorgänge auf der Erde (a. Land 623—629,
b. Wasser 630—634), dann am Himmel (a. Luft 645—650, b. Feuer
651 — 656) besprochen. 624 Has (= Hylas), der Liebling und Mund-
schef^ des Hercules, der schöne Jüngling mit der Urne, ist hier, wie
sonst der in gleichem Verhältniss zu lupiter stehende Ganymedes, für
das winterliche Sternbild des Wassermanns gesetzt, wofür ich
einen anderweitigen Bdeg schlechterdings nicht aufzuspüren vermochte.
632 ,satis i. e. segeti, harena sc. maris' Mone. 638 extemi nicht
, eines Ausländers", tcie Grimm BF. Einleitung p. 87 übersetzt, son-
dern y eines fremden, weder verwandten noch befreundeten Mannes \
vgl. Glossar.
Voigt, Ysengrixnns. 26
402 Liber SepÜmos, 689-6^4.
Publica litigium tandem censora diremit:
640 Incola, cuius hamnm nemo uidebat, abit,
Quique superficiem fundi aellusque snpeme
Yendicat, hie liber iudice plebe sedet-,
Hoc in iudicio non sensit Fresia rectum:
Qui dominus fundi, legitime esset agrL —
645 Excussit templis ingentia tigna trabesque
Et longinqua tolit uentus in arua fiirens;
Fugit inextincta populus sua tecta fauilla,
Et repsit gemina uix ope tutus homo,
Yix applosa solo tenuerunt corpora fortes,
650 Horruit ingenti turbine terra tremens.
Nocte sub hibema Pfa^bi radiantior ore
Cemitur arctoum flamma cremare polum,
Noctibus innumeri belle concurrere soles,
Sanguineus limphas horrificasse rubor;
652 aeremn
641 Quisque E uel usque CD 647 in extincta ACD tmd
Mone. 649 aplosa ABCE, aplosa : applosa D* 652 aereum CBE,
,126 arctonum i. e. polum' D^ im Glosaar flamina B
644 enthalt die nach der Meinung des Dichters richtige, dem
Rechtsspruch der Gemeinde entgegengesetzte Entscheidung des Streit-
falls: der Besitzer von Grund und Boden (fundus) uiüsste von Bechts
wegen auch Herr alles dessen sein, was darauf wächst (agri), der
Pflanzen, wie der Gebäude. Vgl, Graf und Dietherr, Deutsche Bechts-
sprichwörter^ p. 103 nr. 207 ,Alle Gebäude folgen dem Grunde',
208 ,Dem eignet das Haus, dem die Erde eignet' wnd die Erklärung
p. 106 ,Wer den Acker zu eigen hat, dem gehört in der Begel, was
darauf steht, Gebäude und Pflanzen'. Älmlich das französische Becht:
,Le pied saisit le chef . 650 vgl. I 776. 651 f. ,lßcr ist vom
Nordlicht die Bede' Mone; vgl. Archipoeta de XV signis XI 4 ,De
supemis paiübus postea pressure Die duodecima mundo sunt uentur^:
Fix(; CQÜ penitus stellQ sunt casurQ Et per partes aeris flamme
uolatur^.' 653 ,In Oldenburg gilt das Nordlicht ais die Erschei-
nung eines in der Luß vor sich gehenden Geisterhampfes'' W%ttike*
p. 183.
über Septiimu, 666—662. 403
Bis latuit teter Titan, causamqae latendi 655
Non soror ant nabes terreaae umbra dabat
Omnia dizemnt dades elementa fdturas,
Nee tetigit tantus pectora dura pauor.'
C^perat abbatissa loqoi Ingubria flendo,
£t lacrimQ imbaerant milibns octo solom; 660
Auribus nt snrdis foret intolerabile aerbom,
Clamor ad undecimom uenerat usque polum.
655 Fis -B 658 Non B fauor : pauor C 600 In B ist
Alks hinter lacrime aiutradiert (-liun am Schluss noch erkennbar). —
Mit 661 beginnt in B das Schlussblatt, das auf der Kehrseite (686 ff.)
durch Nässe stark gelitten hat, auf der Vorderseite sind nur in 661
die ersten drei Worte etwas verblichen, doch unter der Linse noch
erkennbar.
656 Die Sonne wird unsern Blicken entzogen entweder durch
den zwischen sie wid die Erde tretenden Mond oder durch eine vor^
aberziehende Wolke oder durch den Erdschatten {Isidor. Etym. V 31, 3:
Xoctem fieri aut quia longo itinere lassatur sol et, cum ad ultimum
caeli spatium peruenit, languescit ac labefactos efQat suos ignes, aut
quia eadem ui sub terras cogitur, qua super terras pertulit lumen, et
sie umbra terrae noctem facit), vgl. zu IV 318. 657 Die kirch-
liche Überlieferung des MA. {auf Grund von Matth. XXIV, Mc. XIII,
Lucas XXI) nimmt 15 Zeichen an, die den jüngsten Tag ankünden
sollen {vgl. Myth.*' II p. 681, III 242, E. Sommer in Zs. III 525 ff.),
von denen in unserer Schilderung folgende vorkommen: Wasserfluth,
Einsturz der Gebäude, Erdbeben, Nordlicht {Verbrennen des Meeres
654 ?), Verfinsterung der Sonne. 660 , hatten 8 Meilen weit {vgl. 1 659,
IV 958) den Erdboden getränkt'. 662 Die Zahl der Himmels-
Sphären schwankt in den Angaben des MA. zwischen 7 und 11; 11 lehrt
Yinc. BeU. Spec. Not. III c. 85 bis Schluss, IV 1—10, danach
Schindler, Aberglaube p. 1. Die Erde steht im Mittelpunct des Welt-
alls, um sie bewegen sich in 7 über einander gelagerten Himmeln
Mond, Sonne und 5 Planeten {Mercurius, Venus, Mars, lupiter,
Satumus), vgl. Spec. not. XV c. 25 und 33; die übrigen Sterne hängen
frei, bez. stnd angeheftet m der nun folgenden 8. Sphäre (firmamentum,
est octaua sphera, que et dicitur stellata III c. 102 - 104); darüber
wölbt sich 9. der crystallinische Himmel {c. 90 — 101) ^ 10. die Feuer-
sphäre, das Empyreum {c. 87 — 89) j endlich 11. das celum Trinitatia
(c. 85 f.); 10 und 11 behandelt als zwei verschiedene Sphären auch
26*
404 Liber Septimus, 663—682.
Excidium mandi planctnram triste Salaaram
Corripait nnlpes: ,8talta Salaura, ^ile!
665 Pr^scio, quid penses: sceleris dampnare doliqae
Pontificem Latiam, perfida porca, cupis,
Dicere als, quia dux lerosolmam Ethn^ns itaros
Chrisücolas timiiit per sna regna gradi . . '
,Papa ergo Sicnli dacis Qre illecttis atroque
670 Argolicam populos carpere saasit iter,
Casibus atque dolis Graiorum immissa famiqae
Regna duo monachus submit unas iners;
PrQter quos pelagi rabies et pesticos aer
Et fraus Argolidom perdidit atque fames,
675 In connalle tdram duo milia somnus et imber
Enecuere, altis undique s^pta iugis.'
,Improba, tu nescis, hoc quare papa benignus
Fecerit! ausculta, cognita dico tibi:
Dimidiare solet nummos ignobile uulgus,
680 Et dirimit sacram rustica turba crncem,
Hoc scelus est ingens, hie mundi pessimus error,
Taliter errantes papa perire dolet;
663 planturam B 665 Pressio Cl) celeris CD dampnari E
667 uix B iherosolimam ADE (A mit auspunctiertem i), ierosoli-
mam BC D hißtet: iherosolimam | ethneus { itor ' , Christicola j timxdt,
hinter othneus ist ein f ausradiert. 669 v/nd %11 fehlt *f in den Ess,
677 zwingt zur Annahme einer Ztcischenrede Salauras; dass diese
aber bei 669 (nicht 671, toie Mone toill) beginnt, macht einerseits das
auf Qre illectus utroque bezügliche quare 677 {der wahre Beweggrund
wird 687 angegeben) wahrscheinlich, anderseits 'der in die Augen
springende Parallelismus von 465 — 468 : 669—672. 673 quis B
cü p
674argoli|l , didit corr. IK 675sonu8CD 676aliti8C 678 ascultaJB^
679 Dimidiale B 680 Hec CD sacrum C 681 hoc CD
Geruasius von Tilburg Oüa imperialia I 1 (bei Leibniz Script, rer.
Bruns. p. 88^. Vgl. V 106. 667 Die Lexicographen des MA. lehren
,'Ethna mons Siciliae ex igne et sulphure dictus, inde et Gehenna,
inde ethneus.* Liegt also in letzterem hier der Doppelsinn ,sicilisch'
und ,1wli^ch'? 669 utroque vgl 699. 679 vgl. zu I 789.
Liber Septimas, 683—701. 405
Qui secat ex nummis obolos, in frastnla miUe
Gotidie hone Satanas diaidat ense sno!
Seit bonos hoc pastor stolidasqne in deoia labi 685
Et per opaca trahi compita m^ret oaes,
Saluificare animas omnes uult papa fidelis,
C^litos est illi creditos omnis homo;
Idcirco Qs Sicoli sumpsit, Franciqne tyranni,
Angligen^ et Daci et totius orbis aaet, 690
Omnes namque animas hominum saluare laborat,
Qoaque licet, dirom nnlt abolere nefas.
Non aalet, ut nellet, totam delere reatum,
Qua sinitur, scindi stema salabre uetat,
Materiam minnit signom Celeste secandi, 695
Quamois non ualeat toUere prorsus eam;
Hoc tolit ^s Sicolum pacto et pietatis eodem
Totius immensas toUeret orbis opes,
Es sibi non rutilum, non ^s desiderat album,
Yult sibi commissum saluificare gregem. 700
In sua quot librat thesauros scrinia, seruat,
Non creat inde obolos, integra quQque tenet;
Pontificem ergo pium cur proditione nefanda
Argnis? ignoras, quod bene nosse putas!
683 Quiescat B obulos infrustula i frostrula E 684 dioidit t
685 S/cit D hie CDE solidasque B 687 fideles Ci 688 credite B
689 sceleri B 690 Vor totius fehlt et C 692 dirimi (7, dirü uult,
Abbreviatur und uult (letzteres auf Easur) von JH 694 stema AB,
soema CDE, stenuna Mone. stema passt hierher nur in der ' allge-
meinsten Bedeutung ,ornamentum' (loa. de Ion.) , Zierung, Gezierde,
Zier' (Dief), besser scema = ,ymago uel figura* loa. de lan., ,Bild'
Dief.y entsprechend dem signum 695; sonach würde man letzterem den
Vorzug geben, wenn nicht die Verwechslung beider griechischen Worte
durch Du Gange und Diefenbach bezeugt würde. 699 nee es DE
701 quod DE liberat D 704 bene /nosse D
684 Der Teufel mit dem Schwerte in der Hand wird bezeugt
Apoc. VI 4 und Boskoff Gesch. des Teufels I p. 237,
406 Liber Septimos, 7a5 — 708.
705 Patrae care, iaces! utinam efficerere snperstes,
Obloquium fatiiQ non paterere snis,
Innocui papQ fieres spontaneus altor,
Stultitiam linguQ penderet ista suqI'
705 *r fehlt E effioereie, ebenso 706 -rere suis aufBasur D*
706 Obliquium E 706 und 707 zieht B zu einem Verse zusammen:
Obloquium pape fieres spontaneus ultor 708 Stultiam D, Stoltiam :
Stultitiam E Am Schluss Explicit ysengrinus D, Explicit ysen-
grinus et reynardus E, Tüelangahe fehlt AB (das Fragment C schliesst
schon 694), dagegen gibt AB die Verssumme an: A 1) mit grüner
Farbe M. M. M. M. M. M. D. C. LXX. mi. uersus habet, was darufUer
2) mit schwarzer Tinte und darunter 4) in Zahlen VI DC. LXXIIII.6674.
wiederholt wird, alles von den Schreibern des Cod, Zwischen 2 und 4
schiebt A^ die Verse ein
Bis tria millena sexcentaque septuagena
Et metra bis bina tenet ista fabella lupina.
In der Schlusslinie von B ist die Schrift bis auf M T.TY
verloschen.
Index nominum.
Abel {ßius Adam) YH 568.
(agnellus) TD. 978.
Abyrwi YH 571.
Adam Yn 568.
Agemundus VII 309.
Albis I 919.
Aldrada n 3.
Alleluia (coiUux Petrt) U 66.
(hymnus) TU 124.
Allobroges VH 103.
Alpis I 892, m 405, Alpes IV 355.
AmalechitQ VII 575.
Andegauus senex IV 272.
Anglicus I 595, m 659.
ybris VH 121.
Angligena V 1041.
tyrannus VII 690.
Anglus I 50, Vn 111.
abbas IV 279.
Anna 11 63.
Anseimus V 110.
Antiochus vn 576.
Aprilis I 920, V 193.
Arabs rex I 72.
d^mon IV 614.
Argolicum iter VII 670.
Argolides VII 674.
Artacus papa V 1061.
Assur vn 575.
Atrebas sanctus IV 286.
Atrebatum I 193.
Auemns {Gehenna) I 343, VII 467.
[lupus) IV 756.
Bachns V 938.
Balaam VH 574.
Balac vn 574.
BcUduinus, cf. Lesburna.
Balduinus (asinus) VI 369.
Baltero VH 121, 147, 207, 233,
253.
Baptista {löhannes) n 75.
Bauaricum gattur VI 382.
Bauo (S.) m 717.
Becca VH 119, 126, 144, 253, 258,
262, 274, 429, 451.
Belinus n 279, 299, 414, 457, 495,
569, 581, 589, 590, 675, 676.
Beluaci VI 290.
Beniaminita magister V 101.
Berfridus m 48,250,401,715,937,
1013, 1103, IV 7.
Bemardns (S.) VI 89, cf, V 126.
Bemardus (iieruex) n 275, 301,
422, 495, 499, 536, 543, 545,
562, 567, 576, 579, 585, 603,
605, 666.
Bertüiana m 53, IV 2, 214.
Blandinia claustra V 447.
BUtero V 1100.
Boema uina 11 678.
Botulphus (S.) ni 939.
Bouo I 1027.
Brabas I 49, IV 609.
Brigida (S.) H 68.
Britones VII 191.
Bruno m 49, 137, 481, 537, 563,
406
Index nominum.
873, 877, 887, 891, 929, 938,
975, 987, 991, 992, 994, 996,
1193, 1194, V 1129.
Burgissa YII 145.
Burgundum os VI 449.
Cain Vn 568.
Caldaice IV 1034.
Cald^ fomax Vn 577.
Canada VH 581.
Cancer m 38, 761.
Carchinus VII 626.
Carcophas m 50, 683, 688, 689,
967, 1024, IV 9, 103, 473, 503,
827, VI 375, 408, 469, 499, 517.
Caribdis I 641.
Inops (luptis) IV 750.
Cato V 511, 512.
Celebrant (S.) n 69.
Cephas V 101.
Ceres VI 338.
Cetus vn 374.
Chora VH 571.
Christus vn 597.
Cison vn 579.
Clar^uallis V 126.
Cluniacum VII 422.
Coluarianus 11 278, 300, 358, 427,
496, 564, 568, 594, 595, 599,
608, 613, 670.
Cono vn 141, 143, 146, 170, 432,
511, 513.
Corniseca n 412.
Coruigarus V 1135, 1143, 1175,
1183, 1217, 1236, 1242, 1259,
1282, 1293, 1309, 1313, 1322,
VI 49.
Cursor IV 745.
Baca sacerdos I 229.
abbatissa Vn 43.
Bacus pr^sul IV 299.
pontifex IV 302.
tyrannus Vn 690.
Banubiale solum VI 380.
BanubiQ aquQ I 666.
Batan Vn 571.
B^dalia ars I 278.
Egidius (S.) in 536.
£gmundum V 460.
Egoceros m 761.
hisa vn 584.
Emmanuel Vn 591.
Endor Vn 579.
Ethn(;us dux VH 667.
Eugenius III cf, Gloss, 8. u. papa.
Excelsis (S.) H 61.
Falernum V 871.
Februus I 665, 886.
Fiducia Bona VI 369.
Francigena in 769, 774.
Franous genitor VI 445.
mos m 950.
tyrannus VH 689.
Francum os VI 383.
solum VI 380.
Fresia n 282, Vn 635, 643.
Fresis ora IV 503.
Gabriel (S.) m 1089.
GaUia VI 494.
Gallioa orca IV 614.
Galla loquela VI 379.
uox III 407.
Gallus lupus in 798.
Galterus V 501.
Gehenna V 28, 130, 1261, Vn 555.
Minor {lupus) IV 754.
Gerardus n 11, IV 15, 298, 319,
795, 817, 881, V 849.
Gereon (S.) n 179, IV 25.
Geta IV 734.
Getier niues IV 332.
Gog vn 140.
Gomorra Vn 567.
Grau vn 671.
Gr^ca Salix I 229.
Index nominam.
4uy
Gitce IV 355, 1034.
Gr^i Codices V 701.
GrQcum amen V 559.
08 m 720.
Grimmo HI 48, 137, 223, 481.
Grimo IV 746.
Gripo IV 742, 748, 751.
Gulpa IV 754, 755.
Guls rV 749.
Gutero m 53, 281, 1196, IV 912, 923.
Gvulfero IV 749.
Hebi^i Vn 603.
Codices V 701.
Heü vn 582.
Helias VH 583 cf. 584.
Helpuara (S.) n 67.
Herodes 11 73.
Herodias H 93.
Hispani lupi IV 350.
lanus I 885.
Tbera mater VI 445.
Yberus lupus m 799.
Idus vn 421.
lericho vn 575.
lerosolma 11 180, VII 667.
lesaias VH 582.
Ilas vn 624.
Inda uulpes IV 349.
Indus I 595.
Ingens Mantica IV 751 sq.
lob IV 43.
lohannes n 85, Vn 58, 422, cf.
Baptista.
lonas I (35) 692, (n 226) Vn 374.
loseph n 199, 302, 327, 335, 341,
403, 419, 473. 535, 544, 549,
555, 581, 585, 612, 663. lU 51,
534, 538, 628, 677, 701, 877,
899, 927. IV 7, 97, 99, 103,
121, 133, 215, 241, 263, 357,
365,476, 529,545, 563, 574, 575,
579, 597, 653. VI 39, 50, 107.
Iprensis calathus V 697.
Ysaydes VU 461.
Ysengrimigen^ IV 744, V 709, 716.
Ysengrimulus IV 479.
Ysengrimus 1 1, 13, 127, 203, 423,
435, 965. n 159, 303, 322, 459,
465, 531, 577. m 21, 51, 93,
157, 259, 265, 309, 399, 465,
485, 531, 535, 597, 657, 663,
685, 721, 765, 869, 913, 923,
974, 1125, 1151. IV 71, 191,
195, 213, 323, 429, 455. V 345,
439, 541, 548, 631, 707, 983,
1093, 1131, 1179, 1277, 1281.
VI 3, 15, 27, 107, 129, 147,
179, 189, 193, 235, 413, 451.
vn 11, 181, 301, 371, 419,
437.
Ismael Vn 575.
ludas vn 458.
lud^ vn 591.
lud^us I 566, vn 225.
luniQ Idus vn 421.
Larueldus IV 745.
Latini Codices V 701.
Latius pontifex Vn 666.
Latia loquela m 947.
Leo vn 626.
Lesburna V 498.
Louo V 699.
Lucifer (daemon) V 442.
. (Stella mattUina) V 456.
Machutus (S.) V 220.
Magna Salus Ouium IV 745.
Magog vn 140.
Mahamet Vn 295.
Mcmasses cf. lesaias.
Maria (S.) n 64, cf. I 956.
Maro vn 49Q.
Mars I 886,
Martiniis r^s { tVMO^Q^SÄ.
Michael Tr^^-l ^''
410
Index nominum.
Mosa IV 254.
Mulciber m 453, Vn 625.
Nebucadnezar VII 578.
NiliacQ pestes VII 570.
Niniuea urbs VH 381. '
Nipig IV 747.
Nobtirgis (S.) H 67.
Noe vn 569.
Obitius I 27.
Olnam IV 756.
Orcus in 901.
Osanna (S.) Ü 61.
Pal^stinum templmn IV 163.
Paulus V 101.
Petrus n 66, 70, m 690, cf. V 101.
Phanuel n 63.
Pharaüdis (S.) n 71, 93.
Pharao Vn 570.
PhQbus vn 51, 651.
PhüistQi vn 576.
Pictauiis lupus m 966.
Pilauca IV 746.
ßearidus m 49, IV 5, 593.
Eeinardus I 3, 11, 49, 61, 91, 123,
125, 239, 269, 271, 295, 323,
426, 437, 443, 449, 491, 521,
607, 735, 827, 946. n 164, 187,
305, 313, 606, 609, 617, 672.
ni 52, 63, 93, 132, 261, 281,
284, 285, 311, 322, 328, 409,
471, 489, 541, 591, 637, 658,
676, 795, 869, 900, 908, 1152,
1184, 1189, 1191. IV 11, 39,
69, 201, 203, 221, 249, 250, 251,
269, 283, 375, 423, 650, 683,
737, 809, 830, 837, 888, 921,
987, 991, 1023. V 5, 135, 189,
233, 307, 330, 336, 349, 354,
357, 358, 372, 416, 435, 705,
765, 819, 1122, 1123. VI 3, 9,
125, 162, 201, 221, 2b3, 352,
393, 495. vn 506, 517, 519.
Beingiimus VH 9.
Bemica sedes I 933.
Bemicus pr^sul I 467.
Remis m 688, IV 592, Vn 174,
192.
Renus I 919, IV 254.
Bogerus cf. Ethn^us, Sicnlus.
Roma I 467,' H 70, 180, IV 35,
162, 273, 631, V 109, 1307, 1310,
vn 174.
Romanus ordo Vn 130.
Rufanus m 33, 1179.
ßalaura II 541, Vn 3, 6, 44, 99,
178, 234, 282, 313, 369, 444,
505, 507, 531, 547, 663, 664.
Salemum m 375.
Sarmaticus lupus m 799.
Satan I 21, 190, 227, 344, 748.
n 660. V 28, 349, 358, 416,
420, 680, 1260. VI 162.
vn 104, 230.
Satanas I 50, 567, 696, 863. H 23.
m 754, 1115, 1116, 1135.
IV 236, 317, 343, 633, 708.
V 25, 130, 357, 981, 1156.
vn 613, 684.
Saul vn 462 cf, 579.
Saxo I 124, vn 627.
Scald^Q bidentes V 551.
Scaldus IV 592.
Scitha I 124.
ßcithica uulpes IV 349.
Sclaua potio I 48.
Sootia I 890.
Scotigen^ V 875.
Soptengula IV 747.
Siculum (js vn 697.
Siculus dux vn 466, 669.
tyrannus Vn 689.
Symon V 108.
Sithiu IV 285.
Sodoma Vn 567.
AA*^A%*^^ «*^
Sonoche VH 119, 125, 143, 287,
427.
Spiritus (sanctus) VU 612.
Spispisa IV 749.
Sprotimis IV 17, 101, 816, 893,
929, 939, 945, 963, 993.
V 137, 171, 205, 221, 229,
243, 267.
StanpQ m 687.
Stonnus IV 753, 754.
Sualmo IV 750, 752, 753, 755,
805.
Suauus Vn 66, 197.
Sueuus I 124, m 34, rV 734.
Tanais IH 1027.
Te deum {nomen clangae) V 855.
Tempe V 779.
Teta n 12, 15, 26.
Teutonicus m 771, VE 381.
lupus ni 770.
modus V 552.
Teutonica lingua m 965.
uox V 558.
Teutonice V 549.
Tyrium aenum lU 1037.
Tyrius murex IH 1053.
Titan VE 360, 655.
Tomacum V 109.
Tomacus pastor V 111.
Triuenter IV 742.
Troia IV 110.
TuUius V 512.
Turce KE 382.
Turgius IV 751, 786, 805.
Turonus pater IE .742.
Varbucus IV 753.
Vedastus cf. Atrebas.
Ungaricus pater IH 34.
sonuB m 388.
Ungarice m 382, IV 1034.
Worgram IV 749.
Zacharias VE 583.
Glossarium.
Zu Grunde gelegt ist Georges*, hei der Schlu^sredaction benutzt
ist die nach Entwerfung dieses Glossars erschienene 7. Auflage. —
Altlat. Worten ist ein Kreis, spätlat. ein Stern, mittellat. ein Kreuz
vor gezeichnet, vorn unbezeichnet gelassen sind Worte der goldenen und
silbernen Latinität; stehen jene Zeichen hinter dem Worte, so weisen sie
auf die Zeit hin, wo es die von der gewöhtüichen abweichende Bedeu-
tung bez, Construction besass oder erhielt. Benutzt sind vorzuginceise:
A. Anthiini de obseruatione cibomm epistula, ed. Tal. Böse,
Leipzig 1877.
Bk. Bartak Yocabula breuiarii Bomani, Prag 1876.
Bl. Brandl Glossarium illostrans bohemico - morauicae historiae
fontes, Brunn 1876.
Br. Brinckmeier Glossarium diplomaticum, Gotha 1855. ^
C. DuCango Glossarium mediae et infimae Latinitatis ed. Henschel,
Paris 1840-50.
Ch. Chassant Petit Yocabulaire latin - £ran9ais du Xm** siecle,
Paris 1857.
D*. Glossen und Glossar der Es. D.
D. Diefenbach Glossarium Latino-Germanicum, Frankfurt ]857.
Dn. Diefenbach Nouum Glossarium Lat-Germ., Frankfurt 1867.
Dz. Diez Grammatik der roman. Sprachen, 2. Ausgabe. Band I,
Bonn 1856.
DEW. Diez Etymologisches Wörterbuch der rom. Sprachen, 3. Aufl.,
Bonn 1869 f.
Dg. Diez Altromanische Glossare, Bonn 1865.
F. Forcellini Totius Latinitatis Lexicon ed. De -Vit, Prati 1875,
VI 459—780.
Ga. loannis de Garlandia Synonyma (Leyser 312 — 338).
G. Gengier Germanische Bechtsdenkmäler, Erlangen 1875.
Hn. Hamann Mittheilungen aus dem Breuiloquus Benthemianus,
Programm der Realschule des Johanneums, Hamburg 1879.
H. Hildebrand Glossarium Lat. bibl. Paris, antiquissimum sec. IX,
Göttingen 1854.
Hd. Herrad von Landsberg von fingelhardt, Stuttgart 1818.
I. loannis Balbi de lanna Gatholioon, Nurenbergae Koburger 1483.
Kr. Eärcher Nachträge zu Forcellinis lat. Lexicon, Earlsrohe 1854.
E. Eanlen Handbuch zur Vulgata, Mainz 1870.
Eg. Eanlen Geschichte der Ynlgata, Mainz 1868.
Ee. Eoffmane Geschichte des Eirchenlateins, Breslau 1879, 1881.
L. Löwe Prodromus corporis glossariorum Latinorum, Leipzig 1876.
Wo die Seitenzahl nicht angegeben ist, liegen handschrift-
liche Zusätze Grustav Lötces zu meinem Entwurf vor.
0. Osbemi Panormia, unter dem Titel ^Thesaurus nouus Latinitatis'
gedruckt hei Angelo Mai Class. Auct. tom. Vm, Rom 1836.
P. Papias Yocabulista, Yenetiis per Philippum de pincis Man-
tuanam 1496, 19 April.
Pr. Paucker Addenda Lexicis Latinis, Dorpat 1872.
Psp. Paucker Spicilegium Addendorom Lex. Lai, Mitau 1875.
Psb. Paucker Addendorum Lex. Lat. Subreücta, Dorpat 1872.
PI. Placidi Glossae, ed. Deuerling, Leipzig 1875.
Q. Quicherat Addenda Lex. Latinis, Pai'is 1862.
R. Rönsch Itala und Yulgata, 2. Aufl., Marburg und Leipzig 1875;
fehlt die Seitenzahl, so sind briefliche Mittheilungen von
Hermann Bönsch gemeint.
Seh. Scheler Lexicographie latine du Xu* et du XIII* siecle,
Leipzig 1867.
S. Steinmeyer und Sievers, Die ahd. Glossen, Berlin 1879, 1882.
T. Piatonis Timaeus interprete Chaicidio, ed. Wrobel, Leipzig 1876.
ü.(TJg.) Ugutio Pisanus, in zwei Hss. der K. Bibl. zu Berlin benutzt,
zuerst und vereinzelt nach cod. ms. lat. fol. n. 441, zuletzt,
da diese Hs. anderweitig ausgeliehen war, vollständig nach
ms. Savigny n. 7, beide saec. XIV, jene ist durch üg., diese
durch ü bezeichnet.
Y. Ex quo vocabularij autentici. videlicet Huguicio katholi-|con
Brevilogus Papias aliiqne Codices, s. l. et a. {Strassburg
1478?) fol.
ab iure YI 477, fern von, ohne einen Bechtsgrund, vgl, absque, die
Zusammensetzungen mit ab {DEW. I 40) und die Formel ab re
= sine causa {Cato Dist.prol. n. 30, BuocUieb ed. Seiler III 39"),
D ,ab i. e. sine*.
*abba, Vocativ, I 928, 967, IH 910, 947, lY 570 fc^g V Vl^^^^^^^'^'^y
,Syrum nomen, pater interpretatur * I, vgl P \ "SX^ ^^' Hom.
VIII 15, Galat. IV 6. " Mf>'^
*abba8 1 201 etc. ,ab abba „pater" dicitur hie al^^v ^Vö'TQss^^^^' "*^
\/
414 Glossariiun.
»abbatissa Vn 40, 41, 44, 659.
abdicere alc. alqd. lY 227, {auf Grund der Ordenareffd) versengen,
verbieten, vgl. D, P ttnd ,abdixit : abnegauit' A. Mai Cl. Auct.
VI 501.
t Abel m 978, vgl. eur Stelle und EM. über loseph; ,abellus : agnus
recens natus' F 464 j ,ab6lluin : agnus recens natus' L 140, 142,
vgl. besonders 348 f.; ,amllas : agnus recens natus' Class. Auct.
VI 510, ,auiILa, ae i. e. agnus recentis partus' 0 35, 52, ,auilla,
e : agnus recenter partus' Hn. 1; ouilla neben ouicula bezeugen
0 396, U 6&*. ,Sie haben ohne Zweifel Becht, wenn Sie annehr
men, das in späterer Zeit gebräuchlich gewordene abellus oder
abelus hänge mit dem lammfrommen Abel zusammen; denn eben
jener Adamssohn — ist er nicht der Urahn aller Pastoren?
Heisst es doch von ihm in der Vülgata Gen. IV 2 »foit autem
Abel pastor ouium!'* Jedenfalls stellen auis und auiUus die Er-
zeugnisse einer bequemen und nachlässigen Aussprache für onis
und ouillus dar'' E.
abbinco I 622, 794, von hier.
♦ablingere IV 297, Pr. 1.
tabmordere II 125, VI 550.
absoluere* IV 607, 609, von Sünden lossprechen.
o*absque I 69, 534, 712, 718, 862, 1025, m 152, 473, 529, IV 188,
489, 490, 602, 914, 1010, V 804, 808, 1073, 1104, 1114, VI 215, 360,
vn 152, 312, B 389 f., K 202.
fabstimus VII 71 statt abstemius, vgl. H, A i4-,abstimu6 : sobrius',
0 569 (abstemus), XH ,abstima : abstinens uel ieiunans^ und B.
abusio* IV 377 Verbrauch, V 613 Missbrauch.
faccentuare V 559 ,i. e. acoentuatim proferre ' Ü24^undl, weiteres
bei C.
♦acceptabilis V 209, B 109, K 119, Ke 71, De lupo 59.
acceptio* IV 155, Ansehung, Würdigung, (parteiische) BficksicM'
nähme, K 51, Bk 34, Ke 71, G.
♦accubitare HI 270.
*ac si rV 867 quasi.
*adeptus, us I 933.
ad esset I 423, HI 485, Vn 393 esse.
fadhiscere alc. 1 58 = inhiare, vgl. f adhiare alc. Buodlieb ed. S. IX 19.
adhucf nunmehr, jetzt I 769, m 856, 1000, iV 186, V 225, 664;
mch einmal in Zukunft, dereinst 11 423, IH 596, IV 970, V 874.
*ad instar IH 1052, vgl. Neue Lat. Form. I 503,
•adunare V 481, B 182, K 172, Pr 16.
aftirmaref IV 591, vgl. zur Stelle,
agftso rV 368 EuHreiber. Diae George*'' lehon bei lAuius T
tiachgewieae»e Bedeutung wwräe im SpäÜat. vnd MkU. dit
hemchende: ,ciiatoB asinoTDm' 0^, ,domesticaE, miniBter
nun' üund I, ,est asmonim pastor agaso' GretMimi« Eberi
C, Br, J>, Dn; die ttUspreehetide Etymohgie agen» asinum
ich ober nirgenda.
•albedo HI 599.
alisB* n 154, 602, IV 266 cmdertwo, vgl. Beda ed. Gilet
.alias : alia oice neu. alibi' 0 51, , alias i. e. in alio tempore
ia alio loco.. ael aliter' U 6^ und I.
allecf I 897 Hering, DEW. I 240, Ed>. 168, S. II 338,
IV 355 Hahn? rgl twr StelU.
•alleuiaro VH 20, £ 466, K 173.
altet VI 9 laut, VE 102 ho<ii {von der Stimme), vgl. ,altiboaii
alte clamanB' O 60, ,altisoiiuB i. e. alte soaans' ü 6'.
alter* IV 428, 573, V (818, 3) 920 em anderer, A 48, Aalx
ed. Pevper 20, s, Di. 8.
'alterare V 565, DEW. II 202, Q.
alteruter* [,i. e. iste nel ille {1185, III 149), uel] nterqoe, i
(T 5U) U 6^ und I, vgl. Fl. 1, n. 2, s.
•alterutrum II 401, IV 926, adaerbium, einander, K
Pap. 7 f., Ke 139, = ,8d innicem' P, ,i. e. mntuo' 0 3.
U S' und I.
•amen IV 611. V 559, K 213.
•amodo H 195, IH 851. V 1027, VI 21, VH 429 von nun an, i
K 239, ,i. e, deinceps' ü 128'' und I.
•anachorita IV 177.
tAngligena, vgl. Ind. nom.
anima' I 374, VII 236, 239, 448, 449, 687, 691 die Seele ai
unsUrbliche, von dem ewigen Richter dem Himmd bei. der
gueuioeisende Theü des Men»chen.
■anterior m 957, anterius aduerb. VH 17, S 338, Pap. 3, 2-.
tanteritaa VI 433, ,i. e. antiquitas' A.Mai VI 508, Gl.
p. 667, 31, O 34, 51, n 9; I, D.
+ antern3, a, um IV 775 airierior,
anticiparet [-= praeoccapare V 766] IV 846. VD ^^^ ^
führung eines Enlachlueees euvorkommcn , ^_. -ig^V. Vi?^
i. e. anticipare' 0 397, ,aiiticipo, as i. e. »^ nu?*^*^ "^
U 36*- und I, der noch primo capere Aina,^ ^*^
antidotnm* UI 768, IV 706 Gegenmittel, rem ^^!^^^ „1 1
ir9,7. ^^^if^
antiates» V 1Ü83, 1091, VU 17 etc. gtels i> ^
V
416 Glossarium.
anus, if y 1263, 1295 ThürsekJoss, Modification der wrsprüngUdien
Bedeutimg Kreis (Gearges), Ring {8 1 S72, 67, Mone Am, III 188,
,aniis : res rotonda et intus nacua' P).
♦anxiari Vn 227, JB 163, K 168, Q.
apex I 468* BiscJiofshut, Bischof.
-f Y 61S das Zünglein an der Wage, vgl. VII 55.
♦apostolicus, a, um V 107, VII 457.
apploderef YII 649, corpora solo, fest andrücken an den Erdboden.
fappodiare VI 100 sich anlehnen, ,iimiti' 0 59, 425, Ug, I, J>*,
Br, C V 317, D, Dn, = {s') appuyer BEW. I 326.
•appropiare I 1034, m 1172, VI 35, E 181, K 173, Bk 39, Q, =
approcher. Dz I 8, BEW. II 405.
apud* m 425 statt in c. abl, B 391.
arbitriumf I 466 der Gerichtshof,
1 390, V 586 Zustimmung, Billigung,
vgl. H {A 144) ,arbiteTium : coUectio arbitrorom multomm, i. e.
ipsa consensio', P ,arbitrium : coUegium arbitrionun (sie!) mul-
torum, i. e. consensio*, A Mai VI 508 ,arbitrerium : collectio uel
collegium arbitrorum, uel ipsa confessio ipsorum', Gloss. Isid.
,arbiterium : collectio arbitrorum i. e. ipsa consensio' (F 493);
diese Bedeutungen fehlen hei 0, U, I, B, Bn.
archa IV 439 Schrein, Schrank zur Aufbewahrung ioerthvoUer Boc^
menie, Archiv, vgl. C s. u. archiuum, Br". s. u. archia. Zu arche
IV 439 schreibt A^ memorie, A^ siue oustodie.
V534, 917 der , Kasten', Klosterkerker, C. s. u. nr. 2.
♦archiatert m 109, 205, 523, 562, 601, 775, 943, 1087, 1113 ,Arzi'
überhaupt, neben phisicus und medicus ahwechselnd iM%d gleich-
bedeutend gebraucht, vgl. C wnd Lexer s. u. arzdt.
tarchilupus IV 790.
farchisophus V 108.
ardaliof fV 481 = mM. lecker, mUU. leccator, Schlemmer, Fresser,
mit Anspielung auf IV 117 ff., 0 31, 50, 80, 172, 186, 192, 262,
361, 473, U 13\ I, IM, C, B, Bn.
o*arrabo VH 277, B 239, K 31.
fartocrea, ae V 333, 339, 362, 592, 593,. 595, 599 ,quilibet cibus
artificiose compositus' 0 9, 44, I, gemeinsamer Name für die aus
Mehl, Zucker, Gewürz, Ei {Käse), zum Theil auch gewiegtem Fleisdi
— V ,artocria . . est panis pistus com came, krapff' — bestehenden
und in Fett gebackenen kleinen Kuchen, , Krapfen, Pasteten,
Törtchen', hier ohiie Fleischzusatz {vgl. ^V 600 ff., 607 f. uni
Chron. Trudonense XIII p. 508 bei Br. s. u. artocreas: ,portio
monachica, quae iure antiquo continere debebat quinque oua et
caseum*), vgl P, Ältd. Blätter II 197, üg. 10^, Seh. 51, D^ (,ar-
tocreas : taerten'), C, auch 8. u. torta, Br, D, Dn, BF. Eitd, 74,
A. Schütte Hof, Leben I 291. Mones Deutung , Wurst, die mit
Brot und Fleisch gefuUt wird"*, widerlegt schon Borm. zu V 333.
asf halber Pfennig, Hellen; vgl. zu I 789.
♦ascensor IV 777, B 55, K 69.
asilumt m 765 in bloss figürlichem Sinne (== Ausweg) gebraucht, G.
asseclat V 1038 dienender Klosterbruder, famutus {I 972). Vgl. P
,assecla : cliens, bucellarius, discipulus, domesticus *, ü 176*" und I:
, seruiens, uel comes qui sequitur aliquem \ D* , seruiens ', C, D, Dn, Bl.
assldgref HI 209, assXdire, vgl. zu sedere.
fastulare lY 647 an den Seiten behauen, sodass die Spähne davon
fliegen, sonst nur in D belegt; D* zur Stelle ,astTilat : hauwet,
scauet', im Glossar ,astulo, las : hauwen*.
at n 377, in 968 == sattem, certe, mit Ergänzung eines vorher-
gehenden si non- Satzes; dort ,st non mutti, at certe unu8\ hier
ySi non Carcophas magister, at certe ueruex et caper\
attendere I 18, IV 847 in Abkürzung der Formel audire et atten-
dere {Cic, Vulg. lesaias 49, i) schlichtweg = audire gebraucht (D),
oder noch allgemeiner == sentire (Walthar. ed. Peiper 124, 879).
*auca n 233 Gans, Georges^ Q, C, B, Dz 130, 34, DEW. 1 293, D.
Auernus* I 343, IV 756, VH 467 die Hölle, D.
auspicium* m 591, 910, VI 212 glücklicher Erfolg, schon lustin.
14, 4, 17 (Georges'^), dann im Mlat. die ztoeite Hauptbedeutung
des. Wortes; 0 21 , auspicium i. e. diuinatio et bonus euentus*,
Ug. 2^ , auspicium i. e. diuinatio uel bonus euentus', I , auspicium
i. e. diuinatio, auium inspectus, uel bonus euentus', vgl. D und
DEW. I 39 s. u. augurium.
♦ausus, US I 682, IE 475, 1141.
aut m 1185, 1188 = et, G, vgl. uel.
fbabellare U 7 drückt das von Geifern begleitete Lallen, zunächst
der Saiblinge (DEW. I 60), dann überhaupt zahnloser Personen
aus, erst bei D s. u. balbutire, vgl. DEW. II 214 s. u. babiller,
Weigand s. u. babbeln; fehlt 0, Z7, I, C, Br.
tbaco 1) Schinken, geräucherte Speckseite 1 181, 183, 211, 270, 365,
381, 409, 438, 439, 447, 463, 540, 613, V 1124; dass Grimm für
diese Stellen die Bedeutung ,ein geschlachtetes Schwein'' (RF. Ein-
leitung 71) mit Unrecht annimmt, beweisen 1 ^Kg 455, loic ander-
seits die Synonyma peraa I 190, 200, 233, 2^7 A% 414, A&\,tÄ^>
542, 546, lardum 383, tergum 455. 2) Ma^^ In Nl^ Vi\. -^
In ersterer Bedeutung bei 0 471, fehlt O, y^^cK^ t,eO&«^ -^"^^^^
gand s. u. bache, DEW. II 215, C, G, ^^ J ^i^' \>^tf?s^^Tm,
Voigt, Ysengrimos. ^ s^ ^. o1
418 Glossarinin.
balneaf HI 997 die Salbung hei der Priester- (oder Bisehof 8-) Weihe j
vgl 985 f.
fbannire YI 16 ,eine Sache unter Bann (oder Verbot) legen, sodass
sie dem Gebrauch oder der Benutzung jedes Fremden entzogen
wird, so bannire siluam, da^ Betreten und Benutzen eines Waldes
unter Verbot legen, vgl. Innocent, III Pap, Epist. XIII 93 quod
bannieiant silnam ipsam et fecerant custodiii' Br, nr. 5 nach
C I 571, 3; über die gebannten Königsforste (forestes daminicae)
vgl. O 823 8. 14. forestis.
fbannus V 291 iurisdictio, Gerichtsbarkeit, 11 525, 527, 534 inier-
dictum, Verbot unter Strafandrohung, n 139, V 1274 exoommu-
nicatio, Ausschliessung aus der KircTiengemeinschaft. — Vgl. Waitz
in Mon. Germ. Scr. III 918, C, Br, G, B, Lexer und Weigand;
d. W. fehlt 0, U, I.
♦baptisma VH 607, K 85.
♦barot m 1078, 1130, V 185 Grosser des Beiehs; vgl. Georges^ P,
0 69, 78, U 16\ I, C, Br, Bz I 34, BEW. I 53 f., Lexer und
Weigand.
basis* VI 356 Fuss (eines Thieres), am nächsten liegt Veget, 1,25,6
(Georges), sowie 0 81, U 16^ und I: ,extremita8 plantae".
fBauaricus, a, tun VI 382.
beatusf I 320, wo p^ne beatos » 332 fero felix steht.
b. e. b. m 701, vgl. zur SUIU.
♦benedicere I 1031, 11 143 segnen, Bk 41.
♦benedicitet I 1029, 1041, H 145, 329, IV 141, 627, V 451, 835,
das specifisch klösterliche ,seid (sei) gegrüsst, gesegnet', vgl Cund
Kl. lat. Benkm, 153 Änm.
*bonedictio V 1057, Ke 72, hier specieü für das Saim.
fberbix (*berbex) V 544 ueruex, Bz I 10, Bg 47, BEW. I 62, C,
Br etc.
*birrum V 866 Mönchskutte, ,birrum (bimum 0) : grosstun nesti-
mentum' 0 79, ü 18*, I, Hn, ,birnim : grossior cappa* L 75,
vgl. femer Q, C I 687, 2, B.
fbisiltis (oder -tes) VH 293 Schwein, verderbt aus bisulcis ((jeorges^);
,bisiLltis : porcos fissis unculis' L171, ,bi8iltes : porcos fissis ungulis'
A. Mai VII 553 (F 511), ,bi88iltes : porcus fissis ungolis' P.
^blasphemus, a, um VH 594.
bombilaret V 855, 1062 vom Summen der Bienen (Georges^, 0 72,
78, ü 19*, I, C, B, Bn, Wackemagel Voces* 27, 69, 80, 104, Hn)
auf den dumpfen Ton der Kirchenglocke bez. einer leeren beruhigen
Flasche übertragen, vgl. 0 593 ,tiimitare nel tiimipare : sonare,
tinnire, crepare, crepitare, bombire, bombizare'.
Glossarium. 419
*bouinns, a. um IV 345.
fbrancus VI 21 Zweig; statt des häufigen branca, brancha, bran-
cMa {C, Br) = hranche steht nur hier das Mose, brancus, wofür
die einzige Analogie das Proven^dlische (BEW, I 80) bietet.
Huccella I 695, VI 92, JR 97, Bk 42, A 75.
tbulgifer IV 475, 679.
bullaf V 168 das (Urkunden-) Siegel, 0 68 ,iinienitiir quoqne bulla
pro sigillo, quod in cera imprimitur', U 20^ und I , bulla etiam
dicitur quandoque sigillum, quod cere imprimitur', DEW. I 73,
C, Br; davon
tbullifer V 170, 268.
tbursa VI 224 Geldbeutel, 0 79 ,byr8a : corium', U 18^ und I
jbirsa, .. corium bouis\ I ,bursa i. e. marsupium, dicitur a birsa,
e, quod est corium bouis, quia de corio fiat', C, Br, Dz I St,
DEW. I 77.
cadauerf VH 239 mit Geringschätzung vom lebenden Körper gebrau^cht.
calathus V 697 korbähnliche Wiege, vgl, zw Stelle.
*cambiare IV 727 changer, Q, Dz I 12, DEW, I 101.
fcameratus, a, um V 399 kammer-, zellen-, höhlenreich, vgl, VI 98,
III 148. üg 24^ {U 24^) und I: ,a camera cameratus, ta, tum
i. e. curuatus {die gewöhnliche Bedeutu/ng des Wortes, vgl. 0 43,
131, 508, 623, C, Br, D, Dn, DEW, II 245 s, u, cambrer), uel
cameris omatus'.
cancelli sc. fori, Gerichtsschranken VI 500,
t uteri VI 98 die eingezäunten Bäume selbst, = camerae IH 148.
candelabrumf VII 18 vom Vorderfuss, TU 84 vom Fuss (des
Wolfes) überhaupt gebraucht, vgl. basis. BF, Einleit. 95: , Iro-
nische, sicher aUerthümliche Weise ist es, die Füsse als Stauen
{VI 356) und Leuchter {VII 18, 84) darzustellen; noch jetzt
schreiben vnr umgedreht Leuchtern Arme, Stühlen und Tischen
Beine zu\
*cannetum V 847.
fcapesco I 685, 701, VI 136, 341 capesso; schon Placidus warnt
davor 18, is ,capessitur non per so*, ebenso U 26^ {und I) ,quod
quidam (quidem cod.) solent proferre hoc uerbum in sco, ut capesco,
eis, sine dubio nicbil est'; dass es dennoch im Gebrauche war,
lehren reimsichere Stellen, vne Hüdebert Ecclesiastes XI 19 ,mox
quoque compescit, qui talia cuncta capescit', Facetus reimt
quiescas : capescas; vgl, Alan, Parab. V 78. Weitere werthvölle
Belege verdanke ich Gustav Löwe: ,capescit • lioenteT accepit'
cod, Vatic, 3321 saec. VIIjVIII, ,capiscit : VvjetitB^ accepit —
capiscere : capere, facere', gl. affatim cod, iei^ ^rf F, ca^acOTe"
420 Olossarlnm.
adprehendere nel accnsare' gl. dbaims cod. Leid. €7 F, ,cape8cere :
adprehendere * gl. Amplon. ined., ,capiscar : capiam* AtnpUm.*
p. 287, 81, ,In capiscendo : in acoipiendo* Ämphn.^ ined., ,cap6-
sciintur : capiunt' cod. Leid. 67 E, ^capiscere : iimadere' cod.
Vatic. 1468.
capitalef TL 74t das Kapital, C nr. 2, Br nr. (?, vgl zu VI 127.
*cappaVI438 Mantel, Georges^ Bz I 35, BEW. I HO, C etc.
tcappifer HI 977, vgl. zwr Stelle.
capsaf I 761 (loo 2>* repositoria reliquiaram glossiert)^ 979, V 683,
Vn 415 Beliquienkästchen, vgl, incassare; C nr. 1, G, Br, D* t»
Glossar ,capsa : uas reliqidarain\
captio* I 778 der Fischfang, ebenso captura I 685, vgl. Ltusas V 4.
*captor I 602, 889 der Fischer, vgl. zu piscatora.
cardot Vn 432 das Gelenk {am Unterkiefer).
♦carneus, a, um V 32, VII 49, 236, K 122.
fcartiger V 253 Üherhringer einer Urkunde.
♦cassare in 686, IV 61, L 4 Änm. 3, BEW. I 116.
casulat m 977 Messgewand des Priesters, 0 99, U 21^,1, HdlBo,
C, Br, Bz I 36 etc.
casusf nemorom V 317 Senkungen bewaldeter Berge.
fcatigeta IV 592 {vgl. catechista) i. e. ,rector, doctor' P, ,doctor
uel rector' O, , doctor uel rector uel magister* X)*, , doctor, in-
structor, preceptor' U 29^ {Ug 31^) und I, vgl. C s. u. cathegeta
und catigera, B s. u. catigita.
♦cattus I 63, vn 366, Q, Bz I 13, BEW. I 118, 203, 0 342,
,quoddam aniinal ingeniosum sc. murilegus' U 29^ und L
cauda pirif lEI 566 Bimstiel, vgl. C II 251, 2 s. u. De oauda piii
pagare.
fcaudale m 959 extrema pars pülei uel mitraet sc. fctscia de mitra
dependens et inferiores capiHs partes tegens, vgl. nasale.
candatenns VI 203.
tcaudatus, a, um V 1041 {P, U 21^, I, C, B, BEW. II 373
s. u. cowe) qui habet caudam i. e. Zopf, vgl. zu III 659.
♦cauitas I 416, Georges'', Psp 18, H {V 218), 0 132.
♦cautela IV 883, E 46.
*cauteriatu8, a, um V 616, B 255, K 190, Q, vgl. zur Stelle.
cautus, a, umf verallgemeinert zu der Bedeutung gnarus, perUuSf
prudens UI 1113, IV 762, V 1142, 1233, VI 145, VH 234, daher
incautus = sttUius V 810, VI 386. I: , cautus : qui sibi cauet,
astutus, caUidus, gnarus {dies aus U 30*)\ Papias uero didt „cautus
a cauere, solicitus, precauens", vgl. 0 264, 555, 564, 623, 624,
Ecb. p. 143, BuodUeb ed. Seiler p. 310, B.
GloBsariniii. 421
cauTim oder oauns, i IV 797 speciell = gvMur, vgl IV 328, VII 432.
fceda V 1208 mlat Nebenform von scheda (bezeugt 0 365, C, Br,
Hn 19, B, vgl. Überhaupt DEW. I 121), = membrana, und wie
dieses {s. u.) hier für das FeU des Thieres überhaupt, ohne Bezug
auf etwaige spätere Zubereitung zu Pergament; 0 172 ,Dica :
Charta, cantio, scheda, tomus, membrana', 0 365 ,matricTila : Charta,
oeda, cedola, dica, tomum', üg 185* ,8ceda i. e. carta', Hn 19
,ceda : oarta*, vgl. D.
•c^litus V 854, yn 688.
•cellarium IV 357, V 903 KeUer.
censorf I 469, VI 372 allgemein = iudex, Schultheiß, 0 116, U 32^,
I, A. Mai VI 515, C, B.
censnrat Vn 639 iudicium, richterliches Erhenntniss, 0116, U 32^,
I, C, Br, B.
cen8iistVI61 ZtVw, Abgabe, C, Br, G, B.
cerdof VTE 192 der Gerber, 0 128 ,hic cerdo, nis i. e. parmentarius',
146 , cerdo : pelliparius, parmentarius , alutarius', ü 34'' , cerdo :
qni preparat coria, 35* ,hic cerdo, nis i. e. parmentarins', I , cerdo,
onis : qui preparat coria sicut calcifex' etc., 8ch 65 ,nota quod
potest dici cerdo quüibet operarins in corio' B^ im Gloss. , cerdo :
qni preparat coria siue hudevettere, C am SchltMs, B. Die
Gerberei ist eine alte Industrie Gents, Warnkönig I 318.
c^sar appdlativ, der Kaiser HI 1052, V 522.
♦cQSor m 307, VI 11, 33, K 69.
cetus I 1008 erklart Seiler Ruodlieb p. 329 ^Wels'; aber da cetus
sonst stets mit Beziehung auf lonas gebraucht wird (I 689 — 693,
n 225 f., vn 374, 381 f., vgl. I 35), so werden wir hier bei dem
Walfisch stihen bleiben müssen, der eben nur für den grössten
Fisch des Teiches steht, wie der gleichfalls im Meere Tieimische
allec far den kleinsten (L 897).
chaos-f- I 278 Wirrwarr, ein Netz bunt und regellos sich durchkreu-
zender Linien, H {C 77) ,chaos : conftudo omninm renim*, Gloss.
8. Germ. saec. VIII bei H 51 ,chaos : confusio dicitur uel tene-
brae', P ,chao8 : confosio rerum*, d>enso ü 25^ und J>* im Gl.
♦christicola VH 466, 477 {hier adiect.), 484, 668.
cimbalumt I 433, 446, V 1090, Vn 63 dos Glöckchen, das die
Mönche zur Mahizeit rief, Speise-, Tischglocke, C, Bn, Br, BEW.
I 450.
♦circumqnaqne 11 107, IV 801, V 817.
fciroteca HC 1131 Handschuh, P,chiroteca: uanti i. e. manus theca',
0 106, 142, U 36^, I erklären es ,manaam tectura', 0 574 ,ohi-
roteca : tegimen manus*, C, Br, B.
422 Glossarium.
eis tat ^ 923, 925, 926 fder Kasten', KlosterJcerker, vgl archa.
clamisf {spätlat Schreibung von chlamys) ,inaiiter Hd. 189 ^ ,pal-
lium quod ex nna parte indoitar neque consoitur sed fibxüa refre-
natur* ü 43*' und I, vgl, bes. D, Mantel, Obergewand überhaupt,
sei es nun prächtig (V 939) oder starre es anderseits von Häss-
lichkeü (JR 1119, 1154). Dass man daneben die alte Bedeutttng
kannte, lehrt Eberhard Grecism. XII ,Pauperi8 est palla, ditis
ehlamys, ac mediocris Pallia sunt'.
fcianga V 221, 683, 855, YII 49, 65 Glocke; in ^ser Bedeutung
(clanga i. e. campana D*) sonst nicht nachtoeisbar, in andere»
Sinne bei ü 43^ (,hec clanga : cetns, cunens, phalanga, catemÄ),
D, Dn.
claref V 689 statt des Jurist, term. pure; im gewöhnt, Sinne V 393.
o*clarere HI 486, 853, IV 978 (Y 818, 7), YI 209.
fclaustralis, e I 425, n 378, Q {wo weltliche Bedeutung), C, Br.
tclaustricola I 442, 450, V 557, 1010.
clanstrumt I 427, 643, n 229, 232, 240, 373, m 112, 171, 704,706,
1185, IV 179, 286, 550, 553, V 445, 447, 473, 668, 1001, 1191, 1322,
C, Br, D, Dn.
♦ clerus I 761, V 99, 1001, 1005, 1009 Gesammtname für die ztci-
sehen Volk und Bischof in der Mitte stehende niedere Geistlichkeü,
sowohl der vier unteren (pstiarii, lectores, exorcistae, €U!olythi\
wie namentlich der drei höheren {subdiaconi, diaconi, sacerdotes)
Stufen, Isid. Et. VII 12, 2 etc.
dienst 11 80, IV 520 Diener, IH 870 Knappe, O 140 ,clieiis :
seruns \ vgl, C, Br, D, Dn, C, Barth zur Philippis p. 404, Bvod-
lieb IV 244, XII 4 etc,
*clima n 524, VU 476 in ursprünglicher Bed. , Himmelsgegend',
PL 19, 11 ,clima i. e. cardo uel pars caeli, ut clima Orientale'.
U 43^ , clima dicitur plaga uel pars celi, sicut seiet dici „quatuor
sunt climata mundi i. e. partes", ebenso I mit dem 2jU8atss ,6cilicet
orientaHs, occidentalis, septentrionalis et australis'.
coctanat VI 206 Quitten, Dass im Mlat. cydonia, cotonea w»^
cottana, coctana, cotona zu Sinem Begriff , Quitten' verschmohenf
ergibt sich unwiderleglich aus D, vgl. femer C, Dn, Br, DEW,
1 143 y S II 689, 13, 723, lo, 724, 7 «. 13, loa. de Garlandia Diction,
cap, 77 ,in uirgulto magistri lohannis fert . . . coctanus coctana',
wozu Seh. p. 76 f. treffend bemerkt ,Rien de plus uarii que fe*
formes donnees dans la latiniU clctssique et dans ceUe du moye^
äge aux cydonia mala. Notre fr. coing est tir6 de cotoneus.
La forme coctanus ou plutöt cottanus risuUe pröbahlement d'une
confasion avec les cottana ou coctana, petites figues de Syrie\
co^quaref H 215 (toieder gleich-, gutmcuhen) vergdUn, vgl. ^uare
und comparare.
tcoQquxis. a, um m 1065, 1075.
fco esse alicni, mit jemand zusammen sein m 629, lY 872, 922,
vgl. P ,coe8sentis i. e. socii*, C, Br. L verweist auf Comment.
Marc. Cap. 1. 1 {Mai gloss. nou. Lat. p. 8T) ,conseiite8 quasi con-
sentientes siue coessentes cum loue'.
cognoscere, vgl. uoscere.
tcoicti dentes I 79 i.e. coüisi, concussi {VI 6, 7), ,cliptanden' 2>*
im Glossar {holl. klappertanden), vgl. DEW. 1 143 f. s. u. cozzare.
tcola, ae yn 450 Seihkorb, statt colum, C II 445, i.
*colliculus I 941.
colligere 1. (ein herrenloses Gut zur AufbewaJuru/ng) an sich nehmen
I 215, vgl. Georges I c, R 353, C nr. 2, G s. u. recollegere.,
*2. beherbergen, bewirthen VH 217, 218, R 353, K 151,
Bk 48, G nr. 2, Mon. Germ. Scriptt. II 12.
fS. zusammenlesen, Buchstaben zu Silben zusammenfassen
m 697, 702.
♦collisio VI 7, Psb 3.
collotenus V 915.
coloniaf 11 285 Hufe, ein grösseres Stück Landes, Anger {ohne
Gehöfte, Siedlung etc.), vgl. die Synonyma arua 346, 492, 500, 582,
633, 636, humus 356, ager 483, 531, 560, 584, 640, pascua 515,
pratum 524, agellus 623, iugera 628, VI 73, ferner S I 275, 54,
327, 42—47, D s. u. colonia und mansus.
comitarit aliquem VII 111 sich an ein Vorbild anschliessen, also
in gleichem Umfange der Bedeutung wie sequi, vgl. D.
tcommansorV515, wer dauernd mit jemand zusammenwohnt, Haus^
genösse, Mitbürger, im Gegensatz zum weiterziehenden hospes; zu
belegen sind nur die spätlat. Wörter commanere {Georges, C, Br,
G, D) und mansor {Tsb 12).
commendaref aliquem {sc. deo m 1175, 1176) V 755 {einen Schei-
denden) Gott befehlen, adieu sagen.
*oommentator I 589 fictor, tnentitor, seductor, vgl. H {zu C 18^,
U 123* und I, die commentari u. a. durch confingere, mentiri
erklären, gloss. Werthin. 14 {F 771) ,commentum : cogitatio uer-
8uta\ Bn s. u. illector, Alan. Anticl. I cap. 3 ,Mellitaque carmina
sparsim Ck)mmentaiitur aues\
comparare t IV 372 vergelten, vgl. zu co^quare t*twl C nr. 3.
tcompater {vgl. aber Zell^ II 78) IV 164, Q^^ (Jetottcr, geistliclicr
Mitvater, üg 166^ ,compater quasi similia ^ . ^i Öium alicuius
baptizat uel facit christianum' ,uel {setz^ ^^^^uN ^^«^^^^^^^
^y^^
424 Glosaariiun.
uel ad coDfirmationem eum tenet', vgl, Q 8. u. commater, C, Br,
D, Dn und unten patrinus.
♦compati I 959, V 815 müereri, E 184, K 174.
o*complaoere HI 964, IV 192, VH 410, R 184, K 174, Bk 49.
compleref {eine klösterliche PflichtthäUgkeit) mit einem Schlussgehet
beenden I 454, C, Br, vgl. Bk 49.
•fcompletoriuB, a, um IV 557, vgl. z. St., die {hier Nackt-) Feier
beendend,
complexio* DI 117 corporis constitutiOf complexian, U 161* ,com-
plexio : naturalis dispositio' {von Izu natura uel dispositio verschr.).
compositorf, YI 384 patronue, defensor; am nädisten steht C
jCompositor t. e. arbiter qui a litigantibus eUgitwr ad Utes ä
controuersias amice componendas,^
conciliare selten ^versöhnen' (HL 1140, IV 489), ^wieder lieb machen'
(n 174), meist ffCin minus durch ein plus, ein malum durch ein
bonum ausgleichen, ersetzen, compensare ' 1 178, 372, 11 296, IE 20,
IV 140, V 758, 1124, 1186, VI 243, 454, Vn 296.
♦concituB, a, um mit Comp, concitior {vgl. schon concite Georges^)
1 264, 324, IV 498, 988, 0 114, 624, vgl. Psp 43, Änm, 12,
toonorepere V 29, 30, D,
♦condolere I 31, R 185.
oonduceref IV 447, 655, 663 geleiten, yUulgo conducere aliquem
dicimus, cum abeuntem deducimus et comitamur, Ugutio: con-
ducere est deducere amicum abeuntem, prosequi, comitari, quod
uulgale quoddam redolet' C, vgl, attch G s,u, guida, femer Edbas.
967 {913), BruneUus 338, C. Barth zur Philippis VI 141, Philo-
logus XXXIV 160 und unten inconductus.
confessio* I 975, VII 165 Beichte.
confirmaref ,populum dicitur archidiaconus , diaconus, aut sub-
diaconus, dum post porrectam a sacerdote eucharistiam eidem
dominicum soMguinem hauriendum praebef C II 143.
oonflictus, US* n 357.
*conformi8, e V 991, R 224, K 124.
fconfrater V 625, VII 91, C, vgl, frater.
confundere* m 862, 1043 beschämen, R 354, K 151, Bk 51,
confusio* IV 995 Schafide, R 309, K 14, Bk 51.
*congaudere VII 275, R 186, K 175, Dz 1 13.
fcongrandis, e alicui, ebenso gross wie .., V 789.
o*congruus, a, um I 577, n 244, m 760, IV 284, VH 395 ,aptus,
utilis* S 1 18, 37-39, jconueniens, aptum' H {C 273, 418, vgl.
275 und S 24), ,conueniens' P, 0 259, ü, I, y geeignet, pausend,
angemessen, gebührend, auch vorschriftsmassig' G.
Olossarimn. 425
tconiudicare VI 225, Psp 32,
ooniugitimt rv 825 ,vennehelung' B, Hochzeit, vgl, 0 378 ,con-
nabium, bii i. e. conixinctio niri et feminae, qnod et pro nuptiis
quaadoqae dicitnr.'
coninrare domnm nimQt I^ 771 deuauere,
♦consolidare VII 636.
tconstantia (plur.) m 177, die Kosten, Ausgaben, wie impensum
y 1189, vgl, C s. u, castus und consiantia, ae.
constare* Y 97 esse, vgl Bosf^}erg zur Vita Wültbrordi II 377,
consnesceref V 279, VI 209 pflegen, erst hei I (,apad modetnos
Buesco, consuesoo et huinsmodi nuUam inchoationem nötant*)
und D ,plegen', während ü 183^ davor warnt ,Fri8ciaiius tddetur
uelle, qnod suesco non sit inchoatiaum, est tarnen procnl dubio
inchoatinTiin ' ; vgl, nosco.
consnl* I 688, m 878, 929, 1136, 1137, V836 Berather, Bathgdfer,
C nr. 5 und Mon. Germ. Scriptt. VII 348, 359 ,con8iliar%us\ D, Dn.
consnlere alicuit I 486, 694, 732, m 488, 707, IV 397, 398, V 1094,
VI 453,495 suadere, conseiUer, H {C 368) ,consulit : percontatos
est aeL censet uel suadet', Metzer Gloss, (L) ,consTilo per datiaum
casum consilium do, per accusatinum adiauo uel interrogo*,
P ,consulo tibi : consilium do\ 0 1X0 .consulo tibi i. e. consilium
do tibi, et consulo te i. e. consilium accipio de te, U 178^ {und
danach I) , consulo, is i. e. dare consilium, et secundum hoc con-
struitur cum datiuo, ut consulo hoc tibi. Item consulo i. e. inter-
rogo, consilium accipio, et secundum hoc constroitur cum accu-
satiuo, ut consulo te, ut dictum est [unde uersus I) „consulo te
querens, tibi consulo consilium do" [dans J]', Hd 198 , consulo :
consilium do uel interrogo, rate uel rätCrage*, C, etc,
♦consultus, usf VI 468 die Beraihung, vgl. C, 2), Dn,
contumulare aliquem alicuif VU 536. einen mit jemand zusammen
begraben,
"conuersim I 1009, Psb 4,
fcornicinari VII 435; danach ist C zu berichtigen, der aus dem
(an, (tQ.) Part, comicinantes auf comicinare schliesst,
fCorniseca 11 412, 607, vgl. zur Stelle.
coronafl 857, n 33, 425, m 997, IV 277, V 337, 445, 1225, 1251
die Mönchsglatze, C, Br^ D, Dn; vgl. I s, u, clericus: ,Scia8 quod
clericis, qui ad diuina ministeria applicantur, competit rasura et
tonsura in modum corone ratione figure, quia Corona est Signum
regni, et perfecüonis cum sit circulus.'
corrigiaf V 1235, 1247, 1253 der Streichriemen des Barbiers; vgl.
0 585 ,haec subtela, ae i. e. deceptio . . Bicitur etiam subtela
426 Glossarium.
in alio sensu pro corrigia, quae tenditur sab canda eqni*, und C
s. u, snbtela.
oostaf I 941 die Seite oder der Abhang eines Hügels, cöte (BEW.
J, 14^, C s. u. Costa 1, costale, costatum, Br.
ootnrnnsf V 21 SHefdt Schuh überhaupt, P kennt cothnmns auch
als agreste calciamentum, cotumus = cdlceus Wälthar. 268 (P«per),
D* , cotumus : calciamentum i. e. böte', D, Dn,
crapula* I 563, V 881 Übermass im Essen, schon Vulg, Lucas
XXI 34; Isidor, Et, XX 2, 9 erklärt es ,immoderata uoracitas',
I , crapula i. e. superhabundans edacitas, immoderata et noxia
uöracitas, et dicitur sie quasi cruda epula {sovoeü aus VI 42^, üg 4^,
denen ich in der Fassung folgte). Papias uero dicit „crapula:
immoderata uöracitas, dicta quasi cruda epula, cuius craditate
grauatur cor et stomachus turbatur; est (et I) autem uini cibique"-
Hd 199 , crapula : ubere^^^e', vn demselben Sinne erklären es 0
B, Bn.
crastinus, a, um* IV 811 posterus, sequens, schon in der Vidg.^
e, B. Jonas IV 7, ferner C, Br und namentlich C. Barth gur
Philippis IV 237.
fCredinde II 97, vgl. zur Stelle.
credulitas* V 144 der Glaube, das Zutrauen, ebenso
credulus, a, um* V 160, Vn 538 glaubig, vertrauend, »credulitas
non, ut apud ueteres fere, credendi quaedam facilitas, sed quasi
quis dicat credentia, syn. pietas, fides', Psp 90 Änm. 17, vgl. Ind.
zu T, Ke 53, 94.
♦cremia, orum m 453, R 29, K 33, Bk 54.
tcrepere VII 90, 386 crepare, 0 93, ü U\ I, B.
crepidof I 941 rima, fissura (man leitete es von crepo ab, 0 92y
U 44^, I, C nr. 3), H {C 483 mit Änm.), C, Br, D (bes. ,loch
in ey steyn'), Bn.
toreticus, a, um HE 114, 122, mlat. (P, U 34^, I etc.), auf der
Ableitung von cemo beruhende (CT ,a cemo creticus, ca, cum*,
ebenso I etc.) Nebenform von *criticus, a, um; Ü und I {nach
Isidor. Et. IV 9) , creticus dies, in quo sumitur iudicium infir-
mitatis'. Metzer Glossar (L) , creticus est dies, in quo cernit
medicus, utrum possit homo uiuere an mori/
crinalis, ef HI 370 ci'initus.
crispare* I 1041, 1042, IV 615 trillern, vgl. C ,orispatio in musica
forsan est sonus inflexo crebrius spiritu uariatus, gall. fredon',
Br, Sedül. Scot. ed. Grosse I 74 ,mea Musa Gutture sed üquido
crispat amore tonos', loa. de Altauilla Archiihrenius ed. Wright
p. 390 sagt vom Waldvögelein ,modulos crispat natiui pectinis arte'.
Glossariom. 427
cristalli* VII 627 Haffdkömer, Schlössen, wie Vulg, Ps. 147, 6 {17),
vgl. Georges"^ u/nd Bk 55.
*cri8tiger IV 909, von Pr 18 hei Hagen Aneed. Hduet. 164 nach-
gewiesen.
-fcrumera, ae Y 905 Weinkeller; schlechterdings nicht nacheuweisen,
auch R und L unbekannt. Die einzige Spur bietet D ,cniinenta:
volge, volger, voUegher, vnllegher, vas vinarium', Glossen, die
meist auch unter tiistega stehen, das in einer Urkunde von 1145
{C VI 675, 3) mit cellariom synonym verbunden wird.
*cncullat I 647, H 197, 199, 267, m 1067, V 454, 566, 902, 939,
1181, 1182, 1225 Mönchskutte, (7, 2), JDn.
tcucul latus, a, um V 1180 cucidla obtectus, C, Br.
tcncullifer V 654, 923.
fculica Y 27 ist von B, L und mir überall, aber vergebens gesucht
worden. Vielleicht ist es = Hohlmeissel, frz. gouge, eine roma-
nische Weiterbildung (eum Wechsel von o und g vgl. BEW. 1 199,
zur Endung -ica BEW. I 355) von *guma, gubia, gulbia, goluia
bei Isid. Et. XIX 19 fin., vgl Bz I39f., BEW. I 231, 233.
Anders B: ,Ich mochte dieses Wort für eine Metamorphosierung
von Cochlea halten. Erwägt man nämlich, dass dieses im Edict.
Biocletiani VI 46 in der Form cuchlia vorkommt und wie leicht
daraus (oder aus cuclia) durch Umstellung des zweiten c c\ilica
werden konnte, und nimmt man hinzu, dass Cochlea bei Vitruv
und Plinius eine Schraube bezeichnet, die ja doch mit einem
Bohrer verwarf genug ist, so darf man am Ende wagen, in
Ermangelung eines Besseren auf diese Ableitung hinzudeuten.
Anstatt einer Umstellung könnte man au^ den Wegfcdl eines c
annehmen, so dass aus dem substantivierten Adjectivum cuclica
das bequemere culica geworden wäre.'
cum teutonioe = ueni grammatice Y 549.
♦cunctipotens YII 123.
♦cuprum Y 235, vgl. BEW. II 269.
curatorf ü 253 Arzt.
curia t HI 69, 86, 159, 200, 273, 335, 379, 662, 746, 927, 1063, 1071,
YI 2, 305 la cour, aula, die Gesammtheit der um den — nicht
selbst dazu zahlenden, vgl. 200, 335 f. etc. — König sich schcM'
renden Barone, C nr. 7, Br, B, Bn.
fkyri ole I 742.
tDanubialis, e YI 380.
♦dapifer lY 267.
deberef I 56, lY 575, Y 310 reum esse, von sittlicfier Schuld, daher
debitort HI 1147 der Sünder.
428 Glossarium.
♦deoanust IV 729, VI 537 Dechant, archidiacanus, archipresbyter,
D, Dn, a
tdecapitare n 78 dScapiter, L 90, 380, H {D 30), Q, 0 126, C,
D, Br, Buodlieh ed. Seiler 312.
•deooriare n 658, HI 696 {vgl. zur Stelle), V 128, VI 325, 326,
B 188, Tab 5.
fD^dalitiB, a, um I 278, vgl. Ü48^ ,dedaleii8, a, mn i. e. ingenioBUB*.
•dedecoroBus, a, um IV 240.
deductorf (rei) VI 173 der Herbringer.
def^caref rein machen im Sinne yentleeren\ als medic. t. t. vsie
purgare, wodurch es gewöhnlich (0 230, Ü, I etc.) erklärt wird.
defectiof m 421 das Nichtvorhandensein, der Mangel, vgl, das folg.
deficeret V 1054, VI 488, Vn 380 deesse, U 64\ I, Edf. 401.
defluuB, a, nmf I 1018 decrescens; 0 227, U 80^ und I ,quod
cito decurrit' (disc. J), 2)* im Glossar ,cito decurrens*.
deformiter* in 735 im eigentlichen Sinne fhässlich*.
fdefraglascere m 420 sich verriechen. {Zu fraglare statt fragrare
vgl. Bsp 61, R [C 261 und m Äpuleius I p. 285], BEW. 1 188,
0 245 etc.)
delibare* VU 247 opfern, B 357, H (D 90), P, U 111^ (,8acri-
ficare, immolare' etc.) I, D.
♦dQmon I 989, n 214, 229, V 1031, VU 311, 341, 361, 364, 605
Teufel, böser Geist, vgl. C, DEW. 1 150.
denusf V 1083 dedmus, Ecb. 571, JD; vgl. JSeroid. XI 46, 0 492
,qmndenu8 : quindeoimus ', 0 591 ,trigenTis : tricesimuB ', 0 627
,tdgeims : mcesimus'.
o*deBiccare HI 454.
fdeterere I 56 eweimal, VI 460 schlechter werden, 0 175 ,deterire
uel deteriorare uel peiorare', ü 197^ und I ,detero i. e. ualde
terere, et deterere peiorare uel peiorari*, D* ,d6tero : fio malus
uel deprimo^ vgl. zur Stelle und D, Dn.
detraliere in aliquemf V 946 hinterrücks auf jemand schelten,
0 77 ,blaterare : detraliere, obtrectare, derogare', 402 8,u. oblo-
qui, U 201'' und I ,detraho, is : post dorsum alicuius (alicui I)
maledicere', D.
*detrans m 1027, B 235, K 208, Vutg. Matth. IV 25 ,de trans
Iordanem\ Ke 141, C.
fdetunicare in 976, C.
fDeugracis 11 100.
»diacon, nis n 121, IE 985, B 262, K 102, Ke 35, Q.
♦diafragma VII 427.
♦diapente VII 101, 125.
aioflnriuB. 429
tdiatim I 1001, V 603 tägUOi, 0 159, 172, U 51^ und I ,diatiin
( ü und I dietun . . . quod et diatim inuenitor) i. e. de die in diem
nel per singolos dies', Metser Glossar (L) , diatim : per singulos
dies', vgl Btwdlieh V 356, Mon. Germ, ScripU. II 79, IV 506,
508, 760, 776, C, Br, D.
dicare I 1033, Y 100 segnen, weihen, dort von Speisen, die auf den
Tisch kommen, hier von Grundsätzen, welche die päpstliche
SancHon erhalten, consecrare, wie es gewöhnlich {H [D ^6"],
U 52^, I, — L vergleicht ,dicati : consecrati' Amplon,^ 294, 105,
,dicat : conseorat' Ämplon* ined., ,dioo, as : consecro' Metzer
Glossar — ) erklärt wird.
dictaref ü 470 (über eine Frage hin und her reden) sich berathen,
vgl II 464, 467, 469 f., 507.
dictator ni 622, IV 95, 225, 274, 341, 461, 878 Befehlshaber, Ordner
(BF. Einl. 34) einer Pilgerschaar, vgl IV 11.
tdictatus, US IV 11 Führung, Leitung, chne Bedeutung 0 158, in
anderer Bedeutung C, Br.
tdiescere VI 110, L 382, P, U 51\ I, C, Br, B, Dn.
digereret IV 806, vgl eur Stelle,
♦dilectio VH 241.
diludia, orum I 283t mannigfache Spieltouren, 0 177 ,diludium :
diuerstis Indus ab alio', 303 ,dilndinm i. e. locns nbi Indi exer-
centor, nel dinersns Indns ab alio', ü 116^ und I ,diludinni :
locns nbi dinersi Indi exercentnr, nel Indns dinisns et dinersns ab
alio', D ,mangerley spile, mancherley spil\ Dn ,mangerlay spil'.
•dimidiare V 928, VI 502, VH 679, Bk 61, Psb 6.
dimittere* m 399 relinquere, B 359, Bk 61, L 422, C. Barth zur
Phüippis IX 623, XII 374; U 127^ ,deserere, derelinqnere',
I ,derelinqnere', D, Dn; umgekehrt relinqnere st<xtt dimittere
IV 991, V 6.
discidinm I 884 (vgl recedere 879), IV 399 (vgl 386, 391, 396, 397,
409) ahitus, discesst^s (Gegensatz adnentus). Im Asinarius 240
(Mone Anz. VIII 556) verweigert der König dem um ürla/ub bit-
tenden Esel die Heimkehr mit den Worten ,Pono lonem testem,
qnod nnlla licentia restat Discidiiqne datnr copia nnlla tibi'.
♦discretiof VI 309 bescheidenheit , toisheit (v^. si saperes 307),
,qnaminlibet rerum consideratio, ad quid tendant' I am ScMuss,
vgl Q s. u. indiscretio, C nr. 2 fin., D, Ecb. p. 52 unten. Kl. lat,
Denkm. 154.
»discretor VH 589, B 56, K 70, Bk 62, Q,
discns» I 1043, n 80, IV 120, 130, 661 Teller, Platte, Schüssel,
fpro lance in usu fuü apud posterioris aeui scriptores' H (D 294),
430 Olossarlum.
vgl ferner Bk 62, P (,pluinboae scntellae'), ü'iSß*»«. J(,Bcutella'),
Ecb. p. 144, Ruodlieb 313 etc.
disouteref HI 111 erforschen, spedell von Krankheiten: diagno-
sticieren, ,examinare, perquirere' P, ,disou8Sor: Inquisitor, inter-
pretator* 0 161, ,disciitere i. e. subtiliter indagare' Ü 40^ und I,
yuntersuchen, gründlich erforschen' G, vgl. D un(2 un^ discussor
C und Dn,
fdispariter m 1032, IV 26.
disponere* super re 11 464 über etwas Anordnungen treffen, sich
berathen, vgl. die ganz analoge Stelle VI 459 ,coiisultoru8 eat'
und 0 177 ,deliberare : mittere (ausliefern) uel disponere uel
discemere ' ; disponere »=» staiuere Walth. 1178 (Peiper), Nig. Wir.
Spec. Stult. p. 48 Z. 6, p. 81 Z. 3 und hier IV 815.
dissecari in biuiumf YII 497 in einen inneren Zwiespalt , ein
Dilemma gerathen, vgl. V 211.
dissidSref YII 340 sich wegsetzen, vgl. sedere.
dissimilare aliquid aÜcui reif lY 686 in der ursprüngl. Bedeutung
fU/nähnlich machen', zu similare ^ahfdich machen' vgl. Psh 20,
BEW. I 377, ü 178^ und I ,8imüo : facere simüem\
^diuoluif I 315 deuolui, über di- stiUt de- in Zusammensetzungen
vgl. Barack Hroswith. Einl. p. 50, L 361.
•doctrix V 62, Q.
dogma n 138, Hl 914, Y 1042 von Mone und danach von Henschd
{in C) III 914 ,Bath' gedeutet; es hat aber stets die dtissische
Bedeutung Lehre, ,doctrina' U 54^, I, D, Dn.
*domna I 144, IV 33, 227, 251, (V 818, p), VH 507, 513.
♦domnus I 439, IV 326, VI 64; daneben
domina I 348, IV 29, 217, 241, 245, 408, 450, 886, V 769, (818, u),
VI 276, Vn 334.
dominus I 452, 873, 928, 956, 967, 1027, H 64, 340, 359, 442, 459,
577, m 191, 205, 233, 445, 490, 636, 750, 760, 923, 947, IV 570,
826, 1026, V 183, 184, 477, 547, 674, 1100, 1179, 1265, VI 11,
107, 147, 189, 284, 413, VH 283, 371, 644.
Wo der rein geistliche Stand einer Person (Mönch, Abt, Eremit,
Äbtissin, PHgerin) ehrend hervorgehoben werden soU, Mumal in
der Anrede (Grimm Lot. Ged. 70), ist die Syncope des i statthaft,
aber {trotz Eeg. S. Bened. cap. 63) nicht nothwendig, vgl I 928,
IV 570; dagegen bleibt i in den Bedeutungen: Gott, Christus,
WeltgeisÜicfte , Könige und weltliche Herren, bezw. Eigenthümer
einer Sache, Ritterfrauen und Damen von Stand, geisllithe Frauen,
insofern sie als Wirthin oder vornehme Dame aufgefasst werden.
Vgl. G, Br, etc.
Gloeaaiinm. 431
t<iucic(u)lu8 V 905 (I 1059, 1) Zapfen, Spundpfropfen in einem
FüLSse, 0 128 ,dyotillas, li, quia obdit (odit Mai) foramen dolii\
161, ü 55^ und I 8, u. ductilis, D* ,duciclo8 : deueke', im Glossar
fdncicaltis : deueo* {detivic hoüänd.), C, Br, D, Dn, vgl, DEW.
II 277.
fduellaris, e m 1131 ad dueUum spectans, C,
duellumt H 401, m 1121, Y 90, 299 tn ursprünglicher Bedeutung
yder Zweikampf \ H {zu D 393), L 125, 0 64 (dneUnm i. e. duo-
rum bellum, ebenso O 177, 1, Hn), ü 49** (duellam i. e. singolare
beUnin inter duos') Metzer Glossar {L) ,daellium est belium inter
dnos homines \ C, Br, Dz 1 15, DEW, 1 159, Ruodlieb 313 etc.
*dalcisonn8, a, nm III 1198, Psb 7.
♦dulcor IV 456, B 63, K 48.
ecclesia* V 115, VI 323.
•econtra I 151, 571, 687, 832, 894, m 109, 129, IV 483, 920, V 231,
B 233, K 239, Bk 64.
^des* I 355, IV 282, 366 Haus, .,i. e. domus' 0 183 {vgl, 192),
ü 57\ etc.
^ d i t u n 8 1 1 762, V 1051, VII 237 Messner, Glöckner, Küster, = ianHor,
osOarius ecclesiae, , jener Kleriker niederer Weihe, uoeUhem oblag,
die Kirche zu öffnen und zu scMiessen, die Glocken zu lätUen
und die kirchliehen Geräihschaften aufzubewahren^ (G868), sowie
endlich dem Priester beim An- und Ausziehen des Ornats behülf-
lieh zu sein («» phanaticiis DI 975), vgl. S II 45, s, C, D, Dn,
feffestucare IV 930 unter feierlichem Halmwurf {vgl. zur Stelle)
sich von jemand lossagen, eine Sache aus seinem Besitz auflassen,
eine Person aus dem bisherigen SchutzverhäUniss entUissen, D*
erklär zur Steüe ,abrenTmcio, halmen', im Glossar ^flaminge hal-
men et plocken', vgl, femer C, Br, D, Mon. Germ, Scriptt. VI
371, 44ß, X 312; G 820 ,Ein geknoteter, gegliederter Stengel des
geschossten Korns wurde vom Übertragenden mü der Hand erfasst
und in den Schooss oder in die Mantelfalte des Erwerbenden
geworfen, der Act des Halmwurfs hiess effestacatio*.
efflaret IV 304, 321, 326, 331, V 850 abblasen, durch Blasen etwas
von seiner Stelle losreissen.
•j-effremiscere IH 831.
»elambere I 159, m 453, Q.
felusor V 241, nur 0 303.
temonda 1) 11 487, VI 518 Busse überhaupt, C, Br, G, D, Dn,
BA.^ p, 649, spedeU 2) III 722 die dem Verletzten persönlich durch
kniefällige Abbitte {Bevocation und DeprecaOon) zu gewährende
Genugthuung, humüiatio {C nr,2), vgl. III 1109—1112, 1155,
432 Oloflsarinm.
die müdere Siümungsfortn eines schweren Vergehens (UZ 722,
1070, 1072, 1075, 1091, 1129). Mn treffliches Beispiel hidet C
II 167, 1 ,Bobertas de Lorriz, tenens per mannm dictum lohan-
nem d'Oignon, nomine ipsins et pro ipso protulit nerba quae
secnntur: „Domine mi Meldensis episcope, ecce lohannem d'Oignon
qui andinit et intellezit quod male contentamini de eodem, qma
relatum est uobis quod certa uerba iniuriosa protulit contra per-
sonam uestram . . v Sciatis quod dicta uerba dixit quodam caloris
motu, et tenet dicta uerba pro non ueris, uosque tenet et habet
pro bono et probo uiro atque ab illis innocente, uosque rogat
quatenus praemissa uelitis eidem indulgere" Et statim dictus
lohannes d'Oignon armiger, flexis genibus ad terram, nudato
capite ... praemissa emendauit.*
emendabilis, ef HI 1129 dti/rch Geld oder Abbitte sOhnbar, vgl
C III 37, 2 finemendabile delictutn dieitur quod emenda ael mtdcta
pecuniaria non eluitwr sed morte punitur\
emendaref c, acc, der Schuld, biissen, sOhnen, n 489, 509, 550,
m 1072, 1080, 1081, 1091, 1093, 1109, 1113, 1118, 1121, V 287,
C, Br, D, Dn.
emendatiof HI 1075, vgl. emenda, C, Br.
emendatorf m 1112, nur hier {C, Br) in dem zu emenda 2 ange-
gebenen Sinne,
emplastraref uulnus n 123 zupflastern.
*enoQnia, orum YII 123 Einweihu/ng einer neuen Kirche.
eohet IV 513, VII 469 der Bedeutung nacit = eheu (D* ,aylae8e' zur
Stelle, ,aylayse uel heu' im GL), mlat., nur bei Burmann zu Ars
Am. I 563 nachweisbare (euohe D) Nd^enform von euhoe, indem
in der letzten Sübe e stcUt oe, in der vorletzten eo statt eu (vgl
Hagen Gradus ad Criticen p, 24, feodum IV 1020, eologia C, Dn,
leodis G 841, eofonious F 589, umgekehrt geumeter F 775) getre-
ten ist. B: jWas eohe anlangt, so schliesse idi mich vollständig
Ihrer Ansicht an, es sei das alte euhoe. Dass eo bisweilen an
die Stelle des eu getreten ist, ersieht man z. B, aus den römischen
Inschriften des Beinesius {Lipsiae 1682) class, XII nr. 10 {p. 654)
„fecit Julia Heoresis (= Heuresis)".'
epar* VH 287, 423 Leber.
♦ephotfin 952 d€is priesterliche Gewand überhaupt, vgl z. St.; K94.
»episcopus m 1073, IV 361.
epistola sacra Vn 189, vgl. zu lectio.
•epytrita uox VII 120, music. term,, die Quarte, T p, 113 ff.
Qquaref I 597, vgl. zu co^quare.
f^quioolor I 945.
Olossarinxn. 433
femptus, HS Vn 344, nur 0 496,
OQstiue TU 623.
♦esuries I 369.
euacuare* V 668 vernichten, B 363, K 153, Bk 68, H (E 181),
C. Barth zur Phüippis V 487,
oeuax V 347.
enentTis, ust IV 400 adiientus, Mon, Germ. Scripti. VIII 10 Z. 45
und C,
enerrere de stirat H 63 ffignere.
*exaltaret emporheben, , sursum eleuare ' (P), , in altom tollere ' (I ),
vgl. D.
excessus, usf HI 1066, IV 599, Vn 612 Frevel, C, Br, B, Dn.
texcuba IV 763 =- ,uigilator' D*.
*excuBator m 179.
o*exocTilare IV 482.
*expensa V 426, wie di^ta, pr^benda, sumptus.
fexpingo (expegi, expactum) 11 631 {einen im Boden befestigten
Gegenstand) herausstossen ; vgl. ü 146^ und I ,expingo, pegi,
pactum i. e. expellere'.
fexplumare 11 233, ohne Bedeutung 0 464, ,explimLO, as i. e. plu-
mas auferre ' U 150*' und I (s. u. plumo), vgl. C, Br.
externtis, a, nm wid externus, i fremd, und zwar:
1. non amicus, non socius 11 613, m 630, V 213, VI 65, 67.
2. non consanguineus m 861, (V 818, 5) VI 227.
3. non notus, longinquus IV 106, V 1118, VII 638.
1 4. non proprius, sed alienus I 560, UI 882, VI 244, 341, wie
extraneus VI 483;
vgl. ü 63^ und I, extemus, a, um i. e. alienus', gl. Leid. 67 E (L)
, externus : extraneus, alienus'.
fextimere XU 177, I, D (sere furchten).
extorris, ef scheint IV Jlll, toie tnhd. eilende, vremede, allgemein
,in der Fremde lebend' zu bedeuten, gleichviel ob freiwillig oder
gezvmngen, vgl. D.
♦extrorsum ni 507, 509, Q, Georges"^.
tfalsificare Vn 531 für falsch erklären, falsifier, C nr. 1, Br nr.l, I).
phanaticusf m 975 = ^dituus, vgl. H {F 52) ,faDati(Jus : qui in
templo diuinat, uel templi minister', 0 242 ,fanaticus : fani custos
(so weit auch 0 216)^ qui et aedituus et sacrista dicitur', U 72^
und I ,fanaticus i. e. custos fani isc. sacerdos', gloss. Sangerm. (C)
,fanaticus : garde de temple, ou devin', I>, L 105.
Februust I 665, 886 der Februar, C.
tf^nifer, a, um V 1058.
Voigt, Ysengrimns. 28
434 Glossariuiü.
f^nilef rV 773 f^ni cumulus (770), aceruus (780), Dn.
tfeodnm IV 1020, der auf einem Lehnsverhältnisa benAende Dienst
{seruiHum), die an die Verleihu/ng geknüpfte Gegenleistung des
Empfängers, bezw. seines Nachfolgers, vgl, C III 236, 2, Ab-
satz 3, etc.
fere, ferme 1. paene I 332, 479, HI 732, IV 773, V 380, 421, 833,
879, VI 205, 223, VH 157, 190, I ,fere i. e. pene, ferme'.
t2. uix I 778, (H 311?) m 972.
feretrum-f VII 389 Heiligenschrein, ^hinc fiertes et fiertres loeuhs
aut capsas, in quibus sanctorum corpwa uel reliquiae recondun-
tv/r, dicimus' C.
fferia I 742 Wochentag, ,feria dioitur festinus dies, in quo cessare
debemus ab operibus seruilibus, in qua sola res diuina debet
geri, sed qnia qualibet die debemus cessare a uiciis, inde
est quod quelibet dies potest dici feria* I nach Ü69^, ,dies solis
i. e. dominicus dies prima feria nuncupatur' P, vgl. C, Br, D, Dn.
fictor II 215, IV 939 Betrüger, Heuchler, ,triugo' S I 280, 5, ,ypo-
crita* U und I (vgl. unten); Ke 93.
fides* Vn 607 der christliche Glaube, K 16, Ke 54.
filectum I 942 Nebenform (vgl. F) von filictum (felicetum ü 70^,
filicetum T), Gruppe von Farrenkräutem , Farrengebüsch, eine
Bedeutung, die schon den betr. Stellen bei Columella und PaZladius
zukommt.
filiolusf rV 431, 446 ßleul, der Täußing in Beziehung auf de»
Tauf zeugen, I ,filiolus est paruus filius uel quem de sacro fönte
leuamus', vgl. C und Weigand s.u. Pathe.
flamenf V 875 Hauch des Mundes, Herausstossen des Aihems,
ü 79^ u/nd I ,hoo flamen i. e. flatus'.
flaro V 826, 827, 829, 830, 840, 849, 852, 895 {danach reflare V841,
conflare 833, efflare s. o., flatus V 828, 841, 851, 853, vgl ,flatus :
souflemens' Ch 12) mit dem Munde blasen, psten, bsten; RF. Ein-
leitung 97 ,flare soU wohl nur das gewöhnliche st! seh! psch!
ausdrücken\
tflatrix (tuba) VH 433.
flueref I 237,285 (vgl. transfluere I 310) von der mit Blitzesschnelle
sich vollziehenden Bewegung eines Einzelnen.
follis* V 595, VI 317 Balg, Magen.
forso* I 147 euentus (142), sors, ü 73^ und I ,fors i. e. euentns
rerum', Dn.
fortis, e meist in mehr vulgärem und romanischem (JDEW. 1 188)
Sinne .stark, kräftig', H 499, 502, 536, 565, m 31, 99, 119, 1149
IV 314, 797, 835, V 1135, VI 171, Vn 89, 100, 193, 237 etc.
Glossarixmi. 435
ffranius, a, nm VI 299 = ahd. fröno, fränö, mhd, vröne (vgl.
fries. flräna : praeco, iudex Grimm Gr. I* 272, C, Br), dem
Herrn, dem König gehörend, A^ zur Steüe: ,framus i. e. curiaKs*.
fraterf Mönch, zumai im VerJhältniss zu seinen Standesgetiossen
(daher gern in der Anrede, H 329, IV 628, V 429, 441, 581, 621,
649, 689, 827, 892, 916, 989, 1043, 1072, 1109, 1295, VU 16, 29,
87, 162, 195, 254, sonst:) I 434, 439, 441, 443, 446, 451, 457,
461, 687, n 331, 374, 375, 522, IV 147, 197, 216, V 356, 358, 360,
406, 419, 421, 433, 454, 459, 541, 569, 583, 619, 627, 631, 638, 643,
658, 703, 839, 884, 891, 929, 940, 949, 953, 961, 965, 967, 978, 988,
1024, 1052, 1058, 1226, 1229, 1255, 1256, 1295, 1304, VI 506,
Vn 207 ; vgl C, Br, Dn und Wölfflin Phüologus XXXIV 154
,firater und soror sind im Italienischen TiameiUlich als ^Mönch^
und ,N(mne' gehlieben; im gewöhnlichen Lehen sind fratello und
Borella an die Stelle getreten\ Davon
fraternns, a, um und fraterne-f adu., dem Mönche geziemend,
I 458, V 421, 452.
♦frendor Vn 137.
fritinnire FV 355 vam Quietschen der gehemmten Bäder eines hergab
fahrenden Wagens.
♦frustulum VU 204, 426, 683.
fungit I 846, U 40, IV 59, 668, 943, V 260, 558, VH 372, 430 uü
(vgl. potiri), 0 244 ,fiingere : uti, frui, uesci', U 77^ und I , fungor
i, e. uti', D und Dn führen nur die Bedeutung ^gebrauchen,
gemessen, firui' auf.
furca* n 62 das Gestell, im Gegensatz zu latus, Oberkörper (Georges''),
wenn nicht vielmehr geradezu die Zwiesel am menschlichen Körper
(vgl. bifurcum und furcifera) , = , forcatura ital., forcadura prov.,
fourcheure altfr., die Gegend des Körpers, wo die Schenkel sich
öffnen wie eine GabeV (DJEW. I 185).
furculaf «*'^ zweizackiges Hörn, Geweih (auf dem Kopfe des Bocks)
IV 612.
*fuscinulat V 1156, vgl. z. St.; = mhd. kröuwel (vgl. S 1 279, 47,
296, 17, 330, 57, 336, 38, 337, 43, 359, n) in seinen beiden Bedeu-
timgen ,GaheV und , Klaue, Kralle\
tgalastraVI 337 weder Schaf (D* zur Stelle ,ouibu8, arietibus', im
Glossar , galastra : arietes '),
noch Halfter (Mone),
noch Biestmilch, als Nebenform von colostra (colastrum, calu-
stnim u. a. hei D), weil ein Arbeitswerkzeug (zur Stelle)
darin stecken muss,
sondern Milcheimer (L), vgl. die ütnbüdtmg der Hs. C und die
28*
436 Glosfiarinm.
analoge Stelle VII 450, eine Neubüdung ans dem dem MA. tooTü-
heJcawnten (P, 0 260, ü, I, D, Dn) griechischen gala, die sonst
nicht nachweisbar ist.
tgalliculus V 273.
tgalliger I 832, 878, 931, IV 1026.
tganga V 609 Abtritt, Hd 195 ,secessus : gesuese [== gcswase] uel
ganc', D* zur Stelle ,sella priuata', im Glossar ,priuatus locus
uel sella* (=» heimliche:^ gemach Leocer I 833), Br 1 878 ,ganga :
cloaca* {und p, 899 s. u. Genge), vgl, BF. Eivd. 82, Mone Anz.
III 284, Lexer s. u. ganc.
*Gehenna, s. Ind. nom.
gentes* "VH 603 l^rij, die Heiden, ,qtu. nee drcmncidtintiir nt Indei
nee baptizantur nt Christiani' {U S5* und I), Ke 23.
fgiga rv 616, V 1099, 1103 gige, ,mnsieum instnimentum , flaminge
dicitnr ghiteme' D* im Glossar, vgl. C, Seh 32, 81, BEW. 1212.
tgigare V 1113 gigen.
tgiometer H 291, 309, Q, P, ü 125\ I, B, Bn.
girns* n 285, Vn 208 {class. I 282) ,der Kreis' schlechthin, B 472,
BEW. I 213 f.
tglabrio m 992 Weichling, Stutzer, Mikhbart {III 127), mit An-
spiehmg auf die weibliche Mitratracht, vgl. Q, P und B* im Gl,
,glabrio : calnus', 0 255 {vgl. 263) ,hie glabrio i. e. calnns uel
imberbis', Metzer Glossar {L) ,eJBfebns nel glabrio est imberbis',
Ga I 652, U 88^ und I ,liie glabrio i. e. caluns et (uel J) in-
berbis nel timorosna* (tiniosns ü), C, B, Bn.
*glorificare YI 210, B 175, K 187, Ke 48.
tgradnale Vn 109, 197, 213 Staffelgesang, vgl. zu VII 173, auch
gradale, ü 88^ und I, C, B, Bn.
grammatieaf nox {auch ohne uox) die lateinische Sprache V 550,
556, m 693, 703 und grammatiee = latine TU 382, B, Bn,
daher dcis schon U 89^ bezeugte Verb grammatieare l(tteinisch
sprechen {Kl. lat. Benkm. 154).
*grandisonns, a, umf IV 500 lautklingend, weithin vemehmbctr, C.
♦gratanter I 515, m 825, IV 247, V 231, 1078, B 153, Psp 190 Anm.,
Pr 33.
gratari 1. freudig danken n 386, m 362, IV 709, V 57, 755; 2. fsich
freuen 1 39, H 505, m 993, 1157, IV 1028, V 1152, ü 89'' ,grator,
aris et gratnlor, ans, in eodem sensn i. e. gandere, grates nel
gratias agere', fast buchstäblich ebenso I und Ih zu III 362.
gratnlari, wie vereinzelt bei den Alten, ,sich freuen" U 351, VI 212,
B 367, K 154, Bk 75, P, 0 622 s. u. nitulari, Ga I 430 ,Gni-
Glossarium. 437
tiüor, exnlto, laetor, plaudoque resolto, Gaudeo, tripudio uel ouo
cum iubilo, psallo', C, D.
grauidus, a, umf lY 285 oneratus (nicht von der inneren Füllung,
wie 1 1008, II 224, V 971, sondern von der äusseren Belastung).
♦grossus, a, um V 1062, VII 125, B 455, K 112, Dz 117, BEW.
I 225,
tha I 73, m 291, IV 217, 627, 629, 631, 633, 1011, V 255, 416, 655
Interj. der Verwunderung, {vgl. a und ah Georges, M mhd.),
P ,ha interiectio expauescentis , congeminatur et an [etiam?] ha
ha ha' D , ha intehectio expauentis, wach'.
fhai I 758 Interj. des Schmerzes {wie uq 744 f., oder racheschnau-
bender Wuth?)^ vgl. class. ai, ei, hei, mM. hei (Gr. Gramm. III 299),
frz. aye (BEW. II 214).
•heremita IV 141, 142, 147, 176, 181, 185, 187, 219, 231, 261, 287,
326, 467, 554, 558, 586, 630, V 1310.
*heremus VII 572, B 242.
herilis, e 1. den Hausherrn (die Hausfrau) betreffend IV 267,
2. f herlich, clarus, eximius HL 1040, 1089, IV 944, 1008,
V 432, Vn 124, C, Br, B, Pamphilus 707 ,Ardeiites oculi, caro
Candida, uultus herilis'.
thyemaliter VH 623.
horat UI 711, IV 658, 676, 684, V 892, VE 46, 49, 54, 65, 68, 94,
sc. canonica, die Stunde, in der nach den Kirchenvorschriften
täglich Gottesdienst abgehalten wird, nämUch die matutina, prima,
(m 705, vn 33, vgl. VH 160), tertia (VTE 59), sexta, nona, uespera
und das completorium , C, Br, G, etc.
fhorologus, a, um V 832 stundenansagend; am nächsten liegt
horologius, a, um ü 95\
horreref n 585, DI 471, V 1265 sc. minis (was II 166 dabeisteht,
vgl. Ouid. Bemed. 664), drohen, C, Br; ü 95*^ und I ,horreo,
es, ui : horrorem facere (habere 1), tremere uel timere', danach
horror m 61 Drohung (C, Br) oder nach Val. Flacc. VIII 134
, Schreckensbotschaft \
•horripilare n 188, B 74.
ibißt V 1139, 1177 der Storch, P ,ibis : ciconia', ü 98^ ,ibi8, bis
uel ybidis i. e. cyconia auis', / ,ibis est ciconia', Hd 183 ,ibi6 :
stork', B* im Glossar ,ibis : auis, odenare' (schreib odevare),
vgl. ferner B, Bn, BF. Einl. 75. Baneben finden sich vereinzelt
andere Erldäru/ngen wie ,onocrotalus uel peUicanus' (Mone Änz.
III 186, vgl. dagegen Leuiiic. XI 17 f.), ,ibin : scariva (S 1 348, 7),
die hier wegen V 1161 ausgeschlossen sind: Notker (Mart. (Jap.)
übersetzt ibis ,der egypzisko storh' und papyros ,der egypzisko binez'.
438 Glossarium.
tybris YII 121 hibrida, Bastard von zahmer Sau und lüüdem Eher,
Q verweist auf Anthol. II 454 ,Apri8 atque sui setosus nascitur
hybris', P ,Ibridem uooant, qui ex apris et porcls nascitur\ vgl
ibriz D und unten promucida.
id ipsum* I 907, VI 289 tö avrö, idem, B 424, K 145, Bk 77,
ydolum* YII 581 Götzenbild, Ke 16.
»ieiunare IV 879, 915, E 165, K 169, BEW. I 214.
tillambere V 402.
oillorsum V 271, 0 398 ,illor8um i. e. ad illam partem',
•illusor I 69, K 71.
fimbannire V 1260 eoccommunicare, C, Br.
fimmoderabilis, e VII 601.
fimmorsus, us V 397.
timpensum I 515, IV 359, V 329, 1189, Vn 378 (VH 447 woM im-
pensa, ae) das Geschenkte (,ünp6ndere : donare* 0 295, vgl. 478;
,impendo i. e. donare, exhibere' ü 151^ und I), die Gäbe, P ,im-
pensum : erogatum, largitum uel magnum' B ,gift\
impingere 1. daran siossen HL 424; 2.'f- hineinstossen {in den Boden
hineinschlagen) U 631, Br, G, hineinstecken I 669, 933, IV 311
{durch impellere erklären es 0 448, ü 146*- und I).
fimpotus rV 565 rnhd. ungetrunken, B, Bn.
♦improperare I 733, IV 970, V 131, 293, 738, R 368, Bk 78, Bz 1 18,
BEW. I 236.
imus, a, umf Vn 459 als Positiv, H {I 63) ,imuB : altas, profun-
dus', U 100^ und I ,iinus i. e. depressus (depresus J), infimus',
B, Bn.
fin actus, a, um VI 374 unverhandelt, vgl. C.
-fincassabilis, e V 177 uanoernichtbar.
-fincassare VII 391 incapsare, in den Heiligenschrein aufnehtnen
{mit einem Seitenblick auf incassare =» rumper e, confringere C),
= enchässer BEW. I 116.
incautus, vgl. zu cautus.
inclitus, a, umfin 891, V 273 ,erlaucht, EhrenprädtkaA ausgezddk-
neter, hervorragender Personen^ G.
f inconductus, a, um IV 457, vgl. zu conducere.
finounare V 697 mhd. wigen, {in der Wiege) wiegen; B* erklärt
zur Stelle ,in cunis nutriuit', im Glossar ,iii cunis ponere'.
incutere-f IV 623 hineinscMagen , Bormans: ^non omiUendum h. l
„incute" non esse positum pro ^^percute'\ sed pro „percutiendo
introrsum age, redire in positum suum (u. 622, dans leur position)
coge'\ flandr. „inslaen'\ cf. II 631."
tindictor VI 62, C.
Glossarium. 439
♦indubie n 641 {vgl findubium VII 292), Pap 10, Q,
indulgere reatumt HI 665, I 506 verzeihen, vergeben, Atnplon.^
ined, (£) ^ignouit : indukit', ,ignos [adde -cas]: indulgeas',
P , indulgere : dare operam, praestare, uel ignoscere, parcere',
O 374 ,igno8co, is i. e. remittere, indulgere', U 5* und I , in-
dulgere pro (i. e. I) remittere, ut „ indulge nobis, domine, peccata
(nostra add. iy\ C, D.
♦indultor I 511 Begnadiger, Psp 10, C, Br,
♦indultus, US Vn 296 Erfüllung,
industriaf Weitheit, Klugheit V 471, weise Lehre Y 61, vgl. natnent-
lieh B; 0 48 {vgl, 264 8. u. gnauus) ,astus : cautela, astutia,
calliditas, ingeniositas, strenuitas, industna, sutela*.
*inemendatu8, a, nrnf m 1069 ungebüsst, vgl, zu emenda.
inescare* IV 108 mit Lockspeise versehen,
inferref mit Object hec IE 720, absolut in 523, IV 419, 901, V 241,
301, 419, 740, 1071 versetzen, erwidern; ü 68^ und I ,inuenitur
in dyaletica inferre i. e. concludore. Cum enim aliquid concluditur,
infertur i. e. contra oppositionem [uel opinionem add, J] aUcuius
fertur'. Vgl. Kl, lat. Denkm. 154, Arn. f, d. AUei-th. V 123,
Peiper ,intulit ista WaUh, 240, 805 = respondiV, S I 23, 15
,intulit : ana prähta uel narrauit'.
-finfirmaria domuB Y 1035 Siechen-, Krankenhaus {des Klosters),
C, Br, D, Dn,
*inflictuB, US IV 512 das Zuschlagen {einer Thür).
♦influus, a, um VII 339.
infraf Vn 82 von der Zeit ,noch ror\ statt intra, Ug. 110^ und I
warnen vor der Verwechslung beider Präp., üg, mit dem aus-
drücklichen 2hisatz ,hano tarnen abusionem intolerabilem nostri
ydiote non abhorrent*, vgl ferner C, JD, C. Barth zur Phüippis
III 344, G 832 s. u. infra und 836 s, u, intra.
«infractus, a, um* V 937 unverletzt.
infulaf ni 1000, V 1057, 1063 Bischofshut, müra, tyara, ü 101"
und danach I {vgl zu V 1057), Ch 18 ,infula : mittre', C,D,Dn.
ingeniumf IV 110 kunstvolle {zumal Kriegs-) Maschine, vgl zur
Stelle, C, Br, DEW. 1 237, Mon. Germ. Scnptt. VI 430, III 194,
C. Barth zu/r Phüippis VII 159; V 996, toie schon bei den Alten,
sinnreicher Einfall, Idee,
*inglutire V 387 englouHr {DEW. I 210), Q.
inhorrreret m 7 auf jem. losfahren, rasen gegen . ., vgl horrere.
iniquaref m 1101 ungünstig machen, zu Falle bringeti.
finscissus, a, um IV 204, VI 199 (vgl VII 267), unzerrissen, heil
insideref IV 253 in^fdere, vgl zu sedere.
440 Glossarium.
insinuare* V 568 demonstrare, docere, B 387, Bk 84, T 394, 0 294,
532 mid 289 8. u. intimare, Ga I 496, U 178^, I, C, I), DEW.
I 238.
*insipidus, a, um VI 121.
^insuperatus, a, umf Y 122 ummderleglich, ununistösslich gewiss.
t inte r 0 ras sari V 887 inzwischen dick hervorbrechen.
♦interstare HI 337, IV 780, K 180, Fl 59, 10,
introo* V 1182 itittis, vgl B 342,
*intuitus, US IV 265.
finuerrere V 366, 1234 aliquid aliqua re etwas mit einem stossenden
oder reibenden Werkzeug bestreichen.
inuideref I 46 Tuissen.
iocularif V 1097 von der Kirnst des Spielmcmns, geigen, 0 195,
263, 27G, 288, 478, C, B, DEW, I 213, Bl 420,
fioculentus, a, um V 1085 iocosus.
iocus 1. Spass, Scherz, I 740, EI 885, VI 72; 2. {wie schon verem-
zeit bei den Alten) le jeu, das Spiel, 1 76, 978, 11 332, V 1130,
Vn 225, 227, C, Br, Walth. 102,
*ypocrita IV 43 Heuchler, IV 928 gleissnerisch , Ke 18, H [Y 6),
U 45^ utid I ,ypocrita dicitur fiotor, Simulator (et culd. I) represen-
tator alius (alteiius I) persone*.
ipse* I 379, 444, 507, 788, 1029 etc. iUe, is {Peiper Ind, z. WaUh),
A 53, vgl, namentlich Ke 137.
irquusf VI 349 Augenwinkel, höhnischer, hasserfullter Seiten-,
Schief blick, eine auf Verg, Ed, III 8 (vgl, Seruius und Isidor
Et. XII 1, 14) zurückgehende Neuerung, P ,lurqui : oculorum
anguH', 0 271 ,hircus dicitur pro anguUs oculorum, in quibas
foetor coUigitur', ü 94^ und I ,hirquuß : oculorum angulus, ubi
putredo colligitur', D, Dn, vgl, Alex, Neckam De tuU. reruw II
cap. 190 ,Arrogantia in oculis praecipue regnat, quorum hirquis
nunc oblique intuetur aüquem arrogans' etc,
oirradere V 338.
irr euer enter f I 560, VH 614 inuerecunde, 0 470 ,propudiosus :
impudibmidus, inuerecundus, impudens, inreuerens, infrontuosus',
TJ 205*^ und I ,irreuerens i. e. non reuerons, inuerecundus*, C, D.
istef = hie, überall, gemeinmlat, vgl, Arn. f, d. AUerth, VIII 364;
dasselbe gilt von den Ableitungen,
oistorsumf II 579 At*c, 0 398 ,i8torsum i. e. ad istam partem',
ü 206^ ,istorsum : uersus istam partem', / jistrorsum i e. uersus
illam partem'.
item n 56, 634, m 232, 935, 1078, IV 730, V 60, 249, 268, 532, 720,
VI 15, 415, 450 iterum (wie nach F schon bei Sueton, Tib, VI),
Glossarium. 441
P ,item : iterum', 0 290 ,idemtidem : item, itidem', 0 292 ,ite-
rato : iteratim, iterum, item, idemtidem', B; daher
itemque I 123, 1024, m 500, IV 567, VI 16, 451, VII 331 et iterum,
Iterum, B, (V 1 = et uicissim).
iudicium* I 776 da« jüngste Gericht, VtOg, MaUh. XII 36.
*iugulator VE 568.
•iuramentum VI 527, B 23, K 82.
iusf VI 478 das (rechtmässige) Eigenthum, G 8i0.
♦iussor IV 289 = dictator («. o.)
laboraref m 529 negotium cUicui facessere, travaiHer quelqu'uai,
C nr. 3.
flactificare m 1023.
lacus* Vn 528, 577 gruöbe, %md zwar dort Löwengrube, hier Grab,
n 315, K 20, Bk 88, ,fossa' ü ii4' und I, vgl. D.
*laicus, i und laicus, a, um I 426, HI 1074, V 165, 188, 1029, K 131.
langueret IV 362 schlafen, D, vgl pansare.
tlanilegus, a, um VI 8, D* im Glossar ,laiiilegU8 pecten : wevere
cam\
*lanugiiieus, a, um m 127.
laruaf m 736, VI 435 peUis (uestis) deformis, Teufelsrock, D.
latorf I 215, VQ 78, 290 in ursprüngl Sinne .Träger, Bringer',
P ,lator : portator', D, vgl. Q s. u. latrix.
laudes-f IV 694 Lobgesang bei der Frühmesse, C ,laude8 t. e. pars
ültitna ofjßcii noctumalis, seu psalmus 148 et duo sequentes, qui
post matutinos et benedictiones cantantur, ut est in Beg. S. Bened.
cap. Xir, Br, Dn.
flaureolum IV 719 Scheibe, 0 319 ,hoc laureolum i. e. discus,
unde luuenalis [Vlll 187] „Laureolum uelox etiam bene lentulus
egit", 0 328 , laureolum i. e. dißcus', Ug 118^, ü 107^ und I
,a laurea hoc laureum, rei, unde hoc laureolum, li . laureum
(etiam add. I) dicitur remuneratio, que consequebatur ex ludo,
pro quo laurea corona uictores remunerabantur (coronabautur üg).
laureolum uero dicitur ludus ille, et dicunt quidam, quod iUe ludus
(ludus ille I) est discus uel uirga (uirga hinter supponunt Ug)^
quam (quem U) supponunt uirge (que supponitur uirge J), et ibi
uoluitur, unde luuenalis „Laureolum uelox etiam bene lentulus
egit (exit f )". Vgl. D , laureolum : asch* (= discus).
lebes* vn 357 Kochkessel, ,paruus cacabus coquinaUs' I, vgl. H
(L 80), S I 283, 17.
lectiot ni 963, IV 688, V 60, VH 193 mM. lecze, bibUscher Lese-
abschnitt, Perikope, die Sammlung derselben hiess lectionarius i. e.
uolumen (Anastasiufi bei C m 54, i) ,in quo constant uerae prae-
442 Glossarilun.
dicationis, Pauli uidelicet apostoli, et aliortun apostobnun episto-
lae, atque Prophetanmi ordinabiliter constitutae lectLones, quae a
BubdiaconibuB leguntur per cimctas ecclesiaram stationeB, more
Bolito, Bursum in ambone' etc; dasa auch Erklärungen der Peri-
kopen seitens der Kirchenväter dazu gehören, lehrt Reg, 8, Bened,
cap. 9, G und Br s, u, lectiones.
legere et cantaref I 1001 die Messe ceiU^rieren, tnhd. lesen unde
singen {Mhd. Wh. II 2, 301, i und Kud/run 915, X), vgl, Begino
De synod. catts. II Äpp. I cap. 40,
legitimus, a, umf V 611, 0 323 , legitimus : legaüs, secundum
legem uiuens', U 108*^ und I erklären ,bonu8 secundum legem
habitus uel factus*, C ypröbus'' — es ist offenbar hier Umsch/rei-
bung für das dem Hexameter widerstrebende regularis, ,der
Mönchsregel gemäss lebend (ordo saoer V 612) und darum jeden
eigennützigen VortheÜ verschmähend {V 610)\
*leprosuB, a, um V 886.
leuitert I 386, 589, V 308, 410, 794, VI 140 faciU, ebenso Pam-
philus 143, 276, 643, 686 und BruneUus 358, trotzdem Eberhard
im Grecismus lehrt ,Dicitur id facile, quod non grauat ad facien-
dum; Cui non pondus inest, dicitur esse leue'.
lexf VI 488 die gesetzliche Busse (vgl, 518 und zu 427), G, C IV
81, 3, Br,
liberf 1 762, 856, 1047, IV 228 {vgl, TU 493; hingegen V 684, 862
,Buch' überhaupt, I 473, V 136 = cortex) die Bibel, wie mhd.
da; oder diu buoch.
flibitum, i in 593, bezeugt von 0 327 ,libentia : libitum', ü 111^,
I, Buodlieb I 4.
*lineola I 276.
liquaref modos (Töne) U 10, stridula uerba VE 382 ist ebenso wie
das folgende liquaster ni<^t mit Sicherheit zu bestimmen.
Henschel (in C) erklärt y quasi eHiquando paulatim et ueluti gut^
tatim uocem effundere, cf. Pers, I 34' (aber die CrUichsteUung
mit eliquare, das U 114*' und I an der Persius-SteUe ,cum
quodam uopis lenocinio pronunciare' erklären, verbietet II 10),
Mone ,die Aussprache undeutlich machen, als wenn m^in Brei
im Munde hätte, daher Breimaul, balbutier ' («708 mt^ auf defor-
mare II 10 passt). Zieht man V 885—888 und Zs, f, d, A.
VI 255 ,Bauarus . . exaltans uocem crassam nimis atque
ferocem ' herzu, so scheint liquare von der breiten, verdickenden,
zischenden und gleichsam spritzenden Ausspra/ihe gebraucht zu
sein (vgl. eructare) tmd etwa unserem ,(&e-) sabbern'' zu ent-
sprechen; Uund I a, a. 0, ,liquo, as i. e. liquidum facere, decur-
Glosearinm. 443
rere uel (nel fehU U) deflnere faoere uel liquorem emittere
uel purgare*.
fliquaster I 227 mit Verachtung (DEW, II 218) .Schwätzer,
Sabberer ^? schlechterdings nicht nachtoeisbar ; zur Wortbildung
vgl. L 291 coquester.
o*litigium n 381, Vn 639, B 31, 0 322, etc.
lixa* V 444, 671, 1107 der Koch, B 161, H {zu L 161), D.
<>*liicere m 373 transitiv, leuchten lassen, leuchtend verkünden.
flupicida IV 317.
tlupulus V 709, 711, 715, Be lupo 31, 96, B.
lupusf I 677 der Hecht, P ,liipns piscis : lucius', B* zur Stelle
,lnpos : heecte', Neues Archiv IV 340 und Seh 75 ,lupos aqua-
ticos siue luceos', B, vgl. Buodlieb XIII 39 f. und SeiUr p. 317.
fmacidus, a, um Y 879 mager, dürr, B; macidum atque olidum
iron. =s dickes und stinkendes.
maledicitef H 331 seid, sei verflucht, vgl. zu benedicite wnd Ke 78
,inaledicer6 bekommt im Kirchenlatein eine härtere Bedeutung,
nicht = schelten, schimpfen, sondern verfluchen\
manciparef Y 580 ,in se quid (custodiendum, seruandum) susci-
pere' {C), tueri, woJU verschleiernd für {vgl. V 555 f) ,ein8perren'
(G), ^annemen mit gefencknisse' {B), vgl, Amplon.^ 352, il {L),
,mancipatii8 : uinctos'.
mandare-f m 69, 86, IV 730, 938, Y 553, YI 165 mander qudqu'un,
vorladen, zu sich bescheiden, herbeirufen, C, Br.
man der 6 HL 145, lY 219 statt ,kauen' {wofür masticare vorherrschend
eintritt) geradezu {toie vereinzelt bei den Alten) = essen; 0 336, 361,
ü 120^ und I erklären es übereinstimmend nur durch oomedere.
manifestns, a, um XU 294 notus.
♦manna VII 573.
♦manzer III 850 Hurensohn, K 94, S I 284, 63, B, Ampl^ 350, 84,
U 11^, 1 etc.
tmarca V 103 ein halbes Pfund {Silbers oder Goldes), C, Lexer, etc.
Marsf I 886 der März, vgl. Februus.
masf IV 641 verhüllend für das männliche Glied, vgl. subügar.
♦masticare IV 129, Y 364, Bz I 20, BEW. I 268, Q.
materiaref IV 664 offensam, Ärgerniss bereiten.
tmatrina VII 13, 23, 26, 47, 73, 83, 105, 223, 284 Fathin, marraine,
,que aUquem de sacro fönte eleuat (leuat I) uel in ecclesiam in-
troducit ' (intromittit ü) U UH"" ufid I, vgl. C, Br, Bz I 41,
BEW. II 372, AUd. Bl. II 198, etc.-
matutinif IV 680 sc. hymni, Mette, C, Br, vgl. I ,hi matutini,
onun : ipsa officia {mcUutina) \
"* QlossariTun.
maxi Hat ^ 951 Wange, S I 284, 59 ,maxilla : uuanga, aliquando
ohinnipacho ', 0 336 ,haec mala, ae i. e. maxilla', vgl, femer C,
Br, D, Dn, Dg 93,
*medela III 583, 805, 1182, B 46,
medianus, a, umf V 974, 1081 = meditM (0 353, 364, ü 122r^
und I) und, wie dieses {B 333, K 111, A 54, DEW. I 276) in
der sonst nicht nachweisbaren Bedeutung yhalb\
fmediastinus, a, um Y 790 medius, als Adjeetivum bezeugt von
0 353, 365, ü 122'', C, Br, D; 0 erklärt ,m medio stans',
Ü ,iii medio ciuitatis existens', C und Br ,medius\ 2> ,iii das
mittel gelegt o. -setzt', D* im Glossar ,iii medio situs'.
♦melodia VH 127, K 89.
membranat 1 348, UI 769, 965, V 1291 (Wolfs-, Fuchs-) Fell,
Haut, abgezogen vom Körp&i', aber noch nidit zu Pergament ver-
arbeitet, vgl. ceda und D.
*memorari VII 285 sich erinnern {oder ^erinnert werden^ nach
DEW. I 270), B 373, K 165.
milesf I 32 Bitter, 0 185 ,liic eques i. e. miles*, C, D, etc.
mina VI 75 schwerlich in antiker Bedeutung, die C aw^ für das
Mlat. annimmt, aucfh nichi Pfund (Silbers oder Goldes), was D
empfiehlt, sondern wegen cromenQ ei/ns kleinere, geprägte Münze,
vgl. I ,mna quandoque ponitur pro obulo', Dn ,mna : pemiyngh'.
ministeriumf VII 57 sc. diuinum (C, Br, G), Gottesdienst, Messe;
vor diesem Gebrau^ch warnen U 127*' und I ,differt mysterimn
a ministerium, quia ministehum in temporalibus attenditor, sed
mysterium in spirituaUbus *.
mrser, a, um schillert im Lichte des Zeitgeistes nach folgenden
Nuancen hin:
1. arm (Gegensatz diues) III 88, IV 51, vgl. III 285 f., D.
2.-1* schwach, gering an Macht und Ansehn (Geg. potens, am-
plus), 1 171 f., IV 422, V 244, VI 474, Seiler BuodUdf
p. 318.
3.t thöricht, dumm (Geg. cautus), I 198, 483, 1012, II 609,
III 244 (vgl. 204), 731, 938, V 172, 267, VI 293, 381,
Vn 78, 521.
fMiserele II 98.
»missa I 750, 751, IV 586, 589, 591, VH 32, 35, 36, 37, 45, 71, 74,
165, 188, 519, 522, Ke 47.
missilis cartaf V 134 Sendbrief, D.
mysticus, a, um* VI 298 geheimnissvoll, bei schlichter Form tiefen
Sinn, Gedankenfülle in sich bergend, mystica dicta »» Kern-
Sprüche; vgl. V 118.
Glossarium. 445
mitrat ^ 1072, 1073 {vgl ÜI 991 f.) Bisehofshut, ü 128^ und I
,initra etiam episcoporom est (est episc. I.y, C, Br.
mixtumt ^ 740 {Frühstücks-) Imbiss, Brot in Wein getaucht und
eingeweicht, 8 II 50, 35, C, Br, vgl. Ecbasis {zu 589 und p. 51).
modicus, a, um* I 156, 701, H 223, HI 422, V 244, 801, VI 319,
Vn 24 nicht das Mittlere, bez. ein wenig darüber oder darunter,
sondern das entschieden Kleine bezeichnend, paruus, pusiUus, vgl.
namentlich L 414^416, ferner R 334, Kill, A 55, H {M 161);
U 128^ und I lehren , modicus i. e. rationabilis (rationalis J), men-
suratus, moderatus, et modicus i. e. paruus^ sed improprie et abu-
siue dicitur\ 0 336 , modicus, a, um i. e. paruus uel meusuiatus',
vgl. 0 361, G, A. Mai Cl. Auct. VII 569.
modo 1. BB nur, wenn entweder eine Negation mit folgendem ^sondern
auch' (I 907, V 100, 535) oder tantum (VI 544) vorhergeht;
sonst
2. in mehr vulgärem {L 407, Anm. 1) Sinne Jetzt', I 477, 816,
II 468, III 142, 207, 261, 342, 519, 608, (9.72), IV 458, V 65,
221, 1064, 1206, (1298) 1307, VI 40, (211), 489, Vn 57,
193, 436, 464, vgl H {M 163) ,modo : nunc', P ,modo
pro nunc uel pro tantummodo', U 128^ und I ,modo i. e.
nunc uel aüquando uel paulo ante uel tantum modo'.
modusf ^^ 112, 117 music. 1. 1., das Intervall, vgl. zur Stelle.
molaf n 556 molaris, Backzahn, D.
♦molendinum V 976.
moleref IV 984, V 367 masticare.
♦molestare I 633, E 167, K 170, Dz 1 21.
*monacordumt VII 101 einstimmiger Gesang, indem metonymisch
{vgl. Organum VII 107 und fides VII 106) das Instrument statt
der Stimme steht,
*monachusI445, 457, 465, 556, 634, 639, 644, II 255, 330, 336,
506, 685, III 169, 227, 665, 707, 718, 719, 776, 998, 1067, 1095,
IV 549, V 391, 413, 562, 568, 663, 984, 1266, VII 31, 198, 205,
468, 672.
♦mulsa V 742, Tsp 103.
o*multiloquu8, a, um V 187, Kr 12.
♦multimodus, a, um 111312.
»multotiens V 329, B 346, Psb 13.
ofmungere V 972, 0 358, U 132^, I, Ch 22, D, Dn, Troüus VI 300.
f munia {nur im Nom. und Acc. Plur.) 11 302 {vgl. turres 305),
ni 66, IV 762, V 774, 783 arx, castdlum, wohl durch Verwechse-
lung mit munia, archaistisch moenia , Pflichten, Geschäfte' {Festus
p. 100) veranlasste Nebenform zu moenia ^Mauern, befestigtes Haus*
446 Glossarium.
(III 94, 328, 398, 870), wozu man sich den Singular moninm
weiterbildete, vgl. Gloss. Amplon. 351, U5, 353, 74 ,mTmia : aedi-
ficia', K zu M 168, P ,muiiium : munitio, murus*, ebenso A. Mai
Class. Auct. VII 569, U 132^ ,Item a munio hoc munium uel
munimentom, ambo pro defensione, firmamento, aimlio', B , mu-
nium : befestigang'.
♦ musac Vn 376 {Vulg. IV Beg. XVI, 18, K94) Opferstock, P ,musac
sabbati : locus quidam fuit aedificatus in uestibulo templi domini,
ubi reges, quando ad templum ibant in sabbato causa orationis,
pecuniam pro elemosyna immittebant', J ,musach erat arca, in
qua reponebantur donaria regum uel piincipum ad reficienda sar-
tatecta templi', D ,musacli : geltstock', Dn ,musach, tresil', vgl
Unibos 26, J und C, Wenn jetzt musach als Säulengang, ^bedeck-
ter Sabbathsgang , wahrscheinlich eine bedeckte, dem königlichen
Hofe beim Gottesdienste gUichsam als besonderer Betstand die-
nende Halle im inneren Vorhofe' (Bu/nsen) erklärt wird, so lässt
sich damit die gemein - mlat. Bedeutung an der Hand des P durch
die Annahme verbinden, dass man sich den Opferstock an dem
königlichen Säulengang angebracht dachte. Mone im Anz. III 187
verwechselt das an. üq. musach mit dem häufigeren masach.
nam* III 296, 660, V 859 autem, uero, 6(, A 55 s. u. nam und 51
s. u. enim, Commodian ed. Ludwig I praef. XXX, II praef. XIX,
Ke 134, G 815 s. u. enim und p. 861 8. u. nam.
f narramen III 1183.
t nasale III 1097, 1099, 1105 ypars cassidis demissa, quae nasum
tegiV (C), Q, 0 384, U 138'*, I, Br, D, Dn, vgl zur Stelle.
n. c. m 693.
necdum* IV 799, VI 27 nondum, K 197, P ,neodum : nondum,
non adhuc', I , necdum i. e. nondum'.
nescire aliquem»* nicht kennen, V 62, J? 373, K 155, Buodl ed.
Seiler p. 319.
nimiso* öfters im vulgären Sinne =« ualde, z. B. I 621, III 678,
IV 553, 817 (vgl. VI 461), V 1105, VII 160, vgl. B 342, K 139,
197, H {N 85), C. Barth zur Phüippis VI 519.
fNiniueus, a, um VII 381.
nocetf I 150 unpersönlich {Geg. iuuat, vgl. l^dit III 989), e^ ist
schade, H {N 108) , nocet : laedit, obest, uel contrarium est'.
♦nola V 234, 860, 974, VII 33, 50.
nonaf V 221 {vgl. 604) nöne, der kXösterliche Nachmittagsgesang,
vgl. zu hora, DEW. I 291, Beg. S. Bened. XVL
*nonna Vn 31, 41, 372, DEW. I 291.
Ölossarinm. 447
normat I 431, II 416, HI 981, V 1010 specUÜ = Kloster-, Ordens-
regel, C, Br, etc.
no Beeret II 440, III 238, 403, 583, 693, 878, IV 410, 457, 926, V 49,
51, 53, 572, VI 219, VII 74, ebenso cognosceref V 215 toissen,
kennen, D, Dn.
notaf VII 438 {sc. res, III 582) eine bekannte Sache, Begebenheit,
vielleicht auf Verg. Aen. I 669 ,nota tibi' zurückzufuhren, wo
toir sunt, der Dichter res hinztuUicJUe, vgl. nulla Nichts, K 280.
notaref VII 213 mit Noten versehen, in M^mk setzen, C nr. 2, D.
notitiat (»» gewöhnlichem Sinne V 427, VII 416) IV 268, 277 Marke,
Etikette, als Zeichen, dctss ein Gegenstand jemandem gehört, bez.
für ihn bestimmt ist, und dann der so ausgezeichnete Gegenstand
selbst; vgl. class. nota.
noxiumf I 558 noxa, Missethat, D.
fnngosus, a, um V 284, 0 384 ,nugosus : nugis plenus, ridiculosus,
iniuriosus', 0 379, Ü 140^ und I ,nug08us, a, um i. e. nugis
plenus', D.
tnullo I 65, IV 906, VI 333 nirgendwohin; ebenso
tnuUorsum III 813, IV 520, V 555, VI 132.
nummusfV 210, VI 527, 531 f., VII 679, 683 der Pfennig, vgl. zu
I 789, C, D, G, Mhd. Wb. s. u. phenninc.
onuncoine VI 157.
•fnuster II 97.
obbaf VII 349 Topf, Gelte zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten,
hier von Milch {nicht ein specifisches Melkgeschirr, wie multrum
339, 349 und sinus 400, sondern ein uas commune, O 262).
obdere*V761 verschliessen, claudere, PI 26, P, U 54\ I.
fobeditus, us V 118 ,obedientia' X>*.
obiexf III 686 statt *obiectio, Einwurf, Entgegnung.
obire erlöschen, von Lampen V 853, von Treue und Glauben IV 840,
V 144.
obiterf II 562, IV 101, 473, 782 {oberwärts, darüberhin, daher)
schnell, P und 2>* {im Glossar und zu IV 101) ,obiter : uelociter',
Amplon.^ ined. (X) ,obiter est celeriter'. Die Glosse in A zu
IV 473 .obiter i. e. interea' stammt von A\
oblideret cornua (II 560), dentes (V 398) entgegen-, zusammen-
schlagen, collidere.
obliquaref I 281 intransitiv {transit. I 67 wie Metam. VII 412)
= ,obüquum incedere' (I 275), cod. Leid. 67 E {L) ,obliquat :
transuersus uadit', C, Br.
foblongare I 280 oblongum incedere.
*obloquium VII 706.
448 Glossariom.
obolusf VII 683 6^ Heller, vgl. zu I 789, D, Dn.
tobsequa VII 327, 343 ancüla (BF, Einleitung 97), ,obedien8 in
Omnibus' erklärt es D* zu VII 327 und im Glossar.
obsequi-f III 489 heistimmen, Becht geben.
♦obuiare, B 167, K 180, Dz I 21,
1. begegnen, sinnlich V 344, VI 146, f übertragen au f das
VerhaLtniss von Ursache und Wirkung I 682.
2. fenoidern III 601, IV 575, 928; dem entsprechend auch
obuia uerba III 244.
*occubitus, US II 312.
*oda VII 108.
♦odiro I 713, B 281 ff,, K 192, Q; U 140^ und I ,odio, odiui, odi-
txun, odire'.
officium t VII 105, 109 introitus missae, vgl. zu VII 173 xmd
C IV 704, 2,
omenf 1- fortuna, omine iQto I 655, VII 305, bono IV 712, VI 231,
felici V 725, nescio quo I 133, meo IV 998.
2. opportunitas, I 816, 923.
Vgl 0 394, 400 ,omiiiosus i. e. fortuoatus', ü P5** und I ,omi-
nosus : plenus augurio uel fortunatus', D* glossiert I 655 omine
durch ilucke und bietet im Gloss. ,omGn : fortuna s. gheluc*, D.
operari* II 621 ^war im christlichen Leben der gebräuchlichste Aus-
druck für „Werke der Barmherzigkeit thun'\ insbesondere „Älmo-
sm geben'' Ke 79, vgl. B 387, Ke 97, C. .
orare* IV 1, VII 281 beten (IV 197, 362, 462 bitten), ,orare beten
und oratio Gebet war mit dem Anfange der westländischen Kirche
vorha/nden'' Ke 80.
oratorf I 421, VI 459 defensor rei, IV 346, 365 patronus, ,orator
i. e. actoT, defansor, patronus, causidicus, aduocatus secundum
Papiam' I, ebenso L 176, vgl. G 867,
fOratrus fratrus II 99.
Orcus* III 901 die HöUe, 0 401, 612, D, vgl. Ke 146.
ordof = wÄd. orden, daher 1. Befehl, III 348, 643, ,dare ordinem
= donn^er ordre de faire quelque chose' C IV 730, 3, Br.
2, das Gesetz, die Begel, u/nter welcher eine Klasse von Men-
schen steht, und zwar
a) die Kirche überhaupt, ordo Homanus VII 130, (7 nr. 4.
b) die Mönche, ordo sacer I 435, V 612, Vn 450, 455,
ordo allein 1 459, 464, V 605, 1004, C nr, 5 utid 6,
Br nr. 12 und 15; daher
3. die Getneinschaft der unter dieser Begel Inenden Menschen,
der Mönchsorden V 665, 943, 997.
Glossariom. 449
o'^organicns, a, nmf YII 127 mehrsUmmig singend, vgl. cUm folg.
organumt IV 587, VII 107 der (eigentlich mehrstimmige) Gesang^
y Von Begleitungsstimmen einer mdodieführenden gegenüber tcussten
die Alten noch nichts. Das katholische Bewusstsein von der All-
gemeinheit der Kirche führte dann die Stimmen zusammen —
Sopran, Tenor, Alt und Bass — , indem sich jede nach ihrem
Vermögen an der Ausführung des neuen melodischen Gesanges
hetheiligte, und so entstand die Diaphonie oder Symphonie,
auch organnm genannt, ein Name, welcher bei den mu-
sicalischen Schriftstellern für diese neue Behandlung
der Melodie lange Zeit Geltung behielt' Reissmann Gesch.
d. Musik 1 104, , Organum generale nomen omnium instmmen-
torum Tiel uasonun mnsicomm; Organum etiam dicitur modn-
latio, que in cantilena est (qne fit in cant. J), et proprio
cum talibus instromentis uel uasis' U 143^ und I, vgl. Ecbasis
818, 842.
♦ossosus, a, um VI 258 osseux, Psp 110, 0 387, 399, ü 96^, I, C.
ostriferf III 1128 PurpuHräger.
•ouanter IV 268, V 293, 0 396, 401.
tpannifer V 126 nicht mit BF. Eiril. 86 ,Vorträger des Kreuz-
banns', sondern mit Mone und Henschel , Kuttenträger, Mönch*
zu deuten, vgl. oucullifer.
*papa 1. Büchof IV 177, V 1061, VII 71, überhaupt Geistlicher (mnl.
pape) III 976, VI 381, VII 66,
2.-f Papst II 142 {wegen 136), V 100, 1308, 1309, 1311, 1313,
1314, 1315, 1317, 1320, 1321, VI 494, VII 465, 481, 484,
669, 677, 682, 687, 707; vgl. C, DEW. I 303.
♦parator III 456 qui parat, Psp 113, ,macher' D, in anderer Be-
deutung bei C, Dn.
tpartificare II 454, VI 189, 204, 250.
partus, a, umf = paratus, 1. zubereitet III 391, vgl. parator,
2. bereit, zur Verfügung stehend I 351,
n 13, IV 716, vgl. I 148, III 811, IV 247, 466, Walth. 947, C.
parumf 1- Subst. die gelinge Habe I 500, die Kleinigkeit III 661,
vgl. modicum III 422,
2. -= parumper, paulisper Hl 748, IV 362, V 754, VII 298,
vgl. 0 409 , parumper i. e. parum*, 467 , parumper : paulisper,
parum, exiguum, minimum', 481 , Paulo : paululum, paulisper,
parum, parumper'.
♦pascha III 185, 688, K 103, Bk 101, DEW. I 307.
passimf 1. *« einem fort, fortwahrend I 93,
2. langsam, lento gressu 1 209, C, D, Dn.
Voigt, Ysengrlmns. 29
450 Olossariiuii.
♦patenter IV 406, Q, P, 0 437, ü 148\ I,
pater* Ehrent^xme geistl, Personen, der Bischöfe, Äbte, Eremiten etc.,
m 742, V 940, 965, 1262, zumal in der Anrede van Seiten des
Niederen, II 405, IV 229, V 501, 505, 537, 1060, VI 69. Vgl. C
und Br.
♦patriarcha IV 163, 555, 560.
tpatrinus III 649, IV 463, YI 20^ der Taufzeuge in Beziehung auf
den Täufling, Paihe, parrain, ,qiii leuat aliquom de sacro fönte
uel intromittit in ecclesiam ' ü 14S^ und I, vgl. C, Br, DEW.
II 397, Edb. 496, Neues Archiv I 598 f
♦pauefacere V 627, Psp 114, Q.
panlisperf V 1233 ein wenig, Adv. des Grades, H (P 85) ,pau-
lisper : permodice', U 149** und I ,paulisper (paulumper ü) i. e.
paromper (uel add. I) modicum', 2>* ,paulisper : panim\
o*pau8at in 1180, IV 19, V 320 = ,requies* (P, U 149^, I, 2>*), hier
insbesondere (vgl. III 32) ,ea requies, quae sonino carpitur^ {€).
♦pausare = ,quie8cere' {ü 149*) ^ ,reqtiiescere' (I), von Wachenden
I 227, 259, II 283, von Ohnmächtigen III 334, von Schlafenden
1 825, IV 299, von Todten (pausare == sepultum icuxre öfter bei
Thietmar) IV 35, vgl Dz I 22, DEW. 1 309, Ch 25, C, D, Dn,
Ke 61 f
paxt VII 27, 35, 69, 72, 76, 77, 80, 81, 94, 154, 157, 173, 175, 180,
181, 186, 187 der Friedenskuss bei der h. Messe, mnd. petze, vgl
P ,osculum filiis dare dicimus, pacem amicis, uxoii basiam, scorto
suauitim', C, Br.
tpaz II 99.
tpeliicinm III 548, 578, 663, 698, 740, V 281, VI 370, 385, 396,
423, 475, 502 Pelz, Q, C, Br, Seiler Buqdl 108; 0, U und I kennen
als Su^st. nur pellicia, ae (-oa I).
fpellifex III 864 statt des gewöhnlichen pelliparius (0, U, I), der
Kürschner, C, D, Dn.
penesf m 794, IV 414, 855, VII 272 ,i. e. apud, iuxta, prope' I,
in rein örtlicher Bed. «= in schon spatlaJt., vgl. B 398, Ke 141 f.
pensus, a, umf VI 427 c. ckccus., in eigentlicher Bedeutung ,so und
so viel Gewicht habend, wiegend', ,ponderatus, libratos' erklären
es 0 445, Ug 169^ und I, ,gewegen* D, Dn.
fpenu IV 376 ceUa/rium, hoo penu indeclinabile in diesem Sinne
bezeugen 0 435, 476, U 150^ und I; vgl H (P 1S7), C, D, Dn
und Neue Lot. Form. I 359.
♦p^nultimus, a, um V 831.
peplum* III 1011 als männliches Obergewand, ,ue8tis 8. hoeftdeed' IH.
percelebraref IV 828 {vgl explere 825) zu Ende feiern.
OlossarioM. 451
*perditio II 18, VI 36 Verlust, YII 606 sUaiehes Verderben, Sünden-
schuld, YU 402 ewiges Verderben, HdUenstrafe (une reus gehennae
ignis Matth. Y 22); alle drei Bedeutungen bei K 62.
peregrinust IV 523 PHgrim, DEW. I 311, C, JD, Dn, Ecb. p. 147.
operlepide VI 120.
permodicus, a, nrnf UI 726 permodestus, vgl. zu modicus.
tperniger I 237 Schinkenträger.
personaf V 493 (der gegnerische Hinweis a/uf 1 Fetr. 1, 17 und
ähnliche St. wird hinfällig durch V 105) die Person in concreto,
besonders die von einer bestimmten geistlichen (V 630) oder welt-
lichen (V 263) Wurde, auch (IV 284) die geistliche Würde selbst,
C, vgl. U 18 V" und I , persona dicitnr in ecclesia, qni (qae ü)
dignitatem habet pre ceteris'.
pertingere I 765 {vulgäres W.) peruenire in locum, vgl. Kr 13.
peruaderef V 296 angreifen, 0 483 ,p6raasus : innasns*, D bietet
daeu die Gl. ,ainyirtigen, anverdighen*, Dn ,anagefatinan'.
tpesticus, a, um VII 673, O 436, 476, U 152^, 1, D.
tpestificus, a, um m 264.
petere* aliquem VI 166 bitten, B 375, Psp 69, Anm. 16, Ecb. 881,
968, etc.
petulcns, a, um* IV 50 ausgelassen, H (P 221).
phißicat I 27, IH 130, 144, 376, 581 die Arznei-, Heilkunst, C, Br,
D, Dn.
phisicus* ni 123, 129, 261, 720, 922, 1078 der Arzt.
pinsf mit seiner Sippe (pie, pietas, impins, impietas) ist an
der Hand von U 154^ und I (,piiis i. e. religiosus, misericors,
benignus, propitius') zu erklären
1. religiosus, fromm {auf den christlichen Glauben und dessen
reinste Hüter und Pfleger, die Mönche, bezüglich) 1 643,
II 686, m 217, IV 197, 202, 524,
2. benignus, propitius, misericors (bezeichnend also die aus dem
Glauben fliessende Liebe, Güte, Barmherzigkeit {zu letzterem
Ke 30 f., 80, 97), Sanftmuth, Milde, sowohl die Gesinnung,
wie die daraus erwachsende, in Gottes Namen {vgl. I) aus-
geübte That {Matth. XXV 35 f.), und zwar etwa in fol-
gender Gruppierung:
a. zwischen Hirt und Gemeinde V 557, 999, 1077, VII 697, 703,
ähnlich ztnschen dem Glück und den Menschen III 5.
b. unter Verwandten I 129, 405, 478, 828, 829, 833, 859,
917, Vn 81, 224, 540.
c. unter Freunden I 510, 512, II 376, 387, III 672, 717,
725, IV 1036.'
29*
452 Olossariom.
d. wnter Gastfreu/nden I 656, IV 262 (hier ,gati8 willen
sufligkeit' D), 618, 706, 708, 731.
e. gegen den Nächsten überhaupt 1 418 {das zur Frei-
sprechung führende Wohlwollen der BicJUer)^ 570, II 13,
323, III 56, 439, V 458, VI 5, 366.
Vgl G, n, Dn, Grimms Erklärung (RF, Einl. 98) bedarf hier-
nach nicht der Widerlegung.
pignorafVI 486, 522 Reliquien der Heiligen, 0 475 ,Pignora filionim,
pignera sanctoram uel aiiarom remm', C, Br, G,
fPilauca IV 746 qui aucam explumat (II 233), vgl, BEW. I 311,
*pincerna HI 308, IV 636, V 905, 919, R 82 f., K 36, Bk 104.
*pinnaculum IV 767, R 38, K 42, Bk 104.
tpiperare V 884 würzen (vgl. piperatus III 837), D.
•pi^caturaf I 622 locus piscosus, ^locus, in quo piscatur' C, wie
captnra (Ämplon.* 285, 377 [L] ,captura locus piscosus et ubi
scdet captorarius, qni balneaticum exigit', vgl, F 527, C, Br).
placitumf V 292, VI 418 gerichtliche Verhandlung, mhd. teidinc, C,
Br, G, I), Dn, Ruodlieb p, 321.
plagaf VII 113 music. 1. 1. Seite, Seiten-, Nebentonart. Zu den von
Amhrositis aufgestellten 4 sogen. authentiscJien Tonreihen fügte
Gregor 4 weitere hinzu, diese 8 blieben das MÄ. hindurch. Der
Unterschied beider ist im Wesentlichen der, dcus die authentischen
innerhalb 6iner Octave sich bewegen, die plagalischen eine Quarte
unter den Grundton und aufwärts bis zur Quinte über diesen
hinau>s (von Dominante zu Dominante) geJm, somit gleichsam um
den Grundton der Octave nach unten und oben hcrutnspielen.
♦planca IV 647, mnl. planche. Dz I 23, DEW. I 316, R 86.
tplebigena lU 751.
plectrumt V 1110, 1111, 1114, 1116 der Fiedelbogen, Dn ,medelstaf'.
plumeumt IV 282 das Flaumbett
•poderis III 1029 tunica Uüaris, R 245, K 90, Bk 105, L 135,
vgl. zur Stelle.
tpolis V 110 n6hg, P, 0 432, 461, 475, U 155^, I, C, D, Dn, Het^.
Sept. II 184, Troilus III 642, Ruodl. p. 321.
*pomposu8, a, um IV 61, R 127.
ponet aduerb. II 237, IV 470, 740, V 1139, VII 43, praep. V 1208
naTiC, nahebei, ü 155^ und I ,pone i. e. iuxta uel retro (retro uel
iuxta J), post tergum, D.
pontifex* II 36, 125, 136, IH 936, V 100, 125, 1060, 1069, 1076,
1082, VII 666, 703 u. ö., der Bischof, C, Br, G.
pontificalis, ef U 150 bischöflich, C, Br, D.
Glossanom. 453
popa V 1208 sdieifU im MUU. die eigentliche Bedeutung ^Opferdiener\
,Opfermetzger^ verloren eu haben, wird immer nur ,FetiheiV oder
,fett\ zum Theil mit Hinweis auf den ürheiber dieser Übertragung,
Per 8. VI 74, erklärt, P ,popa : pinguedo, ponitur pro grasso uel
graul, spisso', 0 424 ,popa i. e. crassus, nomen indeclinabile,
undc Persius' etc., 0 473 ,popa : crassus, pinguis, camulentus,
inpinguatus', Ug 175^, U '156^ und I ,hec (feMt I) popa, e i. e.
pinguedo, sed ponitur quandoque pro pingui, Persius' etc. {das
dtat fehlt I), vgl. C; D, Dn bringen daneben auch die ursprüng-
liche Bedeutung, aber erst aus der Neuzeit ungehörigen Quellen,
porro ist durchweg (II 53, 470, IIT 16, 411, 959, IV 277, 320, 409,
799, 965, V 265, VI 518) nicht Orts- oder Zeitadverb,, sondern,
wie vereinzelt bei den Alten, logische Partikel, ^=^ 94, vgl, Bk 106
, porro, 1 Reg. 21, 5 = uerumtamen^ P , porro : autem aut longe
aut deinde', ü 167^ und I , porro i. e. consequenter, oerte, ualde,
longe, sed\ 0 622 ,ueruntamen : sed, porro, adquid, attamen'.
•portabilis, e II 343.
posteriora* II 536, 562, IV 804, V 680, VII 170 der Hintere, Vtäg.
(Psalm. 77, 66 wegen der Parallelstelle 1 Beg. V 6), Isid. Et. XI 1,
105, ,podex' erklären es U 156^ und I, vgl. D, Eob, 433.
posterus, a, umf IV 775, 782 vom Baume, P ,posteri pedes, quia
et piimi sunt', 2>.
postularef VI 506 beten.
potirio I 672, II 406, IV 729 ,uti, frui', wie P, ü 158^ und I er-
klären, vgl, H (P 312) ,potitur : consequitur, fruiturVA ^^f O-
♦prQbendat H 241, V 617 Pfründe, DEW, I 331, Mhd, Wb, s. u.
phruonde, Q, C, Br, D.
tpr^blandiri VI 53.
•pr^colligere V 1275 vorherberechnen, von Q 218 zweimal bei
Boetius nachgewiesen.
fpr^custodire aliquid V 343 praecaaere, für einen gefürchteten Fall
Vorsichtsmassregeln treffen, bisher nur als ganz spätUU, {Psp 124
Änm,, Psb 16) und spät-fnlat. (C) bekannt.
pr^ditus* III 49 praefectus, I ,e8t preditus secundum Papiam : subli-
matus, omatus, clarus, predarus (vgl, III 621)^ antepositus',
U 54* ,predo i. e. pre alüs dare, sc. bonorare, prerogare, prepo-
nere, omare'.
♦pr^dur n 207, V 802, zuerst bei Dracantius (Psp 124), Edb, S70
(916), C.
prQiref (sifi'nlich: yvorangehn' IV 467 u. ö,; vibertr,) übertreffen I 636,
V 953, = amtecelUre Walth, 766 (Peiper),
tpr^fabricare VI 176.
454 aiofisarimn.
tpr^ fingere V 445 pra/RfortnaA'e, vorher htmstgeredU hüden (aus-
rasieren), in atxderem Sinne bei C.
tpr^fremere VII 618.
*prefageret I 321 vorher entfliehen, einem Rächenden entwischenf
bevor er zttptuM.
tpr^iurare VI 486, Q, B, F 703.
pr^latus, a, umf VII 41 praeposüus, P ,praelatam : praepositum,
potius subrogatum *, ü 66^ tmd I ,preferre i. e. anteferre uel pre-
ponere, unde prelatus', C, Br, D,
tpr^nooere VI 138.
tprenßor I 304, 331.
prQpenderef IV 436 prcieponderare im Sinne von Vulg. 4 Esdr.
XVI 77 i durch sein Übergewicht erdrücken, iiberUt9ten\
tprQpendöre I 187, VI 139 vorziehen.
tpr^rimari VII 25 vorTier ausforschen, sich erkundigen,
»presbiter I 764 u. ö., mhd. priester, 1)EW. I 332.
pr^stabilis, e* 1865 €rbitüi4ih, durch Bitten erlangbar, nachV^.
loel II 13, Bk 107, 8 I 670, B; danach ist K 120 m berichtigen.
pr^Btare* II 420, IH 727, 745, 748, 749, 751, 758, 762, 763, 806,
850, 896, 1084, 1154, 1164, 1169 preter, leihen, Bz I 42, BEW.
I 332, C, Br, B, Bn, O; U 190^ wnd I behandeln erst presto,
prestiti, prestitum umd fahren dann fort ,iiitiemtar etiam presto,
aui, atum i. e. commodare uel mutuare'.
prQstringeref IV 829 vorher {zu einem gemeinsamen Zwecke) zur
sammensMiessen, vereinigen, vgl. üg 212^, U 192^ und I ,pre-
stringo : nalde uel ante stringere'.
prQsult I 201, 467, 749, II 4, 129, III 1001, IV 180, 223, 299,495,
548, 651, 719, 729, V 110, 129, 1005, 1021, 1045, 1064, 1095, 1105,
1320, VII 445, 463 Bischof, P ,prae8ul dictus, quod praesit sol-
licitudine, nunc pro episcopo ponitur', C, B, Bn, G.
prQsumere* U 488, in 1069 sich erdreisten, wagen, B 376, Sehenü
Orestes p, 32.
tpr^sumptuß, usni 1137, VI 234 Verwegenheit, Frechheit.
tpr^taxare V 574 praedicere, ohne Bedewtu/ng in ü 193^ und I,
,pretexataB =» praedictus Mon. Germ. Scriptt. XI 91, i, 92, 15,
,praetaxata : praediota* Gloss. ad AU. PoVypt. p.o7 Mai {F VI 70i)
,pretaxo : predico' D^ im Gl., andere Belege zu derselben Bedeu-
tung C s. u. praetazatuB, wozu au^ch die s. u. praetaxare ange-
führte, von C fälsch erklärte Stelle <xus der Vita B. Edmundi
gehört; , praetaxare : numerare, calculare, computare' iO 468, , prae-
taxare : numerare' 0 475, 564, vgl. ferner B, H {zu T 2S).
tpr^tinnire V 858.
Qlosearium. 455
pr^torf in 310, V 186 da- Graf, vgl zu III 310.
prtfuolaret V 121 schneü auf seine Beute losstürzen, vgl. pr^ripere
I 399,
tpr^uulgare V 1014.
♦primas III 46, 104, 789, V 242, 259, VI 215 == haro, G ,primates,
die Ersten nach dem Könige im Reiche\ C, Br, D, etc.
prior t VI 221 abhas s, priitius post abbateni, mhd, prtol, C, D, Dn,
prior tuus wie abbati nostro III 873.
pro I 220, 453, II 357, YII 505 in ungewöhnlicher cafMcUer Bedeutung,
wie mhd. mnbe, durch, vgl. D und Bormans zu I 1233.
probus, a, umf mit seinen Ableitungen heisst auch 1. muthig, tapfer,
beherzt, preux (DEW. I 333) II 538 f., C, C. Bai-th zur Fhüippis
I 15, III 268, Menilglaise Chron. Ghisnense p. 484 ,probita8 :
ualeur, energie\ 2, = mhd. müU III 9 f., 442, 788, 853, IV 390.
profestus, a, umf V 221 diem festum praecedens, 0 235 ,profesti
etiam nocantur uigiliae festorom dierum\ U 69^ und I , profestus
etiam dies dicitur (dicitur dies U) uigilia festorom dierom, quasi
prope festum i. e. (uel ü) aote festum', C, D.
*proficuumtIIl 650 commodum, le pro fit (dieses aber aus profectus
entstanden, BEW. I 333), ,hoc proficuum, cui i. e. profectus'
. /, vgl. C.
profiterif V 453 Profess thun, sich auf die KlostergelObde ver-
pflichten, C, Br.
proflare* IV 797 auf blassen.
promerere deum* II 248 sich Gott günstig, gnädig stimmen, Vulg.
Rebr. XIII 16, R 377, K 164, Ke 69.
opromicare* II 65 nasd,
promptuf III 81 celeriter.
»promucida VII 91, 97, 203 Rüssel des Schweines, fV 203 Scfinauze
des Hundes; andere Beispiele dafür, dass der griech. Acc. auf -a
später Nominativ der I Ded. wurde, bietet Fr 47 f., R 258, vgl,
pityida Psp 120, phalanga 0 143.
tpronasci VI 337.
o*propheta II 226, VII 363, 371.
♦prophetare VII 297, 375.
propositumf 1. sc. praemium, der ausgesetzte Lohn, der in Aussicht
gestellte Vortheü, I 835, vgl. I 90,
2. yguod proponitwr, ut de eo statuatar'' (C s. u, pro-
posita), Vorlage, {Gesetz-) Vorschlag, III 888, V 215,
vgl. I 978,
3. wie bei den Alten, Vorsatz, Plan, IV 137, (846),
VI 406, Vn 537.
40ü Glossarium.
Bedeutung 1 und 2 smd hei dem Verbum schon dassisch, beim
Sahst propositum sonst nicht zu belegen.
propterf VII 58 nahe, von der Zeit.
*protractio V 351 die Verzögerung, vgl, B 382.
psallere* III 707, 710 die Psalmen singen, G, D.
♦psalmus II 143, IV 590.
pugillust I 333 (zusammengebautes) Händchen, vgl. S I 287, 67,
D, G und pugnus I 76.
tpungilis IV 311 = fustis 293, stipes 307.
quadragesima* I 565 careme {DEW. I 337), die FastzeU vor
Ostern.
tquadriforuB, a, um III 921.
t(ali-)qualibet V 612, 1147 aduerb., an irgend einem Puncte, D.
quam primumf HI 419, V 1115 cum primum.
quanti* V 962 quot, Ke 138, G, etc., vgl, zu tanti.
»quantocius III 443, B 231, H {zu Q 14) etc.
(ali-)quatenu8* I 295, V 1289 irgendwie, B 401.
quatinus* V 42 = u* finale, B 401, K 211, Bsp 138 ff,; in diesem
Siwne ist die Schreibung mit i im Mlat. Begel, P , Quatinus pro
ut ponitur, quatinus est coniunctit) causalis . . . , quatenus uero loci
aduerbium uel temporis ', üi iö5**, Quatinus i. e. ut uel quia, qua-
tenus i. e. qualiter', / , Quatinus pro ut coniunctio causalis scri-
bitur per i, vgl. schon Beda ed. Giles VI 31.
♦quatriduanus, a, um V 318, B 128, K 122.
querere sanotos IV 477, 821, 921, V 1244, d>enso requirere III 939
formelhaft für das Wallfahren nach heiligen Stätten {dan^>en
adire IV 23, uisere IV 24, 36, vgl. IV 858), vgl Freidank 152, 4
,Bom ist ein geleite aller trügenheite, die heil gen sei man
suochen da, guot bilde suochet anders wa'.
qu^storf I 355, 387, IV 405 i. e. ,gut qu^aerit et suhministrat ali-
menta aliaque ad uitam necessaria, gaüice pourvoUeM'' C, vgl.
Kl. lat. Denkm. p, 49.
*quindeoimus, a, um V 650.
tquinquimus, a, um V 871 fünfjährig, Q, 0 487,492, ü ie4\ I,
L 206.
quinta diesf V 973 Donnerstag, vgl. prima feria I 742, sexta dies
I 565, sexta lux IV 857, septima lux FV 857 (= sabbatum I 919),
P , prima sabbati : prima a sabbato i. e. dominicus dies, sie quo-
que secunda et tertia et deinde', vgl. I s. u. feria, SchmeUer
Bair. Wort. I 321, Bochholz DGl. II 30.
quintana febrisf IV 363 ,dicitur, que quinto die affligit' U 164^
und I, vgl. zur SteUe,
Olossarinm. 457
quirlst ^^ 751 Ritter, specieU auch, was hier pcast, junger Bitter,
swertdegen, O 469 ,prooeres : milites, equites, quirites*, 0 488, 492
,qmrite8 i. e. milites', U 165* und I ,qiLandoque (etiam genera-
liter setzt Ü hinzu) quirites dicuntor milites*, Ga I 486 ^Miles,
eques, tyro, tynmcalus atque quirites atque neoptolemus nouus
est regnator in illis\ D ,quiri8 : nouus miles, tiro uel tirunculus',
D* erklärt im Glossar und zur Stelle , miles', vgl femer C, D,
Dn, C. Barth zur Fhilippis II 520,
♦quoadusque I 427, II 141, V 41, 159, VI 249, t?^. Q,
quorsumo* toohin, rein örtlich V 381 (dem class. Sprachg^aitch
gemäss übertragen auf das logische Ziel V 677), WaUh. 1249,
,quorBum, ad quem locum' 0 490, 492, etc,
quotus, a, umf HI 518 toievieljährig, quotennis.
•frasorium V 1231, 1233, 1237, 1259 nouacula. Fr 72, Dg 27, Q,
0 376, 503, ü 135^, C, D, Bn.
reatus, us* lU 665, IV 973, V 937, VII 693 du Schuld.
trebibere IV 567, O 67, U 17\ I, C, D.
recitaref IV 604 beichten (V 178, 630 vorlesen), vgl. zu Bruneüus 4L
recolere I 95, II 274, IV 166, V 396, VI 413, VII 224 stets in der
zuerst Heroid. V 113 nachweisbaren, im Spät- und Mittellatein
fast zw ausschliesslichen Herrschaft gelangten Bedeutung ,sich
erinnern', Isid. Etym, XI 1, 13, H (B 90), P, ü 38\ I, D.
redaf V 975 weder ,Wagen' (schon wegen pars tertia), noch ,Bad''
(Mone, vgl. rota IV 613, der dritte Theil eines Bades häUe nicht
die zur ümschlingung des Halses (V 1074 ff.) erforderliche Bun-
düng) noch endlich ,trt/aatilis genus uehiculi, quod nohis krui-
wagen, Gallis brouette uocatur ' (Borm.), vielmehr in dem aus der
mlat. Bedeutung ^Schlitten* {D, Dn) entspringenden {vgl. ,es8eda :
slite, slit, slyede, halßscblitlin, ein kerchlin p^erlin] das
men an dem balß zucht [zeucht], silo' D, vgl. epirhedium D)
Sinne von redale ,collipendium equorum in curru^ das
Kummet {mhd. komat, das ringartig den Hals umschliessende
Geschirr der Zugthiere), vgl. Mhd. W. s. u. sil, Dn und bes. D.
fredifer V 1075 der Kummetträger.
rediuiuus, a, um* VI 47 ,renouatus, post casum (casus 1) reparatus'
ü 21^ und I.
fredolare V 1227 wieder ausrasieren, 0 166; ,redolabo : iterum
radam' erUärt D^ im Glossar.
reduncus, a, umf {eig. V 392) auf geistige Schwächung und Ab-
stumpfung übertragen I 658, wie obtusus.
refectiof Sjpeisung, Mahlzeit 1 369, C, Br, D, Dn.
458 Glossaziam.
refert inter . . V 467 c» besteht ein Unterschied, U 68*" und I ,refeiTe
i. e. distare, et (et fehU I) secundum hoc sepe tenetur imperso-
naliter', D; auf Stellen wie JzLttenal. VI 611 ,hoc tantum refert,
quod' etc. beruhend,
reflaret I 260 Äthem holen {so mit Oboect, wie Bpiritam, sdwn
Lucr. und spätlat.), ebenso reflatare bei C.
frefraudare IV 994 fraudem, Betrug mit Betrug zurückeahkn, ver-
gelten,
regulat I 462 u. ö, =■ nonna, ordo nr. 2, C, Br, etc,
relegeret HI 951, V 1291 {das Fell eines Thieres) abziehn, losreissen.
frelibrare VI 304, ohne Bedeutung 0 310, ,i. e. iterum librare'
U IIV' und I.
relligio braucht de^- Dichter m^r in 2 Bedeutungen, die sich nach
einer Glosse von D so formulieren lassen:
1. ,gaistlich verbintniß uel glubdt', {Mönchs-) Orden, IV 288,
V 412, 654, 948, 950, 1180, VII 40,
2. ,gaistlich haltung uel leben', Frömmigkeit, II 234, IV 138,
852, V 1000.
relliqui^* I 856, VI 508, 509, 526 Reliquien der Heiligen.
fRemicus, a, um I 933; U 167* und I kennen nur Bemensis.
remissio* II 137 Vergebung der Simden, Ke 45.
o*repedare II 398, R 140, K 182, L 335 f., H (R 105), P, etc.
frepensa I 963 Entschädigung, C.
repentef schnell, bald, ohne das Merkmal des Unvermutheten, 1 106,
122, JI 452, III 411, 1181, V 353, 981, D, l)n; an den übrigen
Stellen tritt das Moment der Tlötzlichkeit mehr oder minder her-
vor (I 18, 777, II 47, IV 143, 329, V 147, VI 108, 538). Vgl subito.
frepiscari I 925.
rep(p)licare» I 373, 786, II 379, lU 198, 489, 781, 1169, IV 365,
564, 917, V 139, 723 erwidern, C, D.
reprobare aliquemf IV 876 verschmähen, vgl. C, D.
♦reprobus II 181, VII 611 improbus, R 140, K 127, Bk 113.
freptus, US IV 91.
*reBibilare V 845.
resideref 1. »ich setzen VI 85 (resedit IV 1025, VI 206),
2. sich wieder hinsetzen III 272, 562 (resedit IV 652),
3. übertr. sich setzen, verfliegen {vom Rausche) V 881.
Vgl. zu sedere.
resignaref H 597 ,i. e. iterum signare' etc. U 178* und I, von
neuem {die Grenze) bezeichnen, vgh signare.
resiliref V 1084 wieder in die Höhe springen, sich aufrichten, t?^.
0 506 ,Tesili8 : reoiduus, qui facile resilit'.
aioesariom. 459
♦resopire VII 347.
responsamf V 633, 650 = responsorium (U 18B^), JarcfUicher Solo-
gesang mit entsprechenden Choreinlcigen, C, Br, D, Dn.
trestrofare III 952 dbzieihen, deutsches Wort (re- toie opslutm,
reserare), mhd. abe stroufen {vgl. Mhd. W.), Kutan 1704 jOp-
stroopen het vel: detrahere peUem\ Kramer Hoüänd, Lexkon 1759
fiemand leoendig de huid opstroopen', Weidenbcuih, Hoü.- Deutsches
Lex. 1808 jiemand de huid opstroqpen: jemand die Haut absiehen\
2>* sur Stelle ^ofstroept', im Gl, ,restrophat : depomt, ofßtroept'.
Diese Zeugnisse nehmen einer möglichen Ableitung von stropha
(sa ttersiwa, demgemäss =» reuersare) düe Withrscheinlichkeit.
fresufflare II 83 wegblasen, blasend forttreiben.
re th or I 470, IV 401, 695, 851, tote vereinzelt bei den Alten, =- orator,
tDohl in dem zu letzterem Worte angegtbenen Nebensinne.
tretifer I 687.
t retorta I 366, 379, 390, 411, 483, 545 «- »strophium salignum' (I 357),
Weidenband, Dz I 43, DEW. I 353, C, D, Dn, ,de ghedrayde
wißse* D^ zu I 366.
reaerensf VII 495 uerecundus, zurOckhaUend, schüchtern in der
Bede, tote modestas VII 503, vgl. zu irreuerenter.
rogatus, US imf Accus. I 627 (auch IV 387 P oder liegt hier rogatam,
i zu Grunde?).
trudereus, a, um V 500.
*rudita8 HI 624.
•rugituB, US III 100.
rumbasf (=* rhombus) 1 677 Stör, 0 508 ,rhombus : piscis, qui
gallice dicitor storio ', D, Dn, vgl. Ecbasis p. 148.
ruminaref IV 415 ruminer, sorgfältig überlegen, H (B 197) und
Hagen Giadtts ad Criticen 86 ,rammat : diligenter examinat',
ü 169^ und I ,pomtar qaandoque rominare pro diligenter ezami-
nare*, C, D; nur geringe Forlbildung der spätlat. Bedeutung.
rumort 11 391 (vgl. V 455, VII 479) ohne das Merkmal des Unver-
bürgten = Nachricht, mare, niumare überhaupt, vgl. D und
Buodliib ed. SeOer p. 324.
Saccus* UI 713 wegwerfend für (grobes, härenes) Gewamd, Bk 115,
Ecbasis p. 148.
♦sacrator V 1085.
*sagmat VI 340 mit GreringschätztMg für ein ärmliches Menschen-
kleid, etwa ,der Eitter-, derselbe Bedeutungswechsel wie bei
cilioium.
fsaltria n 94 saltatrix, 0 625 leitet von salio ab ,haec saltrüc, eis
et haec saltricula, ae, quod et haec salter« (Jües saltria), ae didtur,
460 GlossariTim.
unde luuenalis „quod saltera penem mouerit", O 558 ,saltria :
saltatrix\ U 171^ ,a salio hec saltria, e i. e. ioculatrix, luuenalis
„que saltiia penam", uel est ibi saltria a psallo', I ,a salio dici-
tur hec saltria, trie : ioculatrix mulier, luuenalis „Nouerunt mauri
atque indi que saltria panem", uel est ibi psaltria, a psallo, psallis",
C, B; vgl. cod. Leid, 67 E (L) , saltria abs sallendo' (a psallendo
cani, X), , saltria mulier dicitur in (a cont. L) corda, in qua sol
adicitnr (sola dicitur coni. L) sallere.'
saluaref VI 409 sahntare, C nr. 5 und «. u, saluatio nr. 4, D, vgl.
B 380, K 156.
*saluificare VII 687, 700, R 178, K 188.
*8anctificare I 1030, IV 634, V837, 1056, VI 541, B 178, K 188,
Bk 116, Ke 46.
sannaf VII 233 {mü Aufgäbe des Gattungsmerkmals ^ Grimasse' =)
Verspottung, Spottrede, ,i. e. derisio' 0 548, 558, ü 172^, I u. D*,
, sanna : derisio, ludificatio, delusio, ludificamen, subsannatio * O 563,
vgl. Prora 431; P ,hoc sannum i. e. querela*; bei D hingegen
überwiegt die classische Bedeutung.
satagereo (m tmesi) I 826 genügen, P ,8atagit : satisfaoit, perficit,
finit, deuorat, complet*, vgl. D.
satis wird zuweilen, wie im Spätlat. {Ä 56, Bk 96, Vulg , e. B. Tobias
X6)f im Sinne ^udlde, nimium, nach Herzenslust^ gebraucht, vgl.
I 790, IV 253.
o*8cius, a, um I 689, B 140, K 112.
fscrabo VI 123 kawn bei der wirren Vermischung und Verwe<^lung
der drei l^mlichlautenden Worte crabro (Nebenform scrabo bezeugt
Dg 23), carbo (= ahd. scarba, mhd. scharbe, S I 345, 39 ,mer-
gulus : tuchari uel soarabo) und scarabeus (vgl. überhaupt 1), Dn)
sowohl ,nomiss\ wie , Taucher \ wie endlich .Mistkäfer' bedeuten;
für , Taucher' entscheiden sich Grimm (BF. Einl. 93) und Mone
(Anz. III 187); dass aber scrabo in der Thierfabel des XII. Jh.
der Mistkäfer ist, beweist doch wohl hirUängUch Odo Parab. 28a,
31 und 32 (Zs. XXIII 294); vgl Isid. Et. XII 8, 4, DEW. 1 368
und D*, der im Gl. , scrabo : uermis uolans s. scalebite* erklärt.
scriniumt Schrein, Schrank V 683, 864, VII 701, bes. Heiligen-
Schrein VI 543, VII 394, vgl. mhd. schrin, altfr. escrin, C, Br,
D, Dn.
soriptUra* V 909, VH 397 die heüige Schrift, T 397, Ke 51 (vgl.
nihd. Schrift wnd zu über), überhaupt = Schrift, schriftliche Queüe
I 1061 (V 818, 17), vgl. EifOeitung Cap. VI.
s^oula* m 1149, V 70, VU 588, 615 mundus (Bk 116), zumal die
gottentfiremdete WeU (Ke 46).
GlosBarinm. ^1
secundo* IV 875 üerum,
secuso* I 737, II 165 Präp. nahe bei, B 399, K 208, Bk 118.
secutor* VI 210 Bereiter, sectator,
sederet HI 206, IV 334, V 722 sich setzen {van Personen), ü 174
und I ,a sedeo (des, didtur add, I) sido, dis, idem qnod sedeo...
sedeo et sido in significatione non diJGfenmt, sed nee composita
eomm, sed in tempore differont, quia sedeo primam corripit (cor-
hpit primam J) in presenti, sed sido primam (eam I) prodacit\
vgl. Ruodlitk ed. Seiler p, 325, Am. f. d. A. VIII 364 wid zu
assidere, insidere, residere, subsidere.
sedes t I 468, 933, V 1315 Bischofssitz, hischöflidier Stuhl, C, Br, G,
früher cathedra genannt (Ke 73),
*seductor II 205, Ke 47.
fsemare m 912 dimidiare {tote 918 zeigt), A^ zw Stelle ,8eman
i. e. dimidiari', ZH im Glossar ,semor, maris : dimidior'; nicht in
der schon im frühsten Mlat. zum Durchbrudi gekommenen {C,
Dz I 43, Dg 118 f, DEW. I 370), von U 174^ und I gebiUigten
(,8emo, mas i. e. imperfectum facere, aliqnantolnm diminuere et
euacnare') Bedeuttmg von mutHare.
tsemi III 623.
-fsemiloqni III 1098 halbutire.
tsemiloquTis, a, um II 7 incerto ore pronunciattts.
tsemiparatns, a, um VII 332 halbbekleidet, vgl. C s. u. parata.
semotus, a, umf VI 191 defunctus, mortu^us, C, Br, von semouere
in dem sonst nicht zu belegenden Sinne yde media tollere'. VgL
0 199 f. ,emotu8 : semotus, amotus, diuisus, segregatus, sepositos,
separatus, disparatus, seiunctus, disiunctus*.
-f-sensio III 857 = ^senecio {Analogieen zu dieser vom dactyUschen
Ehythmus geforderten Syncope bei D s. u. senecium), 0 562
{auch 542) ,senicio : senex', U 175^ und I ,senecio : aliquantu-
lum senex', vgl. C, D.
seorsumin altl. Weise absolut gebraucht HI 875, IV 97, 969, V 19,
VI 205.
sermo* I 129, 929, II 336, 337, 339, 465, 620, IV 137, 191, 443,
V 1258, Vn 501 {im gewöhnlichen Sinne oder zweideutig 1111192,
V 507, VI 301) Predigt, Bede überhaupt, Ke 83, C.
fsesqualterare cantum VII 119 die Hauptstimme {im Verhältniss
von 2:3, d. h.) in der Quinte begleiten.
sessor VII 636 Bewohner, Besitzer, wie sonst nur Nep. dm. II 5.
sicubif (II 598 wenn irgendwo) IV 413 ob irgendwo.
*sigillare-|- VII 428, 430, 435 besiegeln, ,sigillo designare, fixmare'
{U 178^ und I), Psb 19, Q, 0 531, C, D, Dn.
462 Olossarituil.
signaref !• i^c- campum limite, vgl. Ouid. Met, I 136, Amor. III
8, 42, Verg. Georg. I 26) die Grenze bezeichnen, Grenz-
zeichen setzen, II 577, 578, 597, 598, vgl ahd. markon,
mhd. ma/rJcen, BEW, I 263.
2. dwrch Zeichensprache andeuten, V 824, 0 376 , aliqtumdo
autem nutare dicitur pro signare, sicut facit quis, cum
loqnitur cum digitis \ C s.u. Signum,
signumf V 857, VII 62 nola, campana, DEW. I 376, C, Br, Man.
Germ. ScripU. IV p. 887, Otte Glockenkunde p. 3.
fsillabicare III 702, U 178^ ,8illabico, as i. e. sillabas coniungere',
I ,syIlabico, cas i. e. facere syllabas uel coniungere litteias*, C,
D, Dn, Kl. lat. Benkm. p. 148.
fsilualis, e VI 61, C, Br.
fsiluigena V 822, 893, P ,silua componitur siluigena, siluieola'.
tsiluituus VI 18 Förster.
sint = ff* ni 1006,
si non IV 92, 1021.
sin autem* II 430, VII 70 sin aliter {Vulg. EcJus. V 14, B 405,
Psp 5, einmal hei Cic. ad Alt. X 7, 2, ebenso sin uero A cap. 28).
*f*sindo III 1027 Nebenform von sindon, kann, tcie bei den AUen, ein
baumwollenes (vgl BEW. I 68, A. Schultz Höf. Leben I 271),
aber auch, wie C, B, Bn lehren, ein seidenes oder sammetnes
Gewand bezeichnen und entsprich etwa dem mhd. pheüer).
fsinocus II 44 synochus, ,continuus febris* (P), ,febris iugis sine
requie' (F 780) ,febri8 inpausabilis ' {ü 179^), vgl C, B und
zur Stelle.
*synodalis, e I 420, IV 724, Psb 21 f.
♦synodus I 417, 420, 466, 470, IV 730, 732.
sodes t I 793, II 614, 676, IV 127, 560 stets = sodalis, P und 0 556
kennen es nur als Adv., ü 182*- , sodes aduerbium blandientis uel
obsecrantis; quod autem quidam dicunt, quod sodes tantum ualet,
quantum socius, omni caret ratione (soumt auch in J), immo quod
mirabile est, in autohbus sie exponunt et legunt ,,0 sodes'* i. e.
„0 socio", quibus si blandimentum fieri posset, non tarn ridiculose
autores exponerent*, C, B, F 732, Aulularia ed. Peiper p. 26- Z. 7
Mon. Germ. ScripU. II 88, Arn. f. d. A, V 124, Buodl. ed. Seiler
p. 326, zu Brunellus 21, Prorafabel VIII 5 {Zs. XXIII 312).
*solidu8t I 789, n 432, V 596 der Schittitig, BEW. I 387, B,
Bn, etc.
sororf IV 41, VII 73 (m der Anrede) Pügerin, Nonne, vgl C, Br
tmd zu frater.
♦sparsim V 861, VII 354.
dlossaniiiil. 46^
species* m 312, 330, 395, 400, 405, 406, 411, 415, 456, 462, 588
espices, Spezereten, Heilkräuter, De 1 25, DEW. 1 393; siehringt
herbei der
tspecifer HI 929.
specularit nicht bloss im Sinne des gespannten und gweckerfuUten
Schauens (III 898), sondern auch veraMgemeinert zum sehlichten
.sehen, gewahr werden' (V 21, III 379, IV 545) 0 523 »speoulor,
aris i. e. uidere', U 187^ ,8peculor i. e. uidere, aspicere, inuesti-
gare', I ,speculor i. e. nidere, inspicere, inuestigare, explorare, de
alto inspicere', D.
spiraf V 1287, 1288 Hufeisen, U 187^ und I ,spira : circulns non
rediens ad idem punctum*, D* am Bande zu V 1287 ,8pira, re,
ponitnr hie pro ferro equi et dicitur houeizer ' {interlinear houiser,
im Glossar hoefyzer).
Spiritus* V 612 der Heilige Geist, Ke 51.
•spontaneus, a, um I 9, IV 543, V 213, B 147, K 199.
stadiumf (wie mhd. an wände sowohl als Flächenmass, II 285, wie
als) Grenze II 487, 491, wo 8i(h die meta erhebt, = finis medius
n 483, vgl. B, Dn.
Status t in 113, 120 Höhepunct, «x^ij des Fithers, vgl. zu III 113.
fstema VII 694 mlat. Nebenform von stemma (nur jene haben
U 190^ und I) sowie von scema, Schema (bei Ordericus VitaUs,
vgl. C), hier = txfpus, figura monetae, vgl. zur Stelle, U 185^
, scema i. e. ymago uel figura, modus loquendi sc. soloeoismus'
und ü 190^ ,stema i. e. nobilitas uel ordo ymaginum nobilium
uel honor uel dignitas uel corona, omamentum*.
stolat V 1074, 1075 pallium archiepiscopale, vgl C VI 379, 2, s
und Bock II 186. ,£st autem pallium de Candida lana contextum,
habens circulum humeros constringentem et duas lineas ab utraque
parte, uidelicet ante et retro pendentes; a sinistris est duplex, a
dextris simplex, habet quatuor cruces purpureas, scilicet ante et
retro a dextris et a sinistris; infiguntur in pallio tres acus aureae*
(Durand. Bation. III 17, 13).
tßtolpare V 1059 (auf-) sttüpen, vgl BF. Eitdeitung 83, Mone
Anz. III 294, Weigand s. u. Stulpe.
tßtolula V 1261 die priesterliche Stola, vgl zu III 952 und V 1074,
Mhd. W. s. u. stole, C, etc. Wie stola aus der class. Bedeutung
zu diesem Sinne kam, lehrt Bock II 63.
j-straba VH 355 Ft^sschemel, ,8trama : fayßschemel, voetschemer D,
= ctaTQdßTj, astrdba (L), gloss. Isid. 669, 37 ,astraba : tabella, ubi
pedes requiescunt*, PhHox. p. 21, 31 ,a8trama : aav^g, vnonöStov''
(F 500), vgl. BüscM Opusc. III 186 ff., C und Br s. u. astraba.
464 Olossarimn.
strophium* I 357 Strick,
8 üb erinnert öfter {vgl. IV 999, V 37, 1140) an vn6 heim Passiv.
tsTibassilire VII 273.
STibdere* V 290 erwidernd anschliessen, wie subicere, P ,sxibdere :
respondere, uel subiectiun facere, superare, subicere \
STibessef nachstehen V 1320 {weil ^unterworfen sein' V 1035), vgl. D.
sTibinferref I 623, IV 455, V 415 ertoidem, vgl inferre und subdere.
fsiibintendere alicui uerba VI 63 verstohlen gegen jemand riMen,
es auf jemand münzen.
subito* meist in der abgeschwächten spätlat. Bedeiäung statim, cito,
udociter {demgemäss auch subitos, a, lun), vgl. namentlich TU 4
(= mox 3), ni 457 (= confestim 462), V 929 (== cito 930), V 1020
(r= confestim 1017), die andern Stellen sind I 849, II 575, HI 369,
448, 773, 1091, IV 214, 445, 845, 934, 1031, V 46, 140, 352, 112?'
1194, VI 55, 541, VII 173, 231, 617; I ,subito i. e. cito, uelociter,
repente, insperate'.
sublegeref 1. tramitem I 209 heimlich {verstohlen, sich dudcend)
einen Pfad du/reheilen, sich entlangschleichen,
2. rete I 883 = subducere 887, in die Höhe, ans Land
ziehen,
subligart V 1237, 1245 decenter Ausdruck für das männliche Glied,
vgl, mas.
fsubsidere VII 338 sich darunter setzen, P, U 174\ I, vgl. sedere.
subsidSref H 51 darunterliegen, ü 174^ und I ,8ubsideo, des et
subsido, dis i. e. subtos sedere (et inferius esse I)\
fsubtonare I 1056.
sumptus, US l.fl 150, IV 344, 381, 441, VII 378 cibaria, Zehrung,
Speise, = mhd. koste, C, Br, D, Dn, BEW. II 266.
2.* III 411 d4is Einnehmen einer Arznei, Pr 87.
super* [ausser der räumlichen Bedeutung (IV 81, VII 345; I 734,
III 407, IV 1025, V 196, VI 486, VII 86; III 3, 959, V 1291) auch]
c. abl, in mehr vulgärem Sinne zur Angabe des Grundes III 983,
VII 219, 510, K 206, Bk 126,
c. acc. mit zu ergänzendem positus, gebietend über .., lÜ 53,
V 459, 1088, auch wohl III 10. ,
superferri aIioui-|- {in tm£si) V 1256 überflügeln, übertreffen.
superimpendere alicui {in tmesi) 1 942; doch kann man auch super
ostiolo verbinden; ebenso zweifelhaft ist
t super mauere {in tmesi) 1 476, C.
tsupernimius, a, um I 678, vgl. prenimius Deutsche Litt.-Zeitung
1881, 162 und zu nimis; allerdings kann die Lesart super nimia
mit I 734 vertheidigt werden.
Glossariam. 465
supersilire* I 309, IV 501 überspringen, T 398,
ßuppeditare alicuif IV 240, I 38 seruire, U 157^ imd I ,8uppe-
dito, as i. e. aimliari (-re /)? subministrare (summ. J), subsemiro,
obsequi, subpedia (supp. I) dare, et est neutrom', vgl 0 411, 561, D.
supportare* IV 861, VI 440 ,tolerare, parcere, adiuuare, = frz.
aiipporter' (C), Psp 88, Psb 20 f., H (S 337), U 156'' und I
(, Slipporto, as i. e. subtus portare uel post uel latenter, uel suf-
ferre uel sustentare uel auxUiari'), -B**-
tsnpprior V 822 ,qiU dbsente priore coetui monastico praeest' C,
vgl. Br, D.
fsuppulsus, US in 213 imTiörharer, geräuschloser Stoss.
fsurale III 957 {toie sonst tibiale, crurale) der Strumpf, antehora
suralia die Strümpfe der Vorderfusse, übertr. die Handschuhe, D*
im Glossar , suralia : proprio hosen', nachher nochmals {ausradiert,
aber noch erkennbar) , suralia : tegmina femorum i. e. hozen*.
■fsurreptus, us I 625, vgl. z. St., D* im Gl. ,subreptus : spoliatus*.
Susp ender ef 1. weihen, opfern, uitam laudi I 837, rebus rectum
(«a lucro honestatem) IQ 175; bei den Alten in die-
sem Sinne nur mit concreten Obj. verbunden.
2. aufschieben, vgl. namentlich IV 685 (» differo 683),
ferner I 781, III 363, 773, 1067, D.
3. aliquem officio, jemand von einer Dienstleistung ent-
binden, zeitweilig suspendieren, 1 749, C.
♦tabificare III 38, Psp 172 (vgl. 26 Änm.), Q.
taceref IV 579, VI 199 an sich halten, ruhig bleiben {Geg. irasci).
tanti* I 799, II 502, V 652, VI 359 tot, R 337, Ke 138.
tantillumt ^^^ '^^^ tantisper, vgl. zu parum.
*tempestus, a, um V 829 ,uon est in usu' P, ,i. e. conueniens in
tempore* 0 583, 592, ,i. e. congruus, utilis, conueniens in tempore
suo' U 196* und I, vgl. C, Br, D.
terreus, a, umf VII 656 von der Erde ausgehend, durch die Erde
veranlasst, ,de terra existens' (U 196^ und I).
tertia* VII 59 die dritte Stunde des Tages.
tertiumf VI 138 das Drittel, Lehngeld, laudemium, d. h. der dem
Lehnsherrn zustehende dritte Theil aus dem Erlös eines ver-
äusserten Cfutes, vgl. C s. u. tertium, laudare nr. 4, dangerium, Br,
demgemäss hier: das dem Könige als alleinigem Besitzer aUer Dinge
{VI 328 — 544) gebührende Drittel jeder auf seinem Territorium
gemachten Beute, ^der Fuchs plant eine dem Wolfe vor Ausfuh-
rung der von diesem beabsichtigten Rache verhängnissvolle Beute-
abgabe \
*tetragonu8, a, um II 483, Q.
Voigt, Ysengrimus. 30
466 Glossarium.
♦theloneumt III 607, B 246, K 92, Bk 128, hier in der nOat. Be-
deutung ,ZoU% , zolle* Hd. 190, ,tribtitum' U 194'' und I, vgl
ferner C, Br, G, D, Bn.
tyaraf HI 1006 der Bischofshut, ü 35* ,cidarig : pilleus poniificalis,
ut dicunt, mitra, cidaris et tyara idem est', I ,sicut dicit quedam
glosa in XXVIII Exod. „tiara, cidaris et mitra uocatnr, quia capnt
pontificis tegebat et omabat", vgl. C, Br, D, Dn.
ftimpus 1 1047, II 80, 552, 553, 554, 556, V 1054, VII 336 mlat. Nd>en'
form von tempus im Sinne , Schläfe', vgl. vor allem Dg 92, 26,
BEW. II 439 f., ferner S I 293, 67, Altd. Bl. II 196, WaUhar.
ed. Peiper 210, 1394, Mon. Germ. Scriptt. II 144, C, B, Dn.
U 196* {dem I folgt) erhebt Einspruch: ,Item a tempus, hoc
tempus, oris pars capitis ... Et nota, quod quidam ydiote de
illa parte capitis solebant dicere timpus per i, quod sine dubio
nicbil est; dicatur ergo secure tempus per e et pro illa parte
capitis et in alia signiflcatione, ut in uoce nulla sit ibi differentia'.
*tinctiot in 1038, spätlat. im Sinne ,Taufe\ B 82, Ke 21, Psh 22,
mlat. auch ,da8 Färben, die Färbung (cotwr.y, vgl. 0 571, D.
ftypicare V 695 significare, C, Br, F 753.
ftypice V 545 ,i. e. figuratiue' loa. de Garl. Dictum, cap. 61 (bei Seh),
0 593 und I, vgl. ferner Q, P, C, D, Dn.
tipsana* V 365 dcts alte ptisana, tisana in spätlat. Bedeutung
.enthülste, aber erst zu zerstossende Gerste"" {vgl. die angeführte
Proverbienstelle und den von I citierten Vers , Cortice nudata
ptisanas nempe ordea dicas') und mlat. {D, Dn) Form, vgl. Isid.
Etym. IV 11, 6, Mone Am. III 186 f., DEW. I 415.
titulust lll 694 ,etiam dicitur nota, que causa breuitatis apponitor
dictionibus* U 199* und I, ,titulus eciam dicitur quedam nota
breuis, que dictionibus apponitur, que antiquitus apamisirma id
est superior tractus dicitur' Hn 29, ,apex, apices, litterae, titele'
Hd 195, vgl. ferner DEW. I 38, Mhd. Wb. s. u. titel, S I
24, 8—12, etc.
ftongus IV 615 phtliongtis, ,tonus componitur . .. hie syntonus, ni
i. e. totus tonus, quod etiam hie tongius, gii* 0 575,
tonitru* II 108 ux>x ualde tonans, F VI 115, Hüdebert S. Agnes
V 106, vgl De Mahumete 979.
ttonna I 1059, V 905 Tonne, Dg 111, DEW. I 417, C, Mhd, Wh.
s. u. tunne, etc.
torquesf I 455 = retorta {s. o.) ,ligamen tortum* führen U 200^
%md I als erste Bedeutung auf.
Glossarium. 467
tortus, a, umf IV 593 non rectus, prauus, frz. tort, Dg 54, DEW.
I 353 8. u. ritto und 1 419, C, Ecb. p. 149, vgl ü 200^ imd I
,hic tortus, us i. e. torsio (corrisio T) uel imniia*.
to turnt ni 941, VII 332 tunica, Hemde, vgl. zu VII 332.
trag^dia* VII 489 das traurige Ereigniss, ohne Bücksieht auf die
dramatische, ja in ausdrücklicher Betonung (490) der epischen
DarsteUtmgsform , vgl. P ,tragoe(iia erat quicquid luctuosis car-
minibus describebant antiqui ', 0 593 , tragoedia cannen luctuosum,
quia incipit a laetitia et finit in tristitia', Schenkl Orestis tra-
goedia p. 23, Scherer Gesch. d. d. D. im XL und XII. Jh. p. 17
Anm. 3, D, Dn. Dementsprechend wurden distichische Erzäh-
lungen mit heiterem Ausgang comoediae genannt, so der Querulus
und Amphitruo (ed. Osann), der Thraso (ed. H. Hagen in Jahns
Jahrb. 97, 711 ff), die Alda (ed. du Miril, Poesies ivdd. 1854) und
der Bahio ( Wright, Early mysteries p. 65 ff.)
transferre officium -f VI 34 sc. ad aliuin, ein Amt anderweitig
besetzen.
transflueref I 310, vgl. zu fluere und supersiUre.
transgredi imperiumt III 1092 ein Gebot überschreiten, rertuich-
lässigen, C, Buodl. p. 139.
♦transgressor VII 562 Frevler, K 75, Ke 23.
transiret HI 1186, V 1289, VI 3 redire, wie oft im Mlat.
transitio modif I 808.
transiliref neben der eigentlichen Bedeutung (II 526, IV 332) au^
^übertreffen' V 110.
transsumeref VII 621 gegenseitig vertauschen, nach Stat. Theb.
II 242.
tribulumfl 1064 Dreschflegel, DEW. 1 423, S II 627, 18, 686,32,
Altd. Bl. II 199, ,in8truinentum, quo fruges teruntur' ü 196^
und I, ,tribula : vleghele' i>* zur Stelle.
tribulusf (eigentlich siechender Dorn, Diestd IV 29, dann übertragen)
die lederne Geissei des Schulmeisters III 714.
tribunusf (III 48, 137 Stammoberhaupt) bezeichnet III 309 vne
pr^tor den iudex curiae, Oberrichter, Grafen, vgl. S I 293, 28
,tribu.nus crafo', Ysengr. äbbr. 134, 138, Lexer s. u. heimbürge,
Hd 188, C, Br, G, D, Dn.
*tricaret I 273, 284 drehen, hin und her wenden (Vulfj. Eclus.
XXXI I 15), daher romamsch und mlat. = flechten, bunt durch
einander schlingen, DEW. I 424 f., 444, Ch 34, D, Dn, C, Br;
ü 196^ und I erklären es ,deoipere uel impedire uel demorari,
item tricas capillorum facere'.
468
Qlossaritun.
triebt I 279 spirae, flechtenähnliche Windungen, vgl zum vorigen
Wort; 2>* zur Stelle ,trica i. e. deceptio nie, trica etiam flaminge
vlehte*, I sagt ,tricare .. est uerbum pertinens ad mulieres, que
tricant ormes suos, quos in tres partes diuisos subtiliter com-
plicant et inuoluunt, et hniusmodi inuolutio trica dicitur, quasi
tria capiens i. e. tres partes crinixim'; vgl. 0 472, 577, 591,
*triduanus, a, nm III 1015, VI 45.
♦triennis, e III 600, 623, K 129, Q.
ftrifurculare IV 611 mit drei, gdbelig sich verästenden Hörnern
schlagen, />* im Glossar ,trifurculo : drietackede '.
ftrilustris, e V 675.
*trinepti8 VII 9.
♦tripertire VI 191.
triplnmo* V 80, Q.
ftrisonus, a, um III 381 dreisprachig,
•tumba V 1273, VII 387, 529, Bk 131, DEW, I 416.
tunc bezeichnet sowohl das Nebeneinander als auch das Nach-
einander, tote das vom Dichter nicht gebrauchte (III 19) tum und
mhd. do, vgl I 303, 514, 836, 861, 893, 1045, II 59, 156, 229,
525, 585, 603, 608, 682, III 67, 246, 313, 397, 409, 513, 929, 1139,
IV 31, 241, 315, 341, 541, 597, 611, 653, 737, 781, 889, V 223,
293, 323, 435, 605, 711, 739, 985, 1130, VI 97, 135, 182, 201, 253,
353, 363, 425, 547 f., VII 11, 335, 341, 423 etc., Bk 131, DEW.
I 160 s. u. dune, JD, JDn und F VI 211 ,tunc interdum ordinem
rerum ac successionem in ipso tempore designaV.
tu au (-tem) I 928, vgl zur Stelle.
tutus, a, umf drückt neben der objectiven Bedeutung (I 76, V 1152,
1224, 1228, 1311) auch das subjective SicherheitsgefiM wie securus
aus, 1 43, IV 853, VII 629, auf der Grenze beider stehen V 107,
138, P , tutus : securus, et sine periculo', C.
tuadium VI 532, 534 pignus, DEW. I 194, ü 202^, I, C, Br,
G, D.
ualef I 438, V 450, 451, VI 408 vom Ankwnftsgruss (I 866 vom Ab-
sdiiedsgruss) , trotz Eberh. Grecismus (,Aue die ueniens de iure
ualeque recedens'), Ga I 205 (,Dioit aue ueniens salue ualeque
recedens*), Ü 203^ und I, die uale dem recessus, salue und aue
dem aduentus zuweisen, und Buodl. p. 328.
uel* hie und da (HI 1023, V 457, 713, VII 7, vgl -ue V 712) = et,
B 345, Psb 14, Leo im Index z. Ven. Fort. s. u, seu, Ke 134,
Georges"^, Bi*odl p. 328, etc.
uellus* VII 641 das Vliess der bewachsenen Erdoberfläche, nach
Vulg. Psalm. LXXI 6, Bk 133.
Glossarinm. 469
uendicare (I 90, 164, II 648, III 105, IV 979, V 441, 974, 1208,
VI 245, 529, Vn 642) wird von uindicare (Vn 308, 310, 606)
streng geschieden: jenes bedeutet ,tn Anspruch nehmen, sich zun
eignen', dieses ,rächen\ I ,uendico, as i. e. adqmrere, sed uindico
i. e. ulciscor*.
♦uonialis, e II 438, V 1026.
ueniairi ageref II 124 term, techn., venje tuon, ifuss fällig) um Ver-
zeihung bitten, vgl. Mhd. Wb., C, Br, Ruodl. p. 328.
♦uertebrum IV 81.
*ueruecinu8, a, um VI 117.
tuiari IV 38, 915; ich finde überaü {R 102, K 168, P, 0 612,
ü 204*, I, C, D, Dn etc.) nur uiare.
uice istaf diesmal IV 427, ebenso prim<; uicis V 1030, Dg 53,
DEW. I 440, Ruodl. p, 328.
*uilescere III 791, 1106, IV 551, VII 115, Bz I 27,
tuijlanus I 255, 990, V 1031, VI 19, etc. rusticus, DEW. I 443,
0 608, ^4, C, D, Dn.
uinculumt ^ 274 uolumen, Wimlung der Schlange, wohl nach
Aeneid. V 40H.
♦uiscosus, a, um IV 508.
uiuumf {in getcöhnlichem Sinne I 804, III 787, V 111) III 333 in
prägnanter Bedeutvmg == tumuUus, bellum.
ultrot VI 472, VII 271 sua, ttM spowte, U 209^ wnd I ,ultro i. e.
ultra uel sponte'.
♦unanimis, e I 1050, IV 772, V 967, Fsp 179, Psb 12*, O 17, 611.
unctum* III 453 adeps, R 109, A 57, C, etc,
unguentumf V 887 der Qualster.
unguis wird gern in formelhaften Wendungen gd>raucht:
ungue impresso III 324, V 505, aufs genatieste,
ungue infixo III 569, 811, aufs zäheste, ebenso
ungue (allein) I 208, TU. 431, 718, vgl. III 434.
tuobas II 99.
uocem Togare, petere, requirere, poscere, tenn. techn., {nach
gepflogener Berathung mit einem rechtskundigen Beistand, con-
silium) zur Begründung der Replik ums Wort bitteti {wie es
II 464 ff. und VI 468 ff. wirklich geschieht), lU 887, VI 420,
421, 450; vgl. uocem dare alicui jemand das Wort geben zur
Zeugnissablegung III 646, C, Br.
uotiuus, a, um* II 391 erwünscht, willkommen, Bk 137 ,ex uoto
oblatus\
uterf m 150, IV 82 Bauch, wie mnl. buutsed, D, E. Martin zu
Reinaert II 223.
47*' Glossarinm.
uterinnm dampnumf IV 888.
utpote* III 194, 819, V 1099 .ui, quomodo' (F VI 762), ,t(mq\Mm'
(I), ohne causaUn Nebensirm, vgl, Ind. zu T.
♦ntquid III 515, 734, IV 556, V 213, 507, VI 421, VII 155 cur, nach
dem griechischen tvtc rt, B 2'}3, K 147, Bk 111,
*unlnifer, a, um II 111.
fzirbus V 869 Aw Netz im Leibe (ital evrho, DEW. II 92) ,e8t
peUis, que tegit intestina' 2>^ zur Stelle, ,pingaedo inuoluens in-
testina' gl, hei C, vgl C, D, Dn, Seh 42.
♦zizania, orum VII 617, B 247, K 93.
Druckfehler.
p. IV Anm. 1 lies euraiv statt gesperrt.
p. X Anm. Ahm de ViUa Dei.
p. 17, I 202 fehlt am Schlnss das Oänsefüsschen.
p. 52 Z. 3 V. XL. lies VII 192 statt IV 742.
p. 143 Z. 7 y. u. lies Ocawphaa statt BaUbum.
Halle a. S., Bachdrackerei des Waisenhanses.